- Zur Autorin:
Die Autorin Kristina Herzog wurde am 21. Juni 1972 in Berlin geboren. Sie studierte Rechtswissenschaften in Berlin und Heidelberg, sowie Mediation an der Fernuniversität Hagen.
Neben ihrem Rechtsreferendariat, welches sie am Landgericht in Berlin absolvierte, machte Kristina Herzog einen Abschluss an einer Schreibschule.
Sie wollte weg von den als trocken verschrienen Gesetzestexten und hin zu ihren eigenen Storys.
Zitat von ihrer Homepage: „Sie sollten etwas ganz Eigenes haben, etwas, das den Leser hineinreißt in eine andere Welt, das Spannung verspricht und Wärme, das die Abgründe und Freuden des Lebens zeigt und das einfach gut unterhält.“
Heute konzentriert sie sich ganz aufs Schreiben und hat sich auf historische Romane, Krimis und andere Geschichten spezialisiert. Ihre Kurzgeschichte „Weit draußen“ wurde im Jahr 2011 für den ‚NordMordAward‘ nominiert, „Schlaf Lubo“ für den Candela-Kurzgeschichtenpreis.
2013 erschien ihr erster Thriller „Führers Vermächtnis“ im Bookshouse-Verlag, 2015 der Krimi „Abschiedskonzert“ im Edition Oberkassel-Verlag. 2018 erschienen im Piper Verlag die Fortsetzungen zu „Abschiedskonzert“, die Krimis „Haremsblut“ und „In tödlicher Gesellschaft“.
Im Jahr 2022 erschien bei Tinte&Feder der Auftakt einer Familiensaga: „Was der Morgen verspricht – Die Sternberg-Saga. Im selben Verlag erschien im selben Jahr der zweite Band „Was die Hoffnung bringt“. Der dritte Band der Saga ist im Juni 2023 erschienen und liegt im Selbstverlag vor.
Homepage: https://www.kristinaherzog.de
- Interview:
Im Juni 2023 durfte ich Kristina Herzog zu ihrem gerade erschienen Buch einige Fragen stellen, welche sie freundlicherweise beantwortet hat – herzlichen Dank dafür.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß mit diesem Interview. Beachtet aber bitte, dass das Copyright des verwendeten Fotos ausschließlich bei Kristina Herzog liegt – jegliche weitere Nutzung ist untersagt. Noch ein Hinweis: Da wir Beide schon sehr lange in Kontakt stehen, nutzen wir in diesem Interview das ‚Du‘.
(c) Foto by Robert Recker
01. Hallo liebe Kristina, ich danke dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst und uns damit spannende Einblicke in deine Buchreihe „Die Sternberg-Saga“ und dein Autorinnen-Leben gibst.
Wie kam es dazu, dass du eine Familiensaga geschrieben hast?
Kristina: „Zunächst mal vielen Dank für deine Fragen. Und warum eine Familiensaga? Nun, ich habe schon immer gerne selbst dieses Genre gelesen. Da lag es irgendwie auf der Hand, dass ich auch als Autorin irgendwann mal dort lande. Und ich muss sagen: Es macht mir wirklich viel Spaß, eine Familie über längere Zeit zu begleiten.“
02. Wie sieht dein Schreib-Alltag/ deine Schreib-Routine aus?
Kristina: „Das ist natürlich unterschiedlich je nach Stadium, in dem der Roman gerade ist. Ob ich noch beim Plotten bin, beim Schreiben der Rohfassung oder beim Überarbeiten. Aber grundsätzlich beginne ich so früh wie möglich und schreibe mit Pausen, denn irgendjemand muss ja zum Beispiel Mittagessen kochen, bis zum Nachmittag. Ich gehöre zu den Planern und weiß meist ganz genau, was ich an diesem Tag zu Papier bringen möchte, und wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, ziehe ich das für gewöhnlich auch durch.“
03. Wie bist du bei der Recherche zu deinen Büchern vorgegangen? Welche Recherchemittel standen dir zur Verfügung? Warst du auch an den Orten deiner Geschichten?
