„Das Pensionat an der Mosel – Der Weg der Frauen“

von Marie Pierre

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 11. Juni 2025
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-453-42724-2
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preise: 16,00€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)
Reihe: „Das Pensionat an der Mosel“, Band 03 von 03

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/marie-pierre-der-weg-der-frauen/paperback/9783453427242

Klappentext:
„1912: Pauline Martin ist schockiert, als sie erfährt, dass ihre Schülerin Sophie in Metz bei einer Kundgebung für Frauenrechte verhaftet wurde. Obwohl sie bald darauf wieder entlassen wird, hat das Ganze Konsequenzen für Pauline, denn der Ruf ihres Pensionats hat erheblichen Schaden genommen. Als Sophie kurze Zeit später aus Luxemburg zurückkehrt, ist sie vollkommen verändert. Das einst selbstbewusste Mädchen ist nun blass, still, bisweilen geradezu apathisch. Pauline forscht nach und stößt in Sophies Elternhaus auf Ungeheuerliches. Gleichzeitig taucht Paulines ehemaliger Verlobter Roland in Diedenhofen auf und wirbt erneut um sie. Als Erich von Pliesnitz davon erfährt, zieht er sich enttäuscht zurück. Pauline muss sich entscheiden – und könnte dadurch alles verlieren.“

Hinweise:
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“  und den zweiten Band „Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“ noch nicht gelesen habt – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise als Vorab-Exemplar (PDF) und als Rezensionsexemplar (Paperback) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Vorab-Exemplars und der Verlinkung zur Verlag-Homepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Der Weg der Frauen“ von Marie Pierre ist der dritte Band der Buchreihe, spielt hauptsächlich in der Stadt Diedenhofen (Thionville) im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1912 und erzählt die spannenden Geschichten um das Pensionat und seiner Bewohnerinnen weiter.

„Und nun unterrichtete sie in einer weitgehend deutschsprachigen Region Lothringens, mit weitgehend deutschsprachigen Schülerinnen und versuchte, dort die französische Sprache, Kultur und Tradition am Leben zu halten.“

[Kapitel 09]

Diedenhofen (Thionville) im Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1912: Pauline Martin, Schulleiterin des Pensionats an der Mosel, ist schockiert, als sie erfährt, dass ihre Schülerin Sophie in Metz bei einer Kundgebung für Frauenrechte verhaftet wurde. Obwohl Sophie bald darauf entlassen wird, hat das Ereignis weitreichende Konsequenzen – nicht nur für Sophie selbst, sondern auch für Pauline: Der Ruf ihres Pensionats ist in großer Gefahr.
Als Sophie kurze Zeit später wieder in das Pensionat zurückkehrt, ist sie nicht wiederzuerkennen: Das einst selbstbewusste Mädchen ist blass und still und wirkt apathisch. Pauline ist besorgt und stellt Nachforschungen an. Hierbei stößt sie auf ein dunkles Geheimnis.
Inzwischen taucht Paulines ehemaliger Verlobter Roland in Diedenhofen auf und wirbt erneut um Paulines Gunst. Doch Pauline hat sich verändert und ihre Gefühle für den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz sind stärker denn je. Als dieser sich enttäuscht zurückzieht, steht Pauline vor einer schwierigen Entscheidung, die ihre und auch die Zukunft des Pensionats für immer verändern könnte.

Marie Pierre ist das offene Pseudonym der Autorin Maria W. Peter, welche mich mit ihren starken und unvergesslichen Büchern wie „Die Festung am Rhein“„Die Melodie der Schatten“ und „Eine Liebe zwischen den Fronten“ begeistert hat.
Als die Autorin ihre neue Buchreihe ankündigte, wusste ich sofort, dass ich diese unbedingt lesen wollte, da mich die Bücher und die tiefgründigen Geschichten dieser Autorin immer wieder beeindrucken und auch der spannend klingende Klappentext sprach mich an. Die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts empfinde ich als eine sehr spannende Zeit, aus der sich zudem vieles ableiten lässt, was dann im weiteren Verlauf des Jahrhunderts geschehen ist.
Der Auftakt „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ empfand ich durch die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die vielfältigen Charaktere und der wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe als rundum gelungen. Ich habe so viel Neues über diese spannende Epoche gelernt und erfahren. Der zweite Band „Das Pensionat an der Mosel – Schwestern im Geiste“ stand dem ersten Band in nichts nach und natürlich wollte ich wissen, wie es mit all den Figuren und auch der Handlung weitergeht – weshalb ich den hier vorliegenden dritten Band auch unbedingt lesen musste. Freundlicherweise bekam ich das Buch einmal als Vorab-Exemplar (PDF) und einmal als Rezensionsexemplar (Paperback) zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich beim Heyne Verlag bedanken möchte.

Das Buch ist ein wunderschön gestaltetes Paperback mit insgesamt 560 Seiten, die in 56 Kapitel aufgeteilt sind. An das letzte Kapitel schließen sich, wie bereits in den ersten Bänden, ein Epilog, ein ausführliches Nachwort, ein Glossar (Fachbegriffe), ein Glossar (Fremdsprachlich), ein Überblick über die wissenschaftliche Beratung und Reise- und Stöbertipps zu den Schauplätzen und Hintergründen an.
Das erste Kapitel beginnt im Mai 1912, mit dem Epilog endet die Handlung im August 1912. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches also etwa drei Monate und beginnt unmittelbar nach den Geschehnissen des ersten Bandes. Da die Handlung und die Geschehnisse des ersten und zweiten Bandes immer wieder aufgenommen werden, empfehle ich, dass ihr diese Bände vor diesem Band gelesen haben solltet. Nur so ist es möglich, die Entwicklung der Charaktere nachzuvollziehen und auch deren Handlungen und Denkweisen richtig einzuordnen und zu verstehen. Alle drei Bände bilden eine zusammenhängende Geschichte.

Als ich den dritten Band der Buchreihe in den Händen hielt, wusste ich, dass ich mich (wieder) auf eine emotionale Achterbahnfahrt begeben würde. Marie Pierre hat es erneut geschafft, mich in die Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts in Lothringen zu entführen, genauer gesagt in die Stadt Diedenhofen, heute bekannt als Thionville. Diese Region hat eine reiche Geschichte, die von der Autorin wunderbar herausgearbeitet wurde.
Lothringen, eine Region im Nordosten Frankreichs, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Industriestandort und ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen – eine ehemals französische Region war nun unter preußischer Regierung. Außerdem war die Region von der Schwerindustrie geprägt, insbesondere der Eisen- und Stahlproduktion, die viele Menschen aus verschiedenen Teilen Europas anzog. Die Autorin hat diese geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe meisterhaft in ihre Geschichte eingebaut und zeigt anhand ihrer vielfältigen Figuren auf, wie das Leben in dieser Zeit aussah.
Und genau diese Figuren sind es, die diese Buchreihe so besonders machen: Jede von ihnen hat ihre eigenen Konflikte und Herausforderungen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss. Marie Pierre stellt sie alle so lebendig und authentisch da, dass ich mich absolut in ihre Geschichten hineinversetzen konnte. Und ja: Der Abschied fällt nun schwer, da ich die Figuren so lieb gewonnen und ganz fest in mein Leseherz geschlossen habe.

„Wieviel mehr konnte man doch erreichen, wenn man sich zusammentat, als Frauen in dieser von Männern beherrschten Welt. Wie sehr konnte man die Gesellschaft verbessern, solange man gemeinsam an einem Strang zog.“

[Kapitel 46]


Ein großes Thema, das Marie Pierre in diesem Band zur Sprache bringt, ist die Rolle der Frauen in der damaligen Gesellschaft: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Frauen in der Gesellschaft in ihren Rechten, Freiheiten und Möglichkeiten noch stark eingeschränkt. Die Autorin zeigt anhand ihrer weiblichen Figuren auf, wie schwierig es war, in dieser männerdominierten Gesellschaft Fuß zu fassen.
Die Formation der Frauenbewegung hatte gerade erst begonnen und Frauen wie die Suffragetten in Großbritannien kämpften für ihre Rechte und Freiheiten. Doch ihre Bestrebungen wurden oft unterdrückt und ihre Stimmen ignoriert. Es wird deutlich, wie die Frauen von den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen, aber auch von den Männern selbst eingeschränkt wurden und wie sie begannen sich gegen die Unterdrückung zu wehren.
Die Unterdrückung der Frauen war ein komplexes Phänomen, das von verschiedenen Faktoren bestimmt wurde: Die patriarchalische Gesellschaft und die staatliche Machtstrukturen wollten die Frauen in ihren Rollen halten und ihre Rechte weiter beschränken.
Der Kampf der Frauen für ihre Rechte war nicht nur ein Kampf für die Gleichberechtigung, sondern auch ein Kampf für die Selbstbestimmung und die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen. Marie Pierre zeigt auf, wie Frauen begannen, ihre eigenen Wege zu finden, ihre Ziele zu erreichen, und wie sie sich nach und nach gegen die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen auflehnten.

Mit ihrem bildhaften und wunderschönen Sprachstil hat Marie Pierre eine wunderbare Atmosphäre geschaffen, die mich in die Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts entführt hat. Die Beschreibung der Stadt Diedenhofen und ihrer Bewohner ist so detailliert und authentisch, dass mich die Geschichte ab der ersten Seite wieder mitnehmen konnte und ich mich direkt wieder in der Handlung zurecht fand. Stellenweise konnte und wollte ich nicht aufhören zu lesen.
Nun heißt es Abschied nehmen: Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit den Figuren und der Geschichte verbracht habe. Der Abschied von ihnen fällt mir schwer, aber ich bin auch dankbar für die vielen Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich durch die Buchreihe gewonnen habe.
Dieser dritte Band ist ein wunderbarer Abschluss einer Buchreihe, die mich ab dem ersten Band bestens unterhalten und überzeugt hat – einfach Muss für alle Liebhaber anspruchsvoller historischer Romane. Danke für dieses lehrreiche und mitreißende Leseerlebnis.

„Dinge im Leben änderten sich nun einmal, das war der Lauf der Welt. Sinnlos, zu versuchen, sie aufzuhalten.“

[Kapitel 50]

Fazit: Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Der Weg der Frauen“ von Marie Pierre ist der krönende Abschluss einer absolut lesenswerten Buchreihe.
Es ist eine farbenprächtige Zeitreise und eine Reise durch die menschlichen Emotionen und Erfahrungen und eine Geschichte, die mit ihren vielfältigen Themen und Charakteren zum Nachdenken anregt. Unbedingt lesen!

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*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Vorab-Exemplars und eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.


„Neue Zeiten auf der Kö – Die Fotografin“

von Bettina Lausen

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 30. Mai 2025
Verlag: between pages by Piper
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3492508636
Seitenanzahl: 372 Seiten
Preise: 18,00€ (Taschenbuch), 03,49€ (eBook)

Homepage:
https://www.bettinalausen.de/bücher/romane/
(Homepage Autorin)
https://www.piper.de/buecher/neue-zeiten-auf-der-koe-die-fotografin-isbn-978-3-492-50863-6
(Homepage Verlag)

Klappentext:
„Düsseldorf 1953: Die 26-jährige Jüdin Zuria lebt in London und ist mit einem Modehausbesitzer verlobt, als ein Brief ihr Leben auf den Kopf stellt: Ihre totgeglaubte Schwester Jalda lebt. Trotz aller Ängste kehrt Zuria in ihre alte Heimat Düsseldorf zurück, um Jalda nach London zu holen. Doch diese hat sich in Deutschland ein Leben als Mannequin aufgebaut und träumt von einer Karriere als Fotomodell. Zuria ersehnt sich, Modefotografin zu werden. Als sie auf ihre Jugendliebe Kurt trifft, steht Zuria vor der Wahl zwischen Sicherheit und Wohlstand in London und einem Neubeginn mit der Chance, ihre wahren Träume zu leben.“

Hinweise:
– Das eBook habe ich freundlicherweise vom Verlag between pages by Piper als vorzeitiges und kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – ganz herzlichen Dank dafür!
– Ich habe für diese Rezension vom Verlag und/ oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepages des Verlages und der Autorin, sowie die uneingeschränkte Leseempfehlung muss diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Neue Zeiten auf der Kö – Die Fotografin“ von Bettina Lausen ist der zweite Band der „Düsseldorf-Saga“, spielt im Jahr 1953 und zeigt eine mutige Frau, die gegen die dunkle Vergangenheit ankämpft und alles für eine strahlende Zukunft gibt.

„Zuria befreite die Kamera aus der Lederhülle und verewigte den Anblick, auch wenn die Bilder niemals dieses Gefühl festhalten konnten, und doch würde sie die Erinnerungen zeitlebens mithilfe der Fotos abrufen können.“

[Kapitel 03]

London/ Düsseldorf im Jahr 1953: Die 26-jährige Jüdin Zuria lebt nach ihrer Flucht aus Deutschland bereits einige Jahre in bescheidenen Verhältnissen bei ihrer Tante Deborah in London. Nach ihrer Verlobung mit dem vermögenden Modehausbesitzer Noam scheint ihre Zukunft sicher und sorgenlos.
Als sie jedoch erfährt, dass ihre totgeglaubte Schwester Jalda überlebt hat und in Düsseldorf wohnt, möchte sie diese sofort nach London holen. Auch wenn sie sich geschworen hatte, nie wieder einen Fuß auf deutschen Boden zu setzen.
In Düsseldorf muss Zuria jedoch erkennen, dass sich Jalda ein eigenes Leben aufgebaut hat und dieses nicht aufgeben möchte. Während ihre Schwester von einer Karriere als Fotomodell träumt, sehnt sich Zuria danach Modefotografin zu werden.
Doch dann trifft sie auf Karl – ihre Jugendliebe. Eine Liebe, die so tragisch auseinander gerissen wurde und Zuria tief verletzt hat. Soll sie einen Neubeginn in ihrer Heimatstadt wagen?

Im März 2025 fragte die Autorin Bettina Lausen an, ob ich im Mai ihr neues Buch „Neue Zeiten auf der Kö – Die Fotografin“ lesen und rezensieren möchte. Dieser zweite Band sei auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes „Neue Zeiten auf der Kö – Die Journalistin“ gut zu lesen. Da ich Reihen jedoch immer gerne komplett lese, habe ich den ersten Band im März gelesen und war von der emotionalen und hochinteressanten Geschichte um die junge Eva, die aller Widerstände zum Trotz ihren eigenen Weg als Journalistin gehen möchte, sehr berührt.
Umso mehr freute ich mich auf den zweiten Band der Reihe, den ich Mitte Mai als vorzeitiges und kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag between pages by Piper zugesendet bekam – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.
Die Cover der beiden Bücher passen wunderbar zusammen und es wird deutlich, dass es eine Buchreihe ist. Zu sehen ist hier eine junge Frau, die ein geblümtes Kleid trägt und mit beiden Händen eine Kamera hält. Ihr offener Blick nimmt den Betrachter/ die Betrachterin direkt gefangen und es wirkt, als würde sie jeden Moment ein Foto aufnehmen. Im Hintergrund findet sich ein stattliches Gebäude.
Die insgesamt 372 Seiten des Buches gliedern sich in 25 Kapitel, ein Nachwort, dem historischen Hintergrund und der Danksagung der Autorin.
Das erste Kapitel setzt im April 1953 an, schließt somit unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an, das letzte Kapitel spielt im Juni 1954.
Ich empfinde es als nicht unbedingt erforderlich, dass man den ersten Band vorher gelesen haben muss – die Leser und Leserinnen finden auch ohne diese Vorkenntnisse gut in die Geschichte. Allerdings ist es schön, die vielen bekannten Figuren aus dem ersten Band wieder zu treffen und ihre gesamten Hintergründe und Lebenserfahrungen zu kennen.
Ab der ersten Seite hat mich die Geschichte wieder mitgenommen und ich konnte nur schwer mit dem Lesen aufhören. Die dynamische und vor allem emotionale Handlung ließ mich während des Lesens alles um mich herum vergessen, ich fand mich räumlich und zeitlich gut zurecht und konnte zu den vielen und vielfältigen Figuren schnell (wieder) eine Beziehung aufbauen. Dazu trug auch der packende, emotionale und bildhafte Sprachstil von Bettina Lausen bei.

„Sie sollte Vergangenes ruhen lassen, nicht immer in jedem Menschen schlechte Absichten vermuten.“

[Kapitel 09]

Während im ersten Band Eva im Mittelpunkt der Geschichte steht, spielen hier die junge Jüdin Zuria und Evas Bruder Karl die Hauptrollen. Beide Charaktere und deren Geschichten werden bereits im ersten Band vorgestellt – allerdings eher am Rande.
Zuria ist eine der zentralen Figuren des Buches und ich habe sie ab der ersten Seite sehr gerne gehabt. In diesem Band lernt der Leser/ die Leserin sie und ihre Geschichte richtig kennen. Sie ist ein zutiefst verletzter Charakter und musste in ihrem kurzen Leben viel Leid erfahren und Verluste verarbeiten. Doch sie hat sich nicht aufgegeben und hat sich ein neues Leben in London aufgebaut – einen Beruf und Freunde gefunden und sich mit einem vermögenden Mann verlobt. Doch mit ihrer Vergangenheit kann sie nicht so einfach abschließen und für ihre totgeglaubte Schwester Jalda wirft sie all ihre Schwüre über Bord und betritt wieder Deutschland – das, was sie eigentlich nie wieder machen wollte. Bettina Lausen hat Zuria sehr facettenreich und authentisch gestaltet, ich mochte es sehr, dass sie eben nicht von vorne herein alles richtig macht, auch Rückschläge erleidet und trotzdem kontinuierlich ihren Weg geht.
Neben Zuria steht Karl: Er ist der Bruder von Eva – der Hauptfigur des ersten Bandes. Einige Bruchstücke seiner tragischen Geschichte sind bereits im ersten Band der Reihe ans Licht gekommen und doch scheint er noch ein großes Geheimnis mit sich herum zu tragen. Karl liebt die Logik der Zahlen und flüchtet sich gedanklich immer wieder in diese Welt. Ich mochte seine ruhige, introvertierte und liebevolle Art (wie er beispielsweise mit seiner Nichte umgeht) sehr.
Noam steht mit seinem extrovertierten Charakter völlig im Gegensatz zu Karl: Für ihn scheint das Leben geradlinig und ohne große Umwege zu verlaufen. Er ist ein Geschäftsmann durch und durch und sehr schwer zu durchschauen.
Neben diesen (Haupt)figuren stehen noch einige weitere Figuren. Viele von ihnen sind bereits aus dem ersten Band bekannt – wie zum Beispiel Eva, ihre Eltern und ihre Großmutter. Aber auch die weniger sympathischen Figuren haben ihre Auftritte – wie zum Beispiel Gert.
Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen möchte ich nicht detailliert auf alle Charaktere eingehen. Bettina Lausen hat wunderbare und vielfältige Figuren geschaffen, die mit ihren eindrücklichen Geschichten mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen bleiben werden. Sie alle sind wunderbar in die historischen Hintergründe eingebettet und bilden zusammen ein gutes Bild der damaligen Zeit und Gesellschaft ab.
Der Autorin ist es zudem hervorragend gelungen , ihre fiktiven Figuren mit- und untereinander zu verbinden und macht so die zwischenmenschlichen Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen sichtbar.

„Sie war überwältigt, wie viel sich verändert hatte. So viele Gebäude von früher existierten nicht mehr. Einige neue Häuser ragten in die Höhe, überall gab es Baustellen und Baukräne, Neuanfänge für eine Zukunft, deren Vergangenheit in Vergessenheit geriet.“

[Kapitel 03]

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die 1950er Jahre. Noch immer waren die Wunden des Zweiten Weltkrieges sehr präsent – in den Stadtbildern, aber auch in den Köpfen und Herzen der Menschen. Nur langsam erholte sich die BRD von den Kriegsfolgen.
Die 1950er Jahre waren in Deutschland vom Wiederaufbau und dem Wirtschaftswunder geprägt – letzteres verbesserte den Lebensstandart der Bevölkerung. Die Gesellschaft war konservativ und traditionell geprägt: Frauen sollten sich auf Familie und Haushalt konzentrieren, während die Männer die Rolle des Ernährers übernahmen.
Vor allem waren die 1950er Jahre jedoch von der Vergangenheitsbewältigung geprägt. Die junge BRD musste sich mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit auseinandersetzen, was jedoch oft von Verdrängung und Schweigen begleitet wurde.
Mit viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität arbeitet Bettina Lausen die historischen Hintergründe auf und stellt diese aus der Sicht einer jungen jüdischen Frau da – es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und gleichzeitig die Komplexität der deutschen Geschichte darstellt. Außerdem werden die Auswirkungen und Nachwirkungen auf die Menschen deutlich, die dieses dunkle Kapitel erlebt haben.
Ganz besonders gefallen haben mir die Beschreibungen der Mode der 1950er Jahre – vor allem aber die Darstellung der Fotografie zu dieser Zeit: Diese wurde durch die Entwicklung neuer Kameras und Technologien beeinflusst, wie beispielsweise die Kleinbildkamera und der Blitzlichtfotografie , die es den Fotografen und Fotografinnen ermöglichte flexibler und kreativer zu arbeiten. Bei diesem Thema merkt der Leser/ die Leserin, wie akribisch und intensiv Bettina Lausen recherchiert hat. Und ich habe hier einiges Neues erfahren und gelernt.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Bettina Lausen für dieses lehrreiche, emotionale und spannende Lese-Erlebnis bedanken.

Fazit: Der Roman „Neue Zeiten auf der Kö – Die Fotografin“ von Bettina Lausen ist der gelungene zweite Band einer mitreißenden Buchreihe. Das Buch nahm mich ab der ersten Seite mit, ich mochte die vielen und vielfältigen Charaktere und die intensiven historischen Hintergründe. Genau so muss ein guter historischer Roman sein. Sehr lesenswert und lehrreich.

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*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Montmartre – Licht und Schatten“

von Marie Lacrosse

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 23. April 2025
Verlag: Goldmann Verlag
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-442-20654-4
Seitenanzahl: 624 Seiten
Preise: 17,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/marie-lacrosse-montmartre-licht-und-schatten/paperback/9783442206544 (Verlag)

https://www.maritaspang.de

Klappentext:
„Paris im Sommer 1866: Elise Lambert und Valérie Dumas werden am selben Tag geboren. Sonst haben die beiden Mädchen nicht viel gemeinsam. Elise, Tochter einer einfachen Wäscherin, wächst in Armut auf dem Hügel von Montmartre auf. Valérie hingegen ist die Tochter eines wohlhabenden Kunsthändlers vom Boulevard de Clichy. In einer Zeit, in der Frauen kaum Möglichkeiten haben, hegen die beiden große Träume. Valérie ist eine begnadete Malerin, die es an die Kunstakademie schaffen möchte, wo auch Toulouse-Lautrec und van Gogh studieren. Elise dagegen möchte als Tänzerin in den schillernden Varietés von Montmartre berühmt werden. Schicksalsschläge und die Liebe stellen beide vor ungeahnte Herausforderungen, doch die jungen Frauen kämpfen für ihr Glück …“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin und dem Goldmann Verlag als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Homepages und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

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Das Buch „Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt einer historischen Romanreihe, die im 19. Jahrhundert in Paris spielt und zeigt, wie zwei völlig unterschiedliche Frauen ihren eigenen Lebensweg in einer von Männern dominierten Gesellschaft suchen.

„»(…) Beiden Mädchen habe ich am gleichen Tag auf die Welt geholfen. Die eine lebt im Überfluss, die andere in bescheidenen Verhältnissen. (…)«“

[Kapitel 5, Seite 80]

Die Geschichte beginnt am 20. Juni 1866 in Montmartre: Hier bringt die arme Wäscherin Jeanne Lambert mit Unterstützung der Hebamme Marianne ihre Tochter Elise zur Welt. Kurz darauf, am gleichen Tag, hilft Marianne in einer vornehmen Wohnung der kleinen Valérie Dumas auf die Welt.
Doch die beiden Mädchen eint nur ihr gemeinsamer Geburtstag – ansonsten könnten sie und ihre Leben nicht unterschiedlicher sein: Während Elise von klein auf als Wäscherin arbeiten muss und ein ärmliches Leben führt, wächst Valérie als Tochter eines wohlhabenden Kunsthändlers im Überfluss auf.
Während die Beiden zu jungen Frauen heranwachsen, zeigen sich die künstlerischen Talente und die ehrgeizigen Ziele der Beiden: Elise möchte als Tänzerin ihren Weg gehen, Valérie als Malerin.
Doch ihre Mütter und auch die von Männern geprägte Gesellschaft stehen den Beiden bei der Verwirklichung ihrer Träume im Weg.

