„Die Welt im Nebel“

von Ana Pawlik

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 29. November 2022
Verlag: Bucher
Ausgabe: Softcover (Taschenbuch)
ISBN: 978-3990186589
Seitenanzahl: 608 Seiten
Preis: 21,90€ (CHF 26,80)

Klappentext:
„Herzogtum Österreich 1272: Als der König des Heiligen Römischen Reichs stirbt, setzt Přemysl Ottokar alles daran sein Nachfolger zu werden. Grafen, Ritter, Waffenschmiede bis hin zu den kleinsten Bauern und Knechten am Land – von allen fordert er Unterstützung für sein ehrgeiziges Ziel. In dem Dorf Raming, in dem auch der rebellische Knecht Claus wohnt, sollen die Männer Holz für die zahlreichen Rüstungsschmiede in der Stadt Styra liefern. Dabei treibt Graf Irenfried seine Hörigen so harsch voran, bis ein großes Unglück geschieht. Gleichzeitig entdeckt die junge Magd Ännlin die Liebe. Doch kaum, dass ihre zarte Beziehung begonnen hat, verschwindet ihr Geliebter spurlos über Nacht.“

https://www.bucherverlag.com/neuerscheinungen/p/die-welt-im-nebel

Hinweise:
– Falls ihr den ersten Teil der Reihe („In den Klauen der Macht“) noch nicht kennt, aber lesen möchtet, solltet ihr diese Rezension NICHT lesen, da ihr euch sonst spoilern könntet.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezension zum ersten Teil: “In den Klauen der Macht“
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Ana Pawlik als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Bucher Verlag

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Das Buch „Die Welt im Nebel“ von Ana Pawlik ist der zweite Teil einer Reihe, welche im 13. Jahrhundert zur Zeit des ‚Heiligen Römischen Reiches‘ spielt und eine teils fiktive Geschichte vor historischen Hintergrund erzählt.

1274 im Herzogtum Österreich: Als der König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Friedrich II. ohne direkten Nachfolger verstirbt, setzt der österreichische Herzog Přemysl II. Ottokar alles daran, dieses Amt zu beerben.
Um sein ehrgeiziges Ziel zu erreichen ist dem Herzog jedes Mittel recht, Gegner und Verräter werden gnadenlos verfolgt und vernichtet. In den Adelskreisen wächst jedoch zunehmend der Unmut über den machtbesessenen Herzog und es werden Pläne geschmiedet, wie dessen Thronbesteigung verhindert werden kann. Pläne, die allen Beteiligten das Leben kosten können.
Graf Irenfried von Styra steht hingegen an der Seite Ottokars und erhofft sich selbst einen gesellschaftlichen Aufstieg, sollte dieser König werden. Irenfried treibt seine Untergebenen unerbittlich an, Holz für die Rüstungsschmiede zu beschaffen – auch die Bewohner des kleinen Dorfes Raming müssen liefern und vor allem spuren. Unter den Bewohnern des Dorfes ist der Knecht Claus, welcher noch immer auf einem Meierhof lebt und arbeitet. Dort ist er ständig den Launen des bösartigen Bauern und Meier Rudwin ausgesetzt. In Claus wächst der Wunsch in Freiheit zu leben. Als sich sein Weg wieder mit dem der Zofe Ännlin kreuzt, entdecken die Beiden ihre Liebe zueinander. Doch sie müssen sich entscheiden: Ein sicheres, aber unfreies und voneinander getrenntes Leben – oder ein unsicheres, dafür gemeinsames Leben in Freiheit?

Im März 2022 habe ich den ersten Band „In den Klauen der Macht“ gelesen, nachdem die Autorin bei mir anfragte, ob ich diesen gerne als Rezensionsexemplar erhalten möchte. Der Auftakt der Reihe konnte mich sehr begeistern, da dieseräußerst akribisch recherchiert ist und über authentische Figuren und eine packende Handlung verfügt. Schon damals freute ich mich sehr auf den zweiten Band der Reihe. Anfang November 2022 kündigte Ana Pawlik das Erscheinen des zweiten Teils ihrer ‚Österreich-Saga‘ an und sie fragte mich auch direkt, ob ich diesen gerne rezensieren möchte. Da musste ich nicht lange überlegen und sagte ihr dies zu, da ich schon sehr gespannt war, wie es mit all den Figuren weitergeht. Bereits am 24. November 2022 erreichte mich das signierte Buch per Post.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin für das Rezensionsexemplar und den freundlichen Kontakt bedanken.

