„Was der Morgen verspricht – Die Sternberg-Saga“

von Kristina Herzog

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 10. Mai 2022
Verlag: Tinte & Feder
ISBN: 978-2496711233
Seitenanzahl: 445 Seiten

www.kristinaherzog.de

Klappentext:
Berlin 1904: Gegen den Widerstand ihrer Eltern verbringt die Jüdin Hannah viel Zeit in der Arztpraxis ihres Großvaters. Heimlich träumt sie davon, Medizin zu studieren. In Tübingen soll das auch für Frauen möglich sein. Doch das schickt sich nicht für ein Mädchen aus gutem Hause – anders als eine Hochzeit. Abrupt vor vollendete Tatsachen gestellt, lässt Hannah ihren Verlobten beim ersten Treffen einfach stehen. Dabei hat Daniel nur Augen für sie. Und je näher sie ihn kennenlernt, desto mehr fühlt Hannah sich zu dem einfühlsamen jungen Mann hingezogen. Ob sie ihm von ihrem Traum erzählen kann?“


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin Kristina Herzog als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Was der Morgen verspricht“ von Kristina Herzog erzählt die Geschichte der jungen Hannah Sternberg, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ihr Medizinstudium kämpft und damit mit sämtlichen Konventionen ihrer Zeit bricht.

Hannah Sternberg ist eine junge, wissbegierige Frau, welche sich in der Arztpraxis ihres Großvaters am wohlsten fühlt und dort immer wieder aushilft. Ihr größter Traum ist, selbst Medizin zu studieren – doch das ist in Berlin für Frauen nicht möglich. Ihre Eltern sind ebenfalls gegen ein Studium. Sie organisieren Hannahs Hochzeit über ihren Kopf hinweg und stellen sie vor vollendete Tatsachen. Hannah weiß nicht, wie ihr geschieht, ist sich aber in einem ganz sicher: Ein Medizinstudium steht für sie an erster Stelle, Verlobung und Hochzeit hin oder her.
Als sie sich immer mehr zu ihrem Verlobten Daniel hingezogen fühlt, traut sie sich, ihm von ihrem großen Traum zu erzählen.

Anfang März 2022 bekam ich von der Autorin Kristina Herzog eine Email, in der sie anfragte, ob ich ihren neuen Roman „Was der Morgen verspricht“ rezensieren möchte. Sie schickte mir das Cover und den Klappentext – das verträumte, romantische Cover machte mir direkt Lust auf die Geschichte und als ich dann den Klappentext las, war mein Interesse komplett geweckt. Ich lese sehr gerne Geschichten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen und zeigen, wie Frauen damals um ihre Rechte kämpfen mussten, welche für uns heute völlig selbstverständlich sind. Ich sagte also zu und bekam das Buch im April mit einer wunderschönen Signierung zugesendet.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für das Buch, die Zusendung, den lieben Kontakt und die mitreißenden Lesestunden.