Kristina: „Ich lese viel. Ob im Internet oder Bücher und Zeitschriften. Es ist mir wichtig, dass meine Bücher ein möglichst genaues Bild der damaligen Situation wiedergeben. Und dafür ist vorherige Recherche notwendig, aber auch, wenn mir beim Schreiben Fragen kommen, die für die Ausschmückung der Atmosphäre von Bedeutung sein könnten, wie zum Beispiel die damalige Kleidung oder typisches Essen. An manchen Orten war ich auch bereits, andere habe ich mir quasi erarbeitet. Da helfen Bilder, Zeitzeugenberichte, wissenschaftliche Arbeiten und vieles mehr.“
04. Wie bist du bei der Planung und beim Schreiben deiner Bücher vorgegangen? War es schwierig, den Überblick über all die Figuren und ihre Hintergründe zu behalten?
Kristina: „Ich beginne damit, mir recht akribische Aufzeichnungen über jeden Charakter zu machen. Wichtig sind dabei nicht nur sein Aussehen, sondern auch seine Vorlieben, Abneigungen, seine Wunden und vieles mehr. Erst, wenn ich den jeweiligen Charakter wirklich gut vor Augen habe, beginne ich mit dem eigentlichen Plotten. Denn nur dann kann ich mich wirklich in den Charakter hineinversetzen und wissen, wie er sich in der Situation, in der er sich gerade befindet, verhalten würde. Dann stelle ich die Charaktere vor Herausforderungen. Dabei spiele ich verschiedene Möglichkeiten durch, bis es passt. Wenn es soweit ist, muss alles verbunden und verquickt werden und dann schreibe ich schließlich meine Szenenkarten, bevor es an die eigentliche Rohfassung des Buchs geht. Durch diese Vorgehensweise fiel es mir auch nicht sonderlich schwer, die Hintergründe der Figuren im Auge zu behalten. Und wenn mir doch mal eine Kleinigkeit entfallen ist, musste ich einfach den Planungsordner öffnen und den Charakterbogen inspizieren.“
05. In deiner Buchreihe spielen viele fiktive Figuren mit. Gibt es für einige von ihnen auch historische/ reale Vorbilder?
Kristina: „Natürlich spiele Eindrücke von realen Figuren eine Rolle. Hannah zum Beispiel war eine der ersten Medizinstudentinnen. Bevor ich sie entwickelt habe, habe ich diverse Lebensläufe echter Medizinerinnen jener Zeit angesehen und einige Züge haben sicherlich auch Hannahs Charakter beeinflusst. Oder die Geschichten über das Schicksal vieler Juden zur Zeit vor dem zweiten Weltkrieg haben mich definitiv ebenfalls gelenkt, denn schließlich sollte die Geschichte so authentisch wie möglich sein. Trotzdem habe ich bewusst die Entscheidung getroffen, für die Sternberg-Saga nur fiktive Charaktere zu nehmen.“
06. Hast du eine Lieblingsfigur unter deinen vielen unterschiedlichen Charakteren? Wenn ja, wen und warum?
Kristina: „Offengestanden sind sie mir alle ziemlich ans Herz gewachsen. Jeder auf seine Art. Wir haben gemeinsam viel Zeit miteinander verbracht, dadurch kenne ich sie mittlerweile wirklich gut. Und es würde mir ungerecht erscheinen, einen vorzuziehen. Das ist wie bei den eigenen Kindern. Da will man ja auch nicht eines vor den anderen bevorzugen.“
07. Im dritten Band deiner „Sternberg-Saga“ stehen Vertreibung, Flucht einer jüdischen Familie und deren Neuanfang im Ausland im Mittelpunkt. Das sind Themen, über welche man wenig liest und die oft nur am Rande eine Rolle spielen. Wie wichtig war es dir, diese Thematik zu einem zentralen Punkt in deiner Geschichte zu machen? Wie sind die Rückmeldungen dazu?
Kristina: „Es war mir wichtig, darzustellen, wie es nach einer geglückten Flucht weitergehen könnte. Für gewöhnlich liest man nur, dass einer Familie die Flucht gelang und dann lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. Doch das halte ich für recht unwahrscheinlich, denn schließlich lässt man all die Verletzungen, Menschen und Wunden, die einem im Vorfeld passiert sind, nicht einfach zu Hause und alles ist fortan Friede, Freude und Eierkuchen. Es ist doch eher so, dass man sich auch danach noch mit diesen Dingen auseinandersetzen und seinen Platz in dem neuen Umfeld suchen muss. Das ist heute oft nicht einfach, aber unter den Umständen einer quasi erzwungenen Flucht wohl noch viel weniger. Die Rückmeldungen sind bisher recht positiv dazu.“
