„Der Trug des Pilgers“

von Silke Elzner

[Webung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 30. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 979-8342848916
Seitenanzahl: 404 Seiten
Preise: 14,95€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)

Klappentext:
„Im Pestjahr 1348:
In Magdeburg taucht ein mysteriöser Pilger mit einem alten Siegelring auf. Sofort machen Gerüchte die Runde: Ist er wirklich der totgeglaubte Markgraf Waldemar?
Nicht nur der König, sondern auch andere Fürsten sehen ihre Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen und den amtierenden Markgrafen zu stürzen – mit dramatischen Folgen für das gesamte Reich.
Was als harmlose Täuschung begann, wird bald tödlicher Ernst.
Erzählt nach wahren Begebenheiten.“


Homepage:
https://silkeelzner.de/der-trug-des-pilgers/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Der historische Roman „Der Trug des Pilgers“ von Silke Elzner spielt im 14. Jahrhundert auf zwei Zeitebenen in der Mark Brandenburg und erzählt, nach einer wahren Begebenheit, die Geschichte des ‚falschen Waldemar‘.

„Es gab nur einen Weg, wie man Ludwig den Titel streitig machen konnte: Man musste jemanden finden, der von Rechtswegen einen größeren Anspruch auf die Mark hatte. Wie ein ehemaliger Markgraf, der auf Bußfahrt gegangen und nie zurückgekehrt war. Bis heute.“

[Kapitel 03, Seiten 75/76]

1320: Im kleinen Ort Hundeluft lebt und arbeitet der Müllergeselle Jakob Rehbock. Nachdem er mit der Tochter des Müllers anbandelt und sich nicht zu der Liebschaft bekennt, verliert Jacob seine Arbeit und sein Zuhause. Kurze Zeit später begibt er sich auf Pilgerfahrt ins Heilige Land, um dort sein Seelenheil zu retten.
Währenddessen ist die Mark Brandenburg in großer Aufregung: Markgraf Waldemar, aus dem Geschlecht der Askanier ist ohne eigenen Erben verstorben. Sein noch unmündiger Vetter Heinrich II. von Brandenburg folgt ihm ein Jahr später, im Alter von gerade mal 12 Jahren, nach: Damit erlischt die Linie der Askanier.
Daraufhin zieht König Ludwig IV. Brandenburg als erledigtes Reichslehen ein und belehnt 1323 seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg – das erregt den Unmut vieler Menschen.
Im Jahr 1348, also 29 Jahre nach dem Tode Waldemar, meldet sich ein alter Mann beim Erzbischof von Magdeburg und behauptete, er sei der wirkliche Markgraf Waldemar, der soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt ist. Ist diesem undurchsichtigen Menschen zu trauen?

Mit ihren bisherigen vier historischen Romanen „Die letzte Fehde an der Havel“, „Der Verrat der Kaufmannswitwe“, „Der Schwur der Gräfin“  und „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ hat mich Silke Elzner sehr begeistert und mich auf unvergessliche Zeitreisen mitgenommen. Damit gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede ihrer Neuerscheinung.
Auch ihr neuer Roman „Der Trug des Pilgers“ weckte schnell mein Interesse und versprach mir neues geschichtliches Wissen, denn über den ‚falschen Waldemar‘ hatte ich bisher noch nichts gelesen.
Freundlicherweise bekam ich dieses Buch von der Autorin als Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte

Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und hat einen Umfang von 404 Seiten. Das eindrucksvolle Cover wird mittig von dem ‚großen Siegel des falschen Waldemar‘ dominiert.
Das Buch umfasst 14 Kapitel, welche alle eine angenehme Länge haben und zu Beginn abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen spielen. Kapitel 1 setzt im Jahr 1348 an (erste Erzählebene), mit dem zweiten Kapitel befinden wir uns im Jahr 1320 (zweite Erzählebene). Die Handlung der zweiten Erzählebene arbeitet sich kontinuierlich weiter vor, bis die beiden Erzählebenen aufeinandertreffen und eine große Geschichte bilden.
Ich habe etwas gebraucht, bis ich die beiden Handlungsstränge gedanklich zusammen gebracht habe – und spätestens dann konnte und wollte ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Der Funke sprang schon direkt mit dem ersten Kapitel über – ich war mir sicher, dass mich diese Geschichte mitreißen wird.
Wie in ihren bisher erschienenen Büchern erzählt Silke Elzner bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet wieder einmal ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft eine einnehmende Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte.

»(…) Sie wissen es! Jeder in der Mark weiß, dass das nicht der echte Waldemar ist. Sie mögen Bauern sein, aber rechnen können sie allemal. Niemand verschwindet für dreißig Jahre und kommt dann einfach zurück. Die Wahrheit ist, sie wollen die Lüge glauben. (…)«“

[Kapitel 11, Seite 288]

Besonders gefallen haben mir die ambivalent gezeichneten Figuren, die mich mit ihren unvorhersehbaren Taten und Gedanken überraschen konnten. Hier ist die Hauptfigur Jakob Rehbock an erster Stelle zu nennen. Einerseits stieß er mich mit seinen Handlungen und seinen Gedanken oft ab, auf der anderen Seite habe ich ihn aber doch irgendwie gemocht und in mein Herz geschlossen. Ich lebte, litt, trauerte und freute mich mit ihm mit. Wirkt er zu Beginn noch sehr ruhelos und unstet, wird er im Verlauf der Geschichte erwachsen und übernimmt Verantwortung. Auch wenn er es vermag Menschen (vor allem Frauen) um den Finger zu wickeln, wirkte er in meinen Augen mitunter immer etwas leichtgläubig.
Da die wahre Identität des ‚falschen Waldemar‘ bis heute noch ungeklärt ist, konnte Silke Elzner ihre ganz eigene Figur und dessen Geschichte erschaffen. Dies ist ihr außerordentlich gut gelungen und der Leser/ die Leserin kann sich wirklich vorstellen, dass es genau so gewesen sein könnte.
Auch die vielen anderen Figuren des Romans, welche größtenteils historisch sind, hat Silke Elzner sehr stark, authentisch und lebensecht beschrieben. Dadurch habe ich das Gefühl, wieder einige Figuren der Weltgeschichte kennengelernt zu haben.
Ich konnte zu allen Charakteren – egal ob historisch oder fiktiv – schnell eine Bindung aufbauen. Die Konflikte und Verbindungen zwischen ihnen waren immer spürbar.
Außerdem verbindet Silke Elzner die Schicksale der Figuren mit den historischen Hintergründen und bildet so ein gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft und der Zeit ab.

»Überlegt, wie die letzten zwei, drei Jahrzehnte verlaufen sind in der Mark Brandenburg.(…) Eine Zeit voller Wirren, Scharmützel und Fehden. Ein Interregnum, weil keiner es vollbracht hat, die volle Kontrolle an sich zu reißen. (…)«“

[Kapitel 03, Seite 73]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 14. Jahrhundert.
Im Jahr 1347 begann die Pestpandemie und verbreitete sich rasant. Innerhalb weniger Jahre starb geschätzt ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Zuverlässige Opferzahlen gibt es nicht, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten. Im Jahr 1353 endete die erste Pestwelle.
Genau zu dieser Zeit war die politische Lage in der Mark Brandenburg sehr brisant: Nachdem mit dem Tod Heinrich II. von Brandenburg die Linie der Askanier erloschen war, wurde Ludwig V., der Sohn des Wittelsbacher König Ludwig IV. im Jahr 1323 Markgraf von Brandenburg. Der Umstand, dass die sächsisch-anhaltischen Linie der Askanier mit dieser Belehnung umgangen wurde, erregte großen Unmut. Auch Ludwigs Ehe mit Margarete von Tirol begann sehr turbulent und sie war im Volk nicht sonderlich beliebt.
Die Mark Brandenburg und ihre Bewohner erlebten unruhige Jahre, die von Wirren und Fehden geprägt waren.

29 Jahre nach dem Tode des Markgrafen Waldemar, tauchte beim Erzbischof in Magdeburg ein älterer Mann auf und behauptete, dass er der wirkliche Markgraf Waldemar sei und soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt sei. Dieser ‚falsche Woldemar‘ gewann schnell Anhänger – vor allem bei den fürstlichen Rivalen der Wittelsbacher. Er gab sich als Vertreter des angestammten askanischen Fürstenhauses aus, dessen Linien in Sachsen-Wittenberg und Anhalt ihn unterstützten, weil sie nach seinem Tode auf die Übernahme der Mark Brandenburg hofften. Binnen weniger Wochen konnte er große Teile der Mark von sich überzeugen. Auch Karl IV. kam der falsche Woldemar zur Schwächung der Wittelsbacher gerade recht: Er belehnte ihn mit der Mark Brandenburg.

Quelle: Hermann Bier: Märkische Siegel. Berlin 1933, Tafel I, Nr. 16


An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf die weitere Entwicklung eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte und der Handlung vorwegnehme.
Silke Elzner erzählt hier eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Sie stellt die mitunter komplexen Sachverhalte und Themen sehr nachvollziehbar da. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.

»(…) Der Weg zur Besserung geschieht nicht durch Gott. Man muss sich selbst bemühen. Indem man anderen Gutes tut. (…)«“

[Kapitel 11, Seite 306]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für dieses großartige und lehrreiche Lesevergnügen und das signierte Rezensionsexemplar bedanken.

Fazit: Silke Elzner erzählt in ihrem historischen Roman „Der Trug des Pilgers“ eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.
Dank Autorinnen wie Silke Elzner und deren Geschichten lebt das Genre des historischen Romans.

Ein sehr lesenswerter und gut recherchierter historischer Roman, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet – unbedingt lesen!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Fräulein Gold – Nacht über der Havel“

von Anne Stern

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. November 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgaben: Paperback & eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3-499-01340-9
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)
Reihe: „Hebamme Hulda Gold/ Band 07“

Klappentext:
„Berlin, 1930: In der Stadt brodelt es gewaltig. Wirtschaftskrise und politische Instabilität rufen immer radikalere Kräfte auf den Plan. Auch Hulda spürt, dass die vermeintlich goldenen Jahre vorbei sind. Umso engagierter kümmert sie sich als Hebamme um die Belange der Frauen und Mütter. Als sie einer Schwangeren helfen will, stößt sie auf einen mysteriösen Todesfall im Dunstkreis der Familie: Die jüngere Schwester Jutta ist Teil einer Jugendgruppe, die sich nachts an der Havel trifft. Die Jugendlichen singen und feiern zusammen. Doch dann wird am Ufer ein Student tot aufgefunden. Er war der Anführer von Juttas Gruppe – und ihr heimlicher Schwarm. Aber war sein Tod wirklich ein Unfall bei einem nächtlichen Abenteuer? Bald ahnt Hulda, dass die Zusammenhänge größer sind als angenommen. Eine Jugend ohne Zukunft sucht in unruhigen Zeiten verzweifelt nach Halt. Und ist bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen …“

Homepage:
https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-fraeulein-gold-nacht-ueber-der-havel-9783499013409

Hinweise:
– Lest diese Rezension bitte nicht, wenn ihr die Bände 1 – 6 noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt Verlag und der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zu den vorherigen Bänden:

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Das Buch „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“ von Anne Stern ist der siebte Band der Buchreihe um die Hebamme Hulda Gold und spielt im Jahr 1930 in Berlin.

„Um Hulda Gold musste sich niemand Sorgen machen! Das hatte sie in den vielen Jahren, in denen er sie bereits kannte, schließlich oft genug bewiesen.“

[Kapitel 02, Seite 38]

Berlin im Jahr 1930: Die goldenen Jahre der Weimarer Republik sind vorbei, im ganzen Land brodelt es: Die Wirtschaft und Politik sind instabil und radikalen Kräfte erstarken.
Als Hulda Gold einer Schwangeren helfen möchte, stößt sie dabei auf einen rätselhaften Mordfall, in den die jüngere Schwester der Schwangeren verstrickt zu sein scheint. Der Anführer von Juttas Jugendgruppe wird tot am Ufer der Havel aufgefunden. Schnell wird klar, dass es sich dabei nicht um einen Unfall gehandelt haben kann – sondern um einen skrupellosen Mord.
Hulda erkennt, dass Jutta in diese Geschichte verwickelt ist und stößt auf eine Jugend ohne Zukunft und Halt.

