„Der Garten der Harfe“

von Elena Eden

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Bibliographische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. März 2022
Verlag: Selfpublishing
ISBN: 9798430043360 (Taschenbuch bei amazon.de)
9783754336823 (Gebundene Ausgabe Buchhandel)
Seitenanzahl: 384 Seiten

https://elena-eden-autorin.de/der-garten-derharfe/

Klappentext:
„Nach einem fürchterlichen Streit mit ihrem Bruder verlässt Maria im Jahr 1990 Hals über Kopf die Familienvilla am Wannsee in Berlin und setzt sich nach Irland ab. Sie trotzt widrigen Schicksalsschlägen und schafft sich auf der grünen Insel eine neue Existenz als Bildhauerin. Rund drei Jahrzehnte später nimmt ihre Nichte Larissa die Spur der Abgetauchten auf. Was als harmlose Urlaubsreise geplant war, entwickelt sich zu einer mitreißenden Suche durch die exotischen Gärten von Irland. Der jungen Ärztin bietet ein kunstvernarrter Architekt bei den Nachforschungen Hilfe an. Im berühmten Mauergarten von Kylemore Abbey, mitten in der rauen Landschaft von Connemara, hofft Larissa auf den entscheidenden Hinweis.Am Ende kommt ein Familiengeheimnis ans Licht, das tief in die deutsch-irische Geschichte zurückreicht. Hat Larissa die Kraft, durch die Wahrheit ihr altes Leben loszulassen, um wie einst ihre Tante Maria das eigene Lebensglück zu suchen?“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar in Form eines Taschenbuchs zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

-Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Der Garten der Harfe“ ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen von Verlusten, großen Geheimnissen und Neuanfängen erzählt und größtenteils in Irland und Berlin spielt.

Im Jahr 1990 verlässt Maria nach einem Streit mit ihrem Bruder von einem Tag auf den anderen die Familienvilla in Berlin und flüchtet nach Irland. Dort schafft sie es, sich mit viel Beharrlichkeit ein neues Leben aufzubauen.
Fast 30 Jahre später bricht Marias Nichte Larissa zu einer Urlaubsreise nach Irland auf und nimmt dort die Spur ihrer vermissten Tante auf. Diese Spur führt sie durch geheimnisvolle und verwunschene Gärten der ‚Grünen Insel‘ und sie lernt den kunstliebenden Architekten Alexander kennen und lieben.
Doch die Suche nach ihrer Tante und der Wahrheit reißt in ihrer Familie alte Wunden auf und Larissa steht vor einer großen Entscheidung, die ihr komplettes Leben verändern könnte.

Im August 2020 habe ich mit großer Begeisterung den Debütroman „Der Garten unter dem Eiffelturm“ von Elena Eden gelesen.
Ende März 2022 fragte mich die Autorin, ob ich auch gerne ihren zweiten Roman lesen und rezensieren möchte. Nach dem Blick auf den Klappentext war mein Interesse sofort geweckt, da ich Irland sehr liebe und auch Bücher über Gärten gerne lese. Auch das wunderschöne und stimmige Cover machten mir direkt Lust auf die Geschichte.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autorin Elena Eden für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar und die wunderschöne Signierung.

„»Nur wenn du dir deiner Vergangenheit bewusst bist, und dazu musst du sie kennen, nur dann kann es eine unbeschwerte Zukunft für dich selbst geben …«“

[S. 261, Z. 14 – 16]

Maria und Larissa sind die beiden Hauptfiguren des Romans. Sie sind Tante und Nichte und sie Beide werden von ihrer Vergangenheit und der Suche einer Zukunft angetrieben.
Maria, welche schon immer ihren eigenen Kopf hatte und sich von ihren Eltern nicht gerne etwas vorschreiben lässt. Sie ist so ganz anders als ihr strebsamer Bruder und liebt ihre erkämpfte Freiheit. Doch zu ihrer Mutter verbindet sie ein vertrauensvolles Band. Als sie 1990 nicht nur Berlin, sondern auch Deutschland verlässt, baut sie sich mit viel Entschlossenheit und Mut wieder ein neues Leben auf. Auch wenn sie immer wieder hinfällt, steht sie wieder auf und lässt sich nicht unterkriegen. Marias offene und ehrliche Art war mir direkt sympathisch, zudem macht sie eine glaubhafte und authentische Entwicklung durch.
Larissa, Marias Nichte, macht sich 2019 zu einer Urlaubsfahrt nach Irland auf. Sie ist Ärztin und die nächste Stufe der Karriereleiter ist in greifbarer Nähe. Doch so richtig scheint sie in ihrem Leben noch nicht angekommen, sie ist noch immer auf der Suche nach sich selbst und der großen Liebe. Zudem treiben sie eine unbändige Neugier und ein großer Ehrgeiz an, nicht nur Neues zu entdecken, sondern auch die Vergangenheit ihrer Familie aufzudecken, auch wenn sie damit ihren Vater gegen sich aufbringt. Ich mochte Larissas direkte Art sehr gerne und auch, dass sie immer wieder über sich hinaus wuchs und sie sich ihren Ängsten gestellt hat.
Alexander ist ein Mann, welcher Kunst sehr schätzt und seine Heimat Irland liebt. Anfangs wirkt er sehr undurchsichtig, im Laufe der Geschichte entwickelt er sich für Larissa zu einem Fels in der Brandung und bringt die Geschichte weiter voran. Ein wundervoller Charakter, den man einfach gerne haben muss.
Auch die Charaktere, die nicht im Zentrum der Geschichte stehen, haben mich mit ihrer glaubwürdigen Zeichnung überzeugt. Alle Figuren agieren lebendig und authentisch und bringen einen unverwechselbaren Charme in die Geschichte. Der ein oder andere Charakter brachte mich zum Schmunzeln, andere hingegen ließen mich erstaunt und teils betroffen zurück. Eine perfekte Mischung an Figuren, die im Herzen bleiben werden.

Die Handlung des Buches teilt sich in zwei Erzählstränge. Es beginnt mit der Handlung im Jahr 2019, als Larissa nach Irland reist. Hier wird die Geschichte in der Ich-Form aus Larissas Sicht beschrieben, was dazu führte, dass ich ihr und ihren Gedanken sehr nahe kam und ihr oft nachfühlen konnte.
Der zweite Handlung beginnt 30 Jahre zuvor. Hier spielt Marie die Hauptrolle, allerdings wird die Geschichte nicht aus ihrer direkten Sicht beschrieben. Trotzdem konnte ich mich in ihre Geschichte einfühlen.
Dadurch, dass die zweite Handlung auf die erste Handlung zuläuft, wurde Spannung aufgebaut und ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen.
Der flüssige und detaillierte Sprachstil von Elena Eden ließ auf keiner Seite Langeweile aufkommen und ich konnte vollständig in diese wunderschöne Geschichte abtauchen.
Eine Geschichte, die davon erzählt, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, aber auch seinen Weg im Leben zu finden und die Zukunft vor Augen zu haben.

Wie in ihrem Debütroman „Der Garten unter dem Eiffelturm“ hat sich Elena Eden wieder Gärten und deren Geschichten angenommen – diesmal verschiedenen Gärten in Irland. Diese beschreibt sie mit so viel Wissen und Gefühl, dass es sich anfühlte, als wäre ich gerade in diesen Gärten auf Entdeckungsreise. Somit ist auch dieser Roman ein kleiner Reiseführer, der zu den schönsten Gärten Irlands führt und deren spannende Geschichten erzählt.
Aber auch zu der Geschichte Irlands hat Elena Eden akribisch recherchiert und zeigt damit die sagenhafte Kultur der ‚Grünen Insel‘.
Das Buch hat eine eigene Musik-Playlist und damit einen Soundtrack, da in der Geschichte verschiedenste Musikstücke (vor allem Harfen-Stücke), eine große Rolle spielen. Damit wurde die Stimmung des Buches sehr intensiv und ich konnte mich völlig in die Geschichte fallen lassen.
Mit einer ausführlichen Zusammenstellung der Gärten, die in der Geschichte vorkommen, endet das Buch „Der Garten der Harfe“ und damit ein wunderbares und lehrreiches Lesevergnügen. Danke liebe Elena Eden.