Zuerst fällt auf, dass der zweite Band als Softcover vorliegt – der erste Band ist ein Hardcover. Einerseits empfinde ich das als etwas schade, da ich gebundene Bücher einfach als haptischer empfinde und sie um einiges stabiler sind als Softcover (Taschenbücher), auf der anderen Seite sind diese im Gegensatz zu den Hardcover doch handlicher. Im Regal passen die beiden Bücher trotz der unterschiedlichen Ausgabeart gut zusammen.
Das Cover des zweiten Teils harmoniert wunderbar mit dem Cover des ersten Bands. Beide Ölgemälde wurden von der tschechischen Künstlerin Lenka Fiala gemalt. Auf diesem Bild für den zweiten Band stehen eine Person und ein Pferd im Zentrum des Bildes. Links von ihnen befindet sich ein Dorf, über welchem ein mächtiger Baum auf einem Hügel thront. Dahinter ragen majestätisch, aber auch dunkel die Berge auf, welche von einem sprudelten Gewässer durchschnitten werden. Der Titel des Buches „Die Welt im Nebel“ ist mit einer Nebelwolke hinterlegt, hinter welcher sich, aus der Sicht der Person des Pferdes, auch ein Teil des Dorfes verbirgt. Ein äußerst individuelles und absolut stimmiges Cover, welches mir sehr viel Lust auf die Geschichte gemacht hat.
Vorne im Buch befindet sich ein farbig gestaltete Karte von Mitteleuropa zur Zeit der Handlung. Das Heilige Römische Reich bildet auf dieser Karte das Zentrum, oben und links sind Teile des Königreiche Dänemark, Frankreich und England zu sehen, links schließen sich die Königreiche Polen und Ungarn an. Einige Städte und Ortschaften, welche auch im Buch eine Rolle spielen, sind dort eingezeichnet.
Hinten im Buch befindet sich eine, ebenfalls farbig gestaltete Karte – diese zeigt einen Ausschnitt des Herzogtums Österreichs mit dem angrenzenden Königreich Ungarn. Auch hier sind wieder wichtige Handlungsorte verzeichnet und bieten so einen guten Überblick über diese.
Zu Beginn des Buches befindet sich eine ausführliche Zusammenstellung über die Personen – hier zeigt sich, dass einige historische Persönlichkeiten den Weg in den Roman gefunden haben – aber auch einige fiktive. Ana Pawlik hat auch historisch belegte Figuren eingebaut, von welchen nur ein paar wenige Eckdaten überliefert sind – diese hat sie dann mit ihrer eigenen Fantasie zum Leben erweckt. Danke für dieses Personenregister, welches mir im ersten Teil sehr gefehlt hat.
Der Hauptteil des Buches gliedert sich in viele Kapitel – in diesen stehen dann abwechselnd verschiedene Charaktere im Mittelpunkt. Dies wird mit den jeweiligen Namen über den Kapiteln kenntlich gemacht und förderte für mich den Spannungsaufbau enorm, da einige Kapitel mit einem Cliffhanger enden und dieser Handlungsstrang dann erste einige Kapitel später weitergeführt wird.
Den Abschluss des Buches bildet ein ausführliches Nachwort der Autorin, in welchem sie noch einmal auf historische Begebenheiten/ Figuren und Fiktion eingeht und sie macht zudem noch sehr neugierig auf den dritten Teil der Reihe.
Abgerundet wird das Buch mit einer Leseprobe zum ersten Teil.

Viele der Figuren sind bereits aus dem ersten Band bekannt, es kamen aber auch einige neue Figuren hinzu. Wie im ersten Band hat die Autorin ihre vielen, größtenteils fiktiven, Figuren sehr authentisch beschrieben und nicht überzeichnet. Es gibt ganz klar die guten und die weniger freundlichen Charaktere, doch sie alle haben ihre Beweggründe und konnten mich mit ihrer Tiefe sehr überzeugen. Aber auch die historischen Figuren hat Ana Pawlik sehr lebensecht und teilweise ambivalent beschrieben und zeichnet gemeinsam mit den fiktiven Figuren ein gutes Bild der Gesellschaft des ausgehenden Hochmittelalters/ des beginnenden Spätmittelalters.
Meine Lieblingsfigur ist nach wie vor Ännlin. Sie ist fernab der Zivilisation im Wald aufgewachsen und hat sich erst nach dem Tod ihrer Mutter dauerhaft unter andere Menschen begeben. Dort hat sie nun als Zofe der Euphemia von Eberstorf ihr Auskommen und einen sicheren Platz im Leben gefunden – allerdings hat sie dafür ihre Freiheit aufgegeben. Ännlin verliert nie ihren Lebensmut, sie erkennt Unrecht und handelt schnell. Ihre authentische Entwicklung hat mir sehr gefallen und ich bin jetzt schon sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer spannenden Geschichte weitergehen wird.
Neben Ännlin steht der Knecht Claus im Zentrum der Geschichte. Als unfreier Knecht ist er den Launen des Bauers schutzlos ausgeliefert, immer wieder träumt der von der Freiheit und plant seine Flucht. Er sagt vielen Menschen offen und ehrlich seine Meinung, was ihn oft in Schwierigkeiten bringt. Mit Ännlin, Claus und den Bauern der Ortschaft Raming lernen wir die unterste Gesellschaftsschicht des Mittelalters kennen: Die Abhängigen (Unfreien).