Sie ist zurück – und das bereits zum siebten Mal: Hulda Gold – eine Buchfigur, die mir mittlerweile zu einer guten Freundin geworden ist.
Als Mitte des Jahres 2020 der Auftakt „Fräulein Gold – Schatten und Licht“ erschien, war ich von dieser Buchreihe sofort eingenommen. Ich schloss Hulda sofort in mein Herz und freute mich auf jeden neuen Band, welche 2020, 2021, 2022 und 2023 erschienen sind.
Huldas außerordentlicher Dickschädel und ihre untrügliche Spürnase für Ungerechtigkeiten und Straftaten in Kombination mit jeder Menge Zeitgeschichte, können mich immer wieder sehr begeistern. So war absolut klar, dass ich auch den hier vorliegenden siebten Band unbedingt lesen musste, welchen ich freundlicherweise als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar vom Verlag und der Autorin zur Verfügung gestellt bekommen habe – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.
Das Cover des Buches passt wunderbar zu den bereits erschienen Bänden – damit besitzt die Buchreihe einen gelungenen Wiedererkennungswert:

Dieser siebte Band der Reihe ist in der Farbe rosa/ pink gehalten und besticht wieder einmal durch die hochwertige Klappbroschur mit 448 Seiten und dem wunderbar stimmigen Cover.
Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kleiner Textausschnitt, in der Klappe ist eine wunderschöne Karte, welche einen Teil von Berlin im Jahr 1930 und den wichtigsten Handlungsorten zeigt. Die hintere Klappe ziert ein Foto und eine kurze Biographie der sympathischen Autorin, im Inneren befindet sich eine Übersicht der bisher erschienen Teile der Reihe.
Der Prolog des Buches setzt am 13. Juli 1930 an, mit dem ersten Kapitel befinden wir uns am 24. August 1930. Die Handlung wird chronologisch erzählt – der Epilog endet im Oktober 1930. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches nur wenige Wochen und setzt etwa ein Jahr nach dem Ende des letzten Bandes „Fräulein Gold – Die Lichter der Stadt“ an.
Auch wenn die Geschichten innerhalb eines Buches abgeschlossen sind, empfehle ich, dass man die vorherigen sechs Bände vor diesem siebten Band gelesen hat, da immer wieder Bezug auf Geschehnisse in der Vergangenheit genommen wird. Zudem ist es ist ein größeres Lesevergnügen, da man die Entwicklungen und Entscheidungen der Figuren besser verstehen und nachvollziehen kann.
Wie bei den vorherigen Bänden konnte ich ab dem ersten Kapitel wieder schnell in die Geschichte abtauchen. Während der vorherige Band gemächlicher begonnen hat, baut dieser Band ab der ersten Seite eine große Spannung auf. Anne Stern nimmt ihre Leser und Leserinnen mit viel Ortkenntnis in das Berlin der 1930er Jahre und lässt mit ihrem wunderbaren, detaillierten, bildgewaltigen und flüssigen Sprache auf keiner Seite Langeweile aufkommen.

„Hulda spürte seit geraumer Zeit, wie ihre Kräfte aus der Zeit vor ihrer Mutterschaft zurückkehrten. Manchmal hatte sie schier keine Ahnung, wie sie diese am besten einsetzen sollte. Trotzdem hatte sie den Sprung zurück ins kalte Wasser bisher nicht gewagt – auch wenn sie in dem Wasser hervorragend schwimmen konnte, wie sie wusste.“

[Kapitel 01, Seite 25]

Auch in diesem Band ist Hulda Gold die zentrale Figur:
Zusammen mit ihrer mittlerweile fünfjährigen Tochter Meta lebt sie mitten in Berlin und gilt trotz ihres festen Partners Max als alleinerziehende Mutter.
Was Hulda nach wie vor zu schaffen macht ist, dass sie ihren geliebten Beruf als Hebamme nicht mehr ausüben kann, da sich die Arbeitszeiten nicht mit einem Kind vereinbaren lassen. Hulda arbeitet nach wie vor in einer Mütterberatungsstelle, eine Arbeit, die ihr zwar auf der einen Seite Freude bereitet, auf der anderen Seite jedoch alles andere als erfüllend ist. Sie sehnt sich danach, wieder als Hebamme tätig zu sein und Frauen aktiv zu helfen. Deshalb überlegt sie nicht lange, als die schwangere Hella sie nach Hilfe und ihrer Geburtsbegleitung fragt.
Hulda hat ihr stets gutes Gespür für die Menschen um sie herum behalten und sagt oft auch direkt, was sie denkt und fühlt. Sie sieht Ungerechtigkeiten, gegen welche sie vorgeht (oft klappt das nicht) und hat ein Gespür für die Nöte anderer Menschen. Auch wenn es mittlerweile der siebte Band um und mit Hulda Gold ist, kann mich diese Hauptfigur immer wieder überraschen und ich habe das Gefühl, ihr mit jeden Band noch ein Stück näher zu kommen. Anne Stern hat mit Hulda Gold eine solch facettenreiche Protagonistin erschaffen, welche die Leserinnen und Leser in jedem weiteren Band dieser wunderbaren Reihe neu entdeckt. Ich bin so gespannt, wie es mit ihr und ihr wunderbaren Tochter Meta im nächsten Band weitergehen wird.
Die fünfjährige Meta bringt einen ganz besonderen Zauber in die Geschichte. Mit ihren unvorhersehbaren Launen und ihrem kindlichen Blick auf die Dinge hat Hulda es nicht immer leicht, doch durch ihre Tochter nimmt Hulda die Welt nochmal und wieder ganz anders wahr. Ich denke, dass sich fast jede Mutter in vielen Szenen mit Meta wiederfindet.
Um Hulda Gold agieren wieder zum größten Teil die Charaktere, welche schon ab dem ersten Band dabei sind – mittlerweile fühlt es sich so an, wie auf liebgewonnene Freunde zu treffen und ein wie ein ’nach Hause kommen‘ an. Es ist wunderschön, diese lebensechten Figuren wieder zu treffen und auch deren authentische Weiterentwicklung zu verfolgen.
Hier ist vor allem der Kioskbesitzer Bert zu nennen, welcher noch immer Huldas Fels in der Brandung ist. Nach wie vor mit bringt er mit seiner wunderbaren und ehrlichen Art sehr viel Wärme und Geborgenheit in die Geschichte – auch wenn er in diesem Band mit seinen persönlichen Herausforderungen beschäftigt ist.
Es kommen auch wieder einige neue Figuren hinzu, Figuren aus den bisherigen Bänden stehen teilweise etwas mehr am Rande. Doch sie alle – egal ob liebgewonnene Freunde oder neue Charaktere, sie im Zentrum oder am Rande der Geschichte eine Rolle spielen – sie alle sind von Anne Stern authentisch gezeichnet und entwickeln sich lebensecht weiter. Keine der Figuren ist perfekt und es wird mitunter auch immer mal wieder die ein oder andere Fehlentscheidung getroffen. Und wie es im wahren Leben so ist, gibt es natürlich auch die unsympathischen und unleidlichen Figuren.

„Kein Mensch glich dem anderen, kein Meister war je vom Himmel gefallen, kein Vater wurde als solcher geboren, keine Mutter musste den vorgezeichneten Weg gehen. Sie lebten in modernen Zeiten, und die Gesetze der alten Generation galten nicht mehr. Sie machten ihre eigenen Gesetze.“

[Kapitel 20, Seite 243]

Das Jahr 1930, welches den Beginn der Zerstörung der Weimarer Republik markiert, bildet den historischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“.
Am 24. Oktober 1929 begann ein dramatischer Verfall der Aktienkurse an der New Yorker Börse („Schwarzer Freitag“). Jahrelange Überinvestitionen in der Industrie und daraus resultierende Überangebot an Waren, mit dem die Nachfrage nicht Schritt gehalten hatte, führte am 24. Oktober 1929 zu einem dramatischen Verfall der Aktienkurse an der New Yorker Börse. Dieser Tag ging als ‚Schwarzer Freitag‘ in die Geschichte ein. Innerhalb kurzer Zeit weitete sich die amerikanische Krise aufgrund der internationalen Verflechtungen des Finanz- und Wirtschaftswesens zur größten Krise der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert aus. Nach den USA war das Deutsche Reich am stärksten von der Krise betroffen. Die Produktionsdrosselung führte zu Kurzarbeit und Entlassungen sowie Firmenzusammenbrüchen. Von 1928 bis 1931 verdoppelte sich die Zahl der jährlichen Konkurse. Im Winter 1929/30 gab es bereits mehr als drei Millionen Arbeitslose – diese Massenarbeitslosigkeit überforderte rasch die Finanzmittel der Arbeitslosenversicherung. Das Kabinett zerbrach im März 1930 an der Frage ob die Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhöht oder die Leistungen für die Arbeitslosen gekürzt werden sollten.
Heinrich Brüning (1885 – 1970), Fraktionsvorsitzender des Zentrums, wurde durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 – 1934) mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt wurde, strebte von vornherein keine parlamentarische Mehrheit an. Er stützte seine Politik auf das Ansehen des Reichspräsidenten und dessen Notverordnungsrecht nach Artikel 48 der Reichsverfassung. Als die Reichstagsmehrheit am 18. Juli 1930 dem Antrag der SPD auf Aufhebung der Notverordnung zur „Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ zustimmte, wurde das Parlament noch am selben Tag aufgelöst. Die Neuwahl vom 14. September 1930, an der sich 82 Prozent der Wähler beteiligten, endete mit einer Katastrophe für die Demokratie: Die NSDAP bekam über 18% der Stimmen, deren Mandate stiegen von 12 auf 107.
Die Jugendlichen, die in der Weimarer Republik zu jungen Erwachsenen heranwuchsen, hatten den ersten Weltkrieg (1914 – 1918) als Kinder erlebt. Sie hatten gehungert und mussten schwere Verluste hinnehmen – in beinahe jeder Familie gab es Tote oder vom Krieg gezeichnete Rückkehrer. Die sogenannte ‚Dolchstoßlegende‘, nach der die Feigheit einzelner deutscher Offiziere für die Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich war, wurde verbreitet und fiel auf fruchtbaren Boden: Die unbezahlbaren Kriegsschulden verhinderten das Wirtschaftswachstum und belasteten den deutschen Staatshaushalt. Die Weimarer Republik stand von Anfang an auf wackeligen Füßen. Die Jugend fand in diesem Staat, in der Gesellschaft, in der Politik und auch bei ihren Familien wenig Halt und waren doch immer auf der Suche nach der eigenen Identität. In der Weimarer Republik gab es eine große Anzahl von Jugendgruppen, welche unterschiedliche Ausrichtungen hatten – den jungen Menschen aber Halt und ein Zugehörigkeitsgefühl gaben – genau das, was vielen von ihnen fehlte.
Die gesellschaftlichen Themen sind sehr mit den geschichtlichen Hintergründen verbunden und teilweise auch noch heute – fast 100 Jahre später – sehr aktuell. Als Beispiel sei hier die Probleme und Herausforderungen alleinerziehenden Eltern zu nennen – an erster Stelle die Vereinbarkeit der Elternschaft mit einem Beruf.
Auch der damalige schwere Stand der Frau im Berufsleben allgemein wird von Anne Stern in ihrem Roman beschrieben: Die Arbeit der Frauen wurde in den ‚typischen Männerberufen‘ nicht ernst genommen und Kompetenzen abgesprochen. Exemplarisch wird dies an der Kommissarin Irma gezeigt.
Diese vielen geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen und Hintergründe hat Anne Stern wunderbar herausgearbeitet und stellt diese sehr verständlich in ihrem Roman da. Die vielen Ereignisse sind mit den Lebensgeschichten der größtenteils fiktiven Figuren verwoben und werden oft durch deren Augen beschrieben, wodurch die Historie dahinter sehr erleb- und greifbar wird.

„Wie konnte man unbeschwert durch die letzten Sonnenstrahlen des Spätsommers radeln und nicht pausenlos daran denken, dass in direkter Nähe und überall auf der Welt Menschen leiden mussten? Menschen, die genau wie Hulda ein schlagendes Herz hatten, Sehnsüchte, Gefühle und nur dieses eine Leben? Es war schwer, solche Gedanken zu ertragen.“

[Kapitel 34, Seite 389]

Auch diesen siebten Band stelle ich wieder zufrieden ins Regal und bedanke mich bei Anne Stern für dieses wunderbare, mitreißende und emotionale Leseerlebnis.
Die Leseprobe zum achten Band der Reihe am Ende des Buches zeigt, dass wir uns auf ein weiteres Wiedersehen mit Hulda und all den anderen liebgewonnenen Charakteren freuen dürfen: „Fräulein Gold – Der Preis der Freiheit“ erscheint voraussichtlich im Dezember 2025.