Fazit: Während des Lesens spielte sich ein farbenfroher und intensiver Film in meinen Kopf ab. Tolle Charaktere und die wunderbaren Beschreibungen der Gärten, Landschaften und Menschen bescherten mir wunderbare Lesestunden und viel neues Wissen. Absolut lesenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Lied des Waldes“

von Klara Jahn

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. März 2022
Verlag: Heyne Hardcover
ISBN: 978-3-453-27368-9
Seitenanzahl: 384 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Das-Lied-des-Waldes/Klara-Jahn/Heyne/e591595.rhd

Klappentext:
„Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst ist sie entfremdet. Die Kindheitserinnerungen in dem alten Forsthaus und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe überwältigen Veronika – da entdeckt sie alteAufzeichnungen über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat. In Annas Geschichte findet sie Trost und Inspiration, und es entwickelt sich ein besonderes Band zwischen den beiden Frauen, denen derselbe Ort durch die Zeiten hindurch Kraft gibt.“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise über das ‚Bloggerportal‘ vom Heyne-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Lied des Waldes“ von Klara Jahn ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen vom Umgang und Lernen des Menschen mit dem Wald erzählt.

Als Veronika nach dem Tod ihrer Mutter ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald betritt, möchte sie es eigentlich nur so schnell wie möglich wieder verlassen und verkaufen. Ihre Vergangenheit liegt weiter hier und eine neue Zukunft muss geplant werden: Ihr Ehe liegt in Scherben und auch beruflich ist alles aus und vorbei.
Doch das Haus bringt in ihr viele Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend wieder hoch. Veronika findet in ehemaligen Zimmer ihre damaligen Aufzeichnungen zu Anna Stromer, welche sich im 14. Jahrhundert für den Schutz des Waldes eingesetzt hat.
Als sie dann auch noch ihrer Jugendliebe gegenüber steht, erinnert sich Veronika zurück an eine unbeschwerte Zeit und an ihre damaligen Träume und Wünsche ihres Lebens. Doch was ist davon geblieben?

Vor etwa einem Jahr erschien der erste Roman von Julia Kröhn unter dem Pseudonym Klara Jahn „Die Farbe des Nordwinds“, welchen ich mit großer Begeisterung gelesen habe.
Julia Kröhn gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen, da sie mich mit ihren vielfältigen und akribisch recherchierten Geschichten und ihrer bildhaften Sprache immer wieder überzeugen und begeistern kann. Deshalb wollte ich auch unbedingt ihr neues Werk „Das Lied des Waldes“ lesen und fragte es im ‚Bloggerportal‘ an.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Heyne für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

Das Buch erzählt zwei Geschichten, von denen die eine im Jetzt spielt, die andere im 14. Jahrhundert.
Im Jetzt spielt Veronika die Hauptrolle: Ihre Tochter gerade in die weite Welt gezogen ist und beruflich und in ihrer Ehe ging es plötzlich steil bergab. Es ist nicht viel von der jungen Frau geblieben, welche damals den Ort und die Menschen ihrer Kindheit hinter sich gelassen hat und sich in Frankfurt ein neues Leben aufgebaut hat – fernab des Waldes.
Doch mit den Erinnerungen ist es so eine Sache, sie holen Veronika schneller ein, als ihr lieb ist. Dazu trägt auch ihre Jugendliebe bei, welchem sie nach Jahren plötzlich wieder gegenüber steht. Beide sind von ihren unterschiedlichen Leben gezeichnet.
Mir hat Veronikas authentische Entwicklung sehr gefallen. Anfangs ist sie wenig greifbar, doch je mehr ich über ihre Vergangenheit erfahren habe, desto erkennbarer wurden ihre Beweggründe und auch wie sie zu dem Menschen geworden ist, der sie nun ist.
Auch Martin, Veronikas Jugendliebe, empfand ich sehr lebensecht gezeichnet. Der plötzliche Verlust von Veronika hat ihn sehr gezeichnet und es fällt ihm schwer, wieder Vertrauen zu ihr aufzubauen. Martins Charakter hat mir mit seiner etwas melancholischen, aber ruhigen Art sehr gefallen.
Meine Lieblingsfigur in diesem Buch spielt aber im zweiten Erzählstrang, welcher im 14. Jahrhundert angesiedelt ist, die Hauptrolle: Anna Stromer. Sie lernt der Leser/ die Leserin als junges Mädchen mit große Visionen kennen, dazu besitzt sie Pioniergeist und passt damit nicht so richtig in die Konventionen ihrer Zeit. Anna muss immer wieder schwierige Situationen meistern, ihr Leben ist von Anfang von schweren Verlusten gezeichnet, doch sie gibt sich und ihre Träume nicht auf. Sie ist eine so starke, unvergessliche Figur,
Eine intensive Verbindung, welche auch von einer alten Eiche in der Nähe des Elternhauses von Veronika Eltern getragen wird, eint Veronika und Anna, auch wenn zwischen ihren Leben fast 600 Jahre liegen. Veronika wird als junges Mädchen auf Anna Stromers Lebensgeschichte aufmerksam und beginnt diese niederzuschreiben. Erst Jahrzehnte später, fallen ihr diese Aufzeichnungen wieder in die Hände.
Im Laufe der beiden Handlungen kommen noch einige Charaktere hinzu, welche mich alle mit ihrer authentischen Charakterzeichnung, ihren Geschichten und Biografien überzeugen konnten. Einige der Figuren im Erzählstrang, welcher im 14. Jahrhundert angesiedelt ist, sind historisch belegt, die Figuren der Gegenwart fiktiv. Somit verbindet Klara Jahn geschickt Vergangenheit mit der Gegenwart und Fiktion mit Historie.

Klara Jahn hat einen sehr bildhaften und lebendigen Sprachstil, welcher mich von der ersten Seite an für die Geschichte begeistern konnte. Sie beschreibt den Wald und dessen besondere Atmosphäre so eindrücklich, dass ich das Gefühl hatte, im Wald zu sein, ihn zu riechen und zu hören.

»Das Lied des Waldes sollte dir keine Angst machen«, sagte die Frau mit rauer Stimme. »Es klingt nicht immer schön, doch es ist immer echt. Der Wald lügt nicht, es heißt, man verliere den Verstand, wenn man zulange allein im Wald ist. Ich jedoch glaube, man findet den Verstand nur in der Stille.«

[S. 59, Zeile 9 – 14]

Die Handlung des Buches setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen, bei denen die Verbindung in den ersten Kapiteln erst mal nicht greifbar ist. Nach und nach setzt sich aber die Verbindung und die Geschichten der beiden Hauptfiguren zusammen und ergeben ein ganzes Bild.
Der Wald und seine Geschichte spielen in „Das Lied des Waldes“ eine große Rolle: Klara Jahn zeigt, wie sich das Verhältnis vom Menschen zum Wald im Laufe der Jahre verändert hat und wie aus dem wilden Wald ein Forst wurde. Der Mensch formte und formt den Wald immer mehr nach seinen Bedürfnissen, bewirtschaftet und prägt ihn mit Monokulturen. Mit ihrem Buch zeigt sie, dass die Menschheit hier wieder umdenken muss und es auch mittlerweile Tendenzen dazu gibt.
Auch die Errichtung der ersten Papiermühle durch Annas Vater im Jahr 1390 und den damit einhergehenden Siegeszug des Papiers, nimmt Klara Jahn gekonnt in ihre Handlung mit auf.
Diese Hintergründe zu ihrem Roman hat die Autorin wunderbar recherchiert und lässt den Leser/ die Leserin nach dieser Lektüre den Wald mit anderen Augen sehen.

