„Die Kinder der Luftbrücke“

von Juliana Weinberg

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 29. April 2023
Verlag: Ullstein
Ausgabe: Klappbroschur
ISBN: 978-3-548-06672-1
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preis: 14,99€

Klappentext:
Berlin, Westsektor, 1948. Nora schafft es kaum noch, ihre Kinder mit genügend Lebensmitteln zu versorgen, geschweige denn sich selbst. Westberlin ist abgeriegelt. Ihr Ehemann gilt seit Jahren als vermisst. Wird er je zu ihr zurückkommen? Noras Verzweiflung wächst mit jedem Tag, den ihre hungernden Kinder schwächer werden. Sie hört nicht auf zu kämpfen, bis sie endlich Arbeit als Übersetzerin bei den US-Alliierten am Flughafen Tempelhof findet. Dort trifft sie auf den amerikanischen Piloten Matthew, in den sie sich unerwartet und heftig verliebt. Hin- und hergerissen zwischen Schuldgefühlen gegenüber ihrem verschollenen Ehemann und der Hoffnung, ein besseres Leben für ihre Kinder zu ermöglichen, stellt sie sich ihren Gefühlen. Bevor sie Matthew ihre Entscheidung mitteilen kann, stürzt dieser mit seinem Rosinenbomber vom Himmel …“

https://www.ullstein.de/werke/die-kinder-der-luftbruecke/paperback/9783548066721

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Ullstein Buchverlage

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Das Buch „Die Kinder der Luftbrücke“ ist ein Roman, welcher im Jahr 1948 im Westteil der Stadt Berlin spielt und beschreibt, wie die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt nach der Blockade der sowjetischen Besatzungsmacht durch die Luftbrücke versorgt wurden.

Berlin, westlicher Sektor im Juni 1948: Der Zweite Weltkrieg ist vorüber, Deutschland ist in vier Besatzungszonen aufgeteilt, Berlin in vier Besatzungssektoren.
Doch auch wenn die Zeiten hoffnungsvoll erscheinen, bekommt die junge Mutter Nora ihre zwei Kinder nicht satt. Die Kinder, aber auch Nora selbst, ihre Mutter und Noras Schwester werden immer schwächer, die Verzweiflung wächst ins Unermessliche.
Als Nora eine Anstellung als Übersetzerin bei der US-Airforce am Flughafen Tempelhof findet, schöpft die Familie langsam wieder Hoffnung. Nora trifft auf den charismatischen Piloten Matthew und die beiden verlieben sich Hals über Kopf ineinander.
Doch Nora ist zwischen den Schuldgefühlen gegenüber ihrem seit Jahren als vermisst geltenden Ehemann und ihrer Hoffnung auf ein besseres Leben für sie und ihre Kinder mit Matthew hin und hergerissen.
Als sich die weltpolitische Situation immer weiter zuspitzt, muss Nora eine Entscheidung treffen.

Nach den beiden Roman-Biographien „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ und
„Josephine Baker und der Tanz des Lebens“ und der „Gut Erlensee“ – Reihe gehört Juliana Weinberg zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich mag ihren bildhaften, aber auch ruhigen und aufgeregten Schreibstil sehr gerne und auch ihre vielfältigen Geschichten wissen mich immer zu begeistern.
Als sie das Buch „Die Kinder der Luftbrücke ankündigte, war mein Interesse schnell geweckt, da ich Bücher, welche in der Nachkriegszeit und in Berlin spielen sehr gerne lese und mich zudem das stimmungsvolle Cover und der Klappentext überzeugten. Über die Luftbrücke selbst habe ich noch keinen Roman gelesen – diese wurde in anderen Romanen, wenn überhaupt, nur als Randthema behandelt. Dabei ist mir die Berliner Luftbrücke aus meinem Geschichtsunterricht im Gedächtnis geblieben, da diese so viel Zuversicht und Zusammenhalt in einer schwierigen Zeit zeigt.
Dieses Buch musste ich einfach lesen und ich freute mich nochmal mehr, als ich das Buch als signiertes Rezensionsexemplar von der Autorin erhielt – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.

Das wunderschöne und stimmungsvolle Cover des Buches sprang mir sofort ins Auge: Es zeigt im unteren linken Bereich zwei Kinder, deren Blicke nach oben in den bewölkten Himmel gehen. Der Junge zeigt mit seinem linken Arm nach oben. Im oberen rechten Bereich befindet sich ein Flugzeug, welches gerade die berühmten kleinen Fallschirme mit Süßigkeiten und Rosinen abgeworfen hat. Zusammen mit dem in blau gehaltenen Titel „Die Kinder Luftbrücke“ wird schnell klar, um was es in diesem Roman geht. Schön fand ich auch, dass die beiden Kinder auf dem Cover an Veronika und Jörg, die Kinder von Nora, erinnern.
Es handelt sich bei diesem Buch um eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur aus dem Ullstein Verlag. Auf der vorderen Klappe befindet sich ein Textausschnitt, in der Klappe wird die Handlung kurz umrissen und graphisch mit dem oberen Teil des Covers hinterlegt. Auf der hinteren Klappe befindet sich ein Foto und eine kurze Biographie der Autorin, im inneren findet sich eine Karte von Deutschland, welche zeigt, wie die Berliner Luftbrücke 1948/1949 aufgebaut war und funktionierte. Ich liebe Kartenmaterial in Büchern, da man sich dann einfach alles nochmal besser vorstellen und nachvollziehen kann.