Fazit: „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“ ist ein spannender, mitreißender, emotionaler und wunderbarer siebter Teil von einer meiner liebsten Buchreihen.
Mit ihrer bildhaften Sprache entführt Anne Stern ihre Leser und Leserinnen in die Vergangenheit, macht politische und gesellschaftliche Hintergründe nachvollziehbar und sorgt für eine unvergessliche Geschichte mit Tiefgang. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Erleuchtung der Welt“

von Johanna von Wild

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. Februar 2019
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3-8392-2428-1
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 15,00€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)

Klappentext:
„Heidelberg, 1427. Da Helenas Vater seine Schulden nicht bezahlen kann, verkauft er seine Tochter an einen Winzer als Magd. Dem Mädchen widerfährt Schreckliches auf dem Weingut und es flieht. Das Schicksal lässt Helena zur engsten Vertrauten von Prinzessin Mechthild von der Pfalz werden, und sie folgt ihr nach Stuttgart und Urach. Doch ihre Vergangenheit holt Helena ein, sie trifft eine falsche Entscheidung und die Freundschaft zu Mechthild wird auf eine harte Probe gestellt …“

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/die-erleuchtung-der-welt.html

https://www.johanna-von-wild.de

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag und der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Da ich dieses Buch als eBook gelesen habe, fehlen in den Zitaten die Seitenangaben.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Der historische Roman „Die Erleuchtung der Welt“ von Johanna von Wild spielt im 15. Jahrhundert im deutschen Südwesten und zeichnet mit einzelnen fiktiven Elementen das Leben der historischen Mechthild von der Pfalz nach.

„Helena fühlte sich wie das Blatt eines Baumes, das immer nur dann zur Ruhe kam, wenn der Wind von ihm abließ.“

[Kapitel ‚1456 Rom, April‘]

1427 in der Nähe von Heidelberg: Als Helenas Vater seine Spielschulden nicht bezahlen kann, verschachert er Helena an einen Winzer. Sie soll in dessen Haushalt die Schulden als Magd abarbeiten.
Helena widerfährt auf dem Weingut etwas Schreckliches und sie muss fliehen. Nach einer Zeit im Kloster trifft sie auf Mechthild von der Pfalz. Helena wird die engste Vertraute der kurpfälzischen Prinzessin, späteren Gräfin von Württemberg und Erzherzogin von Österreich und folgt ihr nach Urach und Stuttgart.
Doch die Vergangenheit holt Helena jedoch immer wieder ein, lässt sie nicht zur Ruhe kommen und bringt auch ihre Gegenwart und Zukunft in große Gefahr.

Nachdem ich vor wenigen Wochen das Buch „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild mit großer Begeisterung gelesen habe, wollte ich sehr gerne ein weiteres Werk der Autorin lesen. Freundlicherweise vermittelte mir die Autorin ein Rezensionsexemplar ihres ersten historischen Romans. Dieses Rezensionsexemplar wurde mir kurze Zeit später vom Gmeiner Verlag zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Sehr gefallen und angesprochen hat mich das wunderschöne Cover, welches in Kombination mit dem einzigartigen Buchtitel zum einen die Lust auf die Geschichte weckt und zum anderen auch gut zu den weiteren Büchern der Autorin passt.
Die chronologisch erzählte Geschichte startet, nach zwei Zitaten und einer Übersicht über die wichtigsten Personen, mit dem ersten Kapitel im September 1425 in Neckargemünd. Das letzte Kapitel spielt im August 1482 in Heidelberg. Es folgen ein Nachwort der Autorin und die Stammbäume des Hauses Wittelsbach und des Hauses Württemberg.
Ab der ersten Seite war ich in der Geschichte angekommen, die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte und wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Auf viele spannende Passagen folgen auch wieder ruhigere Passagen – Langeweile kam jedoch niemals auf. Es ist eine Geschichte, in der unheimlich viel passiert, an der ich gerne drangeblieben bin und der ich immer gut folgen konnte. Die genauen Zeit- und Ortangaben über den Kapiteln sorgen ebenfalls für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung.
Johanna von Wild hat einen wunderschönen und bildhaften Sprachstil, der mich mit auf eine farbenprächtige und unvergessliche Zeitreise genommen hat. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten gefühlt – und habe wieder einiges dazu gelernt.

„Je mehr Helena lernte, desto größer wurde ihr Wissensdurst. Eine völlig neue Welt erschloss sich ihr, als ihr das Lesen immer leichter fiel.“

[Kapitel ‚1428 Heidelberg, Januar‘]


Die vielen und vielfältigen Figuren konnten mich mit ihren Geschichten mitnehmen, berühren und begeistern. Der Mix aus historischen und fiktiven Charakteren ist Johanna von Wild sehr gut gelungen und sie stattet ihre Figuren mit einer gelungen Authentizität und Komplexität aus. Es gibt gute und weniger freundliche Charaktere.
Helena ist ein fiktiver Charakter und steht im Mittelpunkt der Geschichte. Als Tochter eines Tagelöhners führt sie zu Beginn ein einfaches und sorgenvolles Leben. Früh muss sie lernen, dass sie nicht selbst über ihr Leben bestimmen kann und muss als junge Frau viel Schlimmes erfahren und ertragen. Auch wenn sie innerlich tief verletzt ist, besitzt sie eine kämpferische und gleichzeitig liebenswerte Art. Ich fand zu Helena und ihrer Geschichte schnell einen Zugang, lebte und litt mit ihr mit. Einige Szenen gingen mir sehr nahe und ich musste des Öfteren mit den Tränen kämpfen oder verspürte eine große Wut darüber, wie mit Helena umgegangen wurde.
Prinzessin Mechthild (7. März 1419 bis 22. August 1482) ist eine der vielen historischen Figuren, die in diesem Roman vorkommen. Auch sie steht im Zentrum der Geschichte – allerdings bleibt sie bis zum Ende des Romans etwas unnahbar. Trotzdem mochte ich ihren vielschichtigen Charakter sehr und auch, dass sie sich auch von vielen Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lässt.
Neben diesen beiden Hauptfiguren spielen noch viele weitere fiktive und historische Figuren eine Rolle, auf die ich jedoch nicht detailliert eingehen möchte, um nichts von der Handlung und Spannung vorwegzunehmen.
Die Autorin schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.

„Als Mutter war man ständig benachteiligt. Erst brachte man unter Schmerzen die Kinder zur Welt, und starb der Ehemann, wurden sie den Müttern von den nächsten männlichen Verwandten entzogen.“

[Kapitel ‚1453 Schloss Urach, November‘]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 15. Jahrhundert in Württemberg.
Nach dem Tod von Graf Eberhard IV. von Württemberg im Jahr 1419, übernahm seine Frau Henriette von Mömpelgard gemeinsam mit württembergischen Räten die Vormundschaft für die beiden minderjährigen Söhne Ludwig und Ulrich.
Graf Ludwig I. wurde bereits im Alter von sieben Jahren mit der zu diesem Zeitpunkt acht Monate alten Mechthild von der Pfalz verlobt und im Jahr 1426, mit 14 Jahren, für mündig erklärt, womit er alleine die Regierungsgeschäfte übernahm.
Sein Bruder, Graf Ulrich V., wurde 1433 zur Mitregierung zugelassen wurde. Nach einigen Jahren der gemeinsamen Regierung setzte Ulrich im Jahr 1441 nach seiner Hochzeit mit Margarete von Kleve (1416–1444) die Teilung des Landes durch, die am 23. April 1441 beurkundet wurde. Ulrich erhielt den östlichen und nördlichen Landesteil mit der Residenzstadt Stuttgart, Ludwig den westlichen und südlichen Landesteil mit der Residenzstadt Urach.
Der Nürtinger Vertrag spaltete die Grafschaft Württemberg dauerhaft in zwei Teile. Der Stuttgarter Teil unter Ulrich V. umfasste unter anderem die Städte Cannstatt, Göppingen, Marbach und Waiblingen. Zum Uracher Teil unter Ludwig I. gehörten unter anderem die Städte Calw, Herrenberg, Leonberg, Tuttlingen und Tübingen.
Trotz der Landesteilung, die zwei voneinander unabhängige Herrschaftsgebiete mit sich brachte, waren diese die folgenden vierzig Jahre bis zur Wiedervereinigung 1482 von gegenseitiger Einflussnahme geprägt, was aufgrund der räumlichen und verwandtschaftlichen Nähe der Höfe nicht ausbleiben konnte.
Mit dem Münsinger Vertrag vom 14. Dezember 1482 und dem Esslinger Vertrag von 1492 wurde die Teilung Württembergs wieder aufgehoben.
Diese mitunter komplexen historischen Hintergründe stellt Johanna von Wild in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven und historischen Figuren zu verbinden.

„»Was willst du von mir? Du bist der Sohn eines reichen Kaufmanns, und ich bin nur ein armes Mädchen, das das Glück hatte, im Kloster eine Heimat zu finden. Ich habe kein Geld, meine Mutter ist tot und mein Vater hat mich an einen Widerling verschachert (…) Und deshalb werde ich auch ins Kloster zurückkehren, wo mich niemand verletzen kann.«“

[Kapitel ‚1429 Dilsberg, November‘]


Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich für dieses spannende und vor allem lehrreiche Lesevergnügen bedanken.

Fazit: Der historische Roman „Die Erleuchtung der Welt“ von Johanna von Wild lässt keine Wünsche offen: Spannung, vielseitige Charaktere, eine bildhafte Sprache und ganz nebenbei bekommt man noch eine Lektion in Sachen Geschichte. Top und sehr empfehlenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der Meister der Karten“

von Johanna von Wild

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. März 2024
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3-8392-0574-7
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 16,00€ (Taschenbuch), 11,99€ (eBook)

Klappentext:
„Martin Waldseemüller studiert die sieben Künste, entdeckt seine Liebe zur Kosmographie und will sich ganz der Wissenschaft widmen. Während spanische und portugiesische Seefahrer immer mehr unbekannte Winkel der Erde entdecken, beschließt Martin, sein beschauliches Leben aufgeben und eine lange Reise anzutreten. In Lissabon begegnet er der schönen Spanierin Elena. Doch ihrer heimlichen Liebe droht Gefahr, als Elenas verschollen geglaubter Ehemann von einer Reise mit Amerigo Vespucci zurückkehrt.“

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/der-meister-der-karten.html

https://www.johanna-von-wild.de/startseite/

Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Das Buch wurde selbst gekauft.
– Aufgrund der der Verlinkung der Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Kurzrezension:

Der historische Roman „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild spielt im 15. und 16. Jahrhundert und zeichnet einen Teil des Lebens des Kartographen Martin Waldseemüller nach.

„Nachdenklich faltete Martin die Seiten zusammen. Sein Blick fiel auf die Landkarten, die in den vergangenen Jahren zu einer feinen kleinen Sammlung angewachsen waren. Sollte er dem Rat seines Freundes folgen und statt mit dem Zeigefinger auf dem Pergament wirklich auf Reisen gehen und den sicheren Hafen von Basel verlassen?“

[Seite 170]

Freiburg im ausgehenden 15. Jahrhundert: Der junge Metzgerssohn Martin Waldseemüller, der bereits in seiner früher Kindheit von den Sternen fasziniert ist, studiert an der Universität Mathematik und Geografie. Er möchte sich ganz der Wissenschaft widmen und geht in seinen Studien völlig auf. Nach seinem abgeschlossenen Studium führt ihn sein Weg nach Basel, wo er ein beschauliches und ruhiges Leben führt. Doch eine ungeahnte Sehnsucht treibt Martin um: Er möchte gerne die Welt kennenlernen.

