„Die Gedanken sind frei – Eine unerhörte Liebe“

von Julia Kröhn

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. September 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1098-6
Seitenanzahl: 448 Seiten

Klappentext:
Frankfurt, 1945: Ella Reichenbach hat zwar die Bombennächte überlebt, aber von der Verlagsbuchhandlung ihrer Eltern ist kaum etwas geblieben. Die Regale sind verheizt, die Schaufenster ohne Glas, die Bücher fort. Doch dann entdeckt sie den geheimen Papiervorrat ihrer verstorbenen Mutter, und plötzlich wendet sich das Blatt. Ella kann fortan Hunger und Not ein Ende setzen, indem sie selbst Bücher veröffentlicht. Doch die junge Verlegerin will nicht nur neue Bücher unter die Menschen bringen – sie will die Gedanken in den Köpfen der Menschen befreien …“

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Die-Gedanken-sind-frei-Eine-unerhoerte-Liebe/Julia-Kroehn/Blanvalet/e592927.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistungen in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Blanvalet-Verlag

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Das Buch „Die Gedanken sind frei – Eine unerhörte Liebe“ von Julia Kröhn ist der Auftakt einer Dilogie, welche in Frankfurt am Main angesiedelt ist und den Buchhandel und das jüdische Leben nach 1945 in Deutschland zeigt.

Frankfurt am Main im Jahr 1945: Der Zweite Weltkrieg ist vorbei doch die Stadt liegt in Trümmern. Auch für die junge Ella Reichenbach ist nichts mehr wie es einmal war. Sie muss ihre geliebte Mutter zu Grabe tragen und von der Verlagsbuchhandlung ihrer Eltern ist so gut wie nichts mehr geblieben. Die Einrichtung ist zerstört, Bücher gibt es keine mehr. Ihr Leben liegt – wie das Schaufenster der Buchhandlung – in Scherben. Als Ella einen geheimen Papiervorrat ihrer Mutter entdeckt, beginnt sie sofort wieder Bücher zu verlegen, begibt sich auf die Suche nach ehemaligen Autoren und Autorinnen um damit nach und nach die Buchhandlung wieder aufzubauen.
Doch es sind nicht die leichten und gefälligen Bücher, welche Ella unter die Menschen möchte: Sie möchte vor allem die dunkle Vergangenheit aufarbeiten und den Deutschen zeigen, was damals mit der jüdischen Bevölkerung geschah, doch mit dieser Intension trifft sie nicht den Nerv der Zeit.
Als dann auch noch Ari in ihr Leben tritt, ahnt sie nicht, wie sehr sich mit seiner Lebensgeschichte ihre Welt und ihr Leben verändern werden.

Schon seit einigen Jahren gehört Julia Kröhn zu meinen Lieblingsautorinnen, da sie mich mit ihren tief gängigen Geschichten immer sehr berührt. Die „Riviera-Saga“, welche 2020 erschien, gefiel mir außerordentlich gut und auch die „Lehrerin von Hamburg – Reihe“ von 2021 konnte mich völlig begeistern.
Im Mai 2022 kündigte die Autorin in den sozialen Medien ihre neue Dilogie „Die Buchhändlerinnen von Frankfurt“ an. Schon allein der Titel dieser neuen Reihe weckte sofort mein Interesse, da ich gelernte Buchhändlerin bin. Ebenso empfinde ich die Nachkriegszeit als eine sehr wichtige, aber auch spannende Zeit. Schlussendlich verzauberten mich die beiden Cover und die Klappentexte – damit war klar, dass ich den hier vorliegenden Auftakt lesen wollte und musste. Im ‚Bloggerportal Randomhouse‘ fragte ich ein Rezensionsexemplar an und bekam es genehmigt und zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Ella Reichenbach, welche im Zweiten Weltkrieg vieles verloren hat. Nach dem Tod ihrer Mutter sucht sie sich im Wiederaufbau der Buchhandlung einen neuen Halt und Sinn in ihrem Leben. Der Umgang mit ihrem, zu Beginn völlig suspekten Vater fällt ihr schwer, da sie ihn für den Tod der geliebten und geschätzten Mutter verantwortlich macht. Zu viel steht zwischen den Beiden und Ella möchte es am liebsten im Alleingang schaffen, die Buchhandlung wieder aufzubauen und Bücher zu verlegen. Gerade letzteres liegt ihr sehr am Herzen, auch wenn es durch den immensen Papiermangel geradezu unmöglich erscheint. Doch Ella hat mit ihrer liebenswerten Angestellten Hildegard eine treue Verbündete an ihrer Seite – auch wenn sich die Beiden betreffend neuen Ideen und Gedanken nicht immer einig sind.
Ella ist eine Hauptfigur, welcher ich während der gesamten Handlung nicht so ganz nahe kam. Gerade zu Beginn des Buches ist ihr Denken und Handeln sehr undurchsichtig, gegenüber des Vaters absolut unerbittlich. Das führte dazu, dass sie mir, trotz ihrem Kampfgeist, etwas fremd und unnahbar vorkam und dies auch im weiteren Verlauf der Handlung so blieb. Ich konnte mich einfach nicht hundertprozentig mit ihr identifizieren, trotzdem war es mir möglich ihr nachzufühlen. Beispielsweise spürte ich ihre Verzweiflung, wiederum aber auch ihr Glück und vor allem ihre immense Liebe zu Büchern. Diese Liebe und ihre sehr viel jüngere Schwester Luise geben Ella Sicherheit und Halt in ihrem aus den Fugen geratenen Leben . Es war sehr rührend, wie sich Ella um Luise sorgt, beispielsweise ihr unbedingt das Lesen beibringen möchte. Luises kindliche, unbekümmerte Art sorgte in dieser teils sehr bedrückende Geschichte immer wieder für helle Momente, welche mich während des Lesen immer wieder lächeln ließen.
Neben Ella stehen der junge Ari und der Rest seiner Familie im Zentrum der Geschichte. Auch wenn mir relativ schnell klar war, was sie in der Vergangenheit durchstehen mussten, sind ihre Geschichten und Hintergründe absolut unvergesslich, vor allem aber sehr erschütternd. Mit diesen, von Leid und Verlusten geprägten Charakteren und deren Geschichten, wird das Buch mitunter sehr bedrückend, aber es gewinnt dadurch auch enorm an Stärke und Tiefe. Hier möchte ich noch etwas zu Ari ergänzen: Trotz seiner beklemmenden Geschichte ist er ein so sympathischer und lebensechter Charakter, den ich ab der ersten Seite in mein Herz geschlossen habe.
Julia Kröhn hat auch in diesem Reihen-Auftakt wieder eine Vielzahl verschiedenster Charaktere geschaffen, deren Schicksale eng miteinander zusammenhängen. Es sind Figuren mit vielen Facetten und auch Tiefe, welche mich mit ihren interessanten und authentischen Entwicklung begeistern konnten. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen und ihren Geschichten im zweiten Teil, welcher am 18. Januar 2023 erscheinen soll, weitergehen wird.

