„Brennnesseln schmecken nur im Frühling“

von Kerstin Groeper

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 15. Februar 2023
Verlag: TraumFänger
Ausgabe: Paperback mit Klappen
ISBN: 978-3-948878-34-4
Seitenanzahl: 560 Seiten
Preis: 16,90€

https://traumfaenger-verlag.de/readerview/brennnesseln-schmecken-nur-im-frühling.html

Klappentext:
Das harte Leben zweier Menschen, die sich unter normalen Umständen gar nicht hätten kennenlernen dürfen: Gredel ist glücklich, als sie in den 20er Jahren eine Ausbildung als Röntgenassistentin beginnen darf und damit ihrem strengen Elternhaus in Ostfriesland entfliehen kann. Nach ihrer Ausbildung arbeitet sie in einem Krankenhaus in Lübeck. Dort verliebt sie sich in Walther, einen gutaussehenden Arzt, der seine Karrierechance bei der SS sieht. Als dieser nach Jüterbog versetzt wird, folgt sie ihm dorthin. Längst sind Verlobung und Hochzeit geplant, doch Walther bittet um einen Aufschub von drei Monaten, weil er noch zu einem Einsatz in Afrika abkommandiert wird. Als Gredel merkt, dass sie ein Kind von ihm erwartet, ist sie überglücklich … doch Walther löst die Verlobung und stürzt Gredel damit in tiefe Verzweiflung. Zur gleichen Zeit schlägt sich Hellmuth, der ursprünglich aus Ostpreußen stammt, mehr schlecht als recht in Berlin durch. Er kümmert sich aufopferungsvoll um seine verwitwete Mutter sowie um seine Schwester und deren uneheliche Tochter. Um dem Kind die Schande zu ersparen, geben sie es als Tochter der Großeltern aus – auch, um ihre jüdische Herkunft zu verschleiern, was in der Folge zunehmend zu einem Problem wird. Hellmuth wünscht sich endlich eine eigene Familie, doch die desolate finanzielle Situation kommt seinen Plänen immer wieder in die Quere. Als die Schulden überhandnehmen, drängt ihn seine Mutter, auf eine Heiratsanzeige zu antworten, in der eine hohe „Mitgift“ versprochen wird. So lernt er Gredel kennen, die verzweifelt versucht, ihre uneheliche Tochter Rosemarie durch eine Heirat behalten zu können. Die Leben der zwei Familien geraten aus den Fugen, als der Zweite Weltkrieg ausbricht …

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: TraumFänger Verlag

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Das Buch „Brennnesseln schmecken nur im Frühling“ von Kerstin Groeper ist ein biografischer Roman und erzählt einen Teil der Lebensgeschichte der Großeltern der Autorin von den 1920er bis in die 1950er Jahre.

Leer, Ostfriesland 1924: Um der Enge der Kleinstadt und ihrem strengen und lieblosen Elternhaus zu entkommen, beginnt die junge Gredel eine Ausbildung zur Röntgenassistentin im fernen Berlin.
Nach der erfolgreichen Beendigung ihrer Ausbildung verschlägt es sie nach Lübeck, wo sie in einem Krankenhaus arbeitet – und sich verliebt: In Walter, einen gutaussehender Arzt, welcher seine Karriere in der SS sieht. Nach Walters Versetzung nach Jüterbog, folgt ihm Gredel dorthin und schon bald soll ihre Beziehung durch eine Hochzeit besiegelt werden. Als Walter jedoch vor der Hochzeit für einige Monate nach Afrika reist, bemerkt Gredl, dass sie schwanger ist. Sie kann ihr Glück kaum fassen. Doch als Walter kurz nach seiner Rückkehr die Verlobung löst, weiß Gredel nicht, wie es weitergehen soll. Sie möchte ihr Kind um jeden Preis bei sich behalten.
Zeitgleich kümmert sich der junge Hellmuth in Berlin aufopferungsvoll um seine Mutter, seine Schwester und deren uneheliches Kind. Die drei mussten nach einem schweren Schicksalsschlag ihre Heimat in Ostpreußen verlassen und schlagen sich nun irgendwie durchs Leben. Doch Hellmuth möchte endlich mehr: Eine eigene Familie. Dies ist allerdings in seiner prekären finanziellen und familiären Lage alles andere als leicht. Da stößt er auf eine Heiratsanzeige, welche sein ganzes Leben verändern wird.

