„Das Haus der Hebammen – Ellas Entscheidung“

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. September 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1039-9
Seitenanzahl: 448 Seiten

Klappentext:
Köln. Das Geburtshaus in der Cranachstraße 21 ist zur bevorzugten Anlaufstelle für werdende Mütter geworden. Obwohl mittlerweile neue Kolleginnen das Team ergänzen, müssen die Gründerinnen – die Hebammen Ella, Susanne und Carola –immer wieder schweren Herzens Patientinnen aus Kapazitätsgründen ablehnen. Trotz des beruflichen Erfolgs sehnt sich Ella nach Veränderung. Und als ihr Freund Frank ihr einen Heiratsantrag macht, zögert sie, ja zu sagen. Doch dann wird sie gebeten, ein Hilfsprojekt in einem Geburtshaus in Uganda zu betreuen. Plötzlich steht Ella vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens …
Ein berührender Roman über die kleinen und großen Dramen, über Schmerz, Freude und den Glauben, dass am Ende alles gut wird.“

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Das-Haus-der-Hebammen-Ellas-Entscheidung/Marie-Adams/Blanvalet/e586795.rhd

Hinweise:
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil („Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht) und den zweiten Teil („Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“) noch nicht gelesen habt, aber noch möchtet. Spoilergefahr!

– Das Buch habe ich freundlicherweise über das ‚Bloggerportal‘ vom Blanvalet-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine ausführliche Rezension zum ersten Teil findet ihr hier und zum zweiten Teil hier.

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Das Buch „Das Haus der Hebammen – Ellas Entscheidung“ von Marie Adams ist der dritte und letzte Teil der Reihe um drei fiktive Hebammen, welche Ende des 20. Jahrhunderts in Köln ein erfolgreiches Geburtshaus führen.

Zehn Jahre nach der gemeinsamen Gründung des Geburtshauses durch die Hebammen Susanne, Carola und Ella ist eine Geburt dort schon längst kein Geheimtipp mehr. Immer mehr Frauen möchten in geborgener Atmosphäre und mit einer Eins-zu-eins-Betreuung gebären. Der Andrang ist mittlerweile so groß, dass immer wieder Frauen aus Kapazitätsgründen abgesagt werden muss.
Während Susanne voll und ganz in ihrem Berufsleben aufgeht und sich in Carolas Leben das Chaos etwas lichtet, sehnt sich Ella, die jüngste der drei Hebammen, nach Veränderung. Da bekommt sie ein Angebot von ihrem Exfreund, im Zuge eines Hilfsprojekt ins ferne Uganda zu reisen. Ella hadert, sieht aber auch, dass in Deutschland im ausgehenden 20. Jahrhundert noch einiges in Sachen Frauenrechte im Argen liegt. Doch es scheint ein schier aussichtsloser Kampf für die Rechte der Frauen und Ella muss die schwierigste Entscheidung ihres Lebens fällen.

Mitte Juni 2022 erhielt ich von der Autorin Marie Adams in den sozialen Medien eine Nachricht, in welcher sie anfragte, ob ich ihre Buchreihe „Das Haus der Hebammen“ gerne lesen und rezensieren möchte.
Da ich die „Hebammen-Reihe“ von Linda Winterberg in den letzten Jahren sehr gerne gelesen hatte und ich zudem gerne wieder etwas über das Thema Geburt lesen wollte, sagte ich der Autorin sofort zu. Die Teile 1 und 2 erreichten mich wenig später und ich habe beide mit großer Begeisterung gelesen. Den vorliegenden dritten Teil habe ich dann über das ‚Bloggerportal‘ angefragt und zugesendet bekommen.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Vermittlung der Rezensionsexemplare und ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung der Bücher.

