von Melanie Metzenthin
Erschienen am 09. September 2019 im Diana Verlag
ISBN: 978-3453292338
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Das Buch „Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten“ von Melanie Metzenthin spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg zur Zeit der großeren Cholera-Epidemie.
Im Jahre 1892 lebt die 14 jährige Martha im ärmlichen Gängeviertel in Hamburg. Ihre Familie ist nicht reich an Geld, dafür aber an Liebe. Ihre Eltern arbeiten viel, sind aber trotzdem für ihre Martha, ihre kleine Schwester und ihren Bruder da. Ein Familienidyll, von dem Marthas beste Freundin Milli nur träumen kann, sie wird von ihrem Vater an andere Männer verkauft.
In diese Welt bricht die Cholera unerwartet herein und zerreist Marthas Familie. Ihre kleine Schwester und ihre Mutter überleben die Cholera nicht, der Vater flüchtet sich in den Alkohol und Martha muss von nun an für die restliche Familie sorgen. Sie beginnt in dem Krankenhaus, in dem ihre Schwester starb, als Krankenwärterin zu arbeiten: Eine beschwerliche Arbeit, die sie sehr an ihre Grenzen bringt, aber sie verspürt auch den Wunsch mehr zu tun: Sie möchte den Menschen noch mehr helfen. So beginnt sie eine Ausbildung als Krankenschwester bei den Erika- Schwestern.
Währenddessen erhebt sich am Hafen Widerstand gegen die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Aber auch die Frauen beginnen für ihre Rechte zu kämpfen.
In all diesen Wirrungen verliebt sich Martha noch in einen Mann – was absolut gegen die strengen Regeln des Krankenhauses spricht und damit Martha alles kosten kann, was sie sich mühsam aufgebaut hat.
Melanie Metzenthin gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsautorinnen. Auf Facebook berichtet sie immer über ihre neuen Schreibprojekte – als dann „Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten“ angekündigt wurde, war mein Interesse gleich geweckt. Zum einen, weil ich ihre Bücher natürlich sehr gerne lese, aber auch das Thema Medizingeschichte. Ein sehr faszinierendes Thema, nicht immer leicht, aber trotzdem immer wieder packend. Ich freute mich riesig, als ich das Buch endlich in den Händen halten konnte und begann gleich es zu lesen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Diana Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.
Martha ist ein wundervoller Charakter. Von der ersten Seite an habe ich sie ins Herz geschlossen. Sie strahlt eine Wärme aus, die sie für mich gleich zur Freundin werden lies. Was mir sehr gefallen hat, Martha ist keine Figur, der alles zufällt, die alles richtig macht – nein, sie macht auch Fehler. Sie ist verzweifelt, begeht eine ziemliche Dummheit und lässt sich allein von ihrem Herz leiten.
Eine andere starke Figur ist Marthas Mutter. Auch wenn sie nur einen relativ kurzen Auftritt hatte: Sie bleibt im Gedächtnis als eine tolle, starke Frau.
Marthas Vater lernen wir am Anfang der Geschichte als einen sehr liebevollen Vater kennen, im Laufe der Ereignisse stürzt er aber ab – und muss sich wieder mühsam hochkämpfen. Das schafft er mit Hilfe von Martha, aber auch er selber gibt sich nicht auf und kämpft für sich und seine Familie. Marthas beste Freundin Milli ist eine geschundene Seele: Von ihrem Vater an andere Männer verkauft, scheint ihr Leben nichts wert, der Platz am Rand der Gesellschaft besiegelt.
Alle Figuren in diesem Roman handeln so authentisch, jede besitzt Ecken und Kanten. Das machte es mir leicht, mich den Figuren nahe zu fühlen und tief in die Geschichte abzutauchen.
Das große Thema ist die Cholera-Epidemie in Hamburg im Jahre 1892: Die medizinische Versorgung der Bevölkerung war um diese Zeit sicher um einiges fortschrittlicher als noch Jahre davor, trotzdem aber für die unteren Bevölkerungsschichten absolut unzureichend. Hier wurde nicht der Mensch gesehen. Als Leser merkt man sehr schnell, wie sehr Melanie Metzenthin recherchiert hat, wie sehr ihr dieses Thema am Herzen liegt. Als Ärztin ist Melanie Metzenthin natürlich auch der Medizingeschichte eng verbunden.
Sie zeigt in ihrem Roman aber auch die gesellschaftlichen Strukturen zu dieser Zeit, die Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter und wie es schließlich zu dem großen Streik kam. Als Leser ist man immer mitten im Geschehen. Mit dem Streik der Hafenarbeiter erheben sich auch die Frauen aus den verschiedenen Gesellschaftsschichten, sie fordern mehr Rechte für sich, aber auch für ihre Familien.
Ein anderes großes Thema ist die gesellschaftliche Ausgrenzung von Menschen. Marthas Freundin Milli ist in die Prostitution gezwungen worden, völlig unverschuldet, wird aber von der Gesellschaft geächtet.
„Die Hafenschwester – Als wir zu träumen wagten“ ist ein absolutes Highlight. Es hat mich von der ersten Seite an gepackt. Das liegt an den vielschichtigen, lebensnahen Charakteren, aber auch an der Tatsache, dass Melanie Metzenthin gekonnt Fiktion und Geschichte zusammenführt. Das Buch hat eine ganz dichte Atmosphäre.
Die Sprache ist sehr lebendig, nie langweilig und nie platt. Ein ganz großes Lesevergnügen.
Fazit: Ein ganz besonderes Buch. Unbedingt lesen, es ist ein Highlight!
Bemerkung: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Diana Verlag als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen. Es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst!