von Rena Rosenthal
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 18. Januar 2023
Verlag: Penguin
Ausgabe: Taschenbuch Klappbroschur
ISBN: 978-3-328-10682-1
Seitenanzahl: 656 Seiten
Preis: 12€
Klappentext:
„Oldenburg, 1897. Als erste Frau überhaupt hat sich Marleene den Titel der »Hofgärtnerin« erkämpft. Nun möchte sie ihren Erfolg dazu nutzen, auch anderen Frauen den Weg zu einer Lehre zu ebnen. Doch der Aufbau einer eigenen Gärtnerinnenschule birgt viele Hindernisse, denn noch immer herrscht die weitverbreitete Überzeugung, dass Frauen nicht für einen Beruf geeignet sind. Als sich Marleene dann auch noch ihr größter Widersacher in den Weg stellt, steht ihr bisher größter Kampf bevor – für ihre Schülerinnen, ihren Lebenstraum und ihre Liebe!“
https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Hofgaertnerin-Bluetenzauber/Rena-Rosenthal/Penguin/e577227.rhd
Hinweise:
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil („Die Hofgärtnerin – Frühlingsträume“) und den zweiten Teil („Die Hofgärtnerin – Sommerleuchten) noch nicht kennt, diese aber lesen möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Das Buch „Die Hofgärtnerin – Blütenzauber“ von Rena Rosenthal ist der zweite Teil einer Buchreihe, welche das Leben der fiktiven Hofgärtnerin Marleene zeigt, welche im ausgehenden 19. Jahrhundert in Oldenburg für ihre Träume und die Gleichberechtigung der Frauen kämpft.
Oldenburg im Jahre 1897: Zusammen mit ihrem Mann Julius führt Marleene ihre selbst gegründete Gärtnerei in Rastede und hat sich als erste Frau den Titel „Hofgärtnerin“ erkämpft. Doch nun möchte sie anderen Frauen auch einen Weg in die Ausbildung zur Gärtnerin ermöglichen und gründet eine Gärtnerinnenschule. Schon bald starten dort die ersten jungen Frauen – doch immer wieder werden ihnen von der Gesellschaft Steine in den Weg gelegt: Noch immer herrscht die Überzeugung, dass Frauen generell nicht für einen Beruf geeignet sind – schon gar nicht für den Gärtnerinnen-Beruf. Doch Marleene ist nicht bereit, ihren Traum so schnell aufzugeben.
Als plötzlich ihr größter Widersacher wieder vor ihr steht, droht Marleene und Julius der Verlust ihrer kompletten Existenz.
Im März 2021 bin ich in den Sozialen Medien auf den ersten Teil „Die Hofgärtnerin – Frühlingsträume“ aufmerksam geworden. Als gelernte Gärtnerin interessieren mich Romane über die Geschichte des Gartenbaus sehr und ich wurde von diesem wunderbaren Reihen-Auftakt nicht enttäuscht. Auch der zweite Teil „Die Hofgärtnerin – Sommerleuchten“, welcher ein Jahr später erschien, konnte mich überzeugen. Ich freute mich schon sehr auf den dritten Teil der Reihe und fragte diesen bei erster Gelegenheit im ‚Bloggerportal von Randomhouse‘ an und bekam diesen nach Genehmigung meiner Anfrage freundlicherweise vom Penguin Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt und zugesendet – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön.
Das Cover des hier vorliegenden dritten Bandes passt ganz wunderbar zu den vorherigen Bänden. Es zeigt eine junge Frau mit einem roten Rock, welche den Blick und Kopf gesenkt hält, vor einer winterlichen Kulisse. Im Hintergrund befindet sich links ein Gewächshaus, rechts ein Backsteinhaus – über den beiden Gebäuden spannt sich ein blau-weißer Himmel mit einzelnen Schneeflocken. Direkt hinter der Frau steht eine rote Sitzbank, welche von einer leichten Schneeschicht bedeckt ist. Auf dieser Bank steht eine kleine leuchtende Laterne. Rote Blüten zieren den Rand des Covers und greifen damit die rote Farbe des Titels „Die Hofgärtnerin“ und des Rocks der Frau auf. Unter dem Haupttitel steht in grüner Schrift „Blütenzauber“ – beide Titel sind mit einer Art weißen Wolke unterlegt.
Das Buch ist ein sehr hochwertig gestaltetes Taschenbuch mit Klappen. In der vorderen Klappe befindet sich ein liebevoll inszeniertes Rezept zu ‚Marleenes Fliederblütengelee‘ und ein kleiner Textausschnitt, in der hinteren Klappe ist ein Überblick über die ersten beiden Bände der Trilogie, eine Kurzbiografie und ein Foto der sympathischen Autorin Rena Rosenthal.
