„Die Schwestern vom Ku’damm – Ein neuer Morgen“

von Brigitte Riebe

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Erschienen am 14. September 2021 im Rowohlt-Verlag (Wunderlich-Verlag)
ISBN: 978-3805200677


https://www.rowohlt.de/buch/brigitte-riebe-die-schwestern-vom-ku-damm-ein-neuer-morgen-9783805200677

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplar muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine Rezensionen zu den vorherigen Teilen der Reihe findet ihr hier:
Teil 1: „Die Schwestern vom Ku’damm – Jahre des Aufbaus“
Teil 2: „Die Schwestern vom Ku’damm – Wunderbare Zeiten“
Teil 3: „Die Schwestern vom Ku’damm – Tage der Hoffnung“
Teil 4: „Weihnachten am Ku’damm“

Klappentext:
Berlin, 1966: Die geteilte Stadt ist ebenso im Umbruch wie das Modekaufhaus Thalheim am Ku′damm. Die Jugend rebelliert, die Röcke werden kürzer, doch Chef-Designerin Miriam Feldmann hat alle Mühe, Kaufhaus-Patriarch Friedrich davon zu überzeugen, dass die Frauen nun Knallfarben statt Pastell tragen wollen. Wenigstens ihr Privatleben läuft in gewohnt ruhigen Bahnen. Ihren Platz in der Familie Thalheim hat sie gefunden, Adoptivtochter Jenny wächst zu einer klugen jungen Frau heran. Als Miriam, die nie eigene Kinder bekommen konnte, mit Anfang vierzig schwanger wird, ist plötzlich auch ihr eigenes Leben im Umbruch. Dann begegnet sie einem Mann wieder, den sie im Krieg kennenlernte. Die Begegnung führt sie zu den dunkelsten Stunden ihres Lebens zurück …

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Das Buch „Die Schwestern vom Ku’damm – Ein neuer Morgen“ von Brigitte Riebe ist der fünfte Teil um die Kaufhaus-Familie Thalheim in Westberlin und zeigt, wie gesellschaftliche Umbrüche in den 1960er Jahren auch vor dieser Familie nicht halt machen.

Es ist das Jahr 1966 in Westberlin: Das Kaufhaus Thalheim muss sich neu erfinden. Immer mehr Kunden wandern in andere Geschäfte ab. Kaufhausgründer Friedrich, inzwischen sehr betagt, muss sich so den Ideen seiner vier Töchter stellen: Eine völlige Umgestaltung seines geliebten Kaufhauses.
Miri Feldmann, inzwischen Chef-Designerin im Modehaus Thalheim, erfährt ein unfassbares Glück: Mit Anfang vierzig wird sie schwanger. Ihr bisher ruhiges Leben mit ihrem Mann und ihrer pubertären Adoptivtochter Jenny gerät in einen völligen Umbruch.
Als Miri dann auch noch auf einen Mann trifft, den sie aus Kriegszeiten kennt, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Aber auf eines kann sie sich immer verlassen: Ihre Familie.
Zwischen der Studentenbewegung der 1960er Jahren, Gesellschaftsumbrüchen und vielen kleinen familiären Streitigkeiten geht die Familie Thalheim ihren Weg.


Ich habe die 50er-Jahre-Reihe von Brigitte Riebe, die in den Jahren 2018, 2019 und 2020 erschien sehr gerne gelesen und war nach dem dritten Teil sehr traurig, dass die Reihe wohl beendet war. Die vielfältigen Charaktere der Familie Thalheim, mit all ihren Eigenheiten und Gewohnheiten sind mir sehr ans Herz gewachsen. Im Oktober 2020 erschien dann der Teil „Weihnachten am Ku’damm“, eine kleine feine Geschichte, die zeitlich zwischen dem ersten und zweiten Teil angesiedelt ist.
Als Brigitte Riebe ankündigte, dass sie auch noch Miris Geschichte erzählen möchte, und damit aus der Quadrologie eine Quintologie wird, war ich sehr glücklich und es war klar, dass ich auch diesen fünften Teil unbedingt lesen wollte.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Wunderlich-Verlag (Rowohlt), die mir das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar zugeschickt haben.

