„Gut Erlensee – Cäcilias Erbe“

von Juliana Weinberg

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. Dezember 2022
Verlag: HarperCollins
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-3-365-00041-0
Seitenanzahl: 400 Seiten
Preis: 12€

Klappentext:
März 1922 bei Kiel. Cäcilia Herringer kann es kaum glauben: Sie hat es geschafft und die Ausbildung zur Lehrerin erfolgreich abgeschlossen. Dass sie für ihren großen Traum auf eine Ehe und Kinder verzichten muss, ist der jungen Frau egal, denn sie will sich auf keinen Fall in die Abhängigkeit eines Mannes begeben. Aber dann trifft Cäcilia den Physiker Jakob Kaltenbrunner, und das erste Mal in ihrem Leben hat sie das Gefühl, dass jemand ihre Begeisterung für Wissen versteht. Und während die Bindung zu ihrer neuen Familie auf Gut Erlensee, zu ihrem Patenonkel und ihren Cousinen auseinanderzubrechen droht, ist Jakob immer an ihrer Seite. Doch Cäcilia kann es sich auf keinen Fall erlauben, sich zu verlieben …“

https://www.harpercollins.de/products/gut-erlensee-cacilias-erbe-9783365000410

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Juliana Weinberg als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

– Meine ausführliche Rezension zum ersten Teil findet ihr hier: „Gut Erlensee – Margaretas Traum“

Coverrechte: HarperCollins

_

Das Buch „Gut Erlensee – Cäcilias Erbe“ von Juliana Weiberg ist der zweite Teil einer Buchreihe, welche in den frühen Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs spielt. Dieser Teil zeigt, wie der strenge Lehrerinnenzölibat das Privatleben und die Zukunft der jungen Cäcilia festschreibt.

Es ist das Jahr 1922 in der Nähe von Kiel: Die junge Cäcilia Herringer hat ihre Ausbildung zur Lehrerin erfolgreich abgeschlossen. Wie es der Zufall möchte, erhält sie eine Anstellung als Lehrerin im Dorf, in welchem auch die Familie ihres Patenonkels lebt. Somit kehrt sie auf das Gut Erlensee zurück und möchte sich ganz ihrem Beruf verschreiben – dieser sieht allerdings die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie vor: Das sogenannte ‚Lehrerinnenzölibat‘. Das schreckt Cäcilia nicht ab, da sie sich auf keinen Fall in die Abhängigkeit eines Mannes begeben möchte. Als Cäcilia dann jedoch völlig unverhofft den Physiker Jacob kennenlernt, stehen all ihre Pläne und Wünsche auf der Kippe. Jacob teilt und versteht Cäcilias Begeisterung für Wissen.
Doch plötzlich ereilt Cäcilia die Nachricht vom plötzlichen Tod ihres Vaters in Nürnberg. Cäcilia reißt nach Nürnberg – was ihr dort offenbart wird, stellt nicht nur ihr komplettes bisheriges Leben auf den Kopf.

Nach den beiden Roman-Biographien „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ und
„Josephine Baker und der Tanz des Lebens“ gehört Juliana Weinberg zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich mag ihren bildhaften, aber auch ruhigen und aufgeregten Schreibstil sehr gerne und auch ihre Geschichten wissen mich immer zu begeistern.
Als sie in den sozialen Medien ihre neue Trilogie „Gut Erlensee“ ankündigte, war mein Interesse sofort geweckt. Ich mag Buchreihen, die im 20. Jahrhundert spielen und zeigen, wie schwer der Weg der Frauen damals in Richtung Gleichberechtigung war.
Mit großer Begeisterung habe ich den Auftakt „Gut Erlensee – Margaretas Traum“ gelesen und war schon sehr gespannt, wie es im zweiten Teil der Reihe mit all den liebgewonnen Charakteren und ihren interessanten Lebensgeschichten weitergehen sollte.
Diesen zweiten Teil erhielt freundlicherweise direkt von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Auch für den stets freundlichen Kontakt in den Sozialen Medien möchte ich meinen großen Dank ausdrücken.

