Interview

Im März 2023 durfte ich unserer lieben Petra Durst-Benning einige Fragen zusenden, welche sie mir freundlicherweise beantwortet hat – herzlichen Dank dafür.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß mit diesem Interview. Beachtet aber bitte, dass das Copyright der beiden verwendeten Fotos ausschließlich bei Petra Durst-Benning liegt.

01. Du hast im Jahr 1996 deinen ersten Roman „Die Silberdistel“ veröffentlicht. Dieser ist, auch mit neuen Cover, noch immer im Handel erhältlich. Das ist im eher schnelllebigen Buchhandel sehr ungewöhnlich. Wie fühlst du dich mit dieser herausragenden Stellung?

Petra: „Alle meine Romane sind Longseller und das freut mich unglaublich. Im Laufe meiner fast 27 Jahren habe ich so viele AutorInnen kommen und gehen sehen – da empfinde ich wirklich große Dankbarkeit dafür, dass die Leser noch immer Freude an mir und meinen Romanen haben!“

02. Insgesamt 27 Bücher hast du bereits geschrieben und veröffentlicht. Hast du unter deinen Büchern einen Favoriten? Wenn ja, welchen und warum?

Petra: „Im Grunde genommen könnte ich zu jedem Buch nicht nur eine, sondern gleich mehrere ganz persönliche Geschichten erzählen. Denn alle meine Themen begeistern mich, manche Themen begleiten mich schon ein Lebenlang, sei es das Thema „Historische Fotografien“ oder die Glasbläserei oder Südfrankreich, wo ich jahrelang ein Haus hatte. Von daher kann ich gar nicht sagen, welches Buch mein Liebling ist – das wäre fast so, als würdest du eine Mutter fragen, welches Kind ihr denn das liebste wäre …“

03. Wie kamst du damals zum Schreiben? Wer oder was hat dich dazu gebracht?

Petra: „Ich gehöre zu denen, die schon in der Schule gern Aufsätze geschrieben haben – während mein Sitznachbar nach zwei Seiten fertig war, schrieb ich noch eine Seite und noch eine … Zu einer Zeit, wo andere Frauen Kinder bekommen, habe ich dann angefangen, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen.

04. Wie sieht dein Schreib-Alltag aus? Wann und wo schreibst du?

Petra: „So ein Autorenalltag ist meist nicht so glamourös, wie man glaubt. Ich schreibe täglich mehrere Stunden, habe dabei aber die Freiheit, mir auszusuchen, wann und wo ich das mache. Da ich keine Vielschreiberin bin, sondern auch noch das Leben genießen möchte, schreibe ich pro Jahr nur ein Buch. Das meiste Schreibpensum lege ich in die Wintermonate, so dass ich im Sommer viel Freizeit habe.“

05. Was ist für dich der größte Störfaktor beim Schreiben?

Petra: „Mich stört beim Schreiben rein gar nichts. Weder ein Presslufthammer auf der Nachbarbaustelle, noch laute Musik, noch meine Hunde oder Kinder oder sonst was. Wenn ich schreibe, dann schreibe ich. Ich brauche auch keine besondere Umgebung, kann im kleinsten Kämmerchen schreiben. Trotzdem mache ich es mir immer schön an meinem Arbeitsplatz: Mit Blumen, Kerze, sauberer Tastatur – wenn ich sehe, wie Leute ihre versabberten Tastaturen posten, graust es mich!“

06. Wie steht deine Familie zum Schreiben?

Petra: „Ich glaube, meiner Familie ist es echt egal, was ich schreibe. Die wissen: Wenn Petra was macht, dann macht sie es mit Herzblut! Und sie ist glücklich dabei. Das ist ihnen wichtig, sonst nichts.“

07. Wo und wie findest du die Ideen und Themen für deine Geschichten?

Petra: „Manche Themen begleiten mich ein Leben lang, entwickeln sich durch meine eigenen Leidenschaften und Erfahrungen. Andere Themen „springen“ mich regelrecht ein. Ein Gedankenflash – und zack! – ist eine Idee da. Doch ob ein Roman draus wird, entscheidet sich erst viel später am Ende eines Prozesses – aber das zu beschreiben, würde den Rahmen jetzt sprengen.“

08. An welches Thema/ an welche Epoche traust du dich nicht ran? Warum?

Petra: „Ich traue mich nicht an den zweiten Weltkrieg heran, das würde zu große Wunden bei mir aufreißen. Mein Urgroßvater wurde im KZ umgebracht, beide Großväter starben als junge Männer im Krieg, dazu Flucht, Vertreibung … Nein danke.“

09. Wie wichtig ist dir der Kontakt zu andern Autoren/ Autorinnen und zu Leser/ Leserinnen?

Petra: „Der Kontakt zu meinen LeserInnen ist mir unglaublich wichtig, ich würde das gar nicht „Kontakt“ nennen, sondern eine über viele Jahre gewachsene, ganz stabile und vertrauensvolle Beziehung. Ich bekomme sehr oft auch private Post, kleine Geschenke, schöne Postkarten. Manchmal schreiben mir Leser auch, wenn sie Sorgen haben. Ich bin keine Psychologin und habe auch nicht unbegrenzt Zeit, aber ich versuche immer, ein offenes Ohr zu haben.
Ich habe auch Kontakt zu AutorINNen, aber in wesentlich geringerem Maße. Mich inspirieren Künstler und Menschen aus anderen Bereichen! Ein Klempner trifft sich ja auch nicht nur mit Klempnern. Und ein Dachdecker hat auch andere Kontakte als nur die zu anderen Dachdeckern.“

10. Nach über 12 Jahren hat „Die Russische Herzogin“ ein neues Cover bekommen. Wie gefällt es dir?

Petra: „Ich liebe es!!!“

11. Erzähl etwas über den Prozess des neuen Cover. Wie ist es entstanden? Kam der Verlag auf dich zu und sagte: „So, wir brauchen ein neues Cover.“ ? Wie sehr warst du in den Findungs- und Gestaltungsprozess mit eingebunden?

Petra: „Die Ullstein Buchverlage pflegen meine so genannte „Backlist“, also die Liste meiner älteren Bücher sehr gut. Alle paar Jahre gibt es eine Neuauflage. In die Covergestaltung werde ich mit eingebunden – bei der Zarentochter-Trilogie habe ich mir Frauenportraits gewünscht mit einer extremen Nähe. So dass einen das Gesicht quasi vom Cover anspringt. Und genau das hat der Grafiker perfekt hinbekommen.

12. Magst du deine bisherigen und älteren Bücher immer noch sehr gerne? Oder denkst du, gerade bei Neuauflagen: „Uff, das hätte ich anders schreiben müssen/ können…“?

Petra: „Jedes Buch spiegelt stets auch eine Lebensphase von mir. Ich weiß noch genau, wie ich mich beim „Kartografen“ oder bei der „Glasbläserin“ gefühlt habe. Ich weiß, dass ich eine ganz besonders intensive Zeit erlebt habe, als ich an „Antonias Wille“ schrieb. Von daher mag ich meine Oldies so, wie sie sind!“

13. Wie haben die Lebensgeschichten von Olga und Wera dein Leben beeinflusst?

Petra: „Diese starken Frauen, die das Beste aus ihrem Leben machten – egal, wie schwierig die Umstände auch waren – sind wie Vorbilder für mich. Nicht jammern, sondern tun! Kein Selbstmitleid, dafür an andere denken! Und wenn man Sorgen hat und Schmerzen und Seelenqual, dann diese auch mal mit sich selbst ausmachen anstatt immer gleich andere zutexten!“

14. Was ist das schönste Erlebnis, welches du mit dem Buch „Die russische Herzogin“ verbindest?

Petra: „Bei den damaligen Lesungen kamen viele Menschen auf mich zu, die entweder mit den Wera-Heimen oder einer anderen Wohltätigkeitsorganisation, die Wera ins Leben gerufen hatte, zu tun hatten. Dass Weras Geist weiterlebt – das finde ich grandios!“

15. Momentan sind historische Romane sehr in Mode, welche im 20. Jahrhundert spielen. Käme es für dich in Frage, auch über die letzte Zarenfamilie zu schreiben?

Petra: „Ich gucke doch nie, was modern ist ;-). Ich schreib immer das, was mir mein tiefstes Innerstes rät.“

16. Wie wichtig ist die „Vor Ort Recherche“ für dich?

Petra: „Ohne geht es einfach nicht. Ein paar Klicks im Internet mögen für ein nettes Geschichtchen reichen – aber für einen richtig satten Roman mit viel szenischer Dichte gewiss nicht.“

17. Welches Buch liegt bei dir gerade auf dem Nachttisch?

Petra: “ >>Chasing slow<< von Erin Loechner.“

Vielen Dank liebe Petra für diese interessanten Einblicke in dein Autorinnenleben.
Hier gibt es noch mehr wissenswertes über Petra Durst-Benning:

Liebe Grüße, eure

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