„Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe“

von Ulrike Renk

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Erschienen am 16. August 2021 im Aufbau-Verlag
ISBN: 978-3-7466-3555-2


https://www.aufbau-verlag.de/index.php/eine-familie-in-berlin.html

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Aufbau-Verlag über die Agentur „ehrlich & anders“ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Sie nennen ihn „Merlin“, weil er alle verzaubert – der Mann, den ihr Bruder ihr als seinen Freund vorstellt. Paula Oppenheimer, die in einem offen jüdischen Haushalt groß geworden ist, verliebt sich in den jungen Dichter Richard Dehmel. Er verkehrt mit vielen Literaten und will als Künstler leben. Paula wird zu seiner Muse und zur strengen Kritikerin seiner Texte. Als sich ihre Eltern gegen ihre Verbindung stellen, kämpft Paula für ihre Liebe. Doch dann muss sie sich fragen, ob Richards wilde, unkonventionelle Art sie auf Dauer glücklich machen kann … Das Porträt einer Künstlerin in unruhigen Zeiten: Am Anfang war sie die Ehefrau des Dichters Richard Dehmel – dann wurde sie selbst zur Schriftstellerin.“

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Das Buch „Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe“ von Ulrike Renk beschreibt die Lebensgeschichte der Paula Oppenheimer, die sich im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Dichter und Schriftsteller Richard Dehmel verliebt.

Berlin im Jahre 1878: Auch wenn die finanziellen Möglichkeiten der Familie Oppenheimer begrenzt sind, werden die vier Geschwister Paula, Franz, Elise und Carl von ihren Eltern liebevoll und bildungsorientiert erzogen.
Als Tante Auguste vorschlägt, Paula zu sich zu nehmen, als Gesellschafterin auszubilden und damit ihre Schwester finanziell zu entlasten, fällt Paula die Entscheidung alles andere als leicht: Sie hängt an ihrem Elternhaus und an ihrem Bruder Franz, mit welchem sie eine innige Verbindung teilt.
Sie zieht zu ihrer Tante und ihr eröffnet sich eine neue Welt: Sie besucht Opern, nimmt an literarischen Salons teil, vertieft ihr Klavier-Spiel und fährt zur Sommerfrische an die Ostsee.
Doch dann tritt Richard Dehmel in ihr Leben. Die zarte Paula verliebt sich Hals über Kopf in den charismatischen Mann. Doch ihre Liebe steht auf wackligen Beinen und weckt in Paulas Familie keine Stürme der Begeisterung.

Am 09. August erhielt ich von der Agentur „ehrlich & anders“ eine Anfrage, ob ich das neue Werk von Ulrike Renk als Rezensionsexemplar erhalten möchte. Bisher hatte ich von der Autorin noch kein Buch gelesen, was ich aber schon längst ändern wollte. Also sagte ich zu, da der Klappentext und auch das wunderschöne und stimmige Cover mein Interesse weckten. Die Namen Paula Oppenheimer und Richard Dehmel sagten mir nichts und dadurch versprach mir das Buch neue Erkenntnisse.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Aufbau-Verlag und bei der Agentur „ehrlich & anders“ für das liebevolle und wunderschöne Päckchen bedanken, welches mich erreichte.

In diesem Buch spielen eine Menge an unterschiedlichen Charakteren mit, die mich aber alle mit ihrer authentischen Zeichnung überzeugen konnten. Einige der Figuren sind historisch und werden von Ulrike Renk gekonnt zu Leben erweckt.
Paula, die Hauptfigur des Buches und historisch belegt, ist zu Beginn der Handlung ein junges Mädchen von knapp 16 Jahren. Ich schloss sie schnell ins Herz, sie ist eine sehr zarte Person , die auch immer wieder von ihrer Krankheit zurückgeworfen wird und sich im Laufe der Zeit selbst findet. Sie ist stets für andere da und hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Menschen in ihrem Umfeld, nimmt aber auch gerne Hilfe an. Als Richard Dehmel in ihr Leben tritt, verändert sich Paula. Sie setzt sich störrisch bei ihrer Familie für eine Ehe mit Richard durch. Ulrike Renk hat die Lebensgeschichte von Paula Dehmel und die ungesunde Liebe zu Richard detailreich und farbenfroh nacherzählt
Tante Auguste ist Paula eine Vertraute und ihre Förderin. Sie ist kinderlos, was sie sehr mitnimmt, trotzdem lebt sie ein gutes und sorgenfreies Leben. Anfangs fiel es mir etwas schwer, sie einzuordnen, doch dann mochte ich ihre ehrliche und direkte Art sehr. Zudem entwickelt sie sich weiter und nimmt auch gerne Tipps von ihrer Nichte Paula an. Die Beiden ergänzen sich gut – sie helfen sich gegenseitig und sind immer füreinander da.
Toni und Julius, Paulas Eltern, konnte ich anfangs auch nicht richtig fassen. Einerseits sind sie sehr streng, auf der anderen Seite tun sie alles für ihre Kinder und stehen zu ihnen. Zwischen Toni und ihrer Schwester Auguste steht schon seit Ewigkeiten die Eifersucht, welche ihnen immer wieder das Leben schwer macht und auch in Paula das Gefühl erzeugt, zwischen den Stühlen zu sitzen.
Die Geschwister von Paula sind auch wunderbar und authentisch gezeichnet. Hier ist an erster Stelle Franz zu nennen, Paulas „Seelenbruder“. Sie teilen ihre Sorgen und ihre Ängste und verlieren nie den Kontakt zueinander, auch wenn Franz im fernen Freiburg studiert. Mein Liebling bei den Geschwistern Oppenheimer ist aber der junge Carl: Ungestüm und mit kindlichen Übermut entdeckt er die Welt von damals und wir nehmen diese durch seine Kinderaugen wahr. Elise ist eher unscheinbar.
Richard Dehmel, welcher erst in der zweiten Hälfte des Buches erscheint, ist ein Charakter, welcher es mir überhaupt nicht leicht machte. Auf der einen Seite tat er mir leid, da Paulas Familie ihn nicht akzeptiert, er immer wieder abwarten muss… aber auf der anderen Seite stieß mich sein Verhalten Paula gegenüber so ab. Er ist völlig von sich und seinem Können überzeugt und lebt in seiner eigenen Welt. Er sieht nur sich, ist ein Narzisst, der viele Menschen in seiner Umgebung blendet und versucht zu manipulieren. Ich empfand seine Art als sehr unangenehm und hätte ihn gerne das ein oder andere mal geschüttelt.
Phine, eine Freundin von Paula, macht eine große Entwicklung durch und hat mich mit ihrer Lebensgeschichte sehr beeindruckt.
Um diese Hauptfiguren agieren noch einige Nebenfiguren, die mir aber alle sehr gut gefallen haben, da sie ebenfalls authentisch und lebensecht daher kommen. Das Personal, welches vorwiegend mit Berliner Mundart redet, lockerte viele angespannte Situationen wieder angenehm auf.
Was mir gefehlt hat, war ein Personenregister am Anfang des Buches, da ich ab und zu mit den Figuren durcheinander kam.

Ulrike Renk hat eine sehr angenehme, ruhige und auch bildhafte Sprache. Detailliert und liebevoll beschreibt sie Paulas Leben, ohne das es langweilig wird. Ganz besonders haben mir die Passagen an der Ostsee gefallen. Ich hatte das Gefühl, das Meer zu riechen und zu spüren und mit Paula zu entdecken. Im weiteren Verlauf des Buches hat die Autorin viele Briefe und Gedichte von Paula und Richard eingebunden. Das machte für mich einen besonderen Reiz des Buches aus, da die Geschichte durch diese Gedanken noch lebendiger und greifbarer wurde.
Während die Handlung der ersten Hälfte des Buches eher ruhig und bedächtig ist, wurde es in der zweiten Hälfte turbulent. Ich wollte das Buch dann nicht mehr aus den Händen legen und las bis spät in die Nacht.

Den historischen Hintergrund des Buches bilden die späten Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Industrialisierung verändert das Leben der Menschen und das Antlitz der Städte: Mehrfamilienhäuser entstehen, Automobile erobern die Straßen und der Smog der Industrie nimmt vielen Menschen die Luft zum Atmen. Nicht viele konnten dieser schlechten Luft entgehen und ans Meer zur ‚Sommerfrische‘ aufbrechen.
Die Gesellschaft ist gespalten: In den Arbeitervierteln herrscht bittere Armut, die Reichen der Gesellschaft werden immer reicher. Paulas Familie steht zwischen diesen beiden Schichten: Nicht arm, aber auch nicht reich.
Frauen durften in dieser Zeit nicht studieren und mussten sich ganz die Abhängigkeit der Männer begeben. Erst im Jahr 1896 wurden Frauen als Gasthörerinnen an Unis zugelassen, wobei davor auch schon Frauen mit einer Sondergenehmigung studieren durften – aber nicht promovieren. Dies war ihnen erst mit dem Gasthörerinnen-Zugangsrecht möglich. 1908 wurde den Frauen das Studium in Preußen allgemein erlaubt. Paula ist über diesen Zustand sehr betrübt und beneidet ihren Bruder Franz, für den beruflich alle Türen offen stehen.

Fazit: Das Buch „Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe“ von Ulrike Renk entführt den Leser/ die Leserin mit einer detaillierten und liebevollen Sprache, einem akribisch recherchierten Hintergrund und authentischen Charakteren in vergangene Zeiten. Die Lebensgeschichte von Paula Dehmel hat mich bestens unterhalten, die Liebesbeziehung zu Richard Dehmel auch teilweise verstört.
Es wird definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin sein. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil, der im Februar 2022 erscheint.

*Kennzeichnung, da Produktnennung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst – dieser Artikel muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

Ein liebevoll gepacktes Päckchen


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