„Der Verrat der Kaufmannswitwe“

von Silke Elzner

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 06. Juli 2023
Verlag: Selbstverlag
Ausgabe: Taschenbuch und eBook
ISBN: 978-3-757560973
Seitenanzahl: 548 Seiten
Preis: 18,95€ (Taschenbuch), 4,99€ (eBook)

Homepage: https://silkeelzner.de/der-verrat-der-kaufmannswitwe/

Klappentext:
Im Jahre des Herrn 1376:
Eingeschneit auf Burg Altena verbringt die Magd Beleke einen romantischen Winter mit Ritter Rotger. Als ihr aufgeht, dass sie ein Kind erwartet, ist Rotger längst abgereist. Von der Familie verstoßen, zieht sie ihm hinterher, doch ihre gefahrvolle Suche endet vorerst in der Stadt Dortmund.
Eine Kaufmannswitwe nimmt die mittellose Beleke in ihr Haus auf. Die neue Herrin ist gütig und fürsorglich, doch sie hütet ein dunkles Geheimnis – ein Geheimnis, das sie alle in Gefahr bringt.
Eine packende Geschichte über die Verräterin von Dortmund, Agnes von der Vierbecke, und die „Große Fehde“ mit den Grafen von der Mark.“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar in Form eines eBooks und Taschenbuchs zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zu „Die letzte Fehde an der Havel“.

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Das Buch „Der Verrat der Kaufmannswitwe“ von Silke Elzner ist ein historischer Roman, welcher im 14. Jahrhundert in Dortmund spielt und den Verrat der Dortmunder Bürgerin Agnes von der Vierbecke zeigt, aus welchen sich die „Große Fehde“ mit dem Grafen von der Mark entwickelte.

Im Jahr 1376: Die junge Beleke wird von ihren Eltern als Magd auf die Burg Altena geschickt. Hier muss sie schwer arbeiten, lernt aber auch den gutaussehenden Ritter Rotger kennen – und lieben. Während die Bewohner der Burg eingeschneit sind, kommen sich die Beiden näher. Als Rotger abgereist ist, erkennt Beleke, dass sie schwanger ist. Ihre Familie verstößt sie und so reißt Beleke Rotger hinterher – völlig mittellos und in ständiger Gefahr. Sie landet in der Stadt Dortmund, wo Beleke von der fürsorglichen Kaufmannswitwe Agnes von der Vierbecke aufgenommen wird.
Doch ein wohl gehütetes Geheimnis der Kaufmannswitwe bringt alle in große Gefahr.

Im September 2022 erhielt ich das Buch „Die letzte Fehde an der Havel“ von Silke Elzner als Rezensionsexemplar und war von der Geschichte sehr begeistert – vor allem überraschten mich die authentischen und vielfältigen Figuren mit ihrer charakterlichen Tiefe und Wechselhaftigkeit.
Ich freute mich sehr, als die Autorin Ende Mai 2023 ihr neues Buch „Der Verrat der Kaufmannswitwe“ ankündigte, da die Zeit, in der das Buch spielt, vor allem aber der Handlungsort sofort mein Interesse geweckt haben. Ich konnte es kaum erwarten, endlich dieses Buch zu lesen.
Freundlicherweise habe ich das Buch von der Autorin als vorzeitiges Rezensionsexemplar zugesendet bekommen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanke.
Als ich 2014 und 2021 in Dortmund in einer Buchhandlung nach einem historischen Roman aus der Gegend fragte, konnte mir leider nichts empfohlen werden – denn es gab nichts. Was freute ich mich, als ich sah, dass dieses Buch nun genau dort spielt und auch noch in einer meiner bevorzugten Epoche: Im Spätmittelalter (ca. 1250 bis ca. 1500). Es ist eine sehr interessante aber auch brutale Zeit, welche von der Großen Hungersnot 1315–1317, dem Schwarzen Tod und dem Hundertjährigen Krieg (1337 – 1453) geprägt wurde. Kälte, Krankheiten, politische Unruhen, hohe Kriminalität und geringer Verdienst waren in der Bevölkerung verbreitete Probleme.
Der Name Agnes von der Vierbecke sagte mir allerdings nichts und ich war sehr gespannt, wie dieses Buch meinen geschichtlichen Horizont erweiterten könnte.

