„Als hätte der Himmel mich vergessen“

von Amelie Sander

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Erschienen am 13. Januar 2017 im Lübbe-Verlag
ISBN: 978-3404609253


https://www.luebbe.de/luebbe-sachbuch/buecher/erfahrungsbuecher/als-haette-der-himmel-mich-vergessen/id_5737063

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin vom Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Da ich das eBook gelesen habe, sind die Zitate ohne Seitenangabe, aber mit Angabe des Kapitels.

Klappentext:
„Von ihrer frühesten Kindheit an ist Amelie dem Hass der Frau ausgeliefert, die sie „Mama“ nennen muss. Nach außen hin sind die Sanders die perfekte Familie. Doch Amelie bekommt kaum zu essen und zu trinken, wird eingesperrt, gequält und erniedrigt. Es gibt nur wenig, das ihr nicht bei Strafe verboten ist. Erst spät findet Amelie heraus, was mit ihrer leiblichen Mutter geschehen ist. Als sie schon fast alle Hoffnung verloren hat, gelingt ihr mit 21 Jahren endlich die Flucht …“

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Das Buch „ Als hätte der Himmel mich vergessen“ von Amelie Sander ist ein Bericht über Kindheit und Jugend der Autorin, welche von Gewalt, Misshandlungen und Isolation durch ihre Stiefmutter geprägt waren.

Als Amelie in frühster Kindheit ihre Schwester und ihre leibliche Mutter verliert, tritt eine andere Frau in ihr Leben. Diese Frau soll sie ab sofort „Mama“ nennen. Ihre Kindheit endet, bevor sie richtig begonnen hat. Ihre Stiefmutter spielt nach außen hin das reine Theater, sie stellt Amelie als geistig behindert da und findet damit die Rechtfertigung, Amelie einzusperren. Doch nicht nur das: Amelie wird misshandelt, hungert und erfährt psychische und physische Gewalt. Ihr Selbstbewusstsein wird ihr genommen, ihre Kindheit, ihre Jugend… alles.
Es dauert lange, bis Amelie auf Menschen trifft, die ihr helfen aus dieser Hölle zu entkommen.

Im Januar 2022 schrieb mich die Autorin an und fragte, ob ich ihre Biografie „Als hätte der Himmel mich vergessen“ lesen möchte. Sie schickte mir auch das Cover und den Klappentext zu.
Eigentlich entspricht das Buch so gar nicht meinem typischen Lese-Schema, aber irgendwie ließ mich die Geschichte nicht mehr los und ich sagte zu.
Dass es kein leichtes Lesevergnügen werden sollte, war mir klar, dass mich das Buch aber emotional so aufwühlt und mitnimmt, hätte ich nicht gedacht.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Bastei Lübbe-Verlag und an die Autorin für die Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar (eBook).

Amelie ist eine so starke Person – auch wenn immer wieder versucht wurde, jedes Fünkchen Selbstbewusstsein kaputt zu machen. Als Kind konnte sie sich nicht wehren, war den Misshandlungen und der Quälerei hilflos ausgesetzt und von ihrer Stiefmutter und ihrem Vater abhängig. Die Lehrkräfte, die Polizei, ihr Vater … die komplette Gesellschaft war für ihr Schicksal blind, niemand schaute genau hin und hinterfragte ihr Verhalten. Sie galt in den Augen der Pädagogen als zurückgeblieben, da sie sich nicht am Unterricht beteiligte (die Beteiligung am Unterricht wurde ihr von ihrer Stiefmutter untersagt).
Doch je älter sie wurde, verstand sie, dass das was da mit ihr passierte einfach nicht in Ordnung ist und versuchte auch, sich Hilfe zu holen, doch ihre stummen Schreie wurden nicht wirklich gehört. Durch das heimliche Radiohören öffnete sich für sie ein Türchen in die Außenwelt.

„Er sagt, dass das, was meine Eltern tun, FREIHEITSBERAUBUNG sei. Dieses Wort habe ich noch nie gehört, aber ich weiß sofort, dass er recht hat. So fühlt es sich an. Ich fühle mich beraubt, meines Lebens und meiner Freiheit.“

Kapitel 13 „Willst du zurück?“

Erst mit 21 Jahren traf Amelie auf Menschen, die ihr zuhörten, richtig hinschauten und sie endlich aus dieser Hölle rausholten. Doch sie selbst befreite sich auch und nahm ab da ihr Leben in die Hand. Ich finde es unglaublich bewundernswert, wie Amelie Sander es geschafft hat, diesem grausamen Leben zu entkommen, sich ein neues, eigenes Leben aufbaute und es sogar die Stärke hatte dieses Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Eine so tapfere und starke Frau, zu der man nur aufschauen kann.

