Wenn Bücher tanzen …

... oder Bücher uns zum Tanzen bringen!

Ihr Lieben,
Welcher Bücherwurm kennt dieses Gefühl nicht: Man schlägt ein Buch auf, atmet den Duft des Buches ein, liest die ersten Worte, den ersten Satz, den ersten Abschnitt – und da passiert es: Die Gedanken beginnen zu Tanzen, die Geschichte nimmt in unserem Kopf immer mehr Gestalt an. Figuren werden zu Freunden, manch andere Figuren auch zu Feinden.
Das Buch bittet uns zum Tanz, und wir tanzen mit.

Ich wünsche euch auf meinem Blog „Büchertanz“ ganz viel Vergnügen


Eure



Ihr möchtet wissen, was ich gerade lese? Dann bitte HIER entlang… dort findet ihr mein Lesetagebücher.


„Der Trug des Pilgers“

von Silke Elzner

[Webung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 30. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 979-8342848916
Seitenanzahl: 404 Seiten
Preise: 14,95€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)

Klappentext:
„Im Pestjahr 1348:
In Magdeburg taucht ein mysteriöser Pilger mit einem alten Siegelring auf. Sofort machen Gerüchte die Runde: Ist er wirklich der totgeglaubte Markgraf Waldemar?
Nicht nur der König, sondern auch andere Fürsten sehen ihre Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen und den amtierenden Markgrafen zu stürzen – mit dramatischen Folgen für das gesamte Reich.
Was als harmlose Täuschung begann, wird bald tödlicher Ernst.
Erzählt nach wahren Begebenheiten.“


Homepage:
https://silkeelzner.de/der-trug-des-pilgers/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Der historische Roman „Der Trug des Pilgers“ von Silke Elzner spielt im 14. Jahrhundert auf zwei Zeitebenen in der Mark Brandenburg und erzählt, nach einer wahren Begebenheit, die Geschichte des ‚falschen Waldemar‘.

„Es gab nur einen Weg, wie man Ludwig den Titel streitig machen konnte: Man musste jemanden finden, der von Rechtswegen einen größeren Anspruch auf die Mark hatte. Wie ein ehemaliger Markgraf, der auf Bußfahrt gegangen und nie zurückgekehrt war. Bis heute.“

[Kapitel 03, Seiten 75/76]

1320: Im kleinen Ort Hundeluft lebt und arbeitet der Müllergeselle Jakob Rehbock. Nachdem er mit der Tochter des Müllers anbandelt und sich nicht zu der Liebschaft bekennt, verliert Jacob seine Arbeit und sein Zuhause. Kurze Zeit später begibt er sich auf Pilgerfahrt ins Heilige Land, um dort sein Seelenheil zu retten.
Währenddessen ist die Mark Brandenburg in großer Aufregung: Markgraf Waldemar, aus dem Geschlecht der Askanier ist ohne eigenen Erben verstorben. Sein noch unmündiger Vetter Heinrich II. von Brandenburg folgt ihm ein Jahr später, im Alter von gerade mal 12 Jahren, nach: Damit erlischt die Linie der Askanier.
Daraufhin zieht König Ludwig IV. Brandenburg als erledigtes Reichslehen ein und belehnt 1323 seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg – das erregt den Unmut vieler Menschen.
Im Jahr 1348, also 29 Jahre nach dem Tode Waldemar, meldet sich ein alter Mann beim Erzbischof von Magdeburg und behauptete, er sei der wirkliche Markgraf Waldemar, der soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt ist. Ist diesem undurchsichtigen Menschen zu trauen?

Mit ihren bisherigen vier historischen Romanen „Die letzte Fehde an der Havel“, „Der Verrat der Kaufmannswitwe“, „Der Schwur der Gräfin“  und „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ hat mich Silke Elzner sehr begeistert und mich auf unvergessliche Zeitreisen mitgenommen. Damit gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede ihrer Neuerscheinung.
Auch ihr neuer Roman „Der Trug des Pilgers“ weckte schnell mein Interesse und versprach mir neues geschichtliches Wissen, denn über den ‚falschen Waldemar‘ hatte ich bisher noch nichts gelesen.
Freundlicherweise bekam ich dieses Buch von der Autorin als Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte

Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und hat einen Umfang von 404 Seiten. Das eindrucksvolle Cover wird mittig von dem ‚großen Siegel des falschen Waldemar‘ dominiert.
Das Buch umfasst 14 Kapitel, welche alle eine angenehme Länge haben und zu Beginn abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen spielen. Kapitel 1 setzt im Jahr 1348 an (erste Erzählebene), mit dem zweiten Kapitel befinden wir uns im Jahr 1320 (zweite Erzählebene). Die Handlung der zweiten Erzählebene arbeitet sich kontinuierlich weiter vor, bis die beiden Erzählebenen aufeinandertreffen und eine große Geschichte bilden.
Ich habe etwas gebraucht, bis ich die beiden Handlungsstränge gedanklich zusammen gebracht habe – und spätestens dann konnte und wollte ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Der Funke sprang schon direkt mit dem ersten Kapitel über – ich war mir sicher, dass mich diese Geschichte mitreißen wird.
Wie in ihren bisher erschienenen Büchern erzählt Silke Elzner bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet wieder einmal ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft eine einnehmende Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte.

»(…) Sie wissen es! Jeder in der Mark weiß, dass das nicht der echte Waldemar ist. Sie mögen Bauern sein, aber rechnen können sie allemal. Niemand verschwindet für dreißig Jahre und kommt dann einfach zurück. Die Wahrheit ist, sie wollen die Lüge glauben. (…)«“

[Kapitel 11, Seite 288]

Besonders gefallen haben mir die ambivalent gezeichneten Figuren, die mich mit ihren unvorhersehbaren Taten und Gedanken überraschen konnten. Hier ist die Hauptfigur Jakob Rehbock an erster Stelle zu nennen. Einerseits stieß er mich mit seinen Handlungen und seinen Gedanken oft ab, auf der anderen Seite habe ich ihn aber doch irgendwie gemocht und in mein Herz geschlossen. Ich lebte, litt, trauerte und freute mich mit ihm mit. Wirkt er zu Beginn noch sehr ruhelos und unstet, wird er im Verlauf der Geschichte erwachsen und übernimmt Verantwortung. Auch wenn er es vermag Menschen (vor allem Frauen) um den Finger zu wickeln, wirkte er in meinen Augen mitunter immer etwas leichtgläubig.
Da die wahre Identität des ‚falschen Waldemar‘ bis heute noch ungeklärt ist, konnte Silke Elzner ihre ganz eigene Figur und dessen Geschichte erschaffen. Dies ist ihr außerordentlich gut gelungen und der Leser/ die Leserin kann sich wirklich vorstellen, dass es genau so gewesen sein könnte.
Auch die vielen anderen Figuren des Romans, welche größtenteils historisch sind, hat Silke Elzner sehr stark, authentisch und lebensecht beschrieben. Dadurch habe ich das Gefühl, wieder einige Figuren der Weltgeschichte kennengelernt zu haben.
Ich konnte zu allen Charakteren – egal ob historisch oder fiktiv – schnell eine Bindung aufbauen. Die Konflikte und Verbindungen zwischen ihnen waren immer spürbar.
Außerdem verbindet Silke Elzner die Schicksale der Figuren mit den historischen Hintergründen und bildet so ein gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft und der Zeit ab.

»Überlegt, wie die letzten zwei, drei Jahrzehnte verlaufen sind in der Mark Brandenburg.(…) Eine Zeit voller Wirren, Scharmützel und Fehden. Ein Interregnum, weil keiner es vollbracht hat, die volle Kontrolle an sich zu reißen. (…)«“

[Kapitel 03, Seite 73]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 14. Jahrhundert.
Im Jahr 1347 begann die Pestpandemie und verbreitete sich rasant. Innerhalb weniger Jahre starb geschätzt ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Zuverlässige Opferzahlen gibt es nicht, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten. Im Jahr 1353 endete die erste Pestwelle.
Genau zu dieser Zeit war die politische Lage in der Mark Brandenburg sehr brisant: Nachdem mit dem Tod Heinrich II. von Brandenburg die Linie der Askanier erloschen war, wurde Ludwig V., der Sohn des Wittelsbacher König Ludwig IV. im Jahr 1323 Markgraf von Brandenburg. Der Umstand, dass die sächsisch-anhaltischen Linie der Askanier mit dieser Belehnung umgangen wurde, erregte großen Unmut. Auch Ludwigs Ehe mit Margarete von Tirol begann sehr turbulent und sie war im Volk nicht sonderlich beliebt.
Die Mark Brandenburg und ihre Bewohner erlebten unruhige Jahre, die von Wirren und Fehden geprägt waren.

29 Jahre nach dem Tode des Markgrafen Waldemar, tauchte beim Erzbischof in Magdeburg ein älterer Mann auf und behauptete, dass er der wirkliche Markgraf Waldemar sei und soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt sei. Dieser ‚falsche Woldemar‘ gewann schnell Anhänger – vor allem bei den fürstlichen Rivalen der Wittelsbacher. Er gab sich als Vertreter des angestammten askanischen Fürstenhauses aus, dessen Linien in Sachsen-Wittenberg und Anhalt ihn unterstützten, weil sie nach seinem Tode auf die Übernahme der Mark Brandenburg hofften. Binnen weniger Wochen konnte er große Teile der Mark von sich überzeugen. Auch Karl IV. kam der falsche Woldemar zur Schwächung der Wittelsbacher gerade recht: Er belehnte ihn mit der Mark Brandenburg.

Quelle: Hermann Bier: Märkische Siegel. Berlin 1933, Tafel I, Nr. 16


An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf die weitere Entwicklung eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte und der Handlung vorwegnehme.
Silke Elzner erzählt hier eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Sie stellt die mitunter komplexen Sachverhalte und Themen sehr nachvollziehbar da. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.

»(…) Der Weg zur Besserung geschieht nicht durch Gott. Man muss sich selbst bemühen. Indem man anderen Gutes tut. (…)«“

[Kapitel 11, Seite 306]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für dieses großartige und lehrreiche Lesevergnügen und das signierte Rezensionsexemplar bedanken.

Fazit: Silke Elzner erzählt in ihrem historischen Roman „Der Trug des Pilgers“ eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.
Dank Autorinnen wie Silke Elzner und deren Geschichten lebt das Genre des historischen Romans.

Ein sehr lesenswerter und gut recherchierter historischer Roman, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet – unbedingt lesen!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Vielleicht kannst du nachkommen“

von Sarah Kurz

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 30. August 2024
Verlag: Lübbe
Ausgaben: Hardcover & eBook
ISBN: 978-3-7577-0070-6
Seitenanzahl: 400 Seiten
Preise: 22,00€ (Hardcover), 14,99€ (eBook)

Klappentext:
„Heidelberg, 1967: An ihrem 21. Geburtstag erfährt Anne, dass ihr leiblicher Vater ein britischer Soldat ist. Denn ihre Mutter Erika verliebte sich nach Kriegsende in Berkum bei Bonn in den jungen George. Völlig überrascht von dieser Enthüllung, die aber für Anne so manches erklärt, beschließt sie, George in London aufzusuchen. Doch in England wird sie mit deutlicher Abwehr seitens George‘ Ehefrau empfangen. Unterstützung findet sie hingegen bei ihrem Halbbruder und dessen bestem Freund John. Aber die Vergangenheit hat bei allen tiefe Spuren hinterlassen. Auch bei Anne, die sich manchmal fragt, ob sie jemals genug ist und ob sie es wert ist, um ihrer selbst willen geliebt zu werden.“

Homepage:
https://www.luebbe.de/luebbe-belletristik/buecher/saga/vielleicht-kannst-du-nachkommen/id_10381095

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Vielleicht kannst du nachkommen“ von Sarah Kurz ist eine Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen in den 1940er und 1960er Jahren in Deutschland und England spielt.

„Die anderen waren alle noch draußen, molken die Kühe, sperrten die Hühner ein und fütterten alle Tiere. Aber bald würden sie sich ebenfalls in der Küche einfinden und zu Abend essen; und anschließend würden wir alle nach einem Arbeitstag ins Bett gehen.
Doch ich wollte nicht, dass mein Leben für immer so aussah.
Ich wollte mehr.“

[Erster Teil, Kapitel 03, Seite 26]

Heidelberg 1967: Als Anne an ihrem 21. Geburtstag erfährt, dass ihr leiblicher Vater ein britischer Soldat ist, fällt sie aus allen Wolken. Mit Hilfe der Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter wirft Anne einen Blick in die Vergangenheit: Nach Kriegsende verliebte sich Erika in Berkum bei Bonn in den jungen britischen Soldaten George. Eine Liebe, die nicht sein durfte – denn George galt als Angehöriger der Besatzungsmacht und somit in den Augen von Erikas Familie als Feind.
Überrascht von dieser Enthüllung reist Anne nach London, um ihren Vater aufzusuchen. Doch sie trifft dort nicht nur auf offene Arme. George hat eine Familie gegründet und seine Ehefrau empfängt sie mit deutlicher Ablehnung.
Denn die Vergangenheit hat bei allen Spuren hinterlassen – vor allem bei Anne.

