„Die letzte Fehde an der Havel“

von Silke Elzner

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. September 2022
Verlag: Gmeiner
ISBN: 978-3839202524
Seitenanzahl: 537 Seiten

Klappentext:
Brandenburg um 1400: »Was weißt du denn von der Welt, Bauer? Was gerecht ist und was nicht, das bestimme immer noch ich!«
Als Carls Dorf von Dietrich von Quitzow überfallen wird, gerät sein Leben aus den Fugen: Der Raubritter schändet Carls Jugendliebe und er selbst wird als Geisel verschleppt. Für Carl beginnt ein neues Leben als Waffenknecht auf Burg Kletzke, doch in ihm wächst ein unstillbarer Wunsch nach Rache. Als sich mit Friedrich von Hohenzollern ein neuer Landesherr ankündigt, sieht Carl die Chance gekommen, sich für all das Leid zu revanchieren …“


https://www.gmeiner-verlag.de/buecher/titel/die-letzte-fehde-an-der-havel.html

https://silkeelzner.de/die-letzte-fehde-an-der-havel/

– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Gmeiner-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Gmeiner-Verlag

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Das Buch „Die letzte Fehde an der Havel“ von Silke Elzner ist ein historischer Roman, welcher zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Brandenburg angesiedelt ist und die wechselvolle Geschichte des fiktiven Bauern Carl erzählt.

Luchow im Sommer 1401: Hilflos muss der junge Bauer Carl mit ansehen, wie die Raubritter Dietrich und Johann von Quitzow und ihr Gefolge in sein Heimatdorf einfallen und dort morden, schänden und verwüsten. Schlussendlich wird Carl selbst als Geisel verschleppt und es beginnt sein neues Leben als Waffenknecht auf der Burg Kletzke. Die Jahre gehen ins Land, aber Karl vergisst nie, was seiner Jugendliebe angetan wurde und sinnt auf Rache. Doch ein Entkommen aus den Klauen der Raubritter ist nicht einfach. Als ein neuer Landesherr auftaucht, ist für Carl die Chance gekommen, all das erfahrene Leid an seine Entführer zurückzuzahlen. Doch der Weg zur Rache ist lang und voller Gefahren, aber auch Möglichkeiten.

Dieses Buch wäre an mir vorbei gegangen, wenn mich die freundliche Autorin Silke Elzner nicht per Nachricht auf ihren Roman aufmerksam gemacht hätte. Sie fragte an, ob ich mir vorstellen könnte, ihren Roman zu lesen und zu rezensieren. Nach dem Lesen des Klappentext und der Sichtung des Covers, war mir schnell klar, dass ich diesen historischen Roman einfach lesen muss.
Das Spätmittelalter empfinde ich als eine sehr spannende Epoche, da es in dieser Zeit zu großen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen kam: In Frankreich tobte der Hundertjährige Krieg, Kunst und Wissenschaften befanden sich im Aufbruch und die Wirtschaft erlebte trotz der Pest eine Blüte.
Ich lese sehr gerne Bücher über diese ereignisreiche Epoche und tauche mit Romanen in die längst vergangenen Zeiten ein. Deshalb sagte ich der Anfrage der Autorin direkt zu und bekam das Buch freundlicherweise vom Gmeiner-Verlag als Rezensionsexemplar zugesendet. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.

Die tiefgründigen und absolut gelungenen Figuren in diesem Historischen Roman machten es mir von Anfang bis Ende nicht leicht, sie zu durchschauen. Sie sind in ihrem Wesen und ihrer Art sehr wechselvoll, so menschlich und absolut nicht schwarz und weiß gezeichnet – sie besitzen unheimlich viele Schattierungen und Tiefen.
Carl ist hier an erster Stelle zu nennen: Er ist eine der Figuren, welche im Mittelpunkt der Geschichte steht. Der Leser/ die Leserin lernt Carl als jungen, freundlichen und hilfsbereiten Burschen kennen, als er noch den Kopf voller Träume, Hoffnungen und Pläne hat – fast sein gesamtes Leben liegt noch vor ihm. Dies alles wird mit dem Angriff auf sein Dorf zunichte gemacht und Carl muss von einem Tag auf den anderen erwachsen werden. Er muss sich nicht nur in einer für ihn völlig fremden Welt zurecht finden, er muss auch lernen, wie man kämpft und wie man tötet. Carl ist enorm anpassungsfähig und lässt sich auch von Intrigen, bösen Nachreden und körperlichen Verletzungen nicht unterkriegen. Doch seine Verletzung an der Seele, die Ungewissheit, ob seine Jugendliebe überlebt hat, lässt Carl keine Ruhe. Er ist von dem Gedanken an Rache getrieben, aber auch von der Aussicht darauf, dass er irgendwann wieder nach Hause darf. Silke Elzner hat mit Carls abwechslungsreichen Geschichte und seinem gespalteten Charakter eine absolut stimmige und facettenreiche Figur erschaffen. In einigen Szenen mochte ich ihn zu gerne trösten, in anderen Szenen schüttelte ich den Kopf über diesen zerrissenen und teils so ungerechten Menschen, welcher nicht immer den richtigen Ton trifft. Er ist eine unvergessliche Figur, welche einen festen Platz in meinem Lese-Herz behalten wird.

