Virginia Anemona

  • Zur Autorin:

Virginia Anemona ist freischaffende Künstlerin. „Ajena und der Wasserperlenbaum“ war ihr erstes Werk, welches anderen Menschen helfen soll, sich ihren Ängsten zu stellen und nie aufzugeben.
Ihr zweites Buch „Ajena im Raum der Spiegel“ setzt die Geschichte rund um Ajena fort, die im Traum über sich hinauswächst und sich bei Tage ihrem Kindheitstrauma stellen muss. Virginias drittes Buch „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ umfasst eine neue Geschichte, die ernste Themen ebenso aufgreift, wie Momente des Glücks.

Homepage: http://www.virginia-anemona.cookypool.net/index.html

  • Interview:

Ich durfte die Autorin und Künstlerin Virginia Anemona im Juli 2023 einige Fragen zu ihrem künstlerischen Schaffen und ihrer Neuerscheinung „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ stellen.
Ich wünsche euch viel Spaß mit diesem Interview, beachtet aber bitte: Die Copyrights der verwendeten Fotos und Covers liegen ausschließlich bei Virginia Anemona.
Noch ein Hinweis:  Da wir Beide schon lange in Kontakt stehen, nutzen wir in diesem Interview das ‚Du‘.

(c) by Virginia Anemona

01. Hallo liebe Virginia Anemona, ich danke dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst und uns damit spannende Einblicke in dein Werk und dein Autorinnen-Leben gibst. Wie kamst du zum Schreiben von Büchern?

Virginia Anemona: „Gute Frage. Als Kind schrieb ich bereits ab und zu Geschichten. Das gab mir ein befreiendes Gefühl.
Als Jugendliche litt ich an einer Depression. Eines Abends, als mir meine eigenen Gedanken zu schwer wurden, schrieb ich diese auf. Ich schrieb sie in mein altes Nokia Handy, bis mir das Tippen dort zu mühsam wurde, dann habe ich das Schreiben auf den PC verlagert. Ich schrieb immer mehr Dinge auf, Erfahrungen, Gedanken, Träume. Irgendwann dachte ich, vielleicht könnte das, was ich da so schrieb, ja irgendjemandem helfen, sich weniger alleine zu fühlen. Und erst da kam die Idee auf, vielleicht ein Buch zu veröffentlichen. Dass ich später noch weitere Bücher schreiben würde, war zu dem Zeitpunkt nicht geplant.“

02. Wie sieht dein Schreib-Alltag/ deine Schreib-Routine aus?

Virginia: „Tja (seufzt.) Das kann ich kaum beantworten, denn derzeit habe ich keinen Schreib-Alltag. Seit ich zusätzlich zur chronischen Borreliose (seit 2012), an Long Covid erkrankt bin (2021), konnte ich leider nicht mehr schreiben. Andere Aktivitäten sind auch stark begrenzt, beispielsweise kann ich nur noch sehr schwer Lesen. Das betrifft sogar einfache Texte, wie Instagram-Postings. Ich benötige sehr viel Kraft für einfachste Dinge. Da kann ich nur hoffen, dass es irgendwann offiziell irgendeine Form der Hilfe (Medizin) geben wird.
Früher hatte ich keine fixe Schreib-Routine. Mal schrieb ich jeden Tag, dann wieder eine Weile gar nicht. Ich finde, das sollte man nicht erzwingen.“

03. Wo und wie findest du die Ideen zu deinen Büchern?

Virginia: „Ich lasse mich am liebsten von der Realität selbst inspirieren, denn die ist doch wirklich ausreichend verrückt. lacht 😉
Ansonsten inspirieren mich Träume oder Serien oder die Natur (wenn es mir möglich ist, in der Natur zu sein.)

04. Dein Buch ist fertig geschrieben. Wie gehst du weiter vor? Welche Arbeiten stehen an?

Virginia: „Wenn der Text in seiner Rohfassung steht, dann überarbeite ich diesen in zwei Durchläufen. Wenn ich denke, nichts mehr verbessern zu können, arbeite ich das Manuskript mit meiner Mutter zusammen durch. An ihr ist eine wahre Lektorin und Korrektorin verloren gegangen. Sie beherrscht das so gut, dass ich es manchmal schade finde, dass sie beruflich einen andern Weg gegangen ist. Dieser Durchgang des Überarbeitens mit meiner Mutter dauert ungefähr ein Jahr. (Wir sehen uns nur ein bis zweimal pro Woche.)
Mein aktuelles Buch Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht, wurde nach diesem Durchgang erneut von mir gelesen und dann an wunderbare Testleser geschickt. Nachdem ich deren Feedback eingearbeitet hatte, las ich die Geschichte ein letztes Mal, um sie dann guten Gewissens als vollendet zu betrachten.
Die Zeit bis zur Veröffentlichung habe ich genutzt, um Postings vorzubereiten, die das Buch im besten Fall einigen Menschen näherbringen sollten. Dazu gehörten schöne Fotos mit dem Buch, Textausschnitte, Leseprobe, Reels, Buchtrailer und so weiter.
Des Weiteren musste ich Blogger für mein Buch anfragen. Schließlich hatte ich dann einige Blogger-Pakete zu packen, die ich mit liebevollen Goodies bestückt habe, welche ich in stundenlanger Bastel-Arbeit kreiert habe. 🙂
Es machte Spaß, sofern man von der körperlichen Anstrengung aufgrund der Krankheiten absieht, die mir alle Aktionen unfassbar erschwert haben.
Gerade als Selfpublisherin endet die Arbeit aber gefühlt nie. Ich habe den Eindruck, ständig präsent sein zu müssen, ständig Content nachlegen zu müssen, um überhaupt von irgendeinem Menschen in der weiten Online-Welt gesehen zu werden. Manchmal macht das ungewollt Druck. Ich versuche immer eine Art Mittelmaß für mich zu finden.“

05. Ist der Name Virginia Anemona ein Pseudonym? Wenn ja, warum nutzt du ein Pseudonym?

Virginia: „Nein, das sind tatsächlich meine beiden Vornamen. :)“

06. Deine ersten beiden Bücher befassen sich mit deiner persönlichen Lebensgeschichte. Dein neues Buch „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ ist ein fiktives Werk. Welche Unterschiede gab es für dich beim Schreiben und in der Planung?

Virginia: „Ich glaube, so viele Unterschiede gab es gar nicht. Ich ließ mich auch beim neuen Buch hauptsächlich von Emotionen leiten. Obwohl die Handlung im Vergleich zu den ersten Büchern nicht vom Leben vorgegeben war, fühlte ich mich eher wie ein Zuschauer, der bloß das schreibt, was eben vorm geistigen Auge abläuft, wie ein Film. Worauf ich aber Einfluss nahm, waren Alexanders Reaktionen. Es war mir sehr wichtig, mal eine Figur zu haben, die schlagfertig ist. Und Szenen, in denen Kurt etwas Tröstendes sagt … da überlegte ich auch gut, was ich in jeweiliger Lage gerne hören würde.“

07. Haben die Figuren aus deinem Buch „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ reale Vorbilder?

Virginia: „Ja, teilweise. Einer meiner Protagonisten, Kurt, verdankt seinen Namen, sein Aussehen und seine Ausstrahlung einem lieben Menschen aus dem realen Leben.
Zudem gibt es Textpassagen im Buch, die ebenfalls der Realität entsprungen sind.“

08. Wie kamst du auf den schönen, aber eher ungewöhnlichen Buchtitel? War das Buch vor dem Titel fertig oder stand der Titel schon länger fest?

Virginia: „Tatsächlich stand zuerst der Titel fest.
Ich schrieb mit einer Freundin per Chat über Ängste. Ein Grundthema dabei war, die Angst nach dem Tod zu verpuffen, ohne eine Spur im Leben zu hinterlassen. Nach dem Gespräch nahm ich ein Bad und da war der Buchtitel geboren. Ich wollte ein Buch schreiben, welches einerseits Freunde sowie mich selbst verewigt, als auch Trost spendet.“

09. Hast du eine Lieblingsfigur unter deinen vielen unterschiedlichen Charakteren in „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“? Wenn ja, wen und warum?

Virginia: „Das ist echt knifflig, denn ich liebe Kurt, weil er wie der Großvater ist, den ich mir stets gewünscht habe. Ich liebe Alexander für seinen Mut und seine Schlagfertigkeit. Doch mein Liebling ist Joel. Als Joel in diese Geschichte hereinspaziert kam, schmiss ich ihn in hohem Bogen raus, denn er passte mir nicht in den Kram. Jedoch ließ sich Joel nicht einfach rauswerfen. Irgendwann gab ich nach und als ich ihn näher kennenlernte, schloss ich ihn sehr ins Herz. Er ist … wie ein Teil von mir selbst, den ich gerne mal herzlich umarmen würde.“

10. Gibt es eine Szene in „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“, welche dir besonders am Herzen liegt? Wenn ja, welche und warum?