Das äußerst stimmungsvolle Cover, welches zudem auch noch perfekt zum ersten Teil der Reihe passt, machte mir direkt Lust auf die Geschichte: Hier sehen wir eine junge Frau in einem hellblauen Kleid, welche seitlich zum Betrachter auf einem Holzsteg an einem See steht, ihre Hände sind auf dem Rücken verschränkt. Ihr Blick und auch ihre Körperhaltung richten sich nach rechts aus, so als würde sie auf jemanden warten und diesen bereits außerhalb des Bildes erblicken. Der See liegt spiegelglatt zu ihren Füßen und am gegenüber liegenden Ufer schließt sich eine Wiese an, welche mit ihrem satten grün bis zum Horizont reicht. Über dem in weiß geschriebenen Haupttitel „Gut Erlensee“, welcher mit einem Foto eines Guts hinterlegt ist und sehr dominant wirkt, steht ebenfalls in weißer Schrift der Name der Autorin. Unter dem Haupttitel befindet sich der Untertitel „Cäcilias Erbe“ – dieser ist allerdings in grüner Schrift gehalten.
Es handelt sich um ein einfaches Taschenbuch, ohne Klappen, mit genau 400 Seiten.
Die Handlung des Buches beginnt im März 1922, etwa zwei Jahre nach Ende des ersten Teils und beginnt ohne Prolog direkt mit dem ersten Kapitel. Der Epilog setzt im August 1923 an, demnach umfasst die gesamte, chronologisch erzählte Handlung des Buches etwa eineinhalb Jahre.
Der hier vorliegende zweite Teil lässt sich eigenständig lesen – also ohne Vorkenntnisse des ersten Teil. Allerdings empfehle ich immer, eine Buchreihe komplett zu lesen, da man dann Geschehnisse und Hintergründe besser ein- und zuordnen kann und die Entwicklung der einzelnen Figuren besser sieht und versteht.

In diesem Buch steht die titelgebende Cäcilia im Mittelpunkt der Geschichte: Nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie von ihrem Vater zu der Familie ihres Patenonkels Hermann auf das Gut Erlensee geschickt. Nach Ende ihrer Ausbildung im Lehrerinnenseminar kehrt sie auch dorthin zurück, um eine Anstellung als Dorflehrerin anzunehmen. Cäcilia ist eine sehr feinfühlige, aber doch auch starke junge Frau, welche mich mit ihrer mitreißenden und wechselvollen Geschichte begeistern konnte. Ihr werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, welche sie zum stolpern bringen, aber Cäcilia lässt sich nicht so schnell entmutigen und versucht tapfer ihren Weg zu finden und zu gehen. An ihrer Seite ist der höchst sympathisch gezeichnete Physiker Jakob, zu welchem sie sich hingezogen fühlt. Doch diese Liebe darf nicht sein, da sich Cäcilia zwischen ihm und ihrem Beruf entscheiden muss: Das Lehrerinnenzölibat schreibt eine Unvereinbarkeit von ihrem Beruf und der Ehe fest.
Auch wenn wieder nicht alle Figuren und ihr Verhalten angenehm sind, freute ich mich, viele der bereits aus dem ersten Teil bekannte Figuren wieder zu treffen und weiter verfolgen zu dürfen.
Margareta, welche im ersten Teil im Zentrum der Geschichte steht, tritt hier hinter Cäcilia zurück und spielt nur noch am Rande eine Rolle. Zusammen mit ihren Geschwistern und ihrer famosen Großmutter Ilsegard Lamprecht bilden sie für Cäcilia den Fels in der Brandung – bei ihnen fühlt sich angenommen und sie alle verbindet ein inniges Band der Vertrautheit. Immer wieder führt sie ihr Weg auf das Gut Erlensee zurück.
Wenn da nur nicht Adelheid Lamprecht wäre, die Frau von Cäcilias Patenonkel Hermann. Mit ihren spitzen Bemerkungen und ihrem Verhalten zeigt sie Cäcilia sehr genau, was sie von ihr hält. Und das ist sehr wenig. Doch auch Adelheids Auftreten gegenüber ihrer jüngsten Tochter Carla und deren Erziehung lässt ihre Sympathie nicht gerade steigen: Adelheid ist, wie auch ihr Ehemann Hermann, in der Zeit stehen geblieben. Den Beiden ist gesellschaftliches Ansehen extrem wichtig und sie möchten für ihre Kinder nur die besten und profitabelsten Verbindungen. Auch wenn Hermann sich im Gegensatz zu seiner Frau etwas positiv weiterentwickelt hat, setzt Adelheid ihre wenig sympathische Gesinnung weiter fort. Auch in diesem Teil hätte ich sie gerne das ein oder andere Mal kräftig geschüttelt, so ungerecht empfand ich ihr Verhalten.
Wie bereits im Reihen-Auftakt konnte mich die Geschichte von Gregor Lamprecht sehr begeistern und mitreißen. Er ist der einzige Sohn von Hermann und Adelheid und konnte seinen Lebenstraum eines eigenen Gestüts verwirklichen. Er könnte so glücklich sein, aber leider muss er einen großen Teils seines Lebens vor den anderen Mitgliedern der Familie verheimlichen.
Auch wenn einige Figuren nicht mit Sympathien glänzten, konnten mich aber alle Charaktere in ihrer Gesamtheit sehr begeistern, da sie sehr facettenreich beschrieben sind und alle zusammen ein gutes und authentisches Bild der zutiefst zerrissenen und gespaltenen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg abgeben.
Es bleibt spannend, wie es mit ihnen und ihren vielfältigen Lebensgeschichten im dritten und abschließenden Band weiter gehen wird.

