„Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“

von Virginia Anemona

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 07. Juli 2023
Verlag: Selbstverlag
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-3757561475
Seitenanzahl: 516 Seiten
Preis: 18,99€ (Taschenbuch)

Homepage:
http://www.virginia-anemona.cookypool.net/index.html

Klappentext:
„Kurt ist voll Trauer um seine verstorbene Frau Anne. Er sieht keinen Sinn mehr im eigenen Dasein, aber versprach seiner Frau einst, nicht aufzugeben. Nun kümmert er sich um den Garten samt all den besonderen Blumen und wartet, ohne zu wissen, worauf.
Alexanders Eltern bestimmen das Leben ihres Sohnes durch strikte Regeln. Obwohl Alexander ein Heim, saubere Kleidung und stets genug zu essen hat, fühlt er, dass ihm bei all dem etwas Wichtiges fehlt. Während seiner täglichen Pflichten, spendet ihm nur seine eigene Vorstellungskraft Trost. Eines Tages beschließt Alexander, eine der Regeln zu brechen. Er schleicht sich in den Garten seines Nachbarn Kurt, auf der Suche nach einem Funken Freiheit. Eine Geschichte über die Schwere des Lebens und die Kraft wahrer Freundschaft.“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und Goodies muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezensionen zu „Ajena und der Wasserperlenbaum“ und „Ajena im Raum der Spiegel“.

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Das Buch „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ von Virginia Anemona ist ein Roman mit übersinnlichen Elementen und erzählt eine mitreißende und emotionale Geschichte über Hoffnung, Liebe und wahre Freundschaft.

Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Anne ist Kurt in seiner unermesslichen Trauer gefangen. Er kümmert sich um den Garten, welchen er zusammen mit Anne angelegt hat. Während er die besonderen Blumen hegt und pflegt, wird er sich darüber klar, dass er mit dem Tod seiner Frau auch seinen Sinn im Leben verloren hat.
Der vierzehnjährige Alexander wohnt im Nachbarhaus, sein Leben wird von strikten Regeln und Ritualen bestimmt, welche ihm seine Eltern auferlegen. Vergnügungen, Zuwendungen oder auch Liebe kennt Alexander seit seiner Geburt nicht. Jeden Tag muss er die gleichen Aufgaben verrichten und es erwarten ihn beim kleinsten Ungehorsam drastische Strafen.
Als Alexander sich heimlich in den Garten seines Nachbarn Kurt schleicht, findet er dort nicht nur ein kleines Stück Freiheit, sondern auch die Zuwendung, nach der er sich so sehnt. Kurt hingegen findet wieder einen Funken Hoffnung – sein Leben bekommt mit Alexander wieder einen Sinn.

Mitte Februar 2022 schrieb mich die Autorin Virginia Anemona auf Instagram an und fragte, ob ich Interesse habe, ihre beiden Bücher „Ajena und der Wasserperlenbaum“ und „Ajena im Raum der Spiegel“ zu lesen und zu rezensieren. In diesen Büchern thematisiert sie ihre Lebensgeschichte, ihre Erfahrungen mit Mobbing/ Gewalt in der Schule und luzides Träumen.
Die beiden Bücher verlangten mir einiges ab, da es immer wieder Parallelen zu meiner persönlichen Lebensgeschichte gab. Jedoch machten mir die Geschichten auch Mut und zeigten mir, dass man mit den Themen Mobbing, Gewalt an der Schule und seelischen Krankheiten nicht alleine ist.

Auch nach dem ich die Bücher beendet habe, stand ich weiterhin mit der sympathischen Autorin auf Instagram in Kontakt. Als sie im Entstehungsprozess des Buches im November 2022 anfragte, ob ich auch dieses Buch lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen und sagte direkt zu.
Mitte Juni 2023 erreichte mich das Buch in einem wunderschön gepackten Paket mit einigen liebevoll ausgesuchten und von der Autorin gestalteten Buch-Goodies. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür – ich habe mich so sehr gefreut.

Im Mittelpunkt des Covers befindet sich eine weiße Badewanne, welche auf einer Wiese steht. Vor, hinter, neben und unter der Badewanne befinden sich bunt blühende und leuchtende Blumen. Am linken Rand ist der Stamm eines Baums zu sehen, dessen Ast über der Badewanne ragt. Über der Badewanne erhebt sich die Dunkelheit, unterbrochen von einem blauen Stück des sternenklaren Himmels. Schon als ich dieses atmosphärische Cover im November zum ersten Mal sah, war ich völlig verzaubert. Zusammen mit dem außergewöhnlichen Buchtitel weckte dieses Cover direkt mein Interesse an dieser Geschichte.

