von Mina König
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. Juni 2023
Verlag: Heyne
Ausgabe: Paperback und eBook
ISBN: 978-3-453-42755-6
Seitenanzahl: 400 Seiten
Preis: HC: 16,00€, eBook: 7,99€
https://www.penguinrandomhouse.de/paperback/die-modemacherin-von-paris-mit-ihren-kleidern-verzauberte-elsa-schiaparelli-die-menschen-fuer-ihr-glueck/mina-koenig/heyne/e610391.rhd
Klappentext:
„1922: Als Elsa Schiaparelli mit ihrer schwerkranken Tochter nach Paris kommt, scheint ihr großer Traum endlich in greifbarer Nähe. Schon immer will sie die Welt mit ihren farbenfrohen Modeentwürfen erobern. Mit Kleidern, die mutiger und expressiver sind als je zuvor. Inspiriert von ihren Freunden, Künstlern wie Man Ray, Jean Cocteau und Pablo Picasso entwirft Elsa Kreationen, die zu wahren Kunstwerken der Moderne werden und stellt die Grande Dame Coco Chanel damit in den Schatten. Doch Elsa kämpft auch an einer anderen Front: Wird ihre Tochter je wieder gehen können? Auf einer rauschenden Party trifft sie auf den Künstler Théo, mit dem sie bald nicht nur die Leidenschaft zur Mode teilt … Hat sie in ihrem Leben noch Platz für die Liebe?“
Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin und dem Heyne Verlag als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Das Buch „Die Modemacherin von Paris“ von Mina König ist ein Roman, welcher in den 1920er Jahren in Paris spielt und das aufregende Leben von Elsa Schiaparelli zeigt, welche sich mit viel Mut, Ausdauer und Ideenreichtum einen Namen in der Mode- und Kunstwelt macht.
Paris 1922: Nach der Trennung von ihrem Ehemann verlässt Elsa Schiaparelli New York und kommt in Paris an. In der Weltstadt der Kunst möchte sie Fuß fassen und mit ihren farbenfrohen und expressiven Modeentwürfen die Welt erobern. Doch es ist ein hartes Pflaster und Elsa muss lernen mit teils herben Rückschlägen klar zu kommen.
Auch ihre geliebte Tochter Gogo benötigt Elsas Zuwendung und Liebe. Nach einer Infektion sitzt das kleine Mädchen im Rollstuhl und Elsa ist bereit, alles zu geben, damit ihre Tochter wieder gehen kann.
Als sie dann den Künstler Théo trifft, entflammt eine zärtliche Liebe – doch Elsa ist sich nicht sicher, ob diese Liebe noch Platz in ihrem eh schon sehr bewegten Leben hat.
Mina König ist das Pseudonym der österreichischen Autorin Emily Walton, welche mich 2021 mit „Miss Hollywood – Mary Pickford und das Jahr der Liebe“ (unter Emily Walton veröffentlicht) und 2022 mit „Mademoiselle Oppenheim“ begeistern konnte.
Als mich die Autorin fragte, ob ich ihr neues Buch „Die Modemacherin von Paris“ auch lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen. Durch ihre wunderbaren Geschichten, habe ich das Gefühl, dass ich den vielen Künstlern der 1920er/ 1930er Jahre und ihren Werken näher komme und völlig in diese spannende und dramatische Kunstepoche eintauchen kann. Der Name Elsa Schiaparelli sagte mir entfernt etwas, doch ich habe mich bisher noch nicht ausgiebig mit dieser faszinierenden Frau beschäftigt – das sollte sich nun ändern.
Ich bekam das Buch freundlicherweise vom Heyne Verlag und der Autorin als vorzeitiges und kostenloses Rezensionsexemplar zusammen mit einer Postkarte zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch ist als 400 Seiten starkes Paperback auf den Markt gekommen. Auf der vorderen Klappe befindet sich ein kurzer Abriss zum Inhalt, auf der hinteren Klappe wird die sympathische Autorin mit einem Foto und einer kurzen Biographie vorgestellt. Die vordere und auch die hintere Klappe sind leer geblieben, was ich schade finde – hier hätte man mit Sicherheit noch einiges graphisch herausholen können, wie zum Beispiel einen Stadtplan von Paris oder etwas mit den Modeentwürfen von Elsa Schiaparelli.
