Wenn Bücher tanzen …

... oder Bücher uns zum Tanzen bringen!

Ihr Lieben,
Welcher Bücherwurm kennt dieses Gefühl nicht: Man schlägt ein Buch auf, atmet den Duft des Buches ein, liest die ersten Worte, den ersten Satz, den ersten Abschnitt – und da passiert es: Die Gedanken beginnen zu Tanzen, die Geschichte nimmt in unserem Kopf immer mehr Gestalt an. Figuren werden zu Freunden, manch andere Figuren auch zu Feinden.
Das Buch bittet uns zum Tanz, und wir tanzen mit.

Ich wünsche euch auf meinem Blog „Büchertanz“ ganz viel Vergnügen


Eure



Ihr möchtet wissen, was ich gerade lese? Dann bitte HIER entlang… dort findet ihr mein Lesetagebücher.


„Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“

von Silke Elzner

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 09. April 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch, Hardcover und eBook
ISBN:  978-3758492693 (Taschenbuch), 978-3758493157 (Hardcover)
Seitenanzahl: 520 Seiten (Taschenbuch), 492 Seiten (Hardcover)
Preise: 19,95€ (Taschenbuch), 33,95€ (Hardcover), 04,99€ (eBook)

Homepage:
www.silkeelzner.de

Klappentext:
„Anno 1428: Auf dem Augsburger Faschingsturnier lernt Prinz Albrecht III. die lebensfrohe Agnes Bernauer kennen. Verzaubert von ihrer außergewöhnlichen Schönheit nimmt er die Baderstochter mit nach München.
Albrechts Vater ist die nicht standesgemäße Liebschaft seines Sohnes ein Dorn im Auge, denn Albrecht weigert sich, eine adlige Braut zu nehmen. Die Zukunft des Herzogtums ist in Gefahr.
Als sich die Konflikte zwischen Vater und Sohn zuspitzen und Albrecht seine Agnes heimlich heiratet, nimmt das Schicksal seinen Lauf.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ von Silke Elzner ist ein historischer Roman, welcher im 15. Jahrhundert spielt und auf wahren Begebenheiten basiert.

„»Euer Sohn und ich gehören zusammen. Es ist gleich, wer ich bin oder woher ich komme. Er weiß das, und ich weiß das.«“

[Kapitel 6]

Augsburg im Februar des Jahres 1428: Während eines Turniers lernt Prinz Albrecht III. die schöne Baderstochter Agnes kennen. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und obwohl Agnes nicht standesgemäß ist, nimmt Albrecht sie mit nach München. Albrechts Vater ist von der Wahl seines Sohnes empört, da es für die Zukunft des Herzogtum eine standesgemäße Ehe braucht und vor allem einen legitimen Erben.
Doch Albrecht und Agnes geben sich und ihre Liebe nicht auf – auch wenn Agnes Ausgrenzungen und Anfeindungen aus vielen unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt ist. Nach der heimlichen Hochzeit spitzt sich der Konflikt zwischen Vater und Sohn dramatisch zu – und das Leben von Agnes schwebt in großer Gefahr.

Mit ihren bisherigen drei historischen Romanen „Die letzte Fehde an der Havel“, „Der Verrat der Kaufmannswitwe“ und „Der Schwur der Gräfin“ hat mich Silke Elzner sehr begeistert und mich auf unvergessliche Zeitreisen mitgenommen. Damit gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede Neuerscheinung aus ihrer Feder.
Auch ihr neuer Roman „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ weckte schnell mein Interesse, da ich die tragische Geschichte der Agnes Bernauer einmal im Geschichtsunterricht im Nebensatz hörte und gerne mehr über sie und ihr Leben erfahren wollte.
Freundlicherweise bekam ich dieses Buch von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zugesendet. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken.

Ich mag die stimmigen und wunderschönen Cover von Silke Elzners Büchern sehr gerne – das Cover zu „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ gefällt mir jedoch bisher am besten. Es ist in blau-lila Tönen gehalten und besticht vor allem durch das verspielte Ranken- und Rosenmuster im Hintergrund und an den Seiten. Eine große Träne in der Mitte, in welcher das Rosenmotiv noch einmal aufgenommen wurde, bildet den Eyecatcher des Covers.


Nach dem Inhaltverzeichnis und einem Zitat von Walther von der Vogelweide beginnt der Prolog des Buches, welcher in Straubing im Oktober 1435 spielt. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns siebeneinhalb Jahre vor den Geschehnissen des Prologs. Dem 42. und letzten Kapitel schließt sich ein Epilog an, der im Januar 1437 spielt. Somit umfasst die gesamte Handlung des Romans etwa zehn Jahre. Dem Epilog schließen sich ein ausführliches Nachwort und ein Überblick über die historischen Figuren an.
Die Geschehnisse der Geschichte laufen also unweigerlich auf die Vorausdeutung des Prologes hinaus, womit das Ende das Geschichte bereits sehr früh feststeht. Trotzdem, oder gerade deshalb, konnte mich diese emotionale, spannende und mitreißende Geschichte schnell begeistern.
Silke Elzner erzählt – wie in ihren bisher erschienenen Büchern – bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet wieder einmal ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft in ihrem Buch zudem eine sehr dichte Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte.

„»Die beiden lieben sich. Was ist denn schon dabei? Ich für meinen Teil finde es furchtbar romantisch. Schau sie dir an! Siehst du nicht den Glanz in ihren Augen, wenn sie sich unbeobachtet glauben und Blicke tauschen? Hörst du nicht, wie sie die Gedanken des anderen ergänzen? Spürst du nicht, wie ein Herz für das andere schlägt? Sei aufrichtig zu dir selbst […] und sage mir: Gibt es ein Paar auf der Welt, das mehr füreinander geschaffen wäre?«“

[Kapitel 24]

Ein Blick in den Überblick der historischen Figuren am Ende des Buches zeigt, dass viele der vorkommenden Figuren historisch sind, was zu einer großen Authentizität des Romans führt.
Vieles ist von der Hauptfigur Agnes Bernauer nicht überliefert, weshalb Silke Elzner hier in vielen Bereichen Historie und Fiktion gekonnt miteinander verbindet. Sie schafft mit Agnes Bernauer eine sehr interessante Frau, welche ich sehr schnell in mein Herz geschlossen habe und zu der ich schnell eine Beziehung aufbauen konnte. Sie ist eine junge Frau, welche mitten im Leben steht, ihr Herz am rechten Fleck hat und sich einfach nur in einen Mann verliebt. Es ist jedoch eine Liebe, welche in der starren Gesellschaft des Mittelalters nicht sein darf. Von Anfang an spürte und fühlte ich das Knistern zwischen den Beiden, zu keiner Zeit wirkt das Miteinander der Beiden gekünstelt oder aufgesetzt.
Während Agnes als Baderstochter zu den Randgruppen der Gesellschaft gehört, ist Prinz Albrecht ein Mitglied des Adels – dem zweiten Stand der Gesellschaft. Auch wenn die Beiden völlig verschiedene Leben führen, haben sie doch auch Gemeinsamkeiten: Beide dürfen nicht selbst über ihre Zukunft entscheiden, welche für beide klar vorgezeichnet ist: Die zukünftigen Ehepartner werden von der Familie nach strategischen Gründen ausgesucht und dass sich die Beiden ineinander verlieben könnten, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Bei Albrecht dauerte es etwas länger, bis ich ich einen Draht zu ihm gefunden hatte. Auch er steht mitten im Leben, weigert sich aber, den für ihn vorausbestimmten Weg zu gehen. Damit gerät er immer wieder heftig mit seinem (nicht sonderlich sympathischen) Vater aneinander, welcher, zusammen mit seinem Bruder, die Zukunft und das Ansehen seines Herrschergeschlechts gesichert haben will.
Am herzoglichen Hof ist Albrechts Mutter eine der Sympathieträgerinnen. Sie ist eine Frau, mit der sich auch Kompromisse finden lassen – ich habe sie sehr gerne gehabt.
Neben seiner Mutter findet Albrecht auch Halt in seinem besten und sympathischen Freund Jan. Auch wenn es zwischen den Beiden ab und an zum Streit kommt, sind die Beiden immer füreinander da, unterstützen und helfen sich gegenseitig.
Neben diesen Hauptfiguren spielen in „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ noch eine Vielzahl an unterschiedlichen Figuren kleine und größere Rollen. Vielen von ihnen sind historisch, andere fiktiv, doch sie alle werden von Silke Elzner gekonnt zum Leben erweckt, in diese stimmige Geschichte und deren Hintergründe eingebettet und mit- und untereinander verbunden. Während ich einige der Figuren sehr gerne mochte, stießen mich andere in ihrem Verhalten und ihren Denkweisen sehr ab. Vor allem waren für mich die Konflikte, aber auch die starken Anziehungen und Verbindungen zwischen den Figuren sehr fühlbar.
Es ist wieder einmal eine Geschichte, welche ich mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen tragen werde – allen voran natürlich die tragische Geschichte der Agnes Bernauer.

„Zu wissen, dass ihr, der Baderstochter, eine so gewöhnliche Zukunft mit Albrecht auf ewig verwehrt war, grub ein tiefes Loch in ihre Magengegend. Sie musste lernen, sich damit abzufinden, dass sie niemals gemeinsam würden leben können. Schlimmer noch, eines Tages würde sie nur eine Zweitfrau sein, eine heimliche Geliebte neben der hochadligen Gattin, die … Es fiel ihr schwer, diesen schmerzhaften Gedanken zu Ende zu denken, also tat sie das, was sie in solchen Fällen immer tat: Sie schob ihn schnell beiseite.“

[Kapitel 16]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das 15. Jahrhundert.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurden Oberbayern und Niederbayern wiederholt geteilt. Nach der Teilung von 1392 existierten vier Herzogtümer, deren Herzöge nicht selten gegeneinander Kriege führten: 
– Bayern-Straubing
– Bayern-Landshut
– Bayern-Ingolstadt 
– Bayern-München
Das Herzogtum Straubing wurde, nach Aussterben der dortigen Linie, unter den bestehenden Teilherzogtümern aufgeteilt wurde. Im Norden schließt sich die Oberpfalz an: Diese war ebenfalls durch die Verschwägerung mit den Münchener Wittelsbachern verbandelt.
Wenn ihr noch mehr über diese historischen Hintergründe und auch über die Spurensuche von Agnes Bernauer erfahren möchtet, empfehle ich euch die Homepage von Silke Elzner: https://silkeelzner.de/agnes-bernauer-in-bayern-eine-spurensuche/.
Im Mittelalter gab es viele Randgruppen der Gesellschaft. Das waren Menschen, die aus verschiedenen Gründen von anderen Menschen gemieden wurden und die sich nur in bestimmten Wohngegenden niederlassen durften. Zu diesen so genannten Randgruppen konnten bestimmte Berufe gehören wie Wundärzte, Bader, Schinder, Hundeschläger, Latrinenreiniger oder auch Gassenfeger. Auch Henker und Prostituierte, Gaukler und Schauspieler zählten dazu. Wer mit Schmutz und Blut zu tun hatte wurde als „ehrlos“ bezeichnet, was bedeutet, dass kein anständiger Mensch Umgang mit ihm haben durfte: Man ging einem solchen Menschen aus dem Weg und sprach nicht mit ihm, um die eigene Ehre nicht zu beschmutzen.
Über die Kindheit und Jugend von Agnes Bernauer ist nichts bekannt. Sie gilt traditionell als Tochter des Augsburger Baders Kaspar Bernauer, dessen Existenz jedoch bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Da der bayerische Herzogssohn Albrecht III. im Februar 1428 in Augsburg an einem Turnier teilnahm, wird oft angenommen, dass er Agnes bei dieser Gelegenheit kennenlernte und kurz darauf zu sich nach München holte. Es ist allerdings nicht gesichert, wie und wo sich Albrecht und Agnes in Augsburg kennenlernten. Mal geschieht dies in einer Baderstube, mal im Geschlechterhaus, mal verarztet sie ihn nach einem Sturz beim Turnier. Der Roman von Silke Elzner knüpft teilweise an diese Legenden an, erzählt aber eine andere und neue Version der Geschehnisse – und zwar so, dass ich das Buch mit dem Gedanken beendet habe: „Ja, genau so könnte es gewesen sein!“
Silke Elzner hat die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe wieder einmal akribisch recherchiert verbindet diese wunderbar mit den Figuren, aber eben auch mit Fiktion. Dadurch entsteht ein sehr rundes und vor allem eindringliches Leseerlebnis, welches ich mit Sicherheit so schnell nicht vergessen werde.