Fazit: „Das Lied des Waldes“ ist ein Buch, welches mir sehr viel Freude bereitet hat. Klara Jahn beschreibt die Lebenswege ihrer Protagonisten lebhaft und zeichnet die wechselvolle Geschichte des Waldes sehr atmosphärisch nach. Unbedingt lesen, es lohnt sich.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Unter dem Schnee“

von Katrin Burseg

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Erschienen am 04. Oktober 2021 im Diana-Verlag

ISBN: 978-3-453-29222-2

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unter-dem-Schnee/Katrin-Burseg/Diana-Verlag/e554009.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Diana-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
„Schloss Schwanenholz, Ende Dezember 1978: Fünfzig Jahre führte Luise von Schwan die Baumschule auf dem Gut an der Ostsee mit strenger Hand. Nun wird die Gräfin beerdigt. Doch als die Trauerfeier beginnt, fegt ein heftiger Schneesturm über das Land. Bevor das Familienanwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, trifft ein ungebetener Gast aus Frankreich ein. Wer ist die geheimnisvolle Frau, die behauptet, Luises Tochter zu sein? Und hat Luise tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter auf dem Gut ausgebeutet? Fünf Tage, in denen die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert wird. Fünf Tage, die das Schweigen beenden, das sich jahrzehntelang über alles senkte wie Schnee.“

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Das Buch „Unter dem Schnee“ von Katrin Burseg spielt zwischen den Jahren 1978/1979 zur Zeit der Schneekatastrophe in Norddeutschland und zeigt, wie jahrzehntelang gehütete Geheimnisse eine Familie emotional trennen können.

Es ist der 28. Dezember 1978: Luise von Schwan, welche über mehrere Jahrzehnte eine Baumschule auf dem Familiengut an der Ostsee führte, ist verstorben.
Schon während der Beerdigung braut sich ein Unwetter unvorstellbaren Ausmaßes zusammen: Ein Schneesturm tobt mehrere Tage über das Land. Luises Familie erreicht noch knapp das Familienanwesen, kurze Zeit später sind sie durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten – zusammen mit der Köchin Isa und einer unbekannten jungen Frau namens Aimée aus Frankreich. Als diese behauptet, dass sie die gemeinsame Tochter von Luise und einem Zwangsarbeiter ist, holen die Familie jahrzehntelang gehütete Geheimnisse ein und stellen die Welt aller auf den Kopf. Emotional voneinander getrennt, nährt sich die Familie langsam wieder an und bricht das Schweigen.

Mitte September bekam ich vom Diana-Verlag eine Email, in der mir das Buch „Unter dem Schnee“ von Katrin Burseg vorgestellt wurde. Nach lesen des Klappentexts und auch durch das wunderbare, stimmige Cover, war meine Neugier direkt geweckt. Katrin Burseg hat mich schon mit den Büchern „Die Rebellin des Papstes“ (2010) und „Der Sternengarten“ (2013) mit ihrer sehr bildhaften Sprache und interessanten Geschichten begeistert.
Ich fragte direkt ein Rezensionsexemplar an und bekam es dann Ende September zugeschickt. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Diana-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung bedanken.

Die Anzahl der Figuren in diesem Buch sind sehr überschaubar, ganz im Gegensatz zu der Tiefe der Psyche der einzelnen Figuren. Immer wieder wurde ich überrascht, wie und weshalb die Personen agieren.
Als eine der ersten Personen lernen wir die Köchin Isa kennen. Mit Luise verband sie mehr als ein reines Dienstverhältnis – die Beiden konnten sich immer blind vertrauen. Nun droht Isa an dem Verlust von Luise zu zerbrechen. Es ist nicht der erste Verlust, den sie zu bewältigen hat. Isa ist mir mit ihrer offenen, aber auch so verletzlichen Art sehr schnell ans Herz gewachsen.
Klementine, Luises jüngere Schwester, ist ein Charakter, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Was hat diese Frau alles erlebt und durchgemacht. Doch all das Erlebte macht sie größtenteils mit sich selbst aus. Erst nach und nach erfährt ihre Familie, und damit auch der Leser, was in ihrem Leben alles passierte.
Carl und Johann, Klementines Söhne und die Erben der Baumschule, könnten unterschiedlicher nicht sein: Carl ist ein Hitzkopf, er liebt die Klarheit der Zahlen und nimmt auf die Gefühle seiner Mitmenschen keinerlei Rücksicht. Johann dagegen flüchtet sich gerne in die Welt der Bücher, er liebt die Bäume der Baumschule und setzt sich intensiv für den Naturschutz ein. Während ich Johann von Anfang mit seiner etwas schusseligen Art sehr mochte, stieß mich Carls egozentrisches Verhalten sehr ab.
Carolin, Johanns fünfzehnjährige Tochter, probt den Aufstand. Mitten in der Pubertät und ohne Mutter, muss sie ihr Leben leben. Eine große Stütze ist ihr dabei die Köchin Isa, die immer ein offenes Ohr für sie hat und ihre Liebe zu dem fast gleichaltrigen Niki (ein liebenswerter Chaot).
Sybille, eine Journalistin, die von Luise beauftragt wurde, die Chronik des Familienbetriebes zu schreiben, ist tief in die Geheimnisse der Familie von Schwan eingedrungen. Als sie mit den anderen Personen von der Außenwelt abgeschnitten wird, spielt sie mit ihrer Neugier, aber auch mit ihrer Ausgeglichenheit eine große Rolle.
Aimée, die junge Französin hat mich mit ihrer Geschichte sehr bewegt. Ein zutiefst verletzter aber auch kämpferischer Charakter. Ihr und ihrem Vater wurde im Leben nichts geschenkt, sie mussten immer wieder für sich und ihre Ziele kämpfen. Dabei hat Aimée ihr Herz am rechten Fleck behalten und ist selbstlos für andere da.
Auch wenn die eigentliche Hauptfigur des Buches nicht mehr direkt zu Wort kommt, ist sie doch die vielen Erzählungen und Erinnerungen der anderen Charaktere immer präsent: Luise von Schwan. Ihr Leben war nicht leicht, sie musste viele Rückschläge hinnehmen und sich in einer von Männern beherrschten Welt durchsetzen.
Wie bereits erwähnt, hat mich die Tiefe der Charaktere äußerst beeindruckt. Sie entwickeln sich authentisch, machen Fehler und gestehen sich diese auch ein. Mit Charakteren, die Ecken und Kanten haben, hat Katrin Burseg lebensechte und authentische Figuren geschaffen, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Ihre Geschichten und Erlebnisse haben sie zu den Menschen werden lassen, die sie sind.

Katrin Burseg hat eine ganz wunderbare und bildhafte Sprache. Schon ab der ersten Seite konnte sie mich für die Geschichte begeistern, die sich auf 400 Seiten erstreckt und auf 51 Kapitel aufteilt. Die Kapitel setzten abwechselnd den Schwerpunkt auf einen der Charaktere. Hier erfährt man viel aus der jetzigen Situation der Figur, aber auch über ihre Geschichte. Viele Erlebnisse ließen mich mit einer Gänsehaut zurück und es kam auf keiner Seite Langeweile auf.