Der Prolog des Buches setzt im Januar 1896 an, das erste Kapitel beginnt dann im November 1897. Mit dem im Jahr 1907 ansetzenden Epilog umfasst die Gesamthandlung des Romans etwa 10 Jahre.
An den Epilog schließen sich ein ausführliches Nachwort der Autorin, Übersetzungen aus dem Plattdeutsch, ein Quellenverzeichnis, Rezeptideen und eine Leseprobe vom ersten Band an. Dies alles rundet das Buch wunderbar ab und sorgt für ein stimmiges Gesamtbild des Buches.
Es ist absolut empfehlenswert, mit dem ersten Band der Reihe zu beginnen, da immer wieder Bezug auf die Vergangenheit genommen wird und man auch vieles besser zuordnen kann und auch die Figuren und ihre Handlungen besser versteht.
Auch in diesem Teil steht die leidenschaftliche und engagierte Marleene wieder im Mittelpunkt der Geschichte. Mit viel Mut und Kampfgeist stürzt sie sich in das Abenteuer „Gärtnerinnenschule“ und lässt sich auch von ihren Widersachern und den vielen Schwierigkeiten, welche immer wieder ihren Weg kreuzen, nicht unterkriegen. Stets an ihrer Seite ist ihr sympathischer Mann Julius, welcher mich schon seit dem ersten Band mit seiner in sich ruhenden Art sehr überzeugt hat. Die Beiden verbindet ein enges Band der Liebe und Vertrautheit – sie halten stets zueinander und sind immer füreinander da.
Neben Marleene und Julius stehen eine Vielzahl der Figuren, welche bereits aus den ersten beiden Bänden bekannt sind. Ich mag es sehr, wenn ich liebgewonnene Charaktere noch einmal treffen kann und deren weitere Entwicklung mitverfolgen kann.
Sie alle haben ihren Platz in der Geschichte, bringen diese voran und werden von Rena Rosenthal wunderbar authentisch und lebensecht gezeichnet.
Frieda glänzt auch in diesem Roman wieder mit ihrer sehr mitreißenden Geschichte und ihrem gutmütigen Charakter – sie ist nach wie vor Marleenes Fels in der Brandung und der ruhende Pol der Geschichte.
Aber auch Alma konnte mich wieder begeistern: Bereits im zweiten Band hat sie mit ihrer sympathischen und glaubhaften Art direkt den Weg in mein Leseherz gefunden.
Marleene, Frieda, Alma, Rosalie und Dorothea sind – auch wenn sie gesellschaftlich aus völlig verschieden Richtungen kommen, sind sie ganz eng verbunden und müssen erkennen, dass sie nur gemeinsam stark sind und etwas bewegen können.
Nach wie vor sind aber auch die unangenehmen Widersacher von Marleene und Julius dabei: Das ist unter anderem der extrovertierte Bruder von Julius: Konstantin. Er macht den Menschen in seiner Umgebung, vor allem aber seinem Bruder, das Leben nicht leicht. Aber auch mit De Vos hat Rena Rosenthal einen sehr unliebsamen und auch missgünstigen Charakter geschaffen, der Marleene und Julius immer wieder Steine in den Weg legt und sie damit zum straucheln bringt.
Es gibt aber auch einige neue Figuren, welche direkt ihren Platz in der Geschichte finden und zusammen mit den bereits bekannten Figuren ein gutes und authentisches Bild der damaligen Gesellschaft abgeben. Viele konnten mich mit ihrem Verhalten und ihren Taten im Laufe der Handlung positiv und negativ überraschen. Sie alle durchlaufen eine sehr glaubhafte Entwicklung und ich konnte mich gut in ihre Gedankenwelt hineinversetzen.
Neben den größtenteils fiktiven Figuren gibt es auch die ein oder andere historische Figur, die den Roman noch einmal mehr Authentizität verleihen.
Nun heißt es von all den liebgewonnen Charakteren Abschied zu nehmen, was mir nach dieser wunderbaren Reihe wirklich sehr schwer fällt – sie alle sind mir sehr ans Herz gewachsen und haben dort ihren Platz gefunden.
Rena Rosenthal stammt aus einer Gärtner-Familie und hat in ihre Romanreihe eine Menge fachliches Wissen eingebracht. Die vielen verschiedenen Arbeiten in einer Gärtnerei beschreibt sie sehr detailliert, aber auch die Kenntnis über verschiedene Pflanzen lässt sie gekonnt mit einfließen.