In diesem dritten und damit letzten Teil der Buchreihe steht Ella im Mittelpunkt der Geschichte. Noch immer ist sie für ihr Gespür für die Anliegen der Gebärenden bekannt und vor allem sehr beliebt. Ihre ruhige, aber auch mitunter sehr bestimmte Art mochte ich ab dem ersten Teil und ich war schon sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrem Leben weitergeht. Noch immer scheint sie ihren Platz im Leben nicht gefunden zu haben. Als ihre Mitbewohnerin aus der WG auszieht, ihr Freund Frank (ein sehr undurchsichtiger Charakter) ihr einen Ring schenkt, welcher ‚alles bedeuten kann‘ und dann auch noch ihr Exfreund Christoph (ebenfalls eine sehr undurchschaubare Figur) sie bittet, ihn zu einem Hilfsprojekt in Uganda zu begleiten, fühlt sich Ella, wie zwischen den Stühlen sitzend. Sie weiß, dass sie ihr Leben verändern kann und vor allem will, nur ist ihr nicht klar wie. Als sie von einer jungen Schwangeren um Hilfe gebeten wird, erkennt Ella, dass im fast beginnenden 21. Jahrhundert auch in Deutschland in Sachen anonyme Geburten im Argen liegt. Sie wächst einerseits über sich hinaus und wird gleichzeitig doch immer unsicherer. Ellas mitreißende Geschichte hat mich sehr beeindruckt und sie wird mit Sicherheit noch einige Zeit nachklingen.
Stets an Ellas Seite sind ihre Kolleginnen und Freundinnen im Geburtshaus: Susanne, Carola, Annett und Hilde. Diese bemerken, dass Ellas Verhalten immer unsicherer wird und sie von ihren Wünschen nach Veränderungen bedrängt wird. Susanne konnte mich mit ihrer empathischen und ehrlichen Art und und ihrer authentischen Entwicklung wieder völlig überzeugen – ich schätze sie einfach sehr, da sie mit viel Hingabe ihre Berufung ausübt und sich auch durch Rückschläge nicht aus dem Konzept bringen lässt. Mit dem ruhigen, warmherzigen und sympathischen Buchhändler Antonius führt sie eine sehr harmonische Ehe, auch wenn der Wunsch nach eigenen Kindern den Beiden verwehrt wurde. Doch trotzdem sind sie für Susannes Tochter liebevolle Eltern und ihrer Enkelin liebevolle Großeltern – mit all ihren Macken und Kanten.
Nach einer turbulenten und kräftezehrenden Zeit ist auch Carola wieder voll in ihrem Beruf angekommen und führt diesen leidenschaftlich aus. Sie hat einen Weg gefunden, ihr Berufsleben und ihre Familie zu vereinen, aber auch gleichzeitig voneinander zu trennen. Sie ist wieder mit sich und ihrer Familie im Reinen, auch wenn es manchmal in Privatleben noch immer etwas chaotisch und stressig zugeht. Ihre quirlige, aber stets liebevolle Art, welche sie im zweiten Teil verloren hat, kommt hier wieder regelmäßig zum Vorschein – ich mag Carola, wie auch ihre gesamte authentische Familie sehr gerne, da sie zusammenhalten, wenn es drauf ankommt und doch auch jeder sein Ding machen kann.
Die drei Freundinnen sind charakterlich völlig verschieden und auch ihre familiären Hintergründe könnten nicht unterschiedlicher sein, aber genau das scheint sie zu einer großartigen und unzerbrechlichen Einheit zusammenzufügen. Sie werden von ihrer Leidenschaft für ihren Beruf geeint und sie alle stehen zu ihrer Überzeugung einer selbst bestimmten, respektvollen, geborgenen und liebevollen Geburt.
Um diese drei Hauptfiguren agieren noch eine Vielzahl an anderen Charakteren, welche alle vielfältig und facettenreich beschrieben sind. Sie alle, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, konnten mich mit ihren lebensechten Geschichten und Hintergründen mitnehmen. Hier sind auf jeden Fall noch die ehemalige Oberschwester Hilde, welche alles Organisatorische im Geburtshaus übernimmt, und die später dazu gestoßene Hebamme Annett zu nennen, welche das leidenschaftliche Team des Kölner Geburtshauses vervollständigen und mit ihren interessanten Geschichten nochmals Schwung in die Story gebracht haben.
Nun heißt es leider von all diesen Figuren Abschied zu nehmen. Sie alle haben einen Platz in meinem Leseherz gefunden und bleiben für immer unvergessen.