Wie auch schon im ersten Teil konnte mich der ruhige, aber doch auch äußerst bildhafte Schreibstil der Autorin wieder sehr schnell in die Geschichte mitnehmen. Ich nahm das Buch immer wieder gerne in die Hände und freute mich sehr auf das weiterlesen. Mitunter ist die Stimmung eher melancholisch, doch es kommen auch immer wieder Momente, in denen sich die Stimmung löst und heiterer wird.

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die Jahre 1922 und 1923. Vier Jahre sind nach Ende des Ersten Weltkriegs vergangen und die Weimarer Republik schien langsam in den Köpfen der Menschen angekommen zu sein. Doch leider stand diese Republik wirtschaftlich von Beginn an mit dem Rücken zur Wand: Sie hatte bei den Siegermächten und auch bei der eigenen Bevölkerung hohe Schulden. Die Bevölkerung hatte mit den sogenannten Kriegsanleihen dem Staat Millionen von Mark zugesteckt – diese mussten nun, neben den immensen Reparationszahlungen und dem eigenen wirtschaftlichen Aufbau des Landes, zurückgezahlt werden. Es wurde daraufhin mehr Geld in Umlauf gebracht, womit das Geld immer mehr an Wert verlor: Die Preise und Löhne explodierten zunehmend.
Ein weiteres geschichtliches Thema, welches im Mittelpunkt der Geschichte steht, ist das sogenannte Lehrerinnenzölibat: Dieses wurde 1880 im Deutschen Reich eingeführt und untersagte Lehrerinnen zu heiraten. Falls dies missachtet wurde, folgte die Kündigung – damit erlosch auch der Anspruch auf ein Ruhegehalt.
Der Lehrerinnenberuf diente lediglich der kurzfristigen Versorgung unverheirateter Frauen aus bürgerlichen Familien. Eine Doppelbelastung durch Beruf und Familie traute man Frauen nicht zu. Aber auch arbeitsmarktpolitische Aspekte stellten eine Grundlage des Lehrerinnenzölibats da: Berufstätige Frauen galten als eine unnötige Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Damit war der Lehrerinnenzölibat ein Instrument, mit welchem flexibel auf die jeweilige Arbeitsmarktsituation reagiert werden konnte. Bestand ein Lehrermangel, wurde er gelockert, wenn hingegen ein Überangebot bestand, konnten damit Lehrerinnen vom Arbeitsmarkt verdrängt werden.
Erst im Jahr 1957 wurde eine Zölibatsklausel in Arbeitsverträgen vom Bundesarbeitsgericht generell als verfassungswidrig und damit als nichtig erklärt.
Diese vielfältigen geschichtlichen Hintergründe hat Juliana Weinberg äußerst akribisch und genau recherchiert und verknüpft diese mit den spannenden Lebensgeschichten ihrer fiktiven Charaktere.

Auch dieser Teil der Reihe endet so, dass man unbedingt wissen möchte, wie es im dritten Teil mit all den Figuren und ihren Geschichten weitergeht und man am liebsten einfach weitergelesen hätte.
Der dritte und abschließende Teil „Gut Erlensee – Marillas Schicksal“ erscheint am 25. Juli 2023 – dann heißt es leider Abschied von der turbulenten und liebgewonnen Familie Lamprecht zu nehmen.

Ganz herzlichen Dank liebe Juliana Weinberg für dieses großartige und mitreißende Lese-Erlebnis und einen Roman, in den man einfach nur versinken kann und alles um sich herum vergisst.

„ … ihr Leben fühlte sich an, als sei es einem wunderschönen Roman entsprungen, in dem man versank, bis alles andere um einen herum verblasste.“

[Seite 379 , Zeilen 25 – 27]

Fazit: Ich liebe diese Buchreihe und habe all diese unterschiedlichen und größtenteils liebenswerten Figuren tief in mein Leseherz geschlossen. „Gut Erlensee – Cäcilias Erbe“ ist eine wunderbare Fortsetzung, welche dem ersten Teil in Nichts nachsteht und mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern konnte. Absolute Lese-Empfehlung!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert