„KaDeWe – Haus der Träume“

von Marie Lacrosse

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 13. Oktober 2022
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-20638-4
Seitenanzahl: 720 Seiten

Klappentext:
Berlin, Anfang des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus KaDeWe erstrahlt in Glanz und Luxus – eine Welt, die Judith Bergmann wohl vertraut ist. Denn die Tochter des KaDeWe-Justiziars soll Harry Jandorf heiraten, den einzigen Sohn des Kaufhausgründers. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rieke Krause hingegen ist von der Pracht des Kaufhauses schier überwältigt, als sie dort eine Stelle als Verkäuferin antritt. Schon bald verliebt sie sich in ihren Kollegen Hermann. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit werden die Lebenspläne von Judith und Rieke gewaltig durcheinandergewirbelt. Und auch das KaDeWe und sein Eigner Adolf Jandorf stehen vor großen Herausforderungen …“

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/KaDeWe-Haus-der-Traeume/Marie-Lacrosse/Goldmann/e598315.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistungen in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und Buch-Goodies muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Goldmann Verlag

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Das Buch „KaDeWe – Haus der Träume“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt einer als Dilogie angelegten Buchreihe, welche den Werdegang des KaDeWe in Berlin im 20. Jahrhundert beschreibt.

Berlin, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die junge Rieke, welche aus ärmlichen Verhältnissen stammt, kennt das luxuriöse Kaufhaus schon seit ihrer Kindheit, da ihre Mutter dort als Leiterin der Putzkolonne tätig ist. Rieke bekommt eine Stelle als Kassenmädchen und macht sich mit ihrem Fleiß und ihrer Strebsamkeit nicht nur Freunde.
Auch die junge Judith Bergmann, Tochter des KaDeWe-Justiziars, kennt das Kaufhaus seit Kindesbeinen an, kann aber durch ihren familiären Wohlstand den Glanz und Luxus dort genießen. Und Judith soll Harry Jandorf heiraten, den einzigen Sohn des Kaufhausgründers. Doch als sie erkennt, dass in Berlin auch bittere Armut und Not herrschen und dadurch auch Kinder verhungern, beschließt sie dagegen anzugehen.
All die Pläne und Hoffnungen der Menschen werden jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der dramatischen Nachkriegszeit kräftig durcheinander gebracht und stellen nicht nur Rieke und Judith vor große Herausforderungen sondern auch das KaDeWe und seinen Eigner Adolf Jandorf selbst.

Marie Lacrosse ist das Pseudonym der Autorin Marita Spang. Unter beiden Namen begleitet und verzaubert sie mich schon seit einigen Jahren mit ihren historischen Romanen. Die Buchreihen um „Das Weingut“ (erschienen 2018, 2019) und „Das Kaffeehaus“ (erschienen 2020, 2021) haben mich bestens unterhalten und stehen an der Spitze meiner absoluten Lieblingsbücher.
Als sie zu Beginn des Jahres 2022 ihre neue zweiteilige Reihe über das KaDeWe ankündigte, war mein Interesse direktgeweckt. Ich durfte dieses Kaufhaus 2005 und 2008 besuchen und war beide Male von der Größe und dem immensen Angebot fasziniert. Auch wenn der ursprüngliche Bau im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, gilt das KaDeWe als das bekannteste Warenhaus in Deutschland und ist mit 60.000 Quadratmetern Verkaufsfläche eines der größten Warenhäuser in Europa. Dieses Buch wollte – nein musste – ich einfach lesen. Dank der lieben Autorin und einer Blogger-Aktion des Goldmann-Verlags bekam ich das Buch vorzeitig mit einigen Goodies zugesendet. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.

