„Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings‘ kühner Weg in die Freiheit“ 

von Inès Keerl

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 23. März 2023
Verlag: Emons
Ausgaben: Taschenbuch
ISBN: 978-3740817077
Seitenanzahl: 448 Seiten
Preis: 15€

Homepage:
– Autorin: https://www.ineskeerl.com/werke/romane
– Verlag: https://emons-verlag.de/p/die-loewin-vom-tafelberg.-catharina-ustings-kuehner-weg-in-die-freiheit-6742

Klappentext:
„Ein mitreißender Roman um Liebe, Mut und Abenteuer. 1662: Um einer Zwangsheirat zu entgehen, begibt sich die junge Catharina Ustings von Lübeck aus auf eine abenteuerliche Reise. Als Mann verkleidet versteckt sie sich auf einem Schiff der Vereinigten Ostindischen Kompanie und gelangt ans Kap der Guten Hoffnung. Doch in der brutalen Männerwelt der ersten Siedlungsjahre Kapstadts muss sie ihren Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung fortsetzen – an der Seite starker Frauen wie Krotoa, die als Urmutter Südafrikas und Begründerin der Sprache Afrikaans gilt, aber auch getragen von der Liebe.“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Emons Verlag über die Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Emons Verlag

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Das Buch „Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings‘ kühner Weg in die Freiheit“ von Inès Keerl ist ein Roman, welcher im 17. Jahrhundert am Kap der Guten Hoffnung spielt und die Lebensgeschichte der historischen Catharina Ustings darstellt.

„Sie spürte noch die rauen Fasern von Ides Hose in den Fingerspitzen, da durchzuckte sie ein Gedanke. Flucht! Fliehen, um der Ehe mit Hinrich zu entkommen. Nicht als Frau – sie wäre augenblicklich Freiwild. Sondern als – Mann. Unmöglich, schalt sie sich. Wirklich? Warum? War es nicht der zweite Weg? Einer, den sie einschlagen konnte?“

[Seite 16]

Lübeck im Jahr 1661: Die junge Catharina wächst bei einer strengen und hartherzigen Ziehmutter auf. Sie hat sich mit ihrem von harter Arbeit geprägten Leben arrangiert, als sie jedoch einen Säufer und Tunichtgut heiraten soll, ist für Catharina das Maß voll: Sie flüchtet als junger Mann verkleidet aus Lübeck in die große Stadt Hamburg. Dort entdeckt sie ein Segelschiff der VOG (Vereinigte Ostindien-Kompanie), überlegt nicht lange und schmuggelt sie sich als blinder Passagier auf das Schiff – ihr Ziel: Batavia.
Doch sie landet nicht in Batavia sondern gelangt an das Kap der guten Hoffnung in Südafrika.
Es ist eine brutale Männerwelt, in der sie versucht, sich ein eigenes Leben in Selbstbestimmung aufzubauen. In diesem fremden Land sind viele Menschen an ihrer Seite, so auch Krotoa, die als Urmutter Südafrikas und Begründerin der Sprache Afrikaans gilt.
Doch ein mächtiger Feind ist Catharina immer dicht auf den Fersen…

Mitte September 2023 erhielt ich von der Autorin Inès Keerl eine Rezensionsanfrage für ihr Roman-Debüt „Die Löwin vom Tafelberg – Catharina Ustings‘ kühner Weg in die Freiheit“.
Das wunderschöne Cover sprach mich direkt an und auch der interessante Klappentext versprach einen eher ungewöhnlichen und exotischen historischen Roman. Von der Hauptfigur hatte ich bisher noch nichts gehört, was ich mit diesem Roman ändern konnte und wollte. Deshalb sagte ich der Autorin eine Rezension zu und erhielt das Buch wenige Tage später vom Emons Verlag als Rezensionsexemplar, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Die Ausgabeart des Buches ist eine einfache Broschur, ohne Klappen und mit insgesamt 448 Seiten. Wie bereits angemerkt, hat mich das außergewöhnliche Cover sehr schnell auf die Geschichte neugierig gemacht: Der Name der Autorin, der Titel und Untertitel stehen auf weißen Hintergrund, unter dem sich verblasste Umrisse einer Seekarte abheben. Die Umrandung bilden Pflanzen und Tiere der afrikanischen Fauna und Flora: Links oben kriecht eine Echse, links unten schlängelt sich eine Schlange ins Bild. Die Rückseite greift die einzelnen Elemente des Covers auf und bildet zudem den vielversprechenden Klappentext ab.

Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt und auch einen Blick ins Innere werfen durfte, war ich von der liebevollen Ausstattung des Buches mehr als begeistert:
Direkt am Anfang findet sich eine Karte der ‚Kapkolonie 1662‘ mit einer ausführlichen Legende. Diese sorgte für eine große Vorfreude auf die Geschichte und den Handlungsort, aber auch für eine gute Orientierung während des Lesens der Geschichte.
Der Widmung des Buches folgt ein ‚Vorweg‘, in dem die Autorin einen kurzen Einblick in den geschichtlichen Hintergrund gibt und auch auf die meist historischen Figuren gibt. Nach diesem Vorwort beginnt die Geschichte direkt mit dem ersten Kapitel, welches in Lübeck im Dezember 1661 ansetzt. Nach insgesamt 52 Kapiteln folgen ein Glossar und die Danksagung der Autorin. Was meiner Meinung nach die Ausstattung perfekt gemacht hätte, wären ein historisches Nachwort und ein Personenregister: Einmal, um zu erfahren, welche Figuren historisch und welche fiktiv sind und auch, um Figuren und deren Hintergründe nachzuschlagen zu können
Während über dem ersten Kapitel noch eine Zeitangabe steht, gibt es diese Angabe bei den folgenden Kapiteln nicht mehr. Somit kann ich nun rückblickend nicht mehr sagen, wie viel Zeit vom ersten bis zum letzten Kapitel vergangen ist, es sind aber einige Jahre, in denen wir Catharina Ustings‘ authentische Entwicklung von einem Mädchen hin zu einer wehrhaften, starken Frau begleiten dürfen.
Ab der ersten Seite hat mich die Autorin Inès Keerl mit ihrer bildhaften und lebendigen Sprache mit in die Geschichte genommen. Es entsteht sofort eine sehr dichte und vor allem realistische Atmosphäre, in welche ich abtauchen konnte und mitunter wollte ich das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen. Es war für mich eine Geschichte, für die ich mir Zeit genommen habe, die ich mit jedem einzelnen Wort, jeder Zeile, jeder Seite in mich aufgenommen habe und die sich anfühlte wie ein langer und aufregender Traum.
Vor allem die bildhaften Beschreibungen der südafrikanischen Landschaft und deren Tiere sorgten dafür, dass ich mich fühlte, als wäre ich direkt vor Ort.

„Der Himmel klarte mehr und mehr auf. Links der flachen aber breiten Erhebung machte sie einen kantigen Berg aus und gen Süden einen deutlich kleineren, spitz zulaufenden. Sie rahmten den riesigen Tischberg ein. So hatte Martin das Wahrzeichen beschrieben. Sie konnte sicher sein, den südlichsten Zipfel Afrikas erreicht zu haben. Ein warmes Gefühl kroch ihr vom Bauch bis ins Herz.“

[Seite 72]

Im Mittelpunkt des Buches steht Catharina Ustings, welche der Leser/ die Leserin als junge Frau in Lübeck kennenlernt. Hier führt sie ein trauriges und hartes Leben: Die Mutter ist kurz nach Catharinas Geburt verstorben, der Vater ist unbekannt. So wächst Catharina bei einer strengen Ziehmutter auf, sie muss hart arbeiten und erhält keiner Chance, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Als ihre Ziehmutter sie mit einem Säufer verheiraten will, flüchtet Catharina, als Mann getarnt, aus Lübeck. Sie ergreift die erste Gelegenheit, um ihr bisheriges Leben ganz weit hinter sich zu lassen und schmuggelt sich als blinder Passagier an Bord eines Segelschiffs der VOG. Was ich an Catharina immer wieder bewundert habe, ist ihre Stärke und ihr unbändiger Mut. Sie lässt alles hinter sich und fängt völlig auf sich alleine gestellt, in einem fremden Land ein neues Leben an. Auch wenn sie immer wieder fällt, steht sie doch wieder auf. Eine absolut starke und unvergessliche Figur, welche ich noch lange in meinem Leseherz tragen werde.
Um und neben Catharina Usting agieren noch viele weitere Figuren, von denen viele ebenfalls historisch sind. Krotoa, auch Eva genannt, stammte von den ‚Khoikhoi‘ ab und wurde 1643 geboren. Sie wurde als Kind von ihrem Stamm getrennt und war später als Übersetzerin tätig. Eva wird in diesem Roman sehr ambivalent gezeichnet, sie ist zerrissen zwischen den Kulturen. Auch wenn sie christlich getauft ist, kann und will sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Außerdem gibt sie der jungen Catharina immer wieder Halt und Rückhalt, welchen sie dann im Laufe der Geschichte auch selbst braucht, da sie zum Spielball in der von Männern dominierten Welt wird und daran fast zerbricht. Zusammen mit Catharina ist Eva eine Figur, welche mir lange in Erinnerung bleiben wird.
Neben diesen beiden sehr starken Frauen, spielen noch eine große Vielzahl an weiteren Figuren mit. Um nicht zu viel von der Handlung vorwegzunehmen, möchte ich nicht allzu detailliert auf diese eingehen. Die Figuren erfahren mitunter harte Schicksalsschläge, Leid und Tod, erleben aber auch Glück, Liebe und Zusammenhalt. Viele der Figuren in diesem Roman haben einmal gelebt. Ob sie ihre Leben genau so gelebt haben, wie es im Roman beschrieben wird, kann nicht mehr ermittelt haben – es könnte aber so gewesen sein. Inès Keerl hat in ihrem Roman viele der historischen Figuren wieder zum Leben erweckt, verwebt deren Lebensgeschichten gekonnt mit den Schicksalen ihrer fiktiven Figuren und zeichnet mit ihnen ein gutes und glaubwürdiges Bild der unterschiedlichen Gesellschaften des 17. Jahrhunderts, welche durch die Kolonialisierung aufeinander trafen.

