„Die Kinder der Hansens – Schritt ins Licht“

von Ellin Carsta

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 19. Juli 2022
Verlag: Tinte&Feder
Ausgaben: Taschenbuch, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-2496711196
Seitenanzahl: 336 Seiten
Preise: 11,99€ (Taschenbuch), 4,49€ (eBook)
Reihe: „Die Kinder der Hansens/ Band 01 von 03“

Homepage:
https://petra-mattfeldt.de/schritt-ins-licht-die-kinder-der-hansens-saga-band-1/

Klappentext:
Hamburg 1924: Amala Hansen, die Tochter von Luise und Hamza, will endlich ihre Familie in Deutschland kennenlernen. Georg Hansen ist dankbar für den frischen Wind, den die ehrgeizige junge Frau aus den USA in die alte Villa bringt. Amala möchte Schauspielerin werden, doch sie trifft auf eine Welt voller Vorurteile. Genau wie ihre Mutter denkt sie jedoch nicht daran, aufzugeben, und arbeitet stattdessen nur umso härter an ihrer Karriere. Kann sie alle Widerstände überwinden?
Franz Hansen hat das Kaffeehaus seiner Mutter in Wien übernommen, kann seine Aufgaben aber kaum ausführen. Der einst so frohe junge Mann hat mit seinen Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Gelingt es ihm, sein Trauma aufzuarbeiten und in sein normales Leben zurückzukehren?“

Hinweise:
– Lest diese Rezension bitte nicht, wenn ihr die Reihe „Die Hansens“ noch nicht gelesen habt, diesen aber noch lesen möchtet – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der „Zucker Kommunikation PR-Agentur Berlin“ als Rezensionsexemplar mit einigen Goodies zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Tinte&Feder

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Das Buch „Die Kinder der Hansens – Schritt ins Licht“ ist die Weiterführung der Buchreihe „Die Hansens“ und spielt in Hamburg, Berlin und Wien in den 1920er Jahren.

„Es war schon eigenartig. Obwohl sie noch nie hier gewesen war, hatte sie durch die Erzählungen ihrer Mutter das Gefühl, alles so gut zu kennen, als hätte sie selbst früher hier gelebt und würde nun nach langer Zeit heimkommen.“

[Seite 17]

Hamburg, im September 1924: Als Amala Hansen, Tochter von Luise Hansen und Hamza, in der Heimat ihrer Mutter ankommt, findet sie bei ihrem gutmütigen und herzlichen Großonkel Georg in der Villa ihrer Familie Unterschlumpf. Gerne möchte die junge Frau als Schauspielerin an einem Theater Fuß fassen, doch sie stößt in der Gesellschaft immer wieder auf Vorurteile und Ablehnung. Doch Amala gibt nicht auf und versucht alles, um Widerstände zu brechen und ihren Traum zu verwirklichen.
Währenddessen steht Amalas Onkel Franz in Wien vor einer großen Entscheidung: Das Kaffeehaus, welches er von seiner Mutter Therese übernommen hat, scheint seine besten Tage hinter sich zu haben. Er überlegt, das Kaffeehaus aufzugeben und andere Pläne zu fassen. Doch sein leidvolles Krieg-Trauma lässt ihn immer wieder straucheln.

Hinter dem Namen Ellin Carsta steht die Autorin Petra Mattfeldt, welche sich vor allem mit ihrem weiteren Pseudonym Caren Benedikt in mein Herz geschrieben hat („Das Grand Hotel“ & „Club Paradies“). Aber auch die „Die Falkenbach-Reihe“, welche unter dem Namen Ellin Carsta erschienen ist, begleitet und begeistert mich seit diesem Jahr, ihre „Hansen-Reihe“ habe ich bisher jedoch nicht gelesen.

Als Anfang September die „Zucker Kommunikation PR-Agentur Berlin“ anfragte, ob ich den dritten Band der „Die Kinder der Hansens“- Reihe rezensieren möchte, wurde ich auf diese weiterführende Reihe aufmerksam. Freundlicherweise bekam ich die ersten beiden Bände auch zugesendet und konnte so mit diesem in das für mich neue Reihen-Abenteuer starten. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für dieses wundervolle Paket mit Büchern und Goodies bedanken.