„» … Und ich wünsche mir auch ein anderes Leben – zusammen mit dir. Seit meine Eltern gestorben sind, bin ich von einem Bauernhof zum nächsten weitergereicht worden. Nie hat mich jemand gefragt, was ich will. Immer haben andere für mich entschieden. Wenn ich nicht folgsam war, hat man mich geschlagen. Ich fühle mich wie ein Gefangener. Und ein Mensch redet dem anderen Menschen hinterher, dass das die gottgewollte Ordnung ist, dass ein paar wenige Menschen herrschen und alle Rechte der Welt besitzen, während der viel größere Teil der Menschen unfrei ist und über nichts im Leben selber bestimmen kann.«“

[Seite 299, Zeilen 19 – 28]

Euphemia, ihr Gatte Dietmar von Losenstein und dessen besten Freund Arnulf bilden die Gesellschaftsschicht des niederen Adels (Untervasallen). Auch diese Figuren konnten mich mit ihrer Lebendigkeit sehr begeistern – allen voran aber Euphemias wechselvolle Geschichte zog mich sehr in ihren Bann. Dietmar ist auch wieder etwas schwer zu fassen und verblasst gegenüber Arnulfs spannender Geschichte etwas.
Der zwielichtige Graf Irenfried von Styra ist ein Teil der Gesellschaftsschicht der Kronvasallen. Er strebt nach größerer Macht, wofür ihm jedes Mittel recht ist – auch wenn es Menschenleben fordert. Hier sind sich Graf Irenfried und Herzog Přemysl II. Ottokar sehr ähnlich – beide streben nach immer größerer Macht – egal wie.
Neben diesen genannten Figuren spielen noch viele weitere Figuren in „Die Welt im Nebel“ mit, auf die ich nicht einzeln eingehen kann, da es sonst den Rahmen dieser Rezension sprengen würde. Wie bereits geschrieben, bilden sie alle zusammen ein sehr authentisches Bild der damaligen Gesellschaft und Ana Pawlik ist es außerordentlich gut gelungen, diese mit der packenden und stimmigen Handlung ihres Buches und auch untereinander mit ihren einzelnen Geschichten zu verbinden.
Die Handlung des Buches wird chronologisch und mit hohen Tempo erzählt. Teilweise wurde es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte und die Seiten flogen nur so dahin. Im Nu waren die 600 Seiten gelesen, auf denen nie Langeweile aufkam. Mit ihrem bildhaften, lebendigen und packenden Sprachstil hat Ana Pawlik eine so spannende Geschichte geschrieben, in welche ich völlig abtauchen konnte. Erwähnen möchte ich, dass ich es als äußerst empfehlenswert empfinde, dass man den ersten Band bereits gelesen hat, da man dann die Figuren und ihr Verhalten besser einordnen kann.


Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Heilige Römische Reich im Jahr 1274 nach dem Tod des Königs/ Kaisers Friedrich II., dessen Nachfolge völlig ungeklärt war. Die Bevölkerung war tief verunsichert, wie es nun weitergehen sollte.

„Die Welt liegt im Nebel, dachte Claus, hier in Raming ebenso wie im Rest des Römischen Reiches. Noch immer hatten die Kurfürsten keinen Nachfolgekönig gewählt. Die Antwort, wer es eines Tages werden würde, lag so tief in den Nebelschwaden versteckt wie jetzt die Bergspitzen rings um Claus herum.“

[Seite 391, Zeilen 19 – 23]

Es ist sehr spannend, wie aus einem kleinen Rahmen (Herzogtum Österreich) plötzlich der Bogen zur Weltgeschichte (Heiliges Römisches Reich, Nachfolge des Königs) geschlagen wird.
Wie auch im ersten Teil spielt das Lehenswesen wieder eine wichtige und zentrale Rolle: Im 13. Jahrhundert war das Lehnswesen die in Europa herausgebildete Herrschafts- und Besitzordnung. Sie beruhte auf dem umfassenden erblichen Nutzungsrecht, das ein Lehnsherr seinen Vasallen oder Lehnsmännern an einer ihm gehörenden Sache, dem Lehen, überließ, sowie auf einem wechselseitigen Treuegelöbnis. Ana Pawlik hat diese Herrschafts- und Besitzordnung in ihrer bisher zweiteiligen Reihe hervorragend herausgearbeitet und bringt dem Leser/ der Leserin so längst vergangene Zeiten auf unterhaltsame und spannende Art näher.
Vor diesen sehr gut recherchierten geschichtlichen Hintergründen erzählt Ana Pawlik ihre intensive Geschichte, welche sie immer wieder fiktiv ausgeschmückt hat und beschreibt einzelne Örtlichkeiten und Begebenheiten so detailliert und farbenprächtig, dass ich das Gefühl hatte, dass sich wahrlich alles so abgespielt haben könnte.

Ganz herzlichen Dank an Ana Pawlik für diesen wunderbaren und lehrreichen Roman und die unterhaltsamen Lesestunden. Ich freue mich schon so sehr auf den dritten Teil der Reihe.

Fazit: Was für ein imposanter und intensiver Roman, welcher mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt hielt und mit Sicherheit noch einige Zeit nachklingen wird. Ein absolutes MUSS für alle Mittelalter-Fans und Liebhaber historischer Romane.



*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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