Virginia: „Uff, das ist die schwerste Frage überhaupt, denn es gibt natürlich viele solcher Szenen, aber ich darf ja auch nicht spoilern. 🙂
Als Joel Alexander hinaus auf ein Feld folgt, ohne zu wissen, was der Plan dabei ist, hat mir das zum Beispiel viel bedeutet. Für Joel ist es nämlich sehr schwer, zu vertrauen, doch in dem Moment merkt man, wie groß sein Vertrauen in Alexander ist.“

11. Du bist Selfpublisherin. Welche Vorteile und Nachteile siehst du darin? Könntest du dir vorstellen, mit einem Verlag zusammen zu arbeiten?

Virginia: „Der Vorteil liegt auf der Hand, ich bin frei. Ich kann mein Buch so schreiben, wie ich das möchte, muss nichts kürzen oder verändern oder in ein Raster zwängen. Ich kann frei wählen, wie ich fürs Buch werbe und wann ich veröffentlichen möchte.
Der große Nachteil im SP ist für mich die mangelhafte Sichtbarkeit. Bisher sind meine Bücher noch ziemlich unsichtbar.
Hinter mir liegt leider eine schlechte Verlagserfahrung. Daher kann ich mir derzeit nur die Zusammenarbeit mit einem ganz bestimmten Verlag vorstellen, dem ich vertrauen würde. Sonst momentan nicht.“

12. Trotz hoher Druckkosten erscheinen deine Bücher auch als Printausgaben. Warum hast du dich für den Druck entschieden und gibst nicht einfach nur die eBooks heraus?

Virginia: „Für mich hat ein Buch aus echtem Papier, dessen Seiten man umblättert, einen ganz besonderen Zauber. Mir war es daher wichtig, meine Bücher in gedruckter Form anzubieten.
Ich finde, es wird schon genug auf Bildschirme gestarrt, da braucht es das nicht auch noch beim Lesen. (Nur meine Meinung, jedem das Seine.) 🙂
Meine Bücher gibt es nicht als E-Books, was aber nicht den Grund hat, dass ich diese selbst nicht besonders mag, sondern den, dass E-Books sehr oft geklaut und illegal auf Plattformen wiederverkauft werden. Allein den Gedanken daran ertrage ich kaum. (Das eigene Werk außerhalb der eigenen Kontrolle.)
Außerdem werden E-Books nach einem Kauf auch oftmals einfach wieder zurückgegeben, wodurch der Autor nicht nur nichts daran verdient, sondern auch noch Kosten anfallen, die die Verkaufsplattform an den Autor weiterreicht.
Das Risiko all dessen ist es mir nicht wert. Wer nur E-Books liest, muss eben andere Bücher lesen, als meine.“

13. Angenommen deine Bücher stehen in der Buchhandlung. In welcher Abteilung würden sie ihren Platz finden?

Virginia: „Ajena und der Wasserperlenbaum“ und
„Ajena im Raum der Spiegel“ würden unter Biografien zu finden sein … oder unter Urban Fantasy (wenn man nicht wüsste, dass die Traumrealität auch zu meinem echten Leben gehört.) 🙂
„Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ stünde wohl unter Drama

14. Ab welchem Alter empfiehlst du deine Bücher?

Virginia: „Ich würde sagen, was mein Debüt angeht, sollte man das individuell einschätzen. Ich habe keine Altersgrenze gesetzt, da mir selbst so eine Geschichte bereits mit sechs Jahren geholfen hätte. Doch für andere Kinder in dem Alter käme ein Buch mit so ernstem Thema vielleicht zu früh. Es kommt darauf an, wie gereift/aufgeklärt das jeweilige Kind ist und wie sicher es sich im nahen Umfeld fühlt. Ich würde mal schätzen, dass es für die meisten Kinder im Alter von 11/12 Jahren in Ordnung sein müsste, das Buch zu lesen.
Mein zweites Buch, Ajena im Raum der Spiegel, würde ich ab 13 Jahren empfehlen.
Und Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht sollte man frühestens ab 15, eher 16/18 Jahren lesen.“

15. Welches Feedback hast du bisher zu „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ erhalten?

Virginia: „Von meinen Testlesern und einigen Bloggern bisher überwiegend Positives. Der Fokus lag dabei stark auf den Emotionen, das Buch konnte emotional berühren, was mich besonders freut.“

16. Kannst du uns schon etwas zu deinem neuen Schreibprojekt erzählen?

Virginia: „Es gibt bislang nur eine Vorstellung in meinem Kopf, daher leider nicht. (Es kann sich noch zu viel ändern.) :)“

17. Was liest du gerne zu deinem Vergnügen?

Virginia: „Emotionale Geschichten, bei denen die Gefühle der Charaktere im Vordergrund stehen. Sehr oft waren das bisher Biografien, aber natürlich auch fiktionales.“

Vielen Dank für die sehr interessanten und ehrlichen Einblicke und alles Liebe und Gute für dich und dein neues Buch.

Liebe Grüße,