„Kornblumenzeit – Eine ostpreußische Familiengeschichte“

von Simona Wernicke

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 12. Juli 2023
Verlag: Gmeiner
Ausgaben: Paperback & eBook
ISBN: 978-3-8392-0488-7
Seitenanzahl: 508 Seiten
Preis: Paperback 18,00€

Homepage:
https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/kornblumenzeit.html

Klappentext:
Ostpreußen 1928. Die junge Käthe verliebt sich in Carl, einen angehenden Bäckermeister mit eigenem Geschäft. Nach der Hochzeit werden ihre Kinder geboren, es folgen arbeitsame und glückliche Jahre in Locken. Doch im Januar 1945 nimmt das Schicksal der Familie eine dramatische Wendung, als sie ihre geliebte Heimat Masuren verlassen müssen. Ist die gesundheitlich stark angeschlagene Käthe den Strapazen der Flucht gewachsen, und was wird aus den fünf Kindern, als Carl in Gefangenschaft gerät?

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Gmeiner Verlag, vermittelt durch die Autorin Simona Wernicke, als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Das Copyright der verwendeten Fotos liegt ausschließlich bei Familie Kühnapfel. Diese Fotos dürfen ohne deren Einverständnis nicht kopiert und weiterverwendet werden. Danke an Simona Wernicke für die Möglichkeit, diese Fotos zu nutzen.

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Das Buch „Kornblumenzeit – Eine ostpreußische Familiengeschichte“ von Simona Wernicke ist die als Roman verfasste Familiengeschichte der Autorin und spielt ab dem Jahr 1928 bis 1949 in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, vorwiegend Ostpreußen.

1928 in Ostpreußen: Als die junge Käthe und Carl aufeinandertreffen, wissen die Beiden schnell, dass sie füreinander bestimmt sind. Carl, der angehende Bäckermeister soll nach seiner Prüfung den familieneigenen Betrieb im Dorf Locken übernehmen und bietet Käthe nach ihrer Hochzeit ein sicheres – jedoch arbeitsames Leben. Die Familie wächst schnell und es folgen meist glückliche Jahre, welche jedoch von der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überschattet werden.
Doch im Januar 1945 verändert sich das Leben der Familie. Die russische Armee steht an der Grenze und es bleibt ihnen nur die Flucht. Vieles muss die Familie zurücklassen und Käthe kämpft zudem mit ihrer äußerst instabilen Gesundheit.
Es werden katastrophale Wochen und Monate, welche der Familie alles abverlangen und nach denen nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Ende April 2023 machte mich die mir zu dieser Zeit noch nicht bekannte Autorin Simona Wernicke auf ihren Debütroman „Kornblumenzeit – Eine ostpreußische Familiengeschichte“ aufmerksam. Das wunderschöne Cover und auch der Klappentext weckten sehr schnell mein Interesse an der Geschichte und ich schrieb mir das Buch auf meine Merkliste. Da ein Teil meiner eigenen Familiengeschichte von Flucht und Vertreibung aus dem ehemaligen deutschen Ostgebieten geprägt ist, sind Romane und Geschichten darüber immer von großer Bedeutung für mich. Meine Großmutter selbst konnte und wollte zeitlebens nicht viel darüber erzählen – sie behielt leider vieles, was damals passiert ist, für sich.
Ende Mai fragte die Autorin an, ob ich ihren Roman lesen und rezensieren möchte – natürlich wollte ich das sehr gerne. Am 11. Juli erreichte mich das Buch als Rezensionsexemplar über den Gmeiner Verlag, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanke.

