von Hanna Caspian
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: Droemer-Knaur
Ausgaben: Paperback, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3426659502
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preise: 18,00€ (Paperback), 12,99€ (eBook)
Klappentext:
„Berlin, im Dreikaiserjahr 1888: Als Tochter eines Eisenbahn-Tycoons hat Felicitas Louisburg scheinbar unendliche Möglichkeiten und kann sich leisten, was immer ihr Herz begehrt. Nur eines ist in ihrem Leben nicht vorgesehen: persönliche Freiheit.
Das erkennt die junge Frau schmerzlich. Auf einem opulenten Sommerball soll sie anders als gedacht keineswegs nach einem geeigneten Heiratskandidaten Ausschau halten – den hat ihr Vater längst für sie ausgesucht. Nach seinem Willen wird Felicitas den Sohn eines Grafen heiraten, um seinem Unternehmen einen gigantischen Großauftrag zu sichern. Doch dann lernt sie Lorenz kennen, der sich für Zweiräder begeistert und mit seiner Unbeschwertheit alles infrage stellt, was Felicitas bislang für unausweichlich hielt …“
Homepage:
– https://www.droemer-knaur.de/buch/hanna-caspian-im-takt-der-freiheit-9783426659502 (Verlag)
– https://www.hannacaspian.de/im-takt-der-freiheit (Autorin)
*Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag als vorzeitiges Rezensionsexemplar (eBook) und von der Autorin mit einer Bloggerinnen-Box (inklusive Paperback & Goodies) zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank dafür.
– Ich habe vom Verlag/ von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistungen erhalten, die Rezension spiegelt meinen persönlichen Lese-Eindruck wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars & Goodies und der Verlinkung der Verlagshomepage kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.
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Das Buch „Im Takt der Freiheit“ von Hanna Caspian ist ein historischer Roman, der im ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin spielt und den Kampf einer jungen Frau um ihre persönliche Freiheit zeigt.
„Felicitas kannte das Gefühl, auf einem Pferd dahinzufliegen. Auch wenn sie das hier in der Stadt jemals konnte. Dieses Gefühl von Freiheit war mit nichts anderem vergleichbar. Was für eine Vorstellung, sie könnte auf einem Rad so schnell sein. Allein, aus eigener Kraft.“
[Seite 155, Kapitel 03]
Berlin 1888: Felicitas lebt nach außen hin ein völlig sorgloses Leben. Ihr Vater Egidius Louisburg ist ein Unternehmensinhaber, welcher sich mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes ein immenses Vermögen aufgebaut hat und zu den reichsten Menschen der Stadt zählt.
Die junge Frau scheint unendlich viele Möglichkeiten für ihr weiteres Leben zu haben – doch der Schein trügt, denn Felicitas hat keinerlei persönliche Freiheiten. Sie darf nicht alleine vor die Tür und verfügt auch über kein eigenes Geld. Einen geeigneten Heiratskandidaten hat ihr Vater bereits für sie ausgesucht – die Verlobung mit dem Sohn eines Grafen soll auf einem großen Ball bekannt gegeben werden. Diese Verbindung soll dem Unternehmen ihres Vaters einen Großauftrag sichern. In Felicitas sträubt sich alles gegen die Verbindung mit dem unausstehlichen Grafensohn – denn eines ist ihr klar. Mit ihm als Ehemann sind all ihre Bestrebungen nach persönlicher Freiheit passé.
Als Felicitas auf einem Ausritt den jungen Lorenz kennenlernt, welcher sich für die aufkommenden Fahrräder interessiert, fühlt sie sich schnell zu diesem hingezogen – und die Freiheit winkt.
Die Bücher der Autorin Regina Gärtner, welche sie unter dem Namen Hanna Caspian schreibt, begleiten mich schon seit einigen Jahren: Mit großer Begeisterung habe ich Anfang 2017 „Die Kirschvilla“ und in den darauf folgenden Jahren die Reihe um das „Gut Greifenau“ gelesen. Als die Autorin Ende Juli 2024 anfragte, ob ich ihren neuen Roman lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen und sagte zu. Das wunderschöne Cover und der Klappentext versprachen Unterhaltung genau nach meinem Geschmack. Ich mag Geschichten, welche im Deutschen Kaiserreich (1871 – 1918) spielen und zeigen, wie schwer es den Frauen damals in Sachen persönlicher Freiheit gemacht wurde.
Das Buch erreichte mich Mitte September 2024 als eBook, Ende September folgte das Paperback – zusammen mit einer wunderschönen Bloggerinnen-Box mit vielen und liebevoll ausgewählten Goodies. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich dafür bei der Autorin bedanken. Ich habe mich so sehr gefreut (vor allem über das persönliche Blog-Journal).
Die Ausgabeart ist ein sehr hochwertig gestaltetes Paperback mit insgesamt 448 Seiten.
Das Cover ist eine Collage aus verschiedenen Elementen: Im oberen Bereich findet sich ein junges Paar, welche mit dem Rücken zueinander stehen. In der Mitte des Bildes findet sich der Titel des Buches, darunter eine historische Aufnahme des Brandenburger Tors in Berlin. Hier sind zwei Radfahrende zu sehen, vorne eine Frau, nach hinten versetzt ein Mann. Mit diesen verschiedenen Elementen wird schnell ersichtlich, dass das Buch in Berlin spielt und auch das Fahrradfahren eine wichtige Rolle spielen wird.
Auf der vorderen Klappe steht ein Textausschnitt, mit welchem die Spannung geweckt wird. Im inneren der Klappe findet sich ein liebevoll gestalteter Stadtplan-Ausschnitt mit den wichtigsten Handlungsorten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Foto und einem kurzen Text vorgestellt. Im Inneren der Klappen werden die Buchreihen, welche sie unter dem Pseudonym Hanna Caspian veröffentlicht hat, gezeigt.
Auf dem Buchrücken und auf der Buchrückseite werden einzelne Elemente des Covers in veränderter Form aufgenommen.
Nach einem Zitat und Motto der österreichischen Frauenrechtlerin Rosa Mayreder folgt eine Figurenübersicht. Dann folgen insgesamt sechs Kapitel, welche alle recht umfangreich sind, aber durch Zeitangaben in einzelne Abschnitte aufgeteilt sind. An das letzte Kapitel schließt sich ein ausführliches Nachwort der Autorin an.
Mit Beginn des ersten Kapitels befinden wir uns im März 1888 in Berlin, nach dem Ende des letzten Kapitels im August 1988 – somit umfasst die gesamte Handlung des Buches circa fünf Monate.
Wie in ihren vorherigen Büchern schafft Hanna Caspian auch in dieser Geschichte eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Ihre lebendige und bildgewaltige Sprache und die interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen konnten mich begeistern und ich verlor mich völlig in der Handlung und flog nur so durch die Geschichte.
„Sie musste ihren eigenen Weg finden. Sie musste sich selbst bestätigen, dass sie wirklich so mutig war, wie sie es von sich glaubte.“
[Seite 148, Kapitel 03]
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Felicitas Louisburg. In jungen Jahren hat sie ihre Mutter verloren – ein noch immer schmerzender Verlust. Auch wenn sie nach außen hin ein sorgloses Leben zu führen scheint, sehnt sie sich nach ihrer persönlichen Freiheit.
Schon nach den ersten Seiten habe ich Felicitas fest in mein Herz geschlossen, da sie vor Unrecht nicht die Augen verschließt und sich für die Schwachen der Gesellschafft stark macht. Trotz dieser äußeren Stärke ist Felicitas in ihrem Inneren verzweifelt und voller Sehnsucht nach Freiheit. Doch im Laufe der Geschichte erstarkt ihr Kampfgeist mehr und mehr und sie lässt sich immer weniger von den Menschen in ihrem Umfeld sagen.
Felicitas ist eine willensstarke und sympathische Figur, welche mich mit ihrer Authentizität überzeugt hat und zu der ich sehr schnelle eine Bindung aufbauen konnte. Sie hat ihre Schwächen und ihre Stärken – lässt sich aber nicht unterkriegen und probiert auch gerne Neues aus. Mit ihr und ihrer tragischen Geschichte wird deutlich gemacht, wie wenig die Frauen zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches zu sagen hatte, wie über sie bestimmt werden konnte.
An ihrer Seite steht der Fabrikantensohn Lorenz. Sein Charakter war am Anfang etwas schwer zu fassen, da sich seine Geschichte und seine Hintergründe erst im Fortgang der Geschichte zeigen. Trotzdem mochte ich ihn sehr und schloss auch ihn in mein Leseherz. Durch ihn kann Felicitas in eine Welt blicken, von der sie ausgeschlossen wird und er öffnet für sie eine Tür in die Freiheit.