Dieses Buch erreichte mich als Rezensionsexemplar, welches mir die Autorin überraschend zuschickte. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. In ihrem Begleitschreiben erzählt Kerstin Groeper, dass sie sich mit „Brennnesseln schmecken nur im Frühling“ in ein neues Genre begibt, und das Buch in mein „Beuteschema“ fallen könnte. Nach Lesen des Klappentexts war mir direkt klar, dass die Autorin mit dieser Einschätzung absolut ins Schwarze getroffen hatte und ich freute mich schon sehr auf die Lektüre. Es ist somit mein erstes Buch der Autorin.
Neben dem umfangreichen und aussagekräftigen Klappentext weckte auch das stimmungsvolle Cover mein Interesse: Hier steht eine Fotografie der beiden Hauptfiguren im Vordergrund. Den Hintergrund bilden Häuserruinen vor einem blauen, jedoch bewölkten (Nacht-)Himmel, über den mehrere Flugzeuge fliegen. Im unteren linken Bildrand befindet sich das Bild einer Brennnessel. Der Name der Autorin befindet sich im oberen Bereich, der Titel des Buches im unteren Bereich des Covers – beide in weißer Schrift gehalten.
Die Ausgabeform des Buches ist eine Klappbroschur: Auf der vorderen Klappe befindet sich eine Übersicht über die Protagonisten, auf der hinteren Klappe wird die sympathische Autorin mit einem Foto und einer kurzen Biographie vorgestellt.
Die 560 Seiten gliedern sich in einen Prolog, insgesamt 31 Kapiteln, einem Epilog und einem ausführlichen Nachwort auf. Hier möchte ich besonders hervorheben, dass jedes Kapitel eine eigene Überschrift hat, welche mich immer direkt neugierig machte. Diese Kapitel sind in einem Inhaltsverzeichnis, welches sich vor dem Prolog befindet, übersichtlich und mit Seitenangabe zusammengestellt. So etwas findet man leider heutzutage nicht mehr so oft in Büchern.

Die Handlung des Buches beginnt im Jahr 1924 und endet in den 1950er Jahren. Somit umfasst die Gesamthandlung von „Brennnesseln schmecken nur im Frühling“ über 30 Jahre und zeigt eindrücklich, wie die Nationalsozialisten die Macht an sich rissen, die Verfolgung der Juden, den Holocaust, den Beginn, den Verlauf und das Ende des Zweiten Weltkrieges, die Vertreibungen aus den ehemaligen ostdeutschen Gebieten und schlussendlich auch die unmittelbaren Jahre nach dem Krieg: Die Errichtung der Besatzungszonen und Besatzungssektoren in Berlin, die Blockade Berlins, die daraus resultierende Luftbrücke, die Gründung und den wirtschaftlichen Aufschwung der BRD.
Diese geschichtlichen Themenkomplexe stellt Kerstin Groeper sehr lebendig, spannend und außerordentlich beeindruckend da. Sie zeigt das Leben der Menschen zu diesen schwierigen Zeiten, zeigt aber auch, wie der Nationalsozialismus und die Parolen Hitlers erst einmal auf fruchtbaren Boden fielen, dann aber irgendwann doch jedes Verständnis für den Krieg verloren ging und welche tiefen Wunden dieser in die Seelen der Menschen schlug.