Fazit: Der historische Roman „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ von Silke Elzner erzählt eine Geschichte, welche mich ab der ersten Seite mitgenommen – nein mitgerissen hat. Silke Elzner führt uns in längst vergangene Zeiten und holt mit Agnes Bernauer eine historische und tragische Figur ans Licht, welche vielen noch unbekannt sein dürfte – noch! Ganz große Leseempfehlung.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Zeit der Hoffnung“

von Bettina Pecha

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 16. Februar 2024
Verlag: Tinte&Feder
Ausgaben: Taschenbuch und eBook
ISBN:  978-3757883928
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 03,99€ (eBook)
Reihe: „Die Wirtschaftswundersaga/ Band 02

Homepage:
https://www.bettinapecha.de/Die-Zeit-der-Hoffnung/

Klappentext:
„Stuttgart, 1957: Endlich dürfen Katharina und Moritz sich das Jawort geben. Die Geburt ihres Kindes macht ihr Glück vollkommen, obwohl dies für Katharina den Abschied von ihrem geliebten Beruf bedeutet. Das Schicksal führt die kleine Familie nach Berlin, eine schillernde Metropole, aber gleichzeitig das Herz des Kalten Krieges, eine geteilte Stadt und Spielball politischer Intrigen der Supermächte.
Zwei Frauen werden in dieser bewegten Zeit zu Katharinas Freundinnen: Lisa, die sich gegen die gnadenlose Moral der Wirtschaftswunder-Ära behaupten muss, und Marion, deren Liebe zu Claus durch die heraufziehenden Schatten des Berliner Mauerbaus bedroht ist. Währenddessen gibt Katharina ihren Traum nach einer beruflichen Zukunft nicht auf – entgegen aller Widerstände. Finden die drei Frauen ihr Glück oder zerbrechen ihre Träume an der harten Realität?“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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„Nein, sondern weil du eine starke Persönlichkeit hast und weißt, was du willst. Und auch mal was Neues wagst.“

[Kapitel 09]

Das Buch „Die Zeit der Hoffnung“ von Bettina Pecha ist der zweite Band der Wirtschaftswundersaga und spielt in Stuttgart und Berlin in den 1950er und 1960er Jahren.
Ich konnte und wollte dieses Buch nur noch ungern aus den Händen legen, da mich die Handlung und die Schicksale der Hauptfiguren tief berührten und nicht mehr losgelassen haben. Innerhalb von zwei Tagen waren die etwa 370 Seiten gelesen.
Vor etwa zwei Jahren habe ich den ersten Band „Die Straße des Glücks“ gelesen und ich hatte etwas Bedenken, ob ich mich wieder in der Handlung zurechtfinde und auch zu den Figuren wieder eine Beziehung aufbauen kann. Diese Bedenken waren ab der ersten Seite wie weggewischt, denn ich hatte das Gefühl, sofort wieder in der Geschichte angekommen zu sein. Auch die Hintergründe der bereits bekannten Figuren waren sofort wieder da und die der neuen Figuren nahmen mich direkt mit. Im Prinzip kann man diese Fortsetzung auch lesen, ohne den ersten Band zu kennen. Ich empfehle jedoch (wie immer bei Buchreihen), mit dem ersten Band zu starten, da man die Entwicklungen und die Entscheidungen der Figuren besser verstehen und nachvollziehen kann.
Die geschichtlichen und gesellschaftlichen Themen des Buches sind sehr zahlreich, zauberten mir mal ein Lächeln auf die Lippen, ganz oft musste ich vor Bestürzung und Wut auch sehr an mich halten. Wie die Gesellschaft der jungen BRD mit alleinerziehenden Frauen in den Zeiten des Wirtschaftswunders umgegangen wurde, raubte mir mitunter den Atem. Aber auch die geschichtlichen Hintergründe, hier ist an erster Stelle der Mauerbau in Berlin zu nennen, schildert Bettina Pecha so greif-, vor allem aber spürbar, dass mir stellenweise die Tränen kamen.
Dazu der flüssige und gleichzeitig so intensive Sprachstil der Autorin, welcher für ein großes und unvergessliches Kopfkino sorgt.

„Eine heile, unbeschwerte Welt im Vergleich zu der verzweifelten Stadt Berlin, über die das Unglück nun endgültig hereingebrochen war.“

[Kapitel 14]

Fazit: Das Buch „Die Zeit der Hoffnung“ von Bettina Pecha ist ein sehr kraftvolles und stimmiges Buch, welches ich in wenigen Tagen gelesen habe und mich durch die authentisch dargestellten gesellschaftlichen und historischen Hintergründe und die vielfältigen Charaktere überzeugt hat. Sehr lesenswert!

„Der Pakt der Frauen“

von Julia Kröhn

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 20. März 2024
Verlag: Heyne
Ausgaben: Hardcover und eBook
ISBN:  978-3-453-27421-1
Seitenanzahl: 352 Seiten
Preise: 22,00€ (Taschenbuch), 12,99€ (eBook)

Homepage:
https://www.penguin.de/Buch/Der-Pakt-der-Frauen/Julia-Kroehn/Heyne/e614389.rhd

Klappentext:
„Wien 1976. Die junge Dozentin Katharina Adler sorgt bei den männlichen Kollegen regelmäßig für Schnappatmung. Selbstbewusst trägt sie knalligen Lippenstift und verbotenerweise im Hörsaal Hosen. Außerdem hat sie sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Geschichtswissenschaft zu revolutionieren. Dafür widmet sie sich Büchern, die von Frauen geschrieben wurden, speziell Kochbüchern. Als ihr dabei eine Rezeptsammlung aus der Feder ihrer Mutter Jule unterkommt, erkennt Katharina, dass sie erst die Geheimnisse ihrer eigenen Familie aufdecken muss, bevor sie die Welt verändern kann. Gemeinsam reisen sie und Jule nach Schlesien, an Katharinas Geburtsort. Dort lernt sie, dass es nichts Stärkeres gibt als Frauen, die zusammenhalten.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Heyne Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag/ von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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„»Wir Frauen müssen doch zusammenhalten.«“

[Seite 315]

In diesem aufwühlenden Roman „Der Pakt der Frauen“ verarbeitet Julia Kröhn Teile ihrer eigenen Familienbiografie, mischt dieser aber auch Fiktion bei. Dadurch, dass sich die Handlung auf zwei Zeitebenen aufteilt, baut sich ein immenser Sog auf, der mich mit in diese Geschichte hineingerissen hat und nicht mehr losgelassen hat, bis die letzte Seite gelesen war.
Der erste Erzählstrang spielt in Wien in den 1970er Jahren, hier kämpft die selbstbewusste Historikerin Katharina in der von Männern dominierten Universität. Sie möchte die Geschichtswissenschaft revolutionieren, indem sie sich Büchern widmet, die von Frauen geschrieben wurden – speziell Kochbücher. Als sie dann auf ein Kochbuch trifft, welches ihre Mutter Jule verfasst hat, öffnet sie die Tür zu ihrer eigenen Familiengeschichte – und trifft auf eine Mauer des Schweigens.
Der zweite Erzählstrang spielt größtenteils 1944/1945. Hier lernen wir die junge Jule kennen, welche mit ihrem Mann nach Hirschberg (Schlesien) zieht. Jule sieht menschliche Abgründe und kann eines nicht: Wegsehen.
Gekonnt werden diese beiden Erzählstränge verwoben und somit Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbunden.

Julia Kröhn gehört schon seit vielen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Sie schreibt unter verschiedenen Namen, doch jeder ihrer Romane überzeugt mich durch die Tiefe und die Stärke vielfältigen Figuren und den historischen Hintergründen, welche akribisch recherchiert sind und mich emotional immer sehr mitnehmen. Außerdem kann mich Julia Kröhns bildhafter, detaillierter und klarer Sprachstil immer wieder begeistern.

„Sie hatte erwartet, dass die Beschäftigung mit ihrer Familiengeschichte vielleicht Unbehagen erzeugen würde, Verwirrung, Befremden, Überraschung. Aber nicht diesen Schmerz.“

[Seite 157]

Ein Roman, welchen ich mit klopfenden Herzen und einer Gänsehaut am gesamten Körper beendet habe.

Fazit: „Der Pakt der Frauen“ von Julia Kröhn ist ein Buch, welches ich mit Sicherheit so schnell nicht wieder vergessen werde. Berührend, aufwühlend, emotional, sehr lehrreich und definitiv ein Highlight im Lesejahr 2024.
Ganz große Leseempfehlung!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“

von Sonja Roos

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: eBook: 01. März 2024, Paperback: 17. April 2024
Verlag: Goldmann
Ausgaben: Paperback, eBook
ISBN:  978-3442494132
Seitenanzahl: 416 Seiten
Preise: 16€ (Paperback), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Auswanderer-Saga“, Band 01 von 03

Homepage:
https://www.sonjaroos.de
https://www.penguin.de/Autor/Sonja-Roos/p677123.rhd

Klappentext:
„Hamburg 1892: Während eine Choleraepidemie in der Stadt wütet, verlassen die junge Marga und ihre Cousine Rosie ihre Heimat für immer. Auf einem Auswandererschiff wagen sie die Fahrt nach Amerika in der Hoffnung auf ein Leben fern von Not und Armut. Während der langen Reise schließen die beiden Freundschaft mit zwei jungen Männern, Simon und Nando, die wie sie auf ein besseres Los in der Neuen Welt hoffen. Die vier beschließen, gemeinsam in New York das Glück zu suchen. Doch dann kommen Rosie und Simon einander näher. Ihre aufkeimende Liebe, aber auch dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit treiben einen Keil zwischen die Freunde, und die Gruppe droht schon bald nach der Ankunft zu zerbrechen …“

* Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Verlags-Homepage, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ ist der Auftakt einer Trilogie und spielt zu Beginn der Handlung in Hamburg, im weiteren Verlauf hauptsächlich in New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

„Ein aufgeregtes Kribbeln hatte sie erfasst. Hier standen so viele unterschiedliche Menschen mit Träumen, mit Hoffnungen, mit einer Vergangenheit und einer Idee von der Zukunft.“

[Kapitel 8]

Hamburg 1892: Die Cholera wütet in der Stadt und fordert täglich mehr Opfer. Die junge Marga lebt zusammen mit ihrer Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Als sich für Marga die Gelegenheit zu einer Überfahrt zusammen mit ihrer Cousine Rosie nach New York bietet, zögert ihre Mutter nicht lange und schickt ihre Tochter in die Neue Welt und damit in ein neues Leben, fernab von Armut, Hunger und Krankheit.
Auf der Überfahrt lernen Marga und Rosie die beiden jungen Männer Simon und Nando kennen. Später verbindet sie zusätzlich ein großes Geheimnis. Die vier beschließen auch in New York zusammen zu bleiben und sich gemeinsam ein neues Leben aufzubauen. Doch als Simon seine Gefühle für Rosie nicht mehr länger leugnen kann und auch die Vergangenheit die vier einzuholen droht, steht die Gemeinschaft und die Zukunft der vier jungen Menschen auf der Kippe.

Dieses Buch ist mein erstes Buch, welches ich von der Autorin Sonja Roos gelesen habe. Und soviel schon mal vorweg: Es wird definitiv nicht mein letztes gewesen sein.
Im Februar 2024 fragte Sonja Roos an, ob ich den Auftakt ihrer Trilogie gerne lesen und rezensieren möchte. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, sagte ich ihr direkt zu. Ich mag Romane, die zur Zeit der großen Auswanderungswelle im ausgehenden 19. Jahrhunderts/ beginnenden 20. Jahrhundert spielen und ich liebe New York. Also sagte ich Sonja Roos zu und bekam das Buch dann Anfang März vom Goldmann Verlag als Rezensionsexemplar zugesendet. Dafür an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön.

Neben dem Klappentext hat mich auch das stimmungsvolle Cover angesprochen, welches perfekt zu der Geschichte passt:
Das Cover wird von braunen Farbtönen dominiert und zeigt in der oberen Hälfte eine blondhaarige Frau, welche ein grünes Oberteil trägt und mit einem offenen Blick in die Kamera schaut. Mittig steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist ein Hafengebäude und ein Schiff zu sehen.

Ich habe dieses Buch als eBook gelesen, weshalb ich zu der Ausstattung des Buches, wie zum Beispiel der Innengestaltung, an dieser Stelle keine Angaben machen kann.
Insgesamt umfasst das Buch 416 Seiten und gliedert sich in zwei Teile auf: Der erste Teil der chronologisch erzählten Handlung beginnt im Jahr 1892 in Hamburg, der zweite Teil setzt dann vier Jahre später an.
Beide Teile umfassen einige, in der Regel eher kurze Kapitel, was für einen guten Lesefluss sorgt.
Mit einem ausführlichen Nachwort und der Danksagung der Autorin wird das Buch abgeschlossen.

In den einzelnen Kapiteln stehen abwechselnd die verschiedenen Charaktere und deren Geschichten im Mittelpunkt. Die einzelnen Geschichten der Figuren sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, welche mich ab der ersten Seite mitgenommen hat. Mitunter waren mir die etwas komplizierten Liebesgeschichten, das ständige Hin und Her zwischen den Figuren, etwas zu viel.
Die bildhafte und lebendige Sprache der Autorin ließen mich voll und ganz in die Geschichte und damit in längst vergangene Zeiten abtauchen: Sonja Roos beschreibt die unterschiedlichen Menschen und deren Eigenheiten sehr eindrücklich, streut hier und da Dialekte ein, welches alles nochmal lebensechter wirken lässt und sie baut eine sich kontinuierlich ansteigende Spannung auf. Dies und ihre gewissenhafte Recherche der geschichtlichen Hintergründe haben mich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen lassen.