Die Ausgabeart ist ein einfaches Taschenbuch ohne Klappen und mit insgesamt 336 Seiten.
Das wunderschöne Cover hat mich schon bei der Enthüllung im Jahr 2022 schon verzaubert: Am linken Bildrand steht eine Frau mit dem Rücken zum Betrachter. Sie trägt einen schwarzen Rock und eine helle Bluse, ihr lockiges Haar liegt offen auf ihrem Rücken. und öffnet einen gold-gelben Vorhang, welcher sich über das gesamte Cover zieht und rechts in eine Landkarte von Europa übergeht. Durch die kleine Öffnung des Vorhangs sieht man die Logen eines Theaters.
Der Prolog spielt ein paar Monate vor dem ersten Kapitel, welches am 03. September 1924 beginnt. Das 24. und letzte Kapitel setzt am 29. November 1924 an, mit dem Epilog endet das Buch dann zeitlich etwa zwei Wochen nach dem 24. Kapitel. Somit umfasst die Handlung etwas mehr als drei Monate. Mit dem ausführlichen Nachwort und der Danksagung wird das Buch sehr stimmig abgeschlossen.
In den einzelnen Kapitel spielen abwechselnd die unterschiedlichen Hauptfiguren eine tragende Rolle – wobei jedes Kapitel mit einem Gedanken der jeweiligen Figur beginnt. Somit kann der Leser/ die Leserin auch einen Blick ins Innenleben der Figuren werfen. Diese kurzen Gedankengänge über jedem Kapitel sind mittlerweile ein unverkennbares und von mir sehr geschätztes Markenzeichen der Autorin geworden.
Die Autorin versicherte mir, dass ich auch ohne Vorkenntnisse der „Hansen-Reihe“ mit dieser Buchreihe starten kann – und ja: Das hat ganz wunderbar funktioniert. Auch wenn ich immer wieder zum Stammbaum, welcher am Anfang des Buches seinen Platz gefunden hat, zurückgeblättert habe, da mir dann doch ab und zu während des Lesens die ein oder andere verwandtschaftliche Beziehung der Charaktere untereinander abhanden gekommen ist.
Auch in diesem Reihenauftakt überzeugt die Autorin mit ihrem temporeichen und vor allem bildhaften Sprachstil, der mich wieder auf eine gelungene Reise in die Vergangenheit mitgenommen hat. Ich war sehr schnell in der Geschichte angekommen und konnte mich in die vielen und vielfältigen Figuren einfühlen. Wichtige Ereignisse und Erlebnisse, welche in der Vergangenheit, also in der „Hansen-Reihe“ stattgefunden haben, erzählt Ellin Carsta so, dass man problemlos mit dieser Fortsetzungsreihe einsteigen kann und man bekommt trotzdem einen guten Überblick über die Figuren und ihre Hintergründe. Mich hat dieser Auftakt allerdings neugierig auf die gesamte Buchreihe gemacht und ich werde mir die Reihe um „Die Hansens“ nun auch zulegen.

„Sie spürte, dass für sie eine neue Zeit gekommen war, eine der Veränderungen und des Loslassens, so schwer es ihr auch fallen mochte. Doch sie sah darin auch eine Chance für sich, ihren eigenen Weg zu finden und damit einem Rat ihrer Eltern zu folgen. Schon als sie noch klein gewesen war, hatte ihre Mutter ihr erklärt, dass der Herrgott für jeden Menschen einen Lebensweg vorgezeichnet hatte. Manche Strecken würde dieser Weg ganz geradlinig und ohne Hindernisse verlaufen, dann wieder wegen einer Steigung oder so manchen Steinen und Löchern im Boden mühevoll sein. Doch es war wichtig, so hatte ihre Mutter immer wieder betont, diesen Weg zu gehen, denn er war für niemanden außer einem selbst bestimmt.“

[Seiten 101/102]

Im Mittelpunkt der Handlung steht Amala. Sie ist die Tochter von Luise Hansen, welche in den Bänden davor eine zentrale Rolle eingenommen hat. Auch wenn Luise nicht mehr da ist, lebt sie durch die vielen Erinnerungen, ihre Tochter und auch durch sehr interessante Briefe weiter. Sie ist sehr spürbar und eigentlich noch immer da.
Amala hat es von Beginn der Handlung an nicht leicht: Sie hat eine dunkle Hautfarbe und stößt damit bei vielen Menschen immer wieder auf Ablehnung und erlebt Ausgrenzung und Rassismus. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen und steht immer wieder auf – auch wenn der Fall noch so tief ist. Sie kämpft für ihre Träume und entwickelt sich sehr authentisch weiter. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Amala in den nächsten Bänden weitergehen wird.
Einer der Amala nach jedem Fall die helfende Hand reicht, ist ihr sympathischer und gutmütiger Großonkel Georg. Mit seinen 76 Jahren hat er schon einige Menschen kommen und gehen sehen und hat damit eine untrügliche Menschenkenntnis. Ab der ersten Seite war mir dieser ganz besondere Charakter sympathisch und auch seine weitere Geschichte bleibt spannend.
In Wien treffen wir auf weitere Mitglieder der Familie Hansen: Da ist zum einen Therese, welche zweimal verheiratet war und beide Ehemänner zu früh verloren hat. Sie hat in der Vergangenheit ein Kaffeehaus gegründet, welches ihr Sohn Franz in zweiter Generation führt. Thereses taffe Tochter Helene vermietet in München Wohnungen. Doch um das Kaffeehaus steht es nicht gut, da immer weniger Gäste kommen. Mit schweren Herzen muss Franz seiner Mutter gestehen, dass sich eine Weiterführung des Betriebes nicht mehr rentiert. Außerdem möchte Franz einen neuen beruflichen Weg einschlagen – doch die Geister der Vergangenheit lassen ihn nicht mehr los. Franz hat ein Kriegstrauma erlitten und findet keinen Ausweg, dieses hinter sich zu lassen. Die Geschichte von Franz empfand ich als sehr intensiv und auch berührend. Anhand seines Schicksals wird gezeigt, wie sich der Krieg in die Seelen der Menschen gefressen hat. Nach außen hin waren diese Menschen unversehrt – doch im Inneren waren sie schwer gezeichnet.
Therese und ihre Tochter Helene sind Frauen, welche ‚ihren Mann stehen‘ und zupacken. Hier reiht sich auch Georgs Tochter Frederike ein. Die drei Frauen scheren sich nicht um Konventionen und nehmen ihr Leben in die Hände, auch wenn ihnen des Öfteren heftiger Gegenwind bekommen.
Neben all diesen sympathischen und starken Charakteren gibt es auch die etwas unliebsamen Figuren. Hier ist vor allem Martha zu nennen. Sie ist die Schwester von Luise und die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die Familienmitglieder Luise als warmherzige Frau beschreiben, welche ihren Weg gegangen ist, lernt der Leser/ die Leserin Martha als unsympathische und labile Persönlichkeit kennen. Von ihrem gutmütigen Sohn Eduard fordert sie ununterbrochen Aufmerksamkeit und Geld, gibt ihm selbst aber nichts zurück. Ich musste oft den Kopf über Martha schütteln, finde jedoch, dass eine gute Geschichte auch von solch unliebsamen Figuren lebt.
Die Autorin Ellin Carsta hat mit ihren vielfältigen und verschiedenen Figuren ein sehr gutes Bild der Gesellschaft der ‚Goldenen Zwanziger‘ gezeichnet. Dabei waren die die Tragik, die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen zwischen all den verschiedenen Figuren für mich im gesamten Handlungsverlauf immer fühl- und spürbar.

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund bildet das Jahr 1924 und damit die ‚Goldenen Zwanziger‘: Diese Zeit war die Blütezeit der Weimarer Republik und begann 1924 mit der Einführung der Rentenmarkt und wurde nur fünf Jahre später mit der Weltwirtschaftskrise wieder beendet.
Nach der Einführung der Rentenmark wurde die Inflation gestoppt und es setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Im Vergleich zu den vorangegangenen Krisenzeiten ging es den Menschen so gut, dass sich die zweite Hälfte der Zwanziger Jahre für diese „golden“ anfühlte. Außerdem kam es in dieser relativ stabilen Situation in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur zu einer Hochphase.
Und auch die Frau und das Frauenbild in der Gesellschaft wandelten sich: Immer mehr Frauen ergriffen die Chance zur Emanzipation: Sie verdienten ihr eigenes Geld, gingen ohne männliche Begleitung ins Café oder auch abends mit ihren Freundinnen tanzen. Die Mode wandelte sich, Korsetts sah man nur noch selten. Seit 1918 durften Frauen nun wählen und erkämpften sich so Stück für Stück ihre Rechte und ihre Freiheit.
Doch bei aller Aufbruchsstimmung klafften die Wunden des Ersten Weltkrieges noch immer im Leben vieler Menschen. Heimgekehrte und verstümmelte Soldaten prägten das Straßenbild in der Gesellschaft, viele Männer waren gefallen, andere waren tief an der Seele verletzt – sogenannte ‚Kriegszitterer‘.
Ein weiteres gesellschaftliches und Thema ist der Alltagsrassismus, welchem die Hauptfigur Amala immer wieder ausgesetzt ist. Dunkelhäutige Schauspieler und Schauspielerinnen hatten es zu dieser Zeit sehr schwer, eine Rolle zu bekommen. Auf diese Thematik geht die Autorin in ihrem Nachwort sehr gut ein.
All diese unterschiedlichen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Themen hat Ellin Carsta akribisch recherchiert, stellt diese sehr anschaulich da und verbindet sie gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Charaktere. Auch wenn ich mittlerweile einige Romane gelesen habe, welche in den 1920er Jahren spielen, konnte mich dieser fesselnde Roman sehr begeistern und mich in die vergangenen Zeiten abtauchen lassen.

„»(…) Und ich glaube, es täte auch uns gut, ein wenig mehr Luises Denken zu verinnerlichen, nämlich, dass nichts unmöglich ist und ein Hindernis nicht bedeutet, dass der Weg zu Ende ist. Vielmehr besteht die Herausforderung darin, über das Hindernis hinweg- oder daran vorbeizugehen, oder es einfach aus dem Weg zu räumen.«

[Seiten 120/ 121]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei der Autorin ganz herzlich für diese wundervollen und lehrreichen Lesestunden bedanken. Ich werde im Anschluss direkt den zweiten Band lesen und bin voller Vorfreude darauf.

Fazit: Wer die Reihe um die Hansens noch nicht kennt, kann mit dieser Reihen-Fortsetzung sehr gut in das Reihen-Universum starten. Mit vielseitigen und verschiedenen Charakteren nimmt uns Ellin Carsta mit auf eine spannende und interessante Zeitreise, welche mit einem hohen Suchtfaktor besticht. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und lege euch diese Buchreihe schon jetzt sehr ans Herz. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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