Die Romane der Autorin Johanna von Wild interessieren mich schon seit längerer Zeit. Leider kam ich bisher nicht dazu, diese zu lesen. Da ihr neues Buch „Der Meister der Karten“ zum Teil in meiner Heimatstadt spielt, musste ich dieses Buch einfach lesen. Nach einer Lesung der Autorin im April 2024 habe ich mir das Buch gekauft.
Ich bin begeistert, bewegt und fasziniert von dieser eindrucksvollen und emotionalen Geschichte, welche mir ganz nebenbei noch einiges neues Geschichtswissen beschert hat. Vor allem über die Entdeckungsreisen im 15./ 16. Jahrhundert habe ich einiges dazugelernt.
Ab der ersten Seite war ich mitten im Geschehen und baute zu den vielen und vielfältigen Figuren schnell eine Beziehung auf. Sie alle, egal ob historisch oder fiktiv sind sehr lebensecht und ambivalent beschrieben – allen voran Martin Waldseemüller.
Mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil hat mich die Autorin Johanna von Wild mit auf eine atemberaubende und unvergessliche Zeitreise genommen, welche mit Sicherheit noch lange nachklingen wird.
Ein sehr empfehlenswerter historischer Roman. Danke für dieses großartige und spannende Leseerlebnis. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich gelesen habe.

Fazit: Wer historische Romane mag, wird „Der Meister der Karten“ lieben. Die bewegende Handlung, die vielen lebensechten und vielseitigen Charaktere und der bildhafte Sprachstil der Autorin vermitteln ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit. Sehr lesenswert!

„Im Takt der Freiheit“

von Hanna Caspian

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: Droemer-Knaur
Ausgaben: Paperback, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3426659502
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)

Klappentext:
„Berlin, im Dreikaiserjahr 1888: Als Tochter eines Eisenbahn-Tycoons hat Felicitas Louisburg scheinbar unendliche Möglichkeiten und kann sich leisten, was immer ihr Herz begehrt. Nur eines ist in ihrem Leben nicht vorgesehen: persönliche Freiheit.
Das erkennt die junge Frau schmerzlich. Auf einem opulenten Sommerball soll sie anders als gedacht keineswegs nach einem geeigneten Heiratskandidaten Ausschau halten – den hat ihr Vater längst für sie ausgesucht. Nach seinem Willen wird Felicitas den Sohn eines Grafen heiraten, um seinem Unternehmen einen gigantischen Großauftrag zu sichern. Doch dann lernt sie Lorenz kennen, der sich für Zweiräder begeistert und mit seiner Unbeschwertheit alles infrage stellt, was Felicitas bislang für unausweichlich hielt …“


Homepage:
https://www.droemer-knaur.de/buch/hanna-caspian-im-takt-der-freiheit-9783426659502 (Verlag)
https://www.hannacaspian.de/im-takt-der-freiheit (Autorin)

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als vorzeitiges Rezensionsexemplar (eBook) und von der Autorin mit einer Bloggerinnen-Box (inklusive Paperback & Goodies) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag/ von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars & Goodies und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Im Takt der Freiheit“ von Hanna Caspian ist ein historischer Roman, der im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin spielt und den Kampf einer jungen Frau um ihre persönliche Freiheit zeigt.

„Felicitas kannte das Gefühl, auf einem Pferd dahinzufliegen. Auch wenn sie das hier in der Stadt jemals konnte. Dieses Gefühl von Freiheit war mit nichts anderem vergleichbar. Was für eine Vorstellung, sie könnte auf einem Rad so schnell sein. Allein, aus eigener Kraft.“

[Seite 155, Kapitel 03]


Berlin 1888: Felicitas lebt nach außen hin ein völlig sorgloses Leben. Ihr Vater Egidius Louisburg ist ein Unternehmensinhaber, welcher sich mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes ein immenses Vermögen aufgebaut hat und zu den reichsten Menschen der Stadt zählt.
Die junge Frau scheint unendlich viele Möglichkeiten für ihr weiteres Leben zu haben – doch der Schein trügt, denn Felicitas hat keinerlei persönliche Freiheiten. Sie darf nicht alleine vor die Tür und verfügt auch über kein eigenes Geld. Einen geeigneten Heiratskandidaten hat ihr Vater bereits für sie ausgesucht – die Verlobung mit dem Sohn eines Grafen soll auf einem großen Ball bekannt gegeben werden. Diese Verbindung soll dem Unternehmen ihres Vaters einen Großauftrag sichern. In Felicitas sträubt sich alles gegen die Verbindung mit dem unausstehlichen Grafensohn – denn eines ist ihr klar. Mit ihm als Ehemann sind all ihre Bestrebungen nach persönlicher Freiheit passé.
Als Felicitas auf einem Ausritt den jungen Lorenz kennenlernt, welcher sich für die aufkommenden Fahrräder interessiert, fühlt sie sich schnell zu diesem hingezogen – und die Freiheit winkt.

Die Bücher der Autorin Regina Gärtner, welche sie unter dem Namen Hanna Caspian schreibt, begleiten mich schon seit einigen Jahren: Mit großer Begeisterung habe ich Anfang 2017 „Die Kirschvilla“ und in den darauf folgenden Jahren die Reihe um das „Gut Greifenau“ gelesen. Als die Autorin Ende Juli 2024 anfragte, ob ich ihren neuen Roman lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen und sagte zu. Das wunderschöne Cover und der Klappentext versprachen Unterhaltung genau nach meinem Geschmack. Ich mag Geschichten, welche im Deutschen Kaiserreich (1871 – 1918) spielen und zeigen, wie schwer es den Frauen damals in Sachen persönlicher Freiheit gemacht wurde.

Das Buch erreichte mich Mitte September 2024 als eBook, Ende September folgte das Paperback – zusammen mit einer wunderschönen Bloggerinnen-Box mit vielen und liebevoll ausgewählten Goodies. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich dafür bei der Autorin bedanken. Ich habe mich so sehr gefreut (vor allem über das persönliche Blog-Journal).

Die Ausgabeart ist ein sehr hochwertig gestaltetes Paperback mit insgesamt 448 Seiten.
Das Cover ist eine Collage aus verschiedenen Elementen: Im oberen Bereich findet sich ein junges Paar, welche mit dem Rücken zueinander stehen. In der Mitte des Bildes findet sich der Titel des Buches, darunter eine historische Aufnahme des Brandenburger Tors in Berlin. Hier sind zwei Radfahrende zu sehen, vorne eine Frau, nach hinten versetzt ein Mann. Mit diesen verschiedenen Elementen wird schnell ersichtlich, dass das Buch in Berlin spielt und auch das Fahrradfahren eine wichtige Rolle spielen wird.
Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, mit welchem die Spannung geweckt wird. Im inneren der Klappe findet sich ein liebevoll gestalteter Stadtplan-Ausschnitt mit den wichtigsten Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Foto und einem kurzen Text vorgestellt. Im Inneren der Klappen werden die Buchreihen, welche sie unter dem Pseudonym Hanna Caspian veröffentlicht hat, gezeigt.
Auf dem Buchrücken und auf der Buchrückseite werden einzelne Elemente des Covers in veränderter Form aufgenommen.
Nach einem Zitat und Motto der österreichischen Frauenrechtlerin Rosa Mayreder folgt eine Figurenübersicht. Dann folgen insgesamt sechs Kapitel, welche alle recht umfangreich sind, aber durch Zeitangaben in einzelne Abschnitte aufgeteilt sind. An das letzte Kapitel schließt sich ein ausführliches Nachwort der Autorin an.
Mit Beginn des ersten Kapitels befinden wir uns im März 1888 in Berlin, nach dem Ende des letzten Kapitels im August 1988 – somit umfasst die gesamte Handlung des Buches circa fünf Monate.
Wie in ihren vorherigen Büchern schafft Hanna Caspian auch in dieser Geschichte eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich begeistern und ich verlor mich völlig in der Handlung und flog nur so durch die Geschichte.

„Sie musste ihren eigenen Weg finden. Sie musste sich selbst bestätigen, dass sie wirklich so mutig war, wie sie es von sich glaubte.“

[Seite 148, Kapitel 03]

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Felicitas Louisburg. In jungen Jahren hat sie ihre Mutter verloren – ein noch immer schmerzender Verlust. Auch wenn sie nach außen hin ein sorgloses Leben zu führen scheint, sehnt sie sich nach ihrer persönlichen Freiheit.
Schon nach den ersten Seiten habe ich Felicitas fest in mein Herz geschlossen, da sie vor Unrecht nicht die Augen verschließt und sich für die Schwachen der Gesellschafft stark macht. Trotz dieser äußeren Stärke ist Felicitas in ihrem Inneren verzweifelt und voller Sehnsucht nach Freiheit. Doch im Laufe der Geschichte erstarkt ihr Kampfgeist mehr und mehr und sie lässt sich immer weniger von den Menschen in ihrem Umfeld sagen.
Felicitas ist eine willensstarke und sympathische Figur, welche mich mit ihrer Authentizität überzeugt hat und zu der ich sehr schnelle eine Bindung aufbauen konnte. Sie hat ihre Schwächen und ihre Stärken – lässt sich aber nicht unterkriegen und probiert auch gerne Neues aus. Mit ihr und ihrer tragischen Geschichte wird deutlich gemacht, wie wenig die Frauen zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches zu sagen hatte, wie über sie bestimmt werden konnte.
An ihrer Seite steht der Fabrikantensohn Lorenz. Sein Charakter war am Anfang etwas schwer zu fassen, da sich seine Geschichte und seine Hintergründe erst im Fortgang der Geschichte zeigen. Trotzdem mochte ich ihn sehr und schloss auch ihn in mein Leseherz. Durch ihn kann Felicitas in eine Welt blicken, von der sie ausgeschlossen wird und er öffnet für sie eine Tür in die Freiheit.
Neben diesen beiden Hauptfiguren lernt der Leser Minna kennen. Minna ist Felicitas Zofe, eine junge sympathische Afrikanerin, welche aus einer deutschen Kolonie stammt und auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrem Platz im Leben ist. Dieser Themenaspekt, Minnas ergreifende Geschichte und das Zusammenspiel mit Felicitas – sie helfen sich gegenseitig – fand ich sehr gelungen.
Neben diesen angenehmen Charakteren stehen auch die eher unliebsamen Figuren: Hier ist an erster Stelle Felicitas Vater Egidius Louisburg zu nennen. Auch wenn er seine Beweggründe hat, wirkt er ab der ersten Seite alles andere als sympathisch – denn er denkt nur an einen möglichen großen Geschäftsauftrag und nicht an das persönliche Glück seiner Tochter. Doch er trägt auch eine große Bürde mit sich herum, welche ihm das Leben schwer macht.
Es gibt noch weitere unliebsame Figuren, auf welche ich jedoch nicht einzeln eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Geschichte vorwegnehme.
Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen der Figuren zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.
Auch wenn die Figuren allesamt fiktiv sind, sind einzelne Charaktere von historischen Figuren inspiriert. Die Autorin Hanna Caspian schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.

„Sie war so unendlich wütend auf Vater, auf die ganze Welt. Sie war wütend darüber, was sie alles nicht durfte, Was sie alles nicht tun sollte. Sie hatte einfach keine Lust mehr, sich immer anderen fügen zu müssen.“

[Seite 79, Kapitel 02]

Den historischen Hintergrund bildet das Jahr 1888, dem sogenannten Dreikaiserjahr: Auf Kaiser Wilhelm I., der am 9. März in Berlin starb, folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm als Kaiser Friedrich III., der nach 99 Tagen Herrschaft am 15. Juni in Potsdam starb. Ihm folgte am selben Tag dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm, der als Kaiser Wilhelm II. den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen bestieg. Innerhalb von nur vier Monaten wurde das Deutsche Kaiserreich somit von drei Herrschern regiert.
Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung, waren die Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs auch eine Zeit des Aufbruchs. Die Menschen wurden beispielsweise durch den Ausbau der Eisenbahnstrecken immer mobiler, sie waren informierter und vor allem freiheitsliebender. Auch die Soziale Gerechtigkeit geriet immer mehr in den Fokus, was auch die Idee der Gleichberechtigung der Frauen erstarken ließ.
Dieser Kampf um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung bildet den thematischen Schwerpunkt des Romans „Im Takt der Freiheit“. Mittels des praktischen Fahrrads befreiten sich immer mehr Frauen aus ihrer Abhängigkeit und ihrer Unfreiheit – auch wenn das Fahrradfahren lange Zeit als „unweiblich“ angesehen wurde.
Diese historischen Hintergründe und die die Thematik des Kampfes um Selbstbestimmung stellt Hanna Caspian in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren zu verbinden.
In einem ausführlichen Nachwort am Ende des Buches werden diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen zusammengefasst.
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Hanna Caspian für dieses lehrreiche Lesevergnügen bedanken.

„Dieses Eingesperrt-Sein und Gegängelt-Werden konnte sie immer weniger ertragen. Lange würde sich dieser erwachende Wunsch nach Freiheit nicht halten, mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr alles befehlen konnte, ja sogar die Pflicht hatte, ihr alles zu befehlen.“

[Seite 29, Kapitel 01]

Fazit: Das Buch „Im Takt der Freiheit“ ist ein sehr gelungener und lesenswerter Einzelroman, welcher mich durch die vielen und vielfältigen Figuren und die gut dargestellten historischen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe begeistern konnte. Sehr empfehlenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag und eines Bloggerinnen-Pakets durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Rungholt“

von Ann-Kathrin Wasle

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: TintenSchwan
Ausgaben: Hardcover & eBook
ISBN: 978-3949198144
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preise: 26,00€ (Hardcover), 09,99€ (eBook)

Klappentext:
1362 versank die Stadt Rungholt im Meer und wurde zur Legende. Jahrhunderte später kann sich die verträumte Janna dem Sog der alten Sagen nicht entziehen. Als sie das Tagebuch von Lenore findet, verliert sie sich zusehends in der Geschichte der jungen Frau und jener dem Untergang geweihten Stadt – bis sie Realität und Einbildung, Lenores und ihr eigenes Leben kaum noch unterscheiden kann … Zwei Frauen – zwei Jahrhunderte – zwei Leben: ein Roman über eine schicksalhafte Begegnung und eine Seelenverwandtschaft über den Tod hinaus.

Homepage:
https://www.tintenschwan.de/products/rungholt

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Rungholt“ ist ein historischer Roman mit mystischen Elementen, der zum Teil im frühen 20. Jahrhundert und zum anderen Teil im 14. Jahrhundert an der Nordseeküste spielt und hauptsächlich den Untergang der Stadt Rungholt als Thema hat.

„»Es heißt, die Macht einer Springflut sei stärker als jeder Sturm auf der offenen See. Sollte das Meer Rungholt jemals erreichen, so ist die Stadt samt all ihren Einwohnern verloren.«“

[Seite 266]

In der Johannisnacht im Jahr 1907 wird an die Küste des Nordseeortes Ording ein Eisberg angeschwemmt. Nicht nur die junge Janna, welche von der Legende der Stadt Rungholt fasziniert ist, ist in großer Aufregung. Das ganze Dorf ist auf den Beinen und auch Menschen von nah und fern werden von dem Eisberg angezogen. Denn in dem Eisberg ist ein Gegenstand eingeschlossen. Als Janna auf die geheimnisvolle Händlerin Sigal trifft, kommt sie in Kontakt mit einem Tagebuch von einer Frau namens Lenore – diese lebte im 14. Jahrhundert in Rungholt.
Schnell nimmt die Geschichte aus der Vergangenheit Janna mit und lässt sie nicht mehr los. Auch wenn zwischen ihren Leben mehrere hundert Jahre liegen, baut sich eine Art Seelenverwandtschaft zwischen den Frauen auf – und schon bald kann Janna Realität und Einbildung nicht mehr auseinander halten.

Die Autorin Ann-Kathrin Wasle fragte im Mai 2024 an, ob ich ihren neuen historischen Roman „Rungholt“, welcher im Oktober 2024 erscheinen soll, lesen und rezensieren wollte. Nachdem mich das wunderschöne Cover und auch der Klappentext angesprochen haben, sagte ich der Autorin eine Rezension zu. Schon seit vielen Jahren faszinieren mich untergegangene Orte sehr, über Rungholt hatte ich bereits schon einiges gehört, aber noch nichts gelesen.
Im Juni bekam das signierte Hardcover zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das wunderschöne und auch leicht düstere Cover ziert eine Art Gemälde. Zu sehen ist die Rückansicht einer Frau, welche mit einem weißen Kleid an einem Strand steht und auf das Meer blickt. Auf dem Meer ist ein Segelboot zu erkennen. Der imposante Himmel ist wolkenverhangen, durch die Wolken sieht man einen Teil des Mondes, welcher die Wolken anstrahlt und die ganze Szenerie in ein atmosphärisches Licht taucht.

Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Die 432 Seiten teilen sich auf 23 Kapitel und ein Nachwort auf.
Die Handlung spaltet sich in zwei Erzählstränge auf: Der erste Erzählstrang spielt im Jahr 1907 und der zweite im 14. Jahrhundert. Teilweise wechseln sich die Erzählstränge innerhalb eines Kapitels ab, was den Lesefluss jedoch nicht stört – im Gegenteil. Ab der ersten Seite nahmen mich die Geschichten und vor allem die düstere Atmosphäre mit ins Geschehen und ich legte das Buch nur noch ungern aus den Händen. Die beiden Erzählstränge vereinigen sich zu einer großen Geschichte, welche mich schier überwältigt hat und wahrscheinlich noch lange beschäftigen wird. Die im Roman vorkommenden mystische Elemente stehen nicht im Vordergrund und ich konnte mich sehr gut auf die Geschichte einlassen.
Ann Kathrin Wasle hat einen sehr klaren, runden und bildhaften Sprachstil, welcher schnell Bilder im Kopf entstehen lässt.

„Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug – vor Angst und zugleich erfüllt von einer seltsamen Aufregung. Konnte es wahr sein, was sie sich da im Schein der glimmenden Kerzen zusammenreimte – über Vergangenheit und Gegenwart (…)?“

[Seite 209]

Im ersten Erzählstrang steht die junge Janna im Mittelpunkt: Sie lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Ording, ihre Eltern betreiben im Ort ein Gasthaus, in dem sie mitarbeiten muss. Ihr Leben ist allerdings durch einen großen Verlust geprägt. Ihr geliebter Bruder ist von einer Schifffahrt nicht zurückgekehrt, er und die die gesamte Mannschaft des Schiffs gelten seit dem als verschollen. Janna ist sehr in sich gekehrt und von der Rungholt-Sage sehr angetan, immer wieder zieht es sie in den Rauhnächten an an den Strand, um die versunkene Stadt aus den Fluten zu befreien. Sie hat nicht viele Freunde, einzig zur Tochter des Bürgermeisters eint sie eine Freundschaft. Als sie die geheimnisvolle Händlerin Sigal kennenlernt, wird ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Ich mochte Jannas ruhigen und auch ernsten Charakter sehr gerne, auch wenn sie mich stellenweise mit ihren Handlungen und Denkweisen doch sehr überraschen konnte.
Auch die anderen Figuren in diesem Erzählstrang sind sehr vielfältig und lebensecht gezeichnet. Vor allem die Händlerin Sigal, welche mit ihrer völlig undurchsichtigen, geheimnisvollen und forschen Art von Anfang an viele Fragezeichen im Kopf entstehen lässt, hat mir sehr gefallen.
Im zweiten Erzählstrang steht Lenore im Zentrum der Geschehnisse. Nach dem frühen Verlust ihrer Familie lebt sie bei ihrem Onkel in Rungholt. Durch eine Hochzeit mit dem Seemann Erich soll sie aus Rungholt rauskommen – doch dazu kommt es nicht. Von Trauer zerfressen zieht sich Lenore immer weiter in sich selbst zurück und weiß nicht mehr viel mit ihrem Leben anzufangen.
Lenore ist, ähnlich wie Janna, von schweren Verlusten gezeichnet und sehr in sich gekehrt. Die beiden Frauen sind sich, trotz der vielen Jahrhunderte die sie voneinander trennen, sehr ähnlich. Beide sind gefangen in ihren Alltag – und müssen gleichzeitig ihre eigenen Leben finden.
Wie auch im ersten Erzählstrang konnten mich auch im zweiten Erzählstrang die vielen und vor allem vielfältigen Figuren überzeugen. Auch hier gibt es freundliche und weniger freundliche Charakter, sie alle konnten mich mit ihren Lebensgeschichten und ihrer Art überzeugen. Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.

„Sie erinnerte sich noch gut an jenen Abend vor vielen Jahren, als sie die Geschichte der versunkenen Stadt Rungholt zum ersten Mal gehört hatte. (…) Allzu genau hatte sie die schaurigen Bilder vor sich sehen können: die Glocken, die immer noch aus den Tiefen der Nordsee heraufklangen; all die verlorenen Seelen, die auf Erlösung warteten …“

[Seite 08]

Der thematische Schwerpunkt des Buches ist die Geschichte und die Legende über die Stadt Rungholt. Lange Zeit galt der Untergang Rungholts als Legende – mittlerweile gilt dieser als gesichert. Aufgrund diverser Funde wird vermutet, dass das untergegangene Rungholt südlich der Hallig Südfall liegt. Zwischen 1.500 bis 2.000 Menschen könnten dort gelebt haben, bis eine Sturmflut am 16. Januar 1362 die Stadt komplett überflutete und alles Leben auslöschte.
Ann-Kathrin Wasle hat sich der Geschichte, aber auch der Legende angenommen und eine sehr authentische (und leicht fantastische/mystische) Geschichte um diese herum geschrieben. Nach Beendigung des Buches habe ich gedacht: „Ja, wer weiß, vielleicht war es genau so!“
Ein großes gesellschaftliches Thema in diesem Roman ist die Stellung der Frau im 14. Jahrhundert: Frauen standen weit unter dem Mann und hatten nur selten die Möglichkeit ein eigenständiges und freies Leben zu führen.
Diese geschichtlichen Hintergründe und gesellschaftlichen Themen stellt Ann-Kathrin Wasle in ihrem Roman sehr gut da und man merkt die Leidenschaft, mit welcher die Autorin diese Geschichte erzählt und lebendig werden lässt.
Am Ende der Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Ann-Kathrin Wasle für dieses großartige und beeindruckende Lese-Erlebnis bedanken, welches ich mit Sicherheit noch lange in meinem Kopf und Herzen tragen werde.

Fazit: Das Buch „Rungholt“ von Ann-Kathrin Wasle ist ein spannender und intensiver Roman, indem die historische und mystische Elemente ineinander übergehen – und zwar so einnehmend, dass ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen wollte.
Nach der letzten Seite noch einige Minuten auf dem Sofa, ging in Gedanken die Geschichte nochmals durch und merkte, wie sehr mich dieses Buch mitgenommen hat.
Ein unvergessliches Leseerlebnis und sehr empfehlenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Anisbrot in Antiochia“

von Dorothe Zürcher

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 02. September 2024
Verlag: acabus
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3862828685
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preise: 18€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Zeit der Kreuzzüge“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dorothe-zürcher.ch

Klappentext:
„Anisduft und Granatapfelsaft.
Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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Meine ausführliche zum ersten Band findet ihr hier: „Bittermandeln aus Byzanz“

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Das Buch „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher ist der zweite Band einer historischen Romanreihe und spielt im 12. Jahrhundert während des Dritten Kreuzzuges vorwiegend in den Städten Antiochia, Jaffa und Jerusalem.

„Alkmene konnte einen Menschen ansehen und es tauchte in ihren Gedanken eine Speise auf, die sie für ihn verarbeiten konnte. Es waren spontane Bilder, die sie oft beiseite wischte, manchmal umsetzte.“

[S. 121, Kapitel 11]

Antiochia im Jahr 1190: Kaiser Barbarossa ist tot. Nach der Auflösung des Kreuzritterheers erkranken einige Kreuzritter bei der Stadt Antiochia schwer – unten ihnen ist Ritter Diethelm.
Die schwangere Delikatessenköchin Alkmene und ihr Angetrauter Pares machen sich auf den Weg zu Diethelm, um ihren Freund beizustehen und ihm zu helfen. Doch es ist ein langer und gefährlicher Weg. Diethelm ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seiner Krankheit um einen Fluch handelt.
Um diesen Fluch zu brechen heckt Pares einen Plan aus, der nicht nur ihn, sondern auch Alkmene und Diethelm in große Gefahr bringt.

Auch wenn ich eher selten historische Romane lese, in denen es um die Kreuzzüge geht (diese Zeit ist mit mitunter etwas zu düster und brutal), habe ich im Oktober 2023 mit großer Begeisterung „Bittermandeln aus Byzanz“ gelesen. Dieser Reihen-Auftakt konnte mich mit facettenreiche Figuren ,welche abseits des ‚Gewohnten‘ leben und agieren, überzeugen. Außerdem stehen in diesem Roman nicht unbedingt die Taten der Kreuzritter im Zentrum der Geschichte, sondern die Figuren und das Thema Kochen.
Da am Ende des ersten Bandes einige Fragen offen bleiben, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Band und war gespannt, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich auch den zweiten Band als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Die Ausgabeart des Buches ist eine einfache Broschur, ohne Klappen und mit insgesamt 272 Seiten.
Das wunderschöne Cover passt perfekt zum ersten Band, sprach mich direkt an und machte mir große Lust auf die Geschichte: Es zeigt in der Mitte des Bildes ein verziertes goldfarbenes Gefäß, welches mit Granatäpfeln gefüllt ist. Rechts neben dem Gefäß befinden sich einige Anissterne, dahinter ist ein orientalisch anmutendes Muster zu sehen. Der Hintergrund ist dunkelblau gehalten, wodurch sich die Gegenstände auf dem Cover, der Name der Autorin und der Buchtitel gut abheben. Auf dem Buchrücken sowie auf der Buchrückseite finden sich die Anissterne wieder.

Band 1
Band 2

Das Buchinnere ist, wie der erste Band, wieder wunderschön gestaltet: Auf der zweiten Seite wird das Motiv des Covers zeichnerisch dargestellt, auf der nächsten Seite findet sich eine Karte mit den Stationen des Dritten Kreuzzuges und damit auch die wichtigsten Handlungsorten des Romans. Jedes einzelne der insgesamt 24 Kapitel ist zu Beginn mit einem gezeichneten Anis-Stängel verziert und wird mit einem ausgewählten Rezept, welches auch in der Handlung vorkommt, eröffnet. Das gesamte Buch wirkt durch diese liebevolle Gestaltung sehr wertig und edel.
Das Kapitel 0 ist ein kleiner Rückblick auf den ersten Band. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns dann Mai 1190 – und sind mitten in der Schlacht von Iconium. Somit setzt die Handlung zeitlich fast direkt an das letzte Kapitel des ersten Bandes an. Ein kurzes Nachwort (mit einem Ausblick auf den dritten Band), der Dank der Autorin, ein Personenverzeichnis, eine Liste mit Worterklärungen, sowie eine kurze Biographie der Autorin und weiteren Buchtipps aus dem acabus Verlag runden das Buch harmonisch ab.
Nachdem ich mit dem zweiten Teil begonnen habe, hatte ich etwas Probleme, wieder in die Geschichte zu finden und zu den Charakteren eine Beziehung aufzubauen. Irgendwann machte es aber „klick“ und die Ereignisse aus dem ersten Band waren wieder da. 
Ich empfehle sehr, dass man den ersten Band der Reihe gelesen hat, bevor man den zweiten Band liest. Ohne gewisse Vorkenntnisse dürfte es schwer sein, in die Geschichte zu finden und auch die vielen und vielfältigen Charaktere zu durchschauen und deren Entwicklungen und Entscheidungen richtig zu verstehen.
Dorothe Zürcher schafft auch in diesem Band wieder eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich erneut begeistern und ich verlor mich ganz in der Handlung und flog nur so durch die spannende Geschichte. Stellenweise wurde die chronologisch erzählte Handlung so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte. Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstreams“ befinden.
Die Autorin hat die historischen Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und lässt Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen.
Auch in diesem Band nehmen die sinnlichen Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung viel Raum in ein und sorgen damit für den besonderen Reiz des Romans. Nie wirkt es langatmig oder langweilig, ich habe erneut viel über die (damalige) südeuropäische Kochkunst gelernt – auch wenn nicht jedes Rezept nach meinem persönlichen Geschmack ist.

„»Du bildest dir ein, wer von deinem Essen kostet, sei dir für ewig dankbar!«
Alkmene schluckte. Das war auch so. Der Balance ihrer Speisen konnte kaum jemand widerstehen.“

[Seite 48, Kapitel 5]

Die Charaktere, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Während Alkmene und Pares fiktiv sind, ist Ritter Diethelm von Toggenburg eine historische Figur.
Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie es mit diesen drei Protagonisten weitergehen wird, wohin sie ihre Träume, Wünsche und Ziele tragen werden.
Wieder fügen sich die fiktiven Figuren in die geschichtlichen Hintergründe ein und Dorothe Zürcher verwebt deren Schicksale und Lebensgeschichten gekonnt mit den Leben der historischen Figuren.
Die Köchin Alkmene ist fiktiv – wie auch und ihre Freunde und Freundinnen, sowie auch viele weitere Personen in ihrem direkten Umfeld. Alkmene steht in dieser Romanreihe im Mittelpunkt und ist ein sehr vielschichtig und facettenreich angelegter Charakter. Sie lebt für ihre Arbeit und hat sich im Laufe ihres Lebens ein immenses Wissen über das Kochen angeeignet. Auch wenn sie es nicht immer leicht hat und des Öfteren hinfällt, verliert sie ihre Ziele und auch die anderen Menschen in ihrer Umgebung nicht aus den Augen. Während sie im ersten Band in ihrem Privatleben noch nicht richtig zu sich gefunden hat, scheint sie in diesem Band etwas gesetzter – auch wenn ihre Zukunft alles andere als sicher ist. Ich habe Alkmene fest in mein Herz geschlossen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Alkmenes Angetrauter Pares ist ebenfalls fiktiv jedoch ist dieser so lebensecht gezeichnet und ist etwas abseits des ‚Gewohnten‘.
Ritter Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur und wird sehr ambivalent dargestellt. Einerseits ist er in Eroberungen und Schlachten der erbarmungslose Ritter, auf der anderen Seite ist er mit seinem Leben alles andere als glücklich und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit, welche er in seinem Elternhaus nie erfahren hat. Er wirkt abgeklärt und glaubt gleichzeitig doch auch an einen Fluch.
Es war sehr spannend zu erleben, wie die verschiedenen Kulturen der Figuren aufeinander treffen, jeder sich so seine Gedanken über den jeweils anderen macht und wie Vorbehalte und Vorurteile die Menschen trennen und sie doch zusammen leben lassen.
Um die Spannung nicht vorwegzunehmen, möchte ich nicht allzu detailliert auf die verschiedenen Charaktere eingehen, ich bin mir aber sicher, dass auch ihr diese vielschichtigen Figuren mögen werdet.
Erneut trifft der Leser/ die Leserin auf den 272 Seiten auf die großen Figuren der Weltgeschichte, aber eben auch auf die ’normalen‘ Menschen, wie sie vor über 830 Jahren gelebt, gearbeitet, gedacht und geliebt haben (könnten). Dorothe Zürcher zeichnet mit ihren fiktiven und historischen Figuren ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit und Gesellschaft und konzentriert sich hierbei auch auf einen sehr interessanten und unkonventionellen Aspekt, welchen man so in historischen Romanen eher selten findet.

„Nein, sie war nicht eifersüchtig. Diethelm hatte ihr nie gehört. Er gehörte in eine andere Welt.“

[Seite 238, Kapitel 22]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1190 und damit die Zeit des Dritten Kreuzzuges. Zu diesem Kreuzzug, hatte der Papst in einer Bulle die Königreiche des Abendlandes aufgerufen, nachdem Sultan Saladin das Heer des Königreichs Jerusalem besiegt und die Stadt Jerusalem erobert hatte und die Kreuzfahrerstaaten nach dem Zweiten (gescheiterten) Kreuzzug immer mehr in Bedrängnis gerieten. Der Tiefpunkt des Dritten Kreuzzuges, war der Tod von Kaiser Barbarossa – dieser ertrank im Juni 1190 im Fluss Saleph.
Mit dem ersten Kreuzzug wurde Jerusalem im Jahr 1099 von den Christen erobert. Da Jerusalem in dieser Zeit immer wieder von Muslimen zurückerobert wurde, kam es zwischen 1095 und 1270 zu insgesamt sieben Kreuzzügen, welche zwar hohe Kosten verursachten, jedoch nur von geringen Erfolg gekrönt waren. Das langfristige Ziel der Christen – die dauerhafte Vorherrschaft in und um Jerusalem – wurde schlussendlich aber verfehlt. Über die Opferzahlen ist sich die Geschichtsschreibung uneinig, einige Schätzungen gehen von 1 – 3 Millionen Todesopfern aus.
Mit ihrer Buchreihe nimmt Dorothe Zürcher ihre Leser und Leserinnen mit in diese längst vergangenen Zeiten und stellt die Geschehnisse sehr erlebbar und fühlbar dar. Man merkt, wie akribisch die Autorin recherchiert hat.
Auch am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für dieses erneute gelungene und lehrreiche Leseerlebnis bedanken .Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band der Reihe, welcher im Herbst 2025 erscheinen soll und bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.

Fazit: Trotz leichter Anlaufschwierigkeiten hat mich „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher wieder bestens unterhalten: Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstream“ befinden.
Der Roman bot mir beste Unterhaltung und viel neues Wissen – letzteres vor allem in Bezug auf die Kochkunst und den Verlauf des Dritten Kreuzzuges. Mit ihrem großartigen Sprachstil lässt Dorothe Zürcher Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine unvergessliche Zeitreise – sehr lesenswert.


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

 „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“

von Kristina Herzog

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. August 2024
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3759236821
Seitenanzahl: 286 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die Cossin-Saga“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.kristinaherzog.de/ein-fast-tadelloser-graf/

Klappentext:
„Preußen, 1817: Charlotte von Cossin ist – zum Missfallen ihrer Familie – fest entschlossen, nicht zu heiraten, sondern ihr Leben der Wissenschaft zu widmen. Doch dann trifft ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf Gut Cossin ein – und ihr Entschluss wird auf eine harte Probe gestellt. Obwohl er deutlich älter ist als sie, entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen ihnen und Philipp eröffnet ihr die Möglichkeit, endlich einen Fuß in die ersehnte Welt der Gelehrten zu setzen. Plötzlich treffen auch noch ergreifende Briefe eines mysteriösen Verehrers ein und bringen Charlotte ganz durcheinander. Wer steckt dahinter? Und wird es dem klugen, aber schüchternen Philipp gelingen, ihr Herz zu erobern und ihren Entschluss ins Wanken zu bringen? Eine berührende und bezaubernde historische Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Ein fast perfekter Herzog – Die Cossin-Saga“

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Das Buch „Ein fast tadelloser Graf“ von Kristina Herzog ist der zweite Band der historischen Liebesroman-Reihe der „Cossin-Saga“, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem die junge Charlotte in einer von Männern dominierten Welt um ihre Anerkennung in der Wissenschaft kämpft, während ihr Herz gleichzeitig von ihrem Hauslehrer Philipp heftig durcheinander gebracht wird.

„Sie empfand sich selbst in keiner Hinsicht als außergewöhnlich, ausgenommen ihr wissenschaftliches Interesse vielleicht. Vielmehr schien sie den Menschen eher lästig in ihrer Begeisterung für Wissen und Bildung, mit dem sie überall aneckte. Es war ihr bewusst, dass sie sich in dieser Hinsicht deutlich von anderen jungen Damen unterschied.“

[Kapitel 1, Seite 05]

Preußen im Jahr 1817: Charlotte von Cossin ist sich sicher, dass sie ein Leben fernab jeglicher gesellschaftlichen Konventionen führen möchte: Sie möchte nicht heiraten, keine eigene Familie gründen, sondern ihr Leben der Wissenschaft widmen. Doch mit ihrer Begeisterung für Wissen und Bildung eckt sie immer wieder an.
Als ihr neuer Hauslehrer Philipp von Lotz auf das Gestüt kommt, findet Charlotte in ihm einen Seelenverwandten – denn auch er ist von der Wissenschaft der Geologie begeistert. Er ermöglicht Charlotte einen Schritt in die Welt der Gelehrten, jedoch bringt er auch Charlottes Innenleben und ihre Lebenspläne gehörig durcheinander.

Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin Kristina Herzog fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe „Die Cossin-Saga“ ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht und trotzdem mein Interesse geweckt hat.
Der Auftakt der Reihe „Ein fast perfekter Herzog“ hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht, denn es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der ich versinken konnte und ich mich einfach nur wohlgefühlt habe. Deshalb war es absolut klar, dass ich auch den zweiten Band lesen werde, welchen ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges, kostenloses und signiertes Rezensionsexemplar zugesendet bekommen habe, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.