Marie Lacrosse ist das Pseudonym der Autorin Marita Spang. Unter beiden Namen begleitet und verzaubert sie mich schon seit einigen Jahren mit ihren historischen Romanen. Auch mit ihrem neusten Pseudonym Tessa Duncan („Wer das Vergessen stört“ & „Wer mit den Wölfen heult“) konnte sie mich in Sachen Spannungsliteratur überzeugen.
Die Buchreihen unter Marie Lacrosse um „Das Weingut“ (erschienen 2018, 2019) „Das Kaffeehaus“ (erschienen 2020, 2021) und das „KaDeWe“ (erschienen 2022. 2023) haben mich bestens unterhalten und stehen an der Spitze meiner absoluten Lieblingsbücher.
Deshalb war meine Freude riesig, als sie im Herbst 2024 ihre neue Buchreihe „Montmartre“ ankündigte. Paris ist mein absoluter Sehnsuchtsort und ich liebe die wechselvolle Geschichte dieser Stadt. Deshalb musste ich dieses Buch einfach lesen. Freundlicherweise bekam ich das Buch als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Die Ausgabeart des Buches ist, wie auch bereits die anderen Reihen der Autorin, wieder eine sehr schön gestaltete und hochwertige Klappbroschur: In der vorderen Klappe finden sich die graphischen Elemente des Covers wieder, auf der Klappe steht ein etwas ausführlicherer Klappentext. Das Innere der hinteren Klappe schmückt die Vorstellung der beiden Bände der Reihe, während auf der Klappe die sympathische Autorin vorgestellt wird.
Das wunderschön gestaltete Cover weckt die Lust auf die Geschichte und hebt sich gelungen von anderen historischen Romanen ab.
Ab der ersten Seite hat mich die Geschichte mitgenommen und ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Hierfür sorge vor allem die klare und bildhafte Sprache von Marie Lacrosse, mit der sie vergangene Zeiten wieder aufleben lässt und ihre Leser und Leserinnen damit auf eine interessante und spannende Zeitreise mitnimmt.
Ganz wunderbar fand ich wieder die Übersicht über die Figuren des Romans zu Beginn des Buches und das ausführliche Nachwort der Autorin am Ende des Buches.
Auch die gute Struktur innerhalb des Romans sorgte dafür, dass ich während des Lesens immer den Überblick über die Handlung behalten habe: Diese ist in insgesamt fünf Teile aufgeteilt und spielt von Juni 1866 bis Oktober 1889. Während der Handlung folgen die Leser und Leserinnen den Schicksalen mehrerer Figuren – hauptsächlich den zwei Hauptprotagonistinnen Valérie und Elise.
Die Beiden sind völlig unterschiedlich und sehr sympathisch und bekommen von der Gesellschaft immer wieder Steine in den Weg gelegt. Doch sie bleiben auch bei allen Rück- und Schicksalsschlägen größtenteils sich selbst treu und arbeiten ausdauernd daran, ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume und Wünschen zu verwirklichen: Elise möchte unbedingt Tänzerin werden, Valérie möchte Malerin werden. Einfach unvorstellbar, wie schwer es Frauen zu dieser Zeit in Sachen Bildung und vor allem in Sachen Selbstverwirklichung noch hatten.
Ganz besonders mitgenommen haben mich die dramatischen Schicksale von Simone Lambert – Elises jüngere Schwester – und von Elises Mutter Jeanne.
Die Hebamme Marianne hat zwar nur etwas kleinere Auftritte und trotzdem trägt sie die Geschichte mit. Sie stellt immer wieder Dinge richtig und bildet mit ihrer gutmütigen und ehrlichen Art für einige Figuren so etwas wie den Fels in der Brandung.
Ganz im Gegenteil zu Amélie Dumas – die Mutter von Valérie: Sie war mir ab der ersten Seite mit ihrer unzufriedenen und pessimistischen Art sehr unsympathisch – auch wenn sie ihre Gründe hat, warum und wie sie zu dieser Frau geworden ist.
Valéries Vater, Alphonse Dumas, ist ein zwiegespaltener Charakter: Er ermöglicht seiner Tochter einiges, auf der anderen Seite ist er auch sehr starrsinnig und verfahren in seinen Ansichten.
So viel zu den fiktiven Charakteren der Geschichte. Wie bereits geschrieben, kommen auch einige historische Figuren in diesem Roman vor. Hier ist zum Beispiel Louise Weber zu nennen, die Marie Lacrosse sehr ambivalent dargestellt und als Gegenpol zu der liebenswerten Elise gestellt hat. In Louises Leben gibt es nur einen wichtigen Menschen – und das ist sie selbst. Alle anderen Menschen in ihrer Umgebung behandelt sie wie Spielbälle.
Viele der weiteren Figuren, die neben diesen beiden Hauptprotagonistinnen stehen, sind historisch – andere fiktiv und Marie Lacrosse versteht sich außerordentlich gut darin, diese zum Leben zu erwecken und hat sie alle facettenreich und komplex gestaltet. Sie müssen zahlreiche Herausforderungen überwinden – vor allem persönliche Tragödien und gesellschaftliche Konflikte. Marie Lacrosse bietet mit ihren vielen und vielfältigen Figuren einen Einblick in die verschiedenen Lebensweisen im Paris des 19. Jahrhunderts und beschreibt mit ihnen die sozialen Strukturen der Zeit. Dabei sind die Beschreibungen so detailliert, dass ich während des Lesens völlig in die vergangenen Zeiten eintauchen konnte.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit all den Figuren im zweiten Band „Montmartre – Traum und Schicksal“ (erscheint im November 2025) weitergehen wird.

Den historischen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das 19. Jahrhundert in Paris. Es war eine Zeit der großen Umbrüche und Veränderungen.
Die Gesellschaft war in drei Schichten unterteilt:
– Die Oberschicht bestand aus Adel und Aristokratie und dem aufstrebenden Bürgertum und verfügten über großen Reichtum und Einfluss.
– Die Mittelschicht bestand aus Kleinbürgern (zum Beispiel Ladenbesitzern und Handwerkern) und den Intellektuellen (Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler).
– Die Unterschicht bildeten die Arbeiter, die oft unter schwierigen Bedingungen leben mussten. Auch die Prostituierten, die in Paris weit verbreitet waren, lebten oft am Rande der Gesellschaft.
Diese patriarchalisch geprägte Gesellschaft war von großen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen geprägt:
– Zur sozialen und wirtschaftlichen Veränderung trug die Industrialisierung bei, da viele Menschen von der Landwirtschaft in die Industrie wechselten. Daraus folgte die Urbanisierung, die zu einer schnellen Vergrößerung der Stadtbevölkerung und zu sozialen Problemen wie Armut und Überbevölkerung führte.
– Paris war im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Kunst und Literatur. Unter anderen brachte die Entstehung des Impressionismus eine kulturelle Veränderung: Dieser brach mit den traditionellen Kunstformen (z.B. Historienmalerei), die Künstler wollten stattdessen das Alltagsleben und die Natur darstellen. Hierzu wählten sie oft Themen, die als „unwürdig“ oder „unbedeutend“ angesehen wurden (z.B. Straßenszenen, Fabrikszenen usw.). Es wurden neue Maltechniken entwickelt (z.B. kurze, dicke Pinselstriche), was dazu führte, dass den Impressionisten fehlende Fertigkeiten vorgeworfen wurde und der Impressionismus als unkonventionell und ungeschickt angesehen wurde.
Neben der Veränderung der Gesellschaft der Kunst steht ein weiteres (bedrückendes) Thema in diesem Roman im Mittelpunkt: Die Prostitution. Dieses komplexe Phänomen wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt:
Wirtschaftliche Not: Viele Frauen lebten in Armut und sahen in der Prostitution eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Außerdem sorgte die Industrialisierung für eine Veränderung der Wirtschaftsstruktur und viele Frauen verloren ihre traditionellen Arbeitsplätze.
Patriarchalische Gesellschaft: Frauen hatten nur wenige Rechte und es gab eine Doppelmoral: Männer durften ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben und befriedigen, während Frauen hierfür bestraft wurden.
Auch wenn die Stadt Paris einiges dafür tat, die Prostitution zu reglementieren und zu kontrollieren (z.B. mit Gesundheitskontrollen, Registrierungen) wurde dieser nur schwer Herr.
Der Roman spielt größtenteils in Montmartre, der heutzutage ein berühmter Stadtteil von Paris ist. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es ein Zentrum der Armut und des Elends. Hier lebten viele Arbeiter und auch Künstler in schlecht ausgestatteten Wohnungen. Die Straßen waren eng und die hygienischen Bedingungen schlecht.
All diese gesellschaftlichen und geschichtlichen Hintergründe hat Marie Lacrosse akribisch recherchiert und stellt diese, auch anhand und mit den Schicksalen ihrer zahlreichen Figuren, sehr greif- und erlebbar dar. Ich habe viel Neues gelernt und damit meinen geschichtlichen Horizont erweitert. Genau so muss ein historischer Roman sein.

Herzlichen Dank liebe Marie Lacrosse für das lehrreiche Lesevergnügen. Ich freue mich schon so sehr auf die Fortsetzung der Geschichte.

Fazit: Während des Lesens von „Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse bin ich völlig in der Geschichte versunken. Die Geschichte hat mich von Anfang bis zum Ende bestens unterhalten und ich habe wieder so viel Neues gelernt und erfahren. Auch die facettenreichen und komplexen Figuren sorgen für ein wunderbares und unvergessliches Leseerlebnis. Eines meiner persönlichen Jahreshighlights, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Little Germany – Der Duft der Neuen Welt“

von Maria Nikolai

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. April 2025 (eBook), 01. Mai 2025 (Taschenbuch)
Verlag: Penguin Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3328111764
Seitenanzahl: 656 Seiten
Preise: 13,00€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.marianikolai.de/#little-germany-band1

https://www.penguin.de/buecher/maria-nikolai-little-germany-der-duft-der-neuen-welt/taschenbuch/9783328111764

Klappentext:
„Stuttgart/Hannover, 1901: Entgegen aller Vernunft hat sich das Dienstmädchen Lissi auf eine unerlaubte Liaison eingelassen. Doch ihre Hoffnung auf eine Heirat zerschlägt sich jäh. Schwanger und allein beschließt sie, der Heimat den Rücken zu kehren. Julia von Varrell dagegen wurde mit falschen Versprechungen in eine arrangierte Ehe gelockt. Unabhängig voneinander wagen sie den Ausbruch und fliehen in die Neue Welt. An Bord des Schnelldampfers nach New York entwickelt sich eine innige Freundschaft – die beiden Frauen wollen den abenteuerlichen Neuanfang gemeinsam wagen. Eine Bäckerei im deutschen Viertel Little Germany bietet ihnen eine Anstellung und ein Dach über dem Kopf. Bald ist sie bis in die besten Kreise bekannt für ihre duftenden Zuckerbrezeln. Doch am Horizont braut sich eine Katastrophe zusammen, die nicht nur Julias und Lissis neues Leben in seinen Grundfesten erschüttern wird …“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin und dem Penguin Verlag als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Kurzrezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Homepages und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Kurzrezension als WERBUNG.

Das Buch „Little Germany – Der Duft der Neuen Welt“ von Maria Nikolai ist der erste Band einer zweiteiligen Reihe, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts größtenteils in New York spielt und den spannenden Weg zweier Frauen in ihre persönliche Freiheit zeigt.

„Allen standen Müdigkeit und Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Hier, dachte Lissi, sammelten sich Menschen und Schicksale wie Blätter im Herbst, türmten sich für kurze Zeit zu einem Haufen, bis der nächste Windstoß sie in alle Richtungen zerblies.“

[Seite 238, Kapitel 23]

Mit großer Freude und noch größeren Erwartungen habe ich das neue Buch von Maria Nikolai „Little Germany – Der Duft der Neuen Welt“ begonnen… und ich wurde nicht enttäuscht. Ab der ersten Seite hat mich die Geschichte mitgerissen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.
Ich versank völlig in der Handlung, fieberte mit den authentischen und vielseitigen Figuren mit, die ich alle sehr schnell in mein Herz geschlossen habe – allen voran Lissi und Julia.
Maria Nikolai nimmt ihre Leserinnen und Leser mit auf eine emotionale, spannende und unvergessliche Zeitreise – einmal angefangen, möchte man das Buch nur noch ungern aus den Händen legen.
Es wird mitunter auch traurig und trotzdem schwingt in diesem Buch soviel Hoffnung und der ungebrochene Lebensmut der Figuren mit.
Auch wenn ich die vorherigen Buchreihen der Autorin („Die Schokoladenvilla & Die Bodensee-Saga) liebe… hat mich der wunderbare Auftakt dieser Dilogie nochmal mehr überzeugt – Maria Nikolai hat sich noch einmal selbst übertroffen. Absolut lesenswert!
Danke für dieses großartige Leseerlebnis, ich bin schon sooo gespannt auf den zweiten Band, der im Herbst 2025 erscheinen wird. 

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Neue Zeiten auf der Kö – Die Journalistin“

von Bettina Lausen

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 28. März 2024
Verlag: Piper
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3492507448
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preise: 18,00€ (Taschenbuch), 06,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.piper.de/buecher/neue-zeiten-auf-der-koe-die-journalistin-isbn-978-3-377-90078-4-ebook

https://www.bettinalausen.de/bücher/romane/

Klappentext:
„Eine verbotene Liebe öffnet einer jungen Frau in Düsseldorf den Weg zu einem selbstbestimmten Leben als Journalistin.
Düsseldorf 1950: Eva erfährt mit zwanzig Jahren das erste Mal von den Gräueltaten der Nazis. Sie konfrontiert ihre Eltern, die immer noch den alten Zeiten nachtrauern, mit ihrem neuen Wissen. Aus dem Streit wächst ein Konflikt, der die Grundfeste von Evas Leben erschüttert. Ihr junger Politiklehrer ermutigt sie dazu, ihren eigenen Weg zu gehen und eine Karriere als Journalistin anzustreben. Zwischen den beiden entsteht eine Liebesbeziehung, die aus mehr als einem Grund verboten bleibt. Wird es Eva trotz familiärer und gesellschaftlicher Widerstände gelingen, für ihre Freiheit zu kämpfen und gleichzeitig ihrem Herzen zu folgen?“

Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Das eBook wurde selbst gekauft.
– Aufgrund der der Verlinkung der Verlagshomepage und der Homepage der Autorin und der Lese-Empfehlung muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Neue Zeiten auf der Kö – Die Journalistin“ von Bettina Lausen ist der erste Band einer Reihe, die in Düsseldorf in den 1950er Jahren spielt und den schweren Weg einer jungen Frau zu einem selbstbestimmten Leben zeigt.

„Bis vor ein paar Wochen hätte sie nicht geglaubt, dass dies die Zukunft für sie bereithalten würde. Es war noch so unwirklich. Viel lieber würde sie … ja was eigentlich? Sie hatte es noch nie konkret in Worte gefasst, dabei war es doch das, was ihr lag: das Jonglieren mit Wörtern, die Tinte in geordneten Gedanken zu Papier bringen. Aber ihr Vater und das Leben hielten einen anderen Plan für sie bereit.“

[Kapitel 02]

Düsseldorf im Jahr 1950: Die junge Eva wächst in einer Stadt und einer Gesellschaft auf, die noch immer die schmerzhaften Spuren des Zweiten Weltkrieges trägt.
Erst im Zuge des Politikunterrichts erfährt sie das erste Mal etwas über die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Während Eva alles über die Vergangenheit erfahren möchte, hängen ihre Eltern dieser nach. Vor allem ihr Vater schweigt über seinen Werdegang im Krieg und Eva muss Schreckliches erfahren. Es kommt zum Bruch mit ihrer Familie.
Als ihr junger Politiklehrer Eva ermutigt, ihren Weg als Journalistin zu gehen, erkennen die Beiden, dass sie auch die Liebe zueinander verbindet. Doch ihre Liebe muss aus vielen Gründen geheim gehalten werden …

Schon lange folge ich der sympathischen Autorin Bettina Lausen auf Instagram, allerdings habe ich bisher noch keines ihrer Bücher gelesen.
Anfang März 2025 fragte sie an, ob ich ihren neuen Roman „Neue Zeiten auf der Kö – Die Fotografin“ (ET: 30. Mai 2025) lesen und rezensieren möchte. Dieser sei auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes gut zu lesen. Ich sagte zu – kaufte mir aber noch den hier vorliegenden ersten Band der Reihe, da ich Buchreihen immer gerne komplett lese.
Und eines ist sicher: Nach diesem lesenswerten und kurzweiligen Roman werde ich definitiv noch weitere Bücher der Autorin lesen.
Die Handlung des Buches ist in 15 Kapitel unterteilt und beginnt im Juli 1950. Rückblickend weiß ich nicht mehr genau, wieviel Zeit die gesamte Handlung umfasst – es sind ein paar Jahre.
Bettina Lausen hat einen sehr bildhaften Sprachstil, der mich schnell mit in die Geschichte genommen hat. Ich konnte mit die vielfältigen Figuren und auch die Handlungsorte durch ihre wunderbaren Beschreibungen gut vorstellen und fühlte mich, trotz des schweren Themas, wohl in der Geschichte.

Ich mochte die Hauptfigur Eva sehr und konnte mich durch sie schnell in die Nachkriegszeit hineinversetzen. Fassungslos machte mich, wie ihre Familie (vor allem der äußerst unsympathisch gezeichnete Vater) über sie und ihr Leben bestimmt. Doch Eva gibt nicht auf und versucht, ihren eigenen Weg im Leben zu gehen – und verliert dabei die Vergangenheit nicht aus den Augen, was für sie Segen und Fluch gleichzeitig bedeutet.
Neben Eva stehen noch weitere Figuren:
Ganz besonders liebgewonnen habe ich Evas Großmutter, die mit ihrem Dialekt einen wunderbaren und einzigartigen Flair in die Geschichte bringt und für Eva immer wieder den Fels in der Brandung bildet – ganz im Gegensatz zu Evas Mutter: Ihr Charakter ist von Anfang an schwer zu fassen: Sie lebt sehr in der Vergangenheit, kann Dinge schwer loslassen und macht ihrer Tochter das Leben schwer. Andererseits geht sie auch immer wieder einen Schritt auf Eva zu – findet jedoch selten die richtigen Worte.
Beeindruckt und zu Tränen gerührt hat mich die Geschichte von Evas Bruder Kurt. Ich möchte nicht genauer auf seinen Charakter und seine Geschichte eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte vorwegnehme. Ich bin schon gespannt, wie es mit ihm weitergehen wird, denn er spielt im zweiten Band eine Rolle.
Neben diesen Mitgliedern der Familie Brockmann stehen weitere Figuren: Hier ist an erster Stelle Evas Politiklehrer Johann zu nennen. Ich mochte seine sympathische und ehrgeizige Art sehr und spürte von Anfang an das Knistern zwischen ihm und Eva. Er ist das komplette Gegenteil von Gert, der sich ab der ersten Seite als der totale Unsympath zu erkennen gibt. Ich konnte oft nur den Kopf über ihn schütteln – wie auch über seinen Vater und Evas Vater.
Eine meiner weiteren persönlichen Heldinnen des Buches ist Helga – Evas beste Freundin. Sie ist für Eva da, obwohl sie eigentlich genügend eigene Probleme hat.
Zwischen den Figuren gibt es immer wieder Konflikte und Auseinandersetzungen, die einen großen Teil der Geschichte ausmachen.
Bettina Lausen hat vielfältige und gelungene Figuren geschaffen, die gekonnt in die historischen Hintergründe einbettet sind ein sehr authentisches Bild der Nachkriegszeit und der zerrissenen Gesellschaft abbilden.

„Das Leben ging weiter, die Deutschen hatten den Krieg im Herzen und im Gedächtnis begraben und doch schwebte er über ihnen wie eine regengeschwängerte Wolke, die jeden Moment aufbrechen konnte.“

[Kapitel 12]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund bilden die 1950er Jahre:
Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) war vorbei, allerdings in den Köpfen der meisten Menschen noch sehr präsent. Viele wollten alles vergessen und verdrängten die Vergangenheit. Andere wollten eine Aufarbeitung und über die Gräueltaten der Nationalsozialisten aufklären. Und genau in diesen Konflikt gerät Eva. Sie war ein kleines Kind, als Hitler an die Macht kam und doch fühlt sie sich als ein Teil des Systems. Vor allem möchte sie die Vergangenheit ihrer Eltern aufgearbeitet haben – doch die beiden trauern dieser Zeit eher nach und verschließen sich gegenüber ihrer Tochter.
Ein weiteres gesellschaftliches Thema ist die Stellung der Frau in der jungen Bundesrepublik:
Das Bürgerliche Gesetzbuch schrieb vor, dass wenn eine Frau arbeiten wollte, ihr Ehemann das erlauben musste. Erst 1977 wurde das Gesetz geändert. Bis 1958 konnte der Mann den Anstellungsvertrag der Frau nach eigenem Ermessen und ohne deren Zustimmung fristlos kündigen. Außerdem hatte der Ehemann bis 1958 auch das alleinige Bestimmungsrecht über Frau und Kinder inne. Auch wenn er seiner Frau erlaubte zu arbeiten, verwaltete er ihren Lohn. Noch bis 1962 durften Frauen ohne Zustimmung des Mannes kein eigenes Bankkonto eröffnen. Erst nach 1969 wurde eine verheiratete Frau als geschäftsfähig angesehen.
Diese historischen und gesellschaftlichen Hintergründe hat Bettina Lausen akribisch recherchiert und stellt sie sehr eindringlich in ihrem Roman da.
Ich habe eine Menge dazugelernt und bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.
Und ja: Ich musste während des Lesens mit den Tränen kämpfen – vor allem am Ende des Buches.
Danke liebe Bettina Lausen für dieses gelungene Leseerlebnis.

Fazit: „Neue Zeiten auf der Kö – Die Journalistin“ ist eine emotionale und hochinteressante Geschichte, die ich euch sehr gerne und uneingeschränkt weiterempfehlen möchte. Ganz wunderbar!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Der Zauber der Edelsteine“

von Johanna von Wild

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. März 2025
Verlag: Gmeiner Verlag
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3839207659
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 17,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)

Homepage/ Kontakt:
https://www.johanna-von-wild.de/startseite/
(Homepage der Autorin)

https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/der-zauber-der-edelsteine.html
(Homepage des Verlags)

Klappentext:
„Emilia, die Tochter eines Edelsteinschleifers, ist verliebt in den Lehrjungen Elias. Ihr von Geldnöten geplagter Vater jedoch verspricht seine Tochter Paul Gabler. Als Elias davon erfährt, verlässt er Waldkirch und begibt sich, wie auch Paul, auf die Walz. Während seine Wege ihn bis ins ferne Antwerpen führen, wo er bei einem jüdischen Diamantschleifer lernt, dreht sich in der Heimat alles um den Zusammenschluss der Steinschleiferbruderschaft mit den Freiburger Meistern. Nach einigen Schicksalsschlägen ehelicht Emilia schließlich Pauls Bruder. Doch dann kehren Elias und Paul zurück …“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Vorab-Exemplar (PDF) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Verlags- und Autorinnen-Homepage und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

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Das Buch „Der Zauber der Edelsteine“ von Johanna von Wild ist ein historischer Roman, der im 16. Jahrhundert vorwiegend in Waldkirch und Freiburg spielt und über das Gewerbe der Edelsteinschleiferei erzählt.

„»(…) Einzig und allein Steine will ich schleifen. Der Herr hat sie erschaffen und Menschen wie uns die Fähigkeit gegeben, die Schönheit der Gaben dieser Erde hervorzubringen.«“

[Seiten 300/ 301]

Waldkirch 1543: Zusammen mit ihren Eltern, ihrem Bruder Anton und ihrer Base Hilda lebt die junge Emilia in der kleinen Stadt im Schwarzwald. Ihr Vater ist Balierer und Anton soll eines Tages das Erbe des Vaters antreten. Doch es kommt anders: Ein schwerer Schicksalsschlag trifft die Familie und der Vater verspricht Paul Gabler, dem Sohn eines Balierer, die Hand seiner Tochter.
Emilia ist außer sich, gehört ihr Herz doch dem Lehrjungen Elias Rombach. Als Elias von dem Hochzeitsversprechen hört, verlässt er Hals über Kopf Waldkirch und geht auf die Walz, die ihn bis ins ferne Antwerpen führt. Währenddessen dreht sich in der Heimat alles um den Zusammenschluss der Steinschleiferbruderschaft mit den Freiburger Meistern.
Und Emilia heiratet nicht Paul, sondern dessen Bruder Rupert – aber sie kann Elias nicht vergessen.