„Er ging hinüber zum Feld, das nicht bestellt worden war. Nur Mohn- und Kornblumen blühten wie immer.“

[Seite 439]

Das Buch ist eine sehr schön gestaltete Klappbroschur mit 508 Seiten (laut Homepage sind 537 Seiten). Das Cover zeigt eine üppige Blumenwiese mit Mohn und Kornblumen, Blickfang ist ein prächtiger grüner Baum, an dem ein Feldweg vorbeiführt. Hinter der Blumenwiese fließt ein Fluss, dahinter erheben sich grüne Hügel und treffen am Horizont auf einen bewölkten Himmel. Während der blaue Himmel im Vordergrund noch leicht bewölkt wirkt, sammeln sich weiter hinten die Wolken. Der Name der Autorin und der Titel und Untertitel des Buches stehen in passenden Farben auf der vorderen Wolke und es scheint, als schweben diese in den Wolken über die Landschaft.
Das Motiv des Covers wird auf dem Buchrücken und auf der Rückseite aufgenommen und fortgesetzt.
Auf der vorderen Klappe wird der Inhalt des Buches beschrieben. Während das Innere der vorderen Klappe leer geblieben ist, findet sich im Inneren der hinteren Klappe eine Karte des ostpreußischen Gebiets. Leider ist diese etwas unübersichtlich gehalten. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einer kurzen Biografie und einem Foto vorgestellt.
Nach der Widmung des Buches („Für meinen Vater und Käthe“) beginnt Teil 1 des Buches „Gute Jahre“, welcher im April 1928 ansetzt, im Januar 1945 endet und aus insgesamt 22 Kapiteln besteht. Auf Seite 334 beginnt dann der zweite Teil „Abschied und Ankunft“, welcher direkt an das letzte Kapitel des ersten Teils ansetzt und insgesamt 11 Kapitel beinhaltet. Das letzte Kapitel gibt die Jahre 1947 bis 1949 wieder – somit umfasst die gesamte und chronologisch erzählte Handlung des Buches etwa 21 sehr bewegte Jahre.
Mit dem sehr interessanten Epilog („Wie es weiterging“) und dem Dank der Autorin endet das Buch.
Ein Personenregister gibt es nicht, welches mir persönlich auch nicht gefehlt hat, da alle Figuren und ihre Geschichten und Hintergründe sehr behutsam eingeführt und beschrieben werden.

„» … Ei, ich wünsche mir die gute alte Zeit zurück. Irgendwie nimmt das alles kein gutes Ende, ich habe so ein mulmiges Gefühl.«“

[Seite 122]

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Käthe und Carl, ihre Kinder und die vielen weiteren realen Familienmitglieder.
Käthe ist zu Beginn der Handlung 21 Jahre alt. Sie und der 25 Jahre alte Carl sind sich schon länger durch die Freundschaft ihrer Väter bekannt, sehen sich aber nur in unregelmäßigen Zeitabständen. Beide erkennen im Jahr 1928, dass aus dem einstigen Kindern anziehende Erwachsene geworden sind.

Hochzeitsbild von Käthe und Carl

„Er war ein kräftiger, gut aussehender junger Mann von 25 Jahren, gut gebaut mit einem glatt rasierten Gesicht, Lachfältchen um die Augen. Das blonde Haar trug er nach der neusten Mode an den Seiten raspelkurz und oben zu einer kurzen Tolle seitwärts glatt gekämmt. Carl hatte freundliche, gütige Augen und einen schmallippigen Mund. Sein Gesicht drückte Forschheit und Willensstärke aus.
(…)
War das das kleine Käthchen, das vor fünf Jahren noch ein Backfisch mit streng gescheiteltem Haar und langen geflochtenen Zöpfen war? Diese schöne junge Frau mit dem verschmitzten und doch so bescheidenen Lächeln?“

[Seiten 17/ 18 und 19]

Von Beginn an spürte ich die tiefe Verbundenheit zwischen Käthe und Carl. Was mit einem leichten Knistern zwischen den Beiden beginnt, endet in einer Ehe, welche von einer tiefen Liebe zueinander und großen Respekt voreinander geprägt ist. Ich schloss die beiden Charaktere sehr schnell in mein Herz und werde deren mitreißende und ergreifende Geschichte nicht mehr vergessen.
Käthe ist eine bescheidene und gutherzige Frau. Ihr ergeht es so, wie es in diesen Zeiten vielen Frauen erging: Sie gebärt ein Kind nach dem anderen, ihre eigene Gesundheit und ihr Befinden stehen immer hinten an. Ihr Leben ist von Haushalt, Kindererziehung und viel Arbeit geprägt, es gibt nur selten eine Atempause für sie. Auch wenn Carl vieles in Sachen Kinder und Erziehung Käthe überlässt, unterstützt er sie trotzdem so gut es geht und auch von Carls liebenswerter Mutter Ida erhält Käthe immer wieder Rückendeckung.


„Sie war eine Frau, aber ihr Bauch gehörte ihr nicht. Er war als Gebärmaschine gedacht. Und Carl wollte offenbar eine ganze Fußballmannschaft.“

[Seite 122]

Familie Kühnapfel

Carl ist ein sehr aufmerksamer und hilfsbereiter Mann. Mit der Übernahme der elterlichen Bäckerei und als leidenschaftlicher Bäcker hat er seinen Platz im Leben gefunden.
Um Käthe und Carl spielen eine Vielzahl weiterer Figuren mit, welche alle einen realen Hintergrund haben. Viele der Figuren kommen im Laufe der Handlung hinzu, von einigen muss man sich jedoch auch verabschieden.
Aus völlig unbedarften und ehrlichen Menschen, welche sich ihr Leben eingerichtet haben, entwickeln sich Menschen, die von Krieg, Flucht und Vertreibung schwer gezeichnet werden und deren Schicksale noch die nachfolgenden Generationen berühren.
Alle Figuren, ihre Schicksale und Lebensgeschichten sind miteinander verwoben und verbinden sich zu der großen, spannenden, tragischen und wahren Familiengeschichte von Simona Wernicke.
Auch die Tragik, die Spannungen, Zerwürfnisse, Differenzen aber auch die Anziehung zwischen den Figuren waren für mich fühl- und spürbar und zogen mich schnell in die unvergessliche Geschichte hinein. Es sind Figuren, die ich nach Ende des Buches nicht gerne loslasse und deren Schicksale und Geschichten mich mit Sicherheit noch länger beschäftigen werden.
Es ist die wahre Geschichte einer Familie aus vergangenen Zeiten.

Zwei Bilder aus glücklichen Tagen

Mit viel Gespür für die damalige Zeit, den wunderschönen Beschreibungen der Landschaft und des Ortes und ihrem detaillierten Sprachstil nahm mich Simona Wernicke schnell mit in die Geschichte.
Während es im ersten Teil der Geschichte noch sehr gemächlich und ruhig zugeht, man aber bereits die dunklen Vorboten des kommenden Unheils am Horizont erkennen kann, überschlagen sich im zweiten Teil die Ereignisse. Es wird so dramatisch, emotional und mitreißend, dass ich während des Lesens die ein oder andere Träne vergoss und eine Gänsehaut meinen Körper überzog.
Die Seiten flogen nur so dahin und innerhalb von wenigen Tage waren die etwa 500 Seiten gelesen. Nur äußerst ungern legte ich das Buch – vor allem zum Ende hin – aus den Händen.
Die chronologisch erzählte Handlung des Buches wirkt zu keiner Zeit überlastet oder gar unlogisch – alles und jede/r hat seinen/ihren Platz in der Geschichte. Ich konnte der Handlung und den vielfältigen Figuren immer gut folgen. Diese Geschichte riss mich buchstäblich mit sich und ließ mich nicht mehr los.

