„Wer das Vergessen stört – Die Canterbury-Fälle“

von Tessa Duncan

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. September 2023
Verlag: dtv
Ausgaben: Taschenbuch mit Klappen und eBook
ISBN:  978-3-423-21847-4
Seitenanzahl: 432 Seiten
Preise: 13€ (Taschenbuch), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Die Canterbury-Fälle“, Band 01 von 02

Homepage:
https://www.dtv.de/buch/wer-das-vergessen-stoert-21847

Klappentext:
„»Wenn Vera tot ist, war es kein Selbstmord!«
Nach einer gescheiterten Beziehung lässt sich Lily Brown, zuvor Polizeipsychologin bei Scotland Yard, in Canterbury als Psychotherapeutin nieder. Zu ihren ersten Patientinnen gehören Samantha Harris, die in einer toxischen Beziehung mit ihrem gewalttätigen Ehemann gefangen ist. Und Vera Osmond, die aufgrund eines schlimmen Kindheitserlebnisses unter Panikattacken leidet. Lily hält Veras Behandlung schon für erfolgreich abgeschlossen, als diese sich wieder bei ihr meldet. Doch Lily ist abgelenkt durch die erneut misshandelte Samantha. Wenig später wird Vera tot aufgefunden – angeblich Selbstmord. Lily glaubt nicht daran und stellt Nachforschungen an. Dabei stößt sie auf ein furchtbares Geheimnis und gerät selbst in Lebensgefahr …“

Hinweise:
– Das Buch wurde selbst gekauft.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder dem Verlag keinerlei Gegenleistungen bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Titelnennung und der Empfehlung muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein
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Trigger und Content-Hinweise:
– Teile der Handlung enthalten gewaltvolle Todesfälle und einzelne Szenen körperlicher und psychischer Gewalt.
– CN: Panikattacken, Suizid, Mord, Tod, Fehlgeburten, häusliche Gewalt.

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Das Buch „Wer das Vergessen stört – Die Canterbury-Fälle“ von Tessa Duncan ist der Auftakt einer Krimi-Reihe um die Psychologin Lily Brown, welche in diesem ersten Band nach dem Tod einer Patientin zu ermitteln beginnt und schließlich auf ein furchtbares Geheimnis stößt, welches tief in der Vergangenheit liegt.

»Du bist eine ausgezeichnete Therapeutin, gemessen an deinem Alter und deiner Berufserfahrung. Nur dein Perfektionismus steht dir manchmal im Wege!«

[Seiten 63/64, Kapitel 8]

Nach einer gescheiterten Beziehung möchte Lily Brown in ihrem Leben noch einmal neu anfangen: Ihren sicheren Job als Polizei-Psychologin hängt sie an den Nagel und lässt sich in einer Praxis als Psychotherapeutin nieder. Eine ihrer Patientinnen ist Vera Osmond, die erfolgreich in einer Werbeagentur arbeitet, jedoch seit einiger Zeit immer wieder von unerklärlichen Panikattacken heimgesucht wird. Lily beginnt sofort damit Vera zu therapieren – die Behandlung ist schnell erfolgreich beendet.
Während sich Lily um die junge Samantha kümmert, die in einer gewalttätigen Ehe gefangen ist, meldet sich Vera jedoch wieder überraschend bei Lily. Kurze Zeit später ist Vera tot – angeblich durch Selbstmord. Doch Lily glaubt nicht daran und beginnt mit eigenen Nachforschungen. Diese führen sie zu einem schrecklichen Geheimnis, welches in der Vergangenheit liegt und Lily selbst gerät dabei in große Gefahr.

Tessa Duncan ist das neue Pseudonym von Marita Spang, die vielen auch unter dem Namen Marie Lacrosse und den Reihen „Das Weingut“, „Das Kaffeehaus“ und „KaDeWe“ bekannt ist.
Mit dem Namen Tessa Duncan und dem dtv Verlag begibt sie sich in das Genre der Spannungsliteratur. Dies gehört nicht unbedingt zu meinen bevorzugten Genre, da mir diese Geschichten doch immer zu nahe gehen. Als mich die Autorin im August 2023 fragte, ob ich dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten möchte, sagte ich aus diesem Grund ab. Vor ein paar Wochen habe ich mir eine Leseprobe von „Wer das Vergessen stört“ in der Buchhandlung mitgenommen, da es mich dann doch interessiert hat und ich mal reingelesen wollte. Nun ja … einen Tag später war ich wieder in der Buchhandlung und habe mir das Buch gekauft – ich musste diese Geschichte einfach lesen.

