Ihr Lieben, Welcher Bücherwurm kennt dieses Gefühl nicht: Man schlägt ein Buch auf, atmet den Duft des Buches ein, liest die ersten Worte, den ersten Satz, den ersten Abschnitt – und da passiert es: Die Gedanken beginnen zu Tanzen, die Geschichte nimmt in unserem Kopf immer mehr Gestalt an. Figuren werden zu Freunden, manch andere Figuren auch zu Feinden. Das Buch bittet uns zum Tanz, und wir tanzen mit.
Ich wünsche euch auf meinem Blog „Büchertanz“ ganz viel Vergnügen
Eure
Ihr möchtet wissen, was ich gerade lese? Dann bitte HIER entlang… dort findet ihr mein Lesetagebücher.
Klappentext: „Nina-Marie hat eine kleine, feine Buch- und Blumenhandlung am Stadtrand. Seit dem Verlust ihrer großen Liebe hat sie sich in die Arbeit gestürzt und findet Trost darin, wunderschöne Sträuße zu binden oder ihre Kundinnen und Kunden und mit einer Buchempfehlung glücklich zu machen. Dass sie selbst noch einmal glücklich sein kann, daran glaubt sie nicht mehr. Als sie eines Tages einen wohlriechenden Strauß an einen übellaunigen älteren Herren ausliefert, wendet sich das Schicksal. Der Herr ist ein Bestsellerautor, der aber seit langem nicht mehr schreibt. Und auch sein Sohn ist Nina-Marie nicht unbekannt… Der Zufall beginnt, eine zarte Liebesgeschichte zu schreiben, die Ninas Leben neu aufblühen lässt.“
*Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür. – Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Verlinkung der Verlags-Homepage und der Leseempfehlung kennzeichne ich diese Rezension als WERBUNG.
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Der Roman „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ von Lilli Beck spielt in Berlin und zeigt, wie eine junge und in tiefer Trauer gefangene Frau wieder neuen Lebensmut schöpft.
„Wir verkaufen die beiden vielleicht schönsten Dinge der Welt: Bücher und Blumen, weshalb unser Laden auch Buch & Blume heißt.“
[Seite 14]
Nach dem Verlust ihrer großen Liebe hat Nina-Marie sich ihren großen Traum einer eigenen Buchhandlung am Rande Berlins erfüllt. Zusammen mit ihrer Mutter führt sie die Buch- und Blumenhandlung Buch & Blume. Doch Nina-Marie ist in ihrer Trauer gefangen und sie glaubt selbst nicht daran, dass sie noch einmal in ihrem Leben glücklich werden kann. Eines Tages muss sie einen Blumenstrauß an einen übelgelaunten älteren Mann ausliefern. Das Schicksal beginnt sich zu wenden, als sie Jack, den Sohn des Mannes, kennenlernt. Kann Nina-Marie ihre alles überschattende Trauer überwinden?
Mit großer Begeisterung habe ich in den vergangenen Jahren die Buchreihe „Die Schwestern vom See“ gelesen. Mittlerweile gehört Lilli Beck zu meinen Lieblingsautorinnen – ich mag die ruhigen und emotionalen Geschichten sehr gerne und freue mich auf jede ihrer Neuerscheinungen. Als sie das Buch „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ ankündigte, weckten das bezaubernde Cover, der interessante Klappentext und der wunderbare Buchtitel mein Interesse. Ich bin selbst gelernte Gärtnerin und Buchhändlerin und träumte lange Zeit von einem eigenen Blumen- und Bücherladen. Dieses Buch musste ich einfach lesen und ich freute mich sehr, als die Autorin Ende Dezember 2024 eine Rezension bei mir anfragte. Nach meiner Zusage bekam ich Ende Januar 2025 das signierte Buch zusammen mit einer Autogrammkarte und einem Lesezeichen zugesendet – herzlichen Dank dafür. Das ausgesprochen schöne Cover ist in zwei Teile aufgeteilt: Die obere Teil ist ein Foto eines Buchladens, in dessen Außenbereich einige Pflanzen stehen. Den Mittelpunkt bildet eine junge Frau in einem blauen Kleid, die gerade eine Pflanze an den Türrahmen hängt. Nach der Lektüre muss ich allerdings sagen, dass ich mir den Laden von Nina-Marie und ihrer Mutter ganz anderes vorstelle. Der untere Bereich des Covers wird mit dem Namen der Autorin und dem Buchtitel ausgefüllt. Die Ausgabeart ist ein hochwertig gestaltetes Paperback mit Klappen und insgesamt 384 Seiten. Auf der vorderen Klappe findet sich ein kleiner Textausschnitt, auf der hinteren wird die Autorin mit einem Foto und einem Text vorgestellt. In den Innenklappen finden sich zwei Zitate. Der Prolog des Buches spielt in Paris: Hier lernt der Leser/ die Leserin ein junges verliebtes Paar kennen. Mit dem ersten Kapitel von insgesamt 39 Kapiteln befinden wir uns im Heute: Auch hier erzählt Nina-Marie die Geschichte aus ihrer direkten Sicht. Durch diese Erzählperspektive kam ich Nina-Marie und ihren Gedanken und Gefühlen sehr nahe. In unregelmäßigen Abständen geht es wieder zurück in Nina-Maries und Erics gemeinsame Vergangenheit – allerdings in der auktorialen Erzählperspektive: Stück für Stück wird so auf zwei Zeitebenen die Geschichte erzählt. Der Epilog verbindet die beiden Erzählebenen miteinander und sorgt für einen gelungenen Abschluss der Geschichte. Ab der ersten Seite nahm mich die Handlung mit und ich konnte völlig in dieser abtauchen. Auch wenn es eine sehr ruhige Geschichte ist, nahm ich das Buch immer wieder gerne in die Hände und freute mich aufs weiterlesen. Dafür sorgte ebenfalls der angenehme und bildhafte Sprachstil der Autorin – sie beschreibt die Handlungsorte so wunderbar, dass ich mir alles gut vorstellen konnte und verbindet tiefgründige Themen mit Leichtigkeit.
„Seit Wochen merke ich, wie erschöpft ich bin. Wie mich jeder Anfall von Trauer körperlich anstrengt. Dass ich mich an manchen Tagen wie ein zerfleddertes Buch mit Leserillen und umgeknickten Seiten fühle.“
[Seite 37]
Im Zentrum der Geschichte steht die Buchhändlerin Nina-Marie, die von einem harten Schicksalsschlag getroffen wurde. Nach einer viel zu kurzen Zeit des Glücks und des Verliebtseins, wird ihre große Liebe Eric aus dem Leben gerissen. Nina-Marie steht seit dem völlig neben sich – auch wenn sie sich den Traum einer eigenen Buchhandlung erfüllen konnte. Nicht nur beruflich ist sie eng mit ihrer Mutter verbunden, sie wohnt auch seit einiger Zeit wieder in der mütterlichen Wohnung. Nina-Marie ist eine sehr facettenreiche und interessante Figur. Einerseits wirkt sie in ihrem beruflichen Leben sehr professionell, andererseits liegt ihr Privatleben in Scherben. Diese innere Zerrissenheit hat Lilli Beck sehr gut herausgearbeitet und ich hätte Nina-Marie gerne das ein oder andere mal am liebsten ganz fest in den Arm genommen. Neben Nina-Marie spielt Eric, ihre große Liebe, eine ganz besondere in diesem Buch. Auch wenn er zum Zeitpunkt der Handlung bereits verstorben ist, wird er durch die vielen Erinnerungen und liebevollen Beschreibungen wieder sehr greifbar – und man kann einfach nicht anders und muss diesen immer positiven und an Zufälle-glaubenden Mann einfach gerne haben. Man merkt, was er für Nina-Marie bedeutet hat. Paula, Nina-Maries Mutter, ist der eigentliche Star in diesem Buch. Sie stupst ihre Tochter immer wieder an und konnte mir mit ihrer liebevollen und gleichzeitig doch auch etwas forschen mütterlichen Art, immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Im Fortgang der Handlung lernt Nina-Marie Jack kennen. Er steht im krassen Gegensatz zu Erik, denn er denkt sehr rational. Auch wenn eine Künstlerseele in ihm schlummert, muss er doch einen Brotjob erledigen, der ihm nicht wirklich Freude macht. Der ältere mürrische Herr, dem Nina-Marie Blumen ausliefert, bereichert die Geschichte noch einmal mehr. Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich an dieser Stelle nicht näher auf diesen spannenden Charakter und seine Geschichte eingehen. Lilli Beck hat eine Handvoll liebenswerter und facettenreicher Figuren geschaffen, die ich gerne begleitet habe, die mich mit ihren Handlungen und Denkweisen überzeugen konnten und mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen bleiben werden.
„»Ich bin ganz deiner Meinung, ohne Erlebnisse, Erfahrungen, Dramen und Schicksalsschläge wären wir nicht die, die wir heute sind. Aber sich daran zu klammern, hieße, in der Vergangenheit stehenbleiben. Sich nicht weiterzuentwickeln. Wir leben jetzt, und wenn wir eine Zukunft haben wollen, sollten wir Neues zulassen. Wer Neuem keine Chance gibt, blockiert jegliche Veränderung. Verhindert, jemals wieder glücklich zu werden. (…)«“
[Seite 336]
Das große Thema des Buches ist die Trauerbewältigung. Jeder Mensch geht mit dem Verlust eines geliebten Menschen anderes um, jeder verarbeitet es anders. Lilli Beck stellt dieses bewegende, emotionale und tiefsinnige Thema sehr einfühlsam da. Danke liebe Lilli Beck für die tollen Lesestunden und die Geschichte, die für mich persönlich einfach zur richtigen Zeit kam.
Fazit: Das Buch „Die Zuverlässigkeit des Zufalls“ von Lilli Beck hat mich auf vielen Ebenen überzeugt: Facettenreiche Figuren, eine wunderbare Sprache und eine tiefsinnige, emotionale und bewegende Handlung, die mich ab der ersten Seite in ihren Bann gezogen hat. Sehr sehr lesenswert – ein absolutes Jahres-Highlight!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.
Klappentext: „Ein attraktiver englischer Prinz, eine liebevolle Freundschaft, aus der sich starke Gefühle entwickeln und ein aufregender Sommer, der das Leben einer jungen Frau für immer verändert. Der romantische dritte Band der Regency–Liebesroman-Reihe über die Familie Cossin. Nichts ist für Luise von Cossin so schwierig, wie sich von ihren begabten Geschwistern abzuheben. Da trifft es sich gut, dass sich ein Gast bei ihrem Freund Waldemar angesagt hat: Ein waschechter britischer Prinz, der nach Preußen kommt, um sich auf Brautschau zu begeben. Luise ist fest entschlossen, sein Herz zu gewinnen und ihre Familie stolz zu machen. Doch sie ist nicht die Einzige, die den Prinzen von ihren Qualitäten überzeugen will, so dass sie sich ziemlich ins Zeug legen muss, um sich von den Konkurrentinnen abzuheben. Sie besucht Bälle, Picknicks, sogar sportliche Veranstaltungen und tut alles, um den hohen Ansprüchen eines Prinzen gerecht zu werden. Waldemar entdeckt derweil, dass er tiefere Gefühle für Luise hegt. Dann geschehen beunruhigende Dinge, die Luises Entschluss allmählich ins Wanken bringen. Ist sie auf dem richtigen Weg, um ihr Glück zu finden? Eine berührende und bezaubernde historische Liebesgeschichte mit großen Gefühlen.“
*Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür. – Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung. – Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Ein fast perfekter Herzog – Die Cossin-Saga“, zum zweiten Band hier: „Ein fast tadelloser Graf – Die Cossin-Saga“ – Solltet ihr die ersten Bände noch nicht gelesen haben, dies aber wollen, solltet ihr diese Rezension nicht lesen – Spoilergefahr!
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Das Buch „Ein fast fehlerloser Prinz“von Kristina Herzog ist der dritte Band der historischen Liebesroman-Reihe „Die Cossin-Saga“, welche in Preußen des 19. Jahrhunderts spielt und in dem die junge Luise um die Gunst eines englischen Prinzen kämpft.
„Sie war keine derartige Kämpferin wie ihre beiden älteren Schwestern und hatte stets das Gefühl gehabt, ein wenig hinter Friederikes Impulsivität und Charlottes ausgeprägten Willen unterzugehen.“
[Kapitel Eins, Seite 08]
Preußen im 19. Jahrhundert: Nachdem die beiden älteren Schwestern von Luise von Cossin mit einem Herzog und einem Grafen verheiratet sind, möchte sie sich auch nach einem geeigneten Ehemann umschauen – und sich vor allem mit ihrer Wahl von ihren Schwestern abheben. Als der englische Prinz Robert bei Luises Freund Waldemar absteigt und sich auf Brautschau begibt, sieht Luise ihre Chance gekommen – sie ist fest entschlossen das Herz des Prinzen zu erobern. Sie möchte ihre Familie stolz auf sich zu machen, endlich in ihren Platz im Leben und das persönliche Glück finden. Doch Luise ist nicht die Einzige, die den Prinzen überzeugen möchte, es gibt zahlreiche Konkurrentinnen. Und als dann noch beunruhigende Dinge geschehen und Waldemar erkennt, dass er Gefühle für Luise hat, gerät Luises ergeiziger Plan immer mehr ins Wanken.
Mit ihrer „Sternberg-Saga“, welche mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern konnte, hat sich die Autorin Kristina Herzog fest in mein Leserherz geschrieben und sie gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Nach Ende des dritten und letzten Bandes der „Sternberg-Saga“ war ich sehr traurig, als ich die Geschichte und die liebgewonnen Figuren verlassen musste. Umso größer war die Freude, als die Autorin ihre neue Buchreihe„Die Cossin-Saga“ankündigte, welche zwar in einer anderen Zeit spielt und eher Richtung ‚historischer Liebesroman‘ geht und trotzdem mein Interesse geweckt hat. Der Auftakt der Reihe „Ein fast perfekter Herzog“hat mich und mein Herz zum Tanzen gebracht, denn es ist eine herrliche und romantische Liebesgeschichte, in der ich versinken konnte und ich mich einfach nur wohlgefühlt habe. Auch die etwa 280 Seiten des zweiten Bandes „Ein fast tadelloser Graf“ flogen so dahin und ich mochte die vielschichtigen Charaktere, die Irrungen und Wirrungen, die Dramatik und Romantik in dieser Geschichte sehr gerne. Deshalb war es absolut klar, dass ich auch den dritten Band lesen wollte, welchen ich freundlicherweise von der Autorin als vorzeitiges, kostenloses und signiertes Rezensionsexemplar zugesendet bekommen habe, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das wunderschöne und stimmige Cover passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe. Zu sehen ist eine Frau, welches ein goldfarbenes Kleid mit weißen Elementen trägt (ja, dieses Kleid kommt in der Handlung vor) vor einem mit Vorhängen verhängten Fenster seitlich zum Betrachter steht. Die oberer Hälfte des Kopfes der Frau ist am oberen Bildrand ‚abgeschnitten‘ – so kann sich jeder Leser/ jede Leserin selbst ein Bild von der Hauptfigur machen.
Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch mit 280 Seiten. Diese Seiten teilen sich auf zwanzig Kapitel, einen Epilog und ein Nachwort der Autorin auf. Wie in den ersten beiden Bänden der Reihe stehen in den Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Figuren im Mittelpunkt der Geschichte, wodurch deren Gefühle und Hintergründe gut zu erfassen sind. Außerdem sorgen diese Perspektivwechsel für einen guten Lesefluss – ich konnte schnell in die Geschichte abtauchen und fand mich schnell wieder zurecht. Dazu trägt auch der bildhafte und detaillierte Sprachstil von Kristina Herzog bei: Dieser hat mich von Anfang an mit in die Geschichte genommen und mich die Zeit während des Lesens völlig vergessen. Ab der ersten Seite war ich wieder ein Teil der wunderbaren Familie von Cossin und freute mich so sehr viele der liebgewonnenen Charaktere wieder zu treffen. Dadurch, dass in diesem Band andere Figuren im Zentrum stehen als in den ersten beiden Bänden, empfinde ich es als nicht unbedingt erforderlich, dass man diese im Vorfeld gelesen haben muss. Allerdings finde ich, dass die Geschichte runder wirkt, wenn man die ersten beiden Bände im Vorfeld gelesen hat – und man freut sich einfach die vielen Charaktere wieder zu treffen.
„Sie war entschlossen, ihre Familie nicht zu enttäuschen. Nicht, dass jemals irgendwer eine derartige Erwartung formuliert hätte, aber Luise glaubte stets, im Schatten ihrer Geschwister zu stehen und weniger Aufmerksamkeit von ihren Eltern zu bekommen als ihre Brüder und Schwestern. Eine herausragende Heirat würde diesen Umstand allerdings schnell ändern. Würde sie eine Prinzessin werden, wäre ihr das Interesse sämtlicher Familienmitglieder gewiss.“
[Kapitel Zwei, Seite 22]
Im ersten Band der Reihe steht Friederike im Mittelpunkt der Geschichte, im zweiten Band ist es Charlotte und im dritten Band nun Luise. Mit ihrer ruhigen, unaufgeregten und doch auch kämpferischen Art habe ich Luise schnell in mein Herz geschlossen. Sie bleibt sich selbst nicht immer ganz treu und ist verzweifelt auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und nach ihrem persönlichen Glück. Sie ist so gefangen in ihrem Denken, die Familie stolz zu machen und die Aufmerksamkeit ihrer Familie zu bekommen, dass sie einige Dinge und Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld nicht mehr richtig erkennen und einschätzen kann. Luise ist ein unglaublich starker, aber gleichzeitig verunsicherter Charakter. An Luises Seite steht ihr gutherziger Freund Waldemar: Nachdem er unglücklich in Friederike, Luises älteste Schwester, verliebt war, hat er mit der Liebe abgeschlossen und kümmert sich um den Familienbesitz. Er packt an, wo er gebraucht wird und ist sich für keine Arbeit zu schade – einfach ein richtig sympathischer Charakter. Für Luise ist er der Fels in der Brandung. Als sich jedoch der englische Prinz Robert samt Gefolge bei ihm einnistet, bringt das große Unruhe in sein und auch in Luises Leben. Ich mochte die ehrliche Freundschaft zwischen den beiden Charakteren. Waldemar wird ab einem gewissen Punkt klar, dass er tiefere Gefühle für Luise hat, Luise hingegen ist fest entschlossen das Herz des Prinzen zu gewinnen. Manches Mal hätte ich Luise und Waldemar gerne zugerufen, dass sie mal unbedingt miteinander sprechen und sich gegenseitig zuhören sollen. Prinz Robert aus England ist ein Charakter, den ich von Anfang an wenig fassen konnte. Er hat auch sein Päckchen zu tragen und es gibt Gründe, warum er so ist, wie er ist. Um nicht zu viel von der Handlung und der Spannung vorwegzunehmen, möchte ich hier nicht detailliert auf diesen Charakter eingehen – lest am besten selbst. 🙂 Viele der vorkommenden Figuren sind bereits aus dem ersten beiden Bänden bekannt und ich freute mich sehr, diese wieder zu treffen und weiter zu begleiten. Es kommen auch einige neue Figuren hinzu – sie alle konnten mich, wie auch die bereits bekannten Figuren, mit ihrer Vielfältigkeit und ihrer Lebendigkeit überzeugen.
„Durch das unliebsame Interesse, das der Prinz an Luise entwickelt hatte, verdüsterte sich Waldemars Leben außerdem. Vorher war alles so einfach gewesen, so unkompliziert und fröhlich. Nun aber wirkte alles dunkel und schwer.“
[Kapitel Zwölf, Seite 149]
Die geschichtlichen Hintergründe treten auch in dieser Geschichte in den Hintergrund, dafür bildet Kristina Herzog durch ihre glaubhaft gezeichneten Figuren ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft des 19. Jahrhundert. und gibt durch sie interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen. Wunderbar fand ich die dargestellten Unterschiede zwischen dem englischen und preußischen Adel und die Unterhaltungsspiele dieser Zeit. Nun freue mich, dass diese Buchreihe nicht, wie befürchtet, zu Ende ist, sondern weitergehen wird und fiebere einem weiteren Treffen mit Familie von Cossin entgegen. Danke liebe Kristina Herzog für dieses erneute wunderbare Lesevergnügen.
Fazit: „Ein fast fehlerloser Prinz“ von Kristina Herzog ist ein lesenswerter dritter Band einer insgesamt ganz wunderbaren und überzeugenden Buchreihe. Die vielfältigen Charaktere, deren mitreißenden Geschichten und der lebendige und einnehmende Sprachstil der Autorin konnten mich von Anfang abholen und nahmen mich mit in diese gefühlvolle Geschichte.Sehr lesenswert!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der uneingeschränkten Leseempfehlung und der Verlinkung der Homepage der Autorin, ist diese Rezension als WERBUNG gekennzeichnet.
Klappentext: „Als Édiths Vater Simon Mercier 2016 in Paris stirbt, erfährt die 53-Jährige völlig überraschend von ihren deutsch-polnischen Wurzeln. Anscheinend war Simon ein angenommenes Kind, dessen jüdischer Vater Opfer der großen Razzia im Juli 1942 wurde. Doch wie ist Simon in die Familie Mercier gekommen und was geschah mit Simons Mutter Helene? Als Édith ihre Großcousine Tatjana in der Nähe von Stuttgart ausfindig macht, suchen die Frauen gemeinsam nach Antworten und beginnen, ein jahrzehntelanges Schweigen zu durchbrechen. Wie hat Helenes Schwester, Tatjanas Großmutter Lilo, damals im von Deutschen besetzten Polen gelebt? In Krakau stoßen sie auf eine Apotheke, die nicht nur für Lilo eine zentrale Rolle gespielt hat, sondern auch für den jüdischen Widerstand.“
Hinweise: – Dieses Buch durfte ich testlesen – herzlichen Dank an die Autorin. – Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Vorab-Exemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage und der Homepage der Autorin, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.
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Das Buch „Die Schwestern von Krakau“ von Bettina Storks ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen vorwiegend in Krakau, Paris und Fellbach spielt und zeigt wie zwei Frauen das jahrzehntelange Schweigen ihrer Familie zu durchbrechen versuchen.
„»Helene ist mir immer wie eine Schwester gewesen, und das bist du jetzt auch für mich. Gemeinsam sind wir die Schwestern von Krakau. Einverstanden?«“
[Kapitel 44]
Paris 2016: Kurz nach dem Tod ihres Vater Simon erfährt Édith, dass er ein angenommenes Kind der Familie war. Simons jüdischer Vater wurde Opfer der großen Razzia im Jahr 1942 in Paris. Die Spuren von Simons Mutter Helene führen nach Krakau. Als Édith ihre Großcousine Tatjana in Fellbach (in der Nähe von Stuttgart) ausfindig macht, versuchen die beiden Frauen gemeinsam Licht in die lang gehüteten Familiengeheimnisse zu bringen. Tatjana reist nach Krakau, um dort dem Leben ihrer bereits verstorbenen Großmutter Lilo und deren Schwester Helene nachzuspüren. Die beiden Schwestern wuchsen in dem von Deutschen besetzten Polen als sogenannte Reichsdeutsche auf. In einer Apotheke findet sich eine Spur von Lilo – dort scheint sie eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Doch was hat der jüdische Widerstand mit Lilos Leben zu tun?