„»Ihr wisst, dass es stimmt. Ihr gebt uns Perlen aus Holz oder Glas für das, was unser Reichtum ist. Knechtet uns mit Tabak und Alkohol. Vertreibt uns von unserem Land.«“

[Seite 247]

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das 17. Jahrhundert:
Die Niederlande hatten sich im Achtzigjährigen Krieg  (1568–1648) die vollständige Unabhängigkeit von den spanischen Habsburgern erkämpft. Damit wurden die Niederländische Westindien-Kompanie (WIC) und die Veinigte Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) von Spanien anerkannt und diesen erlaubt, in der Karibik und Südostasien Freihandel zu treiben.
Das heute als Kapstadt bekannte Gebiet, war ursprünglich von den San und Khoikhoi besiedelt. Im Jahre 1652 ging der Niederländer Jan van Riebeeck in der Tafelbucht an Land und gründete dort eine Versorgungsstation für die Handelsschiffe der VOC auf dem Seeweg nach Indien. Dieser Ort wurde gewählt, weil sich die geschützte Bucht als natürlicher Hafen anbot. Die Niederländer vertrieben die Ureinwohner, die bisher das Gebiet besiedelt hatten. Da sich die Ureinwohner weigerten, mit den Eroberern Handel zu treiben und für sie zu arbeiten, importierte die VOC Menschen aus ihren Handelsgebieten in Indien, Malaysia, Madagaskar, und Indonesien, um sie als Sklaven zu halten. Da nicht nur ein Mangel an Arbeitskräften, sondern auch an Frauen in der noch jungen Kolonie herrschte, wurden die Sklavinnen in doppelter Hinsicht ausgebeutet: für Arbeit und sexuelle Beziehungen.

Auf diesem Bild sehr ihr einen Nachbau der „Amsterdam“, die heute als Teil des Amsterdamer Schifffahrtsmuseums besichtigt werden kann.
Die Amsterdam war ein Handelsschiff des 18. Jahrhunderts unter der Flagge der VOC und begann seine Jungfernfahrt am 8. Januar 1749 von Texel nach Batavia, geriet jedoch am 26. Januar 1749 in einen Sturm in der Nordsee und lief an der englischen Küste auf Grund. 
Als ich 2005 dieses Schiff besichtigt habe, weckte dies mein Interesse für die Geschichte der niederländischen Kolonialisierung.


Das 17. Jahrhundert war eine von Männern dominierte und geprägte Zeit, in der Frauen nicht viel mitzureden hatten. Frauen war es unmöglich, alleine zu reisen/ auszuwandern und damit blieb oft nur der Ausweg, sich als Mann verkleidet auf den Weg zu machen.
Inès Keerl hat in ihrem Roman diese vielfältigen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe sehr anschaulich und nachvollziehbar dargestellt. Die mitunter brutalen und grausamen Szenen sorgen für eine hohe Glaubwürdigkeit und Authentizität der Geschichte.
Mit viel Wissen und Begeisterung entführt Inès Keerl die Leser an die Orte des Geschehens. Ich habe eine Menge zu der Geschichte von Kapstadt, der Kolonialisierung und der Vereinigten Ostindien-Kompanie (VOG) dazugelernt.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Inès Keerl ganz herzlich für dieses wunderbare und lehrreiche Lesevergnügen bedanken und bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte von Catharina Ustings fortgeführt wird. Denn das Ende des Buches ist noch nicht das Ende der Geschichte.

„Mehr und mehr verliebte sie sich in diesen Flecken Erde. Nicht in die Station mit ihren Schiffen und dem Trubel, sondern in dieses Stück Land zwischen Himmel und Erde.“

[Seite 185]

Fazit: Ab der ersten Seite hat mich die aufregende und spannende Geschichte der Catharina Ustings mitgenommen und ich schloss sie einfach direkt in mein Herz.
Auch die anderen vielfältigen Charaktere konnten mich überzeugen – wie auch der spannende und bildhafte Sprachstil der Autorin. Oft wollte und konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen und wenn ich es dann musste, überlegte ich mir, wie die Geschichte weitergehen könnte.
Dieses Buch ist ein absoluter Lesegenuss und ich empfehle euch dieses Roman-Highlight sehr.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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