Neben dem Klappentext zog mich das sehr ansprechende und stimmige Cover an: Zu sehen ist das Portrait einer Frau. Ihre dunklen Haare sind in der Mitte gescheitelt und straff zusammen gebunden. Mit einem durchdringenden Blick sieht sie direkt den Betrachter an. Ihr prächtiges dunkles Kleid wird mit einem zusätzlich sehr opulenten Geschmeide vervollständigt. Der Hintergrund des Bildes ist dunkel, Kleid und Hintergrund vereinen sich nach unten hin. Umrandet wird das Bild mit einem prunkvollen Goldrahmen, wodurch das Cover wie ein Gemälde wirkt.

Das Taschenbuch ist sehr hochwertig und kunstvoll gestaltet: Der Klappentext auf der Rückseite ist ebenfalls mit einem Goldrahmen versehen. Zudem ist der Buchrücken der absolute Hingucker und außerordentlich schön gestaltet – dadurch wirkt es wie ein altes gebundenes Buch.
Im Inneren des Buches befindet sich eine Karte, auf welcher die Hauthandlungsorte zu sehen sind. Es folgt ein umfangreiches Personenregister, dann die beiden Hauptteile des Buches. Mit dem ausführlichen Nachwort, der Danksagung der Autorin und einer Kurzbiographie der Autorin wird das Buch abgeschlossen.
Die Gesamthandlung des Buches umfasst 12 Jahre und spaltet sich in insgesamt 38 Kapitel und zwei Teile auf: Der erste Teil setzt im Jahr 1376 in Altena an und endet 1378, der zweite Teil beginnt dann 10 Jahre später.

Ab der ersten Seite konnte mich die Geschichte und die vielfältigen Figuren in ihren Bann ziehen. Es ist, wie der Blick in das Personenregister zeigt, eine gelungene Mischung aus historischen und fiktiven Figuren.
Beleke und Rotger und ihre Geschichten sind fiktiv, sie werden von der Autorin sehr authentisch dargestellt und fügen sich wunderbar in das historische Umfeld ein.
Ich mochte Beleke schnell sehr gerne: Sie ist zu Beginn ein junges und etwas naives Mädchen, welches sich gerne aus ihrer tristen Realität in farbenfrohe Tagträume flüchtet. Als sie dann als Magd auf der Burg arbeitet, wird sie vom wahren Leben eingeholt und sie muss schneller erwachsen werden und Verantwortung übernehmen, als sie es sich vorstellen vermag.

„Auf den Weg, dachte sie verbittert. Nur wo sollte sie hin? Niemand wollte sie mehr haben.“

[Kapitel 10]

Beleke ist eine Kämpferin, welche immer wieder aufsteht und sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Sie entwickelt sich während der insgesamt zwölf Jahre umspannenden Handlung von einem etwas leichtgläubigen Mädchen zu einer erwachsenen Frau und Mutter.
Rotger hingegen ist zu Beginn der Geschichte bereits vom Leben gezeichnet und hat viele Erfahrungen und Erlebnisse hinter sich. Er ist ein schwer zu durchschauender Charakter, einerseits ist er Beleke gegenüber liebevoll, auf der anderen Seite ist er der kaltblütige Ritter, welcher auch gerne mehr trinkt, als ihm gut tut. Von seinen Eltern verstoßen führt er ein Leben, welches von Verlust, Unstetigkeit und Kampf geprägt ist. Beleke schafft es, seine harte Schale ein Stück weit zu knacken und den verletzten Menschen darunter zum Vorschein zu bringen.

„Der Schmerz, den er seit der Jugend in seinem Herzen verschlossen gehalten hatte, war in den letzten Tagen mehrmals durch ihre Anteilnahme hervorgebrochen, und er hatte selbst bemerkt, wie tröstend ihr geduldiges Ohr war.“

[Kapitel 6]

Einerseits stieß mich sein Denken und Handeln gegenüber Frauen ab, seine verletzliche Seite macht bei diesen mitunter kühlen und berechnenden Charakter aber auch viel aus.
Neben diesen beiden fiktiven Figuren steht die historische Agnes von der Vierbecke im Mittelpunkt der Geschichte. Wie ich bereits weiter zu Beginn der Rezension erwähnt habe, sagte mit dieser Name bisher noch nichts, dank diesem Roman habe ich nun ein Bild dieser ungewöhnlichen Frau. Silke Elzner beschreibt die Gefühlswelt von Agnes (im Roman oft Neyse genannt) sehr detailliert und schafft mit ihr eine Figur, deren mitreißendesund grausames Schicksalich so schnell nicht mehr vergessen werde.
Sie steht nach dem Tod ihres Ehemanns völlig unter der Fuchtel ihres Schwagers. Ihr persönliches Glück bringt sie in Dortmund schnell in Verruf.