08. Gibt es eine Szene in deiner Buchreihe, welche dir besonders am Herzen liegt? Wenn ja, welche und warum?
Kristina: „Na ja, im Herzen bin ich eine Romantikerin, daher mag ich natürlich besonders gerne all die Szenen, in denen zwei Herzen zueinander oder die Charaktere zu sich selbst finden. Im ersten Buch zum Beispiel Hannah und Daniel. Aber dort mochte ich es auch, als Alma und Hannah eine enge Freundschaft knüpften. Im zweiten Buch sind es Lucie und Paul und im dritten gefielen mir besonders die Szenen, in denen den Figuren bewusst wurde, wer sie sind oder was sie eigentlich brauchen. Diese Aha-Momenten liebe ich immer. Du siehst, es ist schwer, das Ganze auf eine einzige Szene zusammenzudampfen.“
09. Die ersten Bände der ‚Sternberg-Saga‘ sind im Verlag Tinte&Feder erschienen. Der dritte Band liegt nun im Selbstverlag vor. Wie und warum kam es zu diesem Neuanfang?
Kristina: „Der Verlag wollte die Reihe nicht fortführen. Ich schon. Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte weitererzählt werden müsste. Und da ich schon länger mal probieren wollte, wie es so ist, ein Buch selbst herauszubringen, habe ich kurzerhand einen sechswöchigen Kurs zum Selfpublishing gemacht und dann losgelegt. Es ist ein steiniges Unterfangen, wenn man so etwas zum ersten Mal macht, aber auch ein tolles Gefühl, alle Fäden allein in der Hand zu halten und die Entscheidungen selbst zu treffen, vom Cover übers Lektorat und den Erscheinungstag.“
10. Welche Unterschiede erlebst du als Selfpublisherin im Gegensatz zur Verlagsautorin?
Kristina: „Ich trage die ganzen Entscheidungen und die Kosten, die im Vorfeld entstehen allein. Das ist natürlich ein gewisses Risiko, weil ich zwar schon mehrere Bücher über Verlage veröffentlicht habe, aber mir bei einigen Dingen einfach die Erfahrung fehlte, die Verlage schon haben. Und ich kann als Einzelperson nicht so viele Leser erreichen, wie es ein Verlag kann. Diese Reichweite habe ich nicht und natürlich sehe ich das auch an den Verkaufszahlen. Aber ich bin zuversichtlich, dass auch Was das Herz erträumt den Weg zu interessierten Lesern finden wird.“
11. Trotz hoher Druckkosten ist auch der dritte Band als Taschenbuch erschienen (wofür ich persönlich so dankbar bin). Warum hast du dich für den Druck entschieden und hast nicht einfach nur das eBook heraus gegeben?
Kristina: „Das wäre natürlich so viel einfacher gewesen. Allerdings gibt es noch immer sehr viele Leser, vor allem im deutschsprachigen Raum, die es bevorzugen, Prints zu lesen. Ich muss zugeben, dass ich es auch ein wenig lieber habe, auch wenn die Vorteile von eBooks nicht von der Hand zu weisen sind. Aber vor allem bei den Leserunden fällt mir immer auf, wie viele das Lesen am Reader rundweg ablehen und auf ein Taschenbuch Wert legen.“
12. Ich hatte am Ende des dritten Bandes durchaus den Eindruck, dass die Familiengeschichte der Sternbergs noch weiter fortgesetzt werden kann. Gibt es dafür von deiner Seite aus Pläne?
Kristina: „Tja, ich hätte schon Ideen, wie es weitergehen könnte. Vor allem Ariels Geschichte könnte noch ein wenig Ausfeilung vertragen, wie ich finde. Aber natürlich ist das davon abhängig, wie dieses Buch jetzt bei den Lesern ankommt und ob ich es schaffe, meine Ausgaben wieder einzuspielen.“
13. Was liest du gerne zu deinem Vergnügen?
Kristina: „Ich liebe natürlich Familiensagas. Allerdings mag ich auch Cosy Crimes, Romane, Sachbücher und generell historisches. Mein Geschmack ist recht bunt. Nur Fantasy und Blutiges sind nicht meins. Aber ansonsten bin ich in der Hinsicht für Vieles zu haben. Ein Leben ohne Lesen könnte ich mir nicht vorstellen.“
Vielen Dank für die sehr interessanten Einblicke und alles Liebe und Gute für dich und dein neues Buch.
Liebe Grüße,