Das wunderschöne und passende Cover zog sofort meine Blicke auf sich. Stilistisch erinnert es an „Mademoiselle Oppenheim“ und besitzt damit einen guten Wiedererkennungswert. Zu sehen ist eine Frau in einem rot-orangen Kleid mit einer auffallenden Schleife im Dekolletee-Bereich. Sie trägt eine zum Kleid farblich passende Kopfbedeckung und steht seitlich zum / zur Betrachter(in), welche(n) sie mit einem offenen, aber auch intensiven Blick anschaut. Ihr rechter Arm liegt um ihren Bauch, während ihr linker Arm angewinkelt ist, die Fingerspitzen berühren leicht ihre Schulter. Im Hintergrund erheben sich einige Gebäude: Links ein Café und der mittig platzierte Eiffelturm – damit wird sehr schnell klar, dass dieses Buch in Paris spielt.
Der Widmung des Buches folgt ein stimmungsvolles Zitat von Elsa Schiaparelli. Dem schließen sich der Prolog, der erzählerische Teil mit insgesamt neunzehn Kapitel, sowie der Epilog, ein Nachwort und die Danksagung der Autorin an. Ein Personenregister gibt es nicht – es hat mir auch nicht gefehlt – ich konnte den Figuren und ihren Hintergründen immer stets gut folgen.
Der Prolog des Buches setzt im Jahr 1898 in Rom an. Hier lernen wir Elsa Schiaparelli als junges Mädchen kennen, aber auch ihre Bezugsperson: Ihren Onkel Giovanni. Das erste Kapitel beginnt im Jahr 1922 in New York: Aus dem Mädchen Elsa ist eine Frau und Mutter geworden, welche zusammen mit ihrer kleinen und schwer kranken Tochter vor ihrem Ehemann nach Paris flieht. Die nächsten Kapitel kommen dann leider ohne eine Zeitangabe daher, was es mir etwas schwer machte, mich zeitlich zu orientieren – doch es gibt kleine Anhaltspunkte, wie viel Zeit vergeht. Mit dem Epilog endet das Buch im Jahr 1935 in Paris. Somit umfasst die chronologisch erzählte Gesamthandlung des Buches insgesamt 37 Jahre.
»Für mich ist Mode eben Kunst. Jedes Kleid ist ein Kunstwerk. Ich hasse es, wenn man das Entwerfen von Kleidern einem Handwerk gleichsetzt.«“
[Kapitel 3, S. 71]
Viele der Figuren in diesem Buch haben einen realen und historischen Hintergrund.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Modeschöpferin und Künstlerin Elsa Schiaparelli (10. September 1890 – 13. November 1973).
Aus ihrem Privatleben ist wenig bekannt, da sie dies stets verschlossen hielt. Um der Figur näher zu kommen, hat Mina König diesbezüglich auch Fiktion in ihren Roman mit einfließen lassen. Die historischen Fakten hat die Autorin wunderbar recherchiert und verbindet sie meisterhaft mit den fiktiven Elementen.
Elsa Schiaparelli ist eine Figur, welche mir ab der ersten Seite des Buches sympathisch war und zu einer Freundin und Verbündeten wurde. Sie gibt alles für ihren Traum, stolpert und fällt auch öfter hin – und steht doch immer wieder auf. Sie ist ein Genie und eine Künstlerin in einer Person. In einigen Situationen nimmt sie kein Blatt vor den Mund und sie brachte mich mit ihren teils unbedachten und impulsiven Äußerungen immer wieder zum Lächeln.
„Es ging hier nicht um Coco Chanel oder um irgendwelche anderen Modemacher der Gegenwart oder Vergangenheit. Es ging einzig und allein um sie – um ihren Traum. Und um diesen zu verwirklichen, da war sie sich ziemlich sicher, musste sie authentisch sein.“
[Kapitel 6, S. 131]
Vor allem konnte ich ihre innere Zerrissenheit zwischen ihrer Karriere und dem Mutter-Sein sehr stark spüren. Sie gibt alles dafür, dass ihre Tochter therapiert wird, vermisst sie unendlich, versucht aber auch gleichzeitig ihre Karriere voranzutreiben, was sie aber wieder von ihrer Tochter entfernt.
