„Solange wir uns hatten“

von Leonie Wittkamp

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 11. Januar 2023
Verlag: Selfpublishing
Ausgaben: Taschenbuch und eBook
ISBN:  979-8371860958
Seitenanzahl: 316 Seiten
Preise: 13,98€ (Taschenbuch), 04,99€ (eBook)

Homepage:
https://leonie-wittkamp.com/solangewirunshatten/

Klappentext:
Rheinprovinz, 1850.
Rose und Henri sind jung, ungestüm und träumen von einem besseren Leben. Als die australische Regierung im preußischen Köln neue Siedler anwirbt, ergreifen sie die Chance und brechen auf ins Ungewisse. Im sengenden Hinterland Australiens erleben sie zahllose Strapazen und Entbehrungen, doch scheinen ihrem Traum von Freiheit bald zum Greifen nah. Dann verschwindet Henri spurlos. Rose bleibt allein mit ihrer gemeinsamen Farm und den zwei Kindern zurück. Schon bald muss sie lernen, sich als einzige Frau unter den einflussreichsten Farmleitern der Gegend zu behaupten.
Australien, 1875.
Als Joshua als junger Mann einen rätselhaften Brief an seinen seit Jahren verschollenen Vater findet, bricht er auf, um diesen endlich zu finden. Seine Suche führt ihn zurück dorthin, wo alles begann: ins Deutsche Reich, die Heimat seiner Eltern. Die Geheimnisse, die er dort erfährt, zwingen ihn und seine Mutter Rose, sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen. Und schon bald wird klar, dass nichts je so war, wie es schien …“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als signiertes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Solange wir uns hatten“ von Leonie Wittkamp ist ein historischer Roman, welcher auf zwei Zeit-Ebenen erzählt wird: Auf der ersten Erzählebene geht es um ein Paar, welches sich als Siedler in den 1850er Jahren in Australien ein neues Leben aufbauen möchte, auf der zweiten Erzähl-Ebene sucht der Sohn des Paares Jahre später nach Antworten.

„»Nun gut. Vielleicht ist es an der Zeit. Weißt du, dein Vater und ich hatten eigentlich ganz andere Pläne, als wir damals aufbrachen. Ich hätte mir nie zu träumen gewagt, wie unsere Reise schließlich enden würde ..

[Seite 72]

Rheinprovinz in den 1850er Jahren: Rose und Henri sind seit früher Kindheit an eng miteinander befreundet und sind sich sicher, dass sie ihr Leben gemeinsam als Paar verbringen möchten. Als für Henri klar wird, dass er keine Zukunft im väterlichen Betrieb hat, sucht er, in Begleitung von Rose, in der nahegelegenen Stadt Köln nach Arbeit – doch auch hier findet sich keine Perspektive. Als ein Fremder sie anspricht und ihnen die Möglichkeit aufzeigt, im fernen Australien als Siedler ein neues Leben zu beginnen, begeben sie sich kurz entschlossen auf diese Reise, welche ihre Leben für immer verändern wird. Der Traum von Freiheit und Selbstbestimmtheit ist zum Greifen nah, als Henri plötzlich über Nacht verschwindet und nicht mehr heimkehrt. Rose bleibt alleine mit ihren zwei Kindern und in völliger Ungewissheit zurück .
Australien in den 1875er Jahren: Joshua findet ein Fragment eines Briefes an seinen Vater, welcher seit Jahren vermisst wird. Er reist in das Land seiner Eltern zurück und begibt sich dort auf Spurensuche, mit dem Ziel seinen Vater wiederzufinden. Doch er stößt auf ein langgehütetes Familiengeheimnis, welches nicht nur seine, sondern auch die Vergangenheit und Zukunft seiner Eltern für immer verändert.

Auf das Buch wurde ich Mitte Dezember 2023 durch eine Nachricht der Autorin Leonie Wittkamp auf Instagram aufmerksam gemacht. In dieser Nachricht stellte sie mir ihr Buch vor und fragte eine Rezension an. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse schnell geweckt, denn diese Zeit-Epoche, vor allem über den historischen Hintergrund ‚Auswanderung nach Australien‘, habe ich bisher noch keinen Roman gelesen. Deshalb sagte ich der Autorin zu und bekam das signierte Buch zusammen mit einem Lesezeichen, einer Postkarte und einer Visitenkarte zugesendet. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für diese wunderschöne Buchpost bedanken.