„Sie hatte nichts Schlechtes, Durchtriebenes oder Schmutziges an sich. Im Gegenteil, ihr Blick auf das Leben schien ungetrübt, warm, voller Güte.“

[Kapitel 17]

Marga lernen wir zu Beginn der Handlung kennen und ist eine der vier Hauptfiguren. Sie hat, trotz vieler Schicksals- und Rückschläge, nie ihren Lebensmut verloren. Mit ihrer Mutter lebt sie, nach dem plötzlichen und frühen Tod des Vaters, in ärmlichen Verhältnissen – doch die beiden sind sich vertrauensvoll verbunden. Deshalb fällt es Marga alles andere als leicht, ihre Mutter zurückzulassen und ohne sie in ein neues Leben aufzubrechen. Marga und ihren ehrlichen und gutmütigen Charakter mochte ich von Beginn an sehr gerne und fand sehr schnell zu ihr und ihrem Leben einen Zugang. Auch wenn sie oft nicht weiß, was sie genau möchte, was sie in ihrem Leben erreichen kann und will, mochte ich sie sehr. Sie gibt den Menschen in ihrer Umgebung (vor allem ihrer Cousine Rosie) Halt und auch Zuversicht.
Rosie hat, ähnlich wie Marga, auch mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen – vor allem aber mit ihrer Vergangenheit, welche sie nicht loszulassen scheint. Auch wenn sie immer wieder kleine Fortschritte macht, wird sie oft von Begebenheiten wieder zurück geworfen. Rosies tragische Lebensgeschichte nahm mich stellenweise sehr mit – und ich musste auch das ein oder andere Mal mit den Tränen kämpfen.
Auch die Geschichten der beiden männlichen Hauptfiguren sind nicht weniger mitreißend: Simon lässt seine Vergangenheit und seine Eltern hinter sich und hofft auf eine Zukunft in der neuen Welt ohne Geldsorgen. Doch das Leben kommt dazwischen und wirft all seine wohlüberlegten Pläne durcheinander – aber der charismatische und vor allem sympathische Simon lässt sich davon so schnell nicht beirren.
Nando ist der jüngste der vier Hauptfiguren. Nachdem er es mit Margas Hilfe auf das Auswanderschiff geschafft hat, hofft auch er auf ein neues Leben. Doch auch für ihn kommt alles anders als gedacht.
Neben diesen vier Hauptfiguren spielen noch einige weitere Figuren mit. Sie alle konnten mich mit ihren vielfältigen (Lebens-)Geschichten überzeugen. Die vielen Verbindungen aber auch Konflikte und Dramen zwischen den Charakteren waren sehr greifbar – vor allem aber fühlbar.
In ihrem Nachwort erklärt Sonja Roos, dass ihre „Protagonisten zwar fiktiv sind“, es ihr jedoch „ein Anliegen war, ihre Lebenswelt so authentisch wie möglich zu gestalten“, weshalb sie sich „die Freiheit genommen habe, reale Menschen, Geschichten, Begebenheiten und Ereignisse in die Handlung einzubauen.“
Und genau das habe ich auch beim Lesen gespürt: Diesen authentischen Zeitgeist, die vielen wahren Begebenheiten und Ereignisse, welche die Protagonisten erleben. Genau das macht das Buch zu einem gelungenen, unterhaltsamen und lehrreichen Lesevergnügen.

»(…) Ich will etwas aus mir machen. Aber ich will nicht nur reich werden. Ich will einen Eindruck hinterlassen, das Land mitprägen und seine Geschichte auf den Seiten einer Zeitung mitschreiben.«

[Kapitel 36]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ bildet das ausgehende 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wütete in Hamburg der letzte große Ausbruch der Cholera in Deutschland. Unter anderen führten verschmutztes Trinkwasser, die vielen ungesunden Kellerwohnungen und dass sich in der Innenstadt viele Menschen unter unhygienischen Bedingungen auf sehr engem Raum ballten, dazu, dass vor allem in Hamburg viele Menschen erkrankten. Insgesamt waren während der Epidemie 16.956 Menschen erkrankt und 8.605 Menschen gestorben.
Zu dieser Zeit, und auch davor und danach, wanderten viele Menschen aus, wobei die Vereinigten Staaten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Einwanderungsland waren. Neben wirtschaftlichen Gründen übte die USA auf viele Menschen eine große Anziehungskraft aus, denn hier gab es Siedler, die sich in einem freien Land niederlassen und ihren Traum von einem neuen Leben verwirklichen konnten. Viele Auswanderer wurden allerdings in den USA schnell wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt, denn auch hier gab es Wirtschaftskrisen und nicht jeder fand das schnelle Glück, das er für sich und seine Familie erträumte.

Zwischen 1816 und 1900 wanderten etwa 5 Millionen Deutsche nach Amerika aus. Für viele waren wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend: Sie fanden keine Arbeit mehr, da die Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts eingesetzt hatte und das Handwerksgewerbe immer weiter zurück drängte. Die meisten Deutschen, die im 19. Jahrhundert auswanderten, gingen nach Amerika – dort sahen sie das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Oft ließen sie ihr komplettes bisheriges Leben für immer zurück.

„Auswandererdenkmal in Bremerhaven“ (Bildquelle: Pixabay)

Ein weiterer gesellschaftlicher und geschichtlicher Hintergrund ist die Geschichte der Zeitungen in den USA und die Entwicklung der amerikanischen Presselandschaft: Diese war ganz anders als im europäischen Zeitraum und vor allem durch die sogenannte „Penny Press“ geprägt. Nach Ansicht des Journalisten James Gordon Bennett würde die Öffentlichkeit auf keinen Fall ein ernstes Blatt kaufen, sondern er war der Meinung, dass die große wahllose Neugier eher mit Klatsch als mit Diskussionen zu befriedigen war.
In New York gab es im ausgehenden 19. Jahrhundert eine Vielzahl an unterschiedlichen Zeitungen, welche das städtische Leben, Nachrichten und Kultur abdeckten und die Vielfalt und das lebhafte Medienumfeld widerspiegelten, das New York City im Jahr 1892 zu bieten hatte. Dieser gesellschaftliche Hintergrund dürfte wahrscheinlich im zweiten Band der Reihe ein noch größeres Thema sein.
Die vielen unterschiedlichen Hintergründe und Themen hat Sonja Roos sehr akribisch recherchiert und stellt diese sehr deutlich mit den Geschichten ihrer Protagonisten da. Vor allem fand ich es sehr spannend darüber zu lesen, wie die Einbürgerung der Einwanderer am Hafen von New York ablief, aber auch durch die Einblicke in die journalistischen Tätigkeiten konnte ich meinen Horizont erweitern.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Sonja Roos für dieses mitreißende und vor allem lehrreiche Lese-Erlebnis bedanken. Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ (ET: 19. Juni 2014) und bin sehr gespannt, wie es mit der Geschichte und vor allem den vielen liebgewonnen Figuren weitergehen wird. Da das Buch mit einem absoluten Cliffhanger endet, kann ich den ET kaum erwarten!

Fazit: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ ist der farbenprächtige und stimmungsvolle Auftakt zu einer Trilogie, welcher mich ab der ersten Seite mitgenommen hat und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen hat.
Zu den vielfältigen Charakteren habe ich schnell einen Zugang gefunden und zudem habe ich eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert gelernt.
Ein sehr gelungenes, unterhaltsames und lehrreiches Lesevergnügen und deshalb eine ganz große Leseempfehlung. Top!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Opernhaus – Rot das Feuer“

von Anne Stern

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: eBook: 01. März 2024, Paperback: 12. März 2024
Verlag: Rowohlt
Ausgaben: Paperback, eBook und Hörbuch
ISBN:  978-3499010903
Seitenanzahl: 400 Seiten
Preise: 17€ (Paperback), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die Dresden-Reihe“, Band 02 von 03

Homepage:
www.rowohlt.de/anne-stern
www.annestern.de

Klappentext:
„Dresden, 1849: Elise lebt als gefeierte Violinistin und angesehene Ehefrau des Komponisten Adam Jacobi in Dresden. Doch eine schicksalhafte Begegnung mit dem Kulissenmaler Christian droht, das fragile Gleichgewicht ihres Lebens zu erschüttern. Mit dem aufstrebenden Künstler an der Semperoper verbindet sie eine große Sehnsucht, eine Leidenschaft für die Kunst – und eine romantische Erinnerung. Elise spürt, dass ihre Liebe auch nach Jahren noch stärker ist als alle Konventionen. Doch bevor sie das Unmögliche wagen kann, brechen blutige Aufstände in der Stadt aus. Unzufriedene Arbeiter und Dienstmädchen, Künstler und Intellektuelle, Männer und Frauen ziehen für ihre Rechte in den Kampf. Auch das prächtige königliche Hoftheater im Herzen der Stadt wird zum Schauplatz der widerstreitenden Gegner. Denn selbst Kapellmeister Richard Wagner und Gottfried Semper rufen zum Widerstand gegen die Obrigkeit auf. Dann bittet der König die preußische Armee um Hilfe. Es kommt zum Äußersten. Und Elise muss sich in den blutigen Wirren entscheiden, auf welcher Seite sie steht – und wie viel zu opfern sie bereit ist.“

*Hinweise:
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Band Dunkel der Himmel“ noch nicht gelesen habt, dies aber noch möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Opernhaus – Rot das Feuer“ von Anne Stern spielt im Jahr 1849 in Dresden und ist der zweite Band der Reihe um die Geschichte der Semperoper.

„Ja, Elise hatte eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft, die sie selbst weitgehend zu bestimmen schien.“

[Seite 177]

Dresden 1849: Die junge und gefeierte Violinistin Elise scheint sich in ihrem Leben als Ehefrau des bekannten Komponisten Adam Jacobi eingefunden zu haben. Da dem Ehepaar leiblicher Nachwuchs nicht vergönnt ist , nehmen sie das Waisenmädchen Nette bei sich auf , welche einen Lichtpunkt in das sonst sehr eintönige Leben von Elise bringt.
Als Elise nach Jahren wieder auf den Kulissenmaler Christian trifft, sind ihre Gefühle für diesen jungen Mann sofort wieder da. Ihre gegenseitige Anziehung und Liebe bringen das fragile Gleichgewicht von Elises liebloser Ehe durcheinander.
Doch plötzlich brechen in Dresden blutige Aufstände aus. Die Menschen gehen gegen das immense gesellschaftliche Unrecht und für ihre Rechte auf die Straße – und Christian ist mitten im Geschehen.

Anne Stern gehört seit vielen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ich lese ihre vielfältigen Geschichten sehr gerne und vor allem mit der Reihe um die „Hebamme Hulda Gold“ hat sie sich in meine Leseherz geschrieben. Wann immer sie eine Neuerscheinung ankündigt, weiß ich, dass ich diese auch direkt lesen möchte. Nachdem ich im Mai 2023 den Auftakt („Dunkel der Himmel“) der ‚Dresden-Reihe‘ mit großer Begeisterung gelesen habe, freute ich mich schon sehr auf den hier vorliegenden zweiten Band der Reihe. Auch diesen Band bekam ich freundlicherweise vom Rowohlt Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

„«Die Oper ist das schönste Kleinod, das wir in der Stadt haben. (…) Und auch noch erbaut von Gottfried Semper, dessen Herz ebenfalls für die Sache der Revolution schlägt.»“

[Seite 25]

Dieser zweite Band hat mir noch einmal besser gefallen als der erste Band der Reihe – und dieser war schon auf einem ganz ganz hohen Niveau. Ich empfehle jedoch, dass man den ersten Band unbedingt vor dem ersten Band gelesen hat, da man dann die Entwicklung der Figuren besser einordnen kann.
Die Spannung steigert sich in dieser Fortsetzung von Seite zu Seite und entlädt sich erst in den letzten Kapiteln, weshalb ich das Buch nur äußerst ungern aus den Händen legen wollte.
Die vielfältigen Figuren (hier ist natürlich an erster Stelle Elise zu nennen) haben sich authentisch weiterentwickelt – und ich musste auch die ein oder andere Träne von meinen Wangen wischen, da es doch stellenweise sehr emotional (und traurig) wurde. Es bleibt spannend, wie es mit den vielen Figuren weitergehen wird.
Dazu dieser wunderschöne und poetische Sprachstil von Anne Stern, mit dem sie die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten direkt aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt transportiert. Dadurch werden längst vergangene Zeiten vor den Augen der Leser und Leserinnen wieder lebendig, Geschichte so greifbar… vor allem aber fühlbar.
Mein einziger (und sehr persönlicher) Kritikpunkt ist das Cover: Dieses ziert, wie schon den ersten Band, ein Ausschnitt aus einem Gemälde von Ginette Beaulieu. Ich werde mit diesem Malstil nicht warm – und dementsprechend holt mich das Cover einfach nicht ab.

Fazit: Ja… Anne Stern hat mit diesem kraftvollen und gleichzeitig doch so feinfühligen Geschichte wieder einmal gezeigt, warum sie zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen gehört. Sehr sehr lesenswert.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Glasvulkan – Schall & Rauch“

von Silvia Hildebrandt

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 11. Januar 2024
Verlag: Selfpublishing
Ausgaben: Taschenbuch und eBook
ISBN:  979-8371860958
Seitenanzahl: 352 Seiten
Preise: 14,99€ (Taschenbuch), 01,99€/5,99€ (eBook)
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1070768616

Klappentext:
„Eintauchen in die schillernden Goldenen Zwanziger. Richárd, Franz und Blanka aus dem ehemaligen Österreich-Ungarn träumen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs von Ruhm und Erfolg. Das Emelka Filmstudio in München bietet dafür die geeignete Bühne.
Während eine Hyperinflation die Weimarer Republik in die Mangel nimmt, scheint der Aufstieg der drei unaufhaltsam zu sein. Doch der Erfolg ruft auch Neider auf den Plan, die bis in die höchsten politischen Kreise reichen. So laufen der NSDAP die Menschen in Scharen zu.
Für die jüdischstämmigen Franz und Blanka und den Autisten Richárd geht es bald um das nackte Überleben.“



*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Glasvulkan – Schall & Rauch“ von Silvia Hildebrandt ist der Auftakt einer historischen Romanreihe, spielt von 1920 bis 1926 zu einem Teil im ehemaligen Österreich-Ungarn, zum anderen Teil in München und zeigt das Leben drei junger Menschen, welche in den Goldenen Zwanziger Jahren auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück sind.