„Das ist genug Stoff, um eine richtige Familiensaga zu schreiben. Warum immer Königshäuser und Grafen? Die Geschichte meiner Familie ist mindestens genau so spannend.“

[Prolog, Seite 09, Zeilen 01 – 03]

Dieser Aussage möchte ich auf jeden Fall zustimmen, allerdings noch ergänzen, dass es nicht nur mindestens genau so spannend ist – sondern in meinen Augen sogar noch um einiges spannender. Diese biografische Familiengeschichte voller Wendungen und Drehungen war mitunter bedrückend und beklemmend – trotzdem mochte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Ich war sehr schnell in der Geschichte angekommen und wollte immer wissen, wie es weitergeht.
Auch wenn Kerstin Groeper in ihrem Nachwort schreibt, dass nicht alle Details der Geschichte überliefert sind und sie einiges dazu dichten musste, ist eine sehr eindrückliche und authentische Familiensaga entstanden.
Kerstin Groeper hat einen sehr bildhaften Sprachstil, welcher auf keiner Seite Langeweile aufkommen lässt und mich sehr schnell mit in die Geschichte genommen hat.

Zu den vielfältig beschriebenen Figuren des Buches bekam sehr schnell einen Zugang.
Hier möchte zuerst auf Gredel eingehen: Zu Beginn des Buches ist sie eine junge Frau, welche aus der Kleinstadt und mit einer Ausbildung ihrem strengen Vater entkommen möchte. Mit ihrem Fleiß und ihrer Gelehrsamkeit macht sie sich beliebt, läuft aber mit ihrer anfänglichen Naivität in das ein oder andere Fettnäpfchen. Ihre imposante und sehr authentisch beschriebene Wandlung während der Geschichte beeindruckte mich sehr. Es ist mitunter schwer zu fassen, was diese Frau in ihrem Leben alles mitmachen, erleben und erleiden musste. Ein Leben, welches von Kriegen, Ängsten, Hunger und Verlusten gezeichnet war.
An Gredels Seite steht Hellmuth: Auch er ist ein äußerst tief gängiger Charakter, welcher während der Handlung eine immense Wandlung durchläuft. Auch seine Lebensgeschichte ist von Kriegen, Hunger und Verlusten geprägt. Erwähnenswert ist, wie sehr Hellmuth sich anfangs für seine Mutter, seine Schwestern und deren uneheliche Tochter aufopfert – auch wenn es ihn mitunter an den Rand der Verzweiflung und um seine Karriere bringt. Er gibt so vieles auf und seine Familie dankt es ihm gefühlt wenig – deren rücksichtsloses Verhalten gegenüber Hellmuth machte mich mitunter sehr fassungslos.
Die Geschichte der beiden Töchter von Gredel und Hellmuth nahm mich wohl am meisten mit. Die Beiden stehen stellvertretend für die Kinder, welche im Krieg geboren wurden und/ oder aufwuchsen. Geprägt wurde ihr Leben durch Bombenangriffe, zahllosen Nächten im Schutzbunker und das Erleben von Tod, Verlusten, Flucht und Vertreibung. Aber auch ein normales Familienleben, wie zum Beispiel Geburtstage und Weihnachten feiern und Geschenke zu bekommen, war einfach unmöglich.
Auch die vielen anderen Charaktere und deren Lebensgeschichten hat Kerstin Groeper sehr gut und vor allem ergreifend dargestellt. Alle zusammenergeben ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft – eine Gesellschaft, welche tief gespalten und vom Nationalsozialismus, dem Zweiten Weltkrieg und dessen Nachwirkungen geprägt war.

Danke liebe Kerstin Groeper für eine Geschichte, welche im Herzen und im Kopf bleiben wird.

Fazit: „Brennnesseln schmecken nur im Frühling“ ist ein sehr beeindruckendes Buch, welches mich mit den zahlreichen und liebevoll gezeichneten Figuren und deren ergreifenden Schicksalen sehr bewegt hat. Viele geschichtliche Themen werden in die Geschichte integriert und verständlich, aber auch beeindruckend, vermittelt. Absolut lesenswert!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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