„Das Lachen der Pinguine“

von Arabella Meran

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2023
Verlag: Tinte & Feder
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-2496713107
Seitenanzahl: 495 Seiten
Preis: 9,99€

Klappentext:
Frederikshavn 1931: Im Fischhandel ihrer Familie lernt die neugierige, lebenslustige Caroline den charmanten Kapitän Klarius Mikkelsen kennen. Von seiner Stimme und seinen blauen Augen fühlt sie sich in eine Welt der Entdeckungen in weiter Ferne getragen. Sie folgt ihm in den norwegischen Walfanghafen Sandefjord und setzt durch, dass sie ihn auf seiner nächsten Expedition begleiten darf. 1935 betritt Caroline Mikkelsen als erste Frau das ewige Eis der Antarktis. Doch dieser Meilenstein erregt kaum Aufsehen. Zurück in Sandefjord begnügt sich Caroline nicht damit, zu Hause auf ihren Mann zu warten, sondern baut ihre eigene Nähschule auf. Erst 60 Jahre später sucht die erfolgreiche, aber unglückliche Journalistin Jesse Brubaker nach der vergessenen Pionierin und will ihre Geschichte erzählen. Als sie die Südpolreisende endlich aufspürt, verändert die Begegnung Jesses eigene Zukunft.“


http://www.ulrikearabella.de/meine-buecher/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Tinte&Feder

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Das Buch „Das Lachen der Pinguine“ von Arabella Meran erzählt die Geschichte von Caroline Mikkelsen, welche im Februar 1935 als erste Frau die Antarktis betrat.

Frederikshavn, Dänemark im Jahr 1931: Während ihrer Tätigkeit im Fischhandels ihres Onkels lernt die junge Caroline den um einiges älteren und lebenserfahrenen Kapitän Klarius Mikkelsen kennen – und lieben.
Nach der Hochzeit zieht sie mit ihm in das norwegische Sandefjord und behält ihre neugierige und aufgeschlossene Art. Sie begleitet ihrem Mann einige Jahre später auf eine norwegische Expedition in Richtung Antarktis und betritt als erste Frau in der Geschichte das ewige Eis.
Australien im Jahr 1995: Jesse Brubaker ist eine erfolgreiche Journalistin, welche in ihrem Berufs- und Privatleben jedoch mehr als unglücklich ist. Sie spürt die Geschichte einer Frau auf, welche vor 60 Jahren als erste Frau in der Geschichte die Antarktis betreten hat – und sie macht sich auf die Suche nach dieser Pionierin. Eine Pionierin, welche von der Welt vergessen wurde.

Anfang Februar fragte die Autorin Arabella Meran auf Instagram an, ob ich ihr Buch gerne lesen und rezensieren würde – sie würde es mir auch als Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen. Da ich das Buch bereits auf meiner Liste hatte, musste ich nicht lange überlegen und sagte der Autorin zu. Geschichten über bedeutende Frauen der Weltgeschichte lese ich sehr gerne.
Das Buch erreichte mich wenige Tage später zusammen mit Tee, zwei Lesezeichen und einer Postkarte. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

Bei diesem Buch handelt es sich um ein sehr schön aufgemachtes Taschenbuch, welches direkt mit dem äußerst passenden und stimmungsvollen Cover besticht. Hier steht eine junge Frau, mit einem roten Mantel, Handschuhen, Schal und Fellmütze bekleidet, zwischen einer Schar Pinguine. Um ihre Schultern trägt sie ein Fernglas, ihr Blick und ihre Körperhaltung sind nach rechts ausgerichtet. Im Hintergrund erstreckt sich eine felsige Eislandschaft, ein blauer, leicht bewölkter Himmel überspannt diese friedliche Szenerie, in welcher die Frau wie ein Bestandteil wirkt, nicht wie ein Fremdkörper. Sie ist bei den Pinguinen und die Pinguine sind bei ihr.
Das Buch beginnt mit einer „Einführung in den historischen Hintergrund“ – zusammen mit einer Abbildung der Seereiseroute von Caroline Mikkelsen und einigen historischen Fotos wurde damit meine Lust auf die Geschichte noch größer.
Es folgt der sehr poetisch geschriebene Prolog „Die Stimme der Antarktis“, welcher mich direkt begeistern konnte. Mit dem im Anschluss folgenden ersten Kapitel beginnt der erste Handlungsstrang der Geschichte im Jahr 1941. Das zweite Kapitel setzt dann aber 10 Jahre vor dem ersten Kapitel an und die Handlung arbeitet sich dann stückchenweise bis zur Zeit des ersten Kapitels und die Zeit danach vor.
Der zweite Erzählstrang beginnt im vierten Kapitel und spielt im Februar 1995 in Australien. Dieser Erzählstrang wird immer wieder zwischen dem ersten Erzählstrang kapitelweise fortgesetzt.
Insgesamt besteht das Buch aus 70 Kapiteln, wovon einige in Briefform gehalten sind – hier schreibt die Hauptfigur Caroline an ihre Schwester.
Erwähnenswert finde ich, dass jedes Kapitel mit einer Überschrift und einer Zeit- und Ortsangabe versehen ist. Dies sorgt für eine gute zeitliche und räumliche Orientierung.
An das letzte Kapitel schließt sich ein Epilog an, dann folgt das ausführliche Nachwort der Autorin, in welchem sie auf Wahrheiten und Fiktion eingeht, aber auch erzählt, wie sie auf die Idee kam, diesen Roman über Caroline Mikkelsen zu schreiben.