Eine der Hauptprotagonistinnen von „Was der Morgen verspricht“ ist Hannah Sternberg. Sie wächst als zweites Kind ohne Geldsorgen auf, schnell wird aber klar, dass sie ihren eigenen Kopf mit ganz eigenen Ideen und Wünschen hat. Sie sucht immer wieder die Zuflucht bei ihren Großeltern, welche sie sehr achtet, ihr Fels in der Brandung sind und wo sie und ihre Träume und Talente gefördert werden. Die Beiden sind für sie das Sinnbild einer glücklichen und respektvollen Liebe, die bis ins hohe Alter hält und sie bringen mit ihrer Offenheit sehr viel Wärme und Geborgenheit in die Geschichte.
Die Ehe ihrer Eltern ist zerrüttet und von Streit, Untreue und gegenseitiger Respektlosigkeit geprägt. Hannah kann ihren Eltern nie etwas recht machen und sie wird an der kurzen Leine gehalten. Ihre Eltern sind im Gestern gefangen und sie weigern sich strickt, Hannahs Drang nach mehr Freiheit nachzugeben und entscheiden vieles über ihren Kopf hinweg. Gerne hätte ich die Beiden das ein oder andere Mal gerne geschüttelt, so unfair empfand ich ihr Auftreten gegenüber ihrer Tochter aber auch ihr Verhalten untereinander.
Ich mochte Hannahs ehrliche, aber auch sensible Art direkt von der ersten Seite an. Sie sagt, was sie denkt und handelt auch das ein oder andere Mal völlig überstürzt und kopflos. Zudem entwickelt sie sich während der Geschichte stetig weiter und hält trotzdem an ihrem großen Traum fest und macht alles dafür. Doch sie sieht auch ihre Fehler ein, blickt manchmal zurück in ihre Vergangenheit und versteht öfter ihr Handeln und Denken von damals nicht mehr.
Neben Hannah stehen noch zwei weitere Figuren im Zentrum der Geschichte: Das Zimmermädchen Alma und Hannahs Verlobter Daniel.
Anhand Almas Geschichte zeigt Kristina Herzog, wie das Leben der Dienstboten Anfang des 20. Jahrhunderts aussah: Sie hatten keine Rechte, arbeiteten von Früh bis Spät und das alles für sehr wenig Lohn. Übergriffen von Seiten ihrer Dienstherren waren sie schutzlos ausgesetzt.
Almas schüchterne Art, aber vor allem ihre Geschichte, nahmen mich gleich für sie ein und ich schloss sie sehr schnell in mein Herz. Ihr loyaler Charakter lässt sie zu einer engen Vertrauten für Hannah werden und die Beiden geben sich in ihrer Freundschaft sehr viel, was aber von Hannahs Familie nicht gerne gesehen wird.
Daniel ist der Mann an Hannahs Seite und von einer tiefen Liebe zu ihr geprägt. Auch wenn sie ihn zu Beginn immer wieder von sich weist, gibt er nicht auf und zeigt ihr auf viele Arten, wie sehr er ihr zugetan ist. Seine respektvolle und auch liebevolle Weise, aber auch seine authentische Entwicklung mochte ich von Beginn an sehr.
Als Gegenpol zu diesen sehr freundlichen Charakteren steht Hannahs Bruder Jakob: Er ist ein sehr rüder und ungehobelter Kerl, der die Grenzen anderer Menschen immer wieder ohne schlechtes Gewissen überschreitet.
Im Laufe der Geschichte kommen noch weitere Charaktere hinzu, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Kristina Herzog hat wunderbare, authentische und unvergessliche Charaktere geschaffen, die während der Geschichte eine große Zeitspanne durchlaufen – insgesamt fast 20 Jahre. Aus den einst jungen Menschen werden Erwachsene und Eltern, aus ihren Kindern werden junge Menschen. Dementsprechend ist die Entwicklung der Figuren enorm und ich bin schon ganz gespannt, wie es mit ihnen und ihrer Geschichte im zweiten Teil der Reihe weitergeht.

Die Handlung des Buches ist chronologisch aufgebaut und setzt im Jahr 1904 an und endet einige Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges. Mit ihrem detaillierten und sehr bildlichen Sprachstil nahm mich Kristina Herzog direkt mit in die Geschichte, welche mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten hat und keinerlei Längen enthält. Die 445 Seiten waren im Nu gelesen und ich freue mich schon so sehr auf den zweiten der Reihe.
Was mir allerdings etwas gefehlt hat, sind Zeitangaben über den Kapiteln. Manchmal wusste ich nicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war und in welchem Jahr sich die Handlung des Buches nun befand.

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre Jahre ab 1904 bis in die Nachkriegsjahre des Ersten Weltkrieges.
Die Gesellschaft ist von der Ungleichbehandlung der Frauen geprägt, welche beispielsweise in Berlin noch nicht studieren dürfen. Während in Tübingen Frauen ab Mai 1904 zum Studium zugelassen wurden, folgte Berlin erst 1908. In der Schweiz war für Frauen bereits ab dem Jahr 1867 ein Studium möglich.
Doch selbst wenn Frauen nun studieren konnten, litten sie noch immer unter enormer Benachteiligung ihrer Professoren während des Studiums, aber auch unter der Intoleranz und der Häme ihrer männlichen Kommilitonen.
In der Gesellschaft sah man studierende und gelehrte Frauen („Blaustrümpfe“) auch nicht gerne und achtete sie und ihr Können sehr wenig. Eine Frau sollte heiraten, Kinder bekommen und ihrem Mann ein wohliges Zuhause schenken.
Einen weiteren Gesichtspunkt des Romans bildet der Umgang mit Dienstboten/ Dienstbotinnen in dieser Zeit. Im Prinzip war es eine Art der Versklavung. Die Menschen mussten lange arbeiten, schliefen oft in den Häusern ihrer Dienstherren und waren diesen meist schutzlos ausgeliefert. In einem verpflichteten ‚Dienstbotenbuch‘ wurden alle Arbeitsverhältnisse, aber auch alle Verfehlungen eingetragen.
All diese geschichtlichen Hintergründe hat Kristina Herzog akribisch recherchiert und bettet ihre fiktive Geschichte und erdachten Charaktere gekonnt in diese hinein.

Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung der Reihe.

Fazit: Ein Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und auch gerne weiter empfehle.
Eine packende Handlung, eine detaillierte Sprache und sehr starke und authentische Charaktere, welche in akribisch recherchierte Hintergründe eingebettet sind. Ein großes Lese-Erlebnis!


*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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