„Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste“

von Stephanie Schuster

Erschienen am 24. Februar 2021 im S. Fischer-Verlag (Fischer Taschenbuch)
ISBN 978-3-596-705658


https://www.fischerverlage.de/buch/stephanie-schuster-die-wunderfrauen-9783596705658

Hinweise:
– Das Buch habe ich mir im Juli 2021 selbst gekauft.
– Ich habe für dieser Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Die ist der zweite Teil der Reihe – falls ihr den ersten Teil noch nicht kennt, solltet ihr diese Rezension nicht lesen – Spoiler-Gefahr!
– Hier findet ihr meine Rezension zum ersten Teil: https://buechertanz.de/?p=2286

Klappentext:
Zu Beginn der 1960er Jahre, den Swinging Sixties, ist viel zu tun in Luise Dahlmanns kleinem Laden, er ist ihr ganzer Stolz. Die Regale sind prall gefüllt mit allem, was das Herz begehrt: frische Waren aus dem Umland und Feinkost aus der ganzen Welt. Luise möchte mit der Konkurrenz mithalten, die Kunden wünschen sich plötzlich Selbstbedienung, suchen nach Angeboten und fragen nach dem Rezept für das Sonntagsessen.Drei Frauen sind in diesem Jahrzehnt voller Umbrüche an ihrer Seite: Die alleinerziehende Helga, die nun als Ärztin arbeitet, ihre Schwägerin Marie, die inzwischen vier Kinder hat und Annabel, deren Familie nach einem Schicksalschlag zu zerbrechen droht. Das Leben hat die vier Frauen in den letzten Jahren enger verbunden als sie dachten. Und sie merken: Gemeinsam kann man aus Träumen Echtes erschaffen.“

Das Buch „Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste“ ist der zweite Teil um vier Frauen, die in den 1960er Jahren ihren teils beschwerlichen Weg gehen und immer wieder gegen Widerstände kämpfen müssen.

Der Prolog des Buches setzt im September 1963 ein – Helga, die inzwischen als Ärztin arbeitet, ist verhaftet worden. Ihre drei Freundinnen Luise, Annabel und Marie setzen alles in Bewegung, um sie wieder zu befreien.
Zwei Jahre zuvor: Luise lebt nach wie vor ihren Traum vom eigenen Laden. Doch mit der Zeit ist es eng geworden: Immer mehr Waren haben den Weg in ihren Laden gefunden und auch dass Luise ihre Kunden bedient ist eher in Auslaufmodell. Alle Zeichen stehen auf Modernisierung. Da stolpert Helga wieder in ihr Leben. Sechs Jahre zuvor trennten sich die Wege der damals besten Freundinnen, da Helga ein angebliches Verhältnis mit Luises Mann Hans hatte. Langsam nähren sich Luise und Helga wieder an.
Währenddessen muss die Arztgattin Annabel einen großen Schicksalsschlag hinnehmen und beginnt mit Recherchen, die einen fürchterlichen Skandal zu Tage fördern.
Und Marie, die mittlerweile mit Martin, Luises Bruder, verheiratet ist, weiß vor lauter Arbeit und Kindererziehung langsam nicht mehr, wo ihr der Kopf steht.
Doch immer wieder führt das Schicksal diese vier Frauen zusammen.