Das wunderschöne und stimmige Cover passt hervorragend zum ersten Band der Reihe – auch wenn die Farbgebung eine völlig andere ist. Über dem Cover liegt ein leicht rosafarbener Filter. Zu sehen ist eine Frau, welches ihr rotes Kleid mit goldfarbenen Elementen mit beiden Händen festhält und seitlich zum Betrachter, vor einer großen Treppe steht. Die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.

Der Inhalt des Buches teilt sich auf insgesamt 21 Kapitel (welche alle eine angenehme Länge haben), einen Epilog und ein Nachwort auf. Wie bereits im ersten Band sorgen die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Hauptfiguren, welche teilweise in den Kapiteln wechseln, für einen guten Lesefluss und ich konnte schnell in die gefühlvolle Handlung abtauchen.
Auch mit ihrem detaillierten und bildhaften Sprachstil hat mich Kristina Herzog von Beginn an mit in die ruhige und unaufgeregte Geschichte genommen, die mich begeistern konnte die Zeit während des Lesens völlig vergessen ließ. Ab der ersten Seite war ich wieder ein Teil der wunderbaren Familie von Cossin und freute mich so sehr die vielen liebgewonnenen Charaktere wieder zu treffen.
Dadurch, dass in diesem zweiten Band andere Figuren im Zentrum stehen, empfinde ich es als nicht unbedingt erforderlich, dass man den ersten Band im Vorfeld gelesen haben muss.

„So war das eben mit einer großen Familie: Selbst wenn man gar nicht in der Stimmung war, wurde man meist mitgerissen – sowohl von guter als auch von schlechter Laune.“

[Kapitel 1, Seite 13]

Während im ersten Band Friederike, die älteste der Cossin-Schwestern, im Mittelpunkt der Geschichte steht, tritt diese im zweiten Band in den Hintergrund und Charlotte tritt in den Vordergrund.
Charlotte ist so ganz anders als die Frauen zu dieser Zeit: Sie interessiert sich nicht für Männer und möchte keine Familie gründen – sie möchte unabhängig und frei sein und sich ganz der Geologie verschreiben. In ihrer Tante Tilly hat sie eine Befürworterin ihrer Lebenspläne, ansonsten eckt sie mit diesen überall an – auch bei ihrer Familie. Sie ist nicht gerne unter vielen fremden Menschen, Bälle und andere gesellschaftliche Treffen sind ihr zuwider, wohingegen sie jedoch keine Probleme hätte ein Symposium zu besuchen und dort vor vielen Wissenschaftlern zu sprechen. Doch Charlotte muss schmerzlich erkennen, dass sie als Frau, trotz ihrer hohen Bildung und ihres großen Wissens, in den wissenschaftlichen Kreisen der Männer nicht willkommen ist.

„Sie trug die gleichen Wunden mit sich, wie er selbst es tat. Beide waren gelenkt von dem Eindruck, sich selbst immerfort beweisen zu müssen und als Mensch nicht genug zu sein. Die Wissenschaft bildete die einzig verlässliche Komponente. Hier war seine soziale Unbeholfenheit kein Thema, sondern nur Verstand und Wissen relevant. Aber dieser Ausweg war der armen Charlotte verwehrt.“

[Kapitel 15, Seiten 202/ 203]

Ich mochte Charlottes ehrlichen und vor allem facettenreichen Charakter sehr gerne. Einerseits ist sie ein absoluter Familienmensch, auf der anderen Seite möchte sie aber auch oft mit sich alleine sein und Ruhe haben. Sie ist ihrer Zeit weit voraus und muss aufgrund der gesellschaftlichen Ordnungen immer wieder zurückstecken. Auch wenn sie oft und tief fällt, gibt sie ihre Träume und Wünsche nicht auf und versucht immer wieder auf die Füße zu kommen. Zudem durchläuft Charlotte während der Handlung eine enorme Wandlung, bleibt dabei aber immer sie selbst. Sie ist ein starker aber gleichzeitig unsicherer Charakter. Anfangs konnte ich sie etwas schwer durchschauen dann aber schloss ich sie ganz fest in mein Herz.
Ähnlich ging es mit mit Philipp. Auch sein Charakter ist anfangs schwer zu fassen, mit jeder weiteren Szene schließt man ihn aber immer mehr ins Herz. Er hat in seinem Leben schon einige Schicksalsschläge und auch Rückschläge erlebt und ist, ähnlich wie Charlotte, nicht gerne unter anderen Menschen. Zu Beginn wirkt er sehr in sich gekehrt und strahlt eine tiefe Traurigkeit und Verunsicherung aus. Seine Zukunft scheint als zukünftiger Graf sicher und vorherbestimmt und doch hat er seinen Platz – wie auch Charlotte – im Leben noch nicht gefunden. Ich konnte zu den beiden Hauptfiguren sehr schnell eine Beziehung aufbauen und ich fühlte deren inneren Verletzungen, ihrer Verzweiflung und ihren Unsicherheiten. Vor allem war die Anziehung zwischen den Beiden fühl- und spürbar.
Neben Charlotte und Philipp spielen noch einige weitere Figuren mit. Viele der vorkommenden Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt, es kommen auch einige neue Figuren hinzu – sie alle konnten mich mit ihrer lebensechten Zeichnung und vor allem ihren authentischen Entwicklungen überzeugen.

„Die Regentropfen klopften unablässig auf das Dach der Kutsche und hüllten ihre kleine Welt hier drinnen in einen behaglichen Kokon der Geborgenheit. Sie beide waren hier im Inneren der Kutsche geschützt vor dem Unbill der Welt. Zu Charlotte fühlte er eine Bindung. Sie waren sich verblüffend ähnlich in ihren Bestrebungen und ihren Werten. Sie hatten vergleichbare Vorlieben und Abneigungen. Und er war dankbar, eine Freundin wie sie zu haben.“

[Kapitel 5, Seite 82]


Die geschichtlichen Hintergründe treten in dieser Geschichte in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft Preußens im 19. Jahrhundert und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen. Schwerpunkt hier ist die Rolle der Frau und wie gebildete und forschende Frauen von der männlichen Bevölkerung gesehen – besser gesagt nicht gesehen wurden. Den größten Raum im Roman nimmt jedoch die, anfangs von Rückschlägen und Missverständnissen gezeichnete Liebesgeschichte zwischen Charlotte und Philipp ein. Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Kristina Herzog ganz herzlich für dieses erneute unvergessliche Lese-Erlebnis, welches mich bestens unterhalten hat, bedanken. Und: Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band.

Fazit: „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“ von Kristina Herzog ist ein lesenswerter und unterhaltsamer historischer Liebesroman, in welchen ich völlig versinken konnte und den ich sehr gerne gelesen habe. Die etwa 280 Seiten flogen so dahin und ich mochte die vielschichtigen Charaktere, die Irrungen und Wirrungen, die Dramatik und Romantik in dieser Geschichte sehr gerne. Sehr lesenswert!


*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“

von Martha Sophie Marcus

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 23. Juli 2024
Verlag: Tinte & Feder
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-2496712476
Seitenanzahl: 367
Preis: Taschenbuch 11,99€
Reihe: „Das Gold der Weiden“, Buch 02 von 02

Klappentext:
„Summerburg 1179: Um ihren Hof zu retten, heiratet der Pferdezüchter Micha seine Ziehschwester Sibilla. Doch wenig später erklärt der herzogstreue Burgvogt Micha zum Verräter. Schweren Herzens muss er mit seiner Frau den geliebten Hagenhof verlassen, wo er nach dem gewaltsamen Tod seiner Familie Zuflucht fand. Als berittener Krieger schließt Micha sich den Gegnern Herzog Heinrichs des Löwen an.
Können Micha und Sibilla trotz der Kriegsunruhen an ihrem Traum von einer eigenen Pferdezucht und einem Leben im friedlichen, befreiten Summerburg festhalten? Und wird Micha doch noch Gerechtigkeit für die Verbrechen an seiner Familie erlangen?“

Homepage:
https://martha-sophie-marcus.de/__der_sturz_des_loewen/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Produktnennung und dem Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“

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Das Buch „Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“ von Martha Sophie Marcus ist der zweite Band der historischen Romanreihe um den Ritter und Pferdezüchter Micha, welcher im 12. Jahrhundert in Norddeutschland zwischen den großen historischen Persönlichkeiten der Zeit, seinen eigenen Platz im Leben sucht.

„Auch Micha hatte schon vor langer Zeit eingesehen, dass er das Wohlwollen des richtigen Fürsten benötigte, wenn er sich etwas Bleibendes aufbauen wollte. Doch er wünschte, dass es nicht so gewesen wäre, denn die Gunst der Fürsten erschien ihm mehr denn je als unsicheres Fundament für alles, was von langer Dauer sein sollte.“

[17. Kapitel, Seite 204]

Norddeutschland im Oktober 1179: Micha und seine Ehefrau Sibilla leben auf dem verfallenen Anwesen seines Vaters. Doch die unsichere Zukunft zieht Micha und Sibilla zurück nach Summerberg – dort warten nicht nur die glücklichen Erinnerungen auf ihn, sondern auch die Mörder seiner Familie.
Als berittener Krieger schließt Micha sich den Gegnern von Herzog Heinrich des Löwen an. Es ist der Beginn einer Zeit voller Unruhen, Besatzungen und Kriegen. Dabei möchte Micha nur eines: Zusammen mit Sibilla eine eigene Pferdezucht aufbauen – und Gerechtigkeit für seine ermordete Familie finden.

Bereits seit vielen Jahren gehört die Autorin Martha Sophie Marcus zu den Autorinnen, deren Bücher ich sehr gerne lese. Mit ihrem Debüt „Herrin wider Willen“ und den beiden Teilen der Reihe „Novemberrosen“ konnte sie mich bestens unterhalten. Mit „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ hat sie im Juni 2023 den Auftakt einer stimmungsvollen und spannenden Dilogie vorgelegt, welcher mich auf einer spannende Zeitreise mitgenommen hat und mich mit den vielfältigen Figuren überzeugen konnte.
Da ich gerne wissen wollte, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht, wollte ich auch diesen Abschluss der Buchreihe gerne lesen. Deshalb freute ich mich sehr, als die Autorin in den Sozialen Medien erneut Blogger und Bloggerinnen suchte, die ihr neues Buch rezensieren wollten – und ich meldete mich direkt. Das Buch erreichte mich liebevoll signiert und zusammen mit zwei Lesezeichen und einer Broschüre, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das wunderschöne Cover passt bestens zum ersten Band der Reihe und greift bekannte Motive aus diesem wieder auf – beispielsweise die Burg im Hintergrund und der Mann im Vordergrund.
Die 367 Seiten teilen sich auf einen Art Prolog, 28 Kapitel, ein Nachwort der Autorin und eine Personenliste auf. Über einzelnen Kapiteln und im Verlauf der Kapitel sind die Orts- und Zeitangaben vermerkt, was für eine gute räumliche und zeitliche Orientierung in der Geschichte sorgt.
Die chronologisch erzählte Handlung beginnt Ende Oktober 1179 und endet mit dem letzten Kapitel im Dezember 1181. Damit knüpft der zweite Band zeitlich fast unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an, welchen man auch unbedingt im Vorfeld gelesen haben sollte. Nur so kann man die Geschehnisse und die Charaktere und deren Verhalten und Entwicklung richtig einordnen.

„»Was hätte es gebracht, es euch zu erzählen? Ihr hättet so wenig tun können wie ich. Es zu wissen, wäre nur eine Last für euch gewesen. Zudem hat dein Vater die Tat nie eingestanden. Alles weist darauf hin, dass die Morde an meiner Familie sein Werk sind, aber ich habe keine Beweise in der Hand. Nach all der Zeit wird mir kein Richter der Welt mehr mein Recht verschaffen können.«“

[6. Kapitel, Seiten 68/69]

Vor etwas über einem Jahr habe ich den Auftakt „Der Sturz des Löwen“ gelesen und ich hatte im Vorfeld Bedenken, ob ich nach dieser längeren Zeit wieder in die Geschichte finde.
Diese Bedenken waren nach den ersten Seiten wie weggewischt, denn ich war sofort wieder mitten im Geschehen, erinnerte mich an die einzelnen Charaktere und deren Geschichten und auch an die historischen Hintergründe. Wie auch im ersten Band wird es stellenweise sehr spannend, dann gibt es auch wieder ruhige Passagen, in denen die Charaktere und auch die Leser und Leserinnen durchatmen können.
Viele der Figuren und auch der Handlungsort in „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ sind fiktiv, die Autorin erwähnt im Nachwort, dass „ein Teil ihrer Geschichte und ein Teil des Schicksals des dort herrschenden Grafensgeschlechts an die reale Sommerschenburg angelehnt“ sind.
Micha und Sibilla sind zwei fiktive Figuren und stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Sie lieben sich und sie streiten sich, es gibt Missverständnisse und gleichzeitig eine extrem starke Verbindung zwischen den Beiden – ich habe die Beiden unheimlich gerne und fest in mein Leseherz geschlossen – auch die vielen weiteren Figuren, welche zum größten Teil bereits aus dem ersten Band bekannt sind.