Ein Blick in das Buch zeigt, dass diese wunderschöne Gestaltung im inneren des Buches fortgesetzt wird. Der Text wird immer wieder von schwarz-weißen Zeichnungen unterbrochen, welche den Text damit hervorheben und betonen.
Nach der Widmung des Buches folgt die ‚Content-Note‘ in der daraufhin gewiesen wird, dass dieses Buch „einige schwere Themen, die für Menschen mit Trauma-Hintergrund problematisch sein könnten“ behandelt. Die Auflistung bestimmter Grundthemen, welche Trigger sein könnten, findet sich auf der letzten Seite. Dem Impressum folgt ein sehr stimmungsvolles Zitat von Wilhelm Raabe, dann beginnt der erzählende Teil des Buches.
Zum Ende des Hauptteils schließen die Danksagung, die Biographie und Buchempfehlungen der Autorin, sowie die erweiterte ‚Content-Note‘ das Buch ab.
Die Gesamthandlung gliedert sich in keine Kapitel auf, die Handlung wird abwechselnd aus der direkten Sicht von Alexander und Kurt chronologisch erzählt – durch Überschriften weiß man, wer gerade erzählt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Hauptfiguren Alexander und Kurt. Beide Hauptfiguren konnten mich hierbei mit ihren Lebensgeschichten, ihren authentischen Handlungen und aufwühlenden Erlebnissen sehr überzeugen, vor allem aber tief, sehr tief berühren.

„Mir kam der Gedanke, dass es genau das war, was mir zuhause fehlte: jemand, der sich mir auf eine sanfte Art zuwandte.“

[Seite 97]

Alexander ist zu Beginn des Buches 14 Jahre alt, er wird im Laufe der Geschichte 15. Er ist ein Junge, dem es auf den ersten Blick an nichts fehlt. Er hat genug zu essen, (zu) viele Klamotten und ein Zuhause. Doch ihm fehlt etwas. Erst als er Kurt kennenlernt, erkennt er, dass in seinem Elternhaus die Zuwendung, die Liebe, die Freude und das Verständnis keinen Platz hat.
Alexander wird von seiner distanzierten und pedantischen Mutter psychisch vernachlässigt, von seinem aggressiven und bestimmenden Vater seelisch und auch körperlich misshandelt. Trotz dieser schlimmen Verhältnisse behält sich der intelligente Alexander seinen Mut und seine Schlagfertigkeit bei und bleibt stets liebevoll – und vor allem liebenswert. Er fällt im Buch sehr tief und schlägt dabei immer wieder hart auf, doch er richtet sich direkt danach auf und er ist sogar bereit, sich selbst für seine Freunde aufzugeben.

„»Das Grauen dieser Welt kann unserer Freundschaft niemals etwas anhaben« …

[Seite 324]

Während ich Alexander ab der ersten Seite in mein Herz geschlossen habe, stießen mich seine Eltern und die vielen (erwachsenen) Bekannten und ihr Verhalten direkt ab. Diese unfassbare Kühle, Distanziertheit und Aggressivität mit der Alexander täglich konfrontiert ist, machten mich sprachlos, vor allem aber wütend. Sie alle sind gleichgültig, gemein und ihr Verhalten war für mich stellenweise einfach unerträglich.
Doch nicht nur Alexanders Eltern machen ihm das Leben schwer, sondern auch eine weitere Figur. Diese Passagen, in denen Alexander an seine Grenzen des Belastbaren gebracht wird und eine ungeheure Brutalität erlebt, sorgten dafür, dass ich das Buch immer wieder mit zitternden Händen und Tränen in den Augen zur Seite legen musste. Ich möchte auf diesen Handlungsstrang und die darin vorkommenden Figuren nicht näher eingehen, da ich sonst zu viel vorwegnehme.

„Wieder wurde mir bewusst, dass sie fort war und es mir nicht möglich war, an dieser Tatsache etwas zu ändern. Der Mensch, mit dem mich am allermeisten verband, war einfach weg.“

[Seite 82]

Neben Alexander spielt Kurt eine tragende Rolle in diesem Buch. Kurt ist der Mann, dessen Badewanne im Garten steht. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau scheint er jeden Sinn im Leben verloren zu haben.

„»Womöglich. Vielleicht … sehr wahrscheinlich … auf jeden Fall war Anne mein Sinn. …«“

[Seite 202]

Kurt ist ein tief verletzter und seelisch labiler Mensch. Nachdem er Alexander kennengelernt hat, lernt der Leser/ die Leserin Kurts tiefsinnige, feinfühlige und herzensgute Seite kennen. Mit viel Gespür und Gefühl nährt er sich Alexander an, dabei umweht ihn stets eine gewisse Melancholie und Tiefsinnigkeit. Die Beiden führen anrührende, aufwühlende und philosophische Gespräche, welche beiden helfen, ihr Leben und ihre Vergangenheit anders zu betrachten und zu bewerten.