Nachdem ich Ende 2024 die beiden Bücher „Die Erleuchtung der Welt“ und „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild mit großer Begeisterung gelesen habe, sprach mich auch der neue historische Roman „Der Zauber der Edelsteine“ an. Auch in dieser Geschichte spielt meine Heimatstadt Freiburg im Breisgau wieder eine Rolle – und auch die Stadt Waldkirch ist mir gut bekannt. Allerdings wusste ich noch nicht viel über das in beiden ansässige Gewerbe der Edelsteinschleiferei und freute mich sehr, meinen Wissenshorizont mit diesem Roman erweitern zu können.
Freundlicherweise bekam ich von der Autorin das Buch als Vorab-Exemplar in Form eines PDFs zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Wie bereits bei den anderen Büchern hat mich wieder das wunderschöne Cover angesprochen, welches zusammen mit dem stimmigen Buchtitel die Vorfreude auf die Geschichte weckt.
Nach der Personenübersicht beginnt der erzählende Teil, der sich in insgesamt acht Zeitabschnitte aufgliedert und 1543 in Waldkirch beginnt. Der letzte Zeitabschnitt spielt 1549, der Epilog im Jahr 1567. Die Handlung, die sich im Verlauf der Geschichte in zwei Erzählstränge aufgliedert, wird chronologisch erzählt, was dafür sorgte, dass ich der Geschichte und den Charakteren immer gut folgen konnte. Gegen Ende der Geschichte werden die beiden Erzählstränge wieder zusammengeführt. An den Epilog schließt sich das interessante Nachwort „Dichtung, Wahrheit und Anmerkungen“ der Autorin an.
Ich war ab der ersten Seite in der Geschichte angekommen, flog nur so durch die 416 Seiten und ich konnte und wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Spannende Passagen wechseln sich mit ruhigeren Passagen ab – Langeweile kommt jedoch auf keiner Seite auf. Es ist eine atmosphärische Geschichte, in der einiges passiert und an der ich gerne drangeblieben bin.
Johanna von Wild hat einen wunderschönen und bildhaften Sprachstil, der mich mit auf eine farbenprächtige und unvergessliche Zeitreise in die Geschichte meiner Heimat genommen hat. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten gefühlt – und habe, wie durch ihre vorherigen Büchern, wieder einiges an Wissen dazu gewonnen.

„»Hat er jemals ein Feuer in dir entfacht, das niemand sonst hervorrufen konnte? Ein Sehnen nach Berührung?«“

[Seite 164]

Neben vielen fiktiven Charakteren spielen auch einige historische Figuren in diesem Roman kleine und große Rollen.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die junge Emilia Winterhalter und der Lehrjunge Elias Rombach – beide sind fiktiv angelegt, leben in Waldkirch und kennen sich seit Kindertagen. Zu diesen beiden sympathischen Figuren konnte ich sehr schnell eine Beziehung aufbauen, ich spürte ihre gegenseitige Anziehung und ich litt mit beiden mit, als sich ihre Wege trennten.
Emilia ist eine Frau, die eigentlich genau weiß, was sie möchte – doch sie darf und kann vieles nicht erreichen. Es wird darüber bestimmt, wen sie zu heiraten hat – ihre eigenen Wünsche zählen hier nicht viel. Auch wenn sie sich später entscheidet, fällt diese Entscheidung eher zum Gunsten der Gesellschaft und ihrer und der Zukunft ihrer Familie aus. Ich mochte sehr an ihr, dass sie nicht perfekt ist, auch Fehlentscheidungen trifft. Außerdem treffen sie immer wieder schwere Schicksalsschläge, die sie an sich selbst zweifeln aber sie nie aufgeben lassen.
Ähnlich geht es Elias: Auch er erleidet Rückschläge und Enttäuschungen und verschwindet über Nacht aus Emilias Leben. Er kämpft für sich und seine Träume und ist bereit, alles dafür zu tun, sein Wissen und seine Fähigkeiten im Edelsteingewerbe zu vertiefen und zu mehren. Er ist ein liebenswerter und authentischer Charakter.
Neben diesen beiden Hauptcharakteren gibt es noch einige weitere Figuren, unter anderen Paul Gabler und sein Bruder Rupert Gabler. Während mir Paul bereits auf den ersten Seiten unsympathisch war, konnte ich Rupert schwerer einschätzen. Die Beiden entwickeln sich im Verlauf der Handlung und konnten mich, wie auch alle anderen Charaktere in der Geschichte, oft überraschen.
Einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben Emilias Cousine Hilda, und Rosa – Emilias Mutter. Deren mitnehmende Geschichten werde ich mit Sicherheit nicht mehr vergessen.
Trotz der immensen Fülle an Figuren, konnte ich den einzelnen Charakteren immer gut folgen. Zusammen ergeben sie ein sehr authentisches Bild des 16. Jahrhunderts und Johanna von Wild versteht es außerordentlich gut, historische und fiktive Figuren miteinander zu verbinden und mit ihnen und ihren Geschichten die historischen Hintergründe erleb- und fühlbar zu machen.

„»Nur jetzt im Augenblick wäre ich gerne ein Studierter. (…) Damit ich dich beeindrucken und dir Geschichten über die funkelnden Edelsteine dort oben am Himmelszelt erzählen könnte.«“

[Seite 161]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 16. Jahrhundert, den thematischen Schwerpunkt die Edelsteinschleiferei in Freiburg und Waldkirch. Viele denken bei dem Thema Edelsteine in Deutschland direkt an Idar-Oberstein. Dass jedoch Freiburg und das nahegelegene Waldkirch im 16. Jahrhundert Hochburgen der Edelsteinschleiferei waren, ist heutzutage kaum noch bekannt.
Bereits im Jahr 1451 gründete sich in Freiburg die Bruderschaft der Bohrer und Balierer. Diese Bruderschaft legte verbindliche Regeln für die Verarbeitung von Edelsteinen fest.
Im Jahr 1601 verfügte Kaiser Rudolf II. (1552-1612), dass böhmischer Granat, ausschließlich in Freiburg und Waldkirch geschliffen werden durfte. Diese zugesprochene Monopolstellung sorgte insbesondere nach den schwierigen Pestjahren für einen neuen Aufschwung des Gewerbes.
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) führte siebzehn Jahre später zum Niedergang der Edelsteinschleiferei im von den Franzosen besetzten Freiburg. Waldkirch gehörte damals zu Vorderösterreich, hier wurde die Edelsteinschleiferei nach Kriegsende weiterhin gefördert.
Es folgte ein kurzes Aufblühen des Gewerbes im 18. Jahrhundert, als Marie Antoinette auf ihrem Brautzug von Wien nach Frankreich auch in Freiburg Halt machte und die junge Prinzessin vom Stadtrat ein Granatcollier geschenkt bekam. Wenig später änderte sich die Mode und das Interesse an den roten Edelsteinen schwand. Auch der kurze Aufschwung, ausgelöst durch den aus Granatsteinen im Rosenschliff bestehenden Schmuck Kaiserin Elisabeths von Österreich (1837-1898), konnte das einst wichtige Freiburger Gewerbe langfristig nicht retten.
Im Jahr 1987 fanden sich durch archäologische Grabungen in der Gerberau 46 Hinweise auf eine Edelsteinschleiferei sowie eine Mahlmühle. Hier stand bereits im 15. Jahrhundert ein Gebäude, das von 1565 bis 1775 unter dem Namen Zum Kristallen Eck bekannt war und sich im 16. Jahrhundert vermutlich im Besitz des Edelsteinschleifers Hans Scher befand. Dieser war ein herausragender Hohlwerker seiner Zeit und für seine Fertigkeiten weit über die Grenzen der Stadt hinweg bekannt. Er hat vor dem Zusammenschluss der Bruderschaften auch Arbeiten nach Waldkirch vergeben, was den Freiburger Meistern ein Dorn im Auge war. Trotzdem wurde ihm dies weiterhin von der vorderösterreichischen Regierung erlaubt, da die Freiburger seine Kunstfertigkeit nicht verlieren wollten. In ihrem Roman „Der Zauber der Edelsteine“ verewigt Johanna von Wild Hans Scher und die spannende Geschichte um die Edelsteinschleiferei, womit sie dem vergessenen Handwerk in Freiburg ein eindrückliches Denkmal gesetzt hat.
In Waldkirch gibt es nur noch die Edelsteinschleiferei Wintermantel, die diese seit Mitte des 18. Jahrhunderts betreibt.
Neben den historischen Themen, die die Autorin in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar darstellt, vermittelt sie gekonnt das Wissen zur Edelsteinschleiferei, zudem sie akribisch und genau recherchiert hat. Hier habe ich eine Menge dazugelernt und sehe dieses Gewerbe nun mit ganz anderen Augen.
Johanna von Wild gelingt es ihr geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven und historischen Figuren zu verbinden.
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich herzlich bei der Autorin für dieses lehrreiche und wunderbare Lesevergnügen bedanken.

Fazit: „Der Zauber der Edelsteine“ von Johanna von Wild ist ein sehr lehrreicher historischer Roman und lässt mit einer spannenden Handlung und den vielseitigen Charakteren keine Wünsche offen. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Vorab-Exemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.




„Lindenblütenzeit“

von Simona Wernicke

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. Februar 2025
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-8392-0807-6
Seitenanzahl: 544 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 13,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/lindenbluetenzeit.html

Klappentext:
„Das Glück in der glänzenden Metropole Berlin zu finden, davon träumt die junge Clara, als sie 1928 ihr Dorf verlässt. Im Alten Eierhäuschen in Treptow lernt sie den feschen Friseur Otto kennen, die Liebe zieht in ihr Herz. Doch die Weltwirtschaftskrise lässt die jungen Eheleute mit ihrem Salon in Kreuzberg scheitern. Als Otto 1940 zum Wehrdienst eingezogen wird, brechen für Clara harte Zeiten an. Sie muss allein Friseursalon, Haushalt und Kinder bewältigen, bis sie im Bombenhagel nur noch den Ausweg der Flucht sieht …“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar (PDF) und vom Gmeiner Verlag als Rezensionsexemplar (Print) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Verlags-Homepage und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

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Das Buch „Lindenblütenzeit“ von Simona Wernicke ist ein Roman, der an wahre Begebenheiten angelehnt ist und von 1926 bis 1952 größtenteils in Berlin und dem fiktiven Ort Kranzig spielt.

„Einmal eines der schicken Cafés und Tanzlokale besuchen, einmal ein Kaufhaus von innen sehen! Und sie spürte, irgendwo in Berlin wartete die Liebe auf sie, das große Glück, von dem sie schon lange träumte.“

[Kapitel 02, Seite 29]

Kranzig 1926: Das Leben der jungen Clara ist von der beschwerlichen Arbeit auf dem elterlichen Hof geprägt – ihre eigenen Wünsche und Träume haben hier keinen Platz. Deshalb wünscht sich Clara sehnlichst, zu ihrer Tante ins nahegelegene Berlin zu ziehen und dort ihre Freiheit und ihr persönliches Glück zu finden.
Doch das Leben in der großen Stadt bringt auch große Veränderungen mit sich:
Als Clara den jungen Friseur Otto kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick und die Beiden machen sich mit einem eigenen Salon selbstständig.
Als Otto 1940 zum Wehrdienst antreten muss, bleibt Clara mit dem Salon und ihren Kindern allein zurück und sie muss die schwierigen Kriegsjahre ohne ihren Mann durchstehen. Und dann fallen Bomben auf Berlin und Clara und ihren Kindern bleibt als Ausweg nur noch die Flucht.