Dieses Buch ist bisher völlig an mir vorbeigegangen, obwohl es doch zu meinem bevorzugten Genre gehört. Ich mag Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und Familiengeheimnisse zum Thema haben.
In den Sozialen Medien habe ich einen Aufruf der Autorin gesehen, mit dem sie neue Rezensenten und Rezensentinnen gesucht hat. Nach dem Lesen des Klappentext war mein Interesse geweckt und ich meldete mich bei der Autorin. Kurze Zeit später erreichte mich das Buch mit einer persönlichen Signierung, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Bei der Ausgabeart handelt es sich um ein hochwertiges Hardcover mit Schutzumschlag und 400 Seiten. Das schlichtgehaltene Cover zeigt ein Paar vor einem türkisfarbenen Hintergrunde, welches in einer innigen Umarmung versunken ist. Über dem Paar steht in orangefarbener Schrift der aussagekräftige und wunderschöne Buchtitel „Vielleicht kannst du nachkommen“.
Auf der vorderen Klappe des Schutzumschlages findet sich ein stimmungsvoller Textauszug, auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Text und Foto vorgestellt.
Der Prolog des Buches setzt in Heidelberg im Mai 1967 an und wird aus der direkten Sicht von Anne erzählt. Nach dem Prolog beginnt der erste Teil der Geschichte, der von 1945 bis 1946 größtenteils in Berkum, Bonn und Heidelberg spielt und über insgesamt 23 Kapitel verfügt. In diesem Teil steht Erika (Annes Mutter) im Mittelpunkt, durch deren Augen die Geschichte größtenteils erzählt wird. Der zweite Teil spielt von 1967 bis 1968 in Heidelberg und London und verfügt über 37 Kapitel und einen Epilog. In diesem zweiten Teil steht Anne im Mittelpunkt der Geschichte, viele ( aber nicht alle) der Kapitel werden aus ihrer Sicht erzählt. Mit einem Personenverzeichnis und einem Nachwort endet das Buch.
Die Geschichte entwickelt bereits im Prolog eine ganz eigene Dynamik und Sogwirkung, die mich sehr schnell mitgenommen und mitgerissen hat. Ich wollte unbedingt wissen, wie es zu all den Umständen gekommen ist und legte das Buch deshalb nur sehr ungern aus den Händen.
Sarah Kurz hat einen sehr ruhigen Sprachstil, der schnell großartige Bilder von den Figuren und Handlungsorten in den Köpfen der Leser und Leserinnen entstehen lässt.

„In diesen Minuten vergaß ich alles, was mich bedrückte: Meine geheime Liebe, die ich nicht mit meiner Familie teilen durfte, meine festgefahrene Zukunft, meine Sorge um Otto. Alles flog davon, löste sich auf und ließ mich genauso lächelnd zurück, wie meine Cousine.“

[Erster Teil, Kapitel 12, Seite 81]


Erika ist die zentrale Figur im ersten Erzählstrang, der 1945 beginnt und 1946 endet. Ihr älterer Bruder ist noch nicht aus dem Krieg zurück, weshalb auf ihren Schultern viel Verantwortung lastet. Zusammen mit ihrer Familie führt sie einen Bauernhof, eine Arbeit, die Erika nicht erfüllt. Sie seht sich zurück in die Zeit, als sie in der Stadt eine Ausbildung zur Krankenschwester machen durfte. Doch sie wird auf dem elterlichen Hof gebraucht. Immer wieder hört Erika, dass die britische Soldaten der Feind sind, von denen sie sich unbedingt fern halten muss. Doch sie verliebt sich in George – und George sich in sie. Es ist allerdings eine Liebe, die nicht sein darf: Denn die Fraternisierung ist auf beiden Seiten verboten und verpönt.
Ich mochte Erika sehr gerne und konnte gleich eine Beziehung zu ihr aufbauen. Dadurch, dass die Geschichte aus Erikas Sicht geschrieben ist, konnte ich mich sehr gut in ihre Gefühls- und Gedankenwelt hineinversetzen. Einerseits liebt sie ihre Familie und weiß, dass sie diese unterstützen muss. Gleichzeitig möchte sie gerne raus aus dem engen Dorf und ihr eigenes Leben leben und ihre Träume verwirklichen. Doch es kommt alles ganz anders.
George ist ein britischer Soldat und zusammen mit seinem besten Freund Brian in Bonn stationiert. Auch wenn der Leser/ die Leserin George fast nur durch die Augen von Erika kennenlernt, konnte ich mich auch in ihn gut reinversetzen. Auch die Briefe von George lassen in sein Inneres, in seine Gefühlswelt blicken. George ist ein herzensguter und freundlicher Mensch, den man einfach gerne haben muss.
Auch die vielen weiteren Figuren in diesem Erzählstrang fügen sich gut in die Geschichte ein und geben ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft wieder. Es gibt die wunderbaren und sympathischen Figuren, aber auch die weniger freundlichen Figuren.

„»Ich bin nicht gekommen, um mir eine Erbschaft zu erschleichen oder Unterhaltszahlungen oder sonst etwas. Ich möchte nur wissen, ob George Wright tatsächlich mein Vater ist, und wenigstens einmal von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen. Ich muss wissen, woher ich komme.«“

[Zweiter Teil, Kapitel 04, Seite 187]

Im zweiten Band steht Anne, Erikas Tochter, im Mittelpunkt der Geschichte. Viele Kapitel werden aus ihrer Sicht geschrieben und so wird schnell klar, dass Anne ein zutiefst verletzter Charakter ist. Sie hat nie väterliche Liebe und Anerkennung erfahren. Durch die überraschende Enthüllung ihrer wahren Herkunft, muss sich Anne ihrer eigenen und auch der Vergangenheit ihrer Mutter stellen und muss sich über ihre eigenen Wünsche, Träume und Ziele in ihrem Leben klar werden.
In diesem Erzählstrang kommen einige neue Figuren hinzu, wie zum Beispiel Paul und Annes sympathischer Halbbruder James. Einige der Figuren des zweiten Erzählstranges sind bereits aus dem ersten Erzählstrang bekannt, sie haben sich alle weiterentwickelt und führen ihre Leben, in denen sie alle mehr oder weniger angekommen sind.
Mit ihren vielfältigen Figuren schafft Sarah Kurz ein gutes und authentisches Bild der unmittelbaren Nachkriegszeit und der 1960er Jahre. Sie verknüpft die historischen Hintergründe mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Charaktere und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine emotionale Zeitreise.

Im ersten Erzählstrang setzt die Handlung in den 1940er Jahren, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, an. Hier wird deutlich, wie unterschiedlich der Krieg und auch die Nachkriegszeit auf dem Land und in der Stadt erlebt wurde.
Am 10. Juni 1945 erließ Militärgouverneur Montgomery für die britische Zone das Fraternisierungsverbot, den britischen Militärangehörigen war jeder Kontakt zur deutschen Bevölkerung untersagt. Das galt nicht nur für Freundschaften und romantische Beziehungen, sondern auch für jegliche private Besuche, sogar kurze Unterhaltungen oder Begrüßungen waren untersagt. Das Fraternisierungsverbot wurde schon bald gelockert. Zunächst durften britische Militärangehörige mit deutschen Kindern spielen, kurz darauf waren auch Gespräche mit Erwachsenen in der Öffentlichkeit erlaubt. Am 25. September 1945 wurde das Fraternisierungsverbot wieder aufgehoben, jedoch waren Eheschließungen zwischen Deutschen und Briten bis August 1946 verboten.
In diesem Zusammenhang wird das Thema der sogenannten Besatzerkinder in den Fokus gestellt. Laut dem Nachwort der Autorin gab es zu dieser Zeit ’nach neueren Schätzungen (…) ungefähr 400.000 Kinder in Deutschland‘ deren Vater ‚kein Deutscher war‘. Wie schwer es diese Kinder, aber auch die Mütter hatten, stellt Sarah Kurz in ihrem Roman sehr eindrücklich da.
Die 1960er Jahre bilden den Hintergrund für den zweiten Erzählstrang. Der Zweite Weltkrieg gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten der Vergangenheit an – doch noch immer bei vielen Menschen sehr präsent. Durch den grausamen Vietnamkrieg (1955 – 1975), rissen alte Wunden immer wieder auf und es kehrte nie richtig Ruhe in die Weltpolitik und Gesellschaft ein.
Außerdem forderten viele junge Menschen die lückenlose Aufarbeitung und Sühnung der NS-Vergangenheit. Die ältere Generation wollte diese Zeit jedoch am liebsten vergessen. Es kam zu den Studentenbewegungen und Aufständen.
Sarah Kurz stellt diese historischen Hintergründe sehr bildhaft und nachvollziehbar da. Während einige dieser Hintergründe nur am Rande thematisiert werden, bilden andere das zentrale Leitmotiv der Figuren. So wird Geschichte erlebbar – vor allem aber fühlbar.

„»Ich habe den Krieg nicht miterlebt, vielleicht bin ich deshalb so unbedarft, Jedenfalls freue ich mich darüber, dass es genug Menschen gibt, die sich auf die Zukunft konzentrieren, auf das Morgen, nicht auf die Vergangenheit.«“

[Zweiter Teil, Kapitel 15, Seite 257]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Sarah Kurz für dieses gelungene Leseerlebnis bedanken – und auch nochmals herzlichen Dank für das signierte Rezensionsexemplar. Dieses wunderbare Buch wird im Bücherregal und in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz bekommen.

Fazit: Sarah Kurz erzählt auf zwei Zeitebenen eine emotionale und starke Familiengeschichte, die mich ab der ersten Seite mitgenommen, nein eher mitgerissen hat und direkt auf der Liste „Highlights 2024“ gelandet ist. Sehr sehr lesens- und empfehlenswert für alle Leser und Leserinnen von Teresa Simon und Barbara Leciejewski.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Fräulein Gold – Nacht über der Havel“

von Anne Stern

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. November 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgaben: Paperback & eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3-499-01340-9
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)
Reihe: „Hebamme Hulda Gold/ Band 07“

Klappentext:
„Berlin, 1930: In der Stadt brodelt es gewaltig. Wirtschaftskrise und politische Instabilität rufen immer radikalere Kräfte auf den Plan. Auch Hulda spürt, dass die vermeintlich goldenen Jahre vorbei sind. Umso engagierter kümmert sie sich als Hebamme um die Belange der Frauen und Mütter. Als sie einer Schwangeren helfen will, stößt sie auf einen mysteriösen Todesfall im Dunstkreis der Familie: Die jüngere Schwester Jutta ist Teil einer Jugendgruppe, die sich nachts an der Havel trifft. Die Jugendlichen singen und feiern zusammen. Doch dann wird am Ufer ein Student tot aufgefunden. Er war der Anführer von Juttas Gruppe – und ihr heimlicher Schwarm. Aber war sein Tod wirklich ein Unfall bei einem nächtlichen Abenteuer? Bald ahnt Hulda, dass die Zusammenhänge größer sind als angenommen. Eine Jugend ohne Zukunft sucht in unruhigen Zeiten verzweifelt nach Halt. Und ist bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen …“

Homepage:
https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-fraeulein-gold-nacht-ueber-der-havel-9783499013409

Hinweise:
– Lest diese Rezension bitte nicht, wenn ihr die Bände 1 – 6 noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt Verlag und der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zu den vorherigen Bänden:

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Das Buch „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“ von Anne Stern ist der siebte Band der Buchreihe um die Hebamme Hulda Gold und spielt im Jahr 1930 in Berlin.