„» (…) Du willst mich zurücklassen, weil du denkst, dass du mich beschützen musst. Aber stell dir vor: Ich mache mir auch Sorgen um dich und glaube, dass ich lieber in deiner Nähe bleiben und dich beschützen sollte.(…)«“

[12. Kapitel, Seiten 151/ 152]


Neben vielen fiktiven Figuren stehen mit Heinrich der Löwe und Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zwei große historische Persönlichkeiten im Zentrum der Geschehnisse. Diese beiden (und weitere) historische Figuren hat Martha Sophie Marcus wunderbar in ihre Geschichte mit eingebunden, verwebt sie gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren und sie alle konnten mich mit ihrer Lebensechtheit, ihrer Vielfältigkeit und ihren packenden Lebensgeschichten überzeugen. Martha Sophie Marcus zeichnet, wie im ersten Band, mit ihren vielen Figuren authentisches Bild der damaligen Gesellschaft, welche durch die Ständegesellschaft und das Lehnswesen geprägt war. Zum ersten Stand gehörte der Klerus, also alle Geistlichen, zum zweiten Stand zählten die Adligen, den dritten Stand bildeten die Bauern und einfachen Bürger. Der größte Teil der Menschen im Mittelalter gehörte zum dritten Stand – etwa 90 Prozent waren Bauern.
Nicht nur die Ständegesellschaft und das Lehnswesen prägten das Leben der Menschen im Mittelalter. Auch viele Krankheiten, Hunger, Kälte und politische Unruhen und Kriege bestimmten das Leben der Menschen. So kam es durch den aggressiven Herrschaftsausbau des Herzogs Heinrich in Sachsen und nördlich der Elbe zum Widerstand der anderen sächsischen „Großen“. Nach der Absetzung des Löwen kam es auch immer wieder zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern von Herzog Heinrich. Diese mitunter komplexen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Sachverhalte hat Martha Sophie Marcus akribisch recherchiert und werden in „Das Gold der Weiden – Die Gunst der Fürsten“ sehr anschaulich und ergreifend dargestellt.

Mit Wehmut, aber auch mit großer Zufriedenheit stelle ich diese Buchreihe nun ins Regal. Danke liebe Martha Sophie Marcus für das Rezensionsexemplar… und vor allem für die wunderbaren und lehrreichen Lesestunden.

Fazit: Martha Sophie Marcus lässt mit dem fulminanten Abschluss ihrer unterhaltsamen Dilogie längst vergangene Zeiten wieder aufleben, nimmt den Leser/ die Leserin mit auf eine atemberaubende Zeitreise und stellt komplexe Sachverhalte und geschichtliche Hintergründe anhand ihrer vielfältigen Charaktere und ihrer bildhaften Sprache anschaulich und nachvollziehbar dar. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine grenzenlose Welt – Zukunft“

von Sonja Roos

[Werbung*]

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Achtung, Spoilergefahr! Bitte nicht lesen, wenn ihr die ersten Bände der Reihe noch nicht gelesen habt.
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. August 2024
Verlag: Goldmann
Ausgaben: Paperback, eBook
ISBN:   978-3442494156
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preise: 16€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Auswanderer-Saga“, Band 03 von 03

Klappentext:
„New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?“

Homepage:
https://www.sonjaroos.de
https://www.penguin.de/buecher/sonja-roos-eine-grenzenlose-welt-zukunft/paperback/9783442494156

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet, Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“, zum zweiten Band hier: Eine grenzenlose Welt – Schicksal“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– 
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der dritte und abschließende Band der ‚Auswanderer-Saga‘, welche im beginnenden 20. Jahrhundert vorwiegend in New York spielt.

„»Da unten liegt die großartigste Stadt der Welt mit all den Menschen, die Geschichten haben oder Geschichte schreiben werden. Wir müssen nur hinsehen und es für die Nachwelt festhalten.«“

[Kapitel 46, Seite 316]

New York, Juni 1904: Der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ reißt viele Menschen in den Tod und damit auch riesige Lücken in die Gesellschaft der Deutsch-Amerikaner in New York City.
Für die Auswanderer Maggie, Nando und Simon ist nach dem Untergang nichts mehr so, wie es davor war, denn Rosie ist unter den mehr als 1000 Toten. Die tiefe Trauer um seine geliebte Frau stürzt Simon in eine tiefe Krise und er kann sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung „Morning Herald“, kümmern. Maggie, die um ihre geliebte Cousine trauert, möchte den Herald mit allen Mitteln retten – auch wenn sie dafür ihre Ehe mit Nando aufs Spiel setzt.

Mit großer Begeisterung habe ich den Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ und den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ gelesen. Diese stimmungsvollen und farbenprächtige Geschichte hat es mir ab den ersten Seiten des ersten Bandes angetan und ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang. Zudem lernte ich eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Deshalb war es klar, dass ich auch den dritten und abschließenden Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht und vor allem war ich gespannt, wie die Buchreihe enden wird.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe, wodurch sich ein guter Wiedererkennungseffekt einstellt und auch die drei Teile als eine Einheit gesehen werden.
Es ist ein hellgrünen Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte eine junge Frau im seitlichen Profil. Ihr offener Blick geht zur Seite. Mittig im Cover steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine historische Ansicht der Freiheitsstatue auf der Liberty Island zu sehen.

Coverrechte: Goldmann Verlag

Das Buch ist, wie bereits die ersten beiden Bände, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die Hauptfiguren vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das Innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 384 Seiten, welche sich auf 53 relativ kurze Kapitel, einen Prolog, einen Epilog und einem Nachwort und der Danksagung der Autorin aufteilen.
Die Handlung beginnt mit dem Prolog, welcher am 15. Juni 1904 ansetzt und damit direkt an an das Ende des zweiten Bandes anknüpft. Das erste Kapitel beginnt dann ein Jahr nach den Ereignissen des Prologs. Chronologisch arbeitet sich die Handlung auf den Epilog zu, nach dessen Ende wir uns im Juni 1907 befinden.
An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt Band 1 und 2 der Reihe gelesen haben sollte, bevor man diesen dritten Band liest. Ansonsten fehlen viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren und deren Hintergründe und Entwicklungen können nicht richtig erfasst werden.
Wie in den vorherigen Bänden war ich schnell wieder in der Geschichte drin – auch wenn ich bereits nach dem Prolog das Buch kurz zur Seite legen musste um tief durchzuatmen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie die Geschichte ohne meine Leiblingsfigur Rosie weitergehen sollte.
Nach wie vor stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Charaktere im Mittelpunkt. Deren einzelne Geschichten sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich immer wieder eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann, eine Menge erfährt und das Buch am liebsten am Stück durchlesen möchte.

„»Der liebe Gott hat uns viele Bürden gegeben, einem jeden Menschen. Als Entschädigung hat er uns auch die Liebe geschenkt, und die kann nicht sterben.«“

[Kapitel 18, Seite 138]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt. Während sich einige authentisch weiterentwickelt haben, diese in ihrem Leben angekommen sind und ihre Träume und Wünsche erfüllt haben, heißt es auch schweren Herzens von einigen liebgewonnen Figuren frühzeitig Abschied zu nehmen.
Einigen der verbleibenden Figuren hätte ich immer wieder gerne zugerufen „Jetzt hört euch doch bitte mal zu!“ oder „Nein, so ist das nicht!“. Es ist ein ständiges Hin und Her, ein stetiges Bergauf und Bergab.
Zu den bereits bekannten Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Vor allem das Auftauchen der berühmten Nellie Bly kam unerwartet – aber sie fügt sich, trotz ihrer unangepassten Art, perfekt in die Handlung ein.
Macy und ihre Familie sind bereits im zweiten Band vorgekommen, in diesem dritten Band steht Macy mehr im Mittelpunkt der Geschichte. Ich mochte ihre ehrliche und offene Art und auch, wie souverän sie mit Rückschlägen und dem rauen und ungerechten Gegenwind aus der Gesellschaft umgeht.
Allzu detailliert gehe ich an dieser Stelle auf die einzelnen Figuren nicht ein, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden. Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und mitunter erschütternden Ereignisse, welche die Protagonisten erleben, direkt miterlebt. Und genau das macht auch diesen dritten Teil zu einem gelungenen, unterhaltsamen, lehrreichen, unvergesslichen und vor allem hochemotionalen Lese-Erlebnis.

„Es war nicht so, dass sie Simons Trauer nicht verstand. Im Gegenteil, sie spürte sie ebenso, Tag für Tag. Ein Schmerz, der nie abebbte, der immer irgendwo lauerte, selbst wenn sie nur kurz vergaß, dass einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben nicht mehr da war.“

[Kapitel 01, Seite 22]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ bildet das beginnende 20. Jahrhundert. Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit. Im dritten Band stehen die vielen Katastrophen dieser Zeit im Zentrum der Geschichte.
Hier ist an erster Stelle der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ am 15. Juni 1904 zu nennen. Dieses Unglück vor New York gilt als größte zivile Schiffskatastrophe der USA und war für „Little Germany“ eine Zäsur, von der es sich nie wieder erholen sollte. Von den mindestens 1.388 Deutsch-Amerikanern an Bord starben mehr als 1000 – darunter viele Frauen und Kinder. Viele Familien hatten mindestens einen Toten zu beklagen, die Selbstmordrate stieg, leere Plätze in Kirchen und Schulen erinnerten die Überlebenden auf Dauer an die Katastrophe. Sonja Roos hat dieses Unglück direkt mit ihren fiktiven Hauptfiguren verbunden, denn auch Rosie Broder ist unter den Toten. Ich muss gestehen, dass mir der Untergang des Ausflugdampfers „Henry Slocum“ bisher noch nichts sagte – nun bin ich im Nachgang der Lektüre von diesem Unglück, dieser Verkettung furchtbarer Umstände, sehr bestürzt.
Neben diesem Schiffsunglück werden noch weitere Unglücke geschildert, auf die ich nicht näher eingehe, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Ein weiteres gesellschaftliches Thema ist die sogenannte Rassentrennung in den USA, welche dort von 1877 bis 1967 bestand. Diese Rassentrennung ist die rassistisch begründete, oftmals wirtschaftlich motivierte, zwangsweise räumliche und soziale Trennung von als „Rassen“ definierten Menschengruppen in einigen bis hin zu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Die Rassentrennung wurde durch Rassengesetze legitimiert.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten – so wird Geschichte erleb- und fühlbar.

Anfang des Jahres 2024 habe ich die Ankündigung dieser Buchreihe entdeckt: Schon der erste Band konnte mich im März bestens unterhalten, spätestens mit dem zweiten Band im Juni hatte ich die Geschichte und die Charaktere fest in mein Leseherz geschlossen. Nun habe ich den dritten und damit letzten Band gelesen … und jetzt heißt es Abschied zu nehmen von den großartigen Figuren, welche mich mit ihren wechselvollen Geschichten, ihren Entwicklungen und Entscheidungen überraschen und mitreißen konnten.
Die gesamte Buchreihe hat mich bestens unterhalten und mir die Geschichte der Auswanderungswelle des späten 19. Jahrhunderts/ des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Geschichte und Schicksalsmomente der Stadt New York und auch die Geschichte des Zeitungwesens näher gebracht.
Danke liebe Sonja Roos für diesen gelungenen Abschluss, welche ich nun, mit einer ordentlichen Portion Wehmut aber auch großer Zufriedenheit zuklappe und ins Regal stelle.

Fazit: Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der großartige Abschluss einer wunderbaren und empfehlenswerten Buchreihe, welcher mich, wie die beiden vorherigen Bände, von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, vor allem aber bewegt hat. Ich habe das Buch mit Tränen begonnen und mit Tränen beendet.
Sehr … sehr lesenswert!


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.