„Den meisten war es fast gleich, was man eigentlich feierte, so schien es Richárd, sie waren traumatisiert von Krieg und Influenza, gelangweilt von den Winterbällen der Älteren, und hatten sich seit einer Woche in einen endlosen Rausch gestürzt. Sechs Jahre lang hatte man gelernt, dass das Leben von einem Tag auf den anderen enden konnte. Nun tanzte, trank und lebte man weiterhin so, als gäbe es kein Morgen.“

[Seite 87]

Temesvár, im ehemaligen Österreich-Ungarn: Während der junge Richárd nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter bei seinem Onkel und Cousin in ärmlichen Verhältnissen aufwächst, wachsen Blanka und ihr Bruder Franci als Kinder einer jüdischen Industiellenfamilie wohlbehütet und ohne Geldsorgen auf. Als Richárd in die Schulklasse von Franci kommt, freunden sich die Beiden an und kurze Zeit später verliebt Richárd sich in Blanca – doch ihre Liebe ist kompliziert.
In absehbarer Zeit soll Franci die familieneigene Firma übernehmen – danach steht ihm so gar nicht der Sinn, denn er will nach seinem Schulabschluss nach München und in einem Filmstudio Karriere machen und das Leben in vollen Zügen genießen. Der autistische Richárd möchte in München Germanistik studieren. Die beiden jungen Männer schließen sich zusammen und beginnen in der fernen Stadt ein neues und aufregendes Leben. Richárd kann Blanka nicht vergessen und Blanka kann auch Richárd nicht vergessen.
Doch die Hyperinflation nimmt die gesamte Bevölkerung der noch jungen Republik in die Mangel und die NSDAP bekommt immer mehr Zulauf. Dazu kommt, dass Franci sich mit seinem unkonventionellen Lebensstil nicht nur Freunde gemacht hat – sondern auch Feinde.

Im Juni 2021 habe ich das Buch „Trümmerland“ von Silvia Hildebrandt gelesen, welches mich vor allem mit dem spannenden und perfekt recherchierten geschichtlichen Hintergrund begeistert hat. Im Februar 2024 bot mir die Autorin ein Rezensionsexemplar von ihrem neusten Roman „Glasvulkan – Schall & Rauch“ an. Dieses Buch ist mir in den Sozialen Medien immer mal wieder begegnet, wobei das Thema und die Zeit mein Interesse geweckt haben. Diese Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und der Hyperinflation finde ich sehr interessant, da man nur mit diesem Vorwissen die NS-Zeit richtig einordnen kann. Auch wenn ich mittlerweile einige Romane gelesen habe, die in dieser Zeit spielen, wollte ich das Buch sehr gerne lesen. Also sagte Silvia Hildebrandt eine Rezension zu und bekam das Buch wenige Tage später zugesendet – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.

Neben dem Klappentext weckte auch das sehr stimmungsvolle Cover meine Aufmerksamkeit. Es zeigt eine Collage der drei Hauptfiguren der Geschichte: Der Mann links schaut mit halbgeschlossenen Augen nach unten, der Mann auf der rechten Seite blickt mit einem wachen Blick zur Seite. Der offene Blick der Frau ist direkt in die Kamera gerichtet und zieht den Betrachter/ die Betrachterin direkt in das Cover hinein. Unterhalb der Collage befinden sich der Name der Autorin, der Titel und der Untertitel des Buches und das schwarz-weiß Bild eines historischen Automobils. Besonders schön und harmonisch finde ich den goldfarbenen Rahmen und den weißen Hintergrund, welche sich auf ebenfalls auf dem Buchrücken und der Buchrückseite befinden.
Bei der Ausgabeart handelt es sich um ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit insgesamt 352 Seiten. Nach zwei Zitaten, einem Überblick über die handelden Personen und ‚Hinweise zur Aussprache‘, beginnt der erzählende Teil im September 1920.
Die Handlung des Buches gliedert sich in drei Teile auf:
– „Teil I: Mein kleiner grüner Kaktus“
– „Teil II: Straße, Freiheit, Gegenwart“
– „Teil III: Heut‘ geh’n wir morgen erst ins Bett“
Diese Teile sind in einzelne Kapitel unterteilt, welche alle mit einer Überschrift und Zeit- und Ortsangaben versehen sind. Dies sorgt für eine gute zeitliche und örtliche Orientierung in der Geschichte.
Mit dem Epilog befinden wir uns dann im Sommer 1926 – somit umfasst die gesamte Handlung etwa sechs Jahre. Mit einer ‚Bemerkung‘, der ‚Danksagung‘, der Trigger Warnung und einem Überblick über das Gesamtwerk der Autorin wird das Buch abgeschlossen.

In den einzelnen Kapiteln steht immer eine der Hauptfiguren im Mittelpunkt, es gibt jedoch auch noch weitere Figuren und Handlungen, welche immer mal wieder im Focus stehen. Die unterschiedlichen Erzählstränge und die einzelnen Geschichten der Figuren sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen, runden und mitreißenden Geschichte.
Zusätzlich nahm mich Silvia Hildebrandt mit ihrem lebendigen, bildhaften und mitunter rauen Sprachstil schnell mit in die Geschichte. Mit sehr viel Wissen über die Länder, die Eigenheiten der jeweiligen Menschen, den eingestreuten Dialekten und ihrer gewissenhafte Recherche der geschichtlichen Hintergründe, hat sie ein Buch geschrieben, welches mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

»Es tut mir leid (…), so hast du mich noch nicht gesehen, aber es ist noch immer so, dass mir das alles zu viel wird, die Hitze, die Kälte, die Gerüche, der Lärm, der Schmerz. Kleinigkeiten manchmal, dann muss ich aus der Haut fahren, weil alles kratzt, beißt, sticht.«

[Seite 287]

Es gibt drei Figuren, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen: Das Geschwisterpaar Blanka und Franci, welches aus einer reichen jüdischen Industiellenfamilie stammt und Richárd. Alle drei konnten mich mit ihren ungewöhnlichen und tiefgehenden Geschichten berühren.
Doch ganz besonders Richárd hat es mir angetan. Nach dem Tod seiner Eltern zieht er zu seinem Onkel und Cousin in eine völlig fremde Stadt. Es wird schnell klar, dass Richárd anders ist – er ist Autist und nimmt dadurch die Welt ganz anders wahr und kämpft in einer Welt, die seine Besonderheit nicht verstehen kann und will. Die Autorin stellt Richárd besonders in den Mittelpunkt der Geschichte und zeigt sehr einfühlsam und authentisch, wie dieser die Welt und die Menschen um sich herum erlebt. Richárd ist ein Charakter, den ich mit seiner interessanten Geschichte und Hintergründen mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen tragen werde. Seine Ausdrucksweisen, seine Stimmungsschwankungen und seine Wahrnehmungen beschäftigen mich, auch nach Ende des Buches, noch immer sehr.
Blanka und Franci sind ebenfalls äußerst facettenreich dargestellt. Die Beiden entstammen einer jüdischen Familie, leben ihren Glauben nicht aktiv und sind trotzdem immer wieder Ausgrenzungen und Anfeindungen ausgesetzt. Ihr Verhältnis zu den Eltern ist als schwierig und unharmonisch zu bezeichnen und wird von einem (typischen) Generationenkonflikt gezeichnet: Die Mutter ist von ihrer Tochter, die noch immer nicht verheiratet ist, schwer enttäuscht. Der Vater muss hingegen erkennen, dass sein Sohn Franci kein Interesse an dem Familienunternehmen hat. Blanca und Franci haben beide ihre Schwächen, auch wenn sie stets taff und abgeklärt wirken möchten. Auch wenn die Beiden keine reinen Sympathieträger sind, fieberte ich mich mit ihren wechselvollen Geschichten mit und hätte vor allem Blanca gerne das ein oder andere Mal in den Arm genommen, gleichzeitig aber auch gerne mal fest geschüttelt.
Wie bereits erwähnt, spielen in diesem Buch noch einige weitere Figuren wichtige Rollen. Allerdings möchte ich an dieser Stelle nicht näher auf diese eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Selten habe ich ein Buch gelesen, welches mich mit seinen anspruchsvollen, vielschichtigen und mitunter komplexen Figuren so begeistern konnte – gleichzeitig aber auch durch ihre Komplexität einen gewissen Anspruch an mich als Leserin stellten. Silvia Hildebrandt beschreibt ihre Figuren nicht in schwarz-weiß – ihre Figuren haben sehr viele unterschiedliche Nuancen. Die vielen Verbindungen aber auch Konflikte und Dramen zwischen den Charakteren waren sehr greifbar – vor allem aber fühlbar.

»… Ich werde nicht dem Wunsch meines Vaters entsprechen. Stattdessen werde ich Musiker, nein besser noch, Schauspieler! Und du solltest diese Arthusgeschichten studieren! Für was haben die Männer denn im Krieg gekämpft, hm? Nicht damit nachher noch immer alles beim Alten bleibt. Sondern damit wir Jungen endlich unsere Träume verwirklichen können. Die K.-und-K.-Welt ist untergegangen!«

[Seite 61]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund bilden die Jahre 1920 bis 1926. Der Erste Weltkrieg war es vor wenigen Jahren zu Ende gegangen. Doch der Krieg und auch die unmittelbare Nachkriegszeit hatten in der Bevölkerung tiefe Wunden hinterlassen.
Das Ende des ehemaligen Österreich-Ungarn, welches von 1867 bis 1918 bestand, besiegelten unter anderen der Erste Weltkrieg, der Zerfall Altösterreichs Ende Oktober 1918 durch die Gründung der Tschechoslowakei, der Austritt Ungarns aus der Realunion per 31. Oktober 1918 sowie 1919 der Vertrag von Saint-Germain und 1920 der Vertrag von Trianon. Ungarn musste mit den Vertrag von Trianon völkerrechtlich verbindlich zur Kenntnis nehmen, dass zwei Drittel des Territoriums des historischen Königreichs verschiedenen Nachbar- und Nachfolgestaaten zufielen. Insgesamt betrafen die Gebietsabtretungen mehr als zwei Drittel (von 325.411 km² auf 93.073 km²) des Reichsgebietes.
Ein weiteres Thema ist die Hyperinflation: Zu Beginn der 1920er-Jahre hatte die noch junge Weimarer Republik bei den Siegermächten riesige Schulden. Dazu kamen die Schulden bei der eigenen Bevölkerung, die während der Kriegsjahre dem Staat Millionen von Mark (sogenannte Kriegsanleihen) für die Kriegskosten vorgestreckt hatte.
So stand die deutsche Regierung vor gleich mehreren großen wirtschaftliche Probleme:
– Das Land nach dem Krieg wieder aufrichten.
– Geld für die Reparationsleistungen an die Sieger aufbringen.
– Der eigenen Bevölkerung die Kriegsanleihen zurückzahlen, die eigentlich das Kaiserreich aufgenommen hatte.
Im Jahr 1923 verspäteten sich die Reparationszahlungen an Frankreich – die Franzosen besetzten daraufhin das Ruhrgebiet. Die deutsche Regierung rief zu Sabotage, Streik und zum passiven Widerstand auf und zahlte die Löhne an die Streikenden weiter. Dies war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Deutschland geriet in den Strudel der dramatischsten Geldentwertung, die das Land je erleben sollte. Um seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, brachte die Regierung mehr und mehr Geld in Umlauf, auch wenn es für die immer höhere Anzahl Banknoten keine materiellen Gegenwerte im Land gab. Dadurch begann der Teufelskreis der Inflation. Immer mehr Geld war bald immer weniger wert, Preise und Löhne explodierten. Geld war Spielgeld geworden. Wer seinen Lohn nicht sofort wieder ausgab, konnte sich schon Tage, manchmal Stunden später kaum mehr etwas davon kaufen. Auf dem Höhepunkt der Inflation wurde im November 1923 eine neue Währung geschaffen: die Rentenmark, ab Oktober 1924 schließlich die Reichsmark. Die alte Währung wurde abgeschafft.
Mitte der 1920er-Jahre erholte sich die Wirtschaft und Deutschland war wieder zahlungsfähig. Die krisengeschüttelten und politikverdrossenen Menschen suchten Trost und Ablenkung. Schlagartig standen nun Glamour und Unterhaltung hoch im Kurs: Das Startsignal für die berühmten „Goldenen Zwanziger“, deren Aufbruchsgefühl auf Vergnügen und Ablenkung aus ist und neue Maßstäbe in Kunst und Kultur aus ist.
Am 8. und 9. November 2023 scheiterte der sogenannte Hitlerputsch, welcher von der NSDAP unter Adolf Hitler und Erich Ludendorf unternommen wurde. Mit erwarteter Hilfe aus der rechtskonservativen bayerischen Landesregierung und Verwaltung sollte nach dem Vorbild Mussolinis die Reichsregierung in Berlin gestürzt werden. Das Ziel des Umsturzversuchs war die Beseitigung der parlamentarischen Demokratie und die Errichtung einer nationalsozialistischen Diktatur.
Diese vielen und vielfältigen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe lässt Silvia Hildebrandt gekonnt in ihre Geschichte mit einfließen und verbindet sie mit den Schicksalen und Lebenswegen ihrer Charaktere. Dabei zeigt sie, wie diese Ereignisse in das Leben der Menschen eingebrochen sind – so wird Geschichte erlebbar.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Silvia Hildebrandt für dieses gelungene und mitreißende Lese-Erlebnis, welches keine Wünsche offen gelassen hat, bedanken. Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe und bin sehr gespannt, wie es mit der Geschichte und vor allem den vielen liebgewonnen Figuren weitergehen wird.

Fazit: Das Buch „Glasvulkan – Schall und Rauch“ von Silvia Hildebrandt lässt keine Wünsche offen. Nach dieser außergewöhnlichen Geschichte war ich erstmal völlig geplättet und gleichzeitig von den vielseitigen Charakteren tief berührt. Ja, die Geschichte und die mitunter komplexen Figuren stellen an den Leser/ die Leserin einen gewissen Anspruch.
Einerseits entwickelt die Geschichte von Beginn an einen Sog, der dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte, auf der anderen Seite wollte ich die Geschichte und jedes einzelne Wort genießen.
Es ist kein heiterer und leichter Roman – sondern eine Geschichte, die noch lange beschäftigt und nachhallt. Absolute Leseempfehlung für dieses gelungene Highlight.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Wer das Vergessen stört“

von Tessa Duncan

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. September 2023
Verlag: dtv
Ausgaben: Taschenbuch mit Klappen und eBook
ISBN:  978-3-423-21847-4
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preise: 13€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Canterbury-Fälle“, Band 01 von 01

Homepage:
https://www.dtv.de/buch/wer-das-vergessen-stoert-21847

Klappentext:
„»Wenn Vera tot ist, war es kein Selbstmord!«
Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder. Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, die in einer toxischen Beziehung mit ihrem gewalttätigen Ehemann gefangen ist. Und Vera Osmond, die aufgrund eines schlimmen Kindheitserlebnisses unter Panikattacken leidet. Lily hält Veras Behandlung schon für erfolgreich abgeschlossen, als diese sich wieder bei ihr meldet. Doch Lily ist abgelenkt durch die erneut misshandelte Samantha. Wenig später wird Vera tot aufgefunden – angeblich Selbstmord. Lily glaubt nicht daran und stellt Nachforschungen an. Dabei stößt sie auf ein furchtbares Geheimnis und gerät selbst in Lebensgefahr …“

Hinweise:
– Das Buch wurde selbst gekauft.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder dem Verlag keinerlei Gegenleistungen bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Titelnennung und der Empfehlung muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein
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Trigger und Content-Hinweise:
– Teile der Handlung enthalten gewaltvolle Todesfälle und einzelne Szenen körperlicher und psychischer Gewalt.
– CN: Panikattacken, Suizid, Mord, Tod, Fehlgeburten, häusliche Gewalt.

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Das Buch „Wer das Vergessen stört“ von Tessa Duncan ist der Auftakt einer Krimi-Reihe um die Psychologin Lily Brown, welche in diesem ersten Band nach dem Tod einer Patientin zu ermitteln beginnt und schließlich auf ein furchtbares Geheimnis stößt, welches tief in der Vergangenheit liegt.

»Du bist eine ausgezeichnete Therapeutin, gemessen an deinem Alter und deiner Berufserfahrung. Nur dein Perfektionismus steht dir manchmal im Wege!«

[Seiten 63/64, Kapitel 8]

Nach einer gescheiterten Beziehung möchte Lily Brown in ihrem Leben noch einmal neu anfangen: Ihren sicheren Job als Polizei-Psychologin hängt sie an den Nagel und lässt sich in einer Praxis als Psychotherapeutin nieder. Eine ihrer Patientinnen ist Vera Osmond, die erfolgreich in einer Werbeagentur arbeitet, jedoch seit einiger Zeit immer wieder von unerklärlichen Panikattacken heimgesucht wird. Lily beginnt sofort damit Vera zu therapieren – die Behandlung ist schnell erfolgreich beendet.
Während sich Lily um die junge Samantha kümmert, die in einer gewalttätigen Ehe gefangen ist, meldet sich Vera jedoch wieder überraschend bei Lily. Kurze Zeit später ist Vera tot – angeblich durch Selbstmord. Doch Lily glaubt nicht daran und beginnt mit eigenen Nachforschungen. Diese führen sie zu einem schrecklichen Geheimnis, welches in der Vergangenheit liegt und Lily selbst gerät dabei in große Gefahr.

Tessa Duncan ist das neue Pseudonym von Marita Spang, die vielen auch unter dem Namen Marie Lacrosse und den Reihen „Das Weingut“, „Das Kaffeehaus“ und „KaDeWe“ bekannt ist.
Mit dem Namen Tessa Duncan und dem dtv Verlag begibt sie sich in das Genre der Spannungsliteratur. Dies gehört nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Genre, da mir diese Geschichten doch immer zu nahe gehen. Als mich die Autorin im August 2023 fragte, ob ich dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten möchte, sagte ich aus diesem Grund ab. Vor ein paar Wochen habe ich mir eine Leseprobe von „Wer das Vergessen stört“ in der Buchhandlung mitgenommen, da es mich dann doch interessiert hat und ich mal reingelesen wollte. Nun ja … einen Tag später war ich wieder in der Buchhandlung und habe mir das Buch gekauft – ich musste diese Geschichte einfach lesen.

Besonders gefällt mir das düstere, und damit absolut stimmige Cover: Es zeigt Häuserreihe, welche an einem Hang gebaut ist. Der/die Betrachter/in steht schräg oberhalb zu diesen Häusern, welche er/sie zum Teil überblickt. Dahinter erstreckt sich eine Landschaft aus vielen Bäumen und einzelnen Gebäuden. Über der gesamten Szenerie erhebt sich ein bewölkter Himmel, über dem Namen der Autorin befinden sich dunkle, unheilvolle Wolken.
Das Buch ist ein hochwertig gestaltetes Taschenbuch mit Klappen und hat insgesamt 432 Seiten. Auf der vorderen Klappe findet sich ein ausführlicher Klappentext, in der vorderen Klappe ist ein Grußwort der Autorin abgedruckt. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Foto und einer kurzen Biografie vorgestellt. In der Klappe sind das Covermotiv und eine Vorstellung der Reihe zu finden.
Die Handlung ist in zwei Hauptteile unterteilt und umfasst einen Prolog, 62 Kapitel und einen Epilog. Der erste Teil des Prologs setzt am 30. November 2018 an, der zweite Teil des Prologs am 07. Dezember 2018. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns acht Monate zuvor – im April 2018. Ein Teil der Handlung des ersten Hauptteils arbeitet nun auf die Geschehnisse des Prologes hin, es gibt jedoch auch Erzählstränge, welche noch weiter in der Vergangenheit liegen. Diese vielen Handlungen fügen sich zu einer großen Geschichte zusammen und sind eng miteinander verwoben. Durch den Prolog, die Handlung, die auf dieses Ereignis zuläuft und die unterschiedlichen Blickwinkel ihrer Protagonisten baut Tessa Duncan eine große und ergreifende Spannung auf – ich wollte das Buch nur noch ungern aus der Hand legen und las teilweise bis spät in die Nacht. Auch wenn mich, als zweifache Mutter, die grausame und nachhallende Handlung stellenweise doch sehr mitnahm und zu Tränen rührte. Im zweiten Hauptteil gibt es auch einige Rückblenden, allerdings stehen hier die Ermittlungen von Lily im Vordergrund.
Ein einziger Kritikpunkt betrifft das etwas schnelle Ende. Hier wird vieles nacherzählt, was ich als Leserin gerne ‚direkt‘ erlebt hätte.

„Zum ersten Mal war Lily klar geworden, dass Vera Osmond nicht nur ein einsames Kind gewesen war, sondern bislang auch eine einsame Frau.“

[Seite 108, Kapitel 16]

Im Mittelpunkt der Handlung steht die energische Psychotherapeutin Lily Brown, die nach einer gescheiterten Beziehung ihren Dienst bei der Polizei quittiert hat und beruflich nochmal neu durchstartet. In ihrem Beruf, der gleichzeitig auch eine Berufung für sie ist, macht sie eine ausgezeichnete Arbeit. Privat geht es bei ihr dagegen drunter und drüber. Den Mann, den sie geliebt hat und noch immer liebt, steht nicht zu ihr, zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern ist das Verhältnis auch eher schwierig und angespannt. Einzig ihr liebenswerter Kater Mick und ihr angenehmer Praxis-Partner Matt sind ihre Fixpunkte in ihrem turbulenten Leben. Doch vor allem um ihren Kater muss Lily sich immer wieder Sorgen machen – in den liebevoll geschriebenen Szenen mit ihm, erkennt sich mit Sicherheit jeder Katzen-Besitzer wieder. Ich mochte Lilys impulsiven, ehrlichen, lebensechten und menschlichen Charakter sehr gerne. Sie ist sympathisch und unerschrocken und sie lässt sich von ihrem Herzen leiten. Zudem enthüllen sich ihre Geschichte und familiären Hintergründe Stück für Stück, was für zusätzliche Emotionen sorgt. Sie ist eine Hauptfigur mit Ecken und Kanten und ich bin jetzt schon auf ihre Entwicklung und ihre nächsten Fälle gespannt.
Neben Lily steht Vera Osborn im Zentrum der Geschehnisse. Durch ihre Geschichte öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit und damit wird ein jahrzehntelanges Geheimnis entfesselt. Einige Kapitel sind aus der direkten Sicht von Vera geschrieben, was dafür sorgte, dass sich mir diese Figur mit ihren Gefühlen und Gedanken sehr schnell erschloss. Veras tragische und mitreißende Geschichte wird mir mit Sicherheit noch lange im Kopf bleiben.
Auch die Geschichte von Samantha beschäftig(te) mich sehr. Auch wenn es nur eine Nebenhandlung ist, wird hier das Thema häusliche Gewalt sehr eindrücklich und eindringlich erzählt.
Um nicht zu viel von der Handlung (und der Spannung) vorwegzunehmen, möchte ich nicht detailliert auf all die vielen und vielfältigen Figuren eingehen. Die Autorin hat, wie in all ihren Romanen facettenreichen und vor allem sehr interessante Figuren geschaffen, welche mich mit ihren Gedanken und Gefühlen überzeugen konnten und mich mit ihren Handlungen des Öfteren überrascht haben.

In diesem Buch spielen viele verschiedene Themen eine Rolle. Tessa Duncan geht auf diese Themen sehr gut ein und hält hierbei eine konstante Spannung – vor allem, weil sie diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Ein großes Thema sind unverarbeitete Traumata und Panikattacken, aber auch häusliche Gewalt. Die Therapiesitzungen und die daraus resultierenden Ergebnisse zeigen, dass die Autorin vom Fach ist und weiß, was und worüber sie schreibt.
Die Geschichte beruht auf einem wahren Verbrechen, welches sich Ende der Sechzigerjahre im Norden Englands abgespielt hat. Im Nachwort macht die Autorin darauf aufmerksam, dass sie ein paar Motive aus einem realen Fall in ihren Roman übernommen hat, die meisten Geschehnisse und Personen fiktiv sind. Mit diesem Wissen, liest sich diese Geschichte noch einmal intensiver – aber auch grausamer.

Die packende und nachklingende Handlung, die verschiedenen Themen, die vielfältigen Figuren und die wunderbare und bildhafte Sprache machen diesen Reihen-Auftakt zu einem Highlight. Auch wenn es mich stellenweise an meine Grenzen brachte, habe ich das Buch unheimlich gerne gelesen und nehme daraus einiges für mein Leben mit.

„… »Der Weg zu einem glücklichen Leben führt über die Akzeptanz, dass Sie fehlbar sind, über das Wissen, dass Sie liebenswert sind, auch wenn nicht alle Menschen Sie mögen, und dass Sie nicht schuld daran sind, wenn etwas Negatives in ihrem Leben passiert, das Sie nicht vorhergesehen und daher auch nicht gewollt haben.«

[Seite 126, Kapitel 18]

Danke für diese mitreißenden Lesestunden.

