„Wer mit den Wölfen heult – Die Canterbury-Fälle“

von Tessa Duncan

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. September 2024
Verlag: dtv
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN:  978-3-423-22094-1
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preise: 13€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Canterbury-Fälle“, Band 02 von 02

Homepage:
https://www.dtv.de/buch/wer-mit-den-woelfen-heult-22094

Klappentext:
„Bei einem Einsatz anlässlich eines Banküberfalls schießt Police Sergeant Martin Gordon seinen Kollegen Clark Jarrett an. War das nur ein Versehen? Nicht zum ersten Mal gab es Konflikte zwischen den beiden Polizisten. Deren Vorgesetzter beauftragt Lily Brown, ein psychologisches Gutachten über Gordon zu erstellen. Doch noch bevor sie zu dem verschlossenen Mann durchdringen kann, begeht er Selbstmord. Er hinterlässt einen Brief mit der Botschaft: »Lily Brown wird herausfinden, was wirklich geschehen ist.« Lily kann sich zwar keinen Reim darauf machen, wird aber zu den internen Ermittlungen der Umstände von Gordons Tod hinzugezogen Dabei stößt sie auf ein unglaubliches Komplott innerhalb der Polizei.“

*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom dtv Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag und/ oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und der Verlinkung der Homepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung
.
– Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Wer das Vergessen stört – Die Canterbury-Fälle“.

Trigger und Content-Hinweise:
– Teile der Handlung enthalten gewaltvolle Todesfälle und einzelne Szenen körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt.
– CN: Suizid, Mord, Tod, Vergewaltigung, plötzlicher Kindstod.

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Das Buch „Wer mit den Wölfen heult – Die Canterbury-Fälle“ von Tessa Duncan ist der zweite Band der Krimi-Reihe um die Psychologin Lily Brown, welche nach dem Selbstmord ihres Patienten mit den Ermittlungen beauftragt wird.

„Hätte ich nur nie mit den Wölfen geheult. Aber ich habe es getan. Und das führte dann irgendwann zu der Katastrophe, die seither mein ganzes Leben bestimmt.“

[Kapitel 10, Seite 108]

Dover März 2019: Bei einem Einsatz schießt der verwitwete Polizist Martin Gordon auf seinen Kollegen Clark Jarrett. Clark überlebt und wirft Gordon versuchten Mord vor. Gordon jedoch beteuert, dass dieser Vorfall ein Versehen war.
Als die Therapeutin Lily Brown mit dem Fall betraut wird, erkennt sie schnell, dass die Beziehung zwischen den beiden Polizisten schon vor dem Vorfall spannungsgeladen war. Trotz allem psychologischen Geschick kann Lily nicht zu Gordon durchdringen. Kurz darauf begeht dieser Suizid und lässt Lily mit vielen unbeantworteten Fragen zurück. Lily stürzt sich in die Ermittlungen, die ihr alles abverlangen.
Und dann ist da noch ihre andere Patientin, welche bereits ein Kind an den plötzlichen Kindstod verloren hat und Angst davor hat, dass ihrem Ungeborenen das gleiche Schicksal drohen könnte.
Auch in Privatleben gibt es mit Dan an ihrer Seite viele Höhen und Tiefen und schon bald weiß Lily nicht mehr so recht, wo ihr der Kopf steht.

Tessa Duncan ist das neue Pseudonym von Marita Spang, die vielen Leser und Leserinnen auch unter dem Namen Marie Lacrosse und den Reihen „Das Weingut“, „Das Kaffeehaus“ und „KaDeWe“ bekannt ist.
Mit dem Namen Tessa Duncan, dem dtv Verlag und ihrem Auftakt „Wer das Vergessen stört – Die Canterbury-Fälle“ hat sie sich im Jahr 2023 in das Genre der Spannungsliteratur gewagt – und mich voll und ganz überzeugt: Der spannungsgeladene Reihenauftakt nahm mich mitunter emotional sehr mit und trotzdem konnte und wollte ich diesen nicht mehr zur Seite legen. Dazu die interessante Hauptfigur Lily Brown, die als Therapeutin einen ganz anderen Blickwinkel in die Geschichte bringt und die man einfach gerne haben muss.
Umso gespannter war ich auf den zweiten Band „Wer mit den Wölfen heult“ und es war für mich klar, dass ich diesen unbedingt lesen musste. Freundlicherweise bekam ich das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar vom dtv Verlag und von der Autorin zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Wie auch schon beim ersten Band gefällt mir das düstere, und damit absolut stimmige Cover: Es zeigt Fachwerkhäuser, welche links und rechts an einem dunklen Gewässer gebaut sind, in welchem sie sich spiegeln. Die gesamte Szenerie liegt im Dunkeln, die erleuchteten Fenster der Häuser bilden die einzigen Lichtpunkte.
Auch wenn es eine ganz andere Atmosphäre als das Cover des ersten Bandes hat, passen die beiden Bände ganz wunderbar zusammen:

Band 1
Band 2

Das Buch ist ein hochwertig gestaltetes Taschenbuch mit Klappen und hat insgesamt 512 Seiten. Auf der vorderen Klappe findet sich ein ausführlicher Klappentext, im inneren wird das Covermotiv mit einzelnen Zitaten aufgegriffen. Auf der hinteren Klappe befindet sich ein Foto und eine kurze Biografie der Autorin, innen wird der erste Band der Reihe vorgestellt.
Die Handlung wird in zwei Hauptteile unterteilt und umfasst einen Prolog, 55 Kapitel und einen Epilog. Der Prolog setzt im März 2019 an, mit dem ersten Kapitel befinden wir uns im April 2019. Mit kleinen Einschüben aus der Vergangenheit, welche aus der direkten Sicht von verschiedenen Protagonisten und Antagonisten erzählt werden, arbeitet sich die Handlung immer weiter vor. Lily Brown und auch den Lesenden werden im Fortgang die erst undurchsichtigen erscheinenden Sachverhalte immer klarer. Durch den spannenden Prolog, die unterschiedlichen Blickwinkel ihrer Charaktere und den zwei völlig unterschiedlichen Fällen sorgt die Autorin für eine einnehmende Atmosphäre und baut eine immense Spannung auf. Die ergreifende(n) Geschichte(n) gingen mir unglaublich nah – ich musste oft mit den Tränen kämpfen. Und doch musste ich immer weiter lesen und legte das Buch nur äußerst ungern aus den Händen.
Der Sprachstil ist sehr bildhaft und klar – mitunter aber doch sehr derb, was aber immer zu den jeweiligen Figuren passt.
Ich halte es nicht für unbedingt erforderlich, dass man den ersten Band vor dem zweiten Band gelesen haben muss, allerdings für sinnvoll. Lily Brown und auch ihr Partner Dan entwickeln sich weiter und nehmen auch immer wieder Bezug auf die Geschehnisse im ersten Band. Um diese Entwicklungen und auch die Gedanken der Charaktere richtig zu durchblicken, sollte man den ersten Band gelesen haben.

„Meine Mutter wäre jedenfalls begeistert, wenn sie wüsste, dass ich gerne Nachwuchs hätte. Im August werde ich zweiunddreißig. Meine biologische Uhr tickt tatsächlich, da hat Mum gar nicht so unrecht.“

[Kapitel 34, Seite 294]

Die Psychotherapeutin Lily Brown steht auch in diesem zweiten Band im Mittelpunkt der Handlung. Sie führt die einzelnen Fäden der unterschiedlichen Handlungen zusammen. Nach wie vor macht sie in ihrem Beruf, der gleichzeitig auch eine Berufung für sie ist, eine ausgezeichnete Arbeit. Auch privat scheint ihre Beziehung zu Dan in ruhigere Fahrwasser gefunden zu haben. Auch wenn Dans Verhalten für Lily und damit auch für die Leser etwas schwer zu durchschauen ist, macht er Lily sehr glücklich und sie wagt sogar eine Zukunft und Familie mit ihm zu planen – auch wenn sie noch überhaut nicht weiß, wie sie das mit ihrem geliebten Beruf vereinbaren soll. Ihr liebenswerter Kater Mick ist der eigentliche Star in der Geschichte und sorgt für viele Szenen, in denen sich mit Sicherheit viele Katzenbesitzer wieder finden. Lilys angenehmer Praxis-Partner Matt bildet, neben Kater Mick, einen Fixpunkt in ihrem turbulenten Leben. Ich mochte Lilys impulsiven, ehrlichen, lebensechten und menschlichen Charakter sehr gerne. Sie ist sympathisch und unerschrocken, sie lässt sich von ihrem Herzen leiten und hat sich seit dem ersten Band authentisch weiterentwickelt.
Neben diesem ‚festen Kern‘ an Personen stehen noch einige weitere Figuren im Zentrum der Handlung, beispielsweise Martin Gordon: Durch seine Geschichte öffnet sich ein Tor in die Vergangenheit. Die Passagen, welche aus seiner direkten Sicht geschildert sind, zeigen sein Inneres. Das sorgte dafür, dass ich zu ihm und seinen Gefühlen, Gedanken und Handlungen schnell einen Zugang fand – dieser Zugang bleibt Lily erstmal verwehrt. Durch Lilys außenstehende Beobachtungen nahm ich seine äußere Erscheinung wahr. Die Autorin hat mit Martin Gordon einen sehr ambivalenten Charakter geschaffen, welcher mit seiner tragischen Geschichte mit Sicherheit noch lange in meinen Gedanken bleiben wird.
Auch die Geschichte von einer anderen Figur beschäftigt(e) mich sehr. Das Thema ging mir stellenweise sehr nah und ich musste das ein oder andere Mal mit den Tränen kämpfen, auch wenn es als Nebenhandlung erzählt wird.
Um nicht zu viel von der Handlung und vor allem von der Spannung vorwegzunehmen, möchte ich nicht detailliert auf all die vielen und vielfältigen Figuren und deren Geschichten und Hintergründe eingehen. Die Autorin hat, wie in all ihren Romanen, facettenreiche und vor allem sehr interessante Figuren geschaffen, welche mich mit ihren Handlungen des Öfteren überrascht und teilweise unendlich wütend und fassungslos gemacht haben.
Ein Personenregister hätte das Buch allerdings noch gut vervollständigt, denn ich kam das ein oder andere Mal mit den vielen Namen und Titeln durcheinander.

Wie auch im ersten Band beruhen die Fälle in dieser Geschichte auf wahren Verbrechen und Begebenheiten. Die Autorin wurde „von diesen Fällen zur Konstruktion der Handlung inspiriert“ (Zitat Nachwort, Seite 490) und verknüpft diese eng mit psychologischen Phänomenen. Dieser Hintergrund lässt sich die Geschichte noch einmal intensiver, aber auch grausamer wirken.
In diesem Buch spielen viele verschiedene Themen eine Rolle, wie beispielsweise der weitverbreitete ‚Korpsgeist‘ bei der Polizei, Frauen im Polizeidienst und der plötzliche Kindstod . Tessa Duncan geht auf diese Themen sehr gut ein, stellt diese nachvollziehbar dar und hält hierbei eine konstante Spannung. All das führt zu einer sehr ergreifenden und mitunter bedrückenden Atmosphäre.
Bei den geschilderten Therapiesitzungen merkt man, dass die Autorin vom Fach ist und weiß, worüber und was sie schreibt.

„Es sind die heimtückischen Lügner, die ungestraft davonkommen, nicht die, die die Wahrheit sagen.“

[Kapitel 14, Seite 160]

Danke für dieses spannende, ergreifende und mit Sicherheit unvergessliche Leseerlebnis.

Fazit: Gefühlt habe ich das Buch „Wer mit den Wölfen heult“ atemlos gelesen. Die spannenden Geschichte(n) gingen mir unglaublich nah, ich musste oft mit den Tränen kämpfen und mein Herz krampfte sich des Öfteren gefühlt zusammen. Und doch musste ich immer weiter lesen… immer weiter und weiter. Dieser zweite Band der Reihe um die sympathische Therapeutin Lily Brown steht dem ersten Band in Sachen Dramatik und Spannung in Nichts nach. Große Lese-Empfehlung.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlags-Homepage, muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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