Die chronologisch erzählte Handlung des Buches gliedert sich in insgesamt 34 Kapitel und einen Epilog auf und beginnt im Juni 1948. Nach Ende des letzten Kapitels befinden wir uns im Mai 1949, der Epilog setzt dann im Juni 1963 an. Es gibt kein Personenregister, welches mir auch nicht gefehlt hat. Was mir aber etwas gefehlt hat, war ein historisches Nachwort, da ich gerne immer etwas mehr über Fakten und Fiktion in einem Roman lese.
Dadurch, dass die Ereignisse des Romans zusammenhängend und aufeinanderfolgend erzählt werden, konnte ich mich von Anfang an gut in die Geschichte einfinden und auch den vielen und vielfältigen Figuren stets folgen. Zudem hat mir gefallen, dass über jedem Kapitel der Monat und das Jahr stehen, was für eine gute zeitliche Orientierung sorgt.
Auch der bildhafte und einfühlsame Sprachstil der Autorin ließen mich das Buch immer wieder gerne in die Hände nehmen und die 448 Seiten flogen nur so dahin.
Die Liebesgeschichte zwischen Nora und Matthew ist schon sehr präsent und nimmt einen großen Teil der Geschichte ein, jedoch wirkte diese auf mich nicht kitschig oder überladen. Die geschichtlichen Hintergründe und die Liebesgeschichte harmonieren wunderbar miteinander, wobei keiner der beiden Teile etwas verliert.
An dieser Stelle möchte ich ebenfalls positiv hervorheben, dass Juliana Weinberg auch immer wieder auf verschiedene Liedtitel verweist, welche während der Handlung abgespielt werden. Das macht das gesamte Buch nicht nur authentischer sondern sorgt auch den perfekten Soundtrack während des Lesens.

„Sie teilte das Schicksal unzähliger Frauen, deren Männer im Krieg verschollen oder gefallen waren, Frauen, die nun alleine für ihre Kinder sorgen mussten. Es half nichts, mit sich zu hadern oder vergangenen Zeiten nachzutrauern, man musste das Beste aus der Situation machen.“

[S. 102, Z. 13 – 17]

Im Zentrum der Handlung steht die junge Mutter Nora. Ihre beiden Kinder Veronika und Jörg, ihre Mutter Else und ihre Schwester Hanna bilden für Nora den Mittelpunkt ihres Lebens. Auch wenn die fünf Familienmitglieder sehr beengt leben, wissen sie alle, was sie aneinander haben.
Nora leidet sehr darunter, dass ihr Ehemann Joachim schon seit einigen Jahren in Russland als verschollen gilt. Jede Such- und Vermisstenanzeige verläuft ins Leere und auch die Sehnsucht ihrer Kinder nach dem Papa wächst.

„[…] doch wünschte sie sich mittlerweile, endgültige Gewissheit zu haben, dass Joachim tot war. Sie hatte keine Hoffnung mehr, dass er noch am Leben war. Alles andere hieße nur, die Ungewissheit und das Leiden zu verlängern, so wie eine Wunde, die nie aufhörte zu bluten, statt allmählich zu heilen.“

[S. 208, Z. 15 – 19]