Fazit: Mit einem neuen Namen hat sich eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen an ein neues Genre gewagt – und es ist absolut gelungen. Von der ersten Seite wurde ich in die Geschichte gezogen und konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Das Buch hat mich emotional immer wieder an meine Grenzen gebracht – und trotzdem musste ich immer weiter lesen.
Dazu diese vielfältigen Figuren, die mich mit ihren Geschichten und Handlungen überraschen und mitnehmen konnten… mitunter aber auch sprachlos und traurig machten.
Berührend, mitreißend und spannend. Deshalb eine ganz große Leseempfehlung für diesen beeindruckenden und unvergesslichen Reihen-Auftakt. Bitte mehr davon…

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der klaren Leseempfehlung und der Links zur Homepage, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

„Solange wir uns hatten“

von Leonie Wittkamp

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 11. Januar 2023
Verlag: Selfpublishing
Ausgaben: Taschenbuch und eBook
ISBN:  979-8371860958
Seitenanzahl: 316 Seiten
Preise: 13,98€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)

Homepage:
https://leonie-wittkamp.com/solangewirunshatten/

Klappentext:
Rheinprovinz, 1850.
Rose und Henri sind jung, ungestüm und träumen von einem besseren Leben. Als die australische Regierung im preußischen Köln neue Siedler anwirbt, ergreifen sie die Chance und brechen auf ins Ungewisse. Im sengenden Hinterland Australiens erleben sie zahllose Strapazen und Entbehrungen, doch scheinen ihrem Traum von Freiheit bald zum Greifen nah. Dann verschwindet Henri spurlos. Rose bleibt allein mit ihrer gemeinsamen Farm und den zwei Kindern zurück. Schon bald muss sie lernen, sich als einzige Frau unter den einflussreichsten Farmleitern der Gegend zu behaupten.
Australien, 1875.
Als Joshua als junger Mann einen rätselhaften Brief an seinen seit Jahren verschollenen Vater findet, bricht er auf, um diesen endlich zu finden. Seine Suche führt ihn zurück dorthin, wo alles begann: ins Deutsche Reich, die Heimat seiner Eltern. Die Geheimnisse, die er dort erfährt, zwingen ihn und seine Mutter Rose, sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen. Und schon bald wird klar, dass nichts je so war, wie es schien …“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Solange wir uns hatten“ von Leonie Wittkamp ist ein historischer Roman, welcher auf zwei Zeit-Ebenen erzählt wird: Auf der ersten Erzählebene geht es um ein Paar, welches sich als Siedler in den 1850er Jahren in Australien ein neues Leben aufbauen möchte, auf der zweiten Erzähl-Ebene sucht der Sohn des Paares Jahre später nach Antworten.

„»Nun gut. Vielleicht ist es an der Zeit. Weißt du, dein Vater und ich hatten eigentlich ganz andere Pläne, als wir damals aufbrachen. Ich hätte mir nie zu träumen gewagt, wie unsere Reise schließlich enden würde ..

[Seite 72]

Rheinprovinz in den 1850er Jahren: Rose und Henri sind seit früher Kindheit an eng miteinander befreundet und sind sich sicher, dass sie ihr Leben gemeinsam als Paar verbringen möchten. Als für Henri klar wird, dass er keine Zukunft im väterlichen Betrieb hat, sucht er, in Begleitung von Rose, in der nahegelegenen Stadt Köln nach Arbeit – doch auch hier findet sich keine Perspektive. Als ein Fremder sie anspricht und ihnen die Möglichkeit aufzeigt, im fernen Australien als Siedler ein neues Leben zu beginnen, begeben sie sich kurz entschlossen auf diese Reise, welche ihre Leben für immer verändern wird. Der Traum von Freiheit und Selbstbestimmtheit ist zum Greifen nah, als Henri plötzlich über Nacht verschwindet und nicht mehr heimkehrt. Rose bleibt alleine mit ihren zwei Kindern und in völliger Ungewissheit zurück .
Australien in den 1875er Jahren: Joshua findet ein Fragment eines Briefes an seinen Vater, welcher seit Jahren vermisst wird. Er reist in das Land seiner Eltern zurück und begibt sich dort auf Spurensuche, mit dem Ziel seinen Vater wiederzufinden. Doch er stößt auf ein langgehütetes Familiengeheimnis, welches nicht nur seine, sondern auch die Vergangenheit und Zukunft seiner Eltern für immer verändert.

Auf das Buch wurde ich Mitte Dezember 2023 durch eine Nachricht der Autorin Leonie Wittkamp auf Instagram aufmerksam gemacht. In dieser Nachricht stellte sie mir ihr Buch vor und fragte eine Rezension an. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse schnell geweckt, denn diese Zeit-Epoche, vor allem über den historischen Hintergrund ‚Auswanderung nach Australien‘, habe ich bisher noch keinen Roman gelesen. Deshalb sagte ich der Autorin zu und bekam das signierte Buch zusammen mit einem Lesezeichen, einer Postkarte und einer Visitenkarte zugesendet. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für diese wunderschöne Buchpost bedanken.

Neben dem Klappentext hat mich auch das sehr ausdrucksstarke und passende Cover angesprochen, welches direkt vermittelt, wo die Handlung des Buches angesiedelt ist. Zu sehen ist eine Frau, welche schräg mit dem Rücken zum Betrachter vor einer typischen Outback-Landschaft aus Gräsern und rötlicher Erde steht. Sie trägt ein braunes Kleid, die rotblonden Haare sind offen, ihr Blick geht nach links. Vor ihr läuft ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid in Richtung eines kleinen Weihers, hinter dem auf der rechten Seite eine Schafsherde steht. Dahinter erstreckt sich die Landschaft bis zu einem Berg in der Ferne. Auf dem endlos erscheinen Himmel stehen der Name der Autorin und der Titel des Buches.
Das einfache Taschenbuch ohne Klappen hat insgesamt 316 Seiten, welche sich auf einen Prolog, 41 Kapitel und einen Epilog aufteilen. Der Prolog setzt im Jahr 1862 in New South Wales, Australien ein, die Handlung des ersten Kapitel beginnt dann im Jahr 1842 in Waldhütten, Rheinprovinz, Preußen und bildet den ersten Erzählstrang. Mit dem dritten Kapitel befinden wir uns im Jahr 1875 in New South Wales und damit im zweiten Erzählstrang der Geschichte. Diese beiden Erzählstränge wechseln sich in unregelmäßigen Abständen kapitelweise ab, wobei der erste Erzählstrang auf den zweiten zuläuft. Der erste Erzählstrang erzählt die Geschichte von Rose und Henri, der zweite handelt von ihrem gemeinsamen Sohn Joshua, welcher sich Jahre nach dem plötzlichen Verschwinden seines Vaters auf die Suche nach Antworten macht. Dadurch, dass die Geschichten der beiden Erzählstränge eng miteinander verwoben sind, bauen sich von Anfang an eine immense Spannung und auch eine sehr dichte Atmosphäre auf. Auch wenn mich die vielen Zeitsprünge zu Beginn etwas verwirrt haben, konnte ich den Geschichten und der Handlung gut folgen und wollte das Buch dann gar nicht mehr aus den Händen legen. Immer wieder konnten mich die vielen unvorhersehbaren Wendungen überraschen. Ab der ersten Seite hat mich die Handlung mitgenommen, nein… sie hat mich mitgerissen und erst auf der letzten Seite wieder losgelassen.
Zudem hat mich der flüssige und bildhafte Sprachstil der Autorin ab der ersten Seite tief in die Geschichte eintauchen lassen.

„Kurz überkam sie die altbekannte Schwere, dieses Gefühl, ohnmächtig dabei zusehen zu müssen, wie ihr eigenes Leben ihr entglitt.“

[Seite 196]

Aber auch die vielen, vielfältigen und vor allem sehr ambivalent gezeichneten Figuren und deren mitreißende Hintergründe nahmen mich schnell mit. Es passiert nicht oft, dass ich ab der ersten Seite eine solch enge Verbindung zu den Figuren spüre und trotzdem nicht weiß, wohin mich die Reise mit ihnen bringen wird. Nichts an ihren Biografien ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint, es kommt immer wieder zu dramatischen Wendungen und persönlichen Umbrüchen.
Rose und Henri und ihre gemeinsame Geschichte bilden den Mittelpunkt des ersten Erzählstrangs. Den Beiden ist seit früher Kindheit klar, dass sie zusammengehören und ihr ganzes Leben zusammen bleiben möchten. Beide entfliehen der Enge ihres Heimatortes Waldhütten und beginnen im sehr fernen Australien ein neues Leben. Die Entwicklung der Beiden, von Kindern zu Jugendlichen hin zu mitunter leidgeplagten Erwachsenen ist Leonie Wittkamp außerordentlich authentisch und gut gelungen.
Auch die Geschichte ihres sympathischen Sohnes Joshua konnte mich begeistern und mitreißen. Er begibt sich in die Vergangenheit seiner Eltern, wandelt auf deren Pfaden und spürt den Geschichten in deren Heimatdorf nach. Wie auch für seine Eltern ist die Reise ins ferne Deutsche Reich eine Art Flucht – nur in die andere Richtung. Während seine Eltern aus der Enge des Dorfes in der Rheinprovinz in die Freiheit nach Australien aufgebrochen sind, kehrt Joshua in dieses Dorf zurück, weg von der Weite Australiens und der gleichzeitigen Enge der elterlichen (mütterlichen) Farm.

„In Lukas‘ Haus hatte er sich den Vater nicht recht vorstellen können. Doch dieser Ort war durchtränkt von seiner Präsenz, von seiner und Mutters. Wie hielt sein Onkel es aus, hier zu leben und Tag für Tag an die Vergangenheit erinnert zu werden, die nie wiederkehren würde?“

[Seite 187]

Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich nicht zu detailliert auf die einzelnen Charaktere eingehen. Wie bereits erwähnt, konnten sie mich alle mit ihren authentischen und wandlungsvollen Geschichten begeistern – ich hatte so einige Male die Tränen in den Augen. Die Tragik, vor allem aber die Spannungen, Zerwürfnisse, Differenzen aber auch die Anziehungen zwischen einigen der Figuren waren für mich fühl- und spürbar.

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 19. Jahrhundert – einmal in der deutschen Rheinprovinz und einmal in Australien.
Die Rheinprovinz (auch Provinz Rheinland, Rheinpreußen oder Rheinlande genannt) war eine von 1822 bis 1945 bestehende Provinz Preußens am namensgebenden Rhein. Sie entstand 1822 als Fusion der Provinzen Jülich-Kleve-Berg und Großherzogtum Niederrhein. Nachdem sich in der Zeit zwischen 1850 und 1870 die Startphase der Industriellen Revolution vollzogen hatte, trat das Kaiserreich in die Phase der Hochindustrialisierung ein. Die Zentren der industriellen Produktion in Mittel- und Südwestdeutschland, um Berlin und vor allem im Ruhrgebiet wurden immer größer und ökonomisch dominanter. Hier fanden nicht nur die Überschüsse einer rasch wachsenden Bevölkerung Beschäftigung, die zwischen 1871 und 1910 von 41 auf 65 Millionen anstieg. Die Industrialisierung rief vielmehr auch eine enorme Mobilität hervor, denn viele Menschen zogen auf der Suche nach Arbeit vom Land in die expandierenden industriellen Zentren – oder sie wanderten gleich nach Übersee aus, wo sie die Unabhängigkeit und Freiheit lockte.

Erst 1770 prägte James Cook die australische Geschichte entscheidend, als er am 28. April die Ostküste betrat und das Land im Namen der Krone als britische Kolonie in Besitz nahm. Hiermit war New South Wales geboren – in dieser Kolonie ist der Roman „Solange wir uns hatten“ angesiedelt.
Im Laufe der Jahre entstanden weitere wichtige Kolonien: 1792 Tasmania, 1829 Western Australia, 1836 South Australia, 1851 Victoria, 1859 Queensland und 1863 Northern Territory.

1851 war ein besonderes Jahr in der Geschichte Australiens, da in der Nähe von Melbourne Gold gefunden wurde, was einen mehrere Jahre andauernden Goldrausch auslöste, der dazu beitrug, dass immer mehr Menschen freiwillig einwanderten. Von 1855 bis 1890 erlangten die verschiedenen Kolonien eine immer größer werdende Unabhängigkeit vom britischen Empire, obwohl England nach wie vor Einfluss und Kontrolle (zum Beispiel Außenpolitik, Handel und Verteidigung) ausübte.
Auf diese geschichtlichen Hintergründe legt Leonie Wittkamp in ihrem Roman nicht das Hauptaugenmerk, stellt diese aber anhand der Lebensgeschichten ihrer Protagonisten gut und verständlich da.
Ganz besonders beeindruckt haben mich die detailliert dargestellten Hintergründe zur entbehrungsreichen und vor allem gefährlichen Überfahrt nach Australien und auch die Beschreibungen des Landes und der einzigartigen Flora und Fauna.

„Henris Gedanken rasten. Ein eigener Hof! Das Blut rauschte in seinen Ohren. Dann fiel ihm der Haken an der Sache wieder ein. In Übersee! Was meinte Rose – eine britische Kolonie? Das klang weit weg. Wo liegt Australien überhaupt? Hilfesuchend wandte er sich an Rose. In ihrem Blick erkannte er denselben Kampf, den auch er austrug. Stumm sahen sie sich in die Augen, in denen sich ihre wechselnden Gefühle spiegelten: Aufregung, Angst, Ablehnung, Hoffnung.“

[Seite 87]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Leonie Wittkamp für dieses unvergessliche Lese-Erlebnis bedanken. An meiner Arbeit als Buchbloggerin liebe ich es, solche starken und unvergesslichen Geschichten zu entdecken, die ich ohne Blog nicht gefunden hätte. Ich bin so dankbar für diese eindrucksvolle und unvergessliche Geschichte, aus der ich einiges mitnehme und in meinem Herzen bewahren werde.