„Um Hulda Gold musste sich niemand Sorgen machen! Das hatte sie in den vielen Jahren, in denen er sie bereits kannte, schließlich oft genug bewiesen.“

[Kapitel 02, Seite 38]

Berlin im Jahr 1930: Die goldenen Jahre der Weimarer Republik sind vorbei, im ganzen Land brodelt es: Die Wirtschaft und Politik sind instabil und radikalen Kräfte erstarken.
Als Hulda Gold einer Schwangeren helfen möchte, stößt sie dabei auf einen rätselhaften Mordfall, in den die jüngere Schwester der Schwangeren verstrickt zu sein scheint. Der Anführer von Juttas Jugendgruppe wird tot am Ufer der Havel aufgefunden. Schnell wird klar, dass es sich dabei nicht um einen Unfall gehandelt haben kann – sondern um einen skrupellosen Mord.
Hulda erkennt, dass Jutta in diese Geschichte verwickelt ist und stößt auf eine Jugend ohne Zukunft und Halt.

Sie ist zurück – und das bereits zum siebten Mal: Hulda Gold – eine Buchfigur, die mir mittlerweile zu einer guten Freundin geworden ist.
Als Mitte des Jahres 2020 der Auftakt „Fräulein Gold – Schatten und Licht“ erschien, war ich von dieser Buchreihe sofort eingenommen. Ich schloss Hulda sofort in mein Herz und freute mich auf jeden neuen Band, welche 2020, 2021, 2022 und 2023 erschienen sind.
Huldas außerordentlicher Dickschädel und ihre untrügliche Spürnase für Ungerechtigkeiten und Straftaten in Kombination mit jeder Menge Zeitgeschichte, können mich immer wieder sehr begeistern. So war absolut klar, dass ich auch den hier vorliegenden siebten Band unbedingt lesen musste, welchen ich freundlicherweise als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar vom Verlag und der Autorin zur Verfügung gestellt bekommen habe – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.
Das Cover des Buches passt wunderbar zu den bereits erschienen Bänden – damit besitzt die Buchreihe einen gelungenen Wiedererkennungswert:

Dieser siebte Band der Reihe ist in der Farbe rosa/ pink gehalten und besticht wieder einmal durch die hochwertige Klappbroschur mit 448 Seiten und dem wunderbar stimmigen Cover.
Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kleiner Textausschnitt, in der Klappe ist eine wunderschöne Karte, welche einen Teil von Berlin im Jahr 1930 und den wichtigsten Handlungsorten zeigt. Die hintere Klappe ziert ein Foto und eine kurze Biographie der sympathischen Autorin, im Inneren befindet sich eine Übersicht der bisher erschienen Teile der Reihe.
Der Prolog des Buches setzt am 13. Juli 1930 an, mit dem ersten Kapitel befinden wir uns am 24. August 1930. Die Handlung wird chronologisch erzählt – der Epilog endet im Oktober 1930. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches nur wenige Wochen und setzt etwa ein Jahr nach dem Ende des letzten Bandes „Fräulein Gold – Die Lichter der Stadt“ an.
Auch wenn die Geschichten innerhalb eines Buches abgeschlossen sind, empfehle ich, dass man die vorherigen sechs Bände vor diesem siebten Band gelesen hat, da immer wieder Bezug auf Geschehnisse in der Vergangenheit genommen wird. Zudem ist es ist ein größeres Lesevergnügen, da man die Entwicklungen und Entscheidungen der Figuren besser verstehen und nachvollziehen kann.
Wie bei den vorherigen Bänden konnte ich ab dem ersten Kapitel wieder schnell in die Geschichte abtauchen. Während der vorherige Band gemächlicher begonnen hat, baut dieser Band ab der ersten Seite eine große Spannung auf. Anne Stern nimmt ihre Leser und Leserinnen mit viel Ortkenntnis in das Berlin der 1930er Jahre und lässt mit ihrem wunderbaren, detaillierten, bildgewaltigen und flüssigen Sprache auf keiner Seite Langeweile aufkommen.

„Hulda spürte seit geraumer Zeit, wie ihre Kräfte aus der Zeit vor ihrer Mutterschaft zurückkehrten. Manchmal hatte sie schier keine Ahnung, wie sie diese am besten einsetzen sollte. Trotzdem hatte sie den Sprung zurück ins kalte Wasser bisher nicht gewagt – auch wenn sie in dem Wasser hervorragend schwimmen konnte, wie sie wusste.“

[Kapitel 01, Seite 25]

Auch in diesem Band ist Hulda Gold die zentrale Figur:
Zusammen mit ihrer mittlerweile fünfjährigen Tochter Meta lebt sie mitten in Berlin und gilt trotz ihres festen Partners Max als alleinerziehende Mutter.
Was Hulda nach wie vor zu schaffen macht ist, dass sie ihren geliebten Beruf als Hebamme nicht mehr ausüben kann, da sich die Arbeitszeiten nicht mit einem Kind vereinbaren lassen. Hulda arbeitet nach wie vor in einer Mütterberatungsstelle, eine Arbeit, die ihr zwar auf der einen Seite Freude bereitet, auf der anderen Seite jedoch alles andere als erfüllend ist. Sie sehnt sich danach, wieder als Hebamme tätig zu sein und Frauen aktiv zu helfen. Deshalb überlegt sie nicht lange, als die schwangere Hella sie nach Hilfe und ihrer Geburtsbegleitung fragt.
Hulda hat ihr stets gutes Gespür für die Menschen um sie herum behalten und sagt oft auch direkt, was sie denkt und fühlt. Sie sieht Ungerechtigkeiten, gegen welche sie vorgeht (oft klappt das nicht) und hat ein Gespür für die Nöte anderer Menschen. Auch wenn es mittlerweile der siebte Band um und mit Hulda Gold ist, kann mich diese Hauptfigur immer wieder überraschen und ich habe das Gefühl, ihr mit jeden Band noch ein Stück näher zu kommen. Anne Stern hat mit Hulda Gold eine solch facettenreiche Protagonistin erschaffen, welche die Leserinnen und Leser in jedem weiteren Band dieser wunderbaren Reihe neu entdeckt. Ich bin so gespannt, wie es mit ihr und ihr wunderbaren Tochter Meta im nächsten Band weitergehen wird.
Die fünfjährige Meta bringt einen ganz besonderen Zauber in die Geschichte. Mit ihren unvorhersehbaren Launen und ihrem kindlichen Blick auf die Dinge hat Hulda es nicht immer leicht, doch durch ihre Tochter nimmt Hulda die Welt nochmal und wieder ganz anders wahr. Ich denke, dass sich fast jede Mutter in vielen Szenen mit Meta wiederfindet.
Um Hulda Gold agieren wieder zum größten Teil die Charaktere, welche schon ab dem ersten Band dabei sind – mittlerweile fühlt es sich so an, wie auf liebgewonnene Freunde zu treffen und ein wie ein ’nach Hause kommen‘ an. Es ist wunderschön, diese lebensechten Figuren wieder zu treffen und auch deren authentische Weiterentwicklung zu verfolgen.
Hier ist vor allem der Kioskbesitzer Bert zu nennen, welcher noch immer Huldas Fels in der Brandung ist. Nach wie vor mit bringt er mit seiner wunderbaren und ehrlichen Art sehr viel Wärme und Geborgenheit in die Geschichte – auch wenn er in diesem Band mit seinen persönlichen Herausforderungen beschäftigt ist.
Es kommen auch wieder einige neue Figuren hinzu, Figuren aus den bisherigen Bänden stehen teilweise etwas mehr am Rande. Doch sie alle – egal ob liebgewonnene Freunde oder neue Charaktere, sie im Zentrum oder am Rande der Geschichte eine Rolle spielen – sie alle sind von Anne Stern authentisch gezeichnet und entwickeln sich lebensecht weiter. Keine der Figuren ist perfekt und es wird mitunter auch immer mal wieder die ein oder andere Fehlentscheidung getroffen. Und wie es im wahren Leben so ist, gibt es natürlich auch die unsympathischen und unleidlichen Figuren.

„Kein Mensch glich dem anderen, kein Meister war je vom Himmel gefallen, kein Vater wurde als solcher geboren, keine Mutter musste den vorgezeichneten Weg gehen. Sie lebten in modernen Zeiten, und die Gesetze der alten Generation galten nicht mehr. Sie machten ihre eigenen Gesetze.“

[Kapitel 20, Seite 243]

Das Jahr 1930, welches den Beginn der Zerstörung der Weimarer Republik markiert, bildet den historischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“.
Am 24. Oktober 1929 begann ein dramatischer Verfall der Aktienkurse an der New Yorker Börse („Schwarzer Freitag“). Jahrelange Überinvestitionen in der Industrie und daraus resultierende Überangebot an Waren, mit dem die Nachfrage nicht Schritt gehalten hatte, führte am 24. Oktober 1929 zu einem dramatischen Verfall der Aktienkurse an der New Yorker Börse. Dieser Tag ging als ‚Schwarzer Freitag‘ in die Geschichte ein. Innerhalb kurzer Zeit weitete sich die amerikanische Krise aufgrund der internationalen Verflechtungen des Finanz- und Wirtschaftswesens zur größten Krise der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert aus. Nach den USA war das Deutsche Reich am stärksten von der Krise betroffen. Die Produktionsdrosselung führte zu Kurzarbeit und Entlassungen sowie Firmenzusammenbrüchen. Von 1928 bis 1931 verdoppelte sich die Zahl der jährlichen Konkurse. Im Winter 1929/30 gab es bereits mehr als drei Millionen Arbeitslose – diese Massenarbeitslosigkeit überforderte rasch die Finanzmittel der Arbeitslosenversicherung. Das Kabinett zerbrach im März 1930 an der Frage ob die Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhöht oder die Leistungen für die Arbeitslosen gekürzt werden sollten.
Heinrich Brüning (1885 – 1970), Fraktionsvorsitzender des Zentrums, wurde durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 – 1934) mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt wurde, strebte von vornherein keine parlamentarische Mehrheit an. Er stützte seine Politik auf das Ansehen des Reichspräsidenten und dessen Notverordnungsrecht nach Artikel 48 der Reichsverfassung. Als die Reichstagsmehrheit am 18. Juli 1930 dem Antrag der SPD auf Aufhebung der Notverordnung zur „Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ zustimmte, wurde das Parlament noch am selben Tag aufgelöst. Die Neuwahl vom 14. September 1930, an der sich 82 Prozent der Wähler beteiligten, endete mit einer Katastrophe für die Demokratie: Die NSDAP bekam über 18% der Stimmen, deren Mandate stiegen von 12 auf 107.
Die Jugendlichen, die in der Weimarer Republik zu jungen Erwachsenen heranwuchsen, hatten den ersten Weltkrieg (1914 – 1918) als Kinder erlebt. Sie hatten gehungert und mussten schwere Verluste hinnehmen – in beinahe jeder Familie gab es Tote oder vom Krieg gezeichnete Rückkehrer. Die sogenannte ‚Dolchstoßlegende‘, nach der die Feigheit einzelner deutscher Offiziere für die Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich war, wurde verbreitet und fiel auf fruchtbaren Boden: Die unbezahlbaren Kriegsschulden verhinderten das Wirtschaftswachstum und belasteten den deutschen Staatshaushalt. Die Weimarer Republik stand von Anfang an auf wackeligen Füßen. Die Jugend fand in diesem Staat, in der Gesellschaft, in der Politik und auch bei ihren Familien wenig Halt und waren doch immer auf der Suche nach der eigenen Identität. In der Weimarer Republik gab es eine große Anzahl von Jugendgruppen, welche unterschiedliche Ausrichtungen hatten – den jungen Menschen aber Halt und ein Zugehörigkeitsgefühl gaben – genau das, was vielen von ihnen fehlte.
Die gesellschaftlichen Themen sind sehr mit den geschichtlichen Hintergründen verbunden und teilweise auch noch heute – fast 100 Jahre später – sehr aktuell. Als Beispiel sei hier die Probleme und Herausforderungen alleinerziehenden Eltern zu nennen – an erster Stelle die Vereinbarkeit der Elternschaft mit einem Beruf.
Auch der damalige schwere Stand der Frau im Berufsleben allgemein wird von Anne Stern in ihrem Roman beschrieben: Die Arbeit der Frauen wurde in den ‚typischen Männerberufen‘ nicht ernst genommen und Kompetenzen abgesprochen. Exemplarisch wird dies an der Kommissarin Irma gezeigt.
Diese vielen geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen und Hintergründe hat Anne Stern wunderbar herausgearbeitet und stellt diese sehr verständlich in ihrem Roman da. Die vielen Ereignisse sind mit den Lebensgeschichten der größtenteils fiktiven Figuren verwoben und werden oft durch deren Augen beschrieben, wodurch die Historie dahinter sehr erleb- und greifbar wird.

„Wie konnte man unbeschwert durch die letzten Sonnenstrahlen des Spätsommers radeln und nicht pausenlos daran denken, dass in direkter Nähe und überall auf der Welt Menschen leiden mussten? Menschen, die genau wie Hulda ein schlagendes Herz hatten, Sehnsüchte, Gefühle und nur dieses eine Leben? Es war schwer, solche Gedanken zu ertragen.“

[Kapitel 34, Seite 389]

Auch diesen siebten Band stelle ich wieder zufrieden ins Regal und bedanke mich bei Anne Stern für dieses wunderbare, mitreißende und emotionale Leseerlebnis.
Die Leseprobe zum achten Band der Reihe am Ende des Buches zeigt, dass wir uns auf ein weiteres Wiedersehen mit Hulda und all den anderen liebgewonnenen Charakteren freuen dürfen: „Fräulein Gold – Der Preis der Freiheit“ erscheint voraussichtlich im Dezember 2025.

Fazit: „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“ ist ein spannender, mitreißender, emotionaler und wunderbarer siebter Teil von einer meiner liebsten Buchreihen.
Mit ihrer bildhaften Sprache entführt Anne Stern ihre Leser und Leserinnen in die Vergangenheit, macht politische und gesellschaftliche Hintergründe nachvollziehbar und sorgt für eine unvergessliche Geschichte mit Tiefgang. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Erleuchtung der Welt“

von Johanna von Wild

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. Februar 2019
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3-8392-2428-1
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 15,00€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)

Klappentext:
„Heidelberg, 1427. Da Helenas Vater seine Schulden nicht bezahlen kann, verkauft er seine Tochter an einen Winzer als Magd. Dem Mädchen widerfährt Schreckliches auf dem Weingut und es flieht. Das Schicksal lässt Helena zur engsten Vertrauten von Prinzessin Mechthild von der Pfalz werden, und sie folgt ihr nach Stuttgart und Urach. Doch ihre Vergangenheit holt Helena ein, sie trifft eine falsche Entscheidung und die Freundschaft zu Mechthild wird auf eine harte Probe gestellt …“

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/die-erleuchtung-der-welt.html

https://www.johanna-von-wild.de

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag und der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Da ich dieses Buch als eBook gelesen habe, fehlen in den Zitaten die Seitenangaben.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Der historische Roman „Die Erleuchtung der Welt“ von Johanna von Wild spielt im 15. Jahrhundert im deutschen Südwesten und zeichnet mit einzelnen fiktiven Elementen das Leben der historischen Mechthild von der Pfalz nach.

„Helena fühlte sich wie das Blatt eines Baumes, das immer nur dann zur Ruhe kam, wenn der Wind von ihm abließ.“

[Kapitel ‚1456 Rom, April‘]

1427 in der Nähe von Heidelberg: Als Helenas Vater seine Spielschulden nicht bezahlen kann, verschachert er Helena an einen Winzer. Sie soll in dessen Haushalt die Schulden als Magd abarbeiten.
Helena widerfährt auf dem Weingut etwas Schreckliches und sie muss fliehen. Nach einer Zeit im Kloster trifft sie auf Mechthild von der Pfalz. Helena wird die engste Vertraute der kurpfälzischen Prinzessin, späteren Gräfin von Württemberg und Erzherzogin von Österreich und folgt ihr nach Urach und Stuttgart.
Doch die Vergangenheit holt Helena jedoch immer wieder ein, lässt sie nicht zur Ruhe kommen und bringt auch ihre Gegenwart und Zukunft in große Gefahr.

Nachdem ich vor wenigen Wochen das Buch „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild mit großer Begeisterung gelesen habe, wollte ich sehr gerne ein weiteres Werk der Autorin lesen. Freundlicherweise vermittelte mir die Autorin ein Rezensionsexemplar ihres ersten historischen Romans. Dieses Rezensionsexemplar wurde mir kurze Zeit später vom Gmeiner Verlag zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Sehr gefallen und angesprochen hat mich das wunderschöne Cover, welches in Kombination mit dem einzigartigen Buchtitel zum einen die Lust auf die Geschichte weckt und zum anderen auch gut zu den weiteren Büchern der Autorin passt.
Die chronologisch erzählte Geschichte startet, nach zwei Zitaten und einer Übersicht über die wichtigsten Personen, mit dem ersten Kapitel im September 1425 in Neckargemünd. Das letzte Kapitel spielt im August 1482 in Heidelberg. Es folgen ein Nachwort der Autorin und die Stammbäume des Hauses Wittelsbach und des Hauses Württemberg.
Ab der ersten Seite war ich in der Geschichte angekommen, die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte und wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Auf viele spannende Passagen folgen auch wieder ruhigere Passagen – Langeweile kam jedoch niemals auf. Es ist eine Geschichte, in der unheimlich viel passiert, an der ich gerne drangeblieben bin und der ich immer gut folgen konnte. Die genauen Zeit- und Ortangaben über den Kapiteln sorgen ebenfalls für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung.
Johanna von Wild hat einen wunderschönen und bildhaften Sprachstil, der mich mit auf eine farbenprächtige und unvergessliche Zeitreise genommen hat. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten gefühlt – und habe wieder einiges dazu gelernt.

„Je mehr Helena lernte, desto größer wurde ihr Wissensdurst. Eine völlig neue Welt erschloss sich ihr, als ihr das Lesen immer leichter fiel.“

[Kapitel ‚1428 Heidelberg, Januar‘]


Die vielen und vielfältigen Figuren konnten mich mit ihren Geschichten mitnehmen, berühren und begeistern. Der Mix aus historischen und fiktiven Charakteren ist Johanna von Wild sehr gut gelungen und sie stattet ihre Figuren mit einer gelungen Authentizität und Komplexität aus. Es gibt gute und weniger freundliche Charaktere.
Helena ist ein fiktiver Charakter und steht im Mittelpunkt der Geschichte. Als Tochter eines Tagelöhners führt sie zu Beginn ein einfaches und sorgenvolles Leben. Früh muss sie lernen, dass sie nicht selbst über ihr Leben bestimmen kann und muss als junge Frau viel Schlimmes erfahren und ertragen. Auch wenn sie innerlich tief verletzt ist, besitzt sie eine kämpferische und gleichzeitig liebenswerte Art. Ich fand zu Helena und ihrer Geschichte schnell einen Zugang, lebte und litt mit ihr mit. Einige Szenen gingen mir sehr nahe und ich musste des Öfteren mit den Tränen kämpfen oder verspürte eine große Wut darüber, wie mit Helena umgegangen wurde.
Prinzessin Mechthild (7. März 1419 bis 22. August 1482) ist eine der vielen historischen Figuren, die in diesem Roman vorkommen. Auch sie steht im Zentrum der Geschichte – allerdings bleibt sie bis zum Ende des Romans etwas unnahbar. Trotzdem mochte ich ihren vielschichtigen Charakter sehr und auch, dass sie sich auch von vielen Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lässt.
Neben diesen beiden Hauptfiguren spielen noch viele weitere fiktive und historische Figuren eine Rolle, auf die ich jedoch nicht detailliert eingehen möchte, um nichts von der Handlung und Spannung vorwegzunehmen.
Die Autorin schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.

„Als Mutter war man ständig benachteiligt. Erst brachte man unter Schmerzen die Kinder zur Welt, und starb der Ehemann, wurden sie den Müttern von den nächsten männlichen Verwandten entzogen.“

[Kapitel ‚1453 Schloss Urach, November‘]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 15. Jahrhundert in Württemberg.
Nach dem Tod von Graf Eberhard IV. von Württemberg im Jahr 1419, übernahm seine Frau Henriette von Mömpelgard gemeinsam mit württembergischen Räten die Vormundschaft für die beiden minderjährigen Söhne Ludwig und Ulrich.
Graf Ludwig I. wurde bereits im Alter von sieben Jahren mit der zu diesem Zeitpunkt acht Monate alten Mechthild von der Pfalz verlobt und im Jahr 1426, mit 14 Jahren, für mündig erklärt, womit er alleine die Regierungsgeschäfte übernahm.
Sein Bruder, Graf Ulrich V., wurde 1433 zur Mitregierung zugelassen wurde. Nach einigen Jahren der gemeinsamen Regierung setzte Ulrich im Jahr 1441 nach seiner Hochzeit mit Margarete von Kleve (1416–1444) die Teilung des Landes durch, die am 23. April 1441 beurkundet wurde. Ulrich erhielt den östlichen und nördlichen Landesteil mit der Residenzstadt Stuttgart, Ludwig den westlichen und südlichen Landesteil mit der Residenzstadt Urach.
Der Nürtinger Vertrag spaltete die Grafschaft Württemberg dauerhaft in zwei Teile. Der Stuttgarter Teil unter Ulrich V. umfasste unter anderem die Städte Cannstatt, Göppingen, Marbach und Waiblingen. Zum Uracher Teil unter Ludwig I. gehörten unter anderem die Städte Calw, Herrenberg, Leonberg, Tuttlingen und Tübingen.
Trotz der Landesteilung, die zwei voneinander unabhängige Herrschaftsgebiete mit sich brachte, waren diese die folgenden vierzig Jahre bis zur Wiedervereinigung 1482 von gegenseitiger Einflussnahme geprägt, was aufgrund der räumlichen und verwandtschaftlichen Nähe der Höfe nicht ausbleiben konnte.
Mit dem Münsinger Vertrag vom 14. Dezember 1482 und dem Esslinger Vertrag von 1492 wurde die Teilung Württembergs wieder aufgehoben.
Diese mitunter komplexen historischen Hintergründe stellt Johanna von Wild in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven und historischen Figuren zu verbinden.

„»Was willst du von mir? Du bist der Sohn eines reichen Kaufmanns, und ich bin nur ein armes Mädchen, das das Glück hatte, im Kloster eine Heimat zu finden. Ich habe kein Geld, meine Mutter ist tot und mein Vater hat mich an einen Widerling verschachert (…) Und deshalb werde ich auch ins Kloster zurückkehren, wo mich niemand verletzen kann.«“

[Kapitel ‚1429 Dilsberg, November‘]


Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich für dieses spannende und vor allem lehrreiche Lesevergnügen bedanken.

Fazit: Der historische Roman „Die Erleuchtung der Welt“ von Johanna von Wild lässt keine Wünsche offen: Spannung, vielseitige Charaktere, eine bildhafte Sprache und ganz nebenbei bekommt man noch eine Lektion in Sachen Geschichte. Top und sehr empfehlenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der Meister der Karten“

von Johanna von Wild

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. März 2024
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3-8392-0574-7
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 16,00€ (Taschenbuch), 11,99€ (eBook)

Klappentext:
„Martin Waldseemüller studiert die sieben Künste, entdeckt seine Liebe zur Kosmographie und will sich ganz der Wissenschaft widmen. Während spanische und portugiesische Seefahrer immer mehr unbekannte Winkel der Erde entdecken, beschließt Martin, sein beschauliches Leben aufgeben und eine lange Reise anzutreten. In Lissabon begegnet er der schönen Spanierin Elena. Doch ihrer heimlichen Liebe droht Gefahr, als Elenas verschollen geglaubter Ehemann von einer Reise mit Amerigo Vespucci zurückkehrt.“

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/der-meister-der-karten.html

https://www.johanna-von-wild.de/startseite/

Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Das Buch wurde selbst gekauft.
– Aufgrund der der Verlinkung der Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Kurzrezension:

Der historische Roman „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild spielt im 15. und 16. Jahrhundert und zeichnet einen Teil des Lebens des Kartographen Martin Waldseemüller nach.

„Nachdenklich faltete Martin die Seiten zusammen. Sein Blick fiel auf die Landkarten, die in den vergangenen Jahren zu einer feinen kleinen Sammlung angewachsen waren. Sollte er dem Rat seines Freundes folgen und statt mit dem Zeigefinger auf dem Pergament wirklich auf Reisen gehen und den sicheren Hafen von Basel verlassen?“

[Seite 170]

Freiburg im ausgehenden 15. Jahrhundert: Der junge Metzgerssohn Martin Waldseemüller, der bereits in seiner früher Kindheit von den Sternen fasziniert ist, studiert an der Universität Mathematik und Geografie. Er möchte sich ganz der Wissenschaft widmen und geht in seinen Studien völlig auf. Nach seinem abgeschlossenen Studium führt ihn sein Weg nach Basel, wo er ein beschauliches und ruhiges Leben führt. Doch eine ungeahnte Sehnsucht treibt Martin um: Er möchte gerne die Welt kennenlernen.

Die Romane der Autorin Johanna von Wild interessieren mich schon seit längerer Zeit. Leider kam ich bisher nicht dazu, diese zu lesen. Da ihr neues Buch „Der Meister der Karten“ zum Teil in meiner Heimatstadt spielt, musste ich dieses Buch einfach lesen. Nach einer Lesung der Autorin im April 2024 habe ich mir das Buch gekauft.
Ich bin begeistert, bewegt und fasziniert von dieser eindrucksvollen und emotionalen Geschichte, welche mir ganz nebenbei noch einiges neues Geschichtswissen beschert hat. Vor allem über die Entdeckungsreisen im 15./ 16. Jahrhundert habe ich einiges dazugelernt.
Ab der ersten Seite war ich mitten im Geschehen und baute zu den vielen und vielfältigen Figuren schnell eine Beziehung auf. Sie alle, egal ob historisch oder fiktiv sind sehr lebensecht und ambivalent beschrieben – allen voran Martin Waldseemüller.
Mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil hat mich die Autorin Johanna von Wild mit auf eine atemberaubende und unvergessliche Zeitreise genommen, welche mit Sicherheit noch lange nachklingen wird.
Ein sehr empfehlenswerter historischer Roman. Danke für dieses großartige und spannende Leseerlebnis. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich gelesen habe.

Fazit: Wer historische Romane mag, wird „Der Meister der Karten“ lieben. Die bewegende Handlung, die vielen lebensechten und vielseitigen Charaktere und der bildhafte Sprachstil der Autorin vermitteln ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit. Sehr lesenswert!

„Haja oder Hanoi? Wehrles Detektivmobil“

von Lili Lemberg

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. August 2024
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3839206980
Seitenanzahl: 288 Seiten
Preise: 14,00€ (Taschenbuch), 10,99€ (eBook)

Klappentext:
„Tante Ilse ist tot. Während der Trauerfeier erfährt Nichte Nik von ihrem Erbe: Ilses alter Bulli gehört nun ihr. Plus eine kleine Geldsumme! Endlich kann sie sich ihren Lebenstraum erfüllen: eine mobile Detektei. Sie plant, die schönsten Orte im Ländle zu besuchen und dabei ihre Dienste anzubieten. Der erste Auftrag ist inklusive, denn schnell wird klar: Der Sturz von Ilse Behringer war kein Unfall. Nik sucht Antworten auf die Frage nach dem Täter im Tagebuch ihrer Tante. Dann verschwindet Ilses Mitbewohner Herbert. Während die Fahndung läuft, stößt Nik auf weitere Verdächtige …“

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/autoren/autor/1713-lili-lemberg.html

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag und der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Haja oder Hanoi? Wehrles Detektivmobil“ von Lili Lemberg ist ein Kriminalroman, welcher in Schwaben angesiedelt ist und zeigt wie Nik nach dem plötzlichen Tod ihrer Tante Ilse mit ihren eigenen Ermittlungen beginnt.

„Was hatte sie übersehen, überhört, überinterpretiert? Wie beim Puzzle fehlte oft ein winziges Steinchen, das ein Bild komplett machte. Wo war das Puzzleteil?“

[Seite 241]

Als Nik die Nachricht vom plötzlichen Tod ihrer Tante Ilse erfährt, fällt sie aus allen Wolken. Schnell ist sie sicher, dass der Sturz kein Unfall war – sondern Mord. Aber wer hätte ihrer lebensfrohen Tante so etwas antun können – und warum? Nik beginnt mit ihren Ermittlungen in der Wohngemeinschaft, in der Ilse zuletzt gelebt hat.
Als sie dann noch auf der Trauerfeier erfährt, dass sie Ilses alten Bulli und eine kleinere Geldsumme geerbt hat, steht ihrem Lebenstraum einer mobilen Detektei fast nicht mehr im Wege. Fast …

Hinter dem Namen Lili Lemberg steht die Autorin Linda Graze, deren Thriller „Tief unter der Alb“ ich im Mai 2024 mit großer Begeisterung gelesen habe.
Ihr neues Buch „Haja oder Hanoi? Wehrles Detektivmobil“ bekam ich freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Cover ist einem orangefarbenen Ton gehalten, der Haupttitel ist in schwarzer Schrift geschrieben, der Name der und der Untertitel in weißer Schrift. Im unteren Bereich ist ein Bulli zu sehen, darunter steht ‚Ländlekrimi‘. Auf dem Cover sind noch ein Fingerabdruck, eine Lupe, eine Pistole und ein Hase zu sehen.
Es wird schnell klar, dass es sich um einen Krimi handelt – und trotzdem wirkt das Cover nicht schwer oder düster.
Die chronologisch erzählte Handlung setzt mit dem ersten Kapitel am 05. Oktober an und endet mit dem letzten Kapitel 08. November. Der darauf folgende Epilog fasst noch einige Ereignisse nach dem letzten Kapitel zusammen – und macht Lust auf einen weiteren Teil der Reihe.
Krimis gehörten lange Zeit nicht unbedingt zu meinem Lieblingsgenre – mittlerweile lese ich diese doch ab und zu ganz gerne.
Dieser sogenannte „Ländle-Krimi“ hat mich ab der ersten Seite gepackt und ich musste mich am ersten Lesetag, um kurz vor Mitternacht – nach 200 gelesenen Seiten – dann doch mal zwingen, das Licht auszumachen und zu schlafen. Die restlichen 88 Seiten folgten am nächsten Abend. Ab der ersten Seite ist eine große Spannung da und eben auch viele Fragen, auf welche man die Antworten unbedingt wissen möchte. Ich wurde in die Geschichte hineingezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.
Die Geschichte ist tragisch und mitunter sehr traurig. Mit einer Prise Humor und Witz angereichert, wirkte die Geschichte auf mich nicht düster und bedrückend, sondern stellenweise unverhofft erheiternd.
Dazu tragen vor allem die Figuren bei, welche mich mit ihrer Vielfalt und Vielschichtigkeit überzeugt haben. Anfangs verwirrten mich die vielen Charaktere etwas – das legte sich jedoch bereits nach den ersten Kapiteln. Nik, welche mir mit ihrer teils etwas unbeholfenen Art immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte, hat direkt einen Platz in meinem Leserherz gefunden – ich mochte ihre (meist) ehrliche und zupackende Art. Und ich bin mir sicher, dass dieser Fall erst der Anfang war und wir hoffentlich noch einiges von Wehrles Detektivmobil lesen werden.
Ilse Behringer, Niks Tante, lernt der Leser/ die Leserin nicht persönlich kennen – sie ist bereits zu Beginn der Geschichte nicht mehr unter den Lebenden. Durch die liebevollen Erinnerungen von Nik und auch durch ihre Tagebucheinträge hat sie Spuren hinterlassen mit denen sich für die Leser diese Figur erschließt.
Die eingestreuten Dialekte machen einen Großteil der Figuren nochmals authentischer und lebensechter.
Zudem sorgte die Autorin mit ihrem bildhaften Sprachstil dafür, dass ich mir die Handlungsorte gut vorstellen konnte und dieses Buch wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen ist.

Danke liebe Lili Lemberg für dieses spannende und unterhaltsame Lesevergnügen.

Fazit: „Haja oder Hanoi? – Wehrles Detektivbüro“ von Lili Lemberg ist ein spannender, interessanter und mitunter amüsanter Krimi, welchen ich euch sehr empfehlen kann. Aber Vorsicht: Einmal angefangen, legt man das Buch nur noch ungern aus den Händen.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag Autor keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Im Takt der Freiheit“

von Hanna Caspian

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: Droemer-Knaur
Ausgaben: Paperback, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3426659502
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)

Klappentext:
„Berlin, im Dreikaiserjahr 1888: Als Tochter eines Eisenbahn-Tycoons hat Felicitas Louisburg scheinbar unendliche Möglichkeiten und kann sich leisten, was immer ihr Herz begehrt. Nur eines ist in ihrem Leben nicht vorgesehen: persönliche Freiheit.
Das erkennt die junge Frau schmerzlich. Auf einem opulenten Sommerball soll sie anders als gedacht keineswegs nach einem geeigneten Heiratskandidaten Ausschau halten – den hat ihr Vater längst für sie ausgesucht. Nach seinem Willen wird Felicitas den Sohn eines Grafen heiraten, um seinem Unternehmen einen gigantischen Großauftrag zu sichern. Doch dann lernt sie Lorenz kennen, der sich für Zweiräder begeistert und mit seiner Unbeschwertheit alles infrage stellt, was Felicitas bislang für unausweichlich hielt …“


Homepage:
https://www.droemer-knaur.de/buch/hanna-caspian-im-takt-der-freiheit-9783426659502 (Verlag)
https://www.hannacaspian.de/im-takt-der-freiheit (Autorin)

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als vorzeitiges Rezensionsexemplar (eBook) und von der Autorin mit einer Bloggerinnen-Box (inklusive Paperback & Goodies) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag/ von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars & Goodies und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Im Takt der Freiheit“ von Hanna Caspian ist ein historischer Roman, der im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin spielt und den Kampf einer jungen Frau um ihre persönliche Freiheit zeigt.

„Felicitas kannte das Gefühl, auf einem Pferd dahinzufliegen. Auch wenn sie das hier in der Stadt jemals konnte. Dieses Gefühl von Freiheit war mit nichts anderem vergleichbar. Was für eine Vorstellung, sie könnte auf einem Rad so schnell sein. Allein, aus eigener Kraft.“

[Seite 155, Kapitel 03]


Berlin 1888: Felicitas lebt nach außen hin ein völlig sorgloses Leben. Ihr Vater Egidius Louisburg ist ein Unternehmensinhaber, welcher sich mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes ein immenses Vermögen aufgebaut hat und zu den reichsten Menschen der Stadt zählt.
Die junge Frau scheint unendlich viele Möglichkeiten für ihr weiteres Leben zu haben – doch der Schein trügt, denn Felicitas hat keinerlei persönliche Freiheiten. Sie darf nicht alleine vor die Tür und verfügt auch über kein eigenes Geld. Einen geeigneten Heiratskandidaten hat ihr Vater bereits für sie ausgesucht – die Verlobung mit dem Sohn eines Grafen soll auf einem großen Ball bekannt gegeben werden. Diese Verbindung soll dem Unternehmen ihres Vaters einen Großauftrag sichern. In Felicitas sträubt sich alles gegen die Verbindung mit dem unausstehlichen Grafensohn – denn eines ist ihr klar. Mit ihm als Ehemann sind all ihre Bestrebungen nach persönlicher Freiheit passé.
Als Felicitas auf einem Ausritt den jungen Lorenz kennenlernt, welcher sich für die aufkommenden Fahrräder interessiert, fühlt sie sich schnell zu diesem hingezogen – und die Freiheit winkt.

Die Bücher der Autorin Regina Gärtner, welche sie unter dem Namen Hanna Caspian schreibt, begleiten mich schon seit einigen Jahren: Mit großer Begeisterung habe ich Anfang 2017 „Die Kirschvilla“ und in den darauf folgenden Jahren die Reihe um das „Gut Greifenau“ gelesen. Als die Autorin Ende Juli 2024 anfragte, ob ich ihren neuen Roman lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen und sagte zu. Das wunderschöne Cover und der Klappentext versprachen Unterhaltung genau nach meinem Geschmack. Ich mag Geschichten, welche im Deutschen Kaiserreich (1871 – 1918) spielen und zeigen, wie schwer es den Frauen damals in Sachen persönlicher Freiheit gemacht wurde.

Das Buch erreichte mich Mitte September 2024 als eBook, Ende September folgte das Paperback – zusammen mit einer wunderschönen Bloggerinnen-Box mit vielen und liebevoll ausgewählten Goodies. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich dafür bei der Autorin bedanken. Ich habe mich so sehr gefreut (vor allem über das persönliche Blog-Journal).