Ich schloss Nora schnell in mein Herz, da sie einerseits sehr stark ist und sich nie beklagt, andererseits aber doch auch immer wieder mit ihrem Schicksal hadert. Sie gibt für die Menschen in ihrem Umfeld sehr viel, nimmt die Gefühle ihrer Mitmenschen wahr und versucht immer das Gute in ihnen zu sehen – auch wenn sie sich und ihre Bedürfnisse öfter mal hinten an stellt. Den inneren Zwiespalt und die Zerrissenheit, dass sie nach wie vor als verheiratete Frau gilt, sich aber frisch verliebt und damit Aussicht auf ein neues Leben hat, stellt Juliana Weinberg sehr glaubwürdig und facettenreich da.
Auch Noras beide Kinder und deren Entwicklung wirken auf mich sehr authentisch. Veronika ist hier deutlich der schwierige Charakter. Ihre frühste Kindheit wurde von Nächten in Luftschutzräumen, Ängsten und dem Verlust des Vaters geprägt. Ihr jüngerer Bruder Jörg hingegen, sieht die Welt aus noch ungetrübten Kinderaugen. Natürlich bekommt auch er Mangel und Verzicht zu spüren, jedoch vertraut er mit kindlicher Vertrauensseligkeit einfach darauf, dass irgendwann alles wieder besser wird. Jörg ist mein persönlicher Liebling, da er mit seiner Unbekümmertheit und seinem kindlichen Blickwinkel die Geschichte immer wieder aufheitert.
Noras Mutter Else und auch Noras Schwester Hanna und deren Freund Friedrich konnten mich ebenfalls schnell mit ihrer liebevollen und herzlichen Art überzeugen.
Pilot Matthew lernte ich erst in der fortgeschrittenen Handlung kennen – und schätzen. Er hat alles, was sich Nora von einem Mann erhofft und er trifft auch damit genau in mein Leseherz. Matthew ist freundlich, höflich, kann gut mit Kindern umgehen und hat sein Herz einfach am rechten Fleck. Die Liebesgeschichte zwischen Nora und Matthew, welchen einen großen Teil der Handlung einnimmt, wirkt auf mich sehr echt. Ich fand es schön, wie es bei den Beiden von Beginn an geknistert hat, wie sie sich nach und nach kennengelernt haben und wie ehrlich sie zueinander sind.
Erwähnen möchte ich noch Noras Chef Major James Bloom: Er ist ein gerechter und ehrlicher Mann, welcher für Nora stets ein offenes Ohr hat und viele ihrer Nöte und Ängste erkennt.
Es spielen noch einige historische und fiktive Figuren mit, auf welche ich aber nicht detailliert eingehen möchte, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Mich hat vor allem aber die Mischung aus historischen und fiktiven Figuren in diesem Roman gefallen, wie deren Schicksale gekonnt miteinander verbunden und mit der Weltgeschichte verwoben werden. Sie alle geben ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft ab. Eine Gesellschaft, welche noch immer schwer von Krieg und Verlust gezeichnet war, aber auch gespalten war. Während in den Westgebieten von Deutschland der wirtschaftliche Aufschwung stattfand, mussten die West-Berliner aufgrund der Blockade weiterhin Verzicht üben und mit dem Lebensmittelmangel umgehen.
Die Autorin zeigt, wie groß der Zusammenhalt der Menschen untereinander war und wie durch die Luftbrücke aus ehemaligen Feinden wieder Verbündete wurden, welche zusammen einen Blick in eine gemeinsame Zukunft warfen.

„Menschen in Amerika spendeten tatsächlich Geld für die Deutschen, die noch vor wenigen Jahren ihre Feinde gewesen waren? Die Welt schien plötzlich eine andere zu sein, die Staatengemeinschaft enger verbunden, bereit, Vergangenes zu verzeihen und gemeinsam nach vorne zu schauen.“

[S. 315, Z. 3 – 8]

Das große und sehr beherrschende geschichtliche Thema ist, wie es auch der Buchtitel verrät, die Berliner Luftbrücke. Diese Luftbrücke diente der Versorgung des Westteils der Stadt Berlin durch Flugzeuge der Westalliierten, nachdem die sowjetische Besatzungsmacht die Land- und Wasserwege von der Trizone nach West-Berlin vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 durch die Berlin-Blockade gesperrt hatte.

»Retten Sie meine Stadt. Lassen Sie die Leute nicht vor die Hunde gehen. Lassen Sie Lebensmittel, Kohle und Medikamente mit Flugzeugen einfliegen.«“
[S. 84, Z. 4 – 7]

Diesen geschichtlichen Hintergrund hat Juliana Weinberg sehr verständlich und detailliert dargestellt, wodurch ich vieles dazu gelernt habe und mir einige Sachverhalte noch klarer wurden. Aber auch den Nöten der Bevölkerung vor und während der Luftbrücke konnte ich gut nachspüren. Hier ist vor allem die Bedrohung eines Dritten Weltkrieges zu nennen, welche die Menschen in große Angst versetzt hat.

„In den letzten drei Jahren waren die Schrecken des Krieges in den Köpfen langsam verblasst, auch wenn ein jeder Narben beibehielt, persönliche Tragödien, Schmerz und Verlust waren für immer in die Seele eingestanzt. Doch nun schien es, als stünde eine Wiederbelebung dieser grausamen Zeiten bevor.“

[Seite 82/83, Z. 29 – 31, 01 – 02]

Zudem zeigt die Autorin auch, wie die Währungsreform von Statten ging. Mir war nicht bewusst, dass die Menschen in West-Berlin länger auf diese nötige Währungsreform warten mussten, als die Menschen in den Westgebieten von Deutschland.
Ein weiteres Thema ist, was es für die Frauen bedeutete, deren Männer im Krieg als verschollen galten. Zwar konnten diese Verschollenen für tot erklärt werden, doch das war für die Angehörigen sehr emotional. Doch so lange der Status ‚verschollen‘ war, galt man als verheiratet und konnte keine neue Ehe eingehen.
Diese vielfältigen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe hat Juliana Weinberg äußerst akribisch und genau recherchiert und verknüpft diese mit den spannenden Lebensgeschichten ihrer fiktiven und historischen Figuren.

Danke liebe Juliana Weinberg für dieses emotionale Lese-Erlebnis.

Fazit: Dieses Buch bezeichne ich gerne als ein Highlight. Durch die vielen verschiedenen Emotionen der Figuren, ihren Sorgen, Ängsten und auch Nöten, konnte ich tief in die Geschichte abtauchen und habe einiges über diese Zeit und vor allem über die Luftbrücke gelernt. Ein ganz wunderbares und stimmiges Buch, welches ich euch sehr gerne weiter empfehle.

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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