Im Juli 2023 habe ich mit großer Begeisterung das Debüt „Kornblumenzeit – Eine ostpreußische Familiengeschichte“ von Simona Wernicke gelesen. Diese starke und unvergessliche Geschichte, welche ebenfalls auf wahren Begebenheiten beruht, mich zu Tränen gerührt, mich mitgerissen und nicht mehr losgelassen.
Deshalb freute ich mich sehr, als die Autorin ihr neues Buch „Lindenblütenzeit“ ankündigte – diesen Roman wollte ich sehr gerne lesen. Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Gmeiner Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch ist eine schön gestaltete Klappbroschur mit 544 Seiten. Auf dem Cover ist ein See zu sehen, der das Licht der untergehenden oder aufgehenden Sonne spiegelt. Die ganze Szenerie wirkt auf mich sehr ruhig und idyllisch, weshalb mich das Cover direkt ansprach. Ich mag Cover mit Landschaften sehr und dieses könnte einen wichtigen Ort in der Geschichte abbilden, an dem viele Szenen spielen.
Auf der vorderen Klappe wird der Inhalt des Buches kurz wiedergegeben, auf der hinteren Klappe findet sich ein Foto und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin. Das Innere der Klappen ist leer geblieben.
Der Inhalt des Buches gliedert sich in 16 – mitunter sehr lange – Kapitel auf und spielt von 1926 bis 1952. Schön fand ich die Überschriften der einzelnen Kapitel und auch die Orts- und Zeitangaben, die für eine gute Orientierung in der Geschichte sorgen.
Ein Personenregister gibt es nicht, welches ich auch zu keiner Zeit vermisst habe – ich konnte jedem Charakter und dessen Geschichte immer gut folgen.
Mit ihrem bildhaften und sehr flüssigen Sprachstil nahm mich Simona Wernicke ab der ersten Seite mit in eine Geschichte, an der ich gerne dran geblieben bin. Wie in ihrem Roman „Kornblumenzeit“ beschreibt sie mit viel Gespür die damalige Zeit und die verschiedenen Örtlichkeiten so detailliert, dass ich mir alles gut vorstellen konnte – auch die fiktiven Orte wie zum Beispiel der Ort Kranzig. Zu keiner Zeit kam während des Lesens Langweile auf und ich flog nur so durch die 544 Seiten.

„Sie war versessen auf Berlin, dort wollte sie glücklich werden. In sich spürte sie, dass dort ihr Leben auf sie wartete.“

[Kapitel 1, Seite 26]

Clara ist eine der Figuren, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Die Leserin/ der Leser lernt Clara direkt zu Beginn der Geschichte kennen – und ich schloss sie schnell in mein Herz. Ihr Wunsch nach Freiheit führt sie weg von ihrem kleinen Heimatdorf in die große Stadt Berlin. Dort muss Clara einige Rückschläge hinnehmen, verfolgt ihre Träume und Ziele trotzdem weiterhin ehrgeizig. Als sie auf Otto trifft, lernt sie die Liebe kennen.
Ich fand es spannend zu verfolgen, wie sich Clara im Laufe der Geschichte von einer jungen Frau, die die Welt noch kennenlernen muss, zu einer liebevollen und auch kämpferischen Mutter und Ehefrau entwickelt, die für ihre Kinder – und auch für ihren Mann – viel und oft zurücksteckt und dann über sich selbst hinauswächst. Simona Wernicke hat für Clara und deren Lebensgeschichte ihre Großmutter als Vorbild genommen und hat mit ihr eine sympathische und lebensechte Figur geschaffen, die ich ab der ersten Seite sehr gemocht habe und deren Schicksal mich stellenweise sehr mitgenommen hat.
Neben Clara steht Otto – Claras erste und große Liebe. Ab dem ersten Moment habe ich das Knistern zwischen den Beiden gespürt und verfolgte deren beiden Lebensgeschichten sehr gerne. Auch wenn ich mit seinen Ansichten und Taten nicht immer ganz einverstanden war – er bürdet seiner Frau mitunter viel auf – mochte ich seine lebensfrohe Art. Auch er durchläuft eine große Wandlung und muss durch den Krieg einiges hinter sich lassen.
Neben diesen beiden Hauptfiguren stehen noch einige weitere Figuren : Hier ist zum Beispiel die Familie von Clara zu nennen: Ihre Geschwister und ihre Eltern leben nach dem Umzug von Clara weiterhin in dem Ort Kranzig. Hier haben sich alle eingerichtet und Clara kommt mit ihrer eigenen Familie immer wieder hier hin zu Besuch. Innerhalb der Familie in Kranzig gibt es immer wieder Probleme, Streitereien und Reibereien – es überwiegt aber der familiäre Zusammenhalt. Einerseits verspürt Clara eine Sehnsucht nach dem Ort ihrer Kindheit und zu ihrer Familie, auf der anderen Seite liebt sie das Leben und die Freiheit in der Großstadt, wo sie sich ein eigenes Leben aufgebaut hat.
Auf die vielen anderen Figuren, die in diesem Roman große und kleinere Rollen spielen, möchte ich nicht genauer eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Wie ich bereits angemerkt habe, konnte ich jeder Figur und deren Geschichte gut folgen. Simona Wernicke zeichnet mit ihnen allen ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft und Zeit und verknüpft sie mit den vielen historischen Ereignissen. Dabei waren auch die inneren und äußeren Konflikte der Figuren immer wahrnehmbar und ich wollte immer wissen, wie es mit ihnen allen weitergeht.

„Nun saß sie mit Otto auf deren braunen Kanapee. Gedankenvoll strich sie über den leicht abgewetzten braunen Samt. Es war nicht gerecht, das spürte sie in sich. Doch was war in diesen Zeiten gerecht?“

[Kapitel 6, Seite 174]

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre von 1926 bis 1952.
Zwischen 1924 und 1929 erlebte die Weimarer Republik eine Zeit der relativen Stabilität: Die Wirtschaft erholte sich und die Weimarer Republik genoss außenpolitische Anerkennung und Wertschätzung. Doch Ende 1929 kam es zur Weltwirtschaftskrise, die Zahlungsunfähigkeiten vieler Unternehmen, massenhafte Arbeitslosigkeit und soziales Elend und politische Krisen verursachte.
Außerdem sorgten die sogenannten Präsidialkabinette nach dem Bruch der Großen Koalition im März 1930 und der Aufstieg der Nationalsozialisten schließlich für den endgültigen Untergang der Weimarer Republik.
Mit der Machtergreifung der NSDAP – und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 – endete die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland. Die demokratischen Strukturen wurden durch Verordnungen des Reichspräsidenten sowie mit Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes am 24. März 1933 in nur neun Wochen beseitigt und es folgte der NS-Staat:
Innerhalb weniger Monate schuf das NS-Regime durch die Gleichschaltung von Politik und Gesellschaft einen zentralistischen Staat: Gewerkschaften und alle politischen Parteien außer der NSDAP wurden verboten. Mit Hilfe der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und Parteiorganisationen wie SA und SS verwandelte das Regime den Rechtsstaat in einen Polizeistaat mit Konzentrations- und später auch Vernichtungslagern. Die systematischen Genozide an Juden, Sinti und Roma, die Verfolgung und Ermordung Oppositioneller, Andersdenkender, Behinderter und Homosexueller wie auch die NS-Krankenmorde forderten mehrere Millionen Menschenleben.
Knappe sechseinhalb Jahre später brach der Zweite Weltkrieg (1939-1945) aus. Schätzungen zufolge starben im Verlauf des Krieges 65 Millionen Menschen.
Diese mitunter komplexen und sehr schweren geschichtlichen Themen und Hintergründe stellt Simona Wernicke in ihrem Roman eindringlich und ungeschönt da und verbindet diese unmittelbar mit ihren Figuren und deren Geschichten. Neben der Situation an der Heimatfront schildert Simona Wernicke auch den Verlauf des Krieges durch die Augen von Otto an der West- und Ostfront.
Stellenweise musste ich sehr mit den Tränen kämpfen, so sehr nahm mich die Geschichte, die an die Familiengeschichte der Autorin angelehnt ist, mit. Sie zeigt, wie unsagbar schwer und entbehrungsreich die Zeiten während und nach dem Krieg waren, aber auch, dass sich die Menschen trotz des erfahrenen Leids und der vielen unfassbaren Schicksalsschläge nicht unterkriegen ließen und ihre Leben so gut es ging gelebt haben. Danke liebe Simone Wernicke für dieses bemerkenswerte und bewegende Lese-Erlebnis.

„Auf dem Rückweg kam sie am Dorfanger an der alten Linde vorbei. Ganz schwarz stand sie da mit ihren knorrigen Ästen vor dem grauen Novemberhimmel. Vielleicht würde es schon bald Schnee geben. Davor stand immer noch die Holzbank, auf der sie schon als junges Mädchen mit Anna und in ihrer Verlobungszeit einmal mit Otto gesessen hatte. Sie erinnerte sich an den herrlich süßen Duft, wenn der Baum Ende Juni blühte. Wie lange war das schon her?“

[Kapitel 12, Seite 388]

Fazit: Der Roman „Lindenblütenzeit“ von Simona Wernicke ist an wahre Begebenheiten angelehnt und hat mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten. Ich bin einfach nur begeistert und tief berührt von dieser eindrucksvollen Geschichte, in der ich völlig versunken bin. Stellenweise konnte ich nicht schnell genug lesen, um zu erfahren, wie es mit den liebgewonnen Figuren weitergeht… und ja: Es fällt mir gerade sehr sehr schwer, mich von diesen zu verabschieden und deren Welt zu verlassen. Absolut lesens- und empfehlenswert. 

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Ein geschwind listig Wib“

von Dorothe Zürcher

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 10. Februar 2025
Verlag: Südverlag
Ausgaben: Hardcover & eBook
ISBN: 978-3-87800-987-0
Seitenanzahl: 320 Seiten
Preise: 22,00€ (Hardcover), 11,99€ (eBook)

Homepage:
https://bedey-thoms.de/products/geschwind-listig-wib?_pos=3&_sid=8f2d5d2c3&_ss=r (Verlagshomepage)

http://www.dorothe-zürcher.ch/veröffentlichungen/index (Homepage der Autorin)

Klappentext:
„Mit 11 Jahren verlobt, 10 Jahre später Witwe und bereit, hinter den Kulissen zu herrschen.
Wien, 1298: Nach jahrelangen Verhandlungen wird die Habsburgerin Agnes mit dem König von Ungarn verheiratet, einem Gegenspieler ihres Vaters. Tatkräftig übernimmt Agnes die Pflichten einer Königin, wird jedoch vom Adel ausgebremst. Ein Seilziehen beginnt. Als der König überraschend stirbt, müssen Agnes und ihre Stieftochter um ihr Leben fürchten. Beide sind bereit, um ihren Rang und ihre Macht zu kämpfen.
Agnes von Ungarn gilt heute als heimliches Oberhaupt der frühen Habsburger-Dynastie, Friedensstifterin und Spenderin von Spitälern und Klöstern. Nach ihrem Tod wurden ihre Taten verunglimpft und sie als blutrünstiges Weib dargestellt. Dies ist die Geschichte ihrer frühen Jahre, als sie die ersten Schritte auf einer politischen Bühne wagte, die auf junge und kinderlose Frauen nicht vorbereitet war.“


*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Homepages und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.

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Das Buch „Ein geschwind listig Wib“ von Dorothe Zürcher ist eine Romanbiografie über die historischeAgnes von Habsburg und Ungarn (1281-1364) und handelt im Zeitraum von 1287 bis 1312.

„Agnes spürte, wie sie ruhiger wurde, als sie das Kleinod betrachtete. Konnte es sein, dass die Kraft und die Gedanken ihrer Vorgängerinnen durch ihren Körper flossen, wenn ihr die Krone aufgesetzt wurde?“

[Kapitel 5, Seite 69]

Wien 1297: Die junge Agnes von Habsburg wächst als Tochter des deutschen Königs Albrecht I. (1255-1308) und dessen Gattin Elisabeth von Görz-Tirol (1262-1313) mit vielen weiteren Geschwistern auf.
Durch die Hochzeit mit dem ungarischen König Andreas III. (1265-1301) wird Agnes zur Königin von Ungarn. Doch nur fünf Jahre nach der Eheschließung stirbt König Andreas und Agnes und ihre Stieftochter Elisabeth müssen um ihr Leben fürchten. Die beiden flüchten, sind aber nicht bereit, ihren Rang und ihre Macht aufzugeben.