Wie auch bereits in den anderen beiden Buchreihen der Autorin, befindet sich am Anfang des Buches ein ausführliches Personenregister: Etwa 3 ½ Seiten Namen von fiktiven, aber auch historischen Persönlichkeiten. Ich war sofort sehr gespannt darauf, wie die Autorin ihre fiktiven Charakter neben und mit historischen Persönlichkeiten agieren lässt.
Zwei fiktive Frauen, welche von ihren familiären Hintergründen her nicht unterschiedlicher sein könnten, stehen im Mittelpunkt der Geschichte: Rieke und Judith, welche der Leser/ die Leserin bereits im Prolog als junge Mädchen kennenlernt. Beide sind bereits seit ihrer Kindheit mit dem KaDeWe vertraut, doch während Rieke es durch die harte Arbeit ihrer Mutter erlebt, kann Judith durch die hochgestellte Arbeit ihres Vaters eher den Luxus und Glanz des Kaufhauses genießen.
Rieke ist eine äußerst hilfsbereite und sympathische junge Frau, welche sich durch ihren Fleiß im KaDeWe hocharbeitet. Vor allem ihre hart arbeitende Mutter und ihre beiden Geschwister sind ihr sehr wichtig, einzig mit ihrem gewalttätigen und trinkenden Vater verbindet sie nichts. Sie alle müssen auf engsten Raum zusammenleben, was immer wieder zu Streit und Gewalt führt. Als der Erste Weltkrieg auch ihre Familie nicht verschont, fällt Rieke folgenschwere Entscheidungen, welche sie in große Gefahr bringen. Ich mochte Riekes zu Beginn sehr undurchsichtigen Charakter und auch ihre glaubhafte Entwicklung während der Geschichte sehr gerne. Sie ist nicht perfekt, da sie durch große Not Fehler begeht und trotz allem Leid auch immer für andere Menschen in ihrer Umgebung da ist. Sie nimmt ihr Leben in die Hand und gibt sich nicht auf.
Judith, die Tochter des KaDeWe-Justiziars, ist wie Rieke äußerst sympathisch und freundlich. Ihre Familie ist wohlhabend und Judith hat das Glück, dass ihre Eltern ihr auch die Bildung nicht verwehren. Sie verschließt ihre Augen nicht, als sie erkennt, welch bittere Armut und Not in einigen Teilen der Stadt herrschen. Sie hat stets neue Einfälle, was gemacht werden kann und wie und wo sie Hilfe organisiert. Auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt, gibt sie nicht auf. Zu ihren Eltern, vor allem aber zu ihrem Vater, hat sie ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Judiths hilfsbereiter Charakter und auch ihre sehr sympathische Art nahmen mich gleich zu Beginn des Romans und im weiteren Verlauf der Geschichte für sie ein und ich mochte zudem auch ihren authentischen Werdegang.
Direkt neben diesen beiden Hauptprotagonistinnen stehen ihre jeweiligen Familien, welche sehr unterschiedlich sind. Rieke stammt aus einer Arbeiterfamilie, welche in sehr beengten und ärmlichen Wohnverhältnissen in der berüchtigten Mietskaserne Meyers Hof lebt. Ihre hart arbeitende Mutter, welche sich für keine Arbeit zu schade ist, steht im krassen Gegensatz zu ihrem gewalttätigen und arbeitslosen Vater. Riekes Schwester Sanni ist noch sehr jung, als ihr eine schwere Aufgabe aufgebürdet wird, welche sie nicht zu schultern weiß. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihr im zweiten Teil weitergehen wird. In Judiths Familie herrschen dagegen auf den ersten Blick Harmonie und Eintracht, auf den zweiten Blick gibt es aber auch dort Geheimnisse und persönliche Konflikte. Hier möchte ich auf jeden Fall noch Judiths Bruder Johannes nennen, da er eine höchst interessante und unvergessliche Figur ist, deren Geschichte noch lange nachklingen wird.
Ganz besonders begeistert haben mich die historischen Figuren Eglantyne Jebb und Alice Salomon, deren eindrucksvolle Lebensgeschichten eng mit Judiths fiktiver Geschichte verbunden sind. Eine weitere historische Figur ist der KaDeWe-Eigner Adolf Jandorf, welcher sehr vielfältig beschrieben ist. Um ihn agieren noch einige fiktive aber auch historische Figuren, welche mich alle mit ihren unterschiedlichen und unvergesslichen Lebensgeschichten bewegen konnten – auch wenn nicht alle zu den guten Menschen gehören. Sie werden von ihren Erlebnissen und Ansichten angetrieben und ich bin schon so gespannt, wie es mit mit ihnen allen im zweiten Teil der Reihe weitergehen wird.
Marie Lacrosse versteht es außerordentlich gut, den Werdegang ihrer fiktiven Figuren mit den Lebensläufen der historischen Figuren wunderbar miteinander zu verknüpfen.