Zu Beginn der Geschichte gibt es einen kleinen Rückblick ins Jahr 1996 – dieser knüpft fast nahtlos an die Handlung des zweiten Teils an. Die eigentliche Handlung des Buches beginnt dann im Mai 1999. Mittlerweile sind also fast 10 Jahre seit der Gründung des Geburtshauses vergangen.
Marie Adams farbenfroher, leichter und detaillierter Sprachstil ließ auf keiner der 448 Seiten Langeweile aufkommen und ich war sofort wieder in der chronologisch erzählten Geschichte angekommen. Wie auch schon die ersten beiden Bände, legte ich auch diesen Teil nur noch ungern aus den Händen und ich konnte ein letztes Mal völlig in der Geschichte abtauchen. Marie Adams hat mit dem letzten Teil der Buchreihe um die ‚Hebammen von Köln‘ einen wunderschönen und stimmigen Abschluss gefunden.
Auch hier runden die liebevolle Aufmachung des Buches und ein sehr persönliches Nachwort der Autorin diesen wundervollen Teil und die unvergessliche Reihe perfekt ab.
Im Prinzip kann man die Teile auch unabhängig voneinander lesen, allerdings empfehle ich, dass man sie als Gesamtkunstwerk betrachtet und einfach nacheinander geniest.

Wie schon in den vorherigen Teilen der Reihe ist das große Thema des Buches die die selbst bestimmte und respektvolle Geburt. Auch wenn das Buch 1999 spielt, ist dies noch immer hochaktuell – eigentlich noch mehr den je. In vielen Krankenhäusern ist die Entbindungsstation durch die ‚Nicht-Planbarkeit‘ ein hoher Kostenfaktor, welchen man unter anderen mit vielen geplanten Kaiserschnitten und/ oder Geburtseinleitungen entgegenzuwirken versucht. Auf eine selbst bestimmte und bedürfnisorientierte Geburt kann aufgrund der angespannten Personalsituation und der Schichtdienste nicht eingegangen werden – oft betreut eine Hebamme im Krankenhaus mehrere Geburten parallel. All das habe ich 2012 und 2014 leider am eigenen Leid gespürt.
Geburtshäuser bieten Frauen eine Alternative. Hier finden Frauen eine vertrauensvolle, ermutigende und bestärkende Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbetreuung. Das im Buch beschriebene Geburtshaus ist – wie auch die Charaktere – fiktiv, es lehnt sich aber an das erste Geburtshaus in Köln in der Cranachstraße an. Was zu Beginn belächelt und als verrückte Idee galt, hat sich heute in der Gesellschaft etabliert und es gibt mittlerweile in vielen deutschen Städten Geburtshäuser – überall mit langen Wartelisten.
Ein weiteres großes Thema ist der Umgang mit – vor allem jungen – Frauen, welche ungeplant schwanger geworden sind und das Kind auf die Welt bringen. 1999 wurde mit dem Einrichten der Babyklappen ein wichtiger Schritt getan, um das Aussetzen und/ oder Töten der ungewollten Neugeborenen zu verhindern. Später wurde dann auch die Möglichkeit der anonymen Geburt geschaffen. Diese beiden Maßnahmen stehen nach wie vor in der Kritik, da dabei das Grundrecht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Herkunft verletzt wird.
Diese großen Themen hat Marie Adams sehr gut in ihrem Roman dargestellt und verbindet diese wunderbar mit ihren fiktiven Charakteren und deren Geschichten.
Das Buch zeigt, wie wichtig und unentbehrlich die Arbeit der Hebammen ist und auch, wie wesentlich es ist, dass Frauen unter der Geburt die Macht über ihren Körper behalten müssen – aber auch den schwierigen Spagat der Hebamme, wenn diese bei Komplikationen die Frauen in ein Krankenhaus schicken müssen.
Marie Adams zeigt aber auch sehr eindrucksvoll, in welcher Bedrängnis Frauen waren, als es noch keine Babyklappen und die Möglichkeit einer anonymen Geburt gab.

Liebe Marie Adams, ich möchte mich ganz herzlich für diese wichtige Buchreihe und für das mitreißende Lese-Erlebnis bedanken.

Fazit: „Das Haus der Hebammen – Ellas Entscheidung“ ist ein sehr gelungener Abschluss dieser bildgewaltigen Reihe. Auch hier flogen die Seiten nur so dahin und ich bin so unendlich froh, dass ich diese unvergessliche Reihe gelesen habe. Ich werde all die liebgewonnen Figuren sehr vermissen und für immer in meinem Leseherz tragen. Lasst euch dieses Lesevergnügen nicht entgehen.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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