„Anisbrot in Antiochia“

von Dorothe Zürcher

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 02. September 2024
Verlag: acabus
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3862828685
Seitenanzahl: 272 Seiten
Preise: 18€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Zeit der Kreuzzüge“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dorothe-zürcher.ch

Klappentext:
„Anisduft und Granatapfelsaft.
Antiochia im Jahre 1190: Kaiser Barbarossa ist tot! Sein Kreuzritterheer löst sich auf und Ritter Diethelm erkrankt schwer. Die hochschwangere Delikatessköchin Alkmene und ihr Angetrauter, der Eunuch Pares, machen sich gemeinsam mit Diethelms Knappen auf den gefährlichen Weg nach Antiochia, um dem Ritter zur Seite zu stehen. Keine Speise kann Diethelm heilen, wähnt er sich doch verflucht. Da heckt Pares einen verwegenen Plan aus. Dafür braucht er Alkmenes Kochkünste und er bringt sie alle in Lebensgefahr.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
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Meine ausführliche zum ersten Band findet ihr hier: „Bittermandeln aus Byzanz“

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Das Buch „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher ist der zweite Band einer historischen Romanreihe und spielt im 12. Jahrhundert während des Dritten Kreuzzuges vorwiegend in den Städten Antiochia, Jaffa und Jerusalem.

„Alkmene konnte einen Menschen ansehen und es tauchte in ihren Gedanken eine Speise auf, die sie für ihn verarbeiten konnte. Es waren spontane Bilder, die sie oft beiseite wischte, manchmal umsetzte.“

[S. 121, Kapitel 11]

Antiochia im Jahr 1190: Kaiser Barbarossa ist tot. Nach der Auflösung des Kreuzritterheers erkranken einige Kreuzritter bei der Stadt Antiochia schwer – unten ihnen ist Ritter Diethelm.
Die schwangere Delikatessenköchin Alkmene und ihr Angetrauter Pares machen sich auf den Weg zu Diethelm, um ihren Freund beizustehen und ihm zu helfen. Doch es ist ein langer und gefährlicher Weg. Diethelm ist fest davon überzeugt, dass es sich bei seiner Krankheit um einen Fluch handelt.
Um diesen Fluch zu brechen heckt Pares einen Plan aus, der nicht nur ihn, sondern auch Alkmene und Diethelm in große Gefahr bringt.

Auch wenn ich eher selten historische Romane lese, in denen es um die Kreuzzüge geht (diese Zeit ist mit mitunter etwas zu düster und brutal), habe ich im Oktober 2023 mit großer Begeisterung „Bittermandeln aus Byzanz“ gelesen. Dieser Reihen-Auftakt konnte mich mit facettenreiche Figuren ,welche abseits des ‚Gewohnten‘ leben und agieren, überzeugen. Außerdem stehen in diesem Roman nicht unbedingt die Taten der Kreuzritter im Zentrum der Geschichte, sondern die Figuren und das Thema Kochen.
Da am Ende des ersten Bandes einige Fragen offen bleiben, freute ich mich schon sehr auf den zweiten Band und war gespannt, wie es mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht.
Freundlicherweise bekam ich auch den zweiten Band als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Die Ausgabeart des Buches ist eine einfache Broschur, ohne Klappen und mit insgesamt 272 Seiten.
Das wunderschöne Cover passt perfekt zum ersten Band, sprach mich direkt an und machte mir große Lust auf die Geschichte: Es zeigt in der Mitte des Bildes ein verziertes goldfarbenes Gefäß, welches mit Granatäpfeln gefüllt ist. Rechts neben dem Gefäß befinden sich einige Anissterne, dahinter ist ein orientalisch anmutendes Muster zu sehen. Der Hintergrund ist dunkelblau gehalten, wodurch sich die Gegenstände auf dem Cover, der Name der Autorin und der Buchtitel gut abheben. Auf dem Buchrücken sowie auf der Buchrückseite finden sich die Anissterne wieder.

Band 1
Band 2

Das Buchinnere ist, wie der erste Band, wieder wunderschön gestaltet: Auf der zweiten Seite wird das Motiv des Covers zeichnerisch dargestellt, auf der nächsten Seite findet sich eine Karte mit den Stationen des Dritten Kreuzzuges und damit auch die wichtigsten Handlungsorten des Romans. Jedes einzelne der insgesamt 24 Kapitel ist zu Beginn mit einem gezeichneten Anis-Stängel verziert und wird mit einem ausgewählten Rezept, welches auch in der Handlung vorkommt, eröffnet. Das gesamte Buch wirkt durch diese liebevolle Gestaltung sehr wertig und edel.
Das Kapitel 0 ist ein kleiner Rückblick auf den ersten Band. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns dann Mai 1190 – und sind mitten in der Schlacht von Iconium. Somit setzt die Handlung zeitlich fast direkt an das letzte Kapitel des ersten Bandes an. Ein kurzes Nachwort (mit einem Ausblick auf den dritten Band), der Dank der Autorin, ein Personenverzeichnis, eine Liste mit Worterklärungen, sowie eine kurze Biographie der Autorin und weiteren Buchtipps aus dem acabus Verlag runden das Buch harmonisch ab.
Nachdem ich mit dem zweiten Teil begonnen habe, hatte ich etwas Probleme, wieder in die Geschichte zu finden und zu den Charakteren eine Beziehung aufzubauen. Irgendwann machte es aber „klick“ und die Ereignisse aus dem ersten Band waren wieder da. 
Ich empfehle sehr, dass man den ersten Band der Reihe gelesen hat, bevor man den zweiten Band liest. Ohne gewisse Vorkenntnisse dürfte es schwer sein, in die Geschichte zu finden und auch die vielen und vielfältigen Charaktere zu durchschauen und deren Entwicklungen und Entscheidungen richtig zu verstehen.
Dorothe Zürcher schafft auch in diesem Band wieder eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich erneut begeistern und ich verlor mich ganz in der Handlung und flog nur so durch die spannende Geschichte. Stellenweise wurde die chronologisch erzählte Handlung so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte. Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstreams“ befinden.
Die Autorin hat die historischen Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen an die Orte des Geschehens und lässt Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen.
Auch in diesem Band nehmen die sinnlichen Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung viel Raum in ein und sorgen damit für den besonderen Reiz des Romans. Nie wirkt es langatmig oder langweilig, ich habe erneut viel über die (damalige) südeuropäische Kochkunst gelernt – auch wenn nicht jedes Rezept nach meinem persönlichen Geschmack ist.

„»Du bildest dir ein, wer von deinem Essen kostet, sei dir für ewig dankbar!«
Alkmene schluckte. Das war auch so. Der Balance ihrer Speisen konnte kaum jemand widerstehen.“

[Seite 48, Kapitel 5]

Die Charaktere, welche im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sind bereits aus dem ersten Band bekannt. Während Alkmene und Pares fiktiv sind, ist Ritter Diethelm von Toggenburg eine historische Figur.
Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie es mit diesen drei Protagonisten weitergehen wird, wohin sie ihre Träume, Wünsche und Ziele tragen werden.
Wieder fügen sich die fiktiven Figuren in die geschichtlichen Hintergründe ein und Dorothe Zürcher verwebt deren Schicksale und Lebensgeschichten gekonnt mit den Leben der historischen Figuren.
Die Köchin Alkmene ist fiktiv – wie auch und ihre Freunde und Freundinnen, sowie auch viele weitere Personen in ihrem direkten Umfeld. Alkmene steht in dieser Romanreihe im Mittelpunkt und ist ein sehr vielschichtig und facettenreich angelegter Charakter. Sie lebt für ihre Arbeit und hat sich im Laufe ihres Lebens ein immenses Wissen über das Kochen angeeignet. Auch wenn sie es nicht immer leicht hat und des Öfteren hinfällt, verliert sie ihre Ziele und auch die anderen Menschen in ihrer Umgebung nicht aus den Augen. Während sie im ersten Band in ihrem Privatleben noch nicht richtig zu sich gefunden hat, scheint sie in diesem Band etwas gesetzter – auch wenn ihre Zukunft alles andere als sicher ist. Ich habe Alkmene fest in mein Herz geschlossen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergehen wird.
Alkmenes Angetrauter Pares ist ebenfalls fiktiv jedoch ist dieser so lebensecht gezeichnet und ist etwas abseits des ‚Gewohnten‘.
Ritter Diethelm von Toggenburg ist eine historische Figur und wird sehr ambivalent dargestellt. Einerseits ist er in Eroberungen und Schlachten der erbarmungslose Ritter, auf der anderen Seite ist er mit seinem Leben alles andere als glücklich und sehnt sich nach Liebe und Geborgenheit, welche er in seinem Elternhaus nie erfahren hat. Er wirkt abgeklärt und glaubt gleichzeitig doch auch an einen Fluch.
Es war sehr spannend zu erleben, wie die verschiedenen Kulturen der Figuren aufeinander treffen, jeder sich so seine Gedanken über den jeweils anderen macht und wie Vorbehalte und Vorurteile die Menschen trennen und sie doch zusammen leben lassen.
Um die Spannung nicht vorwegzunehmen, möchte ich nicht allzu detailliert auf die verschiedenen Charaktere eingehen, ich bin mir aber sicher, dass auch ihr diese vielschichtigen Figuren mögen werdet.
Erneut trifft der Leser/ die Leserin auf den 272 Seiten auf die großen Figuren der Weltgeschichte, aber eben auch auf die ’normalen‘ Menschen, wie sie vor über 830 Jahren gelebt, gearbeitet, gedacht und geliebt haben (könnten). Dorothe Zürcher zeichnet mit ihren fiktiven und historischen Figuren ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit und Gesellschaft und konzentriert sich hierbei auch auf einen sehr interessanten und unkonventionellen Aspekt, welchen man so in historischen Romanen eher selten findet.