Die Ausgabeart ist ein sehr hochwertig gestaltetes Paperback mit insgesamt 448 Seiten.
Das Cover ist eine Collage aus verschiedenen Elementen: Im oberen Bereich findet sich ein junges Paar, welche mit dem Rücken zueinander stehen. In der Mitte des Bildes findet sich der Titel des Buches, darunter eine historische Aufnahme des Brandenburger Tors in Berlin. Hier sind zwei Radfahrende zu sehen, vorne eine Frau, nach hinten versetzt ein Mann. Mit diesen verschiedenen Elementen wird schnell ersichtlich, dass das Buch in Berlin spielt und auch das Fahrradfahren eine wichtige Rolle spielen wird.
Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, mit welchem die Spannung geweckt wird. Im inneren der Klappe findet sich ein liebevoll gestalteter Stadtplan-Ausschnitt mit den wichtigsten Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Foto und einem kurzen Text vorgestellt. Im Inneren der Klappen werden die Buchreihen, welche sie unter dem Pseudonym Hanna Caspian veröffentlicht hat, gezeigt.
Auf dem Buchrücken und auf der Buchrückseite werden einzelne Elemente des Covers in veränderter Form aufgenommen.
Nach einem Zitat und Motto der österreichischen Frauenrechtlerin Rosa Mayreder folgt eine Figurenübersicht. Dann folgen insgesamt sechs Kapitel, welche alle recht umfangreich sind, aber durch Zeitangaben in einzelne Abschnitte aufgeteilt sind. An das letzte Kapitel schließt sich ein ausführliches Nachwort der Autorin an.
Mit Beginn des ersten Kapitels befinden wir uns im März 1888 in Berlin, nach dem Ende des letzten Kapitels im August 1988 – somit umfasst die gesamte Handlung des Buches circa fünf Monate.
Wie in ihren vorherigen Büchern schafft Hanna Caspian auch in dieser Geschichte eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich begeistern und ich verlor mich völlig in der Handlung und flog nur so durch die Geschichte.

„Sie musste ihren eigenen Weg finden. Sie musste sich selbst bestätigen, dass sie wirklich so mutig war, wie sie es von sich glaubte.“

[Seite 148, Kapitel 03]

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Felicitas Louisburg. In jungen Jahren hat sie ihre Mutter verloren – ein noch immer schmerzender Verlust. Auch wenn sie nach außen hin ein sorgloses Leben zu führen scheint, sehnt sie sich nach ihrer persönlichen Freiheit.
Schon nach den ersten Seiten habe ich Felicitas fest in mein Herz geschlossen, da sie vor Unrecht nicht die Augen verschließt und sich für die Schwachen der Gesellschafft stark macht. Trotz dieser äußeren Stärke ist Felicitas in ihrem Inneren verzweifelt und voller Sehnsucht nach Freiheit. Doch im Laufe der Geschichte erstarkt ihr Kampfgeist mehr und mehr und sie lässt sich immer weniger von den Menschen in ihrem Umfeld sagen.
Felicitas ist eine willensstarke und sympathische Figur, welche mich mit ihrer Authentizität überzeugt hat und zu der ich sehr schnelle eine Bindung aufbauen konnte. Sie hat ihre Schwächen und ihre Stärken – lässt sich aber nicht unterkriegen und probiert auch gerne Neues aus. Mit ihr und ihrer tragischen Geschichte wird deutlich gemacht, wie wenig die Frauen zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches zu sagen hatte, wie über sie bestimmt werden konnte.
An ihrer Seite steht der Fabrikantensohn Lorenz. Sein Charakter war am Anfang etwas schwer zu fassen, da sich seine Geschichte und seine Hintergründe erst im Fortgang der Geschichte zeigen. Trotzdem mochte ich ihn sehr und schloss auch ihn in mein Leseherz. Durch ihn kann Felicitas in eine Welt blicken, von der sie ausgeschlossen wird und er öffnet für sie eine Tür in die Freiheit.
Neben diesen beiden Hauptfiguren lernt der Leser Minna kennen. Minna ist Felicitas Zofe, eine junge sympathische Afrikanerin, welche aus einer deutschen Kolonie stammt und auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrem Platz im Leben ist. Dieser Themenaspekt, Minnas ergreifende Geschichte und das Zusammenspiel mit Felicitas – sie helfen sich gegenseitig – fand ich sehr gelungen.
Neben diesen angenehmen Charakteren stehen auch die eher unliebsamen Figuren: Hier ist an erster Stelle Felicitas Vater Egidius Louisburg zu nennen. Auch wenn er seine Beweggründe hat, wirkt er ab der ersten Seite alles andere als sympathisch – denn er denkt nur an einen möglichen großen Geschäftsauftrag und nicht an das persönliche Glück seiner Tochter. Doch er trägt auch eine große Bürde mit sich herum, welche ihm das Leben schwer macht.
Es gibt noch weitere unliebsame Figuren, auf welche ich jedoch nicht einzeln eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Geschichte vorwegnehme.
Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen der Figuren zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.
Auch wenn die Figuren allesamt fiktiv sind, sind einzelne Charaktere von historischen Figuren inspiriert. Die Autorin Hanna Caspian schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.

„Sie war so unendlich wütend auf Vater, auf die ganze Welt. Sie war wütend darüber, was sie alles nicht durfte, Was sie alles nicht tun sollte. Sie hatte einfach keine Lust mehr, sich immer anderen fügen zu müssen.“

[Seite 79, Kapitel 02]

Den historischen Hintergrund bildet das Jahr 1888, dem sogenannten Dreikaiserjahr: Auf Kaiser Wilhelm I., der am 9. März in Berlin starb, folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm als Kaiser Friedrich III., der nach 99 Tagen Herrschaft am 15. Juni in Potsdam starb. Ihm folgte am selben Tag dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm, der als Kaiser Wilhelm II. den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen bestieg. Innerhalb von nur vier Monaten wurde das Deutsche Kaiserreich somit von drei Herrschern regiert.
Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung, waren die Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs auch eine Zeit des Aufbruchs. Die Menschen wurden beispielsweise durch den Ausbau der Eisenbahnstrecken immer mobiler, sie waren informierter und vor allem freiheitsliebender. Auch die Soziale Gerechtigkeit geriet immer mehr in den Fokus, was auch die Idee der Gleichberechtigung der Frauen erstarken ließ.
Dieser Kampf um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung bildet den thematischen Schwerpunkt des Romans „Im Takt der Freiheit“. Mittels des praktischen Fahrrads befreiten sich immer mehr Frauen aus ihrer Abhängigkeit und ihrer Unfreiheit – auch wenn das Fahrradfahren lange Zeit als „unweiblich“ angesehen wurde.
Diese historischen Hintergründe und die die Thematik des Kampfes um Selbstbestimmung stellt Hanna Caspian in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren zu verbinden.
In einem ausführlichen Nachwort am Ende des Buches werden diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen zusammengefasst.
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Hanna Caspian für dieses lehrreiche Lesevergnügen bedanken.

„Dieses Eingesperrt-Sein und Gegängelt-Werden konnte sie immer weniger ertragen. Lange würde sich dieser erwachende Wunsch nach Freiheit nicht halten, mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr alles befehlen konnte, ja sogar die Pflicht hatte, ihr alles zu befehlen.“

[Seite 29, Kapitel 01]

Fazit: Das Buch „Im Takt der Freiheit“ ist ein sehr gelungener und lesenswerter Einzelroman, welcher mich durch die vielen und vielfältigen Figuren und die gut dargestellten historischen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe begeistern konnte. Sehr empfehlenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag und eines Bloggerinnen-Pakets durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Rungholt“

von Ann-Kathrin Wasle

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: TintenSchwan
Ausgaben: Hardcover & eBook
ISBN: 978-3949198144
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preise: 26,00€ (Hardcover), 09,99€ (eBook)

Klappentext:
1362 versank die Stadt Rungholt im Meer und wurde zur Legende. Jahrhunderte später kann sich die verträumte Janna dem Sog der alten Sagen nicht entziehen. Als sie das Tagebuch von Lenore findet, verliert sie sich zusehends in der Geschichte der jungen Frau und jener dem Untergang geweihten Stadt – bis sie Realität und Einbildung, Lenores und ihr eigenes Leben kaum noch unterscheiden kann … Zwei Frauen – zwei Jahrhunderte – zwei Leben: ein Roman über eine schicksalhafte Begegnung und eine Seelenverwandtschaft über den Tod hinaus.

Homepage:
https://www.tintenschwan.de/products/rungholt

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Rungholt“ ist ein historischer Roman mit mystischen Elementen, der zum Teil im frühen 20. Jahrhundert und zum anderen Teil im 14. Jahrhundert an der Nordseeküste spielt und hauptsächlich den Untergang der Stadt Rungholt als Thema hat.

„»Es heißt, die Macht einer Springflut sei stärker als jeder Sturm auf der offenen See. Sollte das Meer Rungholt jemals erreichen, so ist die Stadt samt all ihren Einwohnern verloren.«“

[Seite 266]

In der Johannisnacht im Jahr 1907 wird an die Küste des Nordseeortes Ording ein Eisberg angeschwemmt. Nicht nur die junge Janna, welche von der Legende der Stadt Rungholt fasziniert ist, ist in großer Aufregung. Das ganze Dorf ist auf den Beinen und auch Menschen von nah und fern werden von dem Eisberg angezogen. Denn in dem Eisberg ist ein Gegenstand eingeschlossen. Als Janna auf die geheimnisvolle Händlerin Sigal trifft, kommt sie in Kontakt mit einem Tagebuch von einer Frau namens Lenore – diese lebte im 14. Jahrhundert in Rungholt.
Schnell nimmt die Geschichte aus der Vergangenheit Janna mit und lässt sie nicht mehr los. Auch wenn zwischen ihren Leben mehrere hundert Jahre liegen, baut sich eine Art Seelenverwandtschaft zwischen den Frauen auf – und schon bald kann Janna Realität und Einbildung nicht mehr auseinander halten.

Die Autorin Ann-Kathrin Wasle fragte im Mai 2024 an, ob ich ihren neuen historischen Roman „Rungholt“, welcher im Oktober 2024 erscheinen soll, lesen und rezensieren wollte. Nachdem mich das wunderschöne Cover und auch der Klappentext angesprochen haben, sagte ich der Autorin eine Rezension zu. Schon seit vielen Jahren faszinieren mich untergegangene Orte sehr, über Rungholt hatte ich bereits schon einiges gehört, aber noch nichts gelesen.
Im Juni bekam das signierte Hardcover zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das wunderschöne und auch leicht düstere Cover ziert eine Art Gemälde. Zu sehen ist die Rückansicht einer Frau, welche mit einem weißen Kleid an einem Strand steht und auf das Meer blickt. Auf dem Meer ist ein Segelboot zu erkennen. Der imposante Himmel ist wolkenverhangen, durch die Wolken sieht man einen Teil des Mondes, welcher die Wolken anstrahlt und die ganze Szenerie in ein atmosphärisches Licht taucht.

Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Die 432 Seiten teilen sich auf 23 Kapitel und ein Nachwort auf.
Die Handlung spaltet sich in zwei Erzählstränge auf: Der erste Erzählstrang spielt im Jahr 1907 und der zweite im 14. Jahrhundert. Teilweise wechseln sich die Erzählstränge innerhalb eines Kapitels ab, was den Lesefluss jedoch nicht stört – im Gegenteil. Ab der ersten Seite nahmen mich die Geschichten und vor allem die düstere Atmosphäre mit ins Geschehen und ich legte das Buch nur noch ungern aus den Händen. Die beiden Erzählstränge vereinigen sich zu einer großen Geschichte, welche mich schier überwältigt hat und wahrscheinlich noch lange beschäftigen wird. Die im Roman vorkommenden mystische Elemente stehen nicht im Vordergrund und ich konnte mich sehr gut auf die Geschichte einlassen.
Ann Kathrin Wasle hat einen sehr klaren, runden und bildhaften Sprachstil, welcher schnell Bilder im Kopf entstehen lässt.

„Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug – vor Angst und zugleich erfüllt von einer seltsamen Aufregung. Konnte es wahr sein, was sie sich da im Schein der glimmenden Kerzen zusammenreimte – über Vergangenheit und Gegenwart (…)?“

[Seite 209]

Im ersten Erzählstrang steht die junge Janna im Mittelpunkt: Sie lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Ording, ihre Eltern betreiben im Ort ein Gasthaus, in dem sie mitarbeiten muss. Ihr Leben ist allerdings durch einen großen Verlust geprägt. Ihr geliebter Bruder ist von einer Schifffahrt nicht zurückgekehrt, er und die die gesamte Mannschaft des Schiffs gelten seit dem als verschollen. Janna ist sehr in sich gekehrt und von der Rungholt-Sage sehr angetan, immer wieder zieht es sie in den Rauhnächten an an den Strand, um die versunkene Stadt aus den Fluten zu befreien. Sie hat nicht viele Freunde, einzig zur Tochter des Bürgermeisters eint sie eine Freundschaft. Als sie die geheimnisvolle Händlerin Sigal kennenlernt, wird ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Ich mochte Jannas ruhigen und auch ernsten Charakter sehr gerne, auch wenn sie mich stellenweise mit ihren Handlungen und Denkweisen doch sehr überraschen konnte.
Auch die anderen Figuren in diesem Erzählstrang sind sehr vielfältig und lebensecht gezeichnet. Vor allem die Händlerin Sigal, welche mit ihrer völlig undurchsichtigen, geheimnisvollen und forschen Art von Anfang an viele Fragezeichen im Kopf entstehen lässt, hat mir sehr gefallen.
Im zweiten Erzählstrang steht Lenore im Zentrum der Geschehnisse. Nach dem frühen Verlust ihrer Familie lebt sie bei ihrem Onkel in Rungholt. Durch eine Hochzeit mit dem Seemann Erich soll sie aus Rungholt rauskommen – doch dazu kommt es nicht. Von Trauer zerfressen zieht sich Lenore immer weiter in sich selbst zurück und weiß nicht mehr viel mit ihrem Leben anzufangen.
Lenore ist, ähnlich wie Janna, von schweren Verlusten gezeichnet und sehr in sich gekehrt. Die beiden Frauen sind sich, trotz der vielen Jahrhunderte die sie voneinander trennen, sehr ähnlich. Beide sind gefangen in ihren Alltag – und müssen gleichzeitig ihre eigenen Leben finden.
Wie auch im ersten Erzählstrang konnten mich auch im zweiten Erzählstrang die vielen und vor allem vielfältigen Figuren überzeugen. Auch hier gibt es freundliche und weniger freundliche Charakter, sie alle konnten mich mit ihren Lebensgeschichten und ihrer Art überzeugen. Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.

„Sie erinnerte sich noch gut an jenen Abend vor vielen Jahren, als sie die Geschichte der versunkenen Stadt Rungholt zum ersten Mal gehört hatte. (…) Allzu genau hatte sie die schaurigen Bilder vor sich sehen können: die Glocken, die immer noch aus den Tiefen der Nordsee heraufklangen; all die verlorenen Seelen, die auf Erlösung warteten …“

[Seite 08]

Der thematische Schwerpunkt des Buches ist die Geschichte und die Legende über die Stadt Rungholt. Lange Zeit galt der Untergang Rungholts als Legende – mittlerweile gilt dieser als gesichert. Aufgrund diverser Funde wird vermutet, dass das untergegangene Rungholt südlich der Hallig Südfall liegt. Zwischen 1.500 bis 2.000 Menschen könnten dort gelebt haben, bis eine Sturmflut am 16. Januar 1362 die Stadt komplett überflutete und alles Leben auslöschte.
Ann-Kathrin Wasle hat sich der Geschichte, aber auch der Legende angenommen und eine sehr authentische (und leicht fantastische/mystische) Geschichte um diese herum geschrieben. Nach Beendigung des Buches habe ich gedacht: „Ja, wer weiß, vielleicht war es genau so!“
Ein großes gesellschaftliches Thema in diesem Roman ist die Stellung der Frau im 14. Jahrhundert: Frauen standen weit unter dem Mann und hatten nur selten die Möglichkeit ein eigenständiges und freies Leben zu führen.
Diese geschichtlichen Hintergründe und gesellschaftlichen Themen stellt Ann-Kathrin Wasle in ihrem Roman sehr gut da und man merkt die Leidenschaft, mit welcher die Autorin diese Geschichte erzählt und lebendig werden lässt.
Am Ende der Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Ann-Kathrin Wasle für dieses großartige und beeindruckende Lese-Erlebnis bedanken, welches ich mit Sicherheit noch lange in meinem Kopf und Herzen tragen werde.

Fazit: Das Buch „Rungholt“ von Ann-Kathrin Wasle ist ein spannender und intensiver Roman, indem die historische und mystische Elemente ineinander übergehen – und zwar so einnehmend, dass ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen wollte.
Nach der letzten Seite noch einige Minuten auf dem Sofa, ging in Gedanken die Geschichte nochmals durch und merkte, wie sehr mich dieses Buch mitgenommen hat.
Ein unvergessliches Leseerlebnis und sehr empfehlenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Sommersehnsucht und Limonenblüten“

Anja Saskia Beyer

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. August 2024
Verlag: Tinte&Feder
Ausgaben: Taschenbuch, eBook & Hörbuch
ISBN:  978-2496714920
Seitenanzahl: 268 Seiten
Preise: 11,99€ (Taschenbuch), 04,49€ (eBook)
Reihe: „Liebe auf Capri“, Band 01 von 02

Homepage:
https://www.anja-saskia-beyer.com

Klappentext:
„PR-Beraterin Tilda fühlt sich allein, vermisst ihre beiden Schwestern Lina und Ann. Sie haben sich aus den Augen verloren, denn alle leben weit voneinander entfernt. Als ihre italienische Großmutter sich nach Jahren meldet und ihre Enkelinnen um Hilfe bittet, fahren die Schwestern gemeinsam zu ihr nach Capri. Auch ihre Mutter kommt auf die Insel, und Tilda hofft, dass die Reise die ganze Familie wieder näher zusammenbringt.
Ihre Großmutter führt ein kleines Restaurant, das leider kurz vor dem Aus steht. Bei ihrer Ankunft fällt Tilda dem Koch Raffaele in die Arme. Seine Leidenschaft für die mediterrane Küche fasziniert sie. Mit Raffaele versuchen die Schwestern, das Restaurant zu retten und kommen dabei einem berührenden Familiengeheimnis auf die Spur. Im magischen Licht der Blauen Grotte nähern sich Tilda und Raffaele an, doch Tilda ahnt, dass ihr dieser attraktive Mann etwas verschweigt. Gut, dass sie ihre Schwestern wieder an ihrer Seite hat.“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der „Zucker Kommunikation PR-Agentur Berlin“ als Rezensionsexemplar mit Goodies zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Der zeitgenössische Roman „Sommersehnsucht und Limonenblüten“ von Anja Saskia Beyer spielt auf der Insel Capri und zeigt, wie sich drei völlig unterschiedliche Schwestern und ihre Mutter wieder einander annähern und einem Familiengeheimnis auf die Spur kommen.

„Wieder wurde ihr klar, wie sehr sie ihn all die Jahre vermisst hatte, wie schön es jetzt war, dass sie ihm hier auf seiner Insel irgendwie näherkam. Raffaele hatte recht, sie sollte ihre Wurzeln nicht verdrängen. Niemand sollte das tun oder tun müssen.“

[Seite 116, Kapitel 12]

Tilda lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Die großen beruflichen Erfolge und Aufstiege in einer PR-Agentur bleiben aus. Zudem fühlt sich Tilda einsam – ihre Mutter und ihre beiden Schwestern leben jeweils in anderen Städten, weit von ihr entfernt.
Plötzlich meldet sich ihre Großmutter und möchte, dass Tilda, ihre Schwestern und ihre Mutter auf die Insel Capri kommen. Noch in Tildas frühster Kindheit brach der Kontakt zu den italienischen Großeltern ab, weshalb die vier Frauen von dieser Kontaktaufnahme sehr verwundert sind.
Die Großmutter führt ein kleines Restaurant auf der Insel, welches noch vor einigen Jahren sehr berühmt war. Doch mittlerweile steht das Restaurant kurz vor dem Aus. Einzig der grandiose Koch Raffaele ist der Großmutter geblieben – und dieser bezaubert besonders Tilda mit seinen Kochkünsten. Doch er scheint ihr etwas zu verheimlichen.
Die Reise bringt Tilda, ihre Schwestern und ihre Mutter wieder näher zusammen. Sie beschließen das Restaurant gemeinsam zu retten, als sie auf ein berührendes Familiengeheimnis stoßen.

Mitte August 2024 fragte die „Zucker Kommunikation PR-Agentur Berlin“, ob ich das Buch „Sommersehnsucht und Limonenblüten“ von Anja Saskia Beyer rezensieren möchte.
Die Autorin schreibt auch unter dem Namen Anna Claire – und ich habe „Die Glücksfrauen – Der Geschmack von Freiheit“ mit großer Begeisterung gelesen. Der Klappentext und das Cover ihrer neuen Buchreihe „Liebe auf Capri“ weckten direkt mein Interesse, weshalb ich der Rezensionsanfrage gerne zusagte. Freundlicherweise bekam ich das Buch zusammen mit liebevoll ausgesuchten Goodies zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover zeigt im unteren rechten Bildrand eine junge Frau in der Rückansicht, welche mit angezogenen Beinen auf einer Mauer sitzt und ihren Blick von der erhöhten Position hinunter über eine Meeresbucht mit blau-türkis-farbenen Wasser schweifen lässt. Sie trägt leichte Kleidung und einen Sommerhut. Auf dem Meer sind einige Boote zu erkennen und Felsen, die aus dem Wasser ragen. Am Horizont trifft das Meer auf einen strahlend blauen Himmel, welcher dem Titel des Buches als Hintergrund dient. Verziert wird das Cover im oberen Bereich mit einigen Zitronen und Blättern, welche in das Bild hineinragen. Es ist ein sehr leichtes und schönes Cover, welches große Lust auf die Geschichte macht.
Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit insgesamt 268 Seiten, welche sich auf 24 Kapitel, ein Nachwort und einem Rezept-Anhang aufteilen.
Ab der ersten Seite war ich in der Geschichte angekommen. Da die Erzählperspektiven auch innerhalb der Kapitel wechseln, entsteht ein guter Lesefluss, ich blieb an der Geschichte dran und wollte das Buch nur ungern zur Seite legen. Das liegt nicht unbedingt daran, dass es ein spannender Roman ist – es ist eine sehr ruhige Geschichte, an der ich trotzdem dran geblieben bin und aus der ich einiges mitgenommen habe. Ich versank in dieser vielschichten und emotionalen Geschichte und konnte mir dank des bildhaften Sprachstils der Autorin die Handlungsorte wunderbar vorstellen und mich schnell in die vielseitigen Charaktere und deren Hintergründe gut einfühlen.

„»Du solltest das Leben wieder schmecken. Um gesund zu werden oder zu bleiben, um innerlich zu heilen. Und das geht hier sehr gut, auf dieser Insel.«“

[Seite 61, Kapitel 7]

Zu Beginn des Buch lernen wir Tilda kennen. Ich mochte Tildas vielschichtigen Charakter sehr gerne. Einerseits ist sie sehr ehrlich und sagt den Menschen in ihrer Umgebung immer direkt die Wahrheit, auf der anderen Seite ist sie ein tief verletzter und einsamer Mensch. Sie arbeitet in einer PR-Agentur und kann sich nur eine kleine Wohnung in Frankfurt am Main leisten, da der große berufliche Erfolg ausbleibt. Nach einigen gescheiterten Beziehungen sind Tildas Selbstbewusstsein und vor allem ihr Selbstwertgefühl angekratzt. Sie ist sehr einsam, einzig mit ihrer Arbeitskollegin verbringt sie Zeit. Tilda vermisst ihre beiden Schwestern, die in Freiburg und Berlin ihre eigenen Leben aufgebaut haben. Auch ihre Mutter, die in Köln lebt, ist nicht in ihrer Nähe. Da kommt ihr die Einladung ihrer Großmutter auf die Insel Capri gerade recht – endlich kann sie ihre Schwestern und die Mutter wieder treffen.
Während sich die Charakterzüge von Tilda bereits in den ersten Kapiteln zeigen, bleiben ihre Schwestern und ihre Mutter etwas im Dunkeln. Es gibt bereits einige Einblicke in deren Leben – sie werden jedoch erst in den folgenden Bänden im Mittelpunkt stehen. Doch es wird schnell klar, dass die drei Schwestern völlig unterschiedlich sind und jeweils ihre Leben leben – es bleibt also spannend, wie es mit ihnen weitergehen wird.
Neben diesen drei Schwestern und der Mutter (ebenfalls ein sehr vielschichtiger Charakter) stehen auf Capri die Großmutter und deren Koch Raffaele im Zentrum der Geschehnisse. Auch deren Lebensgeschichten und Geheimnisse zeigen sich erst nach und nach und sorgen dafür, dass ich immer gerne weitergelesen habe.
Neben diesen Protagonisten spielen noch einige weitere Figuren wichtige Rollen. Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich nicht detailliert auf diese Figuren eingehen. Anja Saskia Beyer konnte mich mit ihren vielen und vor allem vielfältigen Figuren begeistern und mich mit den teils völlig unvorhergesehen Handlungen und Ereignissen und ihren Entwicklungen überraschen und bestens unterhalten.
Falls ihr auf der Suche nach einer traumhaften Geschichte seid, welche euch den Sommer zurück in eure Herzen bringt, euch bestens unterhält und mitreißt, euch glücklich und gleichzeitig nachdenklich macht, dann solltet ihr unbedingt diesen wundervollen Reihen-Auftakt lesen.

»Um glücklich zu werden, braucht es Mut (…).«

[Seite 131]

Und genau das ist einer der zentralen Themen der Geschichte: Den Mut finden, Dinge zu ändern, den Horizont zu erweitern und glücklich zu werden.
Neben diesem Thema zeigt das Buch auch, wie wichtig es ist, die Zuversicht wieder zu finden und auf Menschen zuzugehen, verzeihen zu können, zusammen zu stehen – aber auch zu sich selbst zu stehen.
Das Buch hat etwa 270 Seiten und ich habe für mich persönlich sehr vieles daraus mitgenommen.
Mit den wunderschönen Beschreibungen der Insel Capri, den Bewohnern und deren emotionalen Geschichten hat der Roman von Anja Saskia Beyer direkt den Weg in mein Herz gefunden. Dazu diese vielversprechenden Kochrezepte in der Geschichte und am Ende des Buches – perfekt.
Und eines ist klar: Die folgenden Teile der Reihe werde ich auf jeden Fall lesen. Band 2 „Sommersehnsucht und Meeresglitzern“ erscheint voraussichtlich am 25. März 2025.

Herzlichen Dank für dieses gelungene und emotionale Leseerlebnis.

Fazit: „Sommersehnsucht und Limonenblüten“ von Anja Saskia Beyer ist ein wunderbarer Reihen-Auftakt, welcher mich glücklich und gleichzeitig nachdenklich gemacht hat und aus dem ich persönlich eine Menge mitgenommen habe.
Eine Geschichte, welche den Sommer zurück ins Herz bringt und mich mit vielfältigen und interessanten Figuren überzeugt hat. Sehr lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Goodies, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Anisbrot in Antiochia“

von Dorothe Zürcher

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 02. September 2024
Verlag: acabus
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3862828685
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preise: 18€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Zeit der Kreuzzüge“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dorothe-zürcher.ch

Klappentext:
„Anisduft und Granatapfelsaft.
Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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Meine ausführliche zum ersten Band findet ihr hier: „Bittermandeln aus Byzanz“

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Das Buch „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher ist der zweite Band einer historischen Romanreihe und spielt im 12. Jahrhundert während des Dritten Kreuzzuges vorwiegend in den Städten Antiochia, Jaffa und Jerusalem.

„Alkmene konnte einen Menschen ansehen und es tauchte in ihren Gedanken eine Speise auf, die sie für ihn verarbeiten konnte. Es waren spontane Bilder, die sie oft beiseite wischte, manchmal umsetzte.“

[S. 121, Kapitel 11]

Antiochia im Jahr 1190: Kaiser Barbarossa ist tot. Nach der Auflösung des Kreuzritterheers erkranken einige Kreuzritter bei der Stadt Antiochia schwer – unten ihnen ist Ritter Diethelm.
Die schwangere Delikatessenköchin Alkmene und ihr Angetrauter Pares machen sich auf den Weg zu Diethelm, um ihren Freund beizustehen und ihm zu helfen. Doch es ist ein langer und gefährlicher Weg. Diethelm ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seiner Krankheit um einen Fluch handelt.
Um diesen Fluch zu brechen heckt Pares einen Plan aus, der nicht nur ihn, sondern auch Alkmene und Diethelm in große Gefahr bringt.

Auch wenn ich eher selten historische Romane lese, in denen es um die Kreuzzüge geht (diese Zeit ist mit mitunter etwas zu düster und brutal), habe ich im Oktober 2023 mit großer Begeisterung „Bittermandeln aus Byzanz“ gelesen. Dieser Reihen-Auftakt konnte mich mit facettenreiche Figuren ,welche abseits des ‚Gewohnten‘ leben und agieren, überzeugen. Außerdem stehen in diesem Roman nicht unbedingt die Taten der Kreuzritter im Zentrum der Geschichte, sondern die Figuren und das Thema Kochen.
Da am Ende des ersten Bandes einige Fragen offen bleiben, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Band und war gespannt, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich auch den zweiten Band als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Die Ausgabeart des Buches ist eine einfache Broschur, ohne Klappen und mit insgesamt 272 Seiten.
Das wunderschöne Cover passt perfekt zum ersten Band, sprach mich direkt an und machte mir große Lust auf die Geschichte: Es zeigt in der Mitte des Bildes ein verziertes goldfarbenes Gefäß, welches mit Granatäpfeln gefüllt ist. Rechts neben dem Gefäß befinden sich einige Anissterne, dahinter ist ein orientalisch anmutendes Muster zu sehen. Der Hintergrund ist dunkelblau gehalten, wodurch sich die Gegenstände auf dem Cover, der Name der Autorin und der Buchtitel gut abheben. Auf dem Buchrücken sowie auf der Buchrückseite finden sich die Anissterne wieder.

Band 1
Band 2

Das Buchinnere ist, wie der erste Band, wieder wunderschön gestaltet: Auf der zweiten Seite wird das Motiv des Covers zeichnerisch dargestellt, auf der nächsten Seite findet sich eine Karte mit den Stationen des Dritten Kreuzzuges und damit auch die wichtigsten Handlungsorten des Romans. Jedes einzelne der insgesamt 24 Kapitel ist zu Beginn mit einem gezeichneten Anis-Stängel verziert und wird mit einem ausgewählten Rezept, welches auch in der Handlung vorkommt, eröffnet. Das gesamte Buch wirkt durch diese liebevolle Gestaltung sehr wertig und edel.
Das Kapitel 0 ist ein kleiner Rückblick auf den ersten Band. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns dann Mai 1190 – und sind mitten in der Schlacht von Iconium. Somit setzt die Handlung zeitlich fast direkt an das letzte Kapitel des ersten Bandes an. Ein kurzes Nachwort (mit einem Ausblick auf den dritten Band), der Dank der Autorin, ein Personenverzeichnis, eine Liste mit Worterklärungen, sowie eine kurze Biographie der Autorin und weiteren Buchtipps aus dem acabus Verlag runden das Buch harmonisch ab.
Nachdem ich mit dem zweiten Teil begonnen habe, hatte ich etwas Probleme, wieder in die Geschichte zu finden und zu den Charakteren eine Beziehung aufzubauen. Irgendwann machte es aber „klick“ und die Ereignisse aus dem ersten Band waren wieder da. 
Ich empfehle sehr, dass man den ersten Band der Reihe gelesen hat, bevor man den zweiten Band liest. Ohne gewisse Vorkenntnisse dürfte es schwer sein, in die Geschichte zu finden und auch die vielen und vielfältigen Charaktere zu durchschauen und deren Entwicklungen und Entscheidungen richtig zu verstehen.
Dorothe Zürcher schafft auch in diesem Band wieder eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich erneut begeistern und ich verlor mich ganz in der Handlung und flog nur so durch die spannende Geschichte. Stellenweise wurde die chronologisch erzählte Handlung so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte. Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstreams“ befinden.
Die Autorin hat die historischen Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und lässt Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen.
Auch in diesem Band nehmen die sinnlichen Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung viel Raum in ein und sorgen damit für den besonderen Reiz des Romans. Nie wirkt es langatmig oder langweilig, ich habe erneut viel über die (damalige) südeuropäische Kochkunst gelernt – auch wenn nicht jedes Rezept nach meinem persönlichen Geschmack ist.

„»Du bildest dir ein, wer von deinem Essen kostet, sei dir für ewig dankbar!«
Alkmene schluckte. Das war auch so. Der Balance ihrer Speisen konnte kaum jemand widerstehen.“

[Seite 48, Kapitel 5]

Die Charaktere, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Während Alkmene und Pares fiktiv sind, ist Ritter Diethelm von Toggenburg eine historische Figur.
Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie es mit diesen drei Protagonisten weitergehen wird, wohin sie ihre Träume, Wünsche und Ziele tragen werden.
Wieder fügen sich die fiktiven Figuren in die geschichtlichen Hintergründe ein und Dorothe Zürcher verwebt deren Schicksale und Lebensgeschichten gekonnt mit den Leben der historischen Figuren.
Die Köchin Alkmene ist fiktiv – wie auch und ihre Freunde und Freundinnen, sowie auch viele weitere Personen in ihrem direkten Umfeld. Alkmene steht in dieser Romanreihe im Mittelpunkt und ist ein sehr vielschichtig und facettenreich angelegter Charakter. Sie lebt für ihre Arbeit und hat sich im Laufe ihres Lebens ein immenses Wissen über das Kochen angeeignet. Auch wenn sie es nicht immer leicht hat und des Öfteren hinfällt, verliert sie ihre Ziele und auch die anderen Menschen in ihrer Umgebung nicht aus den Augen. Während sie im ersten Band in ihrem Privatleben noch nicht richtig zu sich gefunden hat, scheint sie in diesem Band etwas gesetzter – auch wenn ihre Zukunft alles andere als sicher ist. Ich habe Alkmene fest in mein Herz geschlossen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Alkmenes Angetrauter Pares ist ebenfalls fiktiv jedoch ist dieser so lebensecht gezeichnet und ist etwas abseits des ‚Gewohnten‘.
Ritter Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur und wird sehr ambivalent dargestellt. Einerseits ist er in Eroberungen und Schlachten der erbarmungslose Ritter, auf der anderen Seite ist er mit seinem Leben alles andere als glücklich und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit, welche er in seinem Elternhaus nie erfahren hat. Er wirkt abgeklärt und glaubt gleichzeitig doch auch an einen Fluch.
Es war sehr spannend zu erleben, wie die verschiedenen Kulturen der Figuren aufeinander treffen, jeder sich so seine Gedanken über den jeweils anderen macht und wie Vorbehalte und Vorurteile die Menschen trennen und sie doch zusammen leben lassen.
Um die Spannung nicht vorwegzunehmen, möchte ich nicht allzu detailliert auf die verschiedenen Charaktere eingehen, ich bin mir aber sicher, dass auch ihr diese vielschichtigen Figuren mögen werdet.
Erneut trifft der Leser/ die Leserin auf den 272 Seiten auf die großen Figuren der Weltgeschichte, aber eben auch auf die ’normalen‘ Menschen, wie sie vor über 830 Jahren gelebt, gearbeitet, gedacht und geliebt haben (könnten). Dorothe Zürcher zeichnet mit ihren fiktiven und historischen Figuren ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit und Gesellschaft und konzentriert sich hierbei auch auf einen sehr interessanten und unkonventionellen Aspekt, welchen man so in historischen Romanen eher selten findet.

„Nein, sie war nicht eifersüchtig. Diethelm hatte ihr nie gehört. Er gehörte in eine andere Welt.“

[Seite 238, Kapitel 22]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1190 und damit die Zeit des Dritten Kreuzzuges. Zu diesem Kreuzzug, hatte der Papst in einer Bulle die Königreiche des Abendlandes aufgerufen, nachdem Sultan Saladin das Heer des Königreichs Jerusalem besiegt und die Stadt Jerusalem erobert hatte und die Kreuzfahrerstaaten nach dem Zweiten (gescheiterten) Kreuzzug immer mehr in Bedrängnis gerieten. Der Tiefpunkt des Dritten Kreuzzuges, war der Tod von Kaiser Barbarossa – dieser ertrank im Juni 1190 im Fluss Saleph.
Mit dem ersten Kreuzzug wurde Jerusalem im Jahr 1099 von den Christen erobert. Da Jerusalem in dieser Zeit immer wieder von Muslimen zurückerobert wurde, kam es zwischen 1095 und 1270 zu insgesamt sieben Kreuzzügen, welche zwar hohe Kosten verursachten, jedoch nur von geringen Erfolg gekrönt waren. Das langfristige Ziel der Christen – die dauerhafte Vorherrschaft in und um Jerusalem – wurde schlussendlich aber verfehlt. Über die Opferzahlen ist sich die Geschichtsschreibung uneinig, einige Schätzungen gehen von 1 – 3 Millionen Todesopfern aus.
Mit ihrer Buchreihe nimmt Dorothe Zürcher ihre Leser und Leserinnen mit in diese längst vergangenen Zeiten und stellt die Geschehnisse sehr erlebbar und fühlbar dar. Man merkt, wie akribisch die Autorin recherchiert hat.
Auch am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für dieses erneute gelungene und lehrreiche Leseerlebnis bedanken .Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band der Reihe, welcher im Herbst 2025 erscheinen soll und bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.

Fazit: Trotz leichter Anlaufschwierigkeiten hat mich „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher wieder bestens unterhalten: Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstream“ befinden.
Der Roman bot mir beste Unterhaltung und viel neues Wissen – letzteres vor allem in Bezug auf die Kochkunst und den Verlauf des Dritten Kreuzzuges. Mit ihrem großartigen Sprachstil lässt Dorothe Zürcher Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine unvergessliche Zeitreise – sehr lesenswert.


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.