„Was das Herz erträumt – Die Sternberg-Saga“

von Kristina Herzog

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 19. Juni 2023
Verlag: Selbst-Verlag
Ausgabe: Taschenbuch und eBook
ISBN: 978-3-910798-00-7
Seitenanzahl: 442 Seiten
Preise: Taschenbuch: 14,99€, eBook: 4,99€

https://www.kristinaherzog.de/was-das-herz-ertraumt/

Klappentext:
„Eine couragierte Frau, die die Zuversicht auch in dunklen Stunden nicht aufgibt.
Zürich, 1932: Die junge Jüdin Lucie ist fest entschlossen, das neue Leben nach der Flucht in die Schweiz mit Leichtigkeit zu meistern. Und das, obwohl sie ihre große Liebe Paul in Berlin zurücklassen musste. Auch Hannah, Alma und der Rest der Familie hoffen auf einen glücklichen Neuanfang. Doch das Schicksal hat einen anderen Plan und sie müssen erleben, wie zerbrechlich das Glück sein kann. Lucie leidet nicht nur unter ihrer Fernbeziehung, sie muss sich auch in der neuen Umgebung behaupten. Werden sie und ihre Familie es schaffen, die Schwierigkeiten zu überwinden und die ersehnte Freiheit in der neuen Heimat finden?“

Hinweise:
– Das Buch ist der dritte Teil der „Sternberg-Saga“. Falls ihr den ersten Teil „Was der Morgen verspricht“ und den zweiten Teil „Was die Hoffnung bringt“ noch nicht kennt und lesen möchtet, solltet ihr diese Rezension nicht lesen – Spoilergefahr!
– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin Kristina Herzog als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Kristina Herzog Autorin

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Das Buch „Was das Herz erträumt“ von Kristina Herzog ist der dritte Teil der „Sternberg-Saga“ und erzählt, wie sich das Leben der Familie Friedländer nach der Auswanderung nach Zürich im Jahr 1932 entwickelt.

Berlin und Zürich im Jahr 1932: Nach dem die jüdische Familie Friedländer in Berlin immer mehr der Ausgrenzung und dem Hass ausgesetzt waren, wandert die Familie in die Schweiz aus. Dort findet sie in der beschaulichen Stadt Zürich ein neues und sicheres Zuhause. Sie alle hoffen auf einen Neuanfang, doch jedes Familienmitglied hat seine persönlichen Verletzungen und Wunden mit in die neue Heimat genommen.
Tochter Lucie musste ihre große Liebe Paul in Berlin zurücklassen und leidet sehr unter der Fernbeziehung. Sie ist jedoch fest entschlossen, sich nie wieder in die Opferrolle zu begeben und baut nach und nach ein riesiges Lügenkonstrukt auf, welches immer wieder droht, über ihr und der Familie einzustürzen.
Auch die anderen Mitglieder der Familie müssen leidvoll erkennen, dass das Glück eine sehr fragile Sache sein kann. Doch sie alle sind auf der Suche nach Zufriedenheit und Freiheit in der neuen Heimat.

Den ersten Teil „Was der Morgen verspricht – Die Sternberg-Saga“ bekam ich im April 2022 von der Autorin zugesendet und las diesen mit großen Vergnügen. Dieser Auftakt und auch der zweite Teil „Was die Hoffnung bringt – Die Sternberg-Saga“ konnten mich mit den starken und authentischen Charakteren, der spannenden Handlung und den akribisch recherchierten geschichtlichen Hintergründen völlig begeistern und ich war schon sehr gespannt, wie es mit den Figuren weitergehen würde Von daher musste ich nicht lange überlegen, als die Autorin anfragte, ob ich auch den hier vorliegenden dritten Teil der Reihe lesen und rezensieren möchte.
An dieser Stelle ein weiteres ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Zusendung des dritten Teils und den lieben Kontakt vor, während und nach des Lesens.

Da ich das Buch vorab als eBook gelesen habe, beschreibe ich hier den Aufbau und die Ausstattung des eBooks. Gegebenenfalls weicht das Taschenbuch von der hier aufgeführten Beschreibung ab.
Das Cover des Buches zeigt ein Pärchen, welches in einen innigen Tanz vertieft ist. Die eine Hand des Mannes liegt auf dem Rücken der Frau, während die andere eine Hand der Frau hält. Der Mann hat die Augen geschlossen, die Frau dreht ihren Kopf in seine Richtung. Beide scheinen die in Nähe des jeweils anderen sehr zu genießen und es wirkt, als wären sie kurz vor einem Kuss. Der Betrachter wird Zeuge dieser intensiven und spürbaren Zweisamkeit.
Zusammen mit den perfekt zueinander passenden Covern und den abgestimmten und harmonischen Buchtiteln hat diese gesamte Buchreihe einen sehr gelungenen Wiedererkennungswert.
Der Widmung des Buches folgt das Inhaltsverzeichnis, aus dem ersichtlich wird, dass das etwa 440 Seiten starke Buch in insgesamt 43 Kapiteln gegliedert ist. Dem letzten Kapitel folgen ein Nachwort und der Teil „Über die Autorin“.
Die chronologisch erzählte Handlung beginnt direkt mit dem ersten Kapitel, setzt im Januar 1932 ein und knüpft damit unmittelbar an das Ende des zweiten Bandes „Was die Hoffnung bringt“ an – dadurch war ich sofort wieder in der Geschichte angekommen.
Es ist meiner Meinung nach empfehlenswert, dass man die ersten beiden Bände der Buchreihe bereits gelesen hat, da man die Hintergründe, vor allem aber die Entwicklungen der einzelnen Figuren besser nachvollziehen kann – es ist aber nicht unbedingt erforderlich. Auch ohne Kenntnisse der vorherigen Bände bietet dieser Band ein unterhaltsames und dramatisches Lese-Erlebnis.

Den Mittelpunkt des Romans bilden die vielen Mitglieder der Familie Friedländer und ihre vielfältigen Geschichten, sowie einige ihrer Bekannten und Verwandten.
Lucie Friedländer ist die Tochter von Hannah und Daniel – ihre Geschichte nimmt einen großen Teil der Handlung ein. Nachdem sie im zweiten Teil schon einmal ihre Heimatstadt Tübingen verlassen musste und sich mit Berlin arrangieren musste, muss sie auch in diesem Teil wieder einmal alles Liebgewonnene hinter sich lassen und sich nicht nur in einer neuen Stadt zurechtfinden – sondern auch in einem anderen Land. Die Familie wandert geschlossen nach Zürich aus, um den Ausgrenzungen und immer stärker werdenden Anfeindungen zu entkommen. Für Lucie bedeutet dieses erneut Verlust, gleichzeitig aber auch Hoffnung, noch einmal von vorne anzufangen.

„Während Lucie zu Beginn der Fahrt noch erfüllt gewesen war von der Trauer über alles, was sie zuhause, in Berlin, hatte zurücklassen müssen, wuchsen jetzt mehr und mehr ihre Vorfreude und die Neugier auf das neue Heim, die unbekannte Umgebung und das für ihre Familie hoffentlich sichere und Geborgenheit bietende neue Land, die Schweiz. Gleichzeitig vermisste sie bereits die inzwischen so vertraute Villa der Urgroßeltern, die ehemaligen Mitschülerinnen, die gewohnten Straßen und Parks, aber vor allem Paul.“
[Kapitel 1]

Lucies Art ist sehr direkt und sie hat, ähnlich wie ihre Mutter Hannah, ihren eigenen Kopf. Sie weiß, was sie sich von ihrem Leben erhofft und was sie erreichen möchte – damit schlägt sie auch immer wieder den Menschen in ihrer Umgebung vor den Kopf. Auch wenn sie eine genaue Vorstellung hat, was sie später studieren möchte, wirkt Lucie oft verloren und muss ihren Weg und vor allem ihren Platz im Leben erst noch finden und vor allem erkämpfen. Durch ein immenses Lügenkonstrukt bringt Lucie sich aber auch in Schwierigkeiten, welche sie irgendwann nicht mehr überblicken kann und sie muss einige schwierige Entscheidungen treffen. Ihr Lichtblick und ihre Hoffnung ist und bleibt hierbei die Liebe zu Paul.
Paul wirkt im Gegensatz zu Lucie immer etwas abgeklärt und zu Beginn der Handlung auch etwas kühl. Doch die Beiden verbindet die ganz große Liebe, eine Liebe, welche jedoch von Pauls Eltern nicht gerne gesehen ist. Einerseits muss er sich den Vorstellungen und Meinungen der Eltern beugen, andererseits ist er aber nicht dazu bereit, sich alles vorschreiben zu lassen und die Liebe zu Lucie dadurch zu verlieren. Seine entschlossene und hilfsbereite Art erinnerten mich manchmal sehr an Daniel, Lucies Vater.
Hannah und Daniel, die Eltern von Kurt, Ariel und Kurt, stehen auch sehr zentral in der Handlung. Auch die Beiden mussten vieles in Berlin zurücklassen, tragen aber auch viele Verletzungen mit sich herum – vor allem Hannah. Sie zweifelt immer mehr an sich und ihrem Beruf und als dann auch noch ein großer Schicksalsschlag die Familie trifft, ist für Hannah nichts mehr so, wie es einmal war.

„Grundsätzlich war sie bereit, weiterzugehen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie brauchte nur etwas Zeit, damit die schwärenden Wunden in ihrem Inneren zuheilten.“
[Kapitel 3]

Zusammen mit ihrem Ehemann Daniel bildet sie das Herzstück der Familie und den Punkt, an dem die Familie immer wieder zusammen kommt. Auch wenn Daniel eine schwere Zeit durchmachen muss und sich für seine neue Arbeitsstelle aufopfert, verbindet Daniel und Hannah eine jahrelange Liebe, welche von gegenseitigen Respekt und großer Zuwendung geprägt ist.

„Obwohl sie schon so lange verheiratet waren, freute Hannah sich noch immer, wenn sie ihn sah. Er war ihr Fels in der Brandung, ihr Freund, Vertrauter und Geliebter.“
[Kapitel 5]

Ariel und Kurt, die beiden Brüder von Lucie, nehmen mit ihren ergreifenden Schicksalen auch einen großen Teil in der Handlung ein. Die beiden Brüder sind so unterschiedlich und sind sich gleichzeitig doch ähnlich. Sie beide sind vom Leben schwer gezeichnet und müssen immer wieder mit schweren Rückschlägen zurecht kommen, beide suchen sie die Flucht vor ihren Problemen. Ich möchte an dieser Stelle nicht detaillierter darauf eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme – möchte aber auch den Tipp geben: Haltet unbedingt Taschentücher bereit.
Eine weitere Figur, welche mit ihrer dramatischen Geschichte schon in den ersten beiden Bänden sehr berührt hat ist das ehemalige Zimmermädchen Alma. Sie ist zu Hannahs besten Freundin und engsten Vertrauten geworden. Nach wie vor steht sie mit ihrer lebensfrohen und immer zuversichtlichen Art fest im Zentrum der Geschichte und bildet für alle anderen Figuren den ruhenden Pol. Doch auch bei Alma schlägt das Schicksal unerbittlich zu – hier musste ich des Öfteren schwer schlucken und das Buch immer wieder kurz zur Seite legen.
Neben diesen Figuren spielen noch einige andere Figuren mit. Sie alle konnten mich mit ihren fein gezeichneten Charakterzügen und ihren Geschichten völlig überzeugen, einige konnten mich mit ihren Handlungen auch sehr überraschen.
Kristina Herzog hat ihre fiktiven Figuren glaubhaft weiterentwickelt und auch neue Figuren geschaffen, während es gleichzeitig hieß von einigen liebgewonnen Figuren Abschied zu nehmen. Alle zusammen geben ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft in den 1930er Jahren ab und zeigen interessante Einblicke in die damalige Denk- und Lebensweisen.

Es ist eine Gesellschaft, welche tief gespalten ist: In Deutschland haben die Nationalsozialisten die Macht an sich gerissen. Es ist eine Zeit der Ausgrenzung und Verfolgung von Andersdenkenden und Andersgläubigen. Immer mehr Menschen sehen sich gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Zwischen 1933 und 1937 verließen insgesamt rund 130.000 Juden das nationalsozialistische Deutschland – schätzungsweise 7.000 Menschen von ihnen fanden Zuflucht in der Schweiz. Leider habe ich keine Zahlen gefunden, welche die Situation vor 1933 abbilden, also die Zeit, in der das Buch „Was das Herz erträumt“ spielt.

„Natürlich wusste sie, dass es keine Möglichkeit gegeben hatte, als ihre Heimat zu verlassen, um die Familie zu schützen, aber trotzdem hatte sie das Gefühl, hier irgendwie falsch zu sein. Und das, obwohl alle, die sie liebte und die ihr wichtig waren, ebenfalls mit nach Zürich gekommen waren. Doch das Leben in der neuen Heimat würde sich drastisch von dem unterscheiden, woran sie gewöhnt waren. Schafften es alle, sich einzugewöhnen und ihren Platz hier zu finden? Und was, wenn es nicht so war? Wenn ihnen die Schweiz trotz aller Schönheit fremd bliebe? Wo sollten sie dann hingehen? Zurück in ihr Zuhause konnten sie nicht mehr. Weder nach Tübingen noch nach Berlin.
[Kapitel 2]

Es ist mir sehr positiv aufgefallen, dass dieses Buch die Auswanderung/ Flucht und den Neuanfang einer Familie zeigt. Dieses Thema wird in vielen anderen Romanen angeschnitten und spielt oft nur am Rande eine Rolle. Hier wird das Thema Auswanderung/ Flucht sehr zentral behandelt und es wird deutlich, dass die Menschen all ihre Probleme, aber auch Verwundungen mitgenommen haben – es war ein Neuanfang – aber eben auch kein Start in ein völlig neues unbeschwertes Leben.
Diese geschichtlichen Hintergründe und Themen stellt Kristina Herzog sehr authentisch und nachvollziehbar da. Anhand den Schicksalen ihrer fiktiven Figuren wird Geschichte spür- und fühlbar.
Zusammen mit ihrem detaillierten und bildhaften Sprachstil nimmt uns Kristina Herzog mit in eine Geschichte, welche mit all ihren unterschiedlichen und mitreißenden Dramen, noch lange im Kopf und im Herzen bleiben wird. Es ist, wie auch die beiden vorherigen Bände, eine sehr ruhige Geschichte, in der es aber auch immer wieder spannende und aufwühlende Passagen gibt, die mich sehr mitreißen und ergreifen konnten – so sehr, dass ich beim Lesen des Öfteren eine Gänsehaut hatte und immer wieder mit den Tränen kämpfen musste.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Kristina Herzog ganz herzlich für dieses unvergessliche Lese-Erlebnis bedanken. Und: Im Prinzip wäre noch Platz und Spielraum für weitere Teile dieser bewegenden Familiensaga.

Fazit: Kristina Herzog ist es vortrefflich gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und miteinander zu verbinden. Auch die Tragik, Spannungen, Zerwürfnisse, Schicksalsschläge und Differenzen zwischen den Figuren waren spürbar und zogen mich schnell in die emotionale Geschichte hinein. Unbedingte Leseempfehlung!

* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch die Autorin, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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