Die Handlung des Buches wird fortlaufend erzählt und umspannt die Zeit von 1907 bis 1926. Mit ihrem lebendigen und detaillierten aber niemals langatmigen Sprachstil, zog mich Marie Lacrosse sehr schnell in der Geschichte. Die Einstreuung des Berliner Akzents, die Beschreibungen und Details über der Stadt und des KaDeWe sowie die vielfältigen Menschen ließen mich das Buch wie eine Zeitreise in vergangene Zeiten empfinden und ich legte es nur ungern aus den Händen.
Im Zentrum des Romans steht das KaDeWe und dessen Geschichte, vor allem aber wird die Mitarbeiterhierarchie in einem Kaufhaus zu dieser Zeit sehr anschaulich dargestellt. Marie Lacrosse zeigt aber auch sehr eindrucksvoll wie zu dieser Zeit gesellschaftliche Gegensätze aufeinander prallen, wie der Erste Weltkrieg mit unvorstellbarer Grausamkeit wütet aber auch wie die Nachkriegszeit den Menschen durch die galoppierende Inflation, die hohe Arbeitslosigkeit und die Lebensmittelknappheit keine Entspannung gönnt und jeder Tag ein Kampf ums Überleben wird. Ein weiteres Thema ist die soziale Diskrepanz zwischen Arm und Reich – hier stellt Marie Lacrosse völlig ungeschönt die Lebenssituation der ärmsten der Armen im frühen 20. Jahrhundert dar, zeigt aber auch, dass es Menschen gab, denen die Armut anderer Menschen nicht egal war und aktiv etwas dagegen unternommen haben.
Auch der beginnende Hass auf Juden, die Ablehnung der noch jungen Weimarer Republik in der Bevölkerung werden in dem Roman „KaDeWe – Haus der Träume“ mit aufgenommen. Dabei beschreibt Marie Lacrosse diese historischen Dreh- und Wendepunkte so meisterhaft, dass ich oft das Gefühl hatte live dabei zu sein und diese mitzuerleben. Außerdem verwebt sie historische Fakten mit Fiktion, wie auch in ihren anderen Büchern, wieder absolut perfekt in- und miteinander.
Das wunderbare Cover, die hochwertige Klappbroschur und ein ausführliches Nachwort der Autorin runden dieses Lese-Erlebnis wieder ausgezeichnet ab.
Die Spannung und Vorfreude auf den zweiten Teil ist jetzt schon riesig und ich kann es kaum erwarten, diesen ab dem 14. Juni 2022 in den Händen zu halten.

Danke liebe Marie Lacrosse für dieses wunderbare Lese-Erlebnis.

Fazit: Auch wenn das Buch nun zugeklappt im Regal steht, wird diese mitreißende Geschichte noch länger in mir arbeiten. Marie Lacrosse schreibt unglaublich detailliert und doch lässt sie auf keiner Seite Langeweile aufkommen. Dazu viele unvergessliche Charaktere und eine absolut erleb- und fühlbare Atmosphäre. Wieder mal ein Meisterwerk meiner Lieblingsautorin. Top!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und Buch-Goodies muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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