Das Buch verfügt über kein Personenregister, welches ich aber auch zu keiner Zeit vermisst habe. Alle Figuren werden sehr behutsam in die Geschichte gebracht und beschrieben. Somit hatte ich im Laufe der Handlung keine Probleme, die jeweiligen Figuren und ihre Geschichten zuzuordnen.
Beginnen möchte ich mit Caroline, welche im Mittelpunkt der Geschichte steht. Sie ist eine starke Persönlichkeit, welche auf der Suche nach ihrem Lebensglück ist. Sie wird hier nicht als unerschrockene Forscherin oder gar Heldin dargestellt, sondern mehr als eine sehr genügsame Frau, welche aber trotzdem ihre Träume leben möchte, ohne Ruhm und Ansehen einzuheimsen.

„Sie könnte Caroline zu einer Klischeefigur machen. Zur schüchternen Kapitänsgattin, die von den männlichen Entdeckern vom Ruhm ausgeschlossen wurde: eine schwache Frau, die sich der Dominanz ihrer Männer unterworfen hatte. Aber das stimmt nicht. Caroline ist eine starke Frau. Sie hat ihre Stärke jedoch anders gezeigt, als Figuren in Heldengeschichten es tun. Caroline hat keinen Ruhm für sich eingefordert – damals, 1935, nicht und heute auch nicht.“


[S. 460/ 461, Z. 29-33 und Z.01-03]

Genau diesen starken aber doch auch bescheidenen Charakterzug von Caroline Mikkelsen hat die Autorin Arabella Meran auch in ihrem Roman hervorragend herausgearbeitet und zeichnet ein sehr glaubwürdiges Bild dieser historischen Persönlichkeit. Caroline unterwirft sich niemanden und macht dies auch unter anderem ihren Mann gleich zu Beginn und mehrmals in der Geschichte klar. Ich mochte Carolines wunderbare Entwicklung, aber vor allem, dass sie stets sie selbst geblieben ist, auch wenn ihr das Schicksal mitunter übel mitspielt.
An Carolines Seite steht ihr Mann Klarius: Er ist ein angesehener und routinierter Kapitän in der Walfangflotte und ein sehr gerechter Mann, dem sein Beruf alles bedeutet. Er wirkt zu Beginn der Geschichte sehr undurchsichtig und auch etwas unnahbar, was sich durch die gesamte Handlung zieht. Er scheint vor Caroline immer wieder Geheimnisse zu haben. Doch genau das mag ich an gelungenen Charakteren, wenn sie nicht leicht zu durchschauen sind.
Die beiden zusammen bilden aber trotz ihrer Verschiedenheiten, ihres Altersunterschied und ihrer gesamten Lebenserfahrung eine einträchtige Gemeinschaft – sie ergänzen sich gegenseitig gut. Auch wenn es immer wieder zu einem Wechselbad der Gefühle und zu emotionalen Ausbrüchen kommt und beide die ein oder andere bittere Pille in dieser Ehe schlucken müssen.
In dem Erzählstrang, welcher im Jahre 1995 spielt, steht die fiktive Journalistin Jesse Brubaker im Zentrum der Handlung. Sie ist eine Frau, welche in einem unglücklichen Leben gefangen ist: Verzweifelt in ihrem Job, da sie von ihren männlichen Kollegen und Vorgesetzten immer wieder an ihre persönlichen Grenzen gebracht wird und auch in ihrem Privatleben ist sie alles andere als glücklich. Ähnlich wie Caroline, nur 60 Jahre später, hat auch Jesse mit der männlichen Dominanz und Willkür zu kämpfen und muss ihren Platz im Leben finden. Jesse ist eineFigur, welche mir mit ihrer starken Geschichte auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben wird und mich auch zum Nachdenken angeregt hat. Unwillkürlich stellt sich die Frage, wie wichtig beruflicher Erfolg ist und wie dieser mit einem erfüllten Leben in Einklang gebracht werden kann.
Aber auch die vielen anderen Charaktere und ihre vielfältigen Geschichten und Hintergründe hat Arabella Meran wunderbar herausgearbeitet und perfekt mit ihrer Handlung verknüpft. Jede Figur, egal ob historisch oder fiktiv hat ihren Platz in der Geschichte gefunden.
Hier ist beispielsweise noch Carolines Mutter zu nennen, welche mir (und Caroline) mit ihrer Art einem auf die Nerven gehen konnte, trotzdem musste man sie auch irgendwie gerne haben – ähnlich verhält es sich mit Carolines Schwiegermutter. Aber genau solche sperrigen Charaktere braucht eine authentische Geschichte.Elin ist Carolines Schwester und deren Fels in der Brandung. Die beiden Schwestern geben sich in und mit ihren Briefen immer wieder Halt, machen sich Mut und finden neue Wege. Aber auch die Elin außerhalb der Briefe konnte mich mit ihren vielen liebevoll gezeichneten Eigenheiten völlig überzeugen.

Der erste Erzählstrang beginnt im September 1931 und geht bis ins Jahr 1948, der zweite Erzählstrang beginnt im Februar 1995 und endet mit dem Epilog im Mai 1996. Auch wenn im zweiten Erzählstrang die Journalisten Jesse im Mittelpunkt steht, werden beide Stränge durch die Hauptfigur Caroline Mikkelsen und ihre Geschichte und Erlebnisse miteinander verbunden und verknüpft.
Besonders gefallen hat mir, dass ein große Teile des ersten Erzählstrangs in Briefform geschrieben sind: Hier schreibt Caroline ihrer Schwester und lässt sie von Beginn an, an ihrem Leben teilhaben. Somit kam ich Caroline und ihrer Gefühl- und Gedankenwelt direkt sehr nahe. Das empfand ich gerade in den Briefen sehr gelungen, welche sie während ihr Expedition in die Antarktis schreibt. Damit erhält der Leser/ die Leserin die feminine Sicht auf die Eroberung der Antarktis.

„»Wenn Sie die Antarktis mit eigenen Augen sehen würden, würden Sie das verstehen. Dieses Land ist so stark und so einsam – es braucht keine Menschen. Ich habe keine Spuren auf diesem Boden hinterlassen. Nein. Aber die Antarktis hat Spuren in mir hinterlassen.«“

[S. 456, Z. 1 – 5]

Vor allem aber blickt das Buch aus der weiblichen Sicht auf die Ausbeutung der Natur, hier insbesondere auf den systematischen Walfang. Die Erfindung der Margarine war eine der Ursachen für eine Wiederbelebung des Walfangs, da Waltran zunächst essenzieller Bestandteil dieser Erfindung war. Da Waltran auch für die Herstellung des Nitroglycerins verwendet wurde, führte die Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzende Aufrüstung zu einer stark erhöhten Nachfrage und in Folge zu einem weiteren Anstieg des Walfangs. In den 1930er Jahren entstanden große Flotten, die mit Fabrikschiffen monatelang unterwegs waren auf denen die getöteten Wale direkt verarbeitet werden konnten. Allein in den Jahren 1930 und 1931 wurden mehr als 30.000 Blauwale getötet, erst dann beschloss der Völkerbund 1931 ein Abkommen zur Begrenzung des Walfangs, das 1935 in Kraft trat. Im gesamten 20. Jahrhundert wurden schätzungsweise circa drei Millionen Wale erlegt.
Diese furchtbaren Tötungen beschreibt Arabella Meran sehr detailliert aus der Sicht von Caroline, welche mitunter sehr betroffen aber auch entsetzt ist.

„Wenn ich allerdings an die Blutflecke denke, die wir Menschen im weißen Schnee hinterlassen, fürchte ich beinahe eine Strafe Gottes.“

[S. 315, Z. 31 – 33]

Diese Themenkomplexe hat Arabella Meran akribisch recherchiert und sehr gut herausgearbeitet. Dabei erhebt sie nicht den moralischen Zeigefinger, sondern zeigt, dass es damals so war und es für die Menschen damals völlig normal – und lebensnotwendig – war. Auch wenn mich die Schilderungen der Walschlachtungen teilweise sehr mitgenommen haben.
Mit ihrem lockeren, bildgewaltigen und detaillierten Sprachstil konnte mich Arabella Meran sehr schnell mit in die Geschichte nehmen. Ich hätte das Buch gerne am Stück gelesen, aber ich merkte, dass ich mir für diese tiefgehende Geschichte etwas mehr Zeit nehmen wollte – auch um diese richtig auf mich wirken zu lassen.
Äußerst zufrieden habe ich das Buch am Ende zugeklappt und bin mir sicher, dass ich dieses stimmige Buch irgendwann noch einmal lesen werde.

Danke liebe Arabella Meran für dieses gelungene Lese-Abenteuer.

Fazit: Ein sehr stimmiges, aber auch stimmungsvolles Buch, welches zum Mitfühlen und Nachdenken anregt. Dazu konnten mich die sehr facettenreichen und klischeefreien Figuren mit ihren vielfältigen Geschichten und Hintergründen sehr überzeugen. Auch die geschichtlichen Hintergründe und Themen sind sehr gut und intensiv herausgearbeitet. Eine absolute Lese-Empfehlung für dieses bewegende und emotionale Roman-Debüt.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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