Ich habe mir das Buch gekauft, nachdem mich die Autorin Stephanie Schuster fragte, ob ich den dritten Teil als Rezensionsexemplar erhalten möchte. Da es mich der ersten Teil komplett überzeugte, freute ich mich sehr auf diesen zweiten Teil – und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Fast alle Charaktere aus dem ersten Teil tauchen auch wieder im zweiten Teil auf. Einige Figuren sind dazu gekommen – vorwiegend die Kinder der vier ‚Wunderfrauen‘.
Luise ist nach wie vor eine der Figuren, die mich am meisten inspiriert hat: Mit Leidenschaft und Hingabe führt sie ihren Laden. Modernisierungen scheut sie wenig, sie ist trotz ihrer vielen Arbeit auch immer für andere da. In diesem zweiten Teil der Reihe wird Luise nochmal mehr sie selbst und entdeckt eine große, ungeahnte Freiheit in sich.
Helga, die am Ende des ersten Teils ihre Stelle als Lehrschwester verloren hat, zeigt wieder eindrucksvoll, dass sie sich nie unterkriegen lässt. Sie kommt als Ärztin zurück nach Starnberg und zeigt in ihrem Beruf in der Frauen- und Geburtsklinik ein großes Engagement, welches nicht allen gefällt. Sie ist eine starke und selbstbewusste Figur, die noch immer nichts auf Konventionen gibt und ihr Leben lebt, wie sie es für richtig hält. Trotzdem hat sie auch immer ein Ohr für andere Menschen und ihre Sorgen.
Annabel hat sich deutlich verändert. Im ersten Teil kam sie sehr verschlossen und teilweise mürrisch rüber, ergab sich in ihrem Schicksal einer eher freudlosen Ehe. In diesem Teil schwingt sie sich ebenfalls zu einer Kämpferin auf. Sie gibt keine Ruhe, bis sie nicht hinter Geheimnisse gekommen ist – auch wenn sie durch ihre Recherchen einen medizinischen Skandal mit aufdeckt. Annabels Entwicklung und ihre Stärke haben mich sehr beeindruckt. Sie schweigt nun nicht mehr sondern sie hat gelernt, sich zu wehren.
Marie, Luises Schwägerin, führt ein ruheloses Leben. Mittlerweile ist sie dreifache Mutter und liebt die Arbeit auf dem Hof sehr – auch wenn es sie alles sehr fordert. Die Ehe mit Martin ist allerdings nicht ganz so harmonisch, wie es auf den ersten Blick scheint, da Martin häufiger zur Flasche greift. Doch je schwächer Martin wird, desto stärker wird Marie. So schnell gibt sie sich und ihre Familie nicht auf. Marie hat mittlerweile ihren Platz im Leben gefunden, sie tritt selbstbewusst auf, doch ihre Vergangenheit kann sie nicht ganz abstreifen. Sie ist ein sehr eindrucksvoller Charakter.
Neben diesen vier Frauen spielen auch wieder einige männliche Charaktere eine große Rolle: Da ist Hans, Luises Mann, der leider eine ziemlich schlechte Seite hat, Martin, Maries Mann, der sich sehr negativ entwickelt, Konstantin, Annabels Mann, der sich auch in diesem Teil nicht immer mit Ruhm bekleckert. Eine meiner Lieblingscharaktere bleibt nach wie vor Manni, Luises Bruder, der mit Trisomie 21 geboren wurde. Er bringt mit seiner Sicht auf die Dinge wieder sehr viel Wärme in die Geschichte.
Die vielen Kinder der vier Frauen brachten frischen Wind in die Geschichte – hier sind an erster Stelle Josie, Luises Tochter, und David, Helgas Sohn, zu nennen, Die Beiden mischen überall mit und zauberten mir mit ihrer unverfälschten Art immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Allen Charaktere in diesem Buch haben mich wieder absolut begeistert – sie haben mich alle überzeugt und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergeht. Die Autorin hat mit ihren Figuren ein tolles und authentisches Bild der Gesellschaft der 1960er Jahre gezeichnet und jede Figur mit ganz eigenen Eigenheiten und Gefühlen ausgestattet. Ich bin sehr gespannt, wie es mit all diesen unterschiedlichen Charakteren im dritten Teil weitergeht.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, der zwei Jahre vor der eigentlichen Handlung ansetzt. Im ersten Kapitel geht es dann zwei Jahre zurück und die ganze Handlung des Romans steuert auf die Begebenheiten des Prologs zu, was ich sehr spannend fand – es ist wie ein Kreis, der sich schließt.
Die einzelnen Kapitel legen immer wieder den Schwerpunkt auf eine der vier Frauen und ihre Geschichte. Teilweise endete ein Kapitel so abrupt, dass ich unbedingt weiter lesen musste, um zu wissen, wie es mit einem Charakter weitergeht. Ein Buch mit absoluter Sogwirkung, welches ich nur ungern aus den Händen legen wollte. Aber auch der wunderbare flotte und detaillierte Sprachstil von Stephanie Schuster hat auf keiner Seite Langeweile aufkommen lassen und ich flog nur so durch die Geschichte.

Die ersten zwei Jahre 60er Jahre bilden den geschichtlichen Hintergrund des zweiten Teils: Der Contergan-Skandal, die Anfänge der Studentenbewegung, der Bau der Berliner Mauer und die Einführung der Antibabypille spielen in diesem Roman eine große Rolle. In diese akribisch recherchierten Hintergründe bettet Stephanie Schuster ihre Geschichte und verpackt es so, dass der Leser/ die Leserin das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein.
Vor allem der Contergan-Skandal hat mich sehr nachdenklich gemacht. Auch wenn ich schon des Öfteren Berichte dazu gelesen habe, wurde es in diesem Roman sehr eindrücklich geschildert und noch einmal greifbarer für mich.
Ein weiterer Punkt, der mich fassungslos machte, war die Einführung der Antibabypille – einfach unfassbar, dass damals noch der Ehemann schriftlich sein Einverständnis geben musste, wenn eine Frau die Pille nehmen wollte.
Mit einer musikalischen Playlist kann man noch einmal ganz tief in die Zeit der 60er Jahre und in den Roman abtauchen. Eine Zeit der Ungerechtigkeiten aber auch des Aufbegehrens.

Fazit: „Die Wunderfrauen – Von allem nur das Beste“ ist die gelungene Fortsetzung des ersten Bandes. Auch wenn einige Jahre zwischen dem Ende des ersten Teils und dem Beginn des zweiten Teils liegen, war ich sofort wieder in der Geschichte angekommen. Mit viel Zeitgeist, einer flotten und bildhaften Sprache und unvergesslichen Charakteren entführt uns Stephanie Schuster in die 60er Jahre. Absolut lesenswert! Ich freue mich auf den dritten Teil.

„Die Wunderfrauen – Alles, was das Herz begehrt“

von Stephanie Schuster

Erschienen am 29. Juli 2020 im S. Fischer-Verlag (Fischer Taschenbuch)
ISBN 978-3-596-70032-5


https://www.fischerverlage.de/buch/stephanie-schuster-die-wunderfrauen-9783596700325


Hinweise:
– Das Buch habe ich mir im Oktober 2020 selbst gekauft.
– Ich habe für dieser Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
„Darf‘s ein bisschen mehr sein?“ 1953, zu Beginn der Wirtschaftswunderjahre, träumt Luise Dahlmann von ihrem eigenen kleinen Lebensmittelgeschäft. Hier soll es nach Jahren des Verzichts wieder alles geben, was das Herz begehrt. Sie sieht es schon vor sich: die lange Ladentheke mit großen Bonbongläsern darauf, eine Kühlung für Frischwaren, Nylonstrümpfe, buttriger Kuchen, sonntags frische Brötchen … und das Beste daran: endlich eigenständig sein. Endlich nicht mehr darüber nachdenken, warum ihre Ehe nicht so gut läuft, endlich sie selbst sein und etwas wagen.Drei Frauen werden immer wieder Luises Weg kreuzen: Annabel von Thaler, die wohlhabende Arztgattin von nebenan, die junge Lernschwester Helga Knaup und Marie Wagner, geflohen aus Schlesien. Sie alle haben in den Zeiten des Aufbruchs und des Neubeginns einen gemeinsamen Wunsch: Endlich wieder glücklich sein.“

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Das Buch „Die Wunderfrauen – Alles, was das Herz begehrt“ von Stephanie Schuster ist in Starnberg der 50er Jahre angesiedelt und der spannende Auftakt einer Trilogie um vier Frauen, die aus ihren Rollen ausbrechen und Neuanfänge wagen.

Es ist das Jahr 1953: Noch immer hängt der Schrecken des Zweiten Weltkrieges über Deutschland. Doch die Menschen schöpfen langsam wieder Hoffnung und der verheißungsvolle Duft des Neuanfangs liegt in der Luft.
Diese vier Frauen nehmen ihr Leben in die Hand: Luise, die jahrelang ihre Schwiegermutter gepflegt hat, und nun