Bettina Storks gehört bereits seit einigen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und begeistert mich mit ihren vielfältigen, lehrreichen und authentischen Geschichten und den akribisch recherchierten Hintergründen immer wieder aufs Neue. Es sind Geschichten, die unter die Haut gehen und sich abseits des Gewohnten befinden. Zuletzt konnte sie mich mit ihrem Buch „Die Kinder von Beauvallon“ bestens unterhalten und auch hier neues Buch „Die Schwestern von Krakau“ versprach ein ähnlich emotionales Leseerlebnis. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für ihr Vertrauen bedanken, denn ich durfte das Buch vorab als Testleserin lesen. Das Cover zeigt zwei junge Frauen, die an einer Mauer stehen. Dahinter erhebt sich die in schwarz-weiß gehaltene Stadt Krakau – unverwechselbar mit dem Rathausturm in der Mitte. Auch dieses Cover zeigt, wie viele Bücher von Bettina Storks, eine Szene aus dem Buch – und man erkennt zwei der Hauptfiguren. Erschienen ist das Buch als eBook und als hochwertig gestaltetes Paperback mit 576 Seiten. Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kurzes Interview mit der Autorin, innen finden sich verschiedene Abbildungen zu den Figuren und Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer Biografie und einem Foto vorgestellt, im Inneren wir das Buch „Die Kinder von Beauvallon“ vorgestellt.
„Es war etwas anderes, an diesem Ort mit seinen eigenen Füßen zu stehen, anstatt mit den Fingerspitzen auf einem Stadtplan den Straßen zu folgen. Es bedeutete, die ambivalenten Gefühle zwischen dem widersprüchlichen Wunsch nach Entschuldung ihrer eigenen Familie und dem nach der schonungslosen Wahrheit auszuhalten.“ [Kapitel 15]
Die Handlung beginnt mit einem im April 1943 in Krakau ansetzenden und emotionalen Prolog – dieser hat mich direkt abgeholt und in die Geschichte gezogen. Danach geht es ins Frühjahr 2017 nach Paris, hier lernt der Leser/ die Leserin zuerst die Charaktere Édith Mercier und ihre Tante Adeline kennen – und die Geschichte des bereits verstorbenen Simon – Vater von Édith und Bruder von Adeline. Im weiteren Verlauf geht es dann nach Bad-Canstatt und Fellbach bei Stuttgart – auch dieser Erzählstrang spielt im Frühjahr 2017. Hier stehen Tatjana und ihre Mutter Doro im Mittelpunkt und es gibt erste Rückblicke auf das Leben von Lilo Wagner – der Mutter von Doro und Großmutter von Tatjana. Die beiden Erzählstränge wechseln sich ab, bis dann eine dritte Erzählebene hinzu kommt: Diese beginnt im Frühjahr 1941 und spielt in Krakau. Neben Lilo Wagner steht auch Helene, ihre jüngere Schwester und ihre gemeinsamen Eltern im Mittelpunkt der Geschichte. Die Familie lebt als sogenannte Reichsdeutsche in Krakau, Lilo arbeitet in einer Apotheke, sie sich im Krakauer Ghetto befindet und (zusammen mit dem Inhaber) zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird. Dieser Erzählstrang arbeitet sich fortwährend auf die Geschehnisse des Prologs zu. Im Fortgang der Handlung verbinden sich diese Handlungsstränge und Erzählebenen immer mehr und bilden eine große und zusammenhängende Geschichte. Der Epilog, der 1946 in Krakau spielt, geht schlussendlich nochmals auf die Geschehnisse des Prologs ein und führt auch diesen Erzählstrang zu einem Ende. Zu Beginn ist nicht wirklich klar, wie alles miteinander zusammenhängt – doch ab einem gewissen Punkt machte es dann ‚klick‘ und ich versank voll und ganz in dieser emotionalen und dramatischen Geschichte – die Seiten flogen nur so dahin. Bettina Storks verbindet gekonnt historische Fakten mit den Schicksalen ihrer fiktiven und auch historischen Figuren. Dazu kam der äußerst bildhafte und sehr angenehme Sprachstil der Autorin und die vielen und vielfältigen Figuren, die Bettina Storks sehr ambivalent und lebensecht gezeichnet hat.
„»(…) Was soll ich sagen? Mir ist das meiste, was Sie sagen, fremd, vollkommen neu. Trotzdem weiß ich schon lange, dass in meiner Familiengeschichte eine große Lücke klafft. Lilo hat nicht viel über ihre Vergangenheit gesagt, geschweige denn erklärt.«“
[Kapitel 08]
Alle Figuren, egal ob Haupt- oder Nebenfiguren und fiktiv oder historisch, konnten mich mit ihren individuellen Lebensgeschichten und ihren Hintergründen und ihren vielen Facetten bestens unterhalten. Ich habe zu allen ein große Verbindung gespürt – ganz besonders zu Lilo. Sie ist auf der einen Seite so stark, trägt aber doch auch große Ängste mit sich herum und ist mitunter auch verunsichert und erleidet immer wieder Rückschläge. Diese spornen sie jedoch eher an und sie lässt sich nicht unterkriegen. Der Apotheker Tadeusz Pankiewicz (1908 – 1993) ist eine der historischen Figuren des Buches. Er wird mit seiner eindringlichen Geschichte mit Sicherheit noch lange nachklingen. Ebenso wie die Geschichte um die ebenfalls historische Gusta Draenger – zwei Widerstandskämpfer, deren Erinnerungen den historischen Kern des Romans bilden. Die Geschichte um die deutschstämmige Familie Wagner ist hingegen rein fiktiv. Den geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das Jahr 1942 in Krakau. Mit dem Überfall Polens durch die Wehrmacht begann am 01. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Fünf Tage später wurde Krakau besetzt und die Besatzer errichteten am rechten Weichselufer für jüdische Stadtbürger das Ghetto Krakau. Hier wurden zeitweise 20.000 Menschen als Arbeitssklaven gefangen gehalten und im Herbst 1941 2.000 Menschen aus dem Ghetto für die Tötung „selektiert“, weggebracht oder dort ermordet. Und genau hier entstand ein jüdischer Widerstand, die zionistische Bewegung Akiba, die mit ihren Aktionen teilweise die Pläne der Deutschen sabotierten und durchkreuzten. Es wohnten auch die sogenannten Reichsdeutschen in Krakau, hier dargestellt durch Familie Wagner, die im Besitz der vollen politischen Rechte waren. Bettina Storks hat diese Hintergründe akribisch recherchiert und stellt diese mit ihren fiktiven Figuren und deren Lebensgeschichten sehr nachvollziehbar da. Nebenbei habe ich noch einiges zu der Geschichte Krakaus gelernt und möchte die Stadt irgendwann gerne besuchen.
„Die Schwestern waren so unterschiedliche Wege gegangen, und keine hatte den elterlichen Ansprüchen genügt, im Gegenteil. Am Ende hatten die Schwestern die Eltern enttäuscht (…).“ [Kapitel 31]
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Bettina Storks für dieses lehrreiche und emotionale Lesevergnügen bedanken. Alles Gute für dein neues Buch – und ich wünsche dir für diese mitreißende und emotionale Geschichte viele begeisterte Leser und Leserinnen.
Fazit: Das Buch „Die Schwestern von Krakau“ von Bettina Storks ist ein bestens recherchierter historischer Roman. Auf mehreren Zeitebenen spielend und mit interessanten und facettenreichen Figuren ausgestattet lässt dieser lehrreiche und spannende Roman keine Wünsche offen. Sehr lesenswert und eine absolute Leseempfehlungfür dieses Highlight!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Vorab-Exemplars und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.
Klappentext: „Als Mayla ihre Großmutter besucht, ahnt sie nicht, dass eine geheimnisvolle Entdeckung die Familiengeschichte ins Wanken bringen wird. In einer alten Kiste findet sie Liebesbriefe. Die Absenderin: Betty. Die Empfängerin: Maylas Großmutter. Verwirrt beginnt Mayla Fragen zu stellen, die ihre Großmutter dazu bewegen, Stück für Stück ihre Vergangenheit zu enthüllen. Norwegen, 1965: Emma lebt ein bescheidenes Leben in Bergen, wo sie zusammen mit ihrem besten Freund auf dem Markt arbeitet. Ihr Alltag verläuft ruhig und vorhersehbar – bis eine junge Frau auftaucht, die ihre gesamte Welt auf den Kopf stellt und eine einzige Entscheidung alles verändert.“
Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar erhalten – ganz herzlichen Dank dafür! – Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Das Buch „Mein Herz bei ihr“ von Rosina Grün ist ein Roman, der in Norwegen spielt, auf zwei Zeitebenen erzählt wird und zeigt, wie ein lang gehütetes Familiengeheimnis aus der Vergangenheit ans Licht kommt.
„Du darfst einfach nicht darauf warten, dass alles perfekt ist, bevor du dich dazu entscheidest glücklich zu sein.“
[Kapitel 8]
Als Mayla ihre Großmutter Emma in Norwegen besucht, entdeckt sie eine Kiste mit Liebesbriefen. Diese sind an ihre Oma adressiert, Absender ist eine Betty aus den USA. Mayla möchte Antworten und so beginnt Emma von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Damals, als sie im Jahr 1966 in Bergen ein bescheidenes Leben geführt hat. Zusammen mit ihrem Freund arbeitet sie auf dem Markt, jeder Tag gleicht dem anderen – doch dann taucht Betty auf und stellt Emmas Leben und ihre Gefühlswelt auf den Kopf …
Anfang Dezember fragte die Autorin Rosina Grün an, ob ich ihren Debütroman „Mein Herz bei ihr“ lesen und rezensieren möchte. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse an dieser Geschichte geweckt – ich liebe Romane, die auf zwei Zeitebenen erzählt werden und in denen große Familiengeheimnisse ans Licht kommen. Also sagte ich der Autorin zu und bekam das eBook wenig später zugesendet. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank dafür. Neben dem Klappentext sprach mich auch das wunderschöne Cover an: Hier sind zwei Figuren (die beiden Hauptfiguren) im Scherenschnitt zu sehen, die dicht beieinander auf einer Wiese stehen. Rechts von ihnen steht eine Fichte, der stimmungsvolle Titel des Buches befindet sich über dieser Szenerie, der Name der Autorin ist im unteren Bereich des Covers zu finden. Die Taschenbuch-Ausgabe hat insgesamt 394 Seiten, die sich auf 21 Kapitel verteilen. Die ersten drei Kapitel spielen im Hier und Jetzt – dann geht es mit dem vierten Kapitel zurück in die Vergangenheit in das Jahr 1965. Das letzte Kapitel spielt dann wieder in der Gegenwart und verspricht mit dem recht offenen Ende eine Fortsetzung. Zwischen den Kapiteln finden sich viele Briefe, welche einerseits einigen Geschehnissen des folgenden Kapitels vorgreifen und somit auch Spannung aufgebaut wird, gleichzeitig aber auch für eine zeitliche Orientierung im zweiten Erzählstrang sorgen.
