„Fräulein Gold – Die Stunde der Frauen“

von Anne Stern

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Erschienen am 16. November 2021 im Rowohlt-Verlag
ISBN: 978-3-499-00652-4

https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-fraeulein-gold-die-stunde-der-frauen-9783499006524

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Falls ihr den ersten drei Teile

„Fräulein Gold – Schatten und Licht“ ,
„Fräulein Gold – Scheunenkinder“ und „Fräulein Gold – Der Himmel über der Stadt“
noch nicht kennt, diese aber lesen möchtet, solltet ihr diese Rezension zum vierten Teil nicht lesen – ‚Spoilergefahr‘!

Klappentext:
Berlin, 1925: Hulda Gold ist in der Frauenklinik in Berlin-Mitte zur leitenden Hebamme aufgestiegen. Gegen die Übermacht der männlichen Ärzte kämpft sie für das Wohlergehen der Schwangeren. Nur zu dem jungen Arzt Johann Wenckow hat sie großes Vertrauen. Zwischen ihnen entsteht ein zartes Band – obwohl er aus der wohlhabenden Villengegend Frohnau stammt und seine Eltern nicht gerade begeistert sind von der Verbindung ihres vielversprechenden Sohns mit der unabhängigen, starrsinnigen Hebamme. Hulda selbst fühlt sich zwischen den Welten hin- und hergerissen. Zum einen ist da das quirlige Viertel in Schöneberg, wo sie immer noch «Fräulein Hulda» ist, zum anderen die reiche Villenkolonie an der Havel mit all ihren Erwartungen und ihrer strengen Etikette. Aber wo Glanz ist, ist auch Schatten. Und schon bald merkt Hulda, dass ein Leben wenig zählt, wenn es darum geht, die Traditionen aufrechtzuerhalten.“

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Coverrechte: Rowohlt-Verlag

Das Buch „Fräulein Gold – Die Stunde der Frauen“ ist der vierte Teil um die Hebamme Hulda Gold, welche im Berlin der 1920er Jahre gegen das Unrecht an Frauen und für ihre eigenen Träume kämpft.

Berlin im September 1925: Hulda ist die leitende Hebamme der Frauenklinik Berlin-Mitte, wo sie immer wieder gegen das männerdominierte Geburtssystem ankämpft und mit der männlichen Ärzteschaft aneinander gerät. Sie möchte, dass sich die gebärenden Frauen wohl und sicher fühlen, und nicht als Anschauungsobjekt herhalten müssen.
Auch ihr Privatleben gleicht eher einer Holperfahrt: Mit dem jungen Arzt Johann Wenckow genießt sie ein enges Vertrauen und eine zarte Liebe, doch eine Hochzeit mit ihm ist für Hulda in weiter Ferne. Zu sehr genießt sie ihre Unabhängigkeit. Außerdem scheinen Johanns Eltern nicht sehr begeistert von der Beziehung ihres vielversprechenden Sohnes und Erben zu der eigensinnigen Hebamme zu sein.
Als Hulda zu Besuch in der Villa einer befreundeten Familie der Wenckows ist, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, welches ihren Ermittlerinnen-Instinkt weckt, sie aber auch in Gefahr bringt.

Im Juni 2020 erschien der erste Teil der Reihe um die Hebamme Hulda Gold und ich war direkt begeistert: Huldas eigenwilliger Charakter, ihre Spürnase und ihr Dickschädel, zusammen mit jeder Menge spannender Zeitgeschichte, ist es eine ideale Kombination und macht den großen Reiz dieser Buchreihe aus.
Im Oktober 2020 erschien der zweite Teil, im April 2021 der dritte Teil, welche mich beide von der ersten bis zur letzten Seite begeistert haben. Als der vierte Teil angekündigt wurde, freute ich mich sehr und wartete seit dem sehr ungeduldig auf die Fortsetzung. Hulda ist mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen.
Ich bewarb mich beim Rowohlt-Verlag um ein Rezensionsexemplar, welches ich freundlicherweise zugesendet bekommen habe – an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Rowohlt-Verlag.

Wie schon in den vorherigen Teilen zeigt Hulda hier wieder, dass sie eine Kämpferin ist und für ihre Prinzipien einsteht. Sie sieht Ungerechtigkeiten, verschließt nie ihre Augen davor und ist stets für andere da, auch wenn sie sich dabei auch selbst in Gefahr bringt.
Doch im Gegensatz zum ersten Teil ist Hulda mittlerweile in ihren Entscheidungen gereift. Sie begibt sich nicht mehr kopflos in Gefahr, sie wägt ab und nimmt auch mal gerne Hilfe an. Außerdem sehnt sich ein Teil von ihr nach mehr, der Leser/ die Leserin bekommt einen tiefen Einblick in Huldas Innenleben.

Wie immer fühlte Hulda sich nach vollbrachter Tat gleichzeitig erfüllt und leer. Sie war glücklich, weil sie dem kleinen Leben gesund auf die Welt geholfen hatte, und sie war einsam, weil sie jetzt allein fortgehen musste. Weil es nicht ihre Arme waren, in denen der kleine Wassermann zur Ruhe kommen würde. Weil er, wie die unzähligen Kinder zuvor, nur kurz durch ihre Hände geglitten war wie Sandkörner. Keines davon blieb ihr. Keines davon erhellte ihre Nacht mit seinem Stimmchen, keines verlangte mehr nach ihr.“
[S. 233 Z. 18 – 26]

Für Hulda scheint der Graben zwischen ihrer Berufung als Hebamme und dem Wunsch, doch auch irgendwann Mutter zu werden, unüberwindbar. Noch immer sucht Hulda ihren Platz in der Gesellschaft und ist innerlich sehr zerrissen. Sie traut sich selbst das Mutter-Sein nicht zu.
Hulda ist ein so facettenreicher und authentisch gezeichneter Charakter, den ich nie wieder vergessen werde und sie wird immer einen festen Platz in meinem Herzen einnehmen. Mittlerweile fühlt es sich schon fast wie eine Freundschaft an, die Hulda und mich verbindet. Wie oft hätte ich sie einfach gerne in den Arm genommen (was sie wahrscheinlich nie zulassen würde).
Die anderen Charaktere des Buches haben mich ebenfalls sehr mit ihrer Authentizität begeistert. Teilweise kamen einige neue Figuren hinzu, teilweise war es ein Treffen wie mit ‚alten‘ Bekannten. Schön fand ich, dass nun auch der Vater von Hulda etwas in den Vordergrund rückt und ich einiges über ihn und sein Leben erfahren habe.
Bert, der Kioskbetreiber, ist für Hulda nach wie vor der Fels in der Brandung und immer für sie da. Er bringt immer wieder eine Wärme und Geborgenheit in die Geschichte und gehört schon ab dem ersten Teil zu meinen Lieblingscharakteren der Buchreihe.
Karl North, der ehemalige Liebhaber von Hulda, rückt in diesem Teil etwas in den Hintergrund, ist aber trotzdem präsent.
Anne Stern zeichnet mit ihren authentischen Figuren ein gutes Bild der gespaltenen Gesellschaft der 1920er Jahre: Auf der einen Seite die höhere Gesellschaft in ihren pompösen Villen, auf der anderen Seite die arme Bevölkerung der Arbeiter, welche in jämmerlichen Zuständen leben mussten. Dazwischen steht Hulda als Bindeglied, da sie weder der einen noch der anderen Gesellschaftsschicht angehörig ist.

Wie bei den vorherigen Bänden konnte ich ab dem ersten Kapitel wieder tief in die Geschichte abtauchen. Mit ihrer wunderbaren, detaillierten, bildgewaltigen und flüssigen Sprache, lässt Anne Stern auf keiner Seite Langeweile aufkommen und entführt den Leser mit viel Ortskenntnis in das Berlin der 1920er Jahre.
Die Handlung des Buches wurde wieder so spannend, dass ich das Buch stellenweise nur noch schwer aus den Händen legen konnte. Auch wenn das Verbrechen in diesem Teil etwas in den Hintergrund rückt und Anne Stern den Schwerpunkt auf Huldas Entwicklung und Innenleben setzt, muss man nicht auf Huldas unübertroffene Spürnase verzichten. Für mich persönlich ist dieser Teil der Reihe der bisher stärkste Teil. Hulda ist stark, aber sie zeigt auch ihre verletzliche Seite. Ihre Entwicklung und ihre Gedanken sind stets authentisch beschrieben und nahmen mich mit in die Geschichte.

Den geschichtlichen Hintergrund des Buches bildet die Weimarer Republik im Jahre 1925:
Die Hyperinflation ist vorbei, doch die junge Republik, mit ihrem instabilen politischen System, welches für Putsche anfällig war, stand auf wackeligen Füßen und immer mehr Bürger verloren die Glauben in die Republik. Das Hauptthema des Buches „Fräulein Gold – Die Stunde der Frauen“ ist, wie schwer der Stand der Frauen in der Gesellschaft der 1920er Jahre war:
Die Frauenheilkunde, sowie die Geburten waren zu dieser Zeit in der Hand der Männer. Es gab zwar noch die Hebammen, welche aber unter der Fuchtel der Ärzte standen und nur noch wenige Freiheiten hatten.
Zudem wurden mittellose Frauen unter der Geburt zu Anschauungsobjekten degradiert, was bedeutete, dass während einer Geburt mehrere Ärzte und Studenten zuschauten. Von einer entspannten und selbst bestimmten Geburt konnte keine Rede sein.
Der vorzeitige Schwangerschaftsabbruch stand damals unter Strafe, was viele Frauen zu verzweifelten Mitteln greifen lies, immer mit der Gefahr im Rücken für mehrere Jahre im Zuchthaus zu landen.
Außerdem zeigt Anne Stern, dass viele Frauen damals um ihre berufliche Zukunft kämpfen mussten. Sollten sie heiraten, durften sie nur noch mit der Erlaubnis ihres Mannes arbeiten.
Einfach unvorstellbar, aber leider nach wie vor auch noch heute in vielen Ländern nach wie vor gängige Praxis.
Die geschichtlichen Hintergründe und das Hauptthema des Buches hat Anne Stern äußerst akribisch recherchiert und bettet ihre, größtenteils fiktiven, Charaktere perfekt in diese hinein.

Fazit: „Fräulein Gold – Die Stunde der Frauen“ ist meiner Meinung nach der stärkste und emotionalste Teil der Reihe um Hulda Gold. Mit einer spannenden Handlung, einer starken, doch innerlich zerrissenen Hauptfigur und einer wunderbar kraftvollen Sprache hat mich Anne Stern wieder restlos begeistert.
UND: Wir dürfen uns auf einen fünften Teil freuen, welcher im September 2022 erscheinen soll. Ihr glaubt nicht, wie sehr ich mich freue!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der Traumpalast – Im Bann der Bilder“

von Peter Prange

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Erschienen am 13. Oktober 2021 im Fischer-Scherz-Verlag
ISBN: 978-3-651-02578-3

https://www.fischerverlage.de/buch/peter-prange-der-traumpalast-9783651025783

Hinweise:

– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Fischer-Scherz-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension von dem Autor und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
„Berlin, Anfang der zwanziger Jahre: Ein neues Lebensgefühl bricht sich Bahn – Freiheit! Es ist die Vision von glanzvollen Stars, spektakulären Großfilmen und glitzernden Kinopalästen, die Tino, Bankier und Lebemann, an der gerade gegründeten Ufa begeistert. Er riskiert alles, um mit der deutschen Traumfabrik Hollywood Paroli zu bieten. Rahel will als Journalistin Wege gehen, die Frauen bisher verschlossen waren. Als die zwei einander begegnen, ahnen sie nicht, welche Wende ihr Leben dadurch nimmt. Denn bald stellt sich ihnen die alles entscheidende Frage: Wie weit darf Freiheit gehen? In der Politik, in der Kunst – und in der Liebe.“

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Coverrechte: Fischer-Scherz-Verlag

Das Buch „Der Traumpalast – Im Bann der Bilder“ von Peter Prange spielt im Berlin der Goldenen Zwanziger und zeigt die Entstehungsgeschichte der „Universum Film AG“ (Ufa).

Berlin 1917: Die Oberste Heeresleitung gründet das neue Bild- und Filmamt, um mit filmischer Propaganda die Kriegsmoral hoch zu halten und gegen die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung anzukommen. Mit bei der Gründung dabei ist der Bankierssohn und Lebemann Konstantin Reichenbach, von allen Tino genannt.
Tino ist gerade von der Front zurückgekehrt und hat Dinge erlebt, die er nie wieder vergessen wird. Als er auf die junge Rahel trifft, die davon träumt Journalistin zu werden, ist es um ihn geschehen. Aber auch Rahel verfällt Tinos Charme und die Beiden werden ein Paar.
Als der Erste Weltkrieg endlich vorbei ist, entsteht ein neues Lebensgefühl: Die Freiheit. Statt Propaganda-Filme entstehen nun pompöse Unterhaltungsfilme, große Kinopaläste, welche die Menschen zum Träumen bringen und Filmfirmen, die dem fernen Hollywood Konkurrenz machen sollen.
Tino und Rahel sind mittendrin in den Goldenen Zwanziger, doch ihre Liebe ist nicht von allen gerne gesehen.

Die Bücher von Peter Prange lese ich schon seit einigen Jahren sehr gerne, da er Zeitgeschichte gekonnt und leicht vermittelt. Über die sozialen Medien bin ich auf das Buch „Der Traumpalast – Im Bann der Bilder“ aufmerksam geworden. Der Klappentext, das wunderschöne Cover und das Thema des Buches weckten sofort mein Interesse. Ich lese sehr gerne Geschichten über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und auch die Entstehung des Kinos und die große Ära der Stummfilme interessieren mich sehr.
Ich fragte beim Fischer-Scherz-Verlag ein Rezensionsexemplar an und bekam es zugesendet.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Verlag.

In „Der Traumpalast – Im Bann der Bilder“ spielen eine Vielzahl an Charakteren mit. Ab und zu ‚entwischte‘ mir ein Name, welchen ich dann aber in einem ausführlichen Personenregister am Ende des Buches, wieder nachschlagen konnte.
Alle Figuren in diesem Buch, egal ob fiktiv oder historisch, konnten mich komplett überzeugen: Sie alle sind authentisch und lebensecht gezeichnet, ich wollte immer wissen, wie es mit ihnen und ihrer Geschichte weitergeht. Auch wenn es neben vielen sympathischen Charakteren auch eher unausstehliche Personen gibt.
Doch allen voran haben es mir Tino und Rahel von der ersten Seite an angetan. Tinos offene und herzliche Art, Rahels zupackende und kämpferische Art. Auch wenn die Beiden immer wieder private und berufliche Rückschläge erleiden , geben sie sich und ihre Träume nicht so schnell auf und kämpfen gegen die Konventionen ihrer Zeit. Außerdem empfand ich die Liebesgeschichte zwischen den Beiden als sehr intensiv und glaubhaft dargestellt.
Rahels Eltern sind das komplette Gegenteil zu Tinos Eltern. Es sind einfache Menschen, die sich auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen und ein großes Herz haben. Tinos Eltern sind dagegen nur auf der Suche nach gesellschaftlichen Ansehen, auf ihren Ruf bedacht und sehr unterkühlt. Vor allem Tinos Mutter stieß mich mit ihrem Verhalten gegenüber den Menschen in ihrer Umgebung sehr ab.
Ich bin sehr gespannt, wie es mit den Figuren im zweiten Teil weitergeht, da am Ende des ersten Teils noch einige Fragen offen bleiben.
Mit all den Figuren, fiktiv, historisch, Haupt- oder Nebenfigur hat Peter Prange ein intensives und anschauliches Bild der Gesellschaft der Goldenen Zwanziger gezeichnet. Keine der Figuren wirkt überzeichnet und er bettet die Figuren perfekt in die geschichtlichen Hintergründe ein:
Das Ende des Ersten Weltkriegs, die Ausrufung der Weimarer Republik, Aufstände in der Bevölkerung, Putsch-Versuche, politische Morde, Inflation und die Entstehung und Entwicklung großer Filme und des Kino. Selten habe ich einen so detaillierten und akribisch-recherchierten Roman gelesen, welcher aber trotzdem wunderbar leichtgängig zu lesen ist. Geschichtsunterricht der einfach Spaß macht.
Die Entstehung der Weimarer Republik und auch die Proteste der Bevölkerung haben mich besonders interessiert und werden von Peter Prange leicht verständlich erklärt. Ganz oft hatte ich durch die bildhaften Beschreibungen das Gefühl, mit dabei zu sein, als große Weltgeschichte geschrieben wurde.

Das Buch besteht aus insgesamt fünf Teilen, welche die Jahre 1917 bis 1925 abhandeln. Diese Teile teilen sich dann in zumeist ziemlich kurze Kapitel auf, was mich aber überhaupt nicht im Lesefluss aufgehalten hat – im Gegenteil! Manche Kapitel endeten mit einem Cliffhanger, der dann erst nach ein paar anderen Kapiteln, die einen anderen Handlungsstrang erzählen, aufgelöst wurde. Somit ist die Handlung des Buches wie ein Sog, sie hat mich direkt mitgerissen und nicht mehr losgelassen. Ab der ersten Seite war ich in der Geschichte angekommen und konnte das Buch dann nur noch schwer aus den Händen legen. Ich freute mich immer sehr drauf, wenn ich endlich wieder weiterlesen konnte und bin nun sehr traurig, dass das Buch dann doch so schnell vorbei war.
Der flüssige, angenehme, bildhafte und detaillierte Sprachstil von Peter Prange lies auf keiner Seite Langeweile aufkommen und die 800 Seiten vergingen wie im Flug

Fazit: Ich möchte das Buch allen Lesern und Leserinnen sehr ans Herz legen, da ich es wie einen großen und guten Kinofilm empfand: Spannend, emotional, berührend, lehrreich und kein bisschen langweilig. Ein filmreifes Buch und ein absolutes Highlight am Himmel des Historischen Romans.
Ich freue mich schon so sehr auf den zweiten Teil, welcher im Herbst 2022 erscheint.

*Ich habe für diese Rezension vom Autor und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.


„Die Bodensee-Saga – Töchter der Hoffnung“

von Maria Nikolai

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Erschienen am 25. Oktober 2021 im Penguin-Verlag
ISBN: 978-3-328-10794-1

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Toechter-der-Hoffnung/Maria-Nikolai/Penguin/e591200.rhd


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
Meersburg, 1917: Ein romantisches altes Gasthaus am Ufer des Bodensees, umgeben von einem blühenden Garten – für Helena Lindner und ihre Schwestern ist der Lindenhof ein Ort voller idyllischer Kindheitserinnerungen. Doch drei Jahre Krieg haben ihre Spuren hinterlassen. Die Gästezimmer stehen leer, Vater Gustav ist an der Front, und Mutter Elisabeth regiert mit eiserner Hand. Trotz der schweren Zeit lässt Helena der Traum nicht los, den Ort ihrer Kindheit zu neuem Leben zu erwecken und zu einem Grandhotel auszubauen. Als ein junger Adliger sich im Lindenhof einmietet, erwacht in ihr neuer Mut. Den schönen Fremden umgibt eine faszinierende Aura, aber sein Gesicht trägt tiefe Narben. Während sich die beiden näherkommen, entdecken sie Gemeinsamkeiten, die tief in Helenas Vergangenheit führen …“

Coverrechte liegen beim Penguin-Verlag

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Das Buch „Die Bodensee-Saga – Töchter der Hoffnung“ von Maria Nikolai ist der Auftakt zu einer Trilogie, die im 20. Jahrhundert am Bodensee angesiedelt ist und die Geschichte einer Hoteliers-Familie zeigt.

Der Prolog des Buches beschreibt einen wunderschönen, idyllischen Sommertag des Jahres 1907 im Leben der drei Schwestern Helena, Lilly und Katharina in der Herberge Lindenhof in Meersburg.
Zehn Jahre später ist von dieser Idylle nicht mehr viel geblieben. Der Erste Weltkrieg tobt, der Vater Gustav ist an der Front und der einst gut besuchte Lindenhof zerfällt. Helenas Mutter, von Missgunst getrieben, regiert die verbliebenen Menschen in ihrer Umgebung unnachgiebig.
Helena träumt trotz aller Widrigkeiten davon, den Lindenhof zu einem Grandhotel auszubauen. Doch all dieses Pläne rücken in den Hintergrund, als immer mehr verletzte Soldaten von der Front kommen. Kurzerhand wird der Lindenhof zu einem Lazarett umgebaut.
Wenig später steht ein Fremder auf dem Hof. Sein Gesicht ist von tiefen Narben gezeichnet, doch Helena deckt mit ihm zusammen lang gehegte Geheimnisse auf, welche tief in Helenas Vergangenheit führen.

Ende 2018 habe ich das Buch „Die Schokoladenvilla“ von Maria Nikolai mit großer Begeisterung gelesen (meine Rezension findet ihr hier). Der einfühlsame Sprachstil, die spannende Geschichte und der gut recherchierte geschichtliche Hintergrund ließen mich auch auf die nächsten zwei Teile freuen und begeisterten mich ebenfalls. Ich war nach Ende des dritten und letzten Teils sehr traurig, freute mich aber sehr, als die Autorin ihre neue Saga ankündigte, welche am Bodensee angesiedelt ist. Der Bodensee fasziniert mich seit Kindesbeinen an und ist ein wahrer Sehnsuchtsort. Deshalb war für mich klar, dass ich „Die Bodensee-Saga: Töchter der Hoffnung“ unbedingt lesen wollte. Im ‚Bloggerportal Randomhouse‘ bewarb ich mich um ein Rezensionsexemplar und bekam es freundlicherweise genehmigt und zugesendet. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Penguin-Verlag.

Die Figuren des Buches haben mich alle überzeugt. Sie sind außerordentlich tief und authentisch gezeichnet, nicht alle sind direkt zu durchschauen.
Helena Lindner ist die gute Seele des Buches. Viele Handlungsstränge laufen auf sie und ihre Vergangenheit zu. Sie hat den großen Traum, den Lindenhof zum Grandhotel auszubauen und setzt mit viel Mut und Zuversicht alles daran, es zu verwirklichen. Auch wenn sie immer wieder vor große Probleme gestellt wird, ihr teilweise der Boden unter den Füßen weggezogen wird, bleibt sie sich und ihren Idealen treu. Nebenbei ist sie noch kreativ und hat auch immer ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen in ihrer Nähe.
Helenas Schwestern Lilly und Katharina haben mir mit ihren Geschichten und Lebensläufen auch sehr gefallen. Die Beiden sind so unterschiedlich, aber trotzdem stehen sie sich nah. Ich bin sehr gespannt, wie es mit den Beiden in den nächsten Teilen der Reihe weitergeht.
Gustav, Helenas Vater, kommt versehrt von der Front wieder. Der einst liebevolle Familienvater muss sich wieder zurück ins Leben kämpfen und verliert dabei nicht den Blick für die Träume seiner drei Töchter und ist immer für sie da.
Am Rande, aber trotzdem sehr präsent für die Handlung der Geschichte sind der Pater Fidelis und die Köchin Käthe. Diese beiden Charaktere bringen so viel Wärme in die Geschichten und fangen die Hauptcharaktere auch immer wieder mit guten Tipps und Lebensweisheiten auf. Pater Fidelis entwickelte sich schnell zu einer meiner Lieblingsfiguren.
Völlig undurchsichtig ist die Geschichte des russischen Adligen Maxim. Er scheint auf der Flucht zu sein, aber auch auf der Suche nach etwas oder jemandem. Er ist ein gebrochener Mann, der aber nicht aufgibt. Boris, sein treuer Freund, steht immer an seiner Seite.

Von der ersten Seite an war ich in der Geschichte angekommen. Durch die wunderbare bildhafte Sprache von Maria Nikolai kam auf keiner Seite Langeweile auf. Als Leser/in merkt man, wie sehr die Autorin ihre Geschichte, aber auch ihre Charaktere, das Thema und die Handlungsorte Meersburg und der Bodensee am Herzen liegen.

Die Handlung der Geschichte war für mich immer nachvollziehbar. Teilweise wollte ich das Buch nur ungern aus den Händen legen, weil es so spannend wurde.
Den geschichtlichen Hintergrund bilden die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs und die erste Zeit nach Ende des Krieges in Deutschland. Meersburg wurde weitgehendst von Kampfhandlungen verschont, die Lebensmittelknappheit und der daraus resultierende Hunger trafen aber auch die kleineren Orte.
Aber auch die Nachwirkungen der russischen Revolutionen von 1917 nehmen einen großen Teil in der Geschichte ein.
Maria Nikolai bettet ihre Geschichte und ihre fiktiven, sowie historischen Figuren perfekt in den akribisch recherchierten Hintergrund hinein und zeigt nebenbei noch die Faszination, welche von der Bodensee-Region ausgeht.

Fazit: Ein wunderbarer Auftakt einer neuen Buchreihe, welcher mich sehr begeistert hat. Hier ist alles drin, was mein Leserherz begehrt: Historie, Liebe, Spannung und Intrigen.
Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung der Reihe und bedanke mich bei Maria Nikolai für die wunderbaren Lesestunden.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“

von Sophie Villard

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Erschienen am 13. September 2021 im Penguin-Verlag
ISBN: 978-3-328-10686-9

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Madame-Exupery-und-die-Sterne-des-Himmels/Sophie-Villard/Penguin/e576348.rhd


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
Paris 1930: Als die junge Malerin Consuelo auf einer Party Antoine de Saint-Exupéry kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Die temperamentvolle Mittelamerikanerin wird zur Muse des enigmatischen Piloten, der eigentlich viel lieber Schreiben und Zeichnen möchte. Aus seinen unsterblichen Gefühlen für sie entsteht »Der kleine Prinz«: Consuelo ist die über alles geliebte Rose, die der Prinz mit einer Glasglocke schützen möchte und an die er unentwegt denkt, auf welche fremden Planeten ihn seine Reisen auch führen. Das Buch macht Antoine in der ganzen Welt bekannt, doch das wahre Leben an seiner Seite ist alles andere als leicht. Consuelo kämpft mit seiner Untreue und dafür, als Künstlerin endlich aus dem Schatten ihres berühmten Mannes zu treten – bis Antoine 1944 zu einem schicksalhaften Aufklärungsflug über das Mittelmeer aufbricht…“

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Das Buch „Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“ von Sophie Villard zeigt das Leben von Consuelo an der Seite ihres Mannes Antoine de Saint-Exupéry und beschreibt die Entstehungsgeschichte des Klassikers „Der kleine Prinz“.

Buenos Aires im September 1930: Die junge Consuelo kehrt nach dem Tod ihres Mannes Enrique aus Paris in ihre alte Heimat zurück. Sie möchte etwas zur Ruhe kommen.
Doch gerade angekommen, macht sie Bekanntschaft mit dem Piloten und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry – es ist Liebe auf den ersten Blick.
Es ist der Beginn einer großen Liebe, aber das Leben an der Seite des teilweise rätsel- und sprunghaften Mannes ist nicht immer leicht für Consuelo.
Fast 14 Jahre und viele Stationen in verschiedenen Städten und Ländern sind nötig, bis „Der kleine Prinz“ entsteht, eine Geschichte, zu der Consuelo ihren Mann inspiriert.

Als ich das Buch „Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“ entdeckte, war mein Interesse direkt geweckt. Zum einen sagt der Name Exupéry jedem Bücherwurm etwas und ich wollte gerne mehr über das Leben des Autors und seiner Frau erfahren. Zum anderen habe ich Im August 2020 das Buch „Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ von Sophie Villard gelesen, welches mir sehr gefallen hat – hier findet ihr meine Rezension.
Aus diesen Gründen fragte ich das Buch über das ‚Bloggerportal‘ an und bekam es zugesendet. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Penguin-Verlag.

Die beiden Hauptfiguren des Buches sind Consuelo und Antoine de Saint-Exupéry.
Als erstes lernen wir Consuelo kennen, die nach dem frühen Tod ihres Mannes Enrique wieder in ihre Heimat zurückkehrt. Gefangen in tiefer Trauer und ohne einen konkreten Plan für ihr weiteres Leben trifft sie auf den lebenshungrigen Antoine de Saint-Exupéry. Die Beiden sind so grundverschieden, ziehen sich aber doch direkt an.
Mich erschütterte teilweise, wie sich Consuelo von ihrem Mann behandeln lässt. Er überschüttet sie mit seiner Liebe, dann nimmt er wieder absolut keine Rücksicht auf sie. Kaum schlägt sie irgendwo Wurzeln, wird sie von ihm wieder raus gerissen und es geht woanders hin. Auch wenn sie ihrem Mann Antoine zur Muse wird und zu dem Buch „Der kleine Prinz“ inspiriert, kann sie ihn nicht halten. Antoine kommt nie ganz in seinem Leben an. Er wird von einer inneren Unruhe getrieben, er möchte schreiben, aber auch gleichzeitig Pilot sein und seinem Heimatland Frankreich im Krieg bestehen. Ein mitunter anstrengender Charakter, welchen ich aber auch höchst interessant finde.
Sophie Villard zeigt in ihrem Roman einen sehr privaten Einblick in das Leben der Beiden und hat sich an den Erinnerungen von Consuelo de Saint-Exupéry orientiert, welche in „Die Rose des kleinen Prinzen. Erinnerungen an eine unsterbliche Liebe“ niedergeschrieben sind.
Anfangs tat ich mir mit den Figuren des Buches etwas schwer, da mir einige Charaktere etwas zu aufgesetzt vorkamen. Doch dann wuchs mir Consuelo sehr ans Herz, ich litt mit ihr mit und hätte ihren Mann das ein oder andere Mal gerne geschüttelt, wenn er wieder Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen hat und wie er sie teilweise behandelt hat. Consuelos Kraft und Durchhaltevermögen haben mich sehr beeindruckt und ich werde diese starke Frau nie vergessen.
Um die beiden Hauptfiguren agieren noch einige Charaktere, die alle existiert haben. Sophie Villard erweckt diese Menschen mit viel Feingefühl wieder zum Leben und zeichnet mit ihnen ein gutes Bild der Gesellschaft von damals. Sie handeln und agieren stets authentisch und konnten mich alle überzeugen – auch wenn mir nicht alle sympathisch waren.

Wie schon in ihrem Buch „Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück“ hat mich der farbenfrohe und angenehm flüssige Sprachstil von Sophie Villard sehr überzeugt. Dieser nahm mich schnell mit in die Geschichte hinein und es kam keine Langeweile auf. Allerdings fand ich die sehr kurzen Kapitel mitunter anstrengend, da die Geschichte dadurch etwas unterbrochen gewirkt hat.
Spannend fand ich, dass der Prolog des Buches im Juli 1942 ansetzt, die Handlung dann aber in das Jahr 1930 zurückgeht und dann auf das Geschehen des Prologs zusteuert.
Paris, New York, Buenos Aires, die Côte d’Azur und noch einige andere Orte beschreibt Sophie Villard so detailliert und lebendig, dass ich das Gefühl hatte, selbst durch diese Orte zu laufen und sie zu erleben.

Das Hauptthema des Buches ist die Ehe zwischen Consuelo und Antoine de Saint-Exupéry. Eine Ehe, welche vorwiegend für Consuelo nicht immer leicht war. Den geschichtlichen Hintergrund bilden die 1930er Jahre, die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland, der Beginn und Verlauf des Zweiten Weltkriegs und die Flucht vieler Künstler aus Frankreich in Richtung Amerika. Diese geschichtlichen Hintergründe und die Ehe der Beiden hat Sophie Villars akribisch recherchiert und erzählt diese mit viel Hingabe. Zudem zeigt die Autorin die Entstehungsgeschichte zu „Der kleine Prinz“ – ein Buch welches ich demnächst unbedingt lesen möchte.

Fazit: Das Buch „Madame Exupéry und die Sterne des Himmels“ von Sophie Villard habe ich immer wieder gerne in die Hände genommen und es hat mich gut unterhalten. Consuelos Geschichte werde ich so schnell nicht mehr vergessen.
Ein Tipp für alle, die Antoine de Saint-Exupéry und seine Frau Consuelo privat kennenlernen möchten und die Geschichte hinter dem Buch „Der kleine Prinz“ erfahren und erleben möchten. Top!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Kaffeehaus – Geheime Wünsche“

von Marie Lacrosse

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Erschienen am 11. Oktober 2021 im Goldmann-Verlag

ISBN: 978-3-442-20619-3

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Das-Kaffeehaus-Geheime-Wuensche/Marie-Lacrosse/Goldmann/e576925.rhd

Hinweise:
Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr die ersten beiden Teile der Reihe noch nicht kennt und lesen möchtet, ihr könntet euch sonst spoilern.
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Goldmann-Verlag über eine ‚Bloggerliste‘ der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine Rezensionen zu den ersten beiden Teilen findet ihr hier:
Teil 1 „Das Kaffehaus – Bewegte Jahre“
Teil 2 „Das Kaffeehaus – Falscher Glanz“

Klappentext:
„Nach dem Tod ihres Onkels leitet Sophie das Kaffeehaus Prinzess mit großem Erfolg. Es wird schon bald zum Treffpunkt der Wiener Kulturbohème. Doch dann gefährdet ein unbekannter Saboteur das Kaffeehaus. Privat könnte Sophies Schicksal jedoch zum Positiven wenden. Denn ihre große Liebe Richard sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, Sophie wieder nahe zu kommen ..“

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Das Buch „Das Kaffeehaus – Geheime Wünsche“ ist der dritte und letzte Teil der Reihe um die junge Sophie von Werdenfels und bietet Einblicke in die Wiener Kaffeehauskultur des 19. Jahrhunderts.

Stephan Danzer, Sophies geliebter und geachteter Onkel, wird zu Grabe getragen. Sophie übernimmt das Kaffeehaus und verhilft ihm zu neuen Glanz. Mit neuen Torten und spektakuläreren Schaufensterdekorationen schafft sie für die Wiener Kulturbohème und namhaften Persönlichkeiten einen beliebten Treffpunkt.
Doch ein Unbekannter meint es nicht gut mit Sophie und ihrem Kaffeehaus und sabotiert neue Kreationen. Sophie muss um ihre Existenz bangen. Auch in ihrem Privatleben geht es drunter und drüber: Ihre jüngere Schwester Milli befindet sich einem psychischen Ausnahmezustand, ihre Mutter flieht vor ihrem Ehemann und auch Richard möchte Sophie endlich wieder nahe sein.

Mit großer Begeisterung habe ich im Oktober 2020 den ersten Teil „Das Kaffeehaus – Bewegte Jahre“ und im April 2021 den zweiten Teil „Das Kaffeehaus – Falscher Glanz“ gelesen und freute mich seit dem auf den dritten Teil dieser wunderbaren Reihe. Zum einen finde ich die Zeit, in der diese Reihe spielt unglaublich spannend, aber auch die Charaktere sind mir schon sehr ans Herz gewachsen und ich wollte unbedingt wissen, wie es mit ihnen und ihrer Geschichte weitergeht. Auch wenn bei einem letzten Teil immer auch ein weinendes Auge dabei ist, weil die Geschichte damit vorbei ist. Freundlicherweise bekam ich das Buch als Rezensionsexemplar vom Goldmann-Verlag zugesendet, da Marie Lacrosse mich auf ihre „Bloggerliste“ aufnahm.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Goldmann-Verlag und an Marie Lacrosse für die Zusendung des Buches.

Am Anfang des Buches befindet sich, wie in den ersten beiden Teilen, ein ausführliches Dramatis Personae, welches ich auch ab und zu benutzt habe, um Namen und Geschichten wieder richtig zuzuordnen.
Die Hauptfigur des Buches ist die fiktive Sophie von Werdenfels, welche die zentrale Figur des Buches und der gesamten Reihe ist. Im ersten Teil stand ihre beste Freundin Mary Vetsera neben ihr, welche eine historische Persönlichkeit ist. Im zweiten Teil ist Sophie alleine, ihre Freundin ist tot und für Sophie beginnt ein neues Leben am Kaiserhof. Ein Leben, welches sie sich so nicht vorgestellt hat und hinter sich lässt. Im vorliegenden dritten Teil lebt Sophie nun ihr Leben für das Kaffeehaus. Auch wenn sie mitunter überfordert ist, sie manchmal nicht weiß, wo ihr der Kopf steht, bleibt Sophie sich und ihren Idealen immer treu und ist auch immer für andere Menschen da. Doch Sophie braucht auch ab und zu die Hilfe von ihrer Familie und ihren Freunden und Freundinnen, welche sie auch stets dankbar annimmt. Sophies authentische Entwicklung von einem jungen Mädchen zu einer Geschäftsfrau hat Marie Lacrosse wunderbar beschrieben. Sie ist ein Charakter geworden, welcher mir sehr ans Herz gewachsen ist und ich so schnell nicht mehr vergessen werde.
Richard von Löwenstein, Sophies große Liebe, nimmt in diesem Teil auch wieder eine tragische Rolle ein. Mit viel Fingerspitzengefühl und Autorität deckt er nach wie vor Morde und Missstände in der Armee auf. Privat ist er in eine unglückliche und erzwungenen Ehe gefangen. Doch nun nimmt er sein Leben in die Hand, dabei muss er auch immer wieder Rückschläge verkraften. Doch er gibt sich und seine Liebe zu Sophie niemals auf. Nach Ende des zweiten Teils fragte ich mich, wie es mit Milli, Sophies jüngerer Schwester, weitergeht. Sie nimmt in der ersten Hälfte des dritten Teils ein große Rolle ein. Da sie sich in einem psychischen Ausnahmezustand befindet, kommt sie zu Sigmund Freud in Behandlung, nach und nach erfährt der Leser/ die Leserin dann, was ihr zugestoßen ist. Millis dramatische Geschichte lies mich teilweise frösteln und ich hätte sie gerne in den Arm genommen. Doch Milli hat mit ihrer Schwester Sophie den richtigen Menschen an ihrer Seite, sie wird ernst genommen und ihr wird geholfen.
Henriette, Sophies Mutter, ist anfangs ein sehr trauriger Charakter. Auch wenn sie endlich ihrem cholerischen Ehemann Arthur entkommt, muss sie erst im Nachgang feststellen, dass sie damit zu lange gewartet hat. Doch Henriette entwickelt sich weiter, sieht ihre Fehler ein und ändert sich und findet ihren Mut und Zuversicht für ihr weiteres Leben.
Marie Lacrosse hat neben zahlreichen fiktiven Figuren auch eine Menge historischer Persönlichkeiten in ihren Roman eingebaut und damit wunderbar Fiktion und Geschichte verbunden. Sigmund Freud, der zum Karten spielen das Kaffeehaus besucht und von Sophie um Hilfe für ihre Schwester gefragt wird, der Maler Gustav Klimt, der Arzt und Schriftsteller Dr. Arthur Schnitzler und noch viele andere historische Persönlichkeiten treten in Erscheinung und werden wunderbar in die Geschichte eingebunden.
Jede Figur, egal ob fiktiv oder historisch, hat Marie Lacrosse sehr authentisch und tiefgängig beschrieben. Sie alle geben ein glaubwürdiges Bild der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ab: Eine Gesellschaft zwischen starren Konventionen und Aufbruch und Streiks, Glanz und Gloria und bitterer Armut.

Marie Lacrosse hat eine sehr lebendige, authentische und detaillierte Sprache, die niemals langatmig ist. Ich war schnell wieder in der Geschichte angekommen und wollte das Buch ungern aus den Händen legen.
Die Autorin hat akribisch und intensiv recherchiert und zeichnet ein farbenfrohes und lebendiges Bild einer längst vergangenen Epoche. Wie die ersten beiden Teile fühlt sich auch der dritte und abschließende Teil wie eine Zeitreise an. Ich saß im Kaffeehaus, lernte interessante historische Figuren kennen und schlenderte mit Sophie und Richard über den Wiener Prater.
Ein ausführliches Nachwort der Autorin rundet das Buch perfekt ab.

Marie Lacrosse hat viele historische Begebenheiten und Ereignisse in ihren Roman eingebaut: Die ersten Frauenstreiks im Jahre 1893, die von der Frauenrechtlerin Adelheid Popp angeführt wurden eine tägliche Arbeitszeit von 13 Stunden auf 10 Stunden forderten.
Sie zeigt aber auch, wie sehr die Frauen damals noch von den Männern abhängig waren und auch eine Scheidung damals alles andere als leicht war.
Außerdem zeigt sie den Beginn der Psychoanalyse durch Sigmund Freud, welcher mit seinen Thesen lange Zeit Ausgrenzung erlebte.
Außerdem beschreibt Marie Lacrosse den beginnenden Antisemitismus in Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, welcher durch den Bürgermeister Karl Lueger angetrieben wurde.
Spannend fand ich, dass die Autorin ein fiktives Duell nach einen historisch überlieferten Duell beschrieben hat. Es zeigt, wie sehr die damalige Gesellschaft, hier der Adel, noch in starren Konventionen gefangen war.
Zu guter Letzt gibt Marie Lacrosse einen spannenden Einblick in die Wiener Kaffeehauskultur. Die Besonderheit dieser Kultur besteht darin, dass oft stundenlang in den Kaffeehäusern verweilt wurde, dabei Zeitungen gelesen und Gespräche über das gesellschaftliche Leben geführt wurden.

Fazit: Marie Lacrosse hat mit diesem dritten ein Teil ein grandioses Finale vorgelegt. Auf keiner Seite kam Langeweile auf und ich habe eine Menge dazugelernt. Meiner Meinung nach ist es der unterhaltsamste, aber auch intensivste Teil der Reihe.
Als diese Reihe vor zwei Jahren angekündigt wurde, schrieb ich der Autorin, dass ich ein freudiges Kribbeln in den Fingerspitzen verspüre, da ich mich sehr auf die Geschichte freute. Jetzt ist die Reihe beendet und ich wurde nicht enttäuscht. Eine Buchreihe, die immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen wird und auch die Charaktere werde ich nie vergessen.
Danke liebe Marie Lacrosse für die spannenden, emotionalen und unvergesslichen Lesestunden.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplarsmuss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Marzipan-Schlösschen

von Romy Herold

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Erschienen am 20. September 2021 im Blanvalet-Verlag

ISBN: 978-3-7341-0971-3

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Das-Marzipan-Schloesschen/Romy-Herold/Blanvalet/e576840.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
„Lieblich-süß mit zartem Mandelaroma und einem Hauch von Rosenwasser – Marzipan! Es ist aber nicht nur die köstliche Masse mit Biss, die Dora Hoyler 1921 nach Lübeck lockt. Seit ihr Vater die Familie verschuldet in der schwäbischen Heimat zurückgelassen hat, ist die norddeutsche Hansestadt auch Doras letzte Hoffnung auf Arbeit. Sie erhält eine Anstellung im Süßwarenladen ihrer Tante und lernt dort kunstvolle Kreationen aus Marzipan zu formen. Ihr Talent versetzt ganz Lübeck in Aufruhr und erregt bald auch die Aufmerksamkeit von Johann Herden, dem Erben einer bekannten Marzipan-Dynastie. Dora verliebt sich in ihn, doch das Zuhause der wohlhabenden Fabrikantenfamilie – das malerische Schlösschen oberhalb der Trave – entpuppt sich als Hort dunkler Geheimnisse …“

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Das Buch „Das Marzipan-Schlösschen“ von Romy Herold spielt in Lübeck der 1920er Jahre und zeigt den gesellschaftlichen Aufstieg der jungen Marzipan-Verkäuferin Dora.

Schwaben im Jahre 1921: Die junge Dora arbeitet als Verkäuferin in Kirchheim unter Teck. Sie ist eine sehr lebensfrohe und freundliche Person, auch wenn sie nicht im Wohlstand aufwächst.
Als ihr Vater von einem Tag auf den anderen seine Frau und Tochter verlässt und die Beiden auf hohen Schulden sitzen bleiben, wird Dora von ihrer Mutter nach Lübeck geschickt. Dort findet sie eine Anstellung im Süßwarenladen ihrer Tante.
Ihr Talent in Formen kleiner Marzipan-Figuren macht sie schnell in ganz Lübeck bekannt. Auch Johann Herder, der Erbe einer Marzipan-Dynastie, wird auf Dora aufmerksam. Die beiden werden ein Paar, doch das Zuhause der Familie Herder, das Marzipan-Schlösschen, ist nach außen hin ein wunderschöner Ort, Dora gerät aber in einen Strudel aus Geheimnissen und Intrigen.

Als das Buch „Das Marzipan-Schlösschen“ von Romy Herold vor einigen Monaten angekündigt wurde, war mein Interesse sehr schnell geweckt. Zum einen, da hinter dem Pseudonym Romy Herold die Autorin Eva-Maria Bast und der Autor Jørn Precht stehen, die mich schon mit ihren Büchern unter ihrem Pseudonym Charlotte Jacobi begeistert haben. Zum anderen verzauberte mich das stimmungsvolle, winterliche Cover und der Klappentext sofort, da ich Marzipan sehr gerne mag und auch die Stadt Lübeck ein absoluter „Da-muss-ich-unbedingt-mal-hin-Ort“ ist. Über das „Bloggerportal“ fragte ich den Titel als Rezensionsexemplar an und bekam das Buch daraufhin zugeschickt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet-Verlag für die Bereitstellung und Zusendung des Buches.

Am Anfang des Buches befindet sich eine dreiseitige Übersicht der wichtigsten Figuren des Buches. Mein erster Gedanke war, dass das einige sind und ich war gespannt, ob ich mir all die Figuren und ihre Geschichten merken könnte. Eines vorweg: Ich hatte keine Probleme damit.
Eine der Hauptfiguren des Buches ist die junge Dora: Wie oben schon erwähnt, wächst sie in eher bescheidenen Verhältnissen auf, trotz allem ist sie eine lebensfrohe und heitere Persönlichkeit. Zu ihren Eltern, bei denen sie noch lebt, hat sie ein gutes und offenes Verhältnis. Es trifft sie und ihre Mutter aus heiterem Himmel, als sich der Vater plötzlich aus ihrem Leben absetzt. Dora ist äußerst kreativ, sagt anderen ihre Meinung, wirkt aber doch manchmal etwas naiv und begeht auch Fehler, welche sie aber später einsieht. Dora war mir ab der ersten Seite sympathisch, da sie für andere einsteht, dabei aber ihre eigenen Träume und Wünsche nicht aus den Augen verliert.
Doras Cousine Babette ist ein sehr impulsiver Charakter. Sie weiß was sie will, scheitert aber des Öfteren an den Konventionen der Zeit. Anfangs fand ich Babettes Verhalten etwas anstrengend, da sie oft eingeschnappt ist. Doch sie verändert sich im Laufe des Buches sehr zum Positiven und geht ihren Weg. Auch sie verliert das Wohl anderer Menschen nicht aus den Augen und ist immer für ihre Lieben da.
Siegfried, genannt Siggi, ist der Adoptivbruder von Babette und einer meiner Lieblingscharaktere des Buches. Er hat eine schlimme Kindheit im Kinderheim hinter sich, welche ihn für sein Leben geprägt hat. Trotz allem hat er eine so liebenswerte Ausstrahlung, dass man ihn einfach gerne haben muss. Er hat ein Gespür für das Befinden der Menschen in seiner Umgebung und lässt diese nie im Stich.
Iny und Einar sind die Eltern von Babette und führen den Süßwarenladen in Lübeck. Mit ihrer freundlichen und herzlichen Art gegenüber Siggi und Dora, habe ich die Beiden sofort ins Herz geschlossen. Einar ist schwer gezeichnet von den Erlebnissen an der Front des Ersten Weltkrieges.
Doras Mutter Hedwig ist eine gute Seele, die stets in den Menschen das Gute sucht und findet.
Kommen wir nun zu der Familie Herden, die Marzipan-Dynastie: Hier möchte ich zuerst Johann nennen, der ein sehr undurchsichtiger Charakter ist. Er sprüht geradezu vor Elan, die Marzipan-Fabrik zu übernehmen, wirkt aber nie richtig glücklich. Er sammelte bei mir nicht nur Sympathie-Punkte, teilweise stieß mich sein Verhalten Dora gegenüber sehr ab.
Sein Bruder Felix ist da ganz anders: Er sprüht vor Lebensfreude und hat ganz andere Lebenspläne als sein Bruder Johann. Von Anfang an mochte ich seine offene, ehrliche Art und seine Sicht auf die Dinge.
Neben diesen Figuren agieren noch eine Vielzahl anderer Figuren, die mich alle überzeugen konnten. Sie sind facettenreich und lebensecht gezeichnet und vermitteln ein gutes Bild der Zeit und der Gesellschaft zu Beginn der „Goldenen Zwanziger“. Jede Figur hat in diesem Buch seinen Platz und bringt die Geschichte voran, sie entwickeln sich authentisch und machen auch Fehler.
Ganz besonders erwähnenswert ist, dass auch historische Persönlichkeiten am Rande mitspielen (z.B. Thomas Mann)und ich das Gefühl hatte, diese ein Stück weit persönlich kennenzulernen.

Durch den lebendigen und mitreißenden Sprachstil von Eva-Maria Bast und Jørn Precht konnte ich von der ersten Seite in die Handlung abtauchen. Die beiden haben zum Thema Marzipan akribisch recherchiert und bringen den einzigartigen Zauber dieser Süßigkeit wunderbar zum Leser/ zur Leserin. Mit viel Sinn für Lokalitäten und Geschichten in und um Lübeck hat mir das Autoren-Duo die Stadt näher gebracht und meinen Wunsch gefördert, diese unbedingt bald zu besuchen.
Doch es geht nicht nur um die Herstellung der süßen Verführung durch Marzipan. Teilweise wurde die Story so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die Handlung nimmt auch immer wieder ganz andere Verläufe, wie ich es vermutet hatte.

Der geschichtliche Hintergrund des Buches ist der Beginn der 1920er Jahre. Das „Goldene Jahrzehnt“, welches zu Beginn alles andere als golden war: Der rapide Wertverlust des Geldes, Hungersnöte und der Versailler Vertrag prägten und spalteten die Gesellschaft.
Auch die Gleichberechtigung der Frau ist ein großes Thema des Buches: Frauen durften seit 1918 wählen, und auch das Studium stand ihnen theoretisch offen – sie waren aber in den Hörsälen noch immer in der Unterzahl. Auch wenn die Frau noch immer unter dem Mann stand, gab es immer mehr Frauen, die ihren Weg gegangen sind – allen Hürden zum Trotz.
Eva-Maria Bast und Jørn Precht, alias Romy Herold, haben diese geschichtlichen Hintergründe perfekt recherchiert, ihre Geschichte wunderbar in diese Hintergründe hinein gebettet und damit Fiktion und Historie meisterhaft miteinander verbunden.

Fazit: Das Buch ist so köstlich wie feinstes Marzipan. Einmal angefangen, kann man nur noch schwer aufhören und man wünscht sich, dass es nie endet.
Mit authentischen Charakteren und einer spannenden Handlung hat mich dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt. Absolute Leseempfehlung!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Unter dem Schnee“

von Katrin Burseg

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Erschienen am 04. Oktober 2021 im Diana-Verlag

ISBN: 978-3-453-29222-2

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unter-dem-Schnee/Katrin-Burseg/Diana-Verlag/e554009.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Diana-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
„Schloss Schwanenholz, Ende Dezember 1978: Fünfzig Jahre führte Luise von Schwan die Baumschule auf dem Gut an der Ostsee mit strenger Hand. Nun wird die Gräfin beerdigt. Doch als die Trauerfeier beginnt, fegt ein heftiger Schneesturm über das Land. Bevor das Familienanwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, trifft ein ungebetener Gast aus Frankreich ein. Wer ist die geheimnisvolle Frau, die behauptet, Luises Tochter zu sein? Und hat Luise tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter auf dem Gut ausgebeutet? Fünf Tage, in denen die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert wird. Fünf Tage, die das Schweigen beenden, das sich jahrzehntelang über alles senkte wie Schnee.“

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Das Buch „Unter dem Schnee“ von Katrin Burseg spielt zwischen den Jahren 1978/1979 zur Zeit der Schneekatastrophe in Norddeutschland und zeigt, wie jahrzehntelang gehütete Geheimnisse eine Familie emotional trennen können.

Es ist der 28. Dezember 1978: Luise von Schwan, welche über mehrere Jahrzehnte eine Baumschule auf dem Familiengut an der Ostsee führte, ist verstorben.
Schon während der Beerdigung braut sich ein Unwetter unvorstellbaren Ausmaßes zusammen: Ein Schneesturm tobt mehrere Tage über das Land. Luises Familie erreicht noch knapp das Familienanwesen, kurze Zeit später sind sie durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten – zusammen mit der Köchin Isa und einer unbekannten jungen Frau namens Aimée aus Frankreich. Als diese behauptet, dass sie die gemeinsame Tochter von Luise und einem Zwangsarbeiter ist, holen die Familie jahrzehntelang gehütete Geheimnisse ein und stellen die Welt aller auf den Kopf. Emotional voneinander getrennt, nährt sich die Familie langsam wieder an und bricht das Schweigen.

Mitte September bekam ich vom Diana-Verlag eine Email, in der mir das Buch „Unter dem Schnee“ von Katrin Burseg vorgestellt wurde. Nach lesen des Klappentexts und auch durch das wunderbare, stimmige Cover, war meine Neugier direkt geweckt. Katrin Burseg hat mich schon mit den Büchern „Die Rebellin des Papstes“ (2010) und „Der Sternengarten“ (2013) mit ihrer sehr bildhaften Sprache und interessanten Geschichten begeistert.
Ich fragte direkt ein Rezensionsexemplar an und bekam es dann Ende September zugeschickt. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Diana-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung bedanken.

Die Anzahl der Figuren in diesem Buch sind sehr überschaubar, ganz im Gegensatz zu der Tiefe der Psyche der einzelnen Figuren. Immer wieder wurde ich überrascht, wie und weshalb die Personen agieren.
Als eine der ersten Personen lernen wir die Köchin Isa kennen. Mit Luise verband sie mehr als ein reines Dienstverhältnis – die Beiden konnten sich immer blind vertrauen. Nun droht Isa an dem Verlust von Luise zu zerbrechen. Es ist nicht der erste Verlust, den sie zu bewältigen hat. Isa ist mir mit ihrer offenen, aber auch so verletzlichen Art sehr schnell ans Herz gewachsen.
Klementine, Luises jüngere Schwester, ist ein Charakter, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Was hat diese Frau alles erlebt und durchgemacht. Doch all das Erlebte macht sie größtenteils mit sich selbst aus. Erst nach und nach erfährt ihre Familie, und damit auch der Leser, was in ihrem Leben alles passierte.
Carl und Johann, Klementines Söhne und die Erben der Baumschule, könnten unterschiedlicher nicht sein: Carl ist ein Hitzkopf, er liebt die Klarheit der Zahlen und nimmt auf die Gefühle seiner Mitmenschen keinerlei Rücksicht. Johann dagegen flüchtet sich gerne in die Welt der Bücher, er liebt die Bäume der Baumschule und setzt sich intensiv für den Naturschutz ein. Während ich Johann von Anfang mit seiner etwas schusseligen Art sehr mochte, stieß mich Carls egozentrisches Verhalten sehr ab.
Carolin, Johanns fünfzehnjährige Tochter, probt den Aufstand. Mitten in der Pubertät und ohne Mutter, muss sie ihr Leben leben. Eine große Stütze ist ihr dabei die Köchin Isa, die immer ein offenes Ohr für sie hat und ihre Liebe zu dem fast gleichaltrigen Niki (ein liebenswerter Chaot).
Sybille, eine Journalistin, die von Luise beauftragt wurde, die Chronik des Familienbetriebes zu schreiben, ist tief in die Geheimnisse der Familie von Schwan eingedrungen. Als sie mit den anderen Personen von der Außenwelt abgeschnitten wird, spielt sie mit ihrer Neugier, aber auch mit ihrer Ausgeglichenheit eine große Rolle.
Aimée, die junge Französin hat mich mit ihrer Geschichte sehr bewegt. Ein zutiefst verletzter aber auch kämpferischer Charakter. Ihr und ihrem Vater wurde im Leben nichts geschenkt, sie mussten immer wieder für sich und ihre Ziele kämpfen. Dabei hat Aimée ihr Herz am rechten Fleck behalten und ist selbstlos für andere da.
Auch wenn die eigentliche Hauptfigur des Buches nicht mehr direkt zu Wort kommt, ist sie doch die vielen Erzählungen und Erinnerungen der anderen Charaktere immer präsent: Luise von Schwan. Ihr Leben war nicht leicht, sie musste viele Rückschläge hinnehmen und sich in einer von Männern beherrschten Welt durchsetzen.
Wie bereits erwähnt, hat mich die Tiefe der Charaktere äußerst beeindruckt. Sie entwickeln sich authentisch, machen Fehler und gestehen sich diese auch ein. Mit Charakteren, die Ecken und Kanten haben, hat Katrin Burseg lebensechte und authentische Figuren geschaffen, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Ihre Geschichten und Erlebnisse haben sie zu den Menschen werden lassen, die sie sind.

Katrin Burseg hat eine ganz wunderbare und bildhafte Sprache. Schon ab der ersten Seite konnte sie mich für die Geschichte begeistern, die sich auf 400 Seiten erstreckt und auf 51 Kapitel aufteilt. Die Kapitel setzten abwechselnd den Schwerpunkt auf einen der Charaktere. Hier erfährt man viel aus der jetzigen Situation der Figur, aber auch über ihre Geschichte. Viele Erlebnisse ließen mich mit einer Gänsehaut zurück und es kam auf keiner Seite Langeweile auf.

Den Hintergrund des Romans „Unter dem Schnee“ bildet die Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978. Fünf Tage dauerte der Schneesturm an, machte Autobahnen unpassierbar, sorgte für meterhohe Schneeverwehungen und schnitt ganze Ortschaften von der Außenwelt ab. Die Temperaturen waren im zweistelligen Minusbereich und allein in der BRD starben 17 Menschen an den Folgen der Katastrophe. Viele, vor allem landwirtschaftliche Betriebe erlitten hohe Verluste, aber auch Privatpersonen waren Geschädigte des Unwetters. Eine Koordinierung der Hilfe war anfangs nicht möglich – zum einen waren die Telefonleitungen unterbrochen, zum anderen gab es keine gemeinsamen Funkfrequenzen zwischen Gemeinden, Hilfsorganisationen, Bundeswehr und Stromversorgern. Erst Tage später konnte den eingeschlossenen Menschen und Tieren geholfen werden.
Katrin Burseg hat eigene Erinnerungen an diese Schneekatastrophe, welche sie zu diesem Roman inspiriert haben: Mit ihrer Familie war sie zu dieser Zeit mehrere Tage eingeschneit.
Mit viel Leidenschaft erzählt sie diese Geschichte und fängt auch das Bedrohliche des Sturms und der Schneemassen ein. Bei einigen Szenen und Beschreibungen wurde es mir richtig kalt und ich konnte den tobenden Wind vor den Fenstern hören und spüren.
Geschichtlich arbeitet der Roman die Zwangsarbeit im Dritten Reich auf. In wie vielen deutschen Unternehmen damals Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen beschäftigt waren, lässt sich nicht mehr sagen, aber die Aufarbeitung hat, wenn auch spät, begonnen. In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin näher auf dieses Thema ein. Spannend finde ich auch die Geschichte, wie es den Kindern von Zwangsarbeitern/ Zwangsarbeiterinnen mit Deutschen erging. Diese hatten ein schweres Los und wurden gesellschaftlich geächtet – die Beziehungen waren auch strengstens verboten.
Ein weiteres geschichtliches Thema ist die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten (hier Pommern). Unter schrecklichsten Entbehrungen und Verlusten gelang nur wenigen Menschen die Flucht. In ihrer neuen Heimat angekommen, machten es ihnen die Gesellschaft auch nicht leicht, sich zu integrieren.
Aber auch den Wahnsinn des zweiten Weltkrieges, die anfängliche Euphorie und das böse Erwachen lässt Katrin Burseg gekonnt in ihre Handlung einfließen.
Die große Bandbreite der geschichtlichen Themen und wie die Autorin Geschichte mit Fiktion verbindet, haben mich sehr begeistert. Katrin Burseg hat ganz intensiv und akribisch recherchiert und ein authentisches Bild der verschiedenen Zeiten und der jeweiligen Gesellschaft gezeichnet.
Ein Stammbaum von der Familie von Schwan am Ende des Buches rundet dieses, für mich ganz wunderbare Buch perfekt ab. Ich habe keinerlei Kritikpunkte und werde immer wieder gerne zu den Büchern von Katrin Burseg greifen.

Fazit: Dieses Buch ist ein Highlight. Mit viel geschichtlichen Wissen und ganz wunderbar tief gezeichneten Charakteren hat Katrin Burseg ein Buch geschaffen, welches mich die Zeit vergessen lies. Ich bin völlig in diese spannende, aber doch eher ungewöhnlichen Geschichte abgetaucht. Unbedingt lesen!

*Kennzeichnung, da Produktnennung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst – dieser Artikel muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Hafenschwester – Als wir an die Zukunft glaubten“

von Melanie Metzenthin

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Erschienen am 30. August 2021 im Diana-Verlag

ISBN: 978-3-453-29246-8

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Die-Hafenschwester-3-/Melanie-Metzenthin/Diana-Verlag/e579561.rhd


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Diana-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplar muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine Rezensionen zu den vorherigen Teilen der Reihe findet ihr hier:
Teil 1: „Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten“
Teil 2: „Die Hafenschwester – Als wir wieder Hoffnung hatten“

Klappentext:
Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Martha und Paul haben während der Inflation 1923 alle Ersparnisse verloren und die finanzielle Lage ist prekär. Ihre Tochter Ella will unbedingt Ärztin werden, muss ihren Traum jedoch zunächst auf Eis legen und die Familie unterstützen. Sie tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter und beginnt eine Schwesternausbildung. Dann kommen die Nazis an die Macht. Ella fiebert dem Studium entgegen, doch die Einschreibung an der Universität wird ihr untersagt. Als die Familie in eine schreckliche Lage gerät, ruhen alle Hoffnungen auf dem jüngsten Sohn Fredi. Er macht bei der Mordkommission Hamburg Karriere. Und lässt sich auf einen gefährlichen Pakt mit der Gestapo ein …“

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Das Buch „Die Hafenschwester – Als wir an die Zukunft glaubten“ von Melanie Metzenthin ist der dritte und abschließende Teil der Reihe um Martha Studt und ihre Familie in Hamburg im 20. Jahrhundert.

November 1923: Am Ende des Schicksalsjahr der jungen Weimarer Republik herrschen Hyperinflation, Hunger und Verzweiflung. Martha ist nach wie vor in Hamburg unterwegs, um den Armen zu helfen. Doch die Hyperinflation hat auch ihr und ihrer Familie die kompletten Ersparnisse genommen – damit ist ihre finanzielle Lage sehr schlecht.
Ihr Sohn Rudi beginnt ein Jura-Studium, Tochter Ella möchte unbedingt Ärztin werden. Doch ein Zwischenfall sorgt dafür, dass Ella ihr Studium zurückstellen muss und erst mal eine Schwesternausbildung beginnt.
Fredi, Marthas jüngster Sohn, geht zur Mordkommission und macht dort Karriere. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, wird Ella das Studium verwehrt und die Familie Studt droht auseinander gerissen zu werden.

2019 erschien der erste Teil um die „Hafenschwester“. Diesen habe ich mit großer Begeisterung gelesen, da mich Melanie Metzenthin mit ihrer bildhaften Sprache und ihren authentischen Charakteren überzeugen konnte. Auch der zweite Teil, der 2020 erschien, stand dem ersten Teil in nichts nach. Ich freute mich sehr auf den dritten Teil, auch wenn Wehmut mitschwang, dass eine wunderbare Buchreihe damit ein Ende findet.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Diana-Verlag, die mir das Buch über das „Bloggerportal“ als kostenloses Rezensionsexemplar zugeschickt haben.

Viele liebgewonnene Personen spielen in diesem Buch wieder mit. An erster Stelle ist hier die wundervolle Martha zu nennen. Eine Frau, die sich und ihrer Familie immer treu bleibt – auch in schwierigen Zeiten. Sie ist immer für andere da und hilft, wo sie kann. Marthas authentische Entwicklung, von einem jungen Mädchen im ersten Teil, zu einer gestandenen Frau im dritten Teil, hat mich sehr begeistert und ich habe das Gefühl, dass Martha mir zu einer Freundin, zu einer Vertrauten wurde. Ich werde sie und ihre Geschichte nie vergessen.
Unverrückbar an Marthas Seite steht Paul. Körperlich gezeichnet vom Krieg, aber innerlich stark und unerschütterlich. Er sagt Menschen in seiner Umgebung ganz klar seine Meinung und verstellt sich nicht. Zusammen mit Martha bildet er eine Einheit, sie lassen sich nicht unterkriegen und sind immer füreinander und für ihre Familie da.
Aus Marthas und Pauls Kindern sind mittlerweile junge Erwachsene geworden, die ihren Weg gehen – liebevoll aber auch streng begleitet von ihren Eltern.
Rudi, der zu Anfang der Geschichte noch seinen Platz im Leben sucht und sich mitunter sehr von seiner Eltern zurückgesetzt fühlt, obwohl sie immer nur sein Bestes wollen, macht eine glaubwürdige Entwicklung durch. Manchmal hätte ich ihn gerne wegen seines sehr engstirnigen Verhaltens geschüttelt.
Ella ist eine sehr zielstrebige junge Frau, die leider immer wieder ausgebremst wird. Sie macht ihrem Unmut immer direkt Luft und lässt sich nicht unterkriegen – auch als ihr Medizinstudium in weite Ferne rückt. Sie geht immer mit offenen Augen durch die Welt und lässt sich nicht einschüchtern.
Fredi, eigentlich Alfred, ist der jüngste Sohn von Martha und Paul. Er weiß schon recht früh, was er im Leben erreichen möchte und hat mich mit seiner selbstlosen Art absolut begeistert und entwickelte sich zu meinem persönlichen Liebling. Ähnlich wie Ella sieht er Ungerechtigkeiten und handelt – auch wenn es für ihn ungemütlich und gefährlich wird.
Marthas Bruder Heinrich, seine Frau Li-Ming, ihre Kinder Arthur und Lilli und Marthas Vater stehen in diesem Teil wieder eng an Marthas Seite. Zusammen stehen sie vieles durch und sind sich gegenseitig eine große Stütze in schwierigen Zeiten.
Es gibt noch einige Figuren, die neben diesen Hauptfiguren agieren. Hier ist vor allem die junge Henny, Fredis Frau zu nennen. Anfangs von vielen unterschätzt, hält sie doch vieles in der Familie zusammen und ist für Fredi der Fels in der Brandung.
Aber auch Figuren, die nur am Rande vorkommen, hat Melanie Metzenthin mit sehr viel Feingefühl zum Leben erweckt. Sie hat Charaktere mit Ecken und Kanten geschaffen und zusammen mit den Hauptfiguren bilden sie ein glaubhaftes Bild der Gesellschaft der Weimarer Republik und des dritten Reiches ab. Sie erzählt die Geschichte(n) der kleinen Leute.

Mit ihrem bildgewaltigen und detaillierten Sprachstil hat mich Melanie Metzenthin gleich von der ersten Seite an in die Geschichte gezogen. Auch wenn ich den zweiten Teil vor etwa einem Jahr gelesen habe, hatte ich keine Probleme wieder in der Geschichte reinzukommen und zu folgen. Melanie Metzenthin erzählt auch einiges aus den ersten beiden Teilen wieder, somit konnte ich mich gut an einige Geschehnisse erinnern, die nicht mehr ganz so präsent waren.

Den historischen Hintergrund bildet anfangs die Weimarer Republik, später dann das Dritte Reich und dann der Zweite Weltkrieg.
Es wird klar, wie das Schicksalsjahr 1923 die Weimarer Republik zum Scheitern verurteilte und die Menschen, dank des Versailler Vertrags, Reparationszahlungen und der draus resultierenden Hyperinflation das Vertrauen in die noch junge Republik schnell wieder verloren. Die Hyperinflation fraß vielen Menschen das mühselig ersparte Geld weg – es war nichts mehr wert.
Der Versailler Vertrag und die dort festgesetzten Reparationszahlungen von Deutschland an die Siegermächte ließen viele Menschen erschaudern. Nach dem Young Plan aus dem Jahr 1928 sollten diese Zahlungen bis in das Jahr 1988 stattfinden – eine unendlich lang erscheinende Zeit.
All dies ebnete den Weg für die Nationalsozialisten und dem Dritten Reich – der Diktatur.
Melanie Metzenthin hat die geschichtlichen Hintergründe akribisch recherchiert und beschreibt die Entwicklung von einer Demokratie zur Diktatur sehr bildhaft und verständlich anhand der Geschichte der kleinen Leute.
Sie zeigt zudem die ganze Gräuel der Judenverfolgung und die Auslöschung „unwerten Lebens“ durch die Nationalsozialisten. Bei einigen Szenen, auch bei den Verhörmethoden der Gestapo, lief es mir kalt den Rücken runter und ich musste das Buch kurz zur Seite legen.
Der Ausbruch und Verlauf des Zweiten Weltkriegs, vor allem die „Operation Gomorrha“, bei der Hamburg von der Britischen und US-Amerikanischen Luftwaffe unter Beschuss genommen wird und in einem gewaltigen Feuersturm Zehntausende Menschen ihr Leben verlieren und Hunderttausende obdachlos werden, erzählt Melanie Metzenthin sehr eindringlich und bildgewaltig.
Doch trotz aller Gräuel und Grausamkeiten schwingt auf jeder Seite des Buches die Hoffnung der Charaktere auf eine bessere Zukunft mit.

Fazit: Was für ein Finale! In diesem Buch ist einfach alles drin: Tolle Charaktere, Historie, Intrigen, Spannung, Liebe, Hoffnung, Krieg und Zusammenhalt. Diesen Teil empfand ich als den stärksten und intensivsten Teil einer absolut empfehlenswerten Reihe.
Lasst euch diese 700 Seiten pures Lesevergnügen nicht entgehen.

* Kennzeichnung, da Produktnennung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst – dieser Artikel muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Schwestern vom Ku’damm – Ein neuer Morgen“

von Brigitte Riebe

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Erschienen am 14. September 2021 im Rowohlt-Verlag (Wunderlich-Verlag)
ISBN: 978-3805200677


https://www.rowohlt.de/buch/brigitte-riebe-die-schwestern-vom-ku-damm-ein-neuer-morgen-9783805200677

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplar muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine Rezensionen zu den vorherigen Teilen der Reihe findet ihr hier:
Teil 1: „Die Schwestern vom Ku’damm – Jahre des Aufbaus“
Teil 2: „Die Schwestern vom Ku’damm – Wunderbare Zeiten“
Teil 3: „Die Schwestern vom Ku’damm – Tage der Hoffnung“
Teil 4: „Weihnachten am Ku’damm“

Klappentext:
Berlin, 1966: Die geteilte Stadt ist ebenso im Umbruch wie das Modekaufhaus Thalheim am Ku′damm. Die Jugend rebelliert, die Röcke werden kürzer, doch Chef-Designerin Miriam Feldmann hat alle Mühe, Kaufhaus-Patriarch Friedrich davon zu überzeugen, dass die Frauen nun Knallfarben statt Pastell tragen wollen. Wenigstens ihr Privatleben läuft in gewohnt ruhigen Bahnen. Ihren Platz in der Familie Thalheim hat sie gefunden, Adoptivtochter Jenny wächst zu einer klugen jungen Frau heran. Als Miriam, die nie eigene Kinder bekommen konnte, mit Anfang vierzig schwanger wird, ist plötzlich auch ihr eigenes Leben im Umbruch. Dann begegnet sie einem Mann wieder, den sie im Krieg kennenlernte. Die Begegnung führt sie zu den dunkelsten Stunden ihres Lebens zurück …

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Das Buch „Die Schwestern vom Ku’damm – Ein neuer Morgen“ von Brigitte Riebe ist der fünfte Teil um die Kaufhaus-Familie Thalheim in Westberlin und zeigt, wie gesellschaftliche Umbrüche in den 1960er Jahren auch vor dieser Familie nicht halt machen.

Es ist das Jahr 1966 in Westberlin: Das Kaufhaus Thalheim muss sich neu erfinden. Immer mehr Kunden wandern in andere Geschäfte ab. Kaufhausgründer Friedrich, inzwischen sehr betagt, muss sich so den Ideen seiner vier Töchter stellen: Eine völlige Umgestaltung seines geliebten Kaufhauses.
Miri Feldmann, inzwischen Chef-Designerin im Modehaus Thalheim, erfährt ein unfassbares Glück: Mit Anfang vierzig wird sie schwanger. Ihr bisher ruhiges Leben mit ihrem Mann und ihrer pubertären Adoptivtochter Jenny gerät in einen völligen Umbruch.
Als Miri dann auch noch auf einen Mann trifft, den sie aus Kriegszeiten kennt, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Aber auf eines kann sie sich immer verlassen: Ihre Familie.
Zwischen der Studentenbewegung der 1960er Jahren, Gesellschaftsumbrüchen und vielen kleinen familiären Streitigkeiten geht die Familie Thalheim ihren Weg.


Ich habe die 50er-Jahre-Reihe von Brigitte Riebe, die in den Jahren 2018, 2019 und 2020 erschien sehr gerne gelesen und war nach dem dritten Teil sehr traurig, dass die Reihe wohl beendet war. Die vielfältigen Charaktere der Familie Thalheim, mit all ihren Eigenheiten und Gewohnheiten sind mir sehr ans Herz gewachsen. Im Oktober 2020 erschien dann der Teil „Weihnachten am Ku’damm“, eine kleine feine Geschichte, die zeitlich zwischen dem ersten und zweiten Teil angesiedelt ist.
Als Brigitte Riebe ankündigte, dass sie auch noch Miris Geschichte erzählen möchte, und damit aus der Quadrologie eine Quintologie wird, war ich sehr glücklich und es war klar, dass ich auch diesen fünften Teil unbedingt lesen wollte.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Wunderlich-Verlag (Rowohlt), die mir das Buch als kostenloses Rezensionsexemplar zugeschickt haben.

Von der ersten Seite an war ich wieder in der Geschichte angekommen und freute mich, die liebgewonnen Charaktere der Familie Thalheim wieder zu treffen.
Im Zentrum der Geschichte steht diesmal Miri. Als uneheliche Tochter von Friedrich kam sie erst später in den Kreis der Familie Thalheim. Ihre Mutter war Jüdin und wurde während des NS-Regimes von den Nationalsozialisten verfolgt und getötet. Miri überlebte als „jüdisches U-Boot“ nur knapp und mit vielen Entbehrungen. Den Koffer, mit den Schnittmustern ihrer Mutter, hat sie aber über all die vielen Jahre nie aus den Händen gegeben.
Miri hat mich mit ihrer von Schrecken geprägten Vergangenheit sehr berührt: Wie viel Leid, wie viel Trauer kann ein Mensch ertragen, ohne selbst dadurch gebrochen zu werden? Miri gibt sich nicht auf, sie kämpft für sich und schafft es zu überleben.
Über 20 Jahre später ist Miri eine aufrechte Frau, welche die Familie Thalheim mit ihrem großen Herzen zusammenhält. Sie ist immer für andere da, hört zu, gibt Ratschläge, nimmt aber auch gerne Hilfe an. Doch ihre Vergangenheit kann sie nicht vergessen, immer wieder zieht es sie in gedankliche Abgründe. Nur langsam kann sie sich ihrer Familie öffnen und von ihrer schlimmen Vergangenheit erzählen.
Ich mochte Miris ehrliche und starke, aber so leicht verletzbare Art schon seit dem ersten Teil. Ihr wurde in ihrem Leben nichts geschenkt, sie erarbeitet sich alles mit Fleiß und Mut. Brigitte Riebe beschreibt Miri und ihre Geschichte sehr glaubwürdig und lebensecht. Miri hat mich mit ihrem Lebensmut sehr inspiriert. Die sehr eindringlich geschriebenen Passagen aus Miris Vergangenheit brachten mich das ein oder andere Mal zum frösteln.
Sie ist ein ehrlicher Charakter, welcher auch mal Fehler macht, sich diese aber auch eingesteht und dann alles daran setzt, diese Fehler aus der Welt zu schaffen.
Die anderen Familienmitglieder der Familie Thalheim haben mich auch alle wieder mit ihrer Vielfältigkeit, ihren Geheimnissen und Verschwörungen begeistert: In dieser Familie wird gestritten, gelacht und geweint – ein bunter Blumenstrauß an unterschiedlichsten Charakteren, die aber doch eine unerschütterliche Einheit bilden.

Ohne Wenn und Aber gehörte sie zu dieser starken, wunderbar sturen, manchmal auch ziemlich bekloppten Thalheim-Sippe, die sich ab und zu zwar ordentlich zoffen konnte, aber füreinander einstand, sobald es eng wurde.“
[S. 150, Z.26 – 29]

Jeder einzelne Charakter dieser Familie hat sich authentisch weiterentwickelt, haben aber alle ihre Eigenheiten behalten. Brigitte Riebe hat Figuren geschaffen, die ich nie wieder vergessen werde und zu meinem Leben dazugehören, als würde ich sie persönlich kennen.

Wie bei all ihren Büchern hat mich Brigitte Riebe mit ihrer bildgewaltigen Sprache völlig in die Geschichte gezogen. Viele persönliche Konflikte der Figuren sind in große geschichtliche Ereignisse eingebettet – diese geschichtlichen Ereignisse wurden so lebendig und spannend geschildert, dass ich das Gefühl hatte, dabei gewesen zu sein.
Ein Konzert von Jimi Hendrix hat Brigitte Riebe mit einer solchen Energie beschrieben, die mich komplett mitnahm. Ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen und flog nur so durch die Seiten und die Geschichte. Ich mag alle bisherigen Teile der Reihe sehr gerne – dieser Teil hat mich aber doch am meisten berührt und auch inspiriert.

Den geschichtliche Hintergrund bildet Westberlin den 1960er Jahren: Der große wirtschaftliche Aufschwung, das Wirtschaftswunder der 50er Jahre war vorbei. Die Arbeitslosenzahlen stiegen, es wurde weniger investiert, mehr produziert als verkauft.
Die westdeutsche Studentenbewegung zog in der Gesellschaft weite Kreise und wurde von der ‚Spiegel-Affäre‘ weiter befeuert: Kritische Mitarbeiter des ‚Spiegels‘ sahen sich der Strafverfolgung wegen Landesverrat ausgesetzt. Polizeiliche Maßnahmen brachten Teile der Bevölkerung, vor allem aber Studenten auf die Straße, welche einen Angriff auf die Pressefreiheit sahen.
Als am 02. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg auf einer Demonstration gegen den Staatsbesuch des Schah Mohammad Reza Pahlavi erschossen wurde, gab es kein Halten mehr: Die Studentenbewegung breitete sich bundesweit aus und radikalisierte sich.
Der musikalische Soundtrack der 1960er Jahre ist geprägt von „The Beatles“, „The Rollings Stones“, Jimi Hendrix und vielen mehr. Die Jugendlichen lehnen alte Konventionen in vielen Bereichen (z.B. in Sachen Sexualität, Rollenbilder, Familien) ab, was unweigerlich zu starken Konflikten mit der Elterngeneration führt.
Brigitte Riebe bettet ihre Geschichte um die fiktive Familie Thalheim gekonnt in diese historischen Hintergründe ein, welche sie akribisch recherchiert hat, aber auch selbst erlebt hat.

Fazit: Das Buch ist der sehr berührende fünfte Teil einer wundervollen Buchreihe, welche ich nie wieder vergessen werde.
Mit großer Leidenschaft und viel Wissen erzählt Brigitte Riebe aus einer spannenden und von Umbrüchen geprägten Zeit. Für mich persönlich ist dieses Buch der stärkste Teil der Quintologie.

*Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten. Ich habe für diese Rezension aber keine finanzielle Gegenleistung bekommen – sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplar muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe“

von Ulrike Renk

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Erschienen am 16. August 2021 im Aufbau-Verlag
ISBN: 978-3-7466-3555-2


https://www.aufbau-verlag.de/index.php/eine-familie-in-berlin.html

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Aufbau-Verlag über die Agentur „ehrlich & anders“ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Sie nennen ihn „Merlin“, weil er alle verzaubert – der Mann, den ihr Bruder ihr als seinen Freund vorstellt. Paula Oppenheimer, die in einem offen jüdischen Haushalt groß geworden ist, verliebt sich in den jungen Dichter Richard Dehmel. Er verkehrt mit vielen Literaten und will als Künstler leben. Paula wird zu seiner Muse und zur strengen Kritikerin seiner Texte. Als sich ihre Eltern gegen ihre Verbindung stellen, kämpft Paula für ihre Liebe. Doch dann muss sie sich fragen, ob Richards wilde, unkonventionelle Art sie auf Dauer glücklich machen kann … Das Porträt einer Künstlerin in unruhigen Zeiten: Am Anfang war sie die Ehefrau des Dichters Richard Dehmel – dann wurde sie selbst zur Schriftstellerin.“

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Das Buch „Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe“ von Ulrike Renk beschreibt die Lebensgeschichte der Paula Oppenheimer, die sich im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Dichter und Schriftsteller Richard Dehmel verliebt.

Berlin im Jahre 1878: Auch wenn die finanziellen Möglichkeiten der Familie Oppenheimer begrenzt sind, werden die vier Geschwister Paula, Franz, Elise und Carl von ihren Eltern liebevoll und bildungsorientiert erzogen.
Als Tante Auguste vorschlägt, Paula zu sich zu nehmen, als Gesellschafterin auszubilden und damit ihre Schwester finanziell zu entlasten, fällt Paula die Entscheidung alles andere als leicht: Sie hängt an ihrem Elternhaus und an ihrem Bruder Franz, mit welchem sie eine innige Verbindung teilt.
Sie zieht zu ihrer Tante und ihr eröffnet sich eine neue Welt: Sie besucht Opern, nimmt an literarischen Salons teil, vertieft ihr Klavier-Spiel und fährt zur Sommerfrische an die Ostsee.
Doch dann tritt Richard Dehmel in ihr Leben. Die zarte Paula verliebt sich Hals über Kopf in den charismatischen Mann. Doch ihre Liebe steht auf wackligen Beinen und weckt in Paulas Familie keine Stürme der Begeisterung.

Am 09. August erhielt ich von der Agentur „ehrlich & anders“ eine Anfrage, ob ich das neue Werk von Ulrike Renk als Rezensionsexemplar erhalten möchte. Bisher hatte ich von der Autorin noch kein Buch gelesen, was ich aber schon längst ändern wollte. Also sagte ich zu, da der Klappentext und auch das wunderschöne und stimmige Cover mein Interesse weckten. Die Namen Paula Oppenheimer und Richard Dehmel sagten mir nichts und dadurch versprach mir das Buch neue Erkenntnisse.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Aufbau-Verlag und bei der Agentur „ehrlich & anders“ für das liebevolle und wunderschöne Päckchen bedanken, welches mich erreichte.

In diesem Buch spielen eine Menge an unterschiedlichen Charakteren mit, die mich aber alle mit ihrer authentischen Zeichnung überzeugen konnten. Einige der Figuren sind historisch und werden von Ulrike Renk gekonnt zu Leben erweckt.
Paula, die Hauptfigur des Buches und historisch belegt, ist zu Beginn der Handlung ein junges Mädchen von knapp 16 Jahren. Ich schloss sie schnell ins Herz, sie ist eine sehr zarte Person , die auch immer wieder von ihrer Krankheit zurückgeworfen wird und sich im Laufe der Zeit selbst findet. Sie ist stets für andere da und hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Menschen in ihrem Umfeld, nimmt aber auch gerne Hilfe an. Als Richard Dehmel in ihr Leben tritt, verändert sich Paula. Sie setzt sich störrisch bei ihrer Familie für eine Ehe mit Richard durch. Ulrike Renk hat die Lebensgeschichte von Paula Dehmel und die ungesunde Liebe zu Richard detailreich und farbenfroh nacherzählt
Tante Auguste ist Paula eine Vertraute und ihre Förderin. Sie ist kinderlos, was sie sehr mitnimmt, trotzdem lebt sie ein gutes und sorgenfreies Leben. Anfangs fiel es mir etwas schwer, sie einzuordnen, doch dann mochte ich ihre ehrliche und direkte Art sehr. Zudem entwickelt sie sich weiter und nimmt auch gerne Tipps von ihrer Nichte Paula an. Die Beiden ergänzen sich gut – sie helfen sich gegenseitig und sind immer füreinander da.
Toni und Julius, Paulas Eltern, konnte ich anfangs auch nicht richtig fassen. Einerseits sind sie sehr streng, auf der anderen Seite tun sie alles für ihre Kinder und stehen zu ihnen. Zwischen Toni und ihrer Schwester Auguste steht schon seit Ewigkeiten die Eifersucht, welche ihnen immer wieder das Leben schwer macht und auch in Paula das Gefühl erzeugt, zwischen den Stühlen zu sitzen.
Die Geschwister von Paula sind auch wunderbar und authentisch gezeichnet. Hier ist an erster Stelle Franz zu nennen, Paulas „Seelenbruder“. Sie teilen ihre Sorgen und ihre Ängste und verlieren nie den Kontakt zueinander, auch wenn Franz im fernen Freiburg studiert. Mein Liebling bei den Geschwistern Oppenheimer ist aber der junge Carl: Ungestüm und mit kindlichen Übermut entdeckt er die Welt von damals und wir nehmen diese durch seine Kinderaugen wahr. Elise ist eher unscheinbar.
Richard Dehmel, welcher erst in der zweiten Hälfte des Buches erscheint, ist ein Charakter, welcher es mir überhaupt nicht leicht machte. Auf der einen Seite tat er mir leid, da Paulas Familie ihn nicht akzeptiert, er immer wieder abwarten muss… aber auf der anderen Seite stieß mich sein Verhalten Paula gegenüber so ab. Er ist völlig von sich und seinem Können überzeugt und lebt in seiner eigenen Welt. Er sieht nur sich, ist ein Narzisst, der viele Menschen in seiner Umgebung blendet und versucht zu manipulieren. Ich empfand seine Art als sehr unangenehm und hätte ihn gerne das ein oder andere mal geschüttelt.
Phine, eine Freundin von Paula, macht eine große Entwicklung durch und hat mich mit ihrer Lebensgeschichte sehr beeindruckt.
Um diese Hauptfiguren agieren noch einige Nebenfiguren, die mir aber alle sehr gut gefallen haben, da sie ebenfalls authentisch und lebensecht daher kommen. Das Personal, welches vorwiegend mit Berliner Mundart redet, lockerte viele angespannte Situationen wieder angenehm auf.
Was mir gefehlt hat, war ein Personenregister am Anfang des Buches, da ich ab und zu mit den Figuren durcheinander kam.

Ulrike Renk hat eine sehr angenehme, ruhige und auch bildhafte Sprache. Detailliert und liebevoll beschreibt sie Paulas Leben, ohne das es langweilig wird. Ganz besonders haben mir die Passagen an der Ostsee gefallen. Ich hatte das Gefühl, das Meer zu riechen und zu spüren und mit Paula zu entdecken. Im weiteren Verlauf des Buches hat die Autorin viele Briefe und Gedichte von Paula und Richard eingebunden. Das machte für mich einen besonderen Reiz des Buches aus, da die Geschichte durch diese Gedanken noch lebendiger und greifbarer wurde.
Während die Handlung der ersten Hälfte des Buches eher ruhig und bedächtig ist, wurde es in der zweiten Hälfte turbulent. Ich wollte das Buch dann nicht mehr aus den Händen legen und las bis spät in die Nacht.

Den historischen Hintergrund des Buches bilden die späten Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Industrialisierung verändert das Leben der Menschen und das Antlitz der Städte: Mehrfamilienhäuser entstehen, Automobile erobern die Straßen und der Smog der Industrie nimmt vielen Menschen die Luft zum Atmen. Nicht viele konnten dieser schlechten Luft entgehen und ans Meer zur ‚Sommerfrische‘ aufbrechen.
Die Gesellschaft ist gespalten: In den Arbeitervierteln herrscht bittere Armut, die Reichen der Gesellschaft werden immer reicher. Paulas Familie steht zwischen diesen beiden Schichten: Nicht arm, aber auch nicht reich.
Frauen durften in dieser Zeit nicht studieren und mussten sich ganz die Abhängigkeit der Männer begeben. Erst im Jahr 1896 wurden Frauen als Gasthörerinnen an Unis zugelassen, wobei davor auch schon Frauen mit einer Sondergenehmigung studieren durften – aber nicht promovieren. Dies war ihnen erst mit dem Gasthörerinnen-Zugangsrecht möglich. 1908 wurde den Frauen das Studium in Preußen allgemein erlaubt. Paula ist über diesen Zustand sehr betrübt und beneidet ihren Bruder Franz, für den beruflich alle Türen offen stehen.

Fazit: Das Buch „Eine Familie in Berlin – Paulas Liebe“ von Ulrike Renk entführt den Leser/ die Leserin mit einer detaillierten und liebevollen Sprache, einem akribisch recherchierten Hintergrund und authentischen Charakteren in vergangene Zeiten. Die Lebensgeschichte von Paula Dehmel hat mich bestens unterhalten, die Liebesbeziehung zu Richard Dehmel auch teilweise verstört.
Es wird definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin sein. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil, der im Februar 2022 erscheint.

*Kennzeichnung, da Produktnennung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst – dieser Artikel muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

Ein liebevoll gepacktes Päckchen