Die Handlung des Buches, welche fortlaufend erzählt wird, setzt im Jahr 1945 ein und endet 1949. Mit viel Fachwissen bietet Julia Kröhn einen Einblick in die interessante Geschichte des Buchhandels der Nachkriegszeit. Sie zeigt spannende Einblicke, wie damals die Lizenzen vergeben wurden, welche Bücher damals übersetzt wurden, aber auch die Entwicklung des Buchhandels vor und nach der Währungsreform im Jahr 1948. Hier ist vor allem das Taschenbuch als einschneidende Erfindung zu nennen, welche den Buchhandel für immer verändern sollte. Des weiteren befasst sich die Handlung mit der Thematik, wie das Leben der jüdischen Bevölkerung nach Ende des Zeiten Weltkriegs weiter ging. Erst waren die Überlebenden des Holocausts, sowie Zwangsarbeiter und Zwangsverschleppte als ‚Displaced Person‘(englisch für eine „Person, die nicht an diesem Ort beheimatet ist“) fern ihrer Heimat in Lager untergebracht, später erfolgte die Rückführung in die Heimatländer oder die Ansiedlung in anderen Ländern . Die alliierten Armeen rechneten 1944 mit etwa 11,3 Millionen ‚Displaced People‘.
In diese Thematik lässt die Autorin auch die Gründung des Staates Israels im Jahr 1948 einfließen. Zudem zeigt Julia Kröhn eindrucksvoll und ungeschönt, wie Jahre nach Kriegsende noch immer das braune Gedankengut in vielen deutschen Köpfen festsaß und auch, wie die Bevölkerung damals mit der Schuldfrage des Holocausts umging. Sie verbindet in ihrem Buch „Die Gedanken sind frei – Eine unerhörte Liebe“ fachkundig Frankfurter Zeitgeschichte und auch weltgeschichtliche Themen mit den fiktiven Geschichten und Handlungen ihrer größtenteils frei erfundenen Charaktere.
Auch wenn mich die Geschichte doch mitunter sehr mitgenommen hat und ich das Buch immer wieder aus der Hand legen musste, las ich trotzdem gerne weiter. Dazu trägt vor allem der wunderbar bildhafte und poetische Sprachstil der Autorin bei. Mit der zusätzlichen Einstreuung des Frankfurtischen Dialekts erzeugt Julia Kröhn eine tolle Atmosphäre, welche den Leser/ die Leserin schnell in die Geschichte mitnimmt.
Die Ausstattung des Buches ist sehr hochwertig, da es sich um handelt sich um eine Klappbroschur handelt. In der vorderen Klappe befinden sich zeitgenössische Bilder aus der Zeit, in der das Buch spielt, in der hinteren Klappe ist eine Vorschau auf den zweiten Teil der Reihe. Ein ausführliches Nachwort der Autorin rundet das Buch perfekt ab.

Danke liebe Julia Kröhn für dieses sehr stimmungsvolle Lese-Erlebnis.

Fazit: Dieses Buch… ist … so ergreifend. Auch wenn mir die weibliche Hauptfigur nie so ganz nahe kam, konnte ich ihr nachfühlen und nachspüren. Die anderen Figuren und ihre teils so tragischen Geschichten sind einfach unvergesslich. Auch wenn ich das Buch wegen der teils sehr bedrückenden Handlung und Grundstimmung ab und zu weg legen musste, empfinde ich das Buch als äußerst wichtig und absolut lesenswert. Es wird definitiv noch länger in mir arbeiten.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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