„Meine Tage waren wie immer gewesen. Jeden Tag um halb fünf aufstehen, den Lieferwagen bepacken und auf der Fahrt zum Markt dieselben drei Lieder singen. Hatte ich davor tatsächlich Freude daran gehabt, so ging mir diese Routine mittlerweile auf die Nerven. Ich sehnte mich nach etwas Neuem, etwas Aufregendem, und ich hatte das Gefühl, dass die junge Frau mir genau das bieten könnte.“
[Kapitel 5]
Ab der ersten Seite hat mich diese gefühlvolle, emotionale und wichtige Geschichte mitgenommen – nur ungern legte ich das Buch zur Seite. Und ja: Ich musste (vor allem zum Ende hin) ein paar Tränchen verdrücken… Die vielschichtigen Charaktere konnten mich mit ihren Entwicklungen überzeugen und außerdem konnte ich schnell eine Beziehung zu ihnen aufbauen – ganz besonders schnell zu der liebenswerten Emma, die direkt zu Beginn der Geschichte präsent ist und aus deren Sicht die Geschichte rückblickend erzählt wird. Betty, die erst ein paar Kapitel später auftaucht, mochte ich auch sehr – allerdings dauerte es bei ihr etwas länger, bis ich sie und ihren Charakter und ihre Geschichte richtig erfassen konnte. Das liegt auch daran, dass sie selbst diese nur immer bruchstückhaft für Emma enthüllt. Zwischen diesen beiden weiblichen Hauptfiguren steht Chris. Er ist der Sohn der Familie, bei der Emma lebt. Die beiden sind wie Geschwister aufgewachsen und dementsprechend eng ist ihre Bindung. Während Chris Gefühle für Emma hat, bleiben diese Gefühle bei Emma aus. Sie schätzt ihn sehr, aber sie liebt ihn nicht. Eine weitere Figur, welche mich sehr positiv überrascht ist Sven: Anfangs kommt er nur am Rand vor und doch findet er in dieser Geschichte seinen Platz – und konnte mich doch sehr überraschen. Neben diesen Hauptfiguren stehen noch einige weitere Charaktere: Sie alle sind liebevoll und vielseitig gezeichnet und tragen für den Fortgang der Handlung bei. Ich konnte ihnen allen gut folgen und wurde das ein oder andere Mal von ihren Gedanken und Handlungen überrascht.
Der Autorin ist es wunderbar gelungen das Thema gleichgeschlechtliche Liebe sehr feinfühlig darzustellen. Auf der zweiten Erzählebene zeigt sie die gesellschaftlichen Hintergründe und Ansichten zu dieser Zeit und setzt diese in Bezug zu den Schwierigkeiten und Vorurteilen, denen das Paar ausgesetzt war. Mit ihrem ruhigen und unaufgeregten Sprachstil baut Rosina Grün eine Handlung auf, die ruhige aber auch spannende Passagen hat und sich vor allem zum Ende hin dramatisch zuspitzt. Außerdem beschreibt sie die Handlungsorte so, dass der Leser/ die Leserin das Gefühl hat live dabei zu sein: Auf dem Markt in Bergen, auf einem Konzert der Rolling Stones oder dem Lieblingsplatz der Beiden mitten im Wald. Danke liebe Rosina für dieses emotionale Leseerlebnis und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, die ich mit Sicherheit lesen werde.
Fazit: Der Roman „Mein Herz bei ihr“ von Rosina Grün erzählt eine sehr wichtige Geschichte und ist wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle – brillant, mitreißend und unvergesslich! Ich bin schon so gespannt auf den zweiten Band. Sehr lesenswert!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Rezensionsexemplars und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.
Klappentext: „England 1377. Richard ist zehn Jahre alt, als er zum König gekrönt wird. Die Ränkespiele und Intrigen am Hof setzen dem Jungen zu, der als Kindermonarch in einer geradezu grotesken Wirklichkeit aufwächst. Sein einziger Vertrauter ist der Ritter Robert de Vere. Als Richard heranwächst, wird er mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert. Das Volk ist unzufrieden und probt den Aufstand. Richards Lords scheinen sich gegen ihn zu verschwören, um ihre eigene Macht zu sichern. Sie verhöhnen ihn als weibisch und schwach, weil er lieber Bücher liest, statt Kriege zu führen. Richard hingegen spürt, dass er mehr für Robert de Vere empfindet als nur Freundschaft. Seine Zuneigung zu seinem Ersten Ritter stürzt England schließlich in einen Bürgerkrieg …“
Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Geschenk erhalten – ganz herzlichen Dank dafür! – Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Der historische Roman „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt spielt in England des 14. Jahrhunderts und zeichnet das Leben von König Richard II. nach.
„Ich war mit einem Mal erwachsen geworden, aber mein Körper hatte nicht genug Kraft, mit meiner Seele mitzuhalten und so wandelte ich in erschöpften Tagträumen, einen Tag nach dem anderen.“
[III. Teil, Seite 188, Kapitel 5]
England 1377: Mit zehn Jahren wird Richard König von England und muss damit von einem Moment auf den anderen erwachsen werden. An seiner Seite stehen viele Verwandte – und sein Freund und Vertrauter Robert de Vere. Umgeben von Intrigen und Ränkespielen wächst Richard zu einem jungen Mann heran – vieles über seinen Kopf hinweg entschieden und er steht schon bald mächtigen Herausforderungen gegenüber. Denn das Volk ist unzufrieden und es kommt zu Aufständen. Richard wird als zu schwach und zu weibisch angesehen. Seine Zuneigung zu seinem Ritter Robert de Vere wird immer größer – und England stürzt in einen Bürgerkrieg.
Im Juni 2021 habe ich das Buch „Trümmerland“ von Silvia Hildebrandt gelesen, welches mich vor allem mit dem spannenden und perfekt recherchierten geschichtlichen Hintergrund begeistert hat. Im Februar 2024 folgte das Buch „Glasvulkan – Schall & Rauch“ – diese Geschichte hallte noch sehr lange nach. In den Sozialen Medien kündigte die Autorin an, dass sie sich nun erstmal vom 20. Jahrhundert verabschiedet und stellte ihren neuen Roman „Am Hof des purpurnen Königs“ vor. Da mich die englische Geschichte sehr interessiert und mich besonders das englische Mittelalter fasziniert und ich bisher noch nichts über König Richard II. gelesen habe, landete der Roman sofort auf meiner Liste. Überraschenderweise bekam das Buch dann im Dezember 2024 als Geschenk von der Autorin – an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank dafür – ich habe mich so sehr gefreut.
Neben dem Klappentext weckte auch das sehr stimmungsvolle und einzigartige Cover meine Aufmerksamkeit. Es besteht aus einer Zusammenstellung von verschiedenen Zeichnungen, in deren Mitte die Königskrone steht. Bei der Ausgabeart handelt es sich um ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen mit insgesamt 336 Seiten. Die Handlung des Buches gliedert sich in fünf Teile auf: – „I. Teil 1376 – 1377 Prince of Wales “ – „II. Teil 1381 Ritter“ – „III. Teil 1381 – 1385 Knechte“ – „IV. Teil 1387 – 1395 Duell“ – „V. Teil 1397 – 1400 Knechte“ Diese Teile sind in einzelne Kapitel unterteilt, welche alle mit einer Überschrift und Zeit- und Ortsangaben versehen sind. Dies sorgt für eine gute zeitliche und örtliche Orientierung in der Geschichte. Abgeschlossen wir das Buch mit einem Nachwort, einem Überblick über die Personen und einem Glossar.
Ich bin einfach nur ergriffen und tief berührt von dieser Geschichte. Von und über König Richard II. (1367 – 1400) habe ich bis dato noch nichts gelesen oder gewusst. Ich wollte diese Geschichte auf mich zukommen lassen… doch sie riss mich ab der ersten Seite einfach mit. Richard, den der Leser/ die Leserin als kleinen Jungen kennenlernt, dem plötzlich eine große Verantwortung auferlegt wird, erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Durch diesen Erzählstil kam ich ihm und seinen Gedanken und Gefühlen sehr nahe – das hätte keine andere Erzählweise so geschafft. Es zeigt einen zutiefst zerrissen Charakter, der nie er selbst sein durfte, oft verkannt wurde und bei dem vieles über seinen Kopf hinweg entschieden wurde und der auf diesen 336 Seiten eine unglaubliche und doch authentische Entwicklung durchlebt. Stellenweise wollte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen – und musste es dann ab und zu machen – um durchzuatmen und mich zu sammeln. „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt ist keine Wohlfühl-Lektüre – und doch gibt diese Geschichte dem Leser/ der Leserin so viel mit und zeigt den Menschen hinter einer historischen Figur: Ein Mensch, der gelebt hat, gehasst wurde und gehasst hat – vor allem aber geliebt wurde und geliebt hat.
„Erneut war ich überwältigt von dem Leben um mich herum, dessen Rad sich drehte und drehte, während ich außerhalb stand und zuschaute. Ich fühlte mich ausgeschlossen vom gewohnten Gang des Lebens, war mir aber sicher, dass noch etwas ganz Besonderes kommen musste.“
[II. Teil, Seite 129, Kapitel 5]
Die mitunter komplexen historischen Hintergründe hat Silvia Hildebrandt akribisch recherchiert und stellt diese nachvollziehbar und greifbar in ihrem Roman dar – ich habe wieder eine Menge dazugelernt. Mit ihrem bildhaften, lebendigen und mitunter rauen Sprachstil baut Silvia Hildebrandt eine einnehmende Atmosphäre auf und hat mich auf eine unvergessliche Zeitreise mitgenommen – Danke dafür!
Fazit: „Am Hof des purpurnen Königs“ von Silvia Hildebrandt ist ein mitreißender und gleichzeitig lehrreicher Roman, mit einer tragischen und authentisch gezeichneten Hauptfigur, deren Geschichte mich ab der ersten Seiten ergriffen hat und wahrscheinlich noch lange nachklingen wird.Lasst euch diesen historischen Roman nicht entgehen – unbedingt lesen.
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Frei-Exemplars (Geschenk) und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.
Klappentext: „Im Pestjahr 1348: In Magdeburg taucht ein mysteriöser Pilger mit einem alten Siegelring auf. Sofort machen Gerüchte die Runde: Ist er wirklich der totgeglaubte Markgraf Waldemar? Nicht nur der König, sondern auch andere Fürsten sehen ihre Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen und den amtierenden Markgrafen zu stürzen – mit dramatischen Folgen für das gesamte Reich. Was als harmlose Täuschung begann, wird bald tödlicher Ernst. Erzählt nach wahren Begebenheiten.“
Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank! – Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Der historische Roman „Der Trug des Pilgers“ von Silke Elzner spielt im 14. Jahrhundert auf zwei Zeitebenen in der Mark Brandenburg und erzählt, nach einer wahren Begebenheit, die Geschichte des ‚falschen Waldemar‘.
„Es gab nur einen Weg, wie man Ludwig den Titel streitig machen konnte: Man musste jemanden finden, der von Rechtswegen einen größeren Anspruch auf die Mark hatte. Wie ein ehemaliger Markgraf, der auf Bußfahrt gegangen und nie zurückgekehrt war. Bis heute.“
[Kapitel 03, Seiten 75/76]
1320: Im kleinen Ort Hundeluft lebt und arbeitet der Müllergeselle Jakob Rehbock. Nachdem er mit der Tochter des Müllers anbandelt und sich nicht zu der Liebschaft bekennt, verliert Jacob seine Arbeit und sein Zuhause. Kurze Zeit später begibt er sich auf Pilgerfahrt ins Heilige Land, um dort sein Seelenheil zu retten. Währenddessen ist die Mark Brandenburg in großer Aufregung: Markgraf Waldemar, aus dem Geschlecht der Askanier ist ohne eigenen Erben verstorben. Sein noch unmündiger Vetter Heinrich II. von Brandenburg folgt ihm ein Jahr später, im Alter von gerade mal 12 Jahren, nach: Damit erlischt die Linie der Askanier. Daraufhin zieht König Ludwig IV. Brandenburg als erledigtes Reichslehen ein und belehnt 1323 seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg – das erregt den Unmut vieler Menschen. Im Jahr 1348, also 29 Jahre nach dem Tode Waldemar, meldet sich ein alter Mann beim Erzbischof von Magdeburg und behauptete, er sei der wirkliche Markgraf Waldemar, der soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt ist. Ist diesem undurchsichtigen Menschen zu trauen?
Mit ihren bisherigen vier historischen Romanen „Die letzte Fehde an der Havel“, „Der Verrat der Kaufmannswitwe“, „Der Schwur der Gräfin“ und „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ hat mich Silke Elzner sehr begeistert und mich auf unvergessliche Zeitreisen mitgenommen. Damit gehört sie mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und ich freue mich auf jede ihrer Neuerscheinung. Auch ihr neuer Roman „Der Trug des Pilgers“ weckte schnell mein Interesse und versprach mir neues geschichtliches Wissen, denn über den ‚falschen Waldemar‘ hatte ich bisher noch nichts gelesen. Freundlicherweise bekam ich dieses Buch von der Autorin als Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte
Die Ausgabeart des Buches ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und hat einen Umfang von 404 Seiten. Das eindrucksvolle Cover wird mittig von dem ‚großen Siegel des falschen Waldemar‘ dominiert. Das Buch umfasst 14 Kapitel, welche alle eine angenehme Länge haben und zu Beginn abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen spielen. Kapitel 1 setzt im Jahr 1348 an (erste Erzählebene), mit dem zweiten Kapitel befinden wir uns im Jahr 1320 (zweite Erzählebene). Die Handlung der zweiten Erzählebene arbeitet sich kontinuierlich weiter vor, bis die beiden Erzählebenen aufeinandertreffen und eine große Geschichte bilden. Ich habe etwas gebraucht, bis ich die beiden Handlungsstränge gedanklich zusammen gebracht habe – und spätestens dann konnte und wollte ich das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Der Funke sprang schon direkt mit dem ersten Kapitel über – ich war mir sicher, dass mich diese Geschichte mitreißen wird. Wie in ihren bisher erschienenen Büchern erzählt Silke Elzner bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet wieder einmal ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft eine einnehmende Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte.
„»(…) Sie wissen es! Jeder in der Mark weiß, dass das nicht der echte Waldemar ist. Sie mögen Bauern sein, aber rechnen können sie allemal. Niemand verschwindet für dreißig Jahre und kommt dann einfach zurück. Die Wahrheit ist, sie wollen die Lüge glauben. (…)«“
[Kapitel 11, Seite 288]
Besonders gefallen haben mir die ambivalent gezeichneten Figuren, die mich mit ihren unvorhersehbaren Taten und Gedanken überraschen konnten. Hier ist die Hauptfigur Jakob Rehbock an erster Stelle zu nennen. Einerseits stieß er mich mit seinen Handlungen und seinen Gedanken oft ab, auf der anderen Seite habe ich ihn aber doch irgendwie gemocht und in mein Herz geschlossen. Ich lebte, litt, trauerte und freute mich mit ihm mit. Wirkt er zu Beginn noch sehr ruhelos und unstet, wird er im Verlauf der Geschichte erwachsen und übernimmt Verantwortung. Auch wenn er es vermag Menschen (vor allem Frauen) um den Finger zu wickeln, wirkte er in meinen Augen mitunter immer etwas leichtgläubig. Da die wahre Identität des ‚falschen Waldemar‘ bis heute noch ungeklärt ist, konnte Silke Elzner ihre ganz eigene Figur und dessen Geschichte erschaffen. Dies ist ihr außerordentlich gut gelungen und der Leser/ die Leserin kann sich wirklich vorstellen, dass es genau so gewesen sein könnte. Auch die vielen anderen Figuren des Romans, welche größtenteils historisch sind, hat Silke Elzner sehr stark, authentisch und lebensecht beschrieben. Dadurch habe ich das Gefühl, wieder einige Figuren der Weltgeschichte kennengelernt zu haben. Ich konnte zu allen Charakteren – egal ob historisch oder fiktiv – schnell eine Bindung aufbauen. Die Konflikte und Verbindungen zwischen ihnen waren immer spürbar. Außerdem verbindet Silke Elzner die Schicksale der Figuren mit den historischen Hintergründen und bildet so ein gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft und der Zeit ab.
„»Überlegt, wie die letzten zwei, drei Jahrzehnte verlaufen sind in der Mark Brandenburg.(…) Eine Zeit voller Wirren, Scharmützel und Fehden. Ein Interregnum, weil keiner es vollbracht hat, die volle Kontrolle an sich zu reißen. (…)«“
[Kapitel 03, Seite 73]
Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 14. Jahrhundert. Im Jahr 1347 begann die Pestpandemie und verbreitete sich rasant. Innerhalb weniger Jahre starb geschätzt ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Zuverlässige Opferzahlen gibt es nicht, die Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten. Im Jahr 1353 endete die erste Pestwelle. Genau zu dieser Zeit war die politische Lage in der Mark Brandenburg sehr brisant: Nachdem mit dem Tod Heinrich II. von Brandenburg die Linie der Askanier erloschen war, wurde Ludwig V., der Sohn des Wittelsbacher König Ludwig IV. im Jahr 1323 Markgraf von Brandenburg. Der Umstand, dass die sächsisch-anhaltischen Linie der Askanier mit dieser Belehnung umgangen wurde, erregte großen Unmut. Auch Ludwigs Ehe mit Margarete von Tirol begann sehr turbulent und sie war im Volk nicht sonderlich beliebt. Die Mark Brandenburg und ihre Bewohner erlebten unruhige Jahre, die von Wirren und Fehden geprägt waren.
29 Jahre nach dem Tode des Markgrafen Waldemar, tauchte beim Erzbischof in Magdeburg ein älterer Mann auf und behauptete, dass er der wirkliche Markgraf Waldemar sei und soeben erst von einer Pilgerfahrt aus dem Heiligen Land zurückgekehrt sei. Dieser ‚falsche Woldemar‘ gewann schnell Anhänger – vor allem bei den fürstlichen Rivalen der Wittelsbacher. Er gab sich als Vertreter des angestammten askanischen Fürstenhauses aus, dessen Linien in Sachsen-Wittenberg und Anhalt ihn unterstützten, weil sie nach seinem Tode auf die Übernahme der Mark Brandenburg hofften. Binnen weniger Wochen konnte er große Teile der Mark von sich überzeugen. Auch Karl IV. kam der falsche Woldemar zur Schwächung der Wittelsbacher gerade recht: Er belehnte ihn mit der Mark Brandenburg.
Quelle: Hermann Bier: Märkische Siegel. Berlin 1933, Tafel I, Nr. 16
An dieser Stelle möchte ich nicht weiter auf die weitere Entwicklung eingehen, da ich sonst zu viel von der Geschichte und der Handlung vorwegnehme. Silke Elzner erzählt hier eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Sie stellt die mitunter komplexen Sachverhalte und Themen sehr nachvollziehbar da. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt.
„»(…) Der Weg zur Besserung geschieht nicht durch Gott. Man muss sich selbst bemühen. Indem man anderen Gutes tut. (…)«“
[Kapitel 11, Seite 306]
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für dieses großartige und lehrreiche Lesevergnügen und das signierte Rezensionsexemplar bedanken.
Fazit: Silke Elzner erzählt in ihrem historischen Roman „Der Trug des Pilgers“ eine spannende Episode im 14. Jahrhundert, von der ich bisher noch nichts gewusst habe. Damit hat sie, wie in all ihren historischen Romanen, meinen geschichtlichen Horizont erweitert und mir Wissen geschenkt. Dank Autorinnen wie Silke Elzner und deren Geschichten lebt das Genre des historischen Romans. Ein sehr lesenswerter und gut recherchierter historischer Roman, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet – unbedingt lesen!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Klappentext: „Heidelberg, 1967: An ihrem 21. Geburtstag erfährt Anne, dass ihr leiblicher Vater ein britischer Soldat ist. Denn ihre Mutter Erika verliebte sich nach Kriegsende in Berkum bei Bonn in den jungen George. Völlig überrascht von dieser Enthüllung, die aber für Anne so manches erklärt, beschließt sie, George in London aufzusuchen. Doch in England wird sie mit deutlicher Abwehr seitens George‘ Ehefrau empfangen. Unterstützung findet sie hingegen bei ihrem Halbbruder und dessen bestem Freund John. Aber die Vergangenheit hat bei allen tiefe Spuren hinterlassen. Auch bei Anne, die sich manchmal fragt, ob sie jemals genug ist und ob sie es wert ist, um ihrer selbst willen geliebt zu werden.“
Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank! – Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Das Buch „Vielleicht kannst du nachkommen“ von Sarah Kurz ist eine Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen in den 1940er und 1960er Jahren in Deutschland und England spielt.
„Die anderen waren alle noch draußen, molken die Kühe, sperrten die Hühner ein und fütterten alle Tiere. Aber bald würden sie sich ebenfalls in der Küche einfinden und zu Abend essen; und anschließend würden wir alle nach einem Arbeitstag ins Bett gehen. Doch ich wollte nicht, dass mein Leben für immer so aussah. Ich wollte mehr.“
[Erster Teil, Kapitel 03, Seite 26]
Heidelberg 1967: Als Anne an ihrem 21. Geburtstag erfährt, dass ihr leiblicher Vater ein britischer Soldat ist, fällt sie aus allen Wolken. Mit Hilfe der Tagebuchaufzeichnungen ihrer Mutter wirft Anne einen Blick in die Vergangenheit: Nach Kriegsende verliebte sich Erika in Berkum bei Bonn in den jungen britischen Soldaten George. Eine Liebe, die nicht sein durfte – denn George galt als Angehöriger der Besatzungsmacht und somit in den Augen von Erikas Familie als Feind. Überrascht von dieser Enthüllung reist Anne nach London, um ihren Vater aufzusuchen. Doch sie trifft dort nicht nur auf offene Arme. George hat eine Familie gegründet und seine Ehefrau empfängt sie mit deutlicher Ablehnung. Denn die Vergangenheit hat bei allen Spuren hinterlassen – vor allem bei Anne.
Dieses Buch ist bisher völlig an mir vorbeigegangen, obwohl es doch zu meinem bevorzugten Genre gehört. Ich mag Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und Familiengeheimnisse zum Thema haben. In den Sozialen Medien habe ich einen Aufruf der Autorin gesehen, mit dem sie neue Rezensenten und Rezensentinnen gesucht hat. Nach dem Lesen des Klappentext war mein Interesse geweckt und ich meldete mich bei der Autorin. Kurze Zeit später erreichte mich das Buch mit einer persönlichen Signierung, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Bei der Ausgabeart handelt es sich um ein hochwertiges Hardcover mit Schutzumschlag und 400 Seiten. Das schlichtgehaltene Cover zeigt ein Paar vor einem türkisfarbenen Hintergrunde, welches in einer innigen Umarmung versunken ist. Über dem Paar steht in orangefarbener Schrift der aussagekräftige und wunderschöne Buchtitel „Vielleicht kannst du nachkommen“. Auf der vorderen Klappe des Schutzumschlages findet sich ein stimmungsvoller Textauszug, auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Text und Foto vorgestellt. Der Prolog des Buches setzt in Heidelberg im Mai 1967 an und wird aus der direkten Sicht von Anne erzählt. Nach dem Prolog beginnt der erste Teil der Geschichte, der von 1945 bis 1946 größtenteils in Berkum, Bonn und Heidelberg spielt und über insgesamt 23 Kapitel verfügt. In diesem Teil steht Erika (Annes Mutter) im Mittelpunkt, durch deren Augen die Geschichte größtenteils erzählt wird. Der zweite Teil spielt von 1967 bis 1968 in Heidelberg und London und verfügt über 37 Kapitel und einen Epilog. In diesem zweiten Teil steht Anne im Mittelpunkt der Geschichte, viele ( aber nicht alle) der Kapitel werden aus ihrer Sicht erzählt. Mit einem Personenverzeichnis und einem Nachwort endet das Buch. Die Geschichte entwickelt bereits im Prolog eine ganz eigene Dynamik und Sogwirkung, die mich sehr schnell mitgenommen und mitgerissen hat. Ich wollte unbedingt wissen, wie es zu all den Umständen gekommen ist und legte das Buch deshalb nur sehr ungern aus den Händen. Sarah Kurz hat einen sehr ruhigen Sprachstil, der schnell großartige Bilder von den Figuren und Handlungsorten in den Köpfen der Leser und Leserinnen entstehen lässt.