Neben dem Klappentext hat mich auch das sehr ausdrucksstarke und passende Cover angesprochen, welches direkt vermittelt, wo die Handlung des Buches angesiedelt ist. Zu sehen ist eine Frau, welche schräg mit dem Rücken zum Betrachter vor einer typischen Outback-Landschaft aus Gräsern und rötlicher Erde steht. Sie trägt ein braunes Kleid, die rotblonden Haare sind offen, ihr Blick geht nach links. Vor ihr läuft ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid in Richtung eines kleinen Weihers, hinter dem auf der rechten Seite eine Schafsherde steht. Dahinter erstreckt sich die Landschaft bis zu einem Berg in der Ferne. Auf dem endlos erscheinen Himmel stehen der Name der Autorin und der Titel des Buches.
Das einfache Taschenbuch ohne Klappen hat insgesamt 316 Seiten, welche sich auf einen Prolog, 41 Kapitel und einen Epilog aufteilen. Der Prolog setzt im Jahr 1862 in New South Wales, Australien ein, die Handlung des ersten Kapitel beginnt dann im Jahr 1842 in Waldhütten, Rheinprovinz, Preußen und bildet den ersten Erzählstrang. Mit dem dritten Kapitel befinden wir uns im Jahr 1875 in New South Wales und damit im zweiten Erzählstrang der Geschichte. Diese beiden Erzählstränge wechseln sich in unregelmäßigen Abständen kapitelweise ab, wobei der erste Erzählstrang auf den zweiten zuläuft. Der erste Erzählstrang erzählt die Geschichte von Rose und Henri, der zweite handelt von ihrem gemeinsamen Sohn Joshua, welcher sich Jahre nach dem plötzlichen Verschwinden seines Vaters auf die Suche nach Antworten macht. Dadurch, dass die Geschichten der beiden Erzählstränge eng miteinander verwoben sind, bauen sich von Anfang an eine immense Spannung und auch eine sehr dichte Atmosphäre auf. Auch wenn mich die vielen Zeitsprünge zu Beginn etwas verwirrt haben, konnte ich den Geschichten und der Handlung gut folgen und wollte das Buch dann gar nicht mehr aus den Händen legen. Immer wieder konnten mich die vielen unvorhersehbaren Wendungen überraschen. Ab der ersten Seite hat mich die Handlung mitgenommen, nein… sie hat mich mitgerissen und erst auf der letzten Seite wieder losgelassen.
Zudem hat mich der flüssige und bildhafte Sprachstil der Autorin ab der ersten Seite tief in die Geschichte eintauchen lassen.

„Kurz überkam sie die altbekannte Schwere, dieses Gefühl, ohnmächtig dabei zusehen zu müssen, wie ihr eigenes Leben ihr entglitt.“

[Seite 196]

Aber auch die vielen, vielfältigen und vor allem sehr ambivalent gezeichneten Figuren und deren mitreißende Hintergründe nahmen mich schnell mit. Es passiert nicht oft, dass ich ab der ersten Seite eine solch enge Verbindung zu den Figuren spüre und trotzdem nicht weiß, wohin mich die Reise mit ihnen bringen wird. Nichts an ihren Biografien ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint, es kommt immer wieder zu dramatischen Wendungen und persönlichen Umbrüchen.
Rose und Henri und ihre gemeinsame Geschichte bilden den Mittelpunkt des ersten Erzählstrangs. Den Beiden ist seit früher Kindheit klar, dass sie zusammengehören und ihr ganzes Leben zusammen bleiben möchten. Beide entfliehen der Enge ihres Heimatortes Waldhütten und beginnen im sehr fernen Australien ein neues Leben. Die Entwicklung der Beiden, von Kindern zu Jugendlichen hin zu mitunter leidgeplagten Erwachsenen ist Leonie Wittkamp außerordentlich authentisch und gut gelungen.
Auch die Geschichte ihres sympathischen Sohnes Joshua konnte mich begeistern und mitreißen. Er begibt sich in die Vergangenheit seiner Eltern, wandelt auf deren Pfaden und spürt den Geschichten in deren Heimatdorf nach. Wie auch für seine Eltern ist die Reise ins ferne Deutsche Reich eine Art Flucht – nur in die andere Richtung. Während seine Eltern aus der Enge des Dorfes in der Rheinprovinz in die Freiheit nach Australien aufgebrochen sind, kehrt Joshua in dieses Dorf zurück, weg von der Weite Australiens und der gleichzeitigen Enge der elterlichen (mütterlichen) Farm.

„In Lukas‘ Haus hatte er sich den Vater nicht recht vorstellen können. Doch dieser Ort war durchtränkt von seiner Präsenz, von seiner und Mutters. Wie hielt sein Onkel es aus, hier zu leben und Tag für Tag an die Vergangenheit erinnert zu werden, die nie wiederkehren würde?“

[Seite 187]

Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich nicht zu detailliert auf die einzelnen Charaktere eingehen. Wie bereits erwähnt, konnten sie mich alle mit ihren authentischen und wandlungsvollen Geschichten begeistern – ich hatte so einige Male die Tränen in den Augen. Die Tragik, vor allem aber die Spannungen, Zerwürfnisse, Differenzen aber auch die Anziehungen zwischen einigen der Figuren waren für mich fühl- und spürbar.