Von der ersten Seite an war ich wieder in der Geschichte angekommen und freute mich, die liebgewonnen Charaktere der Familie Thalheim wieder zu treffen.
Im Zentrum der Geschichte steht diesmal Miri. Als uneheliche Tochter von Friedrich kam sie erst später in den Kreis der Familie Thalheim. Ihre Mutter war Jüdin und wurde während des NS-Regimes von den Nationalsozialisten verfolgt und getötet. Miri überlebte als „jüdisches U-Boot“ nur knapp und mit vielen Entbehrungen. Den Koffer, mit den Schnittmustern ihrer Mutter, hat sie aber über all die vielen Jahre nie aus den Händen gegeben.
Miri hat mich mit ihrer von Schrecken geprägten Vergangenheit sehr berührt: Wie viel Leid, wie viel Trauer kann ein Mensch ertragen, ohne selbst dadurch gebrochen zu werden? Miri gibt sich nicht auf, sie kämpft für sich und schafft es zu überleben.
Über 20 Jahre später ist Miri eine aufrechte Frau, welche die Familie Thalheim mit ihrem großen Herzen zusammenhält. Sie ist immer für andere da, hört zu, gibt Ratschläge, nimmt aber auch gerne Hilfe an. Doch ihre Vergangenheit kann sie nicht vergessen, immer wieder zieht es sie in gedankliche Abgründe. Nur langsam kann sie sich ihrer Familie öffnen und von ihrer schlimmen Vergangenheit erzählen.
Ich mochte Miris ehrliche und starke, aber so leicht verletzbare Art schon seit dem ersten Teil. Ihr wurde in ihrem Leben nichts geschenkt, sie erarbeitet sich alles mit Fleiß und Mut. Brigitte Riebe beschreibt Miri und ihre Geschichte sehr glaubwürdig und lebensecht. Miri hat mich mit ihrem Lebensmut sehr inspiriert. Die sehr eindringlich geschriebenen Passagen aus Miris Vergangenheit brachten mich das ein oder andere Mal zum frösteln.
Sie ist ein ehrlicher Charakter, welcher auch mal Fehler macht, sich diese aber auch eingesteht und dann alles daran setzt, diese Fehler aus der Welt zu schaffen.
Die anderen Familienmitglieder der Familie Thalheim haben mich auch alle wieder mit ihrer Vielfältigkeit, ihren Geheimnissen und Verschwörungen begeistert: In dieser Familie wird gestritten, gelacht und geweint – ein bunter Blumenstrauß an unterschiedlichsten Charakteren, die aber doch eine unerschütterliche Einheit bilden.

Ohne Wenn und Aber gehörte sie zu dieser starken, wunderbar sturen, manchmal auch ziemlich bekloppten Thalheim-Sippe, die sich ab und zu zwar ordentlich zoffen konnte, aber füreinander einstand, sobald es eng wurde.“
[S. 150, Z.26 – 29]

Jeder einzelne Charakter dieser Familie hat sich authentisch weiterentwickelt, haben aber alle ihre Eigenheiten behalten. Brigitte Riebe hat Figuren geschaffen, die ich nie wieder vergessen werde und zu meinem Leben dazugehören, als würde ich sie persönlich kennen.

Wie bei all ihren Büchern hat mich Brigitte Riebe mit ihrer bildgewaltigen Sprache völlig in die Geschichte gezogen. Viele persönliche Konflikte der Figuren sind in große geschichtliche Ereignisse eingebettet – diese geschichtlichen Ereignisse wurden so lebendig und spannend geschildert, dass ich das Gefühl hatte, dabei gewesen zu sein.
Ein Konzert von Jimi Hendrix hat Brigitte Riebe mit einer solchen Energie beschrieben, die mich komplett mitnahm. Ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen und flog nur so durch die Seiten und die Geschichte. Ich mag alle bisherigen Teile der Reihe sehr gerne – dieser Teil hat mich aber doch am meisten berührt und auch inspiriert.

Den geschichtliche Hintergrund bildet Westberlin den 1960er Jahren: Der große wirtschaftliche Aufschwung, das Wirtschaftswunder der 50er Jahre war vorbei. Die Arbeitslosenzahlen stiegen, es wurde weniger investiert, mehr produziert als verkauft.
Die westdeutsche Studentenbewegung zog in der Gesellschaft weite Kreise und wurde von der ‚Spiegel-Affäre‘ weiter befeuert: Kritische Mitarbeiter des ‚Spiegels‘ sahen sich der Strafverfolgung wegen Landesverrat ausgesetzt. Polizeiliche Maßnahmen brachten Teile der Bevölkerung, vor allem aber Studenten auf die Straße, welche einen Angriff auf die Pressefreiheit sahen.
Als am 02. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg auf einer Demonstration gegen den Staatsbesuch des Schah Mohammad Reza Pahlavi erschossen wurde, gab es kein Halten mehr: Die Studentenbewegung breitete sich bundesweit aus und radikalisierte sich.
Der musikalische Soundtrack der 1960er Jahre ist geprägt von „The Beatles“, „The Rollings Stones“, Jimi Hendrix und vielen mehr. Die Jugendlichen lehnen alte Konventionen in vielen Bereichen (z.B. in Sachen Sexualität, Rollenbilder, Familien) ab, was unweigerlich zu starken Konflikten mit der Elterngeneration führt.
Brigitte Riebe bettet ihre Geschichte um die fiktive Familie Thalheim gekonnt in diese historischen Hintergründe ein, welche sie akribisch recherchiert hat, aber auch selbst erlebt hat.

Fazit: Das Buch ist der sehr berührende fünfte Teil einer wundervollen Buchreihe, welche ich nie wieder vergessen werde.
Mit großer Leidenschaft und viel Wissen erzählt Brigitte Riebe aus einer spannenden und von Umbrüchen geprägten Zeit. Für mich persönlich ist dieses Buch der stärkste Teil der Quintologie.

*Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten. Ich habe für diese Rezension aber keine finanzielle Gegenleistung bekommen – sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplar muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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