„Gut Erlensee – Margaretas Traum“

von Juliana Weinberg

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 27. September 2022
Verlag: HarperCollins
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-3- 749903375
Seitenanzahl: 537 Seiten
Preis: 12€

Klappentext:
Januar 1919 bei Kiel. Gemeinsam mit ihrer Familie lebt Margareta Lamprecht auf Gut Erlensee. Die zurückliegenden Jahre haben den Frauen der Familie einiges abverlangt. Und dabei ahnt Margareta noch nicht einmal, wie schlecht es um die Druckerei und der Familie wirklich steht. Um wieder an Geld zu gelangen, setzt ihr Vater alles daran, Margareta mit dem benachbarten Grafen zu vermählen. Doch das will die junge Frau um jeden Preis verhindern. Der Grafist ein unreifer Junge und Margaretas Herz gehört längst einem anderen …“

https://www.harpercollins.de/products/gut-erlensee-margaretas-traum-9783749903375

Hinweis:
Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Titelbezeichnung und Namensnennungen und Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: HarperCollins

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Das Buch „Gut Erlensee – Margaretas Traum“ von Juliana Weinberg ist der Auftakt einer Reihe, welche im 20. Jahrhundert kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs angesiedelt ist und zeigt, wie schwer Frauen es zu dieser Zeit noch hatten, ihr persönliches Glück zu finden.

Januar 1919 in der Nähe von Kiel: Eigentlich sollte die Familie um die junge Margareta glücklich sein. Nicht nur ihr Vater ist aus dem Krieg wieder zurückgekommen, sondern auch ihr geliebter Bruder Gregor. Letzterer ist allerdings an der Seele schwer vom Krieg gezeichnet.
Nachdem Margareta, ihre Oma, ihre Mutter und ihre beiden Schwestern in den schlimmen Kriegsjahren über sich hinausgewachsen sind und die familieneigene Druckerei über die schlimmste Zeit gebracht haben, möchte der zurückgekehrte Vater Hermann nichts davon hören. Frauen gehören für ihn ins Haus und nicht in leitende Positionen. Er übernimmt das Steuer in der Druckerei wieder. Um der Druckerei finanziell wieder auf die Füße zu helfen, konzentriert Hermann sich darauf, einen reichen Heiratskandidaten für Margareta zu finden. Doch Margaretas Herz gehört da schon jemand anderem und ihre Träume sind riesig.

Nach den beiden beeindruckenden Roman-Biographien „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ und
„Josephine Baker und der Tanz des Lebens“ gehört Juliana Weinberg zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich mag ihren sehr bildhaften, aber auch ruhigen und aufgeregten Schreibstil sehr gerne und auch ihre Geschichten wissen mich immer zu begeistern. Als sie in den sozialen Medien ihre neue Trilogie „Gut Erlensee“ ankündigte, war mein Interesse sofort geweckt. Ich mag Buchreihen, die im 20. Jahrhundert spielen und zeigen, wie schwer der Weg der Frauen damals in Richtung Gleichberechtigung war.
Und auch das stimmungsvolle Cover versprach einfach richtig gute Unterhaltung: Hier sehen wir eine junge Frau, welche seitlich zum Betrachter neben einem Fahrrad auf einer Wiese steht. Sie lässt ihren Blick über einen See schweifen, welcher sich bis an den Horizont erstreckt. Was mag der jungen Frau gerade durch den Kopf gehen?
Als ich das Buch dann in meiner Lieblingsbuchhandlung gesehen habe, musste ich es mir einfach kaufen und ziemlich direkt lesen.

