„Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“

von Martina Sahler

Erschienen am 02. Juni 2020 im Ullstein Verlag
ISBN: 978-3548060729
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-englische-gaertnerin-rote-dahlien-die-gaertnerin-von-kew-gardens-2-9783548060729.html

Hinweise: Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil der Reihe („Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“) noch nicht kennt und noch lesen wollt. Diese Rezension könnte euch sonst spoilern.
Hier findet ihr meine Rezension zu dem ersten Teil:

„Die englische Gärtnerin – Blaue Astern“

Das Buch „Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“ ist der zweite Teil um die Botanikerin Charlotte, die im Jahr 1923 einen Garten anlegen möchte, der für Aufsehen sorgen soll.

Coverrechte: Ullstein Verlag

Die Handlung setzt dort an, an der der erste Teil endete: Charlotte Bromberg, geborene Windley, immer noch herrlich chaotisch, arbeitet nach wie vor in den Kew Gardens. Als Frau eher ungewöhnlich und so dauert es nicht lange, bis sie diese Stelle schweren Herzens aufgeben muss.
Charlotte lässt sich von diesem beruflichen Rückschlag aber nicht unterkriegen, sondern wendet sich einem anderen Großprojekt zu: Der Gestaltung des riesigen Anwesens ihres Mannes Victor. Rund um das ‚Summerlight House‘ entsteht ein Garten, der für Aufsehen sorgen soll.
Dafür reist Charlotte in Begleitung von Aurora und ihres Gärtners Quinn quer durch England, auf der Suche nach neuen Pflanzen. Diese Reise wird nicht nur eine Suche nach Pflanzen, Charlotte entflieht damit auch den Pflichten der englischen Upper Class, die sie immer mehr einengen. Aber nicht nur das: Auch mit Quinn erfährt sie eine neue Freiheit und kommt ihm näher, als sie sollte.

Da ich den ersten Teil (hier findet ihr meine Rezension) mit großer Begeisterung gelesen habe, musste ich den zweiten der Geschichte rund um Charlotte auch lesen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Charlotte, Victor, Robert, Elizabeth, Debbbie und Aurora weitergeht. Sie sind alle Charaktere geworden, die mir sehr ans Herz gewachsen sind.

Es gibt in diesem Teil ein paar neue Charaktere, einige Charaktere werden vertieft. Nach wie vor steht Charlotte aber sehr im Vordergrund.
Charlotte ist eine Frau, die eigentlich frei sein möchte, aber immer mehr unter den Verpflichtungen leidet, die in der englischen Upper Class gelten. Sie ist auf der einen Seite eine gute Gastgeberin, auf der anderen Seite langweilt sie sich bei Empfängen, Dinner oder Festen sehr. Ihr Ehemann Victor vergöttert sie, er legt ihr aber auch Fesseln an. Ich denke, dass er das auch machen muss, um sein Gesicht in der Gesellschaft zu wahren. Trotz allem trägt er seine Frau auf Händen, schenkt ihr sogar eine Forschungsreise in den Orient und nimmt dafür alle Strapazen in Kauf.
Der Gärtner Quinn ist ein sehr spannender Charakter: Gefangen in einer unglücklichen Ehe, aber ein sehr liebevoller Vater. Für seine Söhne ist er immer da, seine Frau geht ihm nur noch auf die Nerven. Da flüchtet er sich lieber in den Garten von ‚Summerlight House‘. Hier kann er arbeiten und mit Charlotte Fachgespräche führen. Im ersten Teil der Reihe konnte er Charlotte noch nicht richtig einschätzen, in diesem Teil wird sie ihm sehr wichtig.
Aurora macht in diesem Teil eine wunderbare Wandlung durch. Sie erkennt sich selbst als Frau und kann mit Ideen und Tatkraft so manchen Plan umsetzen. Sie hat mir in diesem Teil nochmal besser gefallen, als im ersten. Da war sie sehr oft das Elend auf zwei Beinen – hier ändert sie etwas.
Auch Robert, Charlottes querschnittgelähmter Bruder, wandelt sich in diesem Buch. Er ist ein sehr undurchschaubarer Charakter, der sich immer mal wieder von seinen Launen leiten lässt.
Elizabeth, Charlottes Mutter, ist gezeichnet von ihrer schweren Krankheit. Sie ist aber trotzdem für ihre Kinder da, sie hört zu und gibt ihren Kindern Denkanstöße.
Jeder Charakter in diesem Buch konnte mich überzeugen, da sie alle so unterschiedlich, aber lebensecht beschrieben sind. Sie machen (große) Fehler, sie haben auch mal schlechte Laune, aber sie lieben das, was sie tun. Vor allem Charlotte: Es ist eine Freude mit ihr neue Pflanzen zu finden, Ableger und Samen zu nehmen, Pflanzen zu setzen …

Die Sprache von Martina Sahler ist sehr detailliert, aber kein bisschen langweilig. Sie beschreibt den Duft der Pflanzen, die Hitze in den südlichen Ländern so intensiv, dass ich das Gefühl hatte, neben Charlotte zu stehen und sie zu begleiten.

Das große Thema in diesem Buch ist, wie schon im ersten Teil, der Stand der Frau in den 20er/ 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in der höheren Gesellschaft. Frauen wurden zwar ausgebildet, durften auch studieren, aber wenn sie verheiratet waren, sollten sie sich bitte dem Mann unterordnen, Kinder bekommen und voll in der Rolle der Hausfrau und Mutter aufgehen. Machte das Frau nicht, war sie gleich das Gesprächsthema der Gesellschaft. Charlotte hat einen unbändigen Freiheitsdrang. Die Ehe mit Victor gibt ihr Sicherheit, die große Erfüllung aber nicht.
Ein anderes Thema ist die Entdeckung der Pflanzenwelt: Zu dieser Zeit gab es noch so viele unentdeckte Pflanzen, es musste geschaut werden, welchen Standort sie vertragen. Hier merkt man, wie sehr und wie genau Martina Sahler recherchiert hat.

Mir hat der zweite Teil noch besser gefallen als der erste Teil. Ich kam den Charakteren nochmal näher. Das Buch hat mich bestens unterhalten und ich konnte völlig in der Geschichte abtauchen. Ich bin sehr gespannt auf den dritten Teil.

Fazit: Eine spannende Fortsetzung. Berührend und intensiv.

Hinweis: Das Buch habe ich mir gekauft.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert