„Die Schwestern vom Ku’damm – Tage der Hoffnung“

von Brigitte Riebe

Erschienen am 21. April 2020 im Wunderlich Verlag
ISBN: 978-3805203333
https://www.rowohlt.de/hardcover/brigitte-riebe-die-schwestern-vom-ku-damm-tage-der-hoffnung.html

Das Buch „Die Schwestern vom Ku‘damm – Tage der Hoffnung“ von Brigitte Riebe ist der dritte Teil der Trilogie um die ‚Thalheim-Schwestern‘ und spielt in den Jahren von 1958 bis 1963 in Westberlin. Es zeigt den Selbstfindungsprozess des Nesthäkchen Florentine und ihren Kampf um ihren Platz im Leben.

Coverrechte: Wunderlich Verlag

Florentine Thalheim, genannt Flori, ist wieder aus Paris zurück. Dort verbrachte sie eine glückliche Zeit, versuchte sich all ihren Verantwortungen gegenüber ihrer Familie zu entziehen und ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben.
Nun ist sie wieder in Westberlin, mit einem festen Ziel: Sie möchte, trotz fehlenden Abitur, auf eine Kunstakademie gehen. Mit viel Durchhaltevermögen und einem großen Kampfgeist schafft sie es. Mit diesem Erfolg tritt sie zudem aus dem Schatten ihrer älteren Schwestern, die beide ihren Platz im Leben schon gefunden haben: Rike führt mit Hilfe ihres Mannes das Modehaus Thalheim, ihre andere Schwester Silvie hat mit der Radiosendung „Stimmen“ ihre Berufung gefunden. Doch während Flori komplett in der Kunst aufgeht, ziehen in der Politik dunkle Wolken auf: Der Ost-West-Konflikt spitzt sich mehr und mehr zu und bedroht damit auch die gesamte Familie Thalheim. Und auch privat muss Flori gegen wilde Stürme kämpfen.

Ende September 2019 las ich den zweiten Teil der Trilogie rund um die ‚Thalheim-Schwestern‘ und wartete seit dem gespannt auf den dritten Teil. Schon die ersten beiden Teile gefielen mir außerordentlich gut. Da war es klar, dass ich unbedingt auch den dritten, und damit letzten Teil unbedingt sofort lesen musste.
An dieser Stelle möchte ich mich beim Rowohlt Verlag ganz herzlich für die Zusendung eines Rezensionsexemplars bedanken.

Von der ersten Seite an war ich wieder in der Handlung angekommen und freute mich, all die Charaktere wieder zu treffen. Wie sehr mir die Familie Thalheim, mit all ihren Geheimnissen, ans Herz gewachsen ist.
Flori hat seit dem ersten Teil eine tolle Entwicklung hingelegt. War sie im ersten Teil das verwöhnte Nesthäkchen, die immer wieder trotzig reagiert hat, ist sie in diesem Teil eine richtige Kämpferin. Sie macht alles, um sich ihren Traum zu erfüllen, ganz egal, was andere Menschen von ihr denken. Sie fällt öfter mal hin, steht aber immer wieder auf. Auch die Szenen, in denen sie wie im Rausch malt, haben bei mir einen großen Eindruck hinterlassen. Sie ist ein ganz besonderer und vielschichtiger Charakter. Ich litt sehr mit ihr, wenn sie sich mal wieder von ihren älteren Schwestern ausgeschlossen fühlte, die immer wieder die ‚Kleine‘ in ihr sehen und sie öfter einfach oft übersehen.
Wie schon erwähnt, mag ich die Familie Thalheim so sehr: Auch wenn innerhalb der Familie viel verschwiegen wird, sind sie so herzlich und halten immer zusammen. Es sind die vielen verschiedenen Charaktere, die diese Geschichte so lebendig werden lässt. Es wird gestritten, es wird geweint und es wird gelacht, alles wie im richtigen Leben. Was wird mir die Familie Thalheim mit ihren Stärken und Schwächen fehlen.

Der geschichtliche Hintergrund ist das aufgeblühte Westberlin, welches farbenfroh und energiegeladen ist. Als Leser besucht man Clubs, hört die Musik dieses Jahrzehnts und spürt dieses erstarkende Lebensgefühl.
Direkt neben dran, in Ostberlin, müssen die Menschen noch mit Lebensmittelmarken einkaufen. Immer mehr Menschen fliehen von Osten Richtung Westen, dort wo Freiheit und ein unbeschwerteres Leben locken. Am 13. August 1961 wird dann die Mauer gebaut – und reißt Familien und Freunde auseinander – und damit auch die Familie Thalheim. Und der Leser ist mittendrin.
Auch wenn Frauen schon auf einem guten Weg der Gleichberechtigung waren – richtig gut war es noch nicht. Es wird immer wieder klar, wie sehr die Frauen noch unter der Fuchtel der Männer standen, vor allem im Alltag einer Akademie.

Brigitte Riebe hat es mit ihrer bildgewaltigen Sprache wieder einmal geschafft, mich völlig in die Geschichte zu ziehen. Persönliche Konflikte der Charaktere, aber auch Momente, die Weltgeschichte schrieben, ließen mich mit ganz tief abtauchen und alles um mich herum vergessen.
Momente, die ich bisher nur aus Geschichtsbüchern oder Dokumentationen kannte, wurden plötzlich so lebendig, als ob ich dabei gewesen wäre. Ich konnte nachfühlen, wie die Menschen den Bau der Mauer erlebten, fühlte mich als Teil der Menge, die dem amerikikanischen Präsidenten John. F. Kennedy zujubelten. Geschichte zum Fühlen und zum Greifen nah.
Mir persönlich hat dieser abschließende Teil der Reihe um die ‚Thalheim-Schwestern‘ am besten gefallen. Es war eine so große Energie in diesem Buch, wie ich sie selten spüre. Ich hatte so oft eine Gänsehaut und es standen mir die Tränen in den Augen.

Fazit: Ein ganz bezauberndes, packendes und energiegeladenes Buch mit einer vielschichtigen Hauptfigur. Absolut empfehlenswert. Unbedingt lesen!

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag zugesendet bekommen. Dies hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

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