Neben diesen beiden Hauptfiguren lernt der Leser Minna kennen. Minna ist Felicitas Zofe, eine junge sympathische Afrikanerin, welche aus einer deutschen Kolonie stammt und auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrem Platz im Leben ist. Dieser Themenaspekt, Minnas ergreifende Geschichte und das Zusammenspiel mit Felicitas – sie helfen sich gegenseitig – fand ich sehr gelungen.
Neben diesen angenehmen Charakteren stehen auch die eher unliebsamen Figuren: Hier ist an erster Stelle Felicitas Vater Egidius Louisburg zu nennen. Auch wenn er seine Beweggründe hat, wirkt er ab der ersten Seite alles andere als sympathisch – denn er denkt nur an einen möglichen großen Geschäftsauftrag und nicht an das persönliche Glück seiner Tochter. Doch er trägt auch eine große Bürde mit sich herum, welche ihm das Leben schwer macht.
Es gibt noch weitere unliebsame Figuren, auf welche ich jedoch nicht einzeln eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Geschichte vorwegnehme.
Viele ihrer Eigenheiten, Eigenschaften und Entwicklungen der Figuren zeigen sich erst im Verlauf der Geschichte, was für eine gelungene Authentizität sorgt.
Auch wenn die Figuren allesamt fiktiv sind, sind einzelne Charaktere von historischen Figuren inspiriert. Die Autorin Hanna Caspian schafft mit ihren vielfältigen Figuren ein sehr gelungenes Bild der damaligen Gesellschaft, stellt mit ihnen Zusammenhänge da und verknüpft diese perfekt mit den historischen Begebenheiten.
„Sie war so unendlich wütend auf Vater, auf die ganze Welt. Sie war wütend darüber, was sie alles nicht durfte, Was sie alles nicht tun sollte. Sie hatte einfach keine Lust mehr, sich immer anderen fügen zu müssen.“
[Seite 79, Kapitel 02]
Den historischen Hintergrund bildet das Jahr 1888, dem sogenannten Dreikaiserjahr: Auf Kaiser Wilhelm I., der am 9. März in Berlin starb, folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm als Kaiser Friedrich III., der nach 99 Tagen Herrschaft am 15. Juni in Potsdam starb. Ihm folgte am selben Tag dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm, der als Kaiser Wilhelm II. den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen bestieg. Innerhalb von nur vier Monaten wurde das Deutsche Kaiserreich somit von drei Herrschern regiert.
Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung, waren die Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs auch eine Zeit des Aufbruchs. Die Menschen wurden beispielsweise durch den Ausbau der Eisenbahnstrecken immer mobiler, sie waren informierter und vor allem freiheitsliebender. Auch die Soziale Gerechtigkeit geriet immer mehr in den Fokus, was auch die Idee der Gleichberechtigung der Frauen erstarken ließ.
Dieser Kampf um Gleichberechtigung und Selbstbestimmung bildet den thematischen Schwerpunkt des Romans „Im Takt der Freiheit“. Mittels des praktischen Fahrrads befreiten sich immer mehr Frauen aus ihrer Abhängigkeit und ihrer Unfreiheit – auch wenn das Fahrradfahren lange Zeit als „unweiblich“ angesehen wurde.
Diese historischen Hintergründe und die die Thematik des Kampfes um Selbstbestimmung stellt Hanna Caspian in ihrem Roman sehr gelungen und nachvollziehbar da. Der Autorin gelingt es zudem geschichtliche, gesellschaftliche und politische Themen in ihre spannende Handlung einzuweben und mit den Schicksalen und Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren zu verbinden.
In einem ausführlichen Nachwort am Ende des Buches werden diese geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen zusammengefasst.
Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Hanna Caspian für dieses lehrreiche Lesevergnügen bedanken.
„Dieses Eingesperrt-Sein und Gegängelt-Werden konnte sie immer weniger ertragen. Lange würde sich dieser erwachende Wunsch nach Freiheit nicht halten, mit einem Mann an ihrer Seite, der ihr alles befehlen konnte, ja sogar die Pflicht hatte, ihr alles zu befehlen.“
[Seite 29, Kapitel 01]
Fazit: Das Buch „Im Takt der Freiheit“ ist ein sehr gelungener und lesenswerter Einzelroman, welcher mich durch die vielen und vielfältigen Figuren und die gut dargestellten historischen, gesellschaftlichen und politischen Hintergründe begeistern konnte. Sehr empfehlenswert!
* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag und eines Bloggerinnen-Pakets durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.