Fazit: Ich bin von dieser unglaublich berührenden und dramatischen Geschichte tief beeindruckt. Sehr tief. Das ist ein Roman, welcher definitiv noch lange in meinem Kopf und Herzen bleiben wird – und somit das erste Highlight des noch jungen Lese-Jahres bildet.
Ab der ersten Seite hat mich die Handlung mitgenommen, nein… sie hat mich mitgerissen und erst auf der letzten Seite wieder losgelassen. Immer wieder lief es mir während des Lesens eiskalt den Rücken hinunter, ich kämpfte mit den Tränen – und nehme trotzdem so viel an Lebensweisheiten und Positiven mit aus diesem absolut lesenswerten Roman. Eine ganz ganz große Leseempfehlung.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“

von Marie Pierre

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 24. Dezember 2023 eBook, 14. Februar 2024 Paperback
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback und eBook
ISBN:  978-3-453-42855-3
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 16€ (Taschenbuch), 03,99€ (eBook)
Reihe: „Das Pensionat an der Mosel“, Band 01 von 03

Homepage:
https://www.penguin.de/Paperback/Toechter-des-Aufbruchs/Marie-Pierre/Heyne/e617344.rhd

Klappentext:
„Reichsland Elsaß-Lothringen 1910: Im mittelalterlichen Moselstädtchen Diedenhofen führt die junge Lehrerin Pauline Martin inmitten einer bunt gemischten Bevölkerung aus Deutschen und Franzosen ein Pensionat für höhere Töchter, die sie zu eigenständigen und selbstbewussten Frauen erziehen will. Als ihr neuester Schützling Suzette sich heimlich mit einem Soldaten trifft und kurz darauf spurlos verschwindet, bittet Pauline den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz um Hilfe. Ihre enge Zusammenarbeit droht, die strengen Konventionen der Kaiserzeit zu sprengen. Und dann ist da noch Paulines neuer Gärtner Vincent, der ein dunkles Geheimnis hütet. Kann Pauline Suzette finden und den guten Ruf ihres Pensionats bewahren?“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Heyne Verlag als Rezensionsexemplar (eBook) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

– Da ich dieses Buch als eBook gelesen habe, sind die Zitate ohne Seitenangabe versehen.

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Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ von Marie Pierre ist der Auftakt zu einer Buchreihe, welche ab dem Jahr 1910 hauptsächlich in der Stadt Diedenhofen (Thionville) im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen spielt und das mitunter nervenaufreibende Leben der jungen Lehrerin und Pensionat-Leiterin Pauline Martin zeigt.

„In diesem Moment glaubte Pauline, einen jener seltenen Augenblicke vollkommenen Glücks erleben zu dürfen. In ihrem geliebten Garten zu sitzen, von dessen Duft verwöhnt, von der Sonne beschienen, und dabei das zu tun, was ihr am meisten am Herzen lag: zu unterrichten, junge Mädchen auf ihrem Weg zu Bildung und Wissen zu begleiten.“

[Kapitel 21]

Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1910: Allen gesellschaftlichen und familiären Widerständen zum Trotz hat Pauline Martin das Mädchen-Pensionat in der Stadt Diedenhofen (Thionville) übernommen und unterrichtet ihre Schützlinge mit Hingabe und großer Leidenschaft. Denn sie möchte die ihr anvertrauten jungen Mädchen zu eigenständigen und selbstbewussten Frauen erziehen. Ein Ziel, welches sich bei der Schülerin Suzette als äußerst schwierig gestaltet: Diese ist nämlich zum ersten Mal verliebt und verschwindet plötzlich spurlos. Pauline findet Hilfe bei dem preußischen Soldaten Hauptmann Erich von Pliesnitz, der sie erst nur widerwillig unterstützt, da er seine ganz eigenen Erfahrungen mit sich trägt.
Und auch Paulines neuer Gärtner scheint ein dunkles Geheimnis zu haben …

Marie Pierre ist das offene Pseudonym der Autorin Maria W. Peter, welche mich mit ihren starken und unvergesslichen Büchern wie „Die Festung am Rhein“, „Die Melodie der Schatten“ und zuletzt mit dem Buch „Eine Liebe zwischen den Fronten“ begeistert hat.
Als die Autorin ihre neue Buchreihe ankündigte, wusste ich sofort, dass ich diese unbedingt lesen muss, da mich die Bücher und die tiefgründigen Geschichten dieser Autorin immer wieder beeindrucken und auch der spannend klingende Klappentext sprach mich an. Die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts empfinde ich als eine sehr spannende Zeit, aus der sich zudem vieles ableiten lässt, was dann im weiteren Verlauf des Jahrhunderts geschehen ist. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Heyne Verlag für das vorzeitige Rezensionsexemplar bedanken.
Da ich das Buch als eBook gelesen habe (das Paperback erscheint am 14. Februar 2024), kann ich an dieser Stelle keine Aussage zur Ausstattung des Paperbacks machen.
Insgesamt hat das Buch 448 Seiten und gliedert sich in insgesamt 44 Kapitel auf. Dem ersten Kapitel sind ein Übersichtsplan der Stadt Diedenhofen (Thionville) und eine ausführliche Übersicht der Figuren der Handlung vorangestellt. An das letzte Kapitel schließen sich ein Epilog, ein ausführliches Nachwort, ein Glossar (Fachbegriffe), ein Glossar (Fremdsprachlich), ein Überblick über die wissenschaftliche Beratung und Reise- und Stöbertipps zu den Schauplätzen und Hintergründen an.
Das erste Kapitel beginnt im Juni 1910, der Epilog setzt dann im Dezember 1910 an. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches also etwa sechs Monate, wobei sich die Haupthandlung (ohne Epilog) auf nur wenige Wochen verteilt.

Das stimmige Cover zeigt eine Collage aus drei jungen Frauen, von denen nur die mittlere direkt in die Kamera schaut. Ihr Blick ist hierbei offen, ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen. Die Frauen links und rechts von ihr schauen in die Richtung der mittleren Frau, allerdings wirkt es so, dass diese Blicke gleichzeitig auch in die Ferne gehen. Nach der Lektüre sehe ich in diesen drei Frauen auch die drei weiblichen Hauptfiguren.
In der Mitte des Covers befindet sich die Zeichnung eines herrschaftlichen Hauses, darunter der Titel und der Untertitel des Buches. Den unteren Bereich des Covers bildet die Ansicht einer kleinen Stadt, welche idyllisch an einem Fluss liegt und über der sich ein schier endlos erscheinender Himmel erhebt.

Wie in ihren bisher erschienen Büchern zeichnet sich auch dieser Roman durch die exzellente, ambivalente und authentische Zeichnung der Figuren aus. Marie Pierre hat auch in diesem Buch ganz besondere Charaktere geschaffen, welche auf der einen Seite stark sind, gleichzeitig aber auch vom Leben gezeichnet sind und ihre Schwächen haben.

„»Hier in meinem Institut stelle ich große Ansprüche an meine Schülerinnen, Ansprüche und auch Forderungen. Manche davon betreffen die Schulbildung, denn nur Bildung und Wissen erlauben es, sich später einmal selbstständig im Leben zurechtzufinden, sich nichts von anderen vormachen zu lassen. Fast noch wichtiger ist es mir jedoch, eure Persönlichkeiten zu fördern, eure Reife, und somit die Fähigkeit, Verantwortung für sich und das eigene Handeln zu übernehmen. Richtig von Falsch zu unterscheiden, Wahrheit und Lüge. Und das, genau das ist der entscheidende Schritt auf dem Weg zur persönlichen Freiheit. Eine Freiheit, die dir niemand nehmen kann

[Kapitel 43]


Im Mittelpunkt steht hierbei die junge Lehrerin und Pensionat-Leiterin Pauline. Mit ihrer Familie hat sie, nachdem sie die Leitung des Mädchenpensionats übernommen hat, gebrochen. Pauline möchte aus ihren Schützlingen starke, selbstständige, selbstbewusste und vor allem freie Frauen machen, die sich in einer von Männern regierten Welt gut zurechtfinden. Pauline weiß genau, was sie will und setzt ihre Wünsche und Ziele auch schnell und zielgerichtet um. Auch wenn sie weiß, dass hinter vorgehaltener Hand viel über sie und ihr Pensionat geredet wird, gibt sie sich und ihre Einrichtung nicht auf. Innerlich ist die lebensfrohe Pauline durch und durch Französin und kann mit den nüchternen Preußen nicht wirklich etwas anfangen. Doch als sie den preußischen Soldaten Hauptmann Erich von Pliesnitz kennenlernt, wagt sie einen Blick hinter die Fassade des auf den ersten Blicks gefühllosen Preußen. Ich mochte die beiden gegensätzlichen Charaktere, auch wenn es bei dem eigenbrötlerischen Erich von Pliesnitz etwas länger gedauert hat. Pauline hat eine feine Beobachtungsgabe und ist eine so lebensbejahende und aufgeschlossene Figur, welche ich ab der ersten Seite fest ins Herz geschlossen habe. Durch ihre immense Bildung macht ihr so schnell niemand etwas vor.

„Diese natürliche Selbstsicherheit und Autorität, mit der sie die Dinge in die Hand nahm …“

[Kapitel 28]


Einige weitere Figuren stehen neben diesen Hauptfiguren im Mittelpunkt der Geschichte. Auch wenn ich anfangs etwas überfordert mit den vielen Namen und den Hintergründen der Figuren war, konnte ich der Handlung immer gut folgen. Auch gibt es am Anfang des Buches ein gut gegliedertes Personenverzeichnis, auf welches ich zurückgreifen konnte, falls mir doch ein Name und/ oder Hintergrund entfallen ist.
Suzette ist eine der Figuren, welche neben Pauline und Erich im Zentrum der Geschichte steht. Sie ist ein junges, sehr eigenwilliges und mitunter auch lautes Mädchen, welche nicht viel auf Regeln gibt und zum ersten Mal so richtig verliebt ist. Neben ihr steht ihre Bettnachbarin Louise, welche eher ruhig und in sich gekehrt ist.
Besonders gefallen hat mir der völlig undurchsichtige Charakter des Gärtners Vincent. Dem Leser/ der Leserin wird schnell klar, dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, welches sich erst nach und nach lüftet. Wie auch Pauline selbst, tappt auch der Leser/ die Leserin völlig im Dunklen.
Neben diesen Figuren spielen noch eine Vielzahl an Figuren in dieser Geschichte kleine und große Rollen. Sie alle bilden mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Eigenheiten ein stimmiges Bild der bunt gemischten Bevölkerung aus Deutschen und Franzosen im ehemaligen Reichsland Elsaß-Lothringen ab. Besonders gelungen fand ich hier, dass Marie Pierre auch mit dem jeweiligen Zungenschlag ihrer Figuren arbeitet. Dadurch wirkt die Geschichte und auch die Figuren nochmals lebendiger und authentischer.
Um nichts von der Spannung der Geschichte vorwegzunehmen, gehe ich an dieser Stelle nicht detailliert auf die zahlreichen Figuren ein.
Marie Pierre verbindet die einzelnen kleinen Geschichten ihrer größtenteils fiktiven Figuren zu einer großen und spannenden Geschichte und verwebt alles mit den akribisch recherchierten historischen Hintergründen.
Dabei waren auch die Tragik, die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen, aber auch die Anziehungen zwischen den Figuren immer fühlbar und zogen mich tief in die Geschichte und die Geschehnisse hinein. Es bleibt spannend, wie es für einige der Figuren in den folgenden Teilen weitergehen wird. Der zweite Band erscheint am 14. August 2024 , der dritte Band am 12. Februar 2025 – und ich freue mich jetzt schon so sehr auf die Fortsetzungen.

Nicht nur die lebensechten Figuren und deren mitreißenden Lebensgeschichten sorgten für einen guten Lesefluss: Der bildgewaltige und wunderschöne Sprachstil der Autorin entführte mich ab der ersten Seite in vergangene Zeiten. Zudem herrscht schnell eine immense Spannung, welche bis zum Ende anhält und welche mich das Buch nur schwer aus den Händen hat legen lassen. Neben dieser Spannung hielt mich auch die dichte Atmosphäre des Buches gefangen.
Zusammen mit dem akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen ist hier ein historischer Roman der Spitzenklasse entstanden, welcher keine Wünsche offen gelassen hat.

„Zudem war hier, im sogenannten Reichsland Elsaß-Lothringen, das nach dem letzten Krieg im Jahr 1871 von Frankreich abgetrennt und dem Deutschen Kaiserreich zugeschlagen worden war, das Verhältnis zwischen der einheimischen Bevölkerung und den aus anderen deutschen Staaten zugezogenen Altdeutschen noch immer von Spannungen begleitet.“

[Kapitel 1]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1910 im damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen. Nach der Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg (19. Juli 1870 bis 10. Mai 1871), musste Frankreich das Elsass und Teile von Lothringen an Deutschland abtreten und eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franc zahlen. Für Frankreich bedeuteten die deutschen Annexionen eine tiefe Demütigung, für die Bewohner der Gebiete war es der Verlust der eigenen Identität, Kultur und Vergangenheit.
Viele Bewohner Elsass-Lothringens nutzten die Möglichkeit, die französische Staatsangehörigkeit zu behalten und ihren Wohnsitz nach Frankreich zu verlegen. Bis zum Stichtag am 1. Oktober 1871 optierte rund 10 Prozent der Bevölkerung für Frankreich.

