von Martina Sahler
Erschienen am 03.08.2020 im Ullstein Verlag
ISBN: 9783548060736
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-englische-gaertnerin-weisser-jasmin-die-gaertnerin-von-kew-gardens-3-9783548060736.html
Hinweise: Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil der Reihe („Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“) und den zweiten Teil („Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien) noch nicht kennt. Diese Rezension könnte euch sonst spoilern.
Meine Rezensionen zu den ersten beiden Teilen findet ihr hier:
– „Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“
– „Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“
Das Buch „Die englische Gärtnerin – Weißer Jasmin“ ist der dritte Teil um die Botanikerin Charlotte, die im Jahr 1929, das Jahr der Wirtschaftskrise, vor großen Entscheidungen und vielen Abschieden steht.
Es ist das Jahr 1926: Gespannt erwartet Charlotte Besuch der ‚Linnean Society‘. Von dieser Gesellschaft erhofft Charlotte sich eine Medaille, eine Auszeichnung für ihren Garten. Doch zu dieser Auszeichnung soll es nicht kommen. Ihr wird ans Herz gelegt, zu promovieren, vorher hätte sie keinerlei Chance auf Anerkennung.
Drei Jahre später schlittert die Papierfirma von Charlottes Mann Victor immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Kunde nach dem anderen springt ihm ab, schon bald weiß er nicht mehr, wie es weitergeht.
Charlotte kümmert sich weiter mit Hingabe um ihren Garten, ihre kleine Tochter Eliza Rose steht ihr in Begeisterung für die Pflanzenwelt in Nichts nach.
‚Summerlight House‘, der Wohnsitz ihrer Familie leert sich – immer mehr Menschen, die Charlottes Leben mit ausgemacht haben, verabschieden sich.
Da ich die ersten beiden Teile der Reihe mit Begeisterung gelesen habe, musste ich diesen letzten Teil der natürlich auch direkt lesen.
Die Charaktere sind mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen, vor allem Charlotte. Es ist immer wieder schön, wenn Figuren eine Wandlung durchmachen, sich dabei aber trotzdem selbst treu bleiben. Genau so ist Charlotte. Sie kämpft, sie leidet, sie fällt, sie steht auf. Ein einzigartiger Charakter. Immer wieder muss sie sich den gesellschaftlichen Normen anpassen, was ihr immer schwerer fällt und sie auch immer mehr in Frage stellt.
Victor, ihr Ehemann, sind diese gesellschaftlichen Normen nach wie vor wichtig. Einerseits lässt er Charlotte wieder sehr viele Freiräume, schränkt sie aber auch mit unter sehr ein. Er ist ein Mensch, der vieles mit sich selbst ausmacht, Charlotte aber auch als enge Vertraute sieht. Mit ihr kann er reden, auch wenn er an ihren Lösungsvorschlägen eher weniger interessiert ist.
Natürlich verändern sich auch die Charaktere um Charlotte, allen voran ihre junge Schwester Debbie. Am Anfang des ersten Buches noch ein Kind ist sie mittlerweile nun eine erwachsene Frau, die ihren Weg geht. Sie hat mich mit ihren Entscheidungen doch sehr oft überrascht.
Leider spielen Aurora, eine meiner Lieblingen, in diesem Teil nur eine Rolle am Rande. Sie lebt mittlerweile mit ihrem Mann Robert, Charlottes Bruder, und ihrer Pflegetochter in den USA. Dort ist sie glücklich, sie scheint im Leben endlich ihren Platz gefunden zu haben.
Es kommen noch die ein oder anderen neuen Figuren in diesem Teil dazu. Alle Figuren haben eine tolle Geschichte, die mich sehr begeistert haben. Sie fügen sich gut zu den anderen Charakteren hinzu und es machte Spaß, ihre Entwicklungen mit anzusehen.
Spannend fand ich auch, dass sie auch reale Persönlichkeit unter die fiktiven Charaktere mischen. Welche das sind, bespricht die Autorin in ihrem ausführlichen und spannenden Nachwort.
Der Abschluss einer Reihe ist immer sehr emotional, auch, oder vor allem bei dieser Reihe. Selten habe ich Charaktere und den Handlungsort so ins Herz geschlossen wie diese. Alles hat halt leider mal ein Ende.
Ich konnte der Handlung des Buches immer gut folgen. Ich konnte das Buch teilweise nur noch schwer aus den Händen legen, weil ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht.
Die Sprache ist immer sehr flüssig, mit vielen Details, aber niemals langweilig.
Bemerkenswert finde ich immer wieder, wie akribisch Martina Sahler recherchiert hat: Sie hat die Gärten in England des 20. Jahrhunderts vor meinen Augen entstehen und wachsen lassen. Jeder, der sich für Pflanzen und Gartenarchitektur interessiert, ist mit dieser Reihe bestens bedient.
Auch in diesem Buch wird der gesellschaftliche Stand der Frauen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder sehr deutlich. Ja, es gab mittlerweile das Frauenwahlrecht, Frauen durften auch studieren und promovieren – aber von Gleichberechtigung war man noch meilenweit entfernt. Ohne Mann war es für eine Frau unmöglich in der Gesellschaft zu bestehen.
Die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929, die mit dem Börsencrash am 24. Oktober 1929 in New York begann, ist „Die Englische Gärtnerin – Weißer Jasmin“ ein großes Thema. Es wird klar, wie schnell es ging, dass Unternehmen in den Ruin gingen. Auch die besten Beziehungen konnten viele (auch große) Unternehmen nicht retten.Die große Arbeitslosigkeit trieb die Arbeiter auf die Straße, sorgte für Tumulte und Unfrieden. Ein sehr spannendes, aber auch trauriges Kapitel der Weltgeschichte.
Mir hat der dritte Teil dieser Reihe außerordentlich gut gefallen. Es bricht vieles auseinander, anderes fügt sich zusammen. Es ist ein wunderbarer Abschluss einer wirklich empfehlenswerten Reihe.
Fazit: Unbedingt lesen. Kopfkino vom Feinsten.
Hinweis: Das Buch habe ich gekauft.