„Er beschloss, von nun an nicht mehr zu schweigen, sondern möglichst viele Fragen zu stellen.“

[Seite 69, Zeilen 21 – 22]

Neben dem fiktiven Carl stehen die historisch belegten ‚Raubritter‘ Dietrich und Johann von Quitzow im Zentrum der Geschichte. Sie sind vom Bösen getrieben, habe keinerlei Skrupel, doch sie zeigen auch immer wieder ihre menschliche Art. Mit diesen sehr authentischen Charakteren zeichnet die Autorin ein stimmungsvolles Bild dieser Zeit und Gesellschaft. Das Fehdewesen war ein für das Mittelalter typisches Rechtsmittel, allerdings nutzen es die Quizows gerne für ihre persönlichen Zwecke: Sie drohen ihren Feinden, erpressen Schutzgeldzahlungen und Lösegelder und provozieren absichtlich Kriege, um sich daran zu bereichern. Auch vor der zivilen Bevölkerung schreckt, vor allem Dietrich, nicht zurück. Er nimmt ohne Skrupel alles und jeden, dem er habhaft werden kann. Er ist fest in der damaligen Ständegesellschaft verwurzelt, in der er als Adel den zweiten Stand bildet und damit über den Bauern und Bürgern steht (dritter Stand).
Silke Elzner hat diesen und vielen weiteren historischen Figuren nachgespürt, sie macht aber vor allem die Menschen hinter den Figuren sichtbar, sie zeigt, was sich vielleicht hinter diesen skrupellosen Kriegern und Raubrittern verbarg: Menschen, welche mit Ängsten und Selbstzweifeln kämpften, welche aber auch stets liebten und Träume, Wünsche und Ziele hatten.
Neben diesen historischen Figuren spielen auch eine Vielzahl von fiktiven Charakteren große und kleine Rollen. Sie alle konnten mich mit ihrer Lebensechtheit, ihrer Vielfältigkeit und ihren packenden Lebensgeschichten überzeugen. Auch die Tragik, Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen zwischen einigen der Figuren war stets fassbar und zogen mich schnell in diese spannende Geschichte hinein.
An dieser Stelle möchte ich nicht zu detailliert auf die einzelnen Figuren eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Eines noch: Ich habe dank dieses Romans auf jeden Fall richtig Lust bekommen, mich näher mit den historischen Figuren zu befassen.

Ab der ersten Seiten konnte mich diese großartige Geschichte in ihren Bann ziehen. Silke Elzner erzählt bildgewaltig, fesselnd und mit großer Leidenschaft. Auch wenn mir einige Szenen in Sachen Brutalität einiges abverlangten, zeichnet die Autorin ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit. Sie schafft in ihrem Buch „Die letzte Fehde an der Havel“ zudem eine sehr dichte Atmosphäre, in welcher ich abtauchen und dieser längst vergangenen Zeit nachfühlen konnte. Nur ungern legte ich das Buch aus den Händen.
Die Handlung, welche chronologisch erzählt wird, ist durch die vielen Verstrickungen nie langweilig oder langatmig und besticht von Beginn an durch ein hohes erzählerisches Tempo.
Da in diesem Buch doch so einige Figuren eine große oder kleine Rolle spielen, ist es gut, dass sich am Ende des Buches eine Übersicht über die Figuren befindet. Diese Übersicht und ein ausführliches Nachwort der Autorin runden dieses Buch perfekt ab und sorgen für ein gelungenes Leseerlebnis, welches noch lange nachklingen wird.

Wie bereits oben angemerkt, bildet das sogenannte Spätmittelalter den historischen Hintergrund des Buches. Eine Zeit voller Umbrüche: Das Mittelalter, und damit auch das Rittertum, haben ihre Hochzeiten hinter sich, doch noch immer herrschen Kriege und Fehden. Die Ständegesellschaft prägt das Leben der Menschen, auch wenn in den Städten das Bürgertum immer stärker wird.
Silke Elzner hat diese geschichtlichen Hintergründe akribisch recherchiert und hat sich mit der Region Brandenburg einen Schauplatz herausgesucht, welcher für mich, geschichtlich gesehen, absolutes Neuland ist. Sie bettet ihre, teils historischen, teils fiktiven Figuren in diese geschichtlichen Hintergründe ein, verwebt deren Schicksale miteinander und untereinander mit großer und kleiner Geschichte.

Danke liebe Silke Elzner für diese starke und unvergessliche Geschichte.

Fazit: Genau so – und eigentlich nur so – sollte ein Historischer Roman, welcher im Mittelalter angesiedelt ist, sein. Authentische und vielfältige Figuren, welche mich mit ihrer charakterlichen Tiefe und Wechselhaftigkeit überraschen und überzeugen konnten, diese eingebettet in eine spannende Zeit und einen außergewöhnlichen Schauplatz und mit viel Leidenschaft bildgewaltig erzählt. Ein absolutes und spitzenmäßiges Highlight am Himmel des Historischen Romans – unbedingt lesen!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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