„»Du und ich, wir beide wissen, dass es ein Gerücht ist, in die Welt gesetzt von Zankweibern, die nur neidisch sind, dass sie wie Sperlinge in ihrem bedeutungslosen Leben gefangen sind. Wohingegen du strahlst und schillerst wie ein Eisvogel. Sie wollen so sein wie du, meine Teure, und weil sie es nicht können, streben sie danach, dich zu vernichten.«“

[Kapitel 21]

Neyse ist ein herzensguter Mensch – ihr liegen die Armen sehr am Herzen und und kann mit ihrer gütigen und gleichzeitig strengen Art und Weise vielen ein neues Leben ermöglichen. Zeitgleich wirkt sie aber auch ungestüm und lässt sich zu schnell von ihrem Herzen leiten.
Über die historische Agnes und ihre Lebensumstände ist recht wenig bekannt. Silke Elzner verwebt in ihrem Roman Fakten und Fiktion und baut um und mit den gesicherten Erkenntnisse herum eine sehr glaubhafte Geschichte auf.
Neben diesen Hauptfiguren gibt es noch einige weitere Figuren, auf welche ich aber nicht detailliert eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Silke Elzner hat einigen historischen Figuren nachgespürt und zeigt Menschen mit Ängsten und Selbstzweifeln. Sie alle hatten Träume, Wünsche und Ziele. Diese historischen und auch die vielen fiktiven Figuren konnten mich mit ihrer Lebensechtheit, ihrer Vielfältigkeit und ihren packenden Lebensgeschichten überzeugen. Auch die Tragik, die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen zwischen einigen der Figuren waren stets fühlbar und zogen mich schnell in diese spannende Geschichte hinein. Es sind Figuren, welche ich mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen tragen werde.

Wie auch schon „Die letzte Fehde an der Havel“ konnte mich auch diese großartige Geschichte ab der ersten Seite in ihren Bann ziehen. Silke Elzner erzählt bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Sie zeichnet die ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft in ihrem Buch eine sehr dichte Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte. Nur ungern legte ich das Buch aus den Händen. Die Handlung, welche chronologisch erzählt wird, ist durch die vielen Verstrickungen nie langweilig oder langatmig – sie besticht von Beginn an durch ein hohes erzählerisches Tempo.

Wie bereits oben angemerkt, bildet das sogenannte Spätmittelalter den historischen Hintergrund des Buches. Es ist eine Zeit, welche von Umbrüchen geprägt war: Das Mittelalter, und damit auch das Rittertum, haben ihre Hochzeiten hinter sich, doch noch immer herrschen Kriege und vor allem Fehden. Die Ständegesellschaft prägt das Leben der Menschen, auch wenn in den Städten das Bürgertum immer stärker wird (Stichwort: „Stadtluft macht frei“).
Silke Elzner hat diese vielen geschichtlichen Hintergründe akribisch recherchiert und stellt diese sehr bildhaft und glaubwürdig dar. Sie bettet ihre historischen und fiktiven Figuren in die geschichtlichen und gesicherten Hintergründe ein und verwebt deren Schicksale miteinander und untereinander zu einer großen, stimmigen und mitreißenden Geschichte.
Mit dem Handlungsort in und um Dortmund herum, betrat ich geschichtliches Neuland. Da ein Teil meiner Familie in dieser Gegend wohnt, interessiert mich diese Gegend und auch die Historie sehr und ich habe mit dem Buch „Der Verrat der Kaufmannswitwe“ einiges – vor allem über „Die große Dortmunder Fehde“ – gelernt.

Zum Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Silke Elzner für dieses wunderbare, lehrreiche und packende Leseerlebnis bedanken.

Fazit: Ein Roman, der mich ab der ersten Seite gepackt und nur noch schwer losgelassen hat. Mit vielfältigen Charakteren und einer spannenden Geschichte schafft Silke Elzner ein authentisches, farbenfrohes und unvergessliches Spektakel der Superlative. Ein MUSS für jeden Liebhaber und jede Liebhaberin des historischen Romans. Unbedingt lesen!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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