„Nein, sie war nicht eifersüchtig. Diethelm hatte ihr nie gehört. Er gehörte in eine andere Welt.“

[Seite 238, Kapitel 22]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1190 und damit die Zeit des Dritten Kreuzzuges. Zu diesem Kreuzzug, hatte der Papst in einer Bulle die Königreiche des Abendlandes aufgerufen, nachdem Sultan Saladin das Heer des Königreichs Jerusalem besiegt und die Stadt Jerusalem erobert hatte und die Kreuzfahrerstaaten nach dem Zweiten (gescheiterten) Kreuzzug immer mehr in Bedrängnis gerieten. Der Tiefpunkt des Dritten Kreuzzuges, war der Tod von Kaiser Barbarossa – dieser ertrank im Juni 1190 im Fluss Saleph.
Mit dem ersten Kreuzzug wurde Jerusalem im Jahr 1099 von den Christen erobert. Da Jerusalem in dieser Zeit immer wieder von Muslimen zurückerobert wurde, kam es zwischen 1095 und 1270 zu insgesamt sieben Kreuzzügen, welche zwar hohe Kosten verursachten, jedoch nur von geringen Erfolg gekrönt waren. Das langfristige Ziel der Christen – die dauerhafte Vorherrschaft in und um Jerusalem – wurde schlussendlich aber verfehlt. Über die Opferzahlen ist sich die Geschichtsschreibung uneinig, einige Schätzungen gehen von 1 – 3 Millionen Todesopfern aus.
Mit ihrer Buchreihe nimmt Dorothe Zürcher ihre Leser und Leserinnen mit in diese längst vergangenen Zeiten und stellt die Geschehnisse sehr erlebbar und fühlbar dar. Man merkt, wie akribisch die Autorin recherchiert hat.
Auch am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für dieses erneute gelungene und lehrreiche Leseerlebnis bedanken .Ich freue mich jetzt schon auf den dritten Band der Reihe, welcher im Herbst 2025 erscheinen soll und bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte weitergehen wird.

Fazit: Trotz leichter Anlaufschwierigkeiten hat mich „Anisbrot in Antiochia“ von Dorothe Zürcher wieder bestens unterhalten: Ich bangte, fieberte, weinte, reiste und kochte mit den vielseitigen Figuren, welche sich fernab des „Mainstream“ befinden.
Der Roman bot mir beste Unterhaltung und viel neues Wissen – letzteres vor allem in Bezug auf die Kochkunst und den Verlauf des Dritten Kreuzzuges. Mit ihrem großartigen Sprachstil lässt Dorothe Zürcher Bilder aus längst vergangenen Zeiten entstehen und nimmt die Leser und Leserinnen mit auf eine unvergessliche Zeitreise – sehr lesenswert.


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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