Amelies Stiefmutter war eine Psychopathin und auf Amelies leiblicher Mutter von Eifersucht zerfressen – und ließ all dies an Amelie aus. Dies geschah aber nur hinter verschlossenen Türen.


„So kam es, dass wir nach außen hin als die perfekte, gutbürgerliche Familie auftraten und keiner etwas davon ahnte, dass meine Stiefmutter innerhalb ihrer eigenen vier Wände ein Doppelleben führte und ihre Tochter Amelie, die nicht ihre Tochter war, quälte und schikanierte. Es scheint so, als hätte sie ein Bild von mir, dass sie unbedingt verwirklicht sehen wollte: Das Bild eines geistig und körperlich behinderten Mädchens, ein elendes Wesen, das man nur verachten kann.“

Kapitel 3 „Die falsche „Mama“

Nach außen hin war sie die treusorgende Hausfrau und Mutter, die sich aufopferungsvoll um die „behinderte“ Stieftochter kümmerte, doch ihr wahres Gesicht zeigte sie nur Amelie.
Ich hatte während des Lesens einen unglaublichen Hass auf Amelies Stiefmutter. Wie kann ein Mensch einem Kind, einem Menschen, so viele Grausamkeiten antun? Sie ist eine so kranke Person, die ihrer Tochter Amelie alles, wirklich alles nimmt und Amelies Leben komplett überwacht und kontrolliert.

„ >>Ich bin es<<, schreit sie mich an, >>die die alleinige Kontrolle über dein Leben hat. Hörst du? Ganz egal, was du tust. Du hast keine Chance.<< „

Kapitel 12 „Träume versus Wirklichkeit“

Aber auch Amelies „Vater“ (wenn man ihn als Vater bezeichnen kann) war nicht viel besser: Er schaute einfach weg, überließ seine Tochter völlig seiner neuen Frau. Auch er misshandelte Amelie, psychisch mit Nichtbeachtung, aber auch physisch mit Schlägen. Als ihre Flucht gelang, fragte er nicht einmal nach dem Grund… er verschloss Amelie sogar für immer die Tür.

Amelie Sander hat ihr Leben mit drastischen Eindrücken und Worten aufgeschrieben. Auf fast jeder Seite des Buches kämpfte ich mit den Tränen und hatte das Bedürfnis, Amelie in den Arm zu nehmen. Ihr Schicksal machte mich fassungslos, wütend und traurig und hat mich tief erschüttert. Teilweise musste ich das Buch aus den Händen legen, konnte nicht mehr weiterlesen und musste das Gelesene sacken lassen.
Das Buch beginnt mit Amelies Befreiung und ihrem Start in ihr neues Leben. Doch immer wieder geht sie mit ihren Erinnerungen in ihre schlimme Kindheit und Jugend zurück. Diese Erinnerungen werden sie ihr Leben lang nicht mehr loslassen, doch sie schaut nach vorne und möchte mit diesem Buch eines erreichen: Die Gesellschaft wachrütteln. Auffordern, genauer hinzuschauen und zu handeln. Missbrauch an Kindern findet selten auf offener Straße statt. Es findet im Verborgenen statt und deshalb sollte man immer zweimal hinschauen und lieber einmal mehr das Jugendamt oder die Polizei benachrichtigen. Und eines wird ganz deutlich: Unser Rechtssystem braucht dringend eine Erneuerung. Als Amelie nach vielen Therapien in der Verfassung war, ihre Stiefmutter anzuzeigen, waren diese Straftaten verjährt. Ein Schlag für jedes Opfer von Misshandlungen.

Fazit: Das Buch ist keine leichte Kost und es kostete mich einiges an Überwindung, weiter zu lesen. Amelie hat sich nicht unterkriegen lassen und zeigt mit diesem Buch eindrucksvoll, dass sie an ihrem Schicksal nicht zerbrochen ist, sondern darüber gesiegt hat.
Und eines ist dem Leser/ der Leserin nach dieser Lektüre klar: Wegschauen ist nicht mehr!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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