„»Ich glaube nicht, dass das seltsam ist. Vielleicht verliebt man sich mit der Zeit auch in einige der Dinge, die der andere liebt. Immerhin sind es Dinge, welche die Person erfreuen, die man gerne glücklich sieht und somit stellt man wohl auch selbst eine Verbindung zu diesen Sachen her, selbst wenn man sie zuvor nicht sonderlich mochte oder sie vielleicht nicht verstanden hat.«“

[Seite 136]

Sie merken schnell, dass sie durch wahre Freundschaft und gegenseitigen Respekt miteinander verbunden sind und sie mit dem jeweils anderen nicht mehr alleine im Leben sind.

„»Du musst nur nach oben schauen, wir haben dasselbe Sternenkleid, Du bist nie allein, vergiss das nicht.«“

[Seite 108]

Das Bindeglied zwischen den beiden Hauptfiguren ist der Garten von Kurt. Einst von Anne liebevoll angelegt und gepflegt, kümmert sich Kurt nun um die vielfältigen und besonderen Pflanzen. Während für Kurt der Garten viel Vergangenheit bedeutet, bietet dieser Alexander einen Fluchtpunkt und etwas völlig Neues: Ein Stückchen Freiheit.

„Dieser Garten war definitiv das Gegenteil von unserem und ich kam mir vor, als hätte ich den Weg ins Wunderland gefunden.“

[Seite 26]

In diesem Garten wachsen ganz besondere Blumen, welche in ihrer Art und ihrer Lebensform den beiden Protagonisten ähneln.

»Das sind Nachtblüher, also Blumen, die ihre Blüten erst nachts öffnen. Mit dem Leuchten hast du recht. Diese Blumenarten leuchten im Schein des Mondes.«
»Wow! Und was passiert am Tag mit ihnen?«

»Da haben sie ihre Blüten geschlossen und wirken fast welk.«
»Sie sind also nachtaktiv?«

»So ist es.«
»Dann sind sie wie wir«, schlussfolgerte ich.“

[Seite 74]

Virginia Anemona versteht es vortrefflich ihre vielen und vielfältigen Figuren mit vielen Facetten auszukleiden. Viele von ihnen konnten mich mit einem Sinneswandel überraschen, einige schloss ich schnell in mein Herz, während mich andere mit ihrem Verhalten einfach nur abstießen.
Es sind Figuren und vor allem Geschichten und Schicksale, welche ich noch lange in meinem Herzen tragen werde.
Die Autorin hat einen wunderbaren, bildhaften, authentischen und drastischen Sprachstil, welcher mich von der ersten Seite an mit in die Geschichte genommen hat. Auch wenn mich diese mitunter sehr aufwühlte und an meine Grenzen brachte, musste und wollte ich immer weiter lesen. Eine große Anzahl an schwierigen Themen, wie Trauer und Verlust, Suizidgedanken, körperliche und seelische Misshandlung, sowie psychische Vernachlässigung und sexualisierte Gewalt werden in dem Buch „Der Mann dessen Badewanne im Garten steht“ thematisiert. Diese Themen werden größtenteils aus der direkten Sicht der Protagonisten beschrieben, was zu einer hohen Authentizität führt. Virginia Anemona zeigt, dass diese Themen in unserer Gesellschaft stattfinden und zeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Gesellschaft wachsam bleiben, um diese Missstände zu erkennen. Neben all dem Schrecken und Grauen, zu welchem der Mensch fähig ist, zeigt diese Geschichte aber auch eindrucksvoll das Schönste der Menschheit: Die Liebe und Freundschaft zueinander.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Virginia Anemona für dieses großartige, mitreißende, zerstörende und aufbauende Leseerlebnis bedanken – zusätzlich geht aber auch ein großes Dankeschön an die Autorin raus, weil sie mich immer wieder mit privaten Nachrichten aufgefangen hat und immer ansprechbar ist. Danke!

Fazit: Nein, das Buch ist kein ‚Feel-Good-Roman‘ … und trotzdem, oder gerade deshalb, konnte mich diese mitreißende Geschichte abholen.
Stellenweise musste ich das Buch mit zitternden Händen und Tränen in den Augen zur Seite legen, um kurz darauf gespannt weiterzulesen.
Es ist eine Geschichte über Tod, Verlust und Trauer, über körperliche und seelische Misshandlung, psychische Vernachlässigung und Suizidgedanken. Vor allem ist es aber eine Geschichte der Hoffnung und der Freundschaft. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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