Bildquelle: Von F.E Bilz, Louis Gerstner Geographische Anstalt Leipzig, 1905

Während viele Elsässer und Lothringer ihre Heimat verließen, wanderten zahlreiche Deutsche ins „Reichsland“ ein, insbesondere Beamte und Militärs. Schon 1875 stellten die Einwanderer rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung, 1890 etwa zehn Prozent und 1910 rund 15 Prozent. Die neue deutsche Verwaltung, welche die französische auf allen Ebenen abgelöst hatte und häufig als Fremdherrschaft wahrgenommen wurde, verfolgte eine stark repressive Germanisierungspolitik, was immer wieder zu schweren Konflikten führte. Verboten war beispielsweise das Singen der Marseillaise und die Verwendung französischer Hoheitssymbole. An dieser Stelle empfehle ich euch das ausführliche Nachwort der Autorin, in dem sie die Zusammenhänge sehr gut zusammengestellt hat.
Die damalige Gesellschaft war von den Männern geprägt und dominiert. Frauen durften zu dieser Zeit nicht wählen und auch in Sachen Bildung standen Mädchen den Jungen hinten an.
Die sogenannten Mädchenpensionate wurden als Alternative zu den öffentlichen Schulen in Anspruch genommen, waren aber wegen des Schulgeldes nur für besserverdienende Familien eine Option. Erst im Jahr 1908 gab es in Preußen eine Bildungsreform, die es Mädchen fortan erlaubte zu studieren.
Diese geschichtlichen, vor allem aber die gesellschaftlichen Hintergründe hat Marie Pierre in ihrem Roman sehr gut dargestellt und nachgespürt. Der Leser/ die Leserin bekommt anhand der lebensecht gezeichneten fiktiven Figuren und deren vielfältigen Hintergründen eine Ahnung davon, wie das Leben, vor allem das Zusammenleben, der unterschiedlichen Menschen im Reichsland Elsaß-Lothringen war und welche alltäglichen Konflikte zwischen den Menschen herrschten.

„Unwillkürlich flogen ihre Gedanken zur Geschichte ihrer Heimat, die vor fast vierzig Jahren entwurzelt, der eigenen Identität, ja sogar Teilen ihrer Bevölkerung beraubt worden war. Wo der Wunsch, wieder Frankreich anzugehören, als Landesverrat angesehen werden konnte. Wo der deutsche Kaiser das Land über einen von ihm eingesetzten Statthalter verwaltete, ohne die Bevölkerung nach ihrer Meinung zu fragen.“

[Kapitel 15]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für dieses lehrreiche und gleichzeitig spannungsgeladene Lese-Vergnügen bedanken. Ich freue mich schon so sehr auf die Fortsetzungen und auf ein Wiedersehen mit den vielen (teils sehr liebgewonnenen) Figuren.

Fazit: Das Buch „Das Pensionat an der Mosel – Töchter des Aufbruchs“ von Marie Pierre ist einfach perfekt: Die Spannung, die tiefe und dichte Atmosphäre, die absolut gelungenen und vielfältigen Charaktere und der wunderbar dargestellten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe. Einfach rundum gelungen und ganz ganz großes Kino – ich habe so viel Neues gelernt und erfahren. Ein absolut lesenswerter und vielversprechender Auftakt zu einer Trilogie, den ich euch sehr ans Herz lege.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Geheimnisse der Brandung – Die Insel der Pelikane“

von Hannah Hope

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. Dezember 2023
Verlag: Tinte&Feder
Ausgaben: Taschenbuch und eBook
ISBN:  978-2496714609
Seitenanzahl: 268 Seiten
Preise: 11,99€ (Taschenbuch), 02,49€ (eBook)
Reihe: „Geheimnisse der Brandung“, Band 01 von 02

Homepage:
https://www.amazon.de/stores/Hannah-Hope/author/B0789H376Q?ref=ap_rdr&store_ref=ap_rdr&isDramIntegrated=true&shoppingPortalEnabled=true

Klappentext:
„Als Lisa von einer Insel vor Kaliforniens Küste hört, auf der sich vom Aussterben bedrohte Pelikane auf unerklärliche Weise wieder vermehren, will die junge Biologin dem unbedingt auf den Grund gehen. Doch ihre Leidenschaft für die Erforschung der Pelikane stößt vor Ort auf Widerstand, denn der Leuchtturmwärter, der zurückgezogen auf Lobos Island lebt, ist alles andere als hilfsbereit. Finns einziger Lebensinhalt scheinen die gefährdeten Vögel zu sein und die Insel umgibt ein dunkles Geheimnis.
Davon lässt Lisa sich jedoch nicht abschrecken. Je tiefer sie in Finns Welt eintaucht, desto näher fühlt sie sich dem sensiblen Einzelgänger. Zu spät erkennt sie, in welcher Gefahr sie beide schweben: Lisa ist nicht die Einzige, die den Pelikanen auf der Spur ist.“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der „Zucker Kommunikation PR-Agentur Berlin“ als Rezensionsexemplar mit einigen Goodies zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch Die Insel der Pelikane“ von Hannah Hope ist der Auftakt der Reihe „Geheimnisse der Brandung“ und erzählt von der jungen Biologin Lisa, welche erforschen möchte, warum sich die vom Aussterben bedrohten Pelikane auf einer Insel im Pazifischen Ozean wieder vermehren und trifft dabei auf den geheimnisvollen Leuchtturmwärter Finnley , welcher ihr und ihrem Vorhaben sehr ablehnend gegenüber steht.

„Doch dieses Mal war es nicht nur die Aussicht, die ihn faszinierte, sondern der riesige Vogel, der seelenruhig auf dem Außengelände des Leuchtturms saß. Majestätisch ließ er den Blick über den Ozean schweifen. Das Tier wirkte auf ihn, als wäre es schon zu Urzeiten hier gewesen.“

[Seite 10, Kapitel 2]

Heidelberg: Als die junge Biologin Lisa in einer Zeitschrift einen Artikel über eine kleine Insel entdeckt, auf der sich die vom Aussterben bedrohten braunen Pelikane wieder unerklärlich vermehren, erwacht ihr Forscherdrang. Hals über Kopf bricht sie an die Küste von Kalifornien auf – was bei ihrem Freund nicht gerade gut ankommt.
Von der wunderbaren Landschaft verzaubert erreicht Lisa das kleine Motel auf dem Festland und wird von der freundlichen und doch etwas undurchsichtigen Inhaberin Tiara empfangen.
Doch der Leuchtturmwächter Finnley, welcher auf der Insel der Pelikane lebt und arbeitet, gibt Lisa immer mehr Rätsel auf. Ihn scheint ein dunkles Geheimnis zu umgeben, welches tief in der Vergangenheit liegt und bis die Gegenwart reicht.

Als Anfang Dezember die „Zucker Kommunikation PR-Agentur Berlin“ anfragte, ob ich den Auftakt der Reihe um die „Geheimnisse der Brandung“ von Hannah Hope rezensieren möchte, wurde ich auf die für mich bis dahin unbekannte Autorin und ihr Werk aufmerksam. Der Klappentext von „Die Insel der Pelikane“ weckte mein Interesse und daher sagte ich der Rezensionsanfrage gerne zu. Freundlicherweise bekam ich das Buch zusammen mit liebevoll ausgesuchten Goodies zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Das Auspacken dieser „Zucker-Pakete“ fühlt sich immer ein wenig wie Weihnachten an.

Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit insgesamt 268 Seiten.
Das romantische Cover hat mich direkt angesprochen: Es zeigt eine Frau, welche am rechten Bildrand mit dem Rücken zum Betrachter vor einer imposanten Küstenlandschaft steht. Sie trägt ein weißes Sommerkleid, eine rosafarbene Handtasche und einen hellen Strohhut, welchen sie mit ihrer rechten Hand festhält. Über der Landschaft und dem Meer erhebt sich ein endlos wirkender Himmel – dieser ist rosa eingefärbt, darauf steht der Titel, Untertitel und der Name der Autorin. Hingucker ist hier die goldfarbene Silhouette eines fliegenden Pelikans.
Mit einem Prolog, welcher viele Fragen aufwirft und dadurch sehr neugierig auf die weitere Geschichte macht, startet die Handlung des Buches. Danach folgen insgesamt 34 Kapitel, welche immer im Wechsel über Lisa und Finnley erzählt werden. Während Lisas Leben im Hier und Jetzt stattfindet, beginnt Finnleys Geschichte in und mit seiner Kindheit – somit erfährt der Leser/ die Leserin viel aus der mitunter düsteren Vergangenheit Finnleys und wie er zu dem Menschen geworden ist, der er in der Gegenwart ist. Da in der Gegenwart weiterhin viele Fragen aus der Vergangenheit offen bleiben und auch, dass die Handlungen der beiden Protagonisten aufeinander zulaufen, sorgte für einen guten Lesefluss – ich blieb an der Geschichte dran und konnte das Buch nur schwer aus den Händen legen. Außerdem besticht dieser Roman von Anfang an durch ein hohes erzählerisches Tempo und eine enorme Spannung, welche sich zügig aufbaut und bis zum Ende des Romans anhält. Ich flog nur so durch die Geschichte und konnte mir dank des bildhaften Sprachstils der Autorin die Handlungsorte wunderbar vorstellen und mich zusätzlich auch sehr in die Charaktere einfühlen.

„»Sie haben ihr Päckchen zu tragen – jeder auf seine Art.«

[Seite 208, Kapitel 25]

Im ersten Kapitel steht Lisa im Mittelpunkt: Nach einem erfolgreichen Biologie-Projekt in ihrer Heimatstadt weiß sie erstmal nicht, wie es für sie beruflich weitergehen soll. Durch einen glücklichen Zufall erfährt sie von der Insel der Pelikane. Lange Zeit zu überlegen hat sie nicht, dann tritt sie alleine die Reise ans andere Ende der Welt an. Ich mochte Lisas spontane und auch mutige Art sehr – sie ist eine solch liebenswerte und lebensecht gezeichnete Figur, welche ich schnell in mein Herz geschlossen habe. Als Einzelkind wächst sie in einem wohlbehüteten Elternhaus auf und hat es noch immer nicht geschafft, sich zu komplett von ihren liebevollen Eltern zu lösen – diese Reise stellt die erste richtige Trennung der Familie da.
Hierzu steht die tragische Lebensgeschichte von Finnley in einem heftigen Gegensatz: Er wächst zu Beginn bei beiden Elternteilen auf, diese sind jedoch sehr mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigt. Später ist Finnley dann mit seinem Vater alleine – oder besser gesagt: Finnley ist trotz seines Vaters alleine. Denn dieser scheint oft einfach zu vergessen, dass er einen Sohn hat. So wächst Finnley ziemlich einsam auf und findet in den Pelikanen der Insel seinen Angelpunkt. Die mitunter tieftraurige und emotionale Geschichte von Finnley nahm mich mitunter sehr mit und trieb mir auch die Tränen in die Augen.
Neben diesen beiden Hauptprotagonisten spielen noch einige weitere Figuren wichtige Rollen. Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich nicht detailliert auf diese Figuren eingehen. Die Autorin Hannah Hope konnte mich mit ihren vielen und vor allem vielfältigen Figuren begeistern und mich mit den teils völlig unvorhergesehen Handlungen und Ereignissen überrascht und bestens unterhalten. Es gibt Figuren, die zentrale Rollen einnehmen, aber auch Figuren, die nur am Rande vorkommen – sie alle konnten mich überzeugen und es bleibt spannend, wie es mit einigen von ihnen und ihren Geschichten weitergehen wird: Denn am 18. Juni 2024 wird der zweite Band erscheinen, den ich auf jeden Fall lesen werde und auf den ich mich schon sehr freue.

„Vor ihr lag der ungestüme Pazifik in seiner unendlich blauen Farbe, die am Ufer heller und in der Ferne dunkler wirkte. Einige weiße Schaumkronen auf dem Meer sagten ihr, dass es dort draußen windig sein musste. (…) Eine Weile musste sie die geheimnisvolle Schönheit der unendlichen Tiefe betrachten, bevor sie sich losreißen konnte, um weiterzufahren.“

[Seite 128, Kapitel 15]

Neben der liebevollen und gelungen Charakter-Zeichnung hat mir an diesem Roman auch das vermittelte Wissen zu Pelikanen gefallen. Ich habe mich noch nie sehr tiefgehend mit diesen Vögeln beschäftigt, hörte zum ersten Mal von den prachtvollen braunen Pelikanen und kann nach der Lektüre dieses Romans behaupten, dass ich einiges zum Verhalten und der Lebensweise dieser faszinierenden Tiere gelernt habe.


Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Hannah Hope für dieses wunderschöne Leseerlebnis und die unterhaltsamen und lehrreichen Lesestunden bedanken. Ich freue mich auf den zweiten Band der Reihe.

Fazit: Zu Beginn des Buches stellte ich mich auf eine schöne Feel-Good-Story ein.
Ich bekam jedoch etwas ganz anderes: Eine so packende und auf vielen Ebenen hochemotionale Geschichte, die mich stellenweise schwer schlucken ließ… ja… mir auch die Tränen in die Augen trieb. Ab der ersten Seite baut sich eine ergreifende Atmosphäre und auch eine anhaltende Spannung auf, welche mich bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen hat.
Eine ganz ganz große Geschichte, welche ich mit Sicherheit nicht mehr so schnell vergessen werde und euch gerne weiter empfehle.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.