Die Figuren des Buches sind sehr unterschiedlich. Einige schloss ich ab der ersten Seite in mein Herz, andere wiederum habenmich wegen ihres Verhaltens und ihrer Art regelrecht abgestoßen und wütend gemacht.
Die titelgebende Margareta ist eine junge Frau, welche in ihrem bisherigen Leben schon so einige mitmachen musste. Während ihr Vater und ihr geliebter Bruder im Krieg waren, kümmerte sie sich, mit Hilfe ihrer Schwestern, Mutter und Oma um die Druckerei. Mit ihrem Wissensdurst und ihrer ruhigen Art hat sie es geschafft, die Druckerei am Laufen zu halten. All das ist Vergangenheit, als ihr Vater aus dem Krieg zurückkehrt Margareta aus der Druckerei drängt. Seine Tochter soll nur noch einen Zweck erfüllen: Einen reichen, gut gestellten Mann heiraten, welcher der in Schieflage befindlichen Druckerei finanziell unter die Arme greift. Doch Margareta denkt kann nicht daran, der Spielball ihrer strengen Eltern zu sein, welche noch ein völlig altertümliches Denken an der Tag legen. Sie gibt alles für ihren Traum einer glücklichen und selbstgewählten Beziehung, in der beide Partner gleichberechtigt sind und sich aus tiefsten Herzen lieben, respektieren und schätzen.
Diesen Mann hat die liebenswerte und sympathische Margareta in Konrad, dem Vorarbeiter in der Druckerei, gefunden. Auch dieser Charakter ist unheimlich gut gelungen und fand direkt meine Sympathie. Er hat eine sehr interessante Vergangenheit und steht oft für andere Menschen in seinem Umfeld ein.
Margarethas Vater, aber auch ihre Mutter bilden hierzu einen starken Kontrast: Sie sind völlig in der Zeit stehen geblieben, sind gehässig, übel gelaunt und überhaupt nicht leicht zu ertragen. Wie gerne hätte ich die Beiden ab und zu einfach mal geschüttelt und ihnen meine Meinung über ihr furchtbares Denken und Handeln ins Gesicht geschrien.
Margaretas Felsen in der Brandung sind ihre Schwestern, welche ein inniges Band der Vertrautheit verbindet. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihnen und ihren Geschichten in den nächsten Teilen der Saga weitergehen wird.
Doch mein absoluter Lieblingscharakter ist Ilsegard Lamprecht – die Großmutter von Margareta. Mit ihrem feinen Sinn für Humor lockert sie immer wieder die Gespräche auf, sie denkt äußerst fortschrittlich und ist für Enkeltöchter da. Sie spricht ganz oft das aus, was ich Margarethas Eltern auch gerne gesagt hätte. Insgesamt konnten mich aber alle Charaktere sehr begeistern, da sie sehr facettenreich beschrieben sind und alle zusammen ein gutes und authentisches Gesamtbild der zutiefst zerrissenen und gespaltenen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg abgeben.

Die Handlung des Buches wird chronologisch erzählt und erstreckt sich von Januar 1919 bis zum März 1920.
Mit ihrem stimmungsvollen, aber auch sehr ruhigen Sprachstil schafft Juliana Weinberg eine ganz wunderbare und stimmungsvolle Atmosphäre, welche mich sehr schnell mit in die Handlung nehmen konnte. Bei den vielen Diskussionen und auch Ungerechtigkeiten hatte ich des Öfteren das Bedürfnis, mitreden zu wollen und Partei für Margarete zu ergreifen.
Ich nahm das Buch immer wieder gerne in die Hand und möchte nun nach Beendigung des Buches unbedingt wissen, wie es im zweiten Band weitergeht.

Den geschichtlichen Hintergrund bilden die ersten beiden Jahre nach dem Krieg: Die Männer kamen nach und nach aus dem Krieg oder aus der Kriegsgefangenschaft zurück und drängten oft die Frauen aus ihren (beruflichen) Positionen, welche sie während der Kriegsjahre eingenommen haben.
Aber auch der Konflikt der Generationen spielt eine große Rolle: Die Eltern, welche in der Monarchie aufgewachsen sind und diese ihr gesamtes bisheriges Leben miterlebt haben, müssen sich nun völlig umstellen: Die Monarchie gibt es nicht mehr, statt dessen existiert die Weimarer Republik. Die Frauen bekommen zwar zu dieser Zeit mehr Rechte, stehen aber noch immer sehr weit unter dem Mann und junge Frauen müssen sich oft den Wünschen und Vorstellungen ihrer konservativen Eltern fügen.
Die Gesellschaft war zutiefst zerrissen und gespalten, einige trauten der neuen Regierungsform nicht so richtig über den Weg, möchten wieder ihre Monarchie. Andere hingegen sind große Anhänger der Weimarer Republik, welche aber von Beginn an, krankt.
Viele der heimgekehrten Männer leiden noch seht unter den Eindrücken, welche der Krieg bei ihnen hinterlassen hat und an den furchtbaren Erlebnissen, welche sie erlitten. Sie sind entweder körperlich verstümmelt oder krank an der Seele, da sie ihre Kameraden und Freunde sterben sehen mussten. Oft wurde diese seelischen Verletzungen abgetan und überhaupt nicht ernst genommen.
Diese vielfältigen geschichtlichen Hintergründe hat Juliana Weinberg äußerst akribisch und genau recherchiert und verknüpft ihre Geschichte und ihre fiktiven Charaktere gekonnt damit.

Nun bin ich sehr gespannt, wie es im zweiten Band weitergehen wird und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung, welche im Dezember 2022 erscheinen wird.
Danke liebe Juliana Weinberg für dieses sehr gelungene Leseerlebnis und den sehr freundlichen und herzlichen Kontakt in den Sozialen Medien.

Fazit: Ein ganz wunderbarer Reihen-Auftakt: Die Autorin erzählt sehr bildhaft eine stimmungsvolle Geschichte, welche mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten hat und in der ich einfach versinken konnte. Die vielen unterschiedlichen und vielfältigen Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet und es bleibt spannend, wie es mit ihnen allen in den nächsten Bänden weitergehen wird. Sehr empfehlenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Titelbezeichnung und Namensnennungen und Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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