Den Hintergrund des Romans „Unter dem Schnee“ bildet die Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978. Fünf Tage dauerte der Schneesturm an, machte Autobahnen unpassierbar, sorgte für meterhohe Schneeverwehungen und schnitt ganze Ortschaften von der Außenwelt ab. Die Temperaturen waren im zweistelligen Minusbereich und allein in der BRD starben 17 Menschen an den Folgen der Katastrophe. Viele, vor allem landwirtschaftliche Betriebe erlitten hohe Verluste, aber auch Privatpersonen waren Geschädigte des Unwetters. Eine Koordinierung der Hilfe war anfangs nicht möglich – zum einen waren die Telefonleitungen unterbrochen, zum anderen gab es keine gemeinsamen Funkfrequenzen zwischen Gemeinden, Hilfsorganisationen, Bundeswehr und Stromversorgern. Erst Tage später konnte den eingeschlossenen Menschen und Tieren geholfen werden.
Katrin Burseg hat eigene Erinnerungen an diese Schneekatastrophe, welche sie zu diesem Roman inspiriert haben: Mit ihrer Familie war sie zu dieser Zeit mehrere Tage eingeschneit.
Mit viel Leidenschaft erzählt sie diese Geschichte und fängt auch das Bedrohliche des Sturms und der Schneemassen ein. Bei einigen Szenen und Beschreibungen wurde es mir richtig kalt und ich konnte den tobenden Wind vor den Fenstern hören und spüren.
Geschichtlich arbeitet der Roman die Zwangsarbeit im Dritten Reich auf. In wie vielen deutschen Unternehmen damals Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen beschäftigt waren, lässt sich nicht mehr sagen, aber die Aufarbeitung hat, wenn auch spät, begonnen. In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin näher auf dieses Thema ein. Spannend finde ich auch die Geschichte, wie es den Kindern von Zwangsarbeitern/ Zwangsarbeiterinnen mit Deutschen erging. Diese hatten ein schweres Los und wurden gesellschaftlich geächtet – die Beziehungen waren auch strengstens verboten.
Ein weiteres geschichtliches Thema ist die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten (hier Pommern). Unter schrecklichsten Entbehrungen und Verlusten gelang nur wenigen Menschen die Flucht. In ihrer neuen Heimat angekommen, machten es ihnen die Gesellschaft auch nicht leicht, sich zu integrieren.
Aber auch den Wahnsinn des zweiten Weltkrieges, die anfängliche Euphorie und das böse Erwachen lässt Katrin Burseg gekonnt in ihre Handlung einfließen.
Die große Bandbreite der geschichtlichen Themen und wie die Autorin Geschichte mit Fiktion verbindet, haben mich sehr begeistert. Katrin Burseg hat ganz intensiv und akribisch recherchiert und ein authentisches Bild der verschiedenen Zeiten und der jeweiligen Gesellschaft gezeichnet.
Ein Stammbaum von der Familie von Schwan am Ende des Buches rundet dieses, für mich ganz wunderbare Buch perfekt ab. Ich habe keinerlei Kritikpunkte und werde immer wieder gerne zu den Büchern von Katrin Burseg greifen.

Fazit: Dieses Buch ist ein Highlight. Mit viel geschichtlichen Wissen und ganz wunderbar tief gezeichneten Charakteren hat Katrin Burseg ein Buch geschaffen, welches mich die Zeit vergessen lies. Ich bin völlig in diese spannende, aber doch eher ungewöhnlichen Geschichte abgetaucht. Unbedingt lesen!

*Kennzeichnung, da Produktnennung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst – dieser Artikel muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Haus der Libellen“

von Emma Behrens

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Erschienen am 16. Juli 2021 im DuMont-Verlag
ISBN 978-3-8321-6543-7


https://www.dumont-buchverlag.de/buch/kb-behrens-haus-der-libellen-9783832165437/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom DuMont-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – dieser Artikel ist deshalb als Werbung gekennzeichnet.
– Ich habe für dieser Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
Nach Jahren kehrt die 28-jährige Sophie an den magischen Ort ihrer Kindheit zurück, die alte Villa der Nachbarsfamilie von Gutenbach. Hier verbrachte sie früher jede freie Minute mit den ätherisch-schönen Geschwistern Noah und Emilia. Mit siebzehn wurden Noah und sie ein Paar, und Sophie erlebte ihre glücklichste Zeit – bis Noah fünf Jahre später von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwand. Nun führt ein Brief Sophie zurück in das geheimnisvolle Haus, in dem Emilia nach dem plötzlichen Tod der Eltern allein wohnt: Noah ist erneut verschwunden, und seine Schwester bittet Sophie um Unterstützung. Sophie zögert, zu sehr schmerzt Noahs Verrat; dann allerdings sagt sie zu, schließlich war Emilia einst wie eine Schwester für sie. Aber die rätselhafte Schöne verhält sich seltsam, gibt sich wortkarg und verbringt die meiste Zeit mit ihrer Libellenzucht im exotischen Dschungellabor, das sie im Keller der Villa eingerichtet hat. Sophie ahnt, dass Emilia ihr etwas verschweigt. Doch ob mit oder ohne deren Hilfe: Sophie muss Noah finden. Vielleicht kann sie so endlich mit der Vergangenheit abschließen. Mitreißend, sinnlich und schillernd erzählt Emma Behrens eine Geschichte voller Spannung und großer Gefühle.“

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Das Buch „Das Haus der Libellen“ erzählt die Geschichte der jungen Sophie, die nach Jahren in die Villa der Nachbarsfamilie zurückkehrt und sich dort den Geistern der Vergangenheit stellen muss.

Fünf Jahre sind vergangen, seit Noah von Gutenbach die junge Sophie von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Diesen Verlust trägt Sophie noch immer schwer mit sich herum und konnte ihn noch immer nicht überwinden. Sie fragt sich, warum es passierte und kann sich keiner neuen Liebe öffnen.
Als sie einen Brief von Noahs Schwester Emilia erhält und erfährt, dass Noah nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern verschwunden ist und Emilia ihre Hilfe benötigt, macht sich Sophie von Freiburg aus auf den Weg zurück an den Ort ihrer Kindheit. In der Villa der Familie von Gutenbach, kommen die Erinnerungen an ihre Kindheit, ihre Jugend und an ihre Liebe zu Noah zurück. Doch so schmerzhaft diese Erinnerungen auch sein mögen – Sophie muss sich ihnen stellen.
Emilia hat sich von der Außenwelt abgeschottet und verbringt viel Zeit in ihrem eigens eingerichteten ‚Libellenlabor‘ im Keller der Villa. Auch wenn Sophie ahnt, dass Emilia ihr etwas verschweigt, macht sie sich auf die Suche nach Noah und gerät, zusammen mit ihrem ehemaligen Schulkameraden Manuel, in den Strudel der Vergangenheit.

Anfang Juli 2021 bekam ich auf Instagram eine Anfrage des DuMont-Verlags, ob ich Interesse an einem Vorab-Exemplar des Debütromans „Das Haus der Libellen“ von Emma Behrens hätte. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse an diesem Buch direkt geweckt: Vergangenheit, magisch-mystischer Ort und große Gefühle – alles Schlagworte, die mich dieses Buch lesen lassen wollten. Und auch das wunderschöne Cover verzauberte mich.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim DuMont-Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar und auch den wundervollen Brief als Goodie bedanken.

Sophie wächst in einem kleinen Haus neben der herrschaftlichen Villa der von Gutenbachs auf. Ihre Mutter ist sehr in sich zurückgezogen, ihr Vater arbeitet viel. Als die Familie von Gutenbach in die Villa zieht, kommt Sophie in den Kontakt mit Noah und Emilia – die beiden üben auf Sophie eine starke Anziehungskraft aus. Auch wenn das Leben der beiden Geschwister nach außen hin perfekt scheint, sind sie durch die fehlende Aufmerksamkeit ihrer Eltern zutiefst verletzt. Sophie schließt sich diesem Geschwisterpaar an und wächst Seite an Seite mit ihnen auf. Aus der Freundschaft zu Noah entwickelt sich eine ungesunde Liebe, die für Sophie im absoluten Fiasko endet.
Fünf Jahre nach dem Ende der Beziehung mit Noah, erreicht Sophie dann der Brief von Emilia – und sie macht sich sofort auf den Weg, um Noah und Emilia zu helfen. Daran wird ersichtlich, dass Sophie noch absolut nicht mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat. Sie ist ein zutiefst verunsicherter Mensch, sie hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, ist aber stets loyal und hat das Herz am rechten Fleck.
Die Hauptfiguren des Buches bilden Sophie, Noah und Emilia, welche mich alle drei absolut überzeugt haben. Sie sind authentisch gezeichnet, haben ihre Stärken, aber vor allem auch Schwächen. Emma Behrens erzählt die Geschichte durch Sophies Augen, deshalb kam ich ihr während des Lesens sehr nahe und konnte ihre Ängste, ihre Verzweiflung, aber auch Freude spüren. Ich nahm ihre Geschichte durch diese Erzählperspektive sehr intensiv wahr.
Noah und Emilia sind, wie oben schon erwähnt, sehr verletzte Figuren. Ihre Eltern begeben sich immer wieder auf Geschäftsreisen, die Beiden bleiben zurück und werden von Kindermädchen groß gezogen. Sie haben nie ein glückliches Familienleben vorgelebt bekommen und da fällt es Beiden schwer, Beziehungen einzugehen und sich und andere zu achten. Auch diese beiden Figuren und ihre Geschichten kamen mir sehr nahe, auch wenn sie eigentlich als Charaktere sehr unnahbar sind. Emilia, die in ihrer Libellenzucht aufgeht und sich dort ein großes Wissen angeeignet hat und doch immer exzentrisch rüber kommt und Noah, der in die Fußstapfen seines Vaters treten soll und launisch und verschlossen wirkt. Sie sind nicht glücklich – und das spürt man auf jeder Seite.
Manuel, der Gärtner der Villa und ehemaliger Schulkamerad von Sophie, Noah und Emilia war für mich der Sympathieträger in dieser Geschichte. Auch wenn er selbst an seiner Vergangenheit schwer zu tragen hat, gibt er sich selbst nicht auf und wird eine große Stütze für Sophie.
Das Ehepaar von Gutenbach hat zwar immer nur kleinere Auftritte – sympathisch sind sie allerdings eher weniger. Trotz allem fand ich auch diese Figuren sehr interessant gezeichnet.
Alle Figuren in diesem Buch haben mich vollends überzeugen können. Es sind interessante, spannende und authentische Charaktere, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde.

Das Buch ist so aufgebaut, dass ein Kapitel immer in der Gegenwart spielt, das nächste dann in der Vergangenheit von Sophie. Dabei bildet das zweite Kapitel die am längsten zurückliegende Zeit – es wird gezeigt, wie sich die drei kennengelernt haben. Später erfährt der Leser/ die Leserin dann einiges über ihre Jugend und wie Noah und Sophie dann ein Paar wurden.
Der Erzählstrang der Vergangenheit läuft dann dem Erzählstrang der Gegenwart entgegen, Stück für Stück lösen sich so die Geheimnisse.
Dadurch, dass die Autorin die „Ich-Erzählweise“ gewählt hat und man dadurch die Geschichte durch Sophies Augen erzählt bekommt, kam ich sofort in der Geschichte an. Es entwickelte sich direkt eine Art Sogwirkung und ich wollte das Buch teilweise gar nicht mehr aus der Hand legen.
Emma Behrens hat auf keiner Seite Langeweile aufkommen lassen, auch wenn sie beispielsweise die Villa detailliert beschreibt. Durch viele Dialoge wirkt die Geschichte und ihre Charaktere sehr lebendig, auch wenn die Gesamtstimmung insgesamt eher melancholisch ist.
Ihr wunderbarer, einfühlsamer und gehobener Sprachstil machten das Buch für mich zu einem wahren Lesevergnügen.

Das große Thema in diesem Buch ist, wie Sophie sich ihrer Vergangenheit stellt und auch versucht, ihre emotionale Abhängigkeit von Noah abzustreifen – auch wenn es sie immer wieder Kraft, Wut und Tränen kostet. Und es wird klar, wie sehr die Kindheit das weitere Leben eines Menschen prägt.

Fazit: Ein sehr starker Debütroman, der für mich keine Wünsche offen lies. Interessante Charaktere, spannende Handlung und ein wunderbarer Sprachstil. Dieses Buch lege ich euch wirklich sehr ans Herz – unbedingt lesen!

*Das Buch habe ich freundlicherweise als kostenloses Rezensionsexemplar vom DuMont-Verlag bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst, muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Farbe des Nordwinds“

von Klara Jahn

Erschienen am 08.März 2021 im Heyne-Verlag als Hardcover
ISBN: 978-3-453-27313-9
https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Die-Farbe-des-Nordwinds/Klara-Jahn/Heyne/e573627.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich als kostenloses Rezensionsexemplar (Leseexemplar) vom Heyne-Verlag erhalten. Ich habe für diese Rezension keinerlei finanzielle Gegenleistungen seitens des Verlages oder der Autorin bekommen. Diese Rezension spiegelt mein persönliches Lese-Empfinden wieder.
– Alle angeführten Zitate beziehen sich auf die Seitenzahn der gedruckten Ausgabe.

Das Buch „Die Farbe des Nordwinds“ von Klara Jahn ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen auf den Halligen in der Nordsee spielt und von Neuanfängen und der Suche nach Heimat erzählt.

„Die Farbe des Nordwinds“
von Klara Jahn
Coverrechte: Heyne-Verlag

Das Buch beginnt mit dem Erzählstrang im „Damals“:
Hier schreibt ein Mann, welcher Ende des 18. Jahrhundert auf der Hallig geboren wurde und dort ein entbehrungsreiches Leben führt. Nach dem Tod der Eltern verlässt er die Hallig und damit auch seinen jüngeren Bruder und geht aufs Festland. Dort genießt der begabte Junge eine gute Ausbildung. Jahre später kehrt er als Lehrer zurück, kommt aber nicht mehr richtig in seiner Heimat an. Die Menschen der Hallig, auch sein Bruder, sind ihm fremd geworden, aber auch er ist den Menschen fremd geworden. Dann steht die große Halligflut im Jahre 1825 vor der Tür und bedroht die Menschen und die Halligen.
Der zweite Erzählstrang setzt im Jetzt an: Ellen, eine junge Frau reist auf eine der Halligen. Aber nicht um Urlaub zu machen – sie möchte bleiben und wagt den Neuanfang. Seit sie als Kind mit ihrer Mutter für kurze Zeit auf der Hallig lebte und diese wieder überstürzt verlassen musste, sind die Halligen für sie ein Sehnsuchtsort. Als Lehrerin kehrt sie zurück, doch bleibt sie Liske, ihre damalige Stiefschwester, und auch den anderen Halliglüd fremd. Ellen findet heraus, dass die Inseln schon damals in Gefahr waren, heute aber mehr den je. Der Kampf um die Halligen eint und trennt Liske und Ellen gleichermaßen, verbindet sie aber mit der Vergangenheit.

Durch eine Mail des Verlages bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Das Cover zog mich direkt in seinen Bann, der Klappentext machte mich neugierig und als ich dann noch erfuhr, dass der Name Klara Jahn ein Pseudonym von Julia Kröhn ist, war klar, dass ich dieses Buch lesen muss. Julia Kröhn gehört für mich schon seit vielen Jahren zu meinen Lieblingsautorinnen, da sie mich mit ihrer bildhaften Sprache und den vielfältigen Themen ihrer Geschichten immer wieder überzeugen kann.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Heine-Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar.

