„Eine grenzenlose Welt – Zukunft“

von Sonja Roos

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Achtung, Spoilergefahr! Bitte nicht lesen, wenn ihr die ersten Bände der Reihe noch nicht gelesen habt.
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. August 2024
Verlag: Goldmann
Ausgaben: Paperback, eBook
ISBN:   978-3442494156
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preise: 16€ (Paperback), 09,99€ (eBook)
Reihe: „Auswanderer-Saga“, Band 03 von 03

Klappentext:
„New York 1904: Eine Tragödie versetzt die Stadt in Aufruhr und verändert das Schicksal der vier deutschen Auswanderer, die sich in New York ein neues Leben aufgebaut haben: Als beim Untergang eines Ausflugsdampfers zahllose Menschen im East River ertrinken, ist unter den Opfern auch die Auswanderin Rosie. Während ihr Mann Simon in eine tiefe Krise stürzt und sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung Morning Herald kümmert, vergräbt sich Rosies Cousine Marga in ihre Arbeit als Journalistin. Mit verbissenem Ehrgeiz will sie den Herald retten, worüber schließlich sogar ihre Ehe mit dem Fotografen Nando zu zerbrechen droht. Werden die drei es schaffen, ihren Herzen zu folgen, um am Ende doch noch ihr Glück zu finden?“

Homepage:
https://www.sonjaroos.de
https://www.penguin.de/buecher/sonja-roos-eine-grenzenlose-welt-zukunft/paperback/9783442494156

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Bände noch nicht gelesen habt, diese aber noch lesen möchtet, Spoilergefahr!
Meine ausführliche Rezension zum ersten Band findet ihr hier: „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“, zum zweiten Band hier: Eine grenzenlose Welt – Schicksal“
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
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Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der dritte und abschließende Band der ‚Auswanderer-Saga‘, welche im beginnenden 20. Jahrhundert vorwiegend in New York spielt.

„»Da unten liegt die großartigste Stadt der Welt mit all den Menschen, die Geschichten haben oder Geschichte schreiben werden. Wir müssen nur hinsehen und es für die Nachwelt festhalten.«“

[Kapitel 46, Seite 316]

New York, Juni 1904: Der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ reißt viele Menschen in den Tod und damit auch riesige Lücken in die Gesellschaft der Deutsch-Amerikaner in New York City.
Für die Auswanderer Maggie, Nando und Simon ist nach dem Untergang nichts mehr so, wie es davor war, denn Rosie ist unter den mehr als 1000 Toten. Die tiefe Trauer um seine geliebte Frau stürzt Simon in eine tiefe Krise und er kann sich kaum noch um sein Lebenswerk, die Zeitung „Morning Herald“, kümmern. Maggie, die um ihre geliebte Cousine trauert, möchte den Herald mit allen Mitteln retten – auch wenn sie dafür ihre Ehe mit Nando aufs Spiel setzt.

Mit großer Begeisterung habe ich den Auftakt „Eine grenzenlose Welt – Aufbruch“ und den zweiten Band „Eine grenzenlose Welt – Schicksal“ gelesen. Diese stimmungsvollen und farbenprächtige Geschichte hat es mir ab den ersten Seiten des ersten Bandes angetan und ich fand zu den vielfältigen Charakteren schnell einen Zugang. Zudem lernte ich eine Menge zu der Geschichte der Auswanderung im ausgehenden 19. Jahrhundert. Deshalb war es klar, dass ich auch den dritten und abschließenden Band „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ einfach lesen musste, um zu wissen, wie es mit all den liebgewonnen Figuren weitergeht und vor allem war ich gespannt, wie die Buchreihe enden wird.
Freundlicherweise bekam ich das Buch vom Goldmann Verlag als kostenloses und vorzeitiges Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das Cover des Buches passt hervorragend zum ersten und zweiten Band der Reihe, wodurch sich ein guter Wiedererkennungseffekt einstellt und auch die drei Teile als eine Einheit gesehen werden.
Es ist ein hellgrünen Farbtönen gehalten und zeigt in der rechten oberen Hälfte eine junge Frau im seitlichen Profil. Ihr offener Blick geht zur Seite. Mittig im Cover steht der Titel und Untertitel des Buches, darunter ist eine historische Ansicht der Freiheitsstatue auf der Liberty Island zu sehen.

Coverrechte: Goldmann Verlag

Das Buch ist, wie bereits die ersten beiden Bände, eine sehr hochwertig gestaltete Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe werden die Hauptfiguren vorgestellt, die hintere Klappe beinhaltet ein Bild und eine kurze Biografie der sympathischen Autorin, sowie eine Übersicht der Trilogie. Das Innere der Klappen ist vorne und hinten leer geblieben.
Insgesamt umfasst das Buch 384 Seiten, welche sich auf 53 relativ kurze Kapitel, einen Prolog, einen Epilog und einem Nachwort und der Danksagung der Autorin aufteilen.
Die Handlung beginnt mit dem Prolog, welcher am 15. Juni 1904 ansetzt und damit direkt an an das Ende des zweiten Bandes anknüpft. Das erste Kapitel beginnt dann ein Jahr nach den Ereignissen des Prologs. Chronologisch arbeitet sich die Handlung auf den Epilog zu, nach dessen Ende wir uns im Juni 1907 befinden.
An dieser Stelle möchte ich anfügen, dass man unbedingt Band 1 und 2 der Reihe gelesen haben sollte, bevor man diesen dritten Band liest. Ansonsten fehlen viele Hintergrundinformationen zu den vielen und vielfältigen Charakteren und deren Hintergründe und Entwicklungen können nicht richtig erfasst werden.
Wie in den vorherigen Bänden war ich schnell wieder in der Geschichte drin – auch wenn ich bereits nach dem Prolog das Buch kurz zur Seite legen musste um tief durchzuatmen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie die Geschichte ohne meine Leiblingsfigur Rosie weitergehen sollte.
Nach wie vor stehen in den einzelnen Kapiteln abwechselnd die verschiedenen Charaktere im Mittelpunkt. Deren einzelne Geschichten sind eng miteinander verknüpft und verbinden sich zu einer großen Geschichte, in der unheimlich viel passiert und in der sich immer wieder eine immense Spannung aufbaut.
Dies und der bildhafte und lebendige Sprache der Autorin sorgen dafür, dass man in längst vergangene Zeiten abtauchen kann, eine Menge erfährt und das Buch am liebsten am Stück durchlesen möchte.

„»Der liebe Gott hat uns viele Bürden gegeben, einem jeden Menschen. Als Entschädigung hat er uns auch die Liebe geschenkt, und die kann nicht sterben.«“

[Kapitel 18, Seite 138]

Ein Großteil der Figuren ist bereits aus dem ersten Band bekannt. Während sich einige authentisch weiterentwickelt haben, diese in ihrem Leben angekommen sind und ihre Träume und Wünsche erfüllt haben, heißt es auch schweren Herzens von einigen liebgewonnen Figuren frühzeitig Abschied zu nehmen.
Einigen der verbleibenden Figuren hätte ich immer wieder gerne zugerufen „Jetzt hört euch doch bitte mal zu!“ oder „Nein, so ist das nicht!“. Es ist ein ständiges Hin und Her, ein stetiges Bergauf und Bergab.
Zu den bereits bekannten Figuren gesellen sich auch einige neue Figuren hinzu und ergänzen diese mit ihren ganz eigenen Geschichten. Vor allem das Auftauchen der berühmten Nellie Bly kam unerwartet – aber sie fügt sich, trotz ihrer unangepassten Art, perfekt in die Handlung ein.
Macy und ihre Familie sind bereits im zweiten Band vorgekommen, in diesem dritten Band steht Macy mehr im Mittelpunkt der Geschichte. Ich mochte ihre ehrliche und offene Art und auch, wie souverän sie mit Rückschlägen und dem rauen und ungerechten Gegenwind aus der Gesellschaft umgeht.
Allzu detailliert gehe ich an dieser Stelle auf die einzelnen Figuren nicht ein, da ich sonst vieles von der Handlung vorwegnehme. Sonja Roos ist es perfekt gelungen, ihre fiktiven Figuren in den geschichtlichen Hintergrund einzubetten und gekonnt mit diesem und auch untereinander zu verbinden. Mit den Charakteren und ihren vielfältigen Geschichten habe ich während des Lesens den Zeitgeist gespürt und die vielen wahren Begebenheiten und mitunter erschütternden Ereignisse, welche die Protagonisten erleben, direkt miterlebt. Und genau das macht auch diesen dritten Teil zu einem gelungenen, unterhaltsamen, lehrreichen, unvergesslichen und vor allem hochemotionalen Lese-Erlebnis.

„Es war nicht so, dass sie Simons Trauer nicht verstand. Im Gegenteil, sie spürte sie ebenso, Tag für Tag. Ein Schmerz, der nie abebbte, der immer irgendwo lauerte, selbst wenn sie nur kurz vergaß, dass einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben nicht mehr da war.“

[Kapitel 01, Seite 22]

Den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund von „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ bildet das beginnende 20. Jahrhundert. Während im ersten Band die große Auswanderungswelle im Vordergrund steht, setzt der zweite Band seinen Schwerpunkt in das Zeitungswesen und den Journalismus zu dieser Zeit. Im dritten Band stehen die vielen Katastrophen dieser Zeit im Zentrum der Geschichte.
Hier ist an erster Stelle der Untergang des Ausflugdampfers „General Slocum“ am 15. Juni 1904 zu nennen. Dieses Unglück vor New York gilt als größte zivile Schiffskatastrophe der USA und war für „Little Germany“ eine Zäsur, von der es sich nie wieder erholen sollte. Von den mindestens 1.388 Deutsch-Amerikanern an Bord starben mehr als 1000 – darunter viele Frauen und Kinder. Viele Familien hatten mindestens einen Toten zu beklagen, die Selbstmordrate stieg, leere Plätze in Kirchen und Schulen erinnerten die Überlebenden auf Dauer an die Katastrophe. Sonja Roos hat dieses Unglück direkt mit ihren fiktiven Hauptfiguren verbunden, denn auch Rosie Broder ist unter den Toten. Ich muss gestehen, dass mir der Untergang des Ausflugdampfers „Henry Slocum“ bisher noch nichts sagte – nun bin ich im Nachgang der Lektüre von diesem Unglück, dieser Verkettung furchtbarer Umstände, sehr bestürzt.
Neben diesem Schiffsunglück werden noch weitere Unglücke geschildert, auf die ich nicht näher eingehe, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme.
Ein weiteres gesellschaftliches Thema ist die sogenannte Rassentrennung in den USA, welche dort von 1877 bis 1967 bestand. Diese Rassentrennung ist die rassistisch begründete, oftmals wirtschaftlich motivierte, zwangsweise räumliche und soziale Trennung von als „Rassen“ definierten Menschengruppen in einigen bis hin zu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Die Rassentrennung wurde durch Rassengesetze legitimiert.
Sonja Roos hat die vielen unterschiedlichen geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe und Themen sehr akribisch recherchiert und verbindet diese mit den Geschichten und Erlebnissen ihrer Protagonisten – so wird Geschichte erleb- und fühlbar.

Anfang des Jahres 2024 habe ich die Ankündigung dieser Buchreihe entdeckt: Schon der erste Band konnte mich im März bestens unterhalten, spätestens mit dem zweiten Band im Juni hatte ich die Geschichte und die Charaktere fest in mein Leseherz geschlossen. Nun habe ich den dritten und damit letzten Band gelesen … und jetzt heißt es Abschied zu nehmen von den großartigen Figuren, welche mich mit ihren wechselvollen Geschichten, ihren Entwicklungen und Entscheidungen überraschen und mitreißen konnten.
Die gesamte Buchreihe hat mich bestens unterhalten und mir die Geschichte der Auswanderungswelle des späten 19. Jahrhunderts/ des beginnenden 20. Jahrhunderts, die Geschichte und Schicksalsmomente der Stadt New York und auch die Geschichte des Zeitungwesens näher gebracht.
Danke liebe Sonja Roos für diesen gelungenen Abschluss, welche ich nun, mit einer ordentlichen Portion Wehmut aber auch großer Zufriedenheit zuklappe und ins Regal stelle.

Fazit: Das Buch „Eine grenzenlose Welt – Zukunft“ von Sonja Roos ist der großartige Abschluss einer wunderbaren und empfehlenswerten Buchreihe, welcher mich, wie die beiden vorherigen Bände, von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, vor allem aber bewegt hat. Ich habe das Buch mit Tränen begonnen und mit Tränen beendet.
Sehr … sehr lesenswert!


* Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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