„Die Schwestern von Krakau“

von Bettina Storks

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. Dezember 2024 (eBook), 15. Januar 2025 (Paperback)
Verlag: Heyne
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-453-36118-8
Seitenanzahl: 576 Seiten
Preise: 17,00€ (Paperback), 13,99€ (eBook)

Klappentext:
„Als Édiths Vater Simon Mercier 2016 in Paris stirbt, erfährt die 53-Jährige völlig überraschend von ihren deutsch-polnischen Wurzeln. Anscheinend war Simon ein angenommenes Kind, dessen jüdischer Vater Opfer der großen Razzia im Juli 1942 wurde. Doch wie ist Simon in die Familie Mercier gekommen und was geschah mit Simons Mutter Helene? Als Édith ihre Großcousine Tatjana in der Nähe von Stuttgart ausfindig macht, suchen die Frauen gemeinsam nach Antworten und beginnen, ein jahrzehntelanges Schweigen zu durchbrechen. Wie hat Helenes Schwester, Tatjanas Großmutter Lilo, damals im von Deutschen besetzten Polen gelebt? In Krakau stoßen sie auf eine Apotheke, die nicht nur für Lilo eine zentrale Rolle gespielt hat, sondern auch für den jüdischen Widerstand.“

Homepage:
https://www.penguin.de/buecher/bettina-storks-die-schwestern-von-krakau/paperback/9783453361188

https://www.bettinastorks.de/die-schwestern-von-krakau/

Hinweise:
– Dieses Buch durfte ich testlesen – herzlichen Dank an die Autorin.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen
Vorab-Exemplars und der Verlinkung der Verlagshomepage und der Homepage der Autorin, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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Das Buch „Die Schwestern von Krakau“ von Bettina Storks ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen vorwiegend in Krakau, Paris und Fellbach spielt und zeigt wie zwei Frauen das jahrzehntelange Schweigen ihrer Familie zu durchbrechen versuchen.

„»Helene ist mir immer wie eine Schwester gewesen, und das bist du jetzt auch für mich. Gemeinsam sind wir die Schwestern von Krakau. Einverstanden?«“

[Kapitel 44]

Paris 2016: Kurz nach dem Tod ihres Vater Simon erfährt Édith, dass er ein angenommenes Kind der Familie war. Simons jüdischer Vater wurde Opfer der großen Razzia im Jahr 1942 in Paris. Die Spuren von Simons Mutter Helene führen nach Krakau.
Als Édith ihre Großcousine Tatjana in Fellbach (in der Nähe von Stuttgart) ausfindig macht, versuchen die beiden Frauen gemeinsam Licht in die lang gehüteten Familiengeheimnisse zu bringen. Tatjana reist nach Krakau, um dort dem Leben ihrer bereits verstorbenen Großmutter Lilo und deren Schwester Helene nachzuspüren. Die beiden Schwestern wuchsen in dem von Deutschen besetzten Polen als sogenannte Reichsdeutsche auf. In einer Apotheke findet sich eine Spur von Lilo – dort scheint sie eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Doch was hat der jüdische Widerstand mit Lilos Leben zu tun?

Bettina Storks gehört bereits seit einigen Jahren zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen und begeistert mich mit ihren vielfältigen, lehrreichen und authentischen Geschichten und den akribisch recherchierten Hintergründen immer wieder aufs Neue. Es sind Geschichten, die unter die Haut gehen und sich abseits des Gewohnten befinden.
Zuletzt konnte sie mich mit ihrem Buch „Die Kinder von Beauvallon“ bestens unterhalten und auch hier neues Buch „Die Schwestern von Krakau“ versprach ein ähnlich emotionales Leseerlebnis. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für ihr Vertrauen bedanken, denn ich durfte das Buch vorab als Testleserin lesen.
Das Cover zeigt zwei junge Frauen, die an einer Mauer stehen. Dahinter erhebt sich die in schwarz-weiß gehaltene Stadt Krakau – unverwechselbar mit dem Rathausturm in der Mitte. Auch dieses Cover zeigt, wie viele Bücher von Bettina Storks, eine Szene aus dem Buch – und man erkennt zwei der Hauptfiguren.
Erschienen ist das Buch als eBook und als hochwertig gestaltetes Paperback mit 576 Seiten. Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kurzes Interview mit der Autorin, innen finden sich verschiedene Abbildungen zu den Figuren und Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer Biografie und einem Foto vorgestellt, im Inneren wir das Buch „Die Kinder von Beauvallon“ vorgestellt.

„Es war etwas anderes, an diesem Ort mit seinen eigenen Füßen zu stehen, anstatt mit den Fingerspitzen auf einem Stadtplan den Straßen zu folgen. Es bedeutete, die ambivalenten Gefühle zwischen dem widersprüchlichen Wunsch nach Entschuldung ihrer eigenen Familie und dem nach der schonungslosen Wahrheit auszuhalten.“

[Kapitel 15]

Die Handlung beginnt mit einem im April 1943 in Krakau ansetzenden und emotionalen Prolog – dieser hat mich direkt abgeholt und in die Geschichte gezogen. Danach geht es ins Frühjahr 2017 nach Paris, hier lernt der Leser/ die Leserin zuerst die Charaktere Édith Mercier und ihre Tante Adeline kennen – und die Geschichte des bereits verstorbenen Simon – Vater von Édith und Bruder von Adeline.
Im weiteren Verlauf geht es dann nach Bad-Canstatt und Fellbach bei Stuttgart – auch dieser Erzählstrang spielt im Frühjahr 2017. Hier stehen Tatjana und ihre Mutter Doro im Mittelpunkt und es gibt erste Rückblicke auf das Leben von Lilo Wagner – der Mutter von Doro und Großmutter von Tatjana.
Die beiden Erzählstränge wechseln sich ab, bis dann eine dritte Erzählebene hinzu kommt: Diese beginnt im Frühjahr 1941 und spielt in Krakau. Neben Lilo Wagner steht auch Helene, ihre jüngere Schwester und ihre gemeinsamen Eltern im Mittelpunkt der Geschichte. Die Familie lebt als sogenannte Reichsdeutsche in Krakau, Lilo arbeitet in einer Apotheke, sie sich im Krakauer Ghetto befindet und (zusammen mit dem Inhaber) zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird. Dieser Erzählstrang arbeitet sich fortwährend auf die Geschehnisse des Prologs zu.
Im Fortgang der Handlung verbinden sich diese Handlungsstränge und Erzählebenen immer mehr und bilden eine große und zusammenhängende Geschichte.
Der Epilog, der 1946 in Krakau spielt, geht schlussendlich nochmals auf die Geschehnisse des Prologs ein und führt auch diesen Erzählstrang zu einem Ende.
Zu Beginn ist nicht wirklich klar, wie alles miteinander zusammenhängt – doch ab einem gewissen Punkt machte es dann ‚klick‘ und ich versank voll und ganz in dieser emotionalen und dramatischen Geschichte – die Seiten flogen nur so dahin. Bettina Storks verbindet gekonnt historische Fakten mit den Schicksalen ihrer fiktiven und auch historischen Figuren.
Dazu kam der äußerst bildhafte und sehr angenehme Sprachstil der Autorin und die vielen und vielfältigen Figuren, die Bettina Storks sehr ambivalent und lebensecht gezeichnet hat.

„»(…) Was soll ich sagen? Mir ist das meiste, was Sie sagen, fremd, vollkommen neu. Trotzdem weiß ich schon lange, dass in meiner Familiengeschichte eine große Lücke klafft. Lilo hat nicht viel über ihre Vergangenheit gesagt, geschweige denn erklärt.«“

[Kapitel 08]


Alle Figuren, egal ob Haupt- oder Nebenfiguren und fiktiv oder historisch, konnten mich mit ihren individuellen Lebensgeschichten und ihren Hintergründen und ihren vielen Facetten bestens unterhalten. Ich habe zu allen ein große Verbindung gespürt – ganz besonders zu Lilo. Sie ist auf der einen Seite so stark, trägt aber doch auch große Ängste mit sich herum und ist mitunter auch verunsichert und erleidet immer wieder Rückschläge. Diese spornen sie jedoch eher an und sie lässt sich nicht unterkriegen.
Der Apotheker Tadeusz Pankiewicz (1908 – 1993) ist eine der historischen Figuren des Buches. Er wird mit seiner eindringlichen Geschichte mit Sicherheit noch lange nachklingen. Ebenso wie die Geschichte um die ebenfalls historische Gusta Draenger – zwei Widerstandskämpfer, deren Erinnerungen den historischen Kern des Romans bilden. Die Geschichte um die deutschstämmige Familie Wagner ist hingegen rein fiktiv.
Den geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das Jahr 1942 in Krakau. Mit dem Überfall Polens durch die Wehrmacht begann am 01. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Fünf Tage später wurde Krakau besetzt und die Besatzer errichteten am rechten Weichselufer für jüdische Stadtbürger das Ghetto Krakau. Hier wurden zeitweise 20.000 Menschen als Arbeitssklaven gefangen gehalten und im Herbst 1941 2.000 Menschen aus dem Ghetto für die Tötung „selektiert“, weggebracht oder dort ermordet.
Und genau hier entstand ein jüdischer Widerstand, die zionistische Bewegung Akiba, die mit ihren Aktionen teilweise die Pläne der Deutschen sabotierten und durchkreuzten.
Es wohnten auch die sogenannten Reichsdeutschen in Krakau, hier dargestellt durch Familie Wagner, die im Besitz der vollen politischen Rechte waren.
Bettina Storks hat diese Hintergründe akribisch recherchiert und stellt diese mit ihren fiktiven Figuren und deren Lebensgeschichten sehr nachvollziehbar da.
Nebenbei habe ich noch einiges zu der Geschichte Krakaus gelernt und möchte die Stadt irgendwann gerne besuchen.

„Die Schwestern waren so unterschiedliche Wege gegangen, und keine hatte den elterlichen Ansprüchen genügt, im Gegenteil. Am Ende hatten die Schwestern die Eltern enttäuscht (…).“

[Kapitel 31]


Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Bettina Storks für dieses lehrreiche und emotionale Lesevergnügen bedanken. Alles Gute für dein neues Buch – und ich wünsche dir für diese mitreißende und emotionale Geschichte viele begeisterte Leser und Leserinnen.

Fazit: Das Buch „Die Schwestern von Krakau“ von Bettina Storks ist ein bestens recherchierter historischer Roman. Auf mehreren Zeitebenen spielend und mit interessanten und facettenreichen Figuren ausgestattet lässt dieser lehrreiche und spannende Roman keine Wünsche offen. Sehr lesenswert und eine absolute Leseempfehlung für dieses Highlight!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung eines Vorab-Exemplars und der uneingeschränkten Leseempfehlung ist diese Rezension als Werbung gekennzeichnet.

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