Der Haupt-Handlungsort ist in diesem Buch ist sehr überschaubar: Eine Hallig. Auch die Charaktere, die Klara Jahn dort angesiedelt hat, sind von der Anzahl her überschaubar. Das alles führt dazu, dass mit alle Figuren sehr nahe kamen, ich ihre Eigenheiten und Feinheiten spüren konnte.
Ellen, die in ihrem Leben nie richtig angekommen ist: Als junges Mädchen wird sie von ihrer Mutter immer wieder mitgezogen, kann nirgendwo Wurzeln schlagen, nirgendwo fühlt sie sich zuhause. Bis der Weg auf die Hallig führt – dort bekommt die damals 16 jährige Ellen eine Idee von Heimat. Doch kaum beginnt sie Fuß zu fassen, muss sie wieder gehen. Als Mittdreißigerin kommt sie nach einer gescheiterten Beziehung und Jobverlust wieder zurück auf die Hallig. Ellens Charakter hat mich sehr überzeugt, da sie zwar neue Impulse auf die Hallig bringt, sich aber auch anpassen möchte und eine realistische Entwicklung durchlebt. Sie ist eine Frau, die auf der Suche nach Heimat ist, sich selbst dabei treu bleibt und sich nicht unterkriegen lässt.

Liske hat ihre Heimat, ihre Wurzeln, aber glücklich ist sie nicht. Noch nie hat sie die Hallig verlassen. Sie ist sauer auf Ellen und enttäuscht darüber, dass diese damals einfach gehen konnte und sie zurückgelassen wurde.

»„Manchmal fühle ich mich wie an einem Bahnhof“ gestand sie. „Das Meer kommt und geht, die Vögel kommen und gehen, nur ich bleibe.“«
[S. 203, Z. 20-22]

Liske wirkt ganz oft verbittert, öffnet sich dann etwas, verschließt sich dann aber sehr schnell wieder. Ich mochte ihren Charakter trotzdem sehr gerne, da Liske eben nicht sehr schnell zu durchschauen war und sie sich auch sehr positiv entwickelt hat.

Um Ellen und Liske leben und handeln noch zahlreiche weitere Figuren, mit ihren Eigenheiten und ihren, teils tragischen, Geschichten. Sie alle denken und handeln unterschiedlich, aber sie alle werden durch das Leben auf der Hallig geeint.
Jasper, Liskes Sohn hat eine leicht verschrobene Art an sich, konnte mich aber trotzdem für sich einnehmen. Jakob Heinemann und seine Tochter Metha, die eine tragische Geschichte auf die Hallig brachte, haben mich sehr berührt.
Arjen Martenson, ist die Hauptfigur im „Damals“. Dadurch, dass er aus der „Ich-Perspektive“ erzählt, kam ich ihm und seiner Geschichte nochmal sehr viel näher. Teilweise sehr bedrückend aber auch immer mit viel Hoffnung erzählt er vom Alltag auf den Halligen im 19. Jahrhundert. Die Personen, die neben ihm agieren, haben mir durch ihre authentische Charakterzeichnung ebenfalls sehr gut gefallen und geben ein gutes Bild dieser Zeit ab.

Eine weitere Hauptfigur ist die Natur. Hier sind es vor allem der Wind und das Meer. Die Halligen sind kein lieblicher Ort, eher herb aber trotzdem schön.

» Während sie die Haare festhielt, betrachtete sie die Landschaft, die zu Meer und Himmel und Hallig geronnene Gleichung, in der auf beiden Seiten die Unendlichkeit steht. Das Land war unzählige Male von Stürmen und Fluten zerklüftet worden; die Weite, die es umgab, war eine Primzahl: Nicht teilbar. Spektakulär war das, was man fühlte, nicht das, was man sah.«
[S. 58, Z. 22 – 29]

Durch die vielen unterschiedlichen Charaktere, das Erzählen auf zwei Zeitebenen und durch Klara Jahns dichte und intensive Sprache, wurde das Buch für mich zu einem wahren Pageturner. Schon nach den ersten Seiten war ich in der Geschichte angekommen und konnte mich ganz auf die Geschichte und die Figuren einlassen. Vor allem haben mich die Beschreibungen der Fluten, des sogenannten „Landunter“ sehr mitgenommen. Erstaunlich, wie die Menschen schon immer mit dieser Gefahr lebten und leben.
Julia Kröhn, alias Klara Jahn, hat akribisch über die Geschichte der Halligen recherchiert und bringt ihre Entstehung, ihre Geschichte, ihre Bewohner und die Lebensweise dem Leser sehr nahe. Man merkt, wie sehr sich die Autorin mit den Halligen verbunden fühlt. Durch die Einstreuung des Dialektes wurden die Menschen noch lebendiger und authentischer.

Ein Hauptthema des Buches ist die Suche nach Heimat und das Ankommen im eigenen Leben. Aber auch das Thema Neuanfang steht sehr im Mittelpunkt des Geschehens. Diese Themen wurden von Klara Jahn sehr gut beschrieben.

» Welche Farbe der Wind selbst wohl hat?, überlegte Ellen. Grau war zu alt für diesen frischen Sturm, Gelb zu giftig für das dumpfe Dröhnen, Blau zu banal. Rot war zu warm, Braun lies an Rost denken, der Sturm aber verweilte nirgendwo, um welchen anzusetzen. Als weißes Nichts erschien er ihr auch nicht. Vielleicht war er silbrig wie der Klang einer Panflöte.« [S. 39, Z. 1 – 7]

Fazit: Ein Buch mit tollen Figuren, einer sehr dichten Atmosphäre und einer bildhaften und lebendigen Sprache. Sehr empfehlenswert für alle, die das Meer genauso vermissen und sich dort hin entführen lassen möchten. Lesenswert!
Und ja: Irgendwann möchte ich die Halligen auch einmal besuchen.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Heyne-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Die vergessene Heimat“

von Deana Zinßmeister

Erschienen am 21. September 2020 im Goldmann-Verlag
ISBN: 978-3-442-49100-1
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Die-vergessene-Heimat/Deana-Zinssmeister/Goldmann/e568105.rhd

In dem Buch „Die vergessene Heimat“ von Deana Zinßmeister erzählt die Autorin eine dramatische Flucht aus Ostberlin im August 1961 und damit die Geschichte ihrer eigenen Familie.

Der Prolog setzt am 12./13. August 1961 in Ostberlin an: Hier lernen wir das junge Pärchen Ernst und Leni kennen. Sie haben viele Träume und Wünsche, die von jetzt auf gleich in Scherben vor ihnen liegen: Direkt vor ihrer Haustür wird mit dem Bau des „antifaschistischen Schutzwalls“ begonnen. Damit endet nicht nur für sie die Zeit, in der sie völlig unbedarft nach Westberlin durften, sie werden buchstäblich eingesperrt. Schnell wird für die Beiden klar, dass sie fliehen werden.
Der zweite Erzählstrang beginnt im Januar 2014: Britta Hofmeister, eine erfolgreiche Kochbuch-Autorin lebt mit ihrer Familie im Saarland. Ihre Geschwister wohnen nicht weit entfernt, ihre Eltern verbringen viele Monate im Jahr auf Mallorca. Doch dieses geregelte und friedliche Leben bekommt Risse, als ihr Vater Ernst schwer erkrankt. Er erinnert sich an vieles nicht mehr, wird zunehmend aggressiv und erkennt schon sehr bald seine Familie nicht mehr. Die Diagnose Demenz steht im Raum. Doch die Erinnerungen an eine dramatische Flucht im Jahr 1961 werden in Ernst wieder lebendig.

Durch das Buch bin ich über die Sozialen Medien aufmerksam geworden. Da ich die Historischen Romane von Deana Zinßmeister sehr schätze und gerne lese, ist sie auf Facebook auch in meiner Freundesliste zu finden. Als das Cover und der Klappentext veröffentlicht wurden, war mein Interesse direkt geweckt. Ich lese gerne Bücher über Fluchten aus dem Osten und empfinde diese Thematik als sehr spannend – auch wenn es unvorstellbar ist, was diese Menschen damals auf sich genommen und riskiert haben.
Die Autorin vermittelte mir beim Verlag ein Rezensionsexemplar – an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Deana Zinßmeister und den Goldmann-Verlag.

Die Figuren in diesem Buch haben alle reale Personen als Vorbild. Dadurch ist das Buch, sowie die Figuren und die Handlung sehr authentisch und intensiv.
Ich habe alle Figuren sehr ins Herz geschlossen, konnte mich gut in sie hineinversetzen und litt mit ihnen mit.
Im Erzählstrang, der im Jahr 1961 spielt, lernen wir den jungen Ernst kennen. Ein wahrer Kämpfer – was sein Name auch bedeutet. Er möchte sich nicht in der DDR einsperren lassen, er möchte frei sein und vor allem frei denken. Akribisch plant er die Flucht seiner Familie in den Westen. Die Ängste und Bedenken seiner Partnerin Leni kann Ernst gut zerstreuen, auch wenn diese einen Teil ihrer Familie im Osten zurück lassen muss. Er ist ein Macher, der sich von den Machenschaften der DDR nicht unterkriegen lässt.
Leni hat mit Ernst den Mann fürs Leben gefunden. Für sie ist klar, dass sie mit ihm flüchten wird und nicht zu ihrer Familie nach Thüringen zurückkehren wird.
Auch die anderen Figuren in diesem Erzählstrang sind lebendig und stark gezeichnet. Immer wieder kommen sie ins Grübeln, ob ihre Entscheidung zur Flucht wirklich so gut ist. Sie müssen vieles zurücklassen: Ihre Wohnungen, sicherer Arbeitsplätze, Freunde und Familie. Sie flüchten in eine ungewisse Zukunft, wissen nicht, ob sie im Westen Arbeit und Wohnungen finden. Aber sie wissen, was sie „drüben“ finden werden: Freiheit und vor allem Lebensfreude.

Doch nach dem 13. August schien sich ein grauer Schleier über ihr Leben gelegt zu haben. Alles erschien schwer und mühsam. Manchmal, wenn sie beim Frisieren ihrer Kunden sich selbst im Spiegel sah, war sie erschrocken über ihre versteinerte Miene. Doch wenn sie die Gesichter der anderen betrachtete, erkannte sie, dass es vielen im Osten nicht anders erging. Die Lebensfreude wurde vom Stacheldraht ausgegrenzt.“ [S. 280 Z. 25- 29 und S. 281 Z. 1-4]

Im zweiten Erzählstrang, der im Januar 2014 ansetzt, lernen wir die drei Kinder von Ernst und Leni kennen. Diese haben ihren Platz im Leben gefunden, sich eingerichtet und sind mit sich und ihren Leben glücklich. Doch dieses Familienglück wird durch die Erkrankung des Vaters Ernst auf eine harte Probe gestellt. Die drei Geschwister haben völlig andere Ansichten darüber, wie man den Eltern am besten hilft und welche Hilfe sie überhaupt benötigen. Auch hier bestechen die Figuren mit Authentizität und starker Charakterzeichnung.
Als Leser bekommt man den geistigen Verfall von Ernst hautnah mit, aber auch die Not der Angehörigen, die sich in dieser Situation erst einmal zurecht finden müssen. Es muss alles neu organisiert werden. Tagesabläufe, aber auch die Kommunikation unter den Geschwistern.

Die Sprache von Deana Zinßmeister nahm mich von der ersten Seite an mit in die beiden Geschichten. Beide Erzählstränge sind sehr authentisch und emotional, teilweise mochte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen und hatte beim Lesen die Tränen in den Augen.

Das große Thema ist eine Flucht aus der DDR, eine Flucht von vielen, die aber genau so stattgefunden hat. Die Verzweiflung der Menschen, die alles zurücklassen und den Mut aufbringen, wieder ganz von vorne zu beginnen, haben mich sehr beeindruckt. Sie brachten mit der Flucht nicht nur sich in Gefahr, sondern auch Freunde und Verwandte, die zurückblieben. Immer wieder stellte ich mir die Frage, ob ich auch aus einem Staat geflüchtet wäre, in dem man nicht frei reden konnte, weil man Angst haben musste, dass am Nachbartisch jemand mithört. Oder man sich selbst in der eigenen Wohnung nicht mehr sicher fühlen konnte, weil ein zu aufmerksamer Nachbar „große Ohren“ hatte. Hätte ich meine Kinder der Gefahr einer Flucht ausgesetzt? Fragen, die sich heutzutage noch immer viele Menschen stellen müssen. Das Thema Flucht ist nach wie vor hochaktuell.
Die andere große Thematik ist die Demenz-Erkrankung. Eine Krankheit, die eine ganze Familie auf den Kopf und vor große Probleme und Herausforderungen stellt. Ich habe mich persönlich noch nicht mit diesem Thema beschäftigt, da es mir auch etwas Angst macht. Was passiert, wenn ein Mensch seine Geschichte verliert? Deana Zinßmeister schildert den Verlauf dieser Krankheit sehr eindrücklich und auch sehr persönlich. Ich litt sehr mit der Familie aber auch mit Ernst mit. Das Buch berichtet schonungslos, wie das Familienleben fast an dieser Diagnose zerbricht.

Fazit: Ein sehr persönliches und ergreifendes Buch der Autorin. Eine Familie, die zusammen hält und sich nicht unterkriegen lässt – in der Vergangenheit und in der Zukunft.
Denn auch wenn ein Mensch seine Vergangenheit vergisst, in Vergessenheit darf sie nie geraten.

Hinweis: Dieses Buch habe ich vom Goldmann-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Der Garten unter dem Eiffelturm“

von Elena Eden

Erschienen am 03.06.2020 (Independently published) und 24.06.2020 (Books in Demand)
ISBN: 979-8650075660 (Taschenbuch Independently published) und 978-3751951937 (Books on Demand)
ASIN: B089FZ1FGM (eBook auf amazon.de)
https://www.amazon.de/Garten-unter-dem-Eiffelturm/dp/B089M59TYC/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=1QS9YKARK8UXB&dchild=1&keywords=der+garten+unter+dem+eiffelturm&qid=1597301991&sprefix=der+garten+un%2Caps%2C178&sr=8-1

Das Buch „Der Garten unter dem Eiffelturm“ von Elena Eden zeigt, wie sich eine verzweifelte Frau nach dem plötzlichen Tod ihres Partners wieder dem Leben und der Liebe zuwendet.

Coverrechte: Elena Eden

Alina ist eine junge Frau aus Berlin. Sie ist in Paris unterwegs, eine Stadt, die sie sehr liebt und zu der sie eine tiefe Verbundenheit hat. Doch Alinas Leben ist mit dem plötzlichen Unfalltod ihres Partners Pierre aus den Fugen geraten. Sie besucht Paris noch einmal für eine Woche, um Pierre besonders nahe zu sein: Hier ist er aufgewachsen, hier haben sie sich kennengelernt. Sie möchte auch Pierres Halbschwester Nathalie besuchen, die erst vor Kurzem Mutter geworden ist. Zusätzlich treiben sie die Gärten von Paris in die Stadt, welche sie erkunden und erleben.
Alina verbietet sich selbst eine neue Liebe, da sie sich für den Tod von Pierre verantwortlich fühlt. Doch dann läuft ihr Florian über den Weg, ein gut aussehender Mann, der ihre Leidenschaft für Gärten und den Künstler Claude Monet teilt. Diese eine Woche soll ihr Leben verändern.

Auf das Buch bin ich durch die Autorin aufmerksam gemacht worden. Sie schrieb mich auf Instagram an und fragte, ob ich ihr Buch lesen möchte. Nach einem Blick auf den Klappentext und auch ihre Beschreibungen in der Nachricht, war meine Interesse geweckt. Ich liebe Paris (auch wenn ich noch nie da war) und ich liebe Gärten. Das Buch musste ich einfach lesen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autorin Elena Eden für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar und die wunderschöne Signierung. Ich habe mich so sehr gefreut – und – so viel kann ich schon mal verraten: Das Buch hat mich zum Tanzen gebracht.