Mit ihrem Buch „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“ und den ersten Teilen ihrer Buchreihe um die Köchin Alkmene („Bittermandeln aus Byzanz“ & „Anisbrot in Antiochia“) hat sich Dorothe Zürcher in mein Leseherz geschrieben. Ich mag ihre fundierten und gleichzeitig unterhaltsamen und lehrreichen Romane sehr gerne und fiebere jeder ihrer Neuerscheinung entgegen.
Deshalb wollte ich auch unbedingt ihr neues Werk „Ein geschwind listig Wib“ lesen und freute mich sehr, dass ich das Buch von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar erhalten habe. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür.
Die Ausgabeart des Buches ist ein sehr hochwertig gestaltetes Hardcover mit Lesebändchen und insgesamt 320 Seiten. Das schlichte und doch stimmungsvolle Cover zeigt einen Ausschnitt eines Fensterbildes aus Buntglas: Dargestellt ist hier, laut dem Nachwort der Autorin, nicht Agnes von Ungarn, sondern die Heilige Clara. Zu finden sind die gotischen Farbfenster in der Kirche Königsfelden – diese wurden von Agnes gespendet und mitkonzipiert. Allerdings ist das Glasfenster, auf dem Agnes zu sehen war, zerstört.
Das Buchinnere ist wunderschön gestaltet: Es beginnt mit einer Karte, die das Wachstum des Habsburger Reiches zeigt und auf der auch einige Handlungsorte des Buches zu finden sind.
Die Handlung gliedert sich in einen Prolog (spielt 1287 in Wien) und vier Teile auf. Das erste Kapitel spielt zehn Jahre nach dem Prolog im November 1297. Das letzte der insgesamt 24 Kapitel setzt im September 1312 in Königsfelden an. Es folgen ein informatives Nachwort der Autorin, ein Personen- und Ortsverzeichnis, Worterklärungen, einige Abbildungen, eine Zeittafel, die Bibliografie und eine Kurzbiografie der Autorin. Besonders gefallen hat mir die Abbildung des imposanten „Agnesenmantels“ am Ende des Anhangs.
Mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil hat mich Dorothe Zürcher ab der ersten Seite mitgenommen und ich begab mich auf eine atemberaubende, atmosphärische und lehrreiche Zeitreise. Die historischen Hintergründe sind akribisch recherchiert und Dorothe entführte mich mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und ließ in meinem Kopf eindrückliche Bilder einer längst vergangenen Epoche entstehen.

„»Ich spreche von dir, Agnes. Du wirst Königin von Ungarn.«
Ungarn – sie hörte nur das Kriegsgeheul der Krieger, wenn sie an Ungarn dachte. Agnes spürte plötzlich die Schwere der Verantwortung auf sich.“

[Kapitel 2, Seite 26]

Ein Blick in das Personenverzeichnis am Ende des Buches zeigt, dass in diesem Buch eine große Menge an historischen Figuren vorkommen, aber auch ein paar Figuren, die historisch nicht verbürgt sind.
Mit Agnes von Habsburg und Ungarn steht eine historische Persönlichkeit im Zentrum des Geschehens, von der ich bisher nur sehr wenig wusste.
Zu Beginn des Buches ist sie ein kleines Mädchen, das mit ihren Eltern und Geschwistern aus Wien fliehen muss. Im ersten Kapitel ist Agnes ein fünfzehnjähriges Mädchen (damals junge Frau) und heiratet den mehr als doppelt so alten König Andreas III. von Ungarn. Dorothe Zürcher stellt Agnes sehr menschlich da: Sie hat Ängste, erleidet Schicksalsschläge und wird oft von ihren Gefühlen überrollt. Besonders gefallen hat mir, dass sie ihre Pflichten als Königin tatkräftig aufnimmt und sich auch nicht von Ausbremsungen und Rückschlägen unterkriegen lässt.
Die Personen, die unmittelbar an ihrer Seite stehen sind (fast) alle historische Persönlichkeiten, die Dorothe Zürcher gekonnt zum Leben erweckt damit lebensecht darstellt – hier sind an erster Stelle die Eltern von Agnes und ihr Ehemann Andreas zu nennen. Ich finde es einfach schön, diese Menschen der Vergangenheit zu treffen, sie ein Stück weit begleiten zu dürfen und einen Einblick in Menschenleben zu bekommen, von denen man bisher nur, wenn überhaupt, die Lebensdaten gewusst hat.
Die unverbürgten Figuren fügt Dorothe Zürcher gut in die Handlung ein und ergänzt mit ihnen die historischen Persönlichkeiten.
Mit ihren authentisch dargestellten Figuren, die in einen spannenden historischen Hintergrund eingebettet sind, zeigt Dorothea Zürcher ein sehr lebendiges Bild des Spätmittelalters (ca. 1250-ca. 1500) und setzt Agnes von Habsburg und Ungarn, die heute als heimliches Oberhaupt der frühen Habsburger-Dynastie und als eine der mächtigsten Frauen der Schweiz gilt, ein literarisches Denkmal.

„Sie wusste, was er in ihr sah: eine kinderlose Witwe ohne Macht und Mitspracherecht. Sie reckte sich. Sie war Königin und Habsburgerin.“

[Kapitel 12, Seite 161]

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre von 1287-1312.
Seit dem Spätmittelalter waren die Habsburger zu einer der mächtigsten Fürstenfamilien Europas aufgestiegen und stellten bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 21 Könige und Kaiser. Ausgehend von ihrer im 13. Jahrhundert errungenen Hausmacht über das Herzogtum Österreich erlangten sie zeitweilig die Herrschaft über einen großen Länderkomplex, der auch Ungarn, Böhmen, Teile Italiens und die Niederlande umfasste sowie die Königreiche Spanien und Portugal.
Agnes Vater Albrecht I. war der Sohn von Rudolf I. (1218-1291) – dieser war ab etwa 1240 Graf von Habsburg und von 1273 bis 1291 der erste römisch-deutsche König aus dem Geschlecht der Habsburger. Rudolf I. versuchte, Albrecht noch zu seinen eigenen Lebzeiten zum Mitkönig zu erheben, um die Königswürde im Haus Habsburg erblich zu machen. Das ließen die Kurfürsten, insbesondere der Pfalzgraf und die geistlichen Kurfürsten, jedoch nicht zu. Als Rudolfs Nachfolger wurde 1292 Adolf von Nassau zum neuen römisch-deutschen König gewählt.  In der Ritterschlacht von Göllheim im Juli 1298 fiel Adolf im Kampf gegen den Habsburger. Albrecht wurde zum deutschen König gewählt und im August 1298 in Aachen gekrönt.
Nach einigen politischen Auseinandersetzungen und einer geschickten Hochzeitspolitik schien eine politische Einigung Mitteleuropas unter der Führung der Habsburger zum Greifen nahe.
In Ungarn brachen nach dem Tod von Agnes Ehemanns König Andreas III. Wirren um die Thronfolge aus, vor denen sich Agnes in Wien in Sicherheit brachte. Es vergingen sieben Jahre und Agnes ging keine zweite Ehe ein. Nach dem Tod ihres Vaters kehrte Agnes in den Aargau zurück und kümmerte sich um die Verwaltung des habsburgischen Stammlandes.
Agnes war eine erfolgreiche Herrscherin, in der Schweizer Geschichte kursierte lange Zeit ein anderes Bild von ihr: Sie wurde als hinterhältig, blutrünstig und brutal beschrieben, die Tausende ermorden ließ. Da ich nicht zu viel von der Handlung vorwegnehmen möchte, gehe ich nicht weiter auf die geschichtlichen Hintergründe ein.
Diese mitunter komplexen historischen Hintergründe stellt Dorothe in ihrer Romanbiografie sehr anschaulich und nachvollziehbar dar und ich konnte meinen geschichtlichen Horizont wieder erweitern. Herzlichen Dank liebe Dorothe Zürcher für dieses gelungene Lese-Erlebnis.

Fazit: Die Romanbiografie „Ein geschwind listig Wib“ von Dorothe Zürcher ist eine sehr gelungene und lesenswerte Romanbiografie. Ich mochte die atmosphärische Geschichte ab dem ersten Moment und fühlte mich direkt in diese hineingezogen. Den Figuren konnte ich immer gut folgen und deren Gedanken, Gefühlen und Beweggründe nachvollziehen.
Dorothe Zürcher zeichnet mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil ein sehr stimmungsvolles Bild einer längst vergangenen Epoche und nimmt den Leser/ die Leserin mit auf eine atemberaubende und lehrreiche Zeitreise. Absolut empfehlenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin und der Verlagshomepage, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.

„Ein fast fehlerloser Prinz – Die Cossin-Saga“

von Kristina Herzog

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 04. Februar 2025
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-3910798076
Seitenanzahl: 280 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die Cossin-Saga“, Band 03 von 03

Homepage:
https://www.kristinaherzog.de/ein-fast-fehlerloser-prinz/

Klappentext:
„Ein attraktiver englischer Prinz, eine liebevolle Freundschaft, aus der sich starke Gefühle entwickeln und ein aufregender Sommer, der das Leben einer jungen Frau für immer verändert. Der romantische dritte Band der Regency–Liebesroman-Reihe über die Familie Cossin.
Nichts ist für Luise von Cossin so schwierig, wie sich von ihren begabten Geschwistern abzuheben. Da trifft es sich gut, dass sich ein Gast bei ihrem Freund Waldemar angesagt hat: Ein waschechter britischer Prinz, der nach Preußen kommt, um sich auf Brautschau zu begeben. Luise ist fest entschlossen, sein Herz zu gewinnen und ihre Familie stolz zu machen. Doch sie ist nicht die Einzige, die den Prinzen von ihren Qualitäten überzeugen will, so dass sie sich ziemlich ins Zeug legen muss, um sich von den Konkurrentinnen abzuheben. Sie besucht Bälle, Picknicks, sogar sportliche Veranstaltungen und tut alles, um den hohen Ansprüchen eines Prinzen gerecht zu werden. Waldemar entdeckt derweil, dass er tiefere Gefühle für Luise hegt. Dann geschehen beunruhigende Dinge, die Luises Entschluss allmählich ins Wanken bringen. Ist sie auf dem richtigen Weg, um ihr Glück zu finden?
Eine berührende und bezaubernde historische Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Ein fast perfekter Herzog – Die Cossin-Saga“, zum zweiten Band hier: „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“
– Solltet ihr die ersten Bände noch nicht gelesen haben, dies aber wollen, solltet ihr diese Rezension nicht lesen – Spoilergefahr!

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Das Buch „Ein fast fehlerloser Prinz“ von Kristina Herzog ist der dritte Band der historischen Liebesroman-Reihe  „Die Cossin-Saga“, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem die junge Luise um die Gunst eines englischen Prinzen kämpft.

„Sie war keine derartige Kämpferin wie ihre beiden älteren Schwestern und hatte stets das Gefühl gehabt, ein wenig hinter Friederikes Impulsivität und Charlottes ausgeprägten Willen unterzugehen.“

[Kapitel Eins, Seite 08]

Preußen im 19. Jahrhundert: Nachdem die beiden älteren Schwestern von Luise von Cossin mit einem Herzog und einem Grafen verheiratet sind, möchte sie sich auch nach einem geeigneten Ehemann umschauen – und sich vor allem mit ihrer Wahl von ihren Schwestern abheben.
Als der englische Prinz Robert bei Luises Freund Waldemar absteigt und sich auf Brautschau begibt, sieht Luise ihre Chance gekommen – sie ist fest entschlossen das Herz des Prinzen zu erobern. Sie möchte ihre Familie stolz auf sich zu machen, endlich in ihren Platz im Leben und das persönliche Glück finden.
Doch Luise ist nicht die Einzige, die den Prinzen überzeugen möchte, es gibt zahlreiche Konkurrentinnen.
Und als dann noch beunruhigende Dinge geschehen und Waldemar erkennt, dass er Gefühle für Luise hat, gerät Luises ergeiziger Plan immer mehr ins Wanken.

Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin Kristina Herzog fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe „Die Cossin-Saga“ ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht und trotzdem mein Interesse geweckt hat.
Der Auftakt der Reihe „Ein fast perfekter Herzog“ hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht, denn es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der ich versinken konnte und ich mich einfach nur wohlgefühlt habe. Auch die etwa 280 Seiten des zweiten Bandes „Ein fast tadelloser Graf“ flogen so dahin und ich mochte die vielschichtigen Charaktere, die Irrungen und Wirrungen, die Dramatik und Romantik in dieser Geschichte sehr gerne.
Deshalb war es absolut klar, dass ich auch den dritten Band lesen wollte, welchen ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges, kostenloses und signiertes Rezensionsexemplar zugesendet bekommen habe, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das wunderschöne und stimmige Cover passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe.
Zu sehen ist eine Frau, welches ein goldfarbenes Kleid mit weißen Elementen trägt (ja, dieses Kleid kommt in der Handlung vor) vor einem mit Vorhängen verhängten Fenster seitlich zum Betrachter steht. Die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.

Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch mit 280 Seiten. Diese Seiten teilen sich auf zwanzig Kapitel, einen Epilog und ein Nachwort der Autorin auf.
Wie in den ersten beiden Bänden der Reihe stehen in den Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Figuren im Mittelpunkt der Geschichte, wodurch deren Gefühle und Hintergründe gut zu erfassen sind. Außerdem sorgen diese Perspektivwechsel für einen guten Lesefluss – ich konnte schnell in die Geschichte abtauchen und fand mich schnell wieder zurecht.
Dazu trägt auch der bildhafte und detaillierte Sprachstil von Kristina Herzog bei: Dieser hat mich von Anfang an mit in die Geschichte genommen und mich die Zeit während des Lesens völlig vergessen. Ab der ersten Seite war ich wieder ein Teil der wunderbaren Familie von Cossin und freute mich so sehr viele der liebgewonnenen Charaktere wieder zu treffen.
Dadurch, dass in diesem Band andere Figuren im Zentrum stehen als in den ersten beiden Bänden, empfinde ich es als nicht unbedingt erforderlich, dass man diese im Vorfeld gelesen haben muss. Allerdings finde ich, dass die Geschichte runder wirkt, wenn man die ersten beiden Bände im Vorfeld gelesen hat – und man freut sich einfach die vielen Charaktere wieder zu treffen.

„Sie war entschlossen, ihre Familie nicht zu enttäuschen. Nicht, dass jemals irgendwer eine derartige Erwartung formuliert hätte, aber Luise glaubte stets, im Schatten ihrer Geschwister zu stehen und weniger Aufmerksamkeit von ihren Eltern zu bekommen als ihre Brüder und Schwestern. Eine herausragende Heirat würde diesen Umstand allerdings schnell ändern. Würde sie eine Prinzessin werden, wäre ihr das Interesse sämtlicher Familienmitglieder gewiss.“

[Kapitel Zwei, Seite 22]

Im ersten Band der Reihe steht Friederike im Mittelpunkt der Geschichte, im zweiten Band ist es Charlotte und im dritten Band nun Luise.
Mit ihrer ruhigen, unaufgeregten und doch auch kämpferischen Art habe ich Luise schnell in mein Herz geschlossen. Sie bleibt sich selbst nicht immer ganz treu und ist verzweifelt auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und nach ihrem persönlichen Glück. Sie ist so gefangen in ihrem Denken, die Familie stolz zu machen und die Aufmerksamkeit ihrer Familie zu bekommen, dass sie einige Dinge und Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld nicht mehr richtig erkennen und einschätzen kann. Luise ist ein unglaublich starker, aber gleichzeitig verunsicherter Charakter.
An Luises Seite steht ihr gutherziger Freund Waldemar: Nachdem er unglücklich in Friederike, Luises älteste Schwester, verliebt war, hat er mit der Liebe abgeschlossen und kümmert sich um den Familienbesitz. Er packt an, wo er gebraucht wird und ist sich für keine Arbeit zu schade – einfach ein richtig sympathischer Charakter. Für Luise ist er der Fels in der Brandung. Als sich jedoch der englische Prinz Robert samt Gefolge bei ihm einnistet, bringt das große Unruhe in sein und auch in Luises Leben. Ich mochte die ehrliche Freundschaft zwischen den beiden Charakteren. Waldemar wird ab einem gewissen Punkt klar, dass er tiefere Gefühle für Luise hat, Luise hingegen ist fest entschlossen das Herz des Prinzen zu gewinnen. Manches Mal hätte ich Luise und Waldemar gerne zugerufen, dass sie mal unbedingt miteinander sprechen und sich gegenseitig zuhören sollen.
Prinz Robert aus England ist ein Charakter, den ich von Anfang an wenig fassen konnte. Er hat auch sein Päckchen zu tragen und es gibt Gründe, warum er so ist, wie er ist. Um nicht zu viel von der Handlung und der Spannung vorwegzunehmen, möchte ich hier nicht detailliert auf diesen Charakter eingehen – lest am besten selbst. 🙂
Viele der vorkommenden Figuren sind bereits aus dem ersten beiden Bänden bekannt und ich freute mich sehr, diese wieder zu treffen und weiter zu begleiten. Es kommen auch einige neue Figuren hinzu – sie alle konnten mich, wie auch die bereits bekannten Figuren, mit ihrer Vielfältigkeit und ihrer Lebendigkeit überzeugen.

„Durch das unliebsame Interesse, das der Prinz an Luise entwickelt hatte, verdüsterte sich Waldemars Leben außerdem. Vorher war alles so einfach gewesen, so unkompliziert und fröhlich. Nun aber wirkte alles dunkel und schwer.“

[Kapitel Zwölf, Seite 149]

Die geschichtlichen Hintergründe treten auch in dieser Geschichte in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft des 19. Jahrhundert. und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen. Wunderbar fand ich die dargestellten Unterschiede zwischen dem englischen und preußischen Adel und die Unterhaltungsspiele dieser Zeit.
Nun freue mich, dass diese Buchreihe nicht, wie befürchtet, zu Ende ist, sondern weitergehen wird und fiebere einem weiteren Treffen mit Familie von Cossin entgegen.
Danke liebe Kristina Herzog für dieses erneute wunderbare Lesevergnügen.

Fazit: „Ein fast fehlerloser Prinz“ von Kristina Herzog ist ein lesenswerter dritter Band einer insgesamt ganz wunderbaren und überzeugenden Buchreihe. Die vielfältigen Charaktere, deren mitreißenden Geschichten und der lebendige und einnehmende Sprachstil der Autorin konnten mich von Anfang abholen und nahmen mich mit in diese gefühlvolle Geschichte. Sehr lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.


„Am Hof des purpurnen Königs“

von Silvia Hildebrandt

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 26. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch, Hardvover & eBook
ISBN:  978-3964034298 (Taschenbuch), 978-3964034304 (Hardcover)
Seitenanzahl: 336 Seiten
Preise: 18,00€ (Taschenbuch), 26,00€ (Hardcover), 06,99€ (eBook)

Klappentext:
„England 1377.
Richard ist zehn Jahre alt, als er zum König gekrönt wird. Die Ränkespiele und Intrigen am Hof setzen dem Jungen zu, der als Kindermonarch in einer geradezu grotesken Wirklichkeit aufwächst. Sein einziger Vertrauter ist der Ritter Robert de Vere.
Als Richard heranwächst, wird er mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Das Volk ist unzufrieden und probt den Aufstand. Richards Lords scheinen sich gegen ihn zu verschwören, um ihre eigene Macht zu sichern. Sie verhöhnen ihn als weibisch und schwach, weil er lieber Bücher liest, statt Kriege zu führen. Richard hingegen spürt, dass er mehr für Robert de Vere empfindet als nur Freundschaft. Seine Zuneigung zu seinem Ersten Ritter stürzt England schließlich in einen Bürgerkrieg …“


Kontakt:
https://www.instagram.com/silvia.hildebrandt/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Geschenk erhalten – ganz herzlichen Dank dafür!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Der historische Roman „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt spielt in England des 14. Jahrhunderts und zeichnet das Leben von König Richard II. nach.

„Ich war mit einem Mal erwachsen geworden, aber mein Körper hatte nicht genug Kraft, mit meiner Seele mitzuhalten und so wandelte ich in erschöpften Tagträumen, einen Tag nach dem anderen.“

[III. Teil, Seite 188, Kapitel 5]

England 1377: Mit zehn Jahren wird Richard König von England und muss damit von einem Moment auf den anderen erwachsen werden. An seiner Seite stehen viele Verwandte – und sein Freund und Vertrauter Robert de Vere.
Umgeben von Intrigen und Ränkespielen wächst Richard zu einem jungen Mann heran – vieles über seinen Kopf hinweg entschieden und er steht schon bald mächtigen Herausforderungen gegenüber. Denn das Volk ist unzufrieden und es kommt zu Aufständen.
Richard wird als zu schwach und zu weibisch angesehen. Seine Zuneigung zu seinem Ritter Robert de Vere wird immer größer – und England stürzt in einen Bürgerkrieg.

Im Juni 2021 habe ich das Buch „Trümmerland“ von Silvia Hildebrandt gelesen, welches mich vor allem mit dem spannenden und perfekt recherchierten geschichtlichen Hintergrund begeistert hat. Im Februar 2024 folgte das Buch „Glasvulkan – Schall & Rauch“ – diese Geschichte hallte noch sehr lange nach.
In den Sozialen Medien kündigte die Autorin an, dass sie sich nun erstmal vom 20. Jahrhundert verabschiedet und stellte ihren neuen Roman „Am Hof des purpurnen Königs“ vor. Da mich die englische Geschichte sehr interessiert und mich besonders das englische Mittelalter fasziniert und ich bisher noch nichts über König Richard II. gelesen habe, landete der Roman sofort auf meiner Liste.
Überraschenderweise bekam das Buch dann im Dezember 2024 als Geschenk von der Autorin – an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank dafür – ich habe mich so sehr gefreut.

Neben dem Klappentext weckte auch das sehr stimmungsvolle und einzigartige Cover meine Aufmerksamkeit. Es besteht aus einer Zusammenstellung von verschiedenen Zeichnungen, in deren Mitte die Königskrone steht.
Bei der Ausgabeart handelt es sich um ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit insgesamt 336 Seiten.
Die Handlung des Buches gliedert sich in fünf Teile auf:
– „I. Teil 1376 – 1377 Prince of Wales “
– „II. Teil 1381 Ritter“
– „III. Teil 1381 – 1385 Knechte“
– „IV. Teil 1387 – 1395 Duell“
– „V. Teil 1397 – 1400 Knechte“
Diese Teile sind in einzelne Kapitel unterteilt, welche alle mit einer Überschrift und Zeit- und Ortsangaben versehen sind. Dies sorgt für eine gute zeitliche und örtliche Orientierung in der Geschichte. Abgeschlossen wir das Buch mit einem Nachwort, einem Überblick über die Personen und einem Glossar.

Ich bin einfach nur ergriffen und tief berührt von dieser Geschichte.
Von und über König Richard II. (1367 – 1400) habe ich bis dato noch nichts gelesen oder gewusst. Ich wollte diese Geschichte auf mich zukommen lassen… doch sie riss mich ab der ersten Seite einfach mit.
Richard, den der Leser/ die Leserin als kleinen Jungen kennenlernt, dem plötzlich eine große Verantwortung auferlegt wird, erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Durch diesen Erzählstil kam ich ihm und seinen Gedanken und Gefühlen sehr nahe – das hätte keine andere Erzählweise so geschafft. Es zeigt einen zutiefst zerrissen Charakter, der nie er selbst sein durfte, oft verkannt wurde und bei dem vieles über seinen Kopf hinweg entschieden wurde und der auf diesen 336 Seiten eine unglaubliche und doch authentische Entwicklung durchlebt. Stellenweise wollte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen – und musste es dann ab und zu machen – um durchzuatmen und mich zu sammeln.
„Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt ist keine Wohlfühl-Lektüre – und doch gibt diese Geschichte dem Leser/ der Leserin so viel mit und zeigt den Menschen hinter einer historischen Figur: Ein Mensch, der gelebt hat, gehasst wurde und gehasst hat – vor allem aber geliebt wurde und geliebt hat.

„Erneut war ich überwältigt von dem Leben um mich herum, dessen Rad sich drehte und drehte, während ich außerhalb stand und zuschaute. Ich fühlte mich ausgeschlossen vom gewohnten Gang des Lebens, war mir aber sicher, dass noch etwas ganz Besonderes kommen musste.“

[II. Teil, Seite 129, Kapitel 5]

Die mitunter komplexen historischen Hintergründe hat Silvia Hildebrandt akribisch recherchiert und stellt diese nachvollziehbar und greifbar in ihrem Roman dar – ich habe wieder eine Menge dazugelernt. Mit ihrem bildhaften, lebendigen und mitunter rauen Sprachstil baut Silvia Hildebrandt eine einnehmende Atmosphäre auf und hat mich auf eine unvergessliche Zeitreise mitgenommen – Danke dafür!

Fazit: „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt ist ein mitreißender und gleichzeitig lehrreicher Roman, mit einer tragischen und authentisch gezeichneten Hauptfigur, deren Geschichte mich ab der ersten Seiten ergriffen hat und wahrscheinlich noch lange nachklingen wird. Lasst euch diesen historischen Roman nicht entgehen – unbedingt lesen.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Frei-Exemplars (Geschenk) und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.