Besonders gefällt mir das düstere, und damit absolut stimmige Cover: Es zeigt Häuserreihe, welche an einem Hang gebaut ist. Der/die Betrachter/in steht schräg oberhalb zu diesen Häusern, welche er/sie zum Teil überblickt. Dahinter erstreckt sich eine Landschaft aus vielen Bäumen und einzelnen Gebäuden. Über der gesamten Szenerie erhebt sich ein bewölkter Himmel, über dem Namen der Autorin befinden sich dunkle, unheilvolle Wolken.
Das Buch ist ein hochwertig gestaltetes Taschenbuch mit Klappen und hat insgesamt 432 Seiten. Auf der vorderen Klappe findet sich ein ausführlicher Klappentext, in der vorderen Klappe ist ein Grußwort der Autorin abgedruckt. Auf der hinteren Klappe wird die Autorin mit einem Foto und einer kurzen Biografie vorgestellt. In der Klappe sind das Covermotiv und eine Vorstellung der Reihe zu finden.
Die Handlung ist in zwei Hauptteile unterteilt und umfasst einen Prolog, 62 Kapitel und einen Epilog. Der erste Teil des Prologs setzt am 30. November 2018 an, der zweite Teil des Prologs am 07. Dezember 2018. Mit dem ersten Kapitel befinden wir uns acht Monate zuvor – im April 2018. Ein Teil der Handlung des ersten Hauptteils arbeitet nun auf die Geschehnisse des Prologes hin, es gibt jedoch auch Erzählstränge, welche noch weiter in der Vergangenheit liegen. Diese vielen Handlungen fügen sich zu einer großen Geschichte zusammen und sind eng miteinander verwoben. Durch den Prolog, die Handlung, die auf dieses Ereignis zuläuft und die unterschiedlichen Blickwinkel ihrer Protagonisten baut Tessa Duncan eine große und ergreifende Spannung auf – ich wollte das Buch nur noch ungern aus der Hand legen und las teilweise bis spät in die Nacht. Auch wenn mich, als zweifache Mutter, die grausame und nachhallende Handlung stellenweise doch sehr mitnahm und zu Tränen rührte. Im zweiten Hauptteil gibt es auch einige Rückblenden, allerdings stehen hier die Ermittlungen von Lily im Vordergrund.
Ein einziger Kritikpunkt betrifft das etwas schnelle Ende. Hier wird vieles nacherzählt, was ich als Leserin gerne ‚direkt‘ erlebt hätte.

„Zum ersten Mal war Lily klar geworden, dass Vera Osmond nicht nur ein einsames Kind gewesen war, sondern bislang auch eine einsame Frau.“

[Seite 108, Kapitel 16]

Im Mittelpunkt der Handlung steht die energische Psychotherapeutin Lily Brown, die nach einer gescheiterten Beziehung ihren Dienst bei der Polizei quittiert hat und beruflich nochmal neu durchstartet. In ihrem Beruf, der gleichzeitig auch eine Berufung für sie ist, macht sie eine ausgezeichnete Arbeit. Privat geht es bei ihr dagegen drunter und drüber. Den Mann, den sie geliebt hat und noch immer liebt, steht nicht zu ihr, zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern ist das Verhältnis auch eher schwierig und angespannt. Einzig ihr liebenswerter Kater Mick und ihr angenehmer Praxis-Partner Matt sind ihre Fixpunkte in ihrem turbulenten Leben. Doch vor allem um ihren Kater muss Lily sich immer wieder Sorgen machen – in den liebevoll geschriebenen Szenen mit ihm, erkennt sich mit Sicherheit jeder Katzen-Besitzer wieder. Ich mochte Lilys impulsiven, ehrlichen, lebensechten und menschlichen Charakter sehr gerne. Sie ist sympathisch und unerschrocken und sie lässt sich von ihrem Herzen leiten. Zudem enthüllen sich ihre Geschichte und familiären Hintergründe Stück für Stück, was für zusätzliche Emotionen sorgt. Sie ist eine Hauptfigur mit Ecken und Kanten und ich bin jetzt schon auf ihre Entwicklung und ihre nächsten Fälle gespannt.
Neben Lily steht Vera Osborn im Zentrum der Geschehnisse. Durch ihre Geschichte öffnet sich ein Fenster in die Vergangenheit und damit wird ein jahrzehntelanges Geheimnis entfesselt. Einige Kapitel sind aus der direkten Sicht von Vera geschrieben, was dafür sorgte, dass sich mir diese Figur mit ihren Gefühlen und Gedanken sehr schnell erschloss. Veras tragische und mitreißende Geschichte wird mir mit Sicherheit noch lange im Kopf bleiben.
Auch die Geschichte von Samantha beschäftig(te) mich sehr. Auch wenn es nur eine Nebenhandlung ist, wird hier das Thema häusliche Gewalt sehr eindrücklich und eindringlich erzählt.
Um nicht zu viel von der Handlung (und der Spannung) vorwegzunehmen, möchte ich nicht detailliert auf all die vielen und vielfältigen Figuren eingehen. Die Autorin hat, wie in all ihren Romanen facettenreichen und vor allem sehr interessante Figuren geschaffen, welche mich mit ihren Gedanken und Gefühlen überzeugen konnten und mich mit ihren Handlungen des Öfteren überrascht haben.

In diesem Buch spielen viele verschiedene Themen eine Rolle. Tessa Duncan geht auf diese Themen sehr gut ein und hält hierbei eine konstante Spannung – vor allem, weil sie diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Ein großes Thema sind unverarbeitete Traumata und Panikattacken, aber auch häusliche Gewalt. Die Therapiesitzungen und die daraus resultierenden Ergebnisse zeigen, dass die Autorin vom Fach ist und weiß, was und worüber sie schreibt.
Die Geschichte beruht auf einem wahren Verbrechen, welches sich Ende der Sechzigerjahre im Norden Englands abgespielt hat. Im Nachwort macht die Autorin darauf aufmerksam, dass sie ein paar Motive aus einem realen Fall in ihren Roman übernommen hat, die meisten Geschehnisse und Personen fiktiv sind. Mit diesem Wissen, liest sich diese Geschichte noch einmal intensiver – aber auch grausamer.

Die packende und nachklingende Handlung, die verschiedenen Themen, die vielfältigen Figuren und die wunderbare und bildhafte Sprache machen diesen Reihen-Auftakt zu einem Highlight. Auch wenn es mich stellenweise an meine Grenzen brachte, habe ich das Buch unheimlich gerne gelesen und nehme daraus einiges für mein Leben mit.

„… »Der Weg zu einem glücklichen Leben führt über die Akzeptanz, dass Sie fehlbar sind, über das Wissen, dass Sie liebenswert sind, auch wenn nicht alle Menschen Sie mögen, und dass Sie nicht schuld daran sind, wenn etwas Negatives in ihrem Leben passiert, das Sie nicht vorhergesehen und daher auch nicht gewollt haben.«

[Seite 126, Kapitel 18]

Danke für diese mitreißenden Lesestunden.

Fazit: Mit einem neuen Namen hat sich eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen an ein neues Genre gewagt – und es ist absolut gelungen. Von der ersten Seite wurde ich in die Geschichte gezogen und konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Das Buch hat mich emotional immer wieder an meine Grenzen gebracht – und trotzdem musste ich immer weiter lesen.
Dazu diese vielfältigen Figuren, die mich mit ihren Geschichten und Handlungen überraschen und mitnehmen konnten… mitunter aber auch sprachlos und traurig machten.
Berührend, mitreißend und spannend. Deshalb eine ganz große Leseempfehlung für diesen beeindruckenden und unvergesslichen Reihen-Auftakt. Bitte mehr davon…

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der klaren Leseempfehlung und der Links zur Homepage, kennzeichne ich diese Rezension als Werbung.

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