Alina lernen wir als eine zutiefst verletzte und verunsicherte Frau kennen. Ihr wurde das Liebste im Leben entrissen, von einem Moment auf den anderen fehlt der geliebten Partner.
Die Reise nach Paris verlangt ihr emotional alles ab, immer wieder gehen ihre Gedanken zurück, wie sie die Beziehung mit Pierre erlebt hat, wie sie zusammen gelebt haben und schließlich auch der letzte Streit. Alina macht all das mit sich selbst aus, da ihr Umfeld nach über zwei Jahren kein Verständnis mehr für ihre tiefe Trauer hat, in der sie sich noch immer befindet.
Durch Alinas viele Gedanken, die kursiv abgesetzt ganze Abschnitte einnehmen, konnte ich mich gut in sie rein versetzen und sie auch verstehen. Teilweise musste ich heftig schlucken, wenn ihre Gedanken zu dem Abend zurück gingen, als die beiden Polizisten ihr die schreckliche Nachricht verkündeten. Ein absoluter Albtraum, den man nie erleben möchte.
Sie hat sich selbst an einen Schwur gebunden, dass sie nie wieder glücklich sein darf – und genau so kommt sie auch in den ersten Kapiteln rüber. Es wird einerseits klar, dass sie auf dieser Reise noch einmal Pierre nahe sein möchte, aber sie möchte diese Reise auch nutzen, um mal wieder raus zu kommen und etwas anderes zu sehen. Die Gärten von Paris, die sie besucht, helfen ihr. Hier kann sie abschalten, ihre Gedanken ordnen. Alina ist ein ehrlicher und lebensechter Charakter, der in meinem Herzen bleiben wird. Sie macht im Laufe der Handlung eine große Wandlung durch und findet sich wieder zu sich und in ihr Leben zurück.
Die Charaktere, die um Alina herum agieren sind ebenfalls sehr lebendig und authentisch beschrieben. Sie alle bringen einen ganz besonderen Charme in dieses Buch. Hier ist zum Beispiel die liebenswerte Gitta zu nennen, die für Alina eine Art mütterliche Rolle einnimmt und einfach herrlich ehrlich ist. Sie lies mich des Öfteren schmunzeln.
Auch Florian empfand ich als einen sehr angenehmen Charakter. Mit seinem Strohhut und seinem Wissen über all die Gärten und ihre Geschichten hat er nicht nur Alina überzeugt – sondern auch mich.
Alinas Eltern spielen nur am Rande eine Rolle, dafür ist Alinas verstorbene Großmutter auf dieser Reise immer sehr präsent. Mit Alinas liebevollen Erinnerungen an sie und ihre klugen Sprüche ist sie für Alina unsterblich und ein Anker in dieser schweren Zeit, auch wenn sie nicht mehr da ist.

Ich war noch nie richtig in Paris, mit diesem Buch bin ich aber gedanklich in Paris gewesen: Ich konnte es fühlen und riechen. Elena Eden beschreibt alles mit so vielen Details. Habt ihr euch schon mal Gedanken gemacht, wie man den Geruch der Pariser Metro beschreiben könnte? Elena Eden hat so passende Worte dafür gefunden.
Und auch die vielen Gärten in Paris und in der Normandie: Elena Eden hat hier äußerst viel und akribisch recherchiert, das Buch ist gleichzeitig auch ein kleiner Reiseführer zu den schönsten Gärten. Mir war gar nicht bewusst, dass Paris eine so große Vielfalt an Gärten hat, so grün ist.
Am liebsten hätte ich nach der Lektüre meine Koffer gepackt und wäre nach Paris gefahren. In Gedanken bin ich da gewesen, im „Garten unter dem Eiffelturm“.
Das Buch zeigt zu dem eindringlich, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer und Verlust umgehen, und das jeder Mensch seine Zeit braucht, um mit Verlusten fertig zu werden. Trauer ist ein Prozess, der keine klar definierten Zeitfenster hat.

Für Gartenfreunde und auch Kunstliebhaber ist das Buch „Der Garten unter dem Eiffelturm“ absolut zu empfehlen – ich habe einiges über verschiedene Künstler dazu gelernt – vor allem aber über Claude Monet und seine Werke.
Die Stimmung in diesem Buch ist ganz besonders intensiv – ich konnte mich völlig in die Geschichte fallen lassen. Ein Buch, welches mich zum Tanzen brachte. Es hat sogar einen eigenen Soundtrack, da in der Geschichte Musikstücke eine große Rolle einnehmen.
Mit einer ausführlichen Zusammenstellung der Gärten, die in der Geschichte vorkommen, endet das Buch. Also wenn ich irgendwann mal nach Paris fahre, kommt dieses Buch auf jeden Fall mit – und dann werde ich mich auf die Spuren von Elena und Florian machen. 🙂
Danke für diesen Buch-Schatz.

Fazit: Ein sehr starkes Buch. Emotional, aber auch lehrreich. Eine perfekte Urlaubslektüre, aber auch für Tage, an denen man einfach Fernweh hat und nur mit dem Kopf verreisen kann.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Elena Eden als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Kräuter der Provinz“

von Petra Durst- Benning

Erschienen am 14. September 2015 im Blanvalet Verlag
ISBN: 978-3-7341-0011-6
https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Kraeuter-der-Provinz/Petra-Durst-Benning/Blanvalet-Taschenbuch/e458735.rhd

Drei unterschiedliche Frauen mit einem gemeinsamen Ziel: das Dorf Maierhofen soll wiederbelebt werden.
Da wären zum einen die Bürgermeisterin Therese, die als Bürgermeisterin von Maierhofen ihr Bestes gibt, aber durch eine plötzliche Erkrankung aus der Bahn geworfen wird. Sie holt ihre Cousine Greta ins Boot, die als erfolgreiche Werbefachfrau Maierhofen aus dem Dornröschenschlaf erwecken soll. Und da ist Christine, eine Frau aus dem Dorf, die sich auch ins Zeug legt, Maierhofen wieder auferstehen zu lassen. Neben den drei Frauen gibt es noch eine kleine Dorfgemeinschaft, die auch alles erdenkliche in Bewegung setzt, um ihr Dorf wieder auf die Beine zu bekommen.

Coverrechte: Blanvalet Verlag

Dies ist der erste zeitgenössische Roman der erfolgreichen Autorin Petra Durst- Benning, welche aus dem Genre ‚historische Romane‘ nicht mehr wegzudenken ist.
Wieder schafft sie es mit diesem Buch Mut zu machen, zu zeigen, dass man im Leben etwas wagen muss, um Dinge zu verändern. Nicht durch Stillstand verändert sich etwas, sondern durch Bewegung.
Petra Durst- Benning hat sympathische Charaktere geschaffen, die in ihrem Handeln und Denken absolut glaubhaft daher kommen und für den Leser zu richtig guten Freunden werden.
Die Sprache ist klar, verständlich und einfach wunderbar zu lesen. Von der ersten Seite an ist man im Geschehen drin und möchte einfach nur noch wissen, wie es mit dem Dorf und den Menschen dort weitergeht.
Last Blut not Least: Das Cover und der Titel: Für mich ist es eines der schönsten und stimmigsten Cover, welches sich in meinem Bücherregal befindet. Es macht Lust, das Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Außerdem empfinde ich den Titel einfach wunderbar.

Fazit: Ja, sie kann es! Zeitgenössische Romane stellen für die First Lady des historischen Romans keine Hürde da. Beim Lesen breitet sich eine wohlige Wärme im Bauch aus und man merkt, wie man Glück und Freude empfindet. Ich habe mich mit diesem Roman einfach bestens unterhalten gefühlt und freue mich so sehr auf die Fortsetzungen.