„In diesen Minuten vergaß ich alles, was mich bedrückte: Meine geheime Liebe, die ich nicht mit meiner Familie teilen durfte, meine festgefahrene Zukunft, meine Sorge um Otto. Alles flog davon, löste sich auf und ließ mich genauso lächelnd zurück, wie meine Cousine.“
[Erster Teil, Kapitel 12, Seite 81]
Erika ist die zentrale Figur im ersten Erzählstrang, der 1945 beginnt und 1946 endet. Ihr älterer Bruder ist noch nicht aus dem Krieg zurück, weshalb auf ihren Schultern viel Verantwortung lastet. Zusammen mit ihrer Familie führt sie einen Bauernhof, eine Arbeit, die Erika nicht erfüllt. Sie seht sich zurück in die Zeit, als sie in der Stadt eine Ausbildung zur Krankenschwester machen durfte. Doch sie wird auf dem elterlichen Hof gebraucht. Immer wieder hört Erika, dass die britische Soldaten der Feind sind, von denen sie sich unbedingt fern halten muss. Doch sie verliebt sich in George – und George sich in sie. Es ist allerdings eine Liebe, die nicht sein darf: Denn die Fraternisierung ist auf beiden Seiten verboten und verpönt. Ich mochte Erika sehr gerne und konnte gleich eine Beziehung zu ihr aufbauen. Dadurch, dass die Geschichte aus Erikas Sicht geschrieben ist, konnte ich mich sehr gut in ihre Gefühls- und Gedankenwelt hineinversetzen. Einerseits liebt sie ihre Familie und weiß, dass sie diese unterstützen muss. Gleichzeitig möchte sie gerne raus aus dem engen Dorf und ihr eigenes Leben leben und ihre Träume verwirklichen. Doch es kommt alles ganz anders. George ist ein britischer Soldat und zusammen mit seinem besten Freund Brian in Bonn stationiert. Auch wenn der Leser/ die Leserin George fast nur durch die Augen von Erika kennenlernt, konnte ich mich auch in ihn gut reinversetzen. Auch die Briefe von George lassen in sein Inneres, in seine Gefühlswelt blicken. George ist ein herzensguter und freundlicher Mensch, den man einfach gerne haben muss. Auch die vielen weiteren Figuren in diesem Erzählstrang fügen sich gut in die Geschichte ein und geben ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft wieder. Es gibt die wunderbaren und sympathischen Figuren, aber auch die weniger freundlichen Figuren.
„»Ich bin nicht gekommen, um mir eine Erbschaft zu erschleichen oder Unterhaltszahlungen oder sonst etwas. Ich möchte nur wissen, ob George Wright tatsächlich mein Vater ist, und wenigstens einmal von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen. Ich muss wissen, woher ich komme.«“
[Zweiter Teil, Kapitel 04, Seite 187]
Im zweiten Band steht Anne, Erikas Tochter, im Mittelpunkt der Geschichte. Viele Kapitel werden aus ihrer Sicht geschrieben und so wird schnell klar, dass Anne ein zutiefst verletzter Charakter ist. Sie hat nie väterliche Liebe und Anerkennung erfahren. Durch die überraschende Enthüllung ihrer wahren Herkunft, muss sich Anne ihrer eigenen und auch der Vergangenheit ihrer Mutter stellen und muss sich über ihre eigenen Wünsche, Träume und Ziele in ihrem Leben klar werden. In diesem Erzählstrang kommen einige neue Figuren hinzu, wie zum Beispiel Paul und Annes sympathischer Halbbruder James. Einige der Figuren des zweiten Erzählstranges sind bereits aus dem ersten Erzählstrang bekannt, sie haben sich alle weiterentwickelt und führen ihre Leben, in denen sie alle mehr oder weniger angekommen sind. Mit ihren vielfältigen Figuren schafft Sarah Kurz ein gutes und authentisches Bild der unmittelbaren Nachkriegszeit und der 1960er Jahre. Sie verknüpft die historischen Hintergründe mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Charaktere und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine emotionale Zeitreise.
Im ersten Erzählstrang setzt die Handlung in den 1940er Jahren, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, an. Hier wird deutlich, wie unterschiedlich der Krieg und auch die Nachkriegszeit auf dem Land und in der Stadt erlebt wurde. Am 10. Juni 1945 erließ Militärgouverneur Montgomery für die britische Zone das Fraternisierungsverbot, den britischen Militärangehörigen war jeder Kontakt zur deutschen Bevölkerung untersagt. Das galt nicht nur für Freundschaften und romantische Beziehungen, sondern auch für jegliche private Besuche, sogar kurze Unterhaltungen oder Begrüßungen waren untersagt. Das Fraternisierungsverbot wurde schon bald gelockert. Zunächst durften britische Militärangehörige mit deutschen Kindern spielen, kurz darauf waren auch Gespräche mit Erwachsenen in der Öffentlichkeit erlaubt. Am 25. September 1945 wurde das Fraternisierungsverbot wieder aufgehoben, jedoch waren Eheschließungen zwischen Deutschen und Briten bis August 1946 verboten. In diesem Zusammenhang wird das Thema der sogenannten Besatzerkinder in den Fokus gestellt. Laut dem Nachwort der Autorin gab es zu dieser Zeit ’nach neueren Schätzungen (…) ungefähr 400.000 Kinder in Deutschland‘ derenVater ‚kein Deutscher war‘. Wie schwer es diese Kinder, aber auch die Mütter hatten, stellt Sarah Kurz in ihrem Roman sehr eindrücklich da. Die 1960er Jahre bilden den Hintergrund für den zweiten Erzählstrang. Der Zweite Weltkrieg gehört seit mehr als zwei Jahrzehnten der Vergangenheit an – doch noch immer bei vielen Menschen sehr präsent. Durch den grausamen Vietnamkrieg (1955 – 1975), rissen alte Wunden immer wieder auf und es kehrte nie richtig Ruhe in die Weltpolitik und Gesellschaft ein. Außerdem forderten viele junge Menschen die lückenlose Aufarbeitung und Sühnung der NS-Vergangenheit. Die ältere Generation wollte diese Zeit jedoch am liebsten vergessen. Es kam zu den Studentenbewegungen und Aufständen. Sarah Kurz stellt diese historischen Hintergründe sehr bildhaft und nachvollziehbar da. Während einige dieser Hintergründe nur am Rande thematisiert werden, bilden andere das zentrale Leitmotiv der Figuren. So wird Geschichte erlebbar – vor allem aber fühlbar.
„»Ich habe den Krieg nicht miterlebt, vielleicht bin ich deshalb so unbedarft, Jedenfalls freue ich mich darüber, dass es genug Menschen gibt, die sich auf die Zukunft konzentrieren, auf das Morgen, nicht auf die Vergangenheit.«“
[Zweiter Teil, Kapitel 15, Seite 257]
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Sarah Kurz für dieses gelungene Leseerlebnis bedanken – und auch nochmals herzlichen Dank für das signierte Rezensionsexemplar. Dieses wunderbare Buch wird im Bücherregal und in meinem Herzen einen ganz besonderen Platz bekommen.
Fazit: Sarah Kurz erzählt auf zwei Zeitebenen eine emotionale und starke Familiengeschichte, die mich ab der ersten Seite mitgenommen, nein eher mitgerissen hat und direkt auf der Liste „Highlights 2024“ gelandet ist. Sehr sehr lesens- und empfehlenswert für alle Leser und Leserinnen von Teresa Simon und Barbara Leciejewski.
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Klappentext: „Berlin, 1930: In der Stadt brodelt es gewaltig. Wirtschaftskrise und politische Instabilität rufen immer radikalere Kräfte auf den Plan. Auch Hulda spürt, dass die vermeintlich goldenen Jahre vorbei sind. Umso engagierter kümmert sie sich als Hebamme um die Belange der Frauen und Mütter. Als sie einer Schwangeren helfen will, stößt sie auf einen mysteriösen Todesfall im Dunstkreis der Familie: Die jüngere Schwester Jutta ist Teil einer Jugendgruppe, die sich nachts an der Havel trifft. Die Jugendlichen singen und feiern zusammen. Doch dann wird am Ufer ein Student tot aufgefunden. Er war der Anführer von Juttas Gruppe – und ihr heimlicher Schwarm. Aber war sein Tod wirklich ein Unfall bei einem nächtlichen Abenteuer? Bald ahnt Hulda, dass die Zusammenhänge größer sind als angenommen. Eine Jugend ohne Zukunft sucht in unruhigen Zeiten verzweifelt nach Halt. Und ist bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen …“
Hinweise: – Lest diese Rezension bitte nicht, wenn ihr die Bände 1 – 6 noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet – Spoilergefahr! – Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt Verlag und der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank! – Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein. – Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zu den vorherigen Bänden:
Das Buch „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“ von Anne Stern ist der siebte Band der Buchreihe um die Hebamme Hulda Gold und spielt im Jahr 1930 in Berlin.
„Um Hulda Gold musste sich niemand Sorgen machen! Das hatte sie in den vielen Jahren, in denen er sie bereits kannte, schließlich oft genug bewiesen.“
[Kapitel 02, Seite 38]
Berlin im Jahr 1930: Die goldenen Jahre der Weimarer Republik sind vorbei, im ganzen Land brodelt es: Die Wirtschaft und Politik sind instabil und radikalen Kräfte erstarken. Als Hulda Gold einer Schwangeren helfen möchte, stößt sie dabei auf einen rätselhaften Mordfall, in den die jüngere Schwester der Schwangeren verstrickt zu sein scheint. Der Anführer von Juttas Jugendgruppe wird tot am Ufer der Havel aufgefunden. Schnell wird klar, dass es sich dabei nicht um einen Unfall gehandelt haben kann – sondern um einen skrupellosen Mord. Hulda erkennt, dass Jutta in diese Geschichte verwickelt ist und stößt auf eine Jugend ohne Zukunft und Halt.
Sie ist zurück – und das bereits zum siebten Mal: Hulda Gold – eine Buchfigur, die mir mittlerweile zu einer guten Freundin geworden ist. Als Mitte des Jahres 2020 der Auftakt „Fräulein Gold – Schatten und Licht“ erschien, war ich von dieser Buchreihe sofort eingenommen. Ich schloss Hulda sofort in mein Herz und freute mich auf jeden neuen Band, welche 2020, 2021, 2022 und 2023 erschienen sind. Huldas außerordentlicher Dickschädel und ihre untrügliche Spürnase für Ungerechtigkeiten und Straftaten in Kombination mit jeder Menge Zeitgeschichte, können mich immer wieder sehr begeistern. So war absolut klar, dass ich auch den hier vorliegenden siebten Band unbedingt lesen musste, welchen ich freundlicherweise als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar vom Verlag und der Autorin zur Verfügung gestellt bekommen habe – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür. Das Cover des Buches passt wunderbar zu den bereits erschienen Bänden – damit besitzt die Buchreihe einen gelungenen Wiedererkennungswert:
Dieser siebte Band der Reihe ist in der Farbe rosa/ pink gehalten und besticht wieder einmal durch die hochwertige Klappbroschur mit 448 Seiten und dem wunderbar stimmigen Cover. Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kleiner Textausschnitt, in der Klappe ist eine wunderschöne Karte, welche einen Teil von Berlin im Jahr 1930 und den wichtigsten Handlungsorten zeigt. Die hintere Klappe ziert ein Foto und eine kurze Biographie der sympathischen Autorin, im Inneren befindet sich eine Übersicht der bisher erschienen Teile der Reihe. Der Prolog des Buches setzt am 13. Juli 1930 an, mit dem ersten Kapitel befinden wir uns am 24. August 1930. Die Handlung wird chronologisch erzählt – der Epilog endet im Oktober 1930. Somit umfasst die gesamte Handlung des Buches nur wenige Wochen und setzt etwa ein Jahr nach dem Ende des letzten Bandes „Fräulein Gold – Die Lichter der Stadt“ an. Auch wenn die Geschichten innerhalb eines Buches abgeschlossen sind, empfehle ich, dass man die vorherigen sechs Bände vor diesem siebten Band gelesen hat, da immer wieder Bezug auf Geschehnisse in der Vergangenheit genommen wird. Zudem ist es ist ein größeres Lesevergnügen, da man die Entwicklungen und Entscheidungen der Figuren besser verstehen und nachvollziehen kann. Wie bei den vorherigen Bänden konnte ich ab dem ersten Kapitel wieder schnell in die Geschichte abtauchen. Während der vorherige Band gemächlicher begonnen hat, baut dieser Band ab der ersten Seite eine große Spannung auf. Anne Stern nimmt ihre Leser und Leserinnen mit viel Ortkenntnis in das Berlin der 1930er Jahre und lässt mit ihrem wunderbaren, detaillierten, bildgewaltigen und flüssigen Sprache auf keiner Seite Langeweile aufkommen.
„Hulda spürte seit geraumer Zeit, wie ihre Kräfte aus der Zeit vor ihrer Mutterschaft zurückkehrten. Manchmal hatte sie schier keine Ahnung, wie sie diese am besten einsetzen sollte. Trotzdem hatte sie den Sprung zurück ins kalte Wasser bisher nicht gewagt – auch wenn sie in dem Wasser hervorragend schwimmen konnte, wie sie wusste.“
[Kapitel 01, Seite 25]
Auch in diesem Band ist Hulda Gold die zentrale Figur: Zusammen mit ihrer mittlerweile fünfjährigen Tochter Meta lebt sie mitten in Berlin und gilt trotz ihres festen Partners Max als alleinerziehende Mutter. Was Hulda nach wie vor zu schaffen macht ist, dass sie ihren geliebten Beruf als Hebamme nicht mehr ausüben kann, da sich die Arbeitszeiten nicht mit einem Kind vereinbaren lassen. Hulda arbeitet nach wie vor in einer Mütterberatungsstelle, eine Arbeit, die ihr zwar auf der einen Seite Freude bereitet, auf der anderen Seite jedoch alles andere als erfüllend ist. Sie sehnt sich danach, wieder als Hebamme tätig zu sein und Frauen aktiv zu helfen. Deshalb überlegt sie nicht lange, als die schwangere Hella sie nach Hilfe und ihrer Geburtsbegleitung fragt. Hulda hat ihr stets gutes Gespür für die Menschen um sie herum behalten und sagt oft auch direkt, was sie denkt und fühlt. Sie sieht Ungerechtigkeiten, gegen welche sie vorgeht (oft klappt das nicht) und hat ein Gespür für die Nöte anderer Menschen. Auch wenn es mittlerweile der siebte Band um und mit Hulda Gold ist, kann mich diese Hauptfigur immer wieder überraschen und ich habe das Gefühl, ihr mit jeden Band noch ein Stück näher zu kommen. Anne Stern hat mit Hulda Gold eine solch facettenreiche Protagonistin erschaffen, welche die Leserinnen und Leser in jedem weiteren Band dieser wunderbaren Reihe neu entdeckt. Ich bin so gespannt, wie es mit ihr und ihr wunderbaren Tochter Meta im nächsten Band weitergehen wird. Die fünfjährige Meta bringt einen ganz besonderen Zauber in die Geschichte. Mit ihren unvorhersehbaren Launen und ihrem kindlichen Blick auf die Dinge hat Hulda es nicht immer leicht, doch durch ihre Tochter nimmt Hulda die Welt nochmal und wieder ganz anders wahr. Ich denke, dass sich fast jede Mutter in vielen Szenen mit Meta wiederfindet. Um Hulda Gold agieren wieder zum größten Teil die Charaktere, welche schon ab dem ersten Band dabei sind – mittlerweile fühlt es sich so an, wie auf liebgewonnene Freunde zu treffen und ein wie ein ’nach Hause kommen‘ an. Es ist wunderschön, diese lebensechten Figuren wieder zu treffen und auch deren authentische Weiterentwicklung zu verfolgen. Hier ist vor allem der Kioskbesitzer Bert zu nennen, welcher noch immer Huldas Fels in der Brandung ist. Nach wie vor mit bringt er mit seiner wunderbaren und ehrlichen Art sehr viel Wärme und Geborgenheit in die Geschichte – auch wenn er in diesem Band mit seinen persönlichen Herausforderungen beschäftigt ist. Es kommen auch wieder einige neue Figuren hinzu, Figuren aus den bisherigen Bänden stehen teilweise etwas mehr am Rande. Doch sie alle – egal ob liebgewonnene Freunde oder neue Charaktere, sie im Zentrum oder am Rande der Geschichte eine Rolle spielen – sie alle sind von Anne Stern authentisch gezeichnet und entwickeln sich lebensecht weiter. Keine der Figuren ist perfekt und es wird mitunter auch immer mal wieder die ein oder andere Fehlentscheidung getroffen. Und wie es im wahren Leben so ist, gibt es natürlich auch die unsympathischen und unleidlichen Figuren.
„Kein Mensch glich dem anderen, kein Meister war je vom Himmel gefallen, kein Vater wurde als solcher geboren, keine Mutter musste den vorgezeichneten Weg gehen. Sie lebten in modernen Zeiten, und die Gesetze der alten Generation galten nicht mehr. Sie machten ihre eigenen Gesetze.“
[Kapitel 20, Seite 243]
Das Jahr 1930, welches den Beginn der Zerstörung der Weimarer Republik markiert, bildet den historischen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“. Am 24. Oktober 1929 begann ein dramatischer Verfall der Aktienkurse an der New Yorker Börse („Schwarzer Freitag“). Jahrelange Überinvestitionen in der Industrie und daraus resultierende Überangebot an Waren, mit dem die Nachfrage nicht Schritt gehalten hatte, führte am 24. Oktober 1929 zu einem dramatischen Verfall der Aktienkurse an der New Yorker Börse. Dieser Tag ging als ‚Schwarzer Freitag‘ in die Geschichte ein. Innerhalb kurzer Zeit weitete sich die amerikanische Krise aufgrund der internationalen Verflechtungen des Finanz- und Wirtschaftswesens zur größten Krise der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert aus. Nach den USA war das Deutsche Reich am stärksten von der Krise betroffen. Die Produktionsdrosselung führte zu Kurzarbeit und Entlassungen sowie Firmenzusammenbrüchen. Von 1928 bis 1931 verdoppelte sich die Zahl der jährlichen Konkurse. Im Winter 1929/30 gab es bereits mehr als drei Millionen Arbeitslose – diese Massenarbeitslosigkeit überforderte rasch die Finanzmittel der Arbeitslosenversicherung. Das Kabinett zerbrach im März 1930 an der Frage ob die Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern erhöht oder die Leistungen für die Arbeitslosen gekürzt werden sollten. Heinrich Brüning (1885 – 1970), Fraktionsvorsitzender des Zentrums, wurde durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847 – 1934) mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt wurde, strebte von vornherein keine parlamentarische Mehrheit an. Er stützte seine Politik auf das Ansehen des Reichspräsidenten und dessen Notverordnungsrecht nach Artikel 48 der Reichsverfassung. Als die Reichstagsmehrheit am 18. Juli 1930 dem Antrag der SPD auf Aufhebung der Notverordnung zur „Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ zustimmte, wurde das Parlament noch am selben Tag aufgelöst. Die Neuwahl vom 14. September 1930, an der sich 82 Prozent der Wähler beteiligten, endete mit einer Katastrophe für die Demokratie: Die NSDAP bekam über 18% der Stimmen, deren Mandate stiegen von 12 auf 107. Die Jugendlichen, die in der Weimarer Republik zu jungen Erwachsenen heranwuchsen, hatten den ersten Weltkrieg (1914 – 1918) als Kinder erlebt. Sie hatten gehungert und mussten schwere Verluste hinnehmen – in beinahe jeder Familie gab es Tote oder vom Krieg gezeichnete Rückkehrer. Die sogenannte ‚Dolchstoßlegende‘, nach der die Feigheit einzelner deutscher Offiziere für die Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich war, wurde verbreitet und fiel auf fruchtbaren Boden: Die unbezahlbaren Kriegsschulden verhinderten das Wirtschaftswachstum und belasteten den deutschen Staatshaushalt. Die Weimarer Republik stand von Anfang an auf wackeligen Füßen. Die Jugend fand in diesem Staat, in der Gesellschaft, in der Politik und auch bei ihren Familien wenig Halt und waren doch immer auf der Suche nach der eigenen Identität. In der Weimarer Republik gab es eine große Anzahl von Jugendgruppen, welche unterschiedliche Ausrichtungen hatten – den jungen Menschen aber Halt und ein Zugehörigkeitsgefühl gaben – genau das, was vielen von ihnen fehlte. Die gesellschaftlichen Themen sind sehr mit den geschichtlichen Hintergründen verbunden und teilweise auch noch heute – fast 100 Jahre später – sehr aktuell. Als Beispiel sei hier die Probleme und Herausforderungen alleinerziehenden Eltern zu nennen – an erster Stelle die Vereinbarkeit der Elternschaft mit einem Beruf. Auch der damalige schwere Stand der Frau im Berufsleben allgemein wird von Anne Stern in ihrem Roman beschrieben: Die Arbeit der Frauen wurde in den ‚typischen Männerberufen‘ nicht ernst genommen und Kompetenzen abgesprochen. Exemplarisch wird dies an der Kommissarin Irma gezeigt. Diese vielen geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Themen und Hintergründe hat Anne Stern wunderbar herausgearbeitet und stellt diese sehr verständlich in ihrem Roman da. Die vielen Ereignisse sind mit den Lebensgeschichten der größtenteils fiktiven Figuren verwoben und werden oft durch deren Augen beschrieben, wodurch die Historie dahinter sehr erleb- und greifbar wird.
„Wie konnte man unbeschwert durch die letzten Sonnenstrahlen des Spätsommers radeln und nicht pausenlos daran denken, dass in direkter Nähe und überall auf der Welt Menschen leiden mussten? Menschen, die genau wie Hulda ein schlagendes Herz hatten, Sehnsüchte, Gefühle und nur dieses eine Leben? Es war schwer, solche Gedanken zu ertragen.“
[Kapitel 34, Seite 389]
Auch diesen siebten Band stelle ich wieder zufrieden ins Regal und bedanke mich bei Anne Stern für dieses wunderbare, mitreißende und emotionale Leseerlebnis. Die Leseprobe zum achten Band der Reihe am Ende des Buches zeigt, dass wir uns auf ein weiteres Wiedersehen mit Hulda und all den anderen liebgewonnenen Charakteren freuen dürfen: „Fräulein Gold – Der Preis der Freiheit“ erscheint voraussichtlich im Dezember 2025.
Fazit: „Fräulein Gold – Nacht über der Havel“ ist ein spannender, mitreißender, emotionaler und wunderbarer siebter Teil von einer meiner liebsten Buchreihen. Mit ihrer bildhaften Sprache entführt Anne Stern ihre Leser und Leserinnen in die Vergangenheit, macht politische und gesellschaftliche Hintergründe nachvollziehbar und sorgt für eine unvergessliche Geschichte mit Tiefgang. Absolut lesenswert!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Klappentext: „Heidelberg, 1427. Da Helenas Vater seine Schulden nicht bezahlen kann, verkauft er seine Tochter an einen Winzer als Magd. Dem Mädchen widerfährt Schreckliches auf dem Weingut und es flieht. Das Schicksal lässt Helena zur engsten Vertrauten von Prinzessin Mechthild von der Pfalz werden, und sie folgt ihr nach Stuttgart und Urach. Doch ihre Vergangenheit holt Helena ein, sie trifft eine falsche Entscheidung und die Freundschaft zu Mechthild wird auf eine harte Probe gestellt …“
*Hinweise: – Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag und der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür. – Da ich dieses Buch als eBook gelesen habe, fehlen in den Zitaten die Seitenangaben. – Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder. – Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.
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Der historische Roman „Die Erleuchtung der Welt“ von Johanna von Wild spielt im 15. Jahrhundert im deutschen Südwesten und zeichnet mit einzelnen fiktiven Elementen das Leben der historischen Mechthild von der Pfalz nach.
„Helena fühlte sich wie das Blatt eines Baumes, das immer nur dann zur Ruhe kam, wenn der Wind von ihm abließ.“
[Kapitel ‚1456 Rom, April‘]
1427 in der Nähe von Heidelberg: Als Helenas Vater seine Spielschulden nicht bezahlen kann, verschachert er Helena an einen Winzer. Sie soll in dessen Haushalt die Schulden als Magd abarbeiten. Helena widerfährt auf dem Weingut etwas Schreckliches und sie muss fliehen. Nach einer Zeit im Kloster trifft sie auf Mechthild von der Pfalz. Helena wird die engste Vertraute der kurpfälzischen Prinzessin, späteren Gräfin von Württemberg und Erzherzogin von Österreich und folgt ihr nach Urach und Stuttgart. Doch die Vergangenheit holt Helena jedoch immer wieder ein, lässt sie nicht zur Ruhe kommen und bringt auch ihre Gegenwart und Zukunft in große Gefahr.
Nachdem ich vor wenigen Wochen das Buch „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild mit großer Begeisterung gelesen habe, wollte ich sehr gerne ein weiteres Werk der Autorin lesen. Freundlicherweise vermittelte mir die Autorin ein Rezensionsexemplar ihres ersten historischen Romans. Dieses Rezensionsexemplar wurde mir kurze Zeit später vom Gmeiner Verlag zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Sehr gefallen und angesprochen hat mich das wunderschöne Cover, welches in Kombination mit dem einzigartigen Buchtitel zum einen die Lust auf die Geschichte weckt und zum anderen auch gut zu den weiteren Büchern der Autorin passt. Die chronologisch erzählte Geschichte startet, nach zwei Zitaten und einer Übersicht über die wichtigsten Personen, mit dem ersten Kapitel im September 1425 in Neckargemünd. Das letzte Kapitel spielt im August 1482 in Heidelberg. Es folgen ein Nachwort der Autorin und die Stammbäume des Hauses Wittelsbach und des Hauses Württemberg. Ab der ersten Seite war ich in der Geschichte angekommen, die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte und wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen. Auf viele spannende Passagen folgen auch wieder ruhigere Passagen – Langeweile kam jedoch niemals auf. Es ist eine Geschichte, in der unheimlich viel passiert, an der ich gerne drangeblieben bin und der ich immer gut folgen konnte. Die genauen Zeit- und Ortangaben über den Kapiteln sorgen ebenfalls für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung. Johanna von Wild hat einen wunderschönen und bildhaften Sprachstil, der mich mit auf eine farbenprächtige und unvergessliche Zeitreise genommen hat. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten gefühlt – und habe wieder einiges dazu gelernt.
„Je mehr Helena lernte, desto größer wurde ihr Wissensdurst. Eine völlig neue Welt erschloss sich ihr, als ihr das Lesen immer leichter fiel.“
[Kapitel ‚1428 Heidelberg, Januar‘]
Die vielen und vielfältigen Figuren konnten mich mit ihren Geschichten mitnehmen, berühren und begeistern. Der Mix aus historischen und fiktiven Charakteren ist Johanna von Wild sehr gut gelungen und sie stattet ihre Figuren mit einer gelungen Authentizität und Komplexität aus. Es gibt gute und weniger freundliche Charaktere. Helena ist ein fiktiver Charakter und steht im Mittelpunkt der Geschichte. Als Tochter eines Tagelöhners führt sie zu Beginn ein einfaches und sorgenvolles Leben. Früh muss sie lernen, dass sie nicht selbst über ihr Leben bestimmen kann und muss als junge Frau viel Schlimmes erfahren und ertragen. Auch wenn sie innerlich tief verletzt ist, besitzt sie eine kämpferische und gleichzeitig liebenswerte Art. Ich fand zu Helena und ihrer Geschichte schnell einen Zugang, lebte und litt mit ihr mit. Einige Szenen gingen mir sehr nahe und ich musste des Öfteren mit den Tränen kämpfen oder verspürte eine große Wut darüber, wie mit Helena umgegangen wurde. Prinzessin Mechthild (7. März 1419 bis 22. August 1482) ist eine der vielen historischen Figuren, die in diesem Roman vorkommen. Auch sie steht im Zentrum der Geschichte – allerdings bleibt sie bis zum Ende des Romans etwas unnahbar. Trotzdem mochte ich ihren vielschichtigen Charakter sehr und auch, dass sie sich auch von vielen Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lässt. Neben diesen beiden Hauptfiguren spielen noch viele weitere fiktive und historische Figuren eine Rolle, auf die ich jedoch nicht detailliert eingehen möchte, um nichts von der Handlung und Spannung vorwegzunehmen. Die Autorin schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.
„Als Mutter war man ständig benachteiligt. Erst brachte man unter Schmerzen die Kinder zur Welt, und starb der Ehemann, wurden sie den Müttern von den nächsten männlichen Verwandten entzogen.“
[Kapitel ‚1453 Schloss Urach, November‘]
Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 15. Jahrhundert in Württemberg. Nach dem Tod von Graf Eberhard IV. von Württemberg im Jahr 1419, übernahm seine Frau Henriette von Mömpelgard gemeinsam mit württembergischen Räten die Vormundschaft für die beiden minderjährigen Söhne Ludwig und Ulrich. Graf Ludwig I. wurde bereits im Alter von sieben Jahren mit der zu diesem Zeitpunkt acht Monate alten Mechthild von der Pfalz verlobt und im Jahr 1426, mit 14 Jahren, für mündig erklärt, womit er alleine die Regierungsgeschäfte übernahm. Sein Bruder, Graf Ulrich V., wurde 1433 zur Mitregierung zugelassen wurde. Nach einigen Jahren der gemeinsamen Regierung setzte Ulrich im Jahr 1441 nach seiner Hochzeit mit Margarete von Kleve (1416–1444) die Teilung des Landes durch, die am 23. April 1441 beurkundet wurde. Ulrich erhielt den östlichen und nördlichen Landesteil mit der Residenzstadt Stuttgart, Ludwig den westlichen und südlichen Landesteil mit der Residenzstadt Urach. Der Nürtinger Vertrag spaltete die Grafschaft Württemberg dauerhaft in zwei Teile. Der Stuttgarter Teil unter Ulrich V. umfasste unter anderem die Städte Cannstatt, Göppingen, Marbach und Waiblingen. Zum Uracher Teil unter Ludwig I. gehörten unter anderem die Städte Calw, Herrenberg, Leonberg, Tuttlingen und Tübingen. Trotz der Landesteilung, die zwei voneinander unabhängige Herrschaftsgebiete mit sich brachte, waren diese die folgenden vierzig Jahre bis zur Wiedervereinigung 1482 von gegenseitiger Einflussnahme geprägt, was aufgrund der räumlichen und verwandtschaftlichen Nähe der Höfe nicht ausbleiben konnte. Mit dem Münsinger Vertrag vom 14. Dezember 1482 und dem Esslinger Vertrag von 1492 wurde die Teilung Württembergs wieder aufgehoben. Diese mitunter komplexen historischen Hintergründe stellt Johanna von Wild in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven und historischen Figuren zu verbinden.
„»Was willst du von mir? Du bist der Sohn eines reichen Kaufmanns, und ich bin nur ein armes Mädchen, das das Glück hatte, im Kloster eine Heimat zu finden. Ich habe kein Geld, meine Mutter ist tot und mein Vater hat mich an einen Widerling verschachert (…) Und deshalb werde ich auch ins Kloster zurückkehren, wo mich niemand verletzen kann.«“
[Kapitel ‚1429 Dilsberg, November‘]
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich für dieses spannende und vor allem lehrreiche Lesevergnügen bedanken.
Fazit: Der historische Roman „Die Erleuchtung der Welt“ von Johanna von Wild lässt keine Wünsche offen: Spannung, vielseitige Charaktere, eine bildhafte Sprache und ganz nebenbei bekommt man noch eine Lektion in Sachen Geschichte. Top und sehr empfehlenswert.
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Klappentext: „Martin Waldseemüller studiert die sieben Künste, entdeckt seine Liebe zur Kosmographie und will sich ganz der Wissenschaft widmen. Während spanische und portugiesische Seefahrer immer mehr unbekannte Winkel der Erde entdecken, beschließt Martin, sein beschauliches Leben aufgeben und eine lange Reise anzutreten. In Lissabon begegnet er der schönen Spanierin Elena. Doch ihrer heimlichen Liebe droht Gefahr, als Elenas verschollen geglaubter Ehemann von einer Reise mit Amerigo Vespucci zurückkehrt.“
Hinweise: – Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. – Das Buch wurde selbst gekauft. – Aufgrund der der Verlinkung der Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Kurzrezension:
Der historische Roman „Der Meister der Karten“ von Johanna von Wild spielt im 15. und 16. Jahrhundert und zeichnet einen Teil des Lebens des Kartographen Martin Waldseemüller nach.
„Nachdenklich faltete Martin die Seiten zusammen. Sein Blick fiel auf die Landkarten, die in den vergangenen Jahren zu einer feinen kleinen Sammlung angewachsen waren. Sollte er dem Rat seines Freundes folgen und statt mit dem Zeigefinger auf dem Pergament wirklich auf Reisen gehen und den sicheren Hafen von Basel verlassen?“
[Seite 170]
Freiburg im ausgehenden 15. Jahrhundert: Der junge Metzgerssohn Martin Waldseemüller, der bereits in seiner früher Kindheit von den Sternen fasziniert ist, studiert an der Universität Mathematik und Geografie. Er möchte sich ganz der Wissenschaft widmen und geht in seinen Studien völlig auf. Nach seinem abgeschlossenen Studium führt ihn sein Weg nach Basel, wo er ein beschauliches und ruhiges Leben führt. Doch eine ungeahnte Sehnsucht treibt Martin um: Er möchte gerne die Welt kennenlernen.
Die Romane der Autorin Johanna von Wild interessieren mich schon seit längerer Zeit. Leider kam ich bisher nicht dazu, diese zu lesen. Da ihr neues Buch „Der Meister der Karten“ zum Teil in meiner Heimatstadt spielt, musste ich dieses Buch einfach lesen. Nach einer Lesung der Autorin im April 2024 habe ich mir das Buch gekauft. Ich bin begeistert, bewegt und fasziniert von dieser eindrucksvollen und emotionalen Geschichte, welche mir ganz nebenbei noch einiges neues Geschichtswissen beschert hat. Vor allem über die Entdeckungsreisen im 15./ 16. Jahrhundert habe ich einiges dazugelernt. Ab der ersten Seite war ich mitten im Geschehen und baute zu den vielen und vielfältigen Figuren schnell eine Beziehung auf. Sie alle, egal ob historisch oder fiktiv sind sehr lebensecht und ambivalent beschrieben – allen voran Martin Waldseemüller. Mit ihrem bildhaften und farbenprächtigen Sprachstil hat mich die Autorin Johanna von Wild mit auf eine atemberaubende und unvergessliche Zeitreise genommen, welche mit Sicherheit noch lange nachklingen wird. Ein sehr empfehlenswerter historischer Roman. Danke für dieses großartige und spannende Leseerlebnis. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch gewesen sein, das ich gelesen habe.
Fazit: Wer historische Romane mag, wird „Der Meister der Karten“ lieben. Die bewegende Handlung, die vielen lebensechten und vielseitigen Charaktere und der bildhafte Sprachstil der Autorin vermitteln ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit. Sehr lesenswert!