Das verbindet sie mit viel historischen Wissen und ihren Recherchen zu den gesellschaftlichen Strukturen des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Mit ihrer flotten und sehr bildhafter Sprache fliegen die über 650 Seiten nur so dahin und ich konnte mich voll in die Geschichte und Handlung fallenlassen. Schon ab der ersten Seite war ich wieder in der Geschichte angekommen und wollte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen.
Die Handlung des Buches wird chronologisch erzählt, berührte mich stellenweise sehr und es zudem wie eine Achterbahnfahrt der Emotionen auf mich wirkte. Mitunter passieren sehr viele Dinge, dadurch empfand ich die Handlung mitunter etwas überfrachtet. Doch es war auch spannend, wie sich all die kleinen Geschichten wieder auflösen und alles wieder zueinander findet und eine große Geschichte daraus wird.
Den geschichtlichen Hintergrund der „Hofgärtnerin-Saga“ bildet das ausgehende 19. Jahrhundert: Ein Jahrhundert, welches in der ersten Hälfte von Restauration und Revolution geprägt war.
Das Deutsche Kaiserreich entstand in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, im Jahr 1871 und verschaffte dem Kaiser einen großen Handlungsspielraum. Zudem vollzog sich der Wandel von einem landwirtschaftlichen geprägten Deutschland zu einem modernen Industriestaat.
Sozialgeschichtlich prägte das Kaiserreich der Aufstieg der Arbeiterschaft – damit stand die Arbeitergesellschaft dem Bürgertum gegenüber.
Aber auch die angehende Frauenbewegung prägte das 19. Jahrhundert: Es war ein Jahrhundert, welches von Männern dominiert wurde, Frauen mussten sich dem Mann unterordnen, durften nur mit der Erlaubnis des Ehemanns arbeiten und mussten sich ansonsten um die Familie kümmern. Lehrerinnen gab es zum Ende des 19. Jahrhunderts bereits, allerdings wurden diese meist nur als Hilfslehrerinnen eingestellt und wurden sofort nach der Heirat entlassen: Stichwort ‚Lehrerinnenzölibat‘. Es wurde Frauen nicht zugetraut, dass sie einen Beruf ausüben können und gleichzeitig Ehefrau und Mutter sind.
Da es schon für Mädchen keine Möglichkeit gab das Abitur abzulegen, wurde ihnen somit auch der Zugang zu den Universitäten verwehrt. Erst mit der Gründung von Mädchengymnasien konnten sie ihr Abitur ablegen. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie auch studieren durften – wenn überhaupt, dann durften Frauen als Gasthörerinnen die Vorlesungen besuchen. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts öffneten sich für Frauen der Weg ins Studium.
Aber nicht nur für ein Studium standen Frauen lange Zeit vor verschlossenen Türen: Auch eine Ausbildung war ihnen oft nicht möglich. Gerade in den männlich geprägten Berufen, wie es der Gartenbau lange war, hatten Frauen fast keine Chance. Erst mit der Gründung von speziellen Gärtnerinnen-Schulen änderte sich dies. Doch ein Großteil der Gesellschaft reagierte nicht sonderlich wohlwollend auf die angehenden Gärtnerinnen und stellten diese in Karikaturen und Zeitungsberichten bloß.
Doch der Weg in Richtung Gleichberechtigung war unwiderruflich eingeschlagen und mit Hilfe von Frauenvereinen versuchten Frauen sich Gehör in der von Männern dominierten Welt zu verschaffen. Diese geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe hat Rena Rosenthal akribisch recherchiert, stellt diese wunderbar erlebbar da und verknüpft sie gekonnt mit ihren größtenteils fiktiven Figuren und deren Schicksalen. Hier wird Geschichte lebendig.
Und ich bin, als ausgebildete Gärtnerin, diesen mutigen und starken Kämpferinnen besonders dankbar, dass sie Frauen den Weg in diesen wunderschönen Beruf bereitet haben.
Danke liebe Rena Rosenthal für dieses mitreißende und emotionsgeladene Lese-Erlebnis.
Fazit: In diesem stimmigen Abschluss passiert unheimlich viel, manchmal gefühlt etwas zu viel. Ein Buch, in welches ich mich fallen lassen konnte, mich auf über 650 Seiten bestens unterhalten hat und eine mitreißende Achterbahnfahrt der Emotionen war. Absolut empfehlenswert – ganz großes (Kopf)-Kino!
* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.