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 19. Jahrhundert – einmal in der deutschen Rheinprovinz und einmal in Australien.
Die Rheinprovinz (auch Provinz Rheinland, Rheinpreußen oder Rheinlande genannt) war eine von 1822 bis 1945 bestehende Provinz Preußens am namensgebenden Rhein. Sie entstand 1822 als Fusion der Provinzen Jülich-Kleve-Berg und Großherzogtum Niederrhein. Nachdem sich in der Zeit zwischen 1850 und 1870 die Startphase der Industriellen Revolution vollzogen hatte, trat das Kaiserreich in die Phase der Hochindustrialisierung ein. Die Zentren der industriellen Produktion in Mittel- und Südwestdeutschland, um Berlin und vor allem im Ruhrgebiet wurden immer größer und ökonomisch dominanter. Hier fanden nicht nur die Überschüsse einer rasch wachsenden Bevölkerung Beschäftigung, die zwischen 1871 und 1910 von 41 auf 65 Millionen anstieg. Die Industrialisierung rief vielmehr auch eine enorme Mobilität hervor, denn viele Menschen zogen auf der Suche nach Arbeit vom Land in die expandierenden industriellen Zentren – oder sie wanderten gleich nach Übersee aus, wo sie die Unabhängigkeit und Freiheit lockte.

Erst 1770 prägte James Cook die australische Geschichte entscheidend, als er am 28. April die Ostküste betrat und das Land im Namen der Krone als britische Kolonie in Besitz nahm. Hiermit war New South Wales geboren – in dieser Kolonie ist der Roman „Solange wir uns hatten“ angesiedelt.
Im Laufe der Jahre entstanden weitere wichtige Kolonien: 1792 Tasmania, 1829 Western Australia, 1836 South Australia, 1851 Victoria, 1859 Queensland und 1863 Northern Territory.

1851 war ein besonderes Jahr in der Geschichte Australiens, da in der Nähe von Melbourne Gold gefunden wurde, was einen mehrere Jahre andauernden Goldrausch auslöste, der dazu beitrug, dass immer mehr Menschen freiwillig einwanderten. Von 1855 bis 1890 erlangten die verschiedenen Kolonien eine immer größer werdende Unabhängigkeit vom britischen Empire, obwohl England nach wie vor Einfluss und Kontrolle (zum Beispiel Außenpolitik, Handel und Verteidigung) ausübte.
Auf diese geschichtlichen Hintergründe legt Leonie Wittkamp in ihrem Roman nicht das Hauptaugenmerk, stellt diese aber anhand der Lebensgeschichten ihrer Protagonisten gut und verständlich da.
Ganz besonders beeindruckt haben mich die detailliert dargestellten Hintergründe zur entbehrungsreichen und vor allem gefährlichen Überfahrt nach Australien und auch die Beschreibungen des Landes und der einzigartigen Flora und Fauna.

„Henris Gedanken rasten. Ein eigener Hof! Das Blut rauschte in seinen Ohren. Dann fiel ihm der Haken an der Sache wieder ein. In Übersee! Was meinte Rose – eine britische Kolonie? Das klang weit weg. Wo liegt Australien überhaupt? Hilfesuchend wandte er sich an Rose. In ihrem Blick erkannte er denselben Kampf, den auch er austrug. Stumm sahen sie sich in die Augen, in denen sich ihre wechselnden Gefühle spiegelten: Aufregung, Angst, Ablehnung, Hoffnung.“

[Seite 87]

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich ganz herzlich bei Leonie Wittkamp für dieses unvergessliche Lese-Erlebnis bedanken. An meiner Arbeit als Buchbloggerin liebe ich es, solche starken und unvergesslichen Geschichten zu entdecken, die ich ohne Blog nicht gefunden hätte. Ich bin so dankbar für diese eindrucksvolle und unvergessliche Geschichte, aus der ich einiges mitnehme und in meinem Herzen bewahren werde.

Fazit: Ich bin von dieser unglaublich berührenden und dramatischen Geschichte tief beeindruckt. Sehr tief. Das ist ein Roman, welcher definitiv noch lange in meinem Kopf und Herzen bleiben wird – und somit das erste Highlight des noch jungen Lese-Jahres bildet.
Ab der ersten Seite hat mich die Handlung mitgenommen, nein… sie hat mich mitgerissen und erst auf der letzten Seite wieder losgelassen. Immer wieder lief es mir während des Lesens eiskalt den Rücken hinunter, ich kämpfte mit den Tränen – und nehme trotzdem so viel an Lebensweisheiten und Positiven mit aus diesem absolut lesenswerten Roman. Eine ganz ganz große Leseempfehlung.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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