„Elsa blickte zwischen der Skizze des genialen Pullovers und der schlafenden Gogo hin und her und fühlte, wie ihre Bedürfnisse links und rechts an ihr zerrten. Es musste doch eine Möglichkeit geben, beides zu sein: Eine Mutter und eine Frau, die ihre Ziele verfolgte – vor allem, wenn sie so kurz davorstand, diese zu erreichen.“
[Kapitel 15, S. 304/ 305]
Mina König hat die historische Elsa Schiaparelli gekonnt zum Leben erweckt und ihre Entwicklung sehr authentisch wiedergegeben. Sie ist ein Charakter, den ich am Ende des Buches nicht gerne loslasse und an den ich mich mit Sicherheit immer wieder gerne zurück erinnere.
Neben Elsa steht ihre Tochter Gogo, welche noch ein kleines Mädchen ist, jedoch körperlich schwer krank ist. Ihre ergreifende und tragische Geschichte trieb mir immer wieder die Tränen in die Augen und ich litt sehr mit ihr mit.
Théo, der Mann an Elsas Seite ist fiktiv. Wie auch schon in „Mademoiselle Oppenheim“ ist es Mina König wieder perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund einzubetten und mit den historischen Figuren zu verbinden.
In die interessanten Lebensgeschichten der vielen historischen Persönlichkeiten der damaligen Kunstszene erlaubt uns Mina König einen interessanten Einblick. Es sind Namen, die noch bis heute vielen ein Begriff sind. Auch wenn mir nicht jeden Figur sympathisch war, konnte ich mich in jede der Figuren hineinversetzen. Zusammen bilden sie, mit all ihrer Tragik, ihren Gegensätzen, Zerwürfnissen und Differenzen, ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft der 1920er und 1930er Jahre in Paris.
Es ist eine Gesellschaft, in welcher noch immer die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges zu spüren. Von den fast 8,1 Millionen Franzosen im Kriegsdienst waren zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Menschen gefallen.
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte Paris einige Jahre der totalen Befreiung, eine Ära des Tanzes und Vergnügens – die ‚Années folles‘ („verrückte Jahre“), welche eine unmittelbare Reaktion auf den Schrecken der Schützengräben und der erlebten Traumata war. Die Begriffe ‚Années folles‘, „Roaring Twenties“und „Goldene Zwanziger“ bezeichnen rückblickend den europäischen Überschwang der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg.
Der Lebenshunger erfasste das Nachkriegsfrankreich, die Mode war von kreativer Energie geprägt. Paris beherbergte die schöpferische und sorglose Kraft der 1920er Jahre, hier trafen sehr unterschiedliche Lebensstile aufeinander, in denen die Anziehungskraft für neue Formen der Literatur, Mode oder Architektur ihren Platz fanden.
„»Sieh dich doch um, wir sind in hier in Paris, der inspirierendsten Stadt der Welt. Nirgendwo sonst pulsiert das Leben so wie hier. Nirgendwo sonst kann man so frei sein!«“
[Kapitel 16, S. 330]
Es ist eine Zeit, in der es für Frauen nicht selbstverständlich war, ein erfolgreiches Unternehmens zu gründen und zu führen – galten Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung doch meist als Musen für männliche Künstler, als Partnerinnen im Hintergrund oder schmückendes Beiwerk. Ob von Künstlerkollegen oder vom Publikum, in der Regel wurde kaum eine Frau damals als eigenständige Künstlerin wahrgenommen. Doch es gab Ausnahmen. Und eine dieser Ausnahmen war Elsa Schiaparelli.
„Frauen verdienten heutzutage vollkommene Freiheit – auch in ihrer Kleidung.“
[Kapitel 10, S. 192]
Mit ihrem Roman hat Mina König dieser begnadeten, doch etwas in Vergessenheit geratenen Künstlerin und Mode-Pionierin ein unvergessliches Denkmal gesetzt. Es ist eine Geschichte, welche im Kopf und vor allem im Herzen bleiben wird. Die ausgewogene Mischung aus Realität und Fiktion (worauf die Autorin in ihrem ausführlichen Nachwort eingeht) sowie der sehr bildhafte und detaillierte Sprachstil machen das Buch zu einer gelungenen Zeitreise in das Paris der 1920er/ 1930er Jahre.
Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses wunderbare Lese-Erlebnis, welches meinen Horizont erweitert hat.
Fazit: Ich habe Elsa Schiaparelli ab der ersten Seite ganz fest in mein Herz geschlossen. Während des Lesens verspürte ich immer wieder eine Gänsehaut und mir stiegen die Tränen in die Augen – ein Buch und eine Geschichte, welche definitiv unvergessen bleiben. Unbedingt lesen!
* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.