„Doch von nun an waren sie an keinem sicheren Ort mehr. Vorher hatte der Krieg überwiegend im Radio stattgefunden, jetzt war er bittere Realität geworden.“

[Seite 299]

Den geschichtlichen Hintergrund des Buches bilden die Jahre 1928 bis 1949. Diese Jahre wurden durch das Dritte Reich, den Zweiten Weltkrieg, Flucht und Vertreibung und der unmittelbaren Nachkriegszeit geprägt.
Während der Hitler-Zeit fanden ungefähr 17 Millionen Menschen den Tod: Juden, Kriegsgefangene, Homosexuelle, körperlich und geistig beeinträchtigte Menschen, Sinti und Roma und sowjetische, polnische und serbische Zivilisten wurden ermordet.

„»Das geht doch nicht. Die müssen sich doch wieder besinnen. Wieso sind Juden Menschen minderen Rechts? Nur wegen ihrem Glauben? Was soll das mit dem Blut. Wir sind doch alle deutsch! Wir sind doch alle Menschen!«

[Seite 127]

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) starben weltweit über 60 Millionen Menschen und der Krieg brachte unvorstellbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Vorschein.
Aber auch kurz vor und nach Kriegsende nahm das Grauen kein Ende: Vor dem Krieg lebten mehr 18 Millionen Deutsche in den Ostprovinzen sowie in Polen, den baltischen Staaten, Danzig, Ungarn, Jugoslawien und Rumänien. Als der Krieg 1945 mit der Kapitulation Deutschlands endete, waren zwischen 1944/45 und 1950 zwölf bis 16 Millionen Deutsche von Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten betroffen – genaue Zahlen gibt es hierzu nicht. Sie mussten vieles zurücklassen und konnten nur das Nötigste mitnehmen. Die flüchtenden Menschen waren eiskalten Temperaturen ausgesetzt und wurden auch aus der Luft angegriffen. Bis zu 600.000 Menschen verloren auf der Flucht ihr Leben. Kinder, die ihre Eltern auf der Flucht verloren hatten, mussten sich alleine durchschlagen und völlig auf sich alleine gestellt um ihr Überleben kämpfen – die sogenannten Wolfskinder.
Diese geschichtlichen Themen und Hintergründe (allen voran die Flucht aus Ostpreußen) stellt Simona Wernicke in ihrem Roman sehr nachvollziehbar, aber auch sehr mitreißend da. Es ist die wahre Geschichte ihrer Familie – und der Gedanke, dass das alles genau so passiert ist, macht es für mich noch emotionaler und mitreißender.

„Und langsam ging es weiter, immer weiter. Wagen an Wagen. Die Dörfer, die sie durchfuhren, waren wie ausgestorben. Leer standen die Häuser . Tote Fensteröffnungen, alles zerstört, geplündert. Kein Hahn krähte mehr, keine Kuh blökte. Kein Kind lachte.“

[Seite 354]

Simona Wernicke hat mit diesem Buch ihrer Familie ein großes und unvergessliches Denkmal gesetzt. Sie zeigt, wie unsagbar schwer und entbehrungsreich diese Zeiten waren, zeigt aber auch eindrucksvoll, dass sich diese starke Familie trotz des erfahrenen Leids und der vielen unfassbaren Schicksalsschläge nicht hat unterkriegen lassen.
Danke liebe Simone Wernicke für dieses bemerkenswerte und bewegende Lese-Erlebnis und den netten Kontakt auf Instagram.

Bild 1: Das Wohn- und Geschäftshaus in Locken, Bild 2: Käthe als junge Mutter, Bild 3: Carl und Käthe jung verheiratet mit Alwine und Hans sowie deren Söhne Walter und Hans im Seebad Cranz

Fazit: „Kornblumenzeit – Eine preußische Familiengeschichte“ von Simona Wernicke ist eine starke und unvergessliche Geschichte, welche auf wahren Begebenheiten beruht und oft zu Tränen rührt. Während der erste Teil der Geschichte noch ruhig und gemächlich daher kommt, überschlagen sich im zweiten Teil die Ereignisse. Eine Geschichte, die mich buchstäblich mit sich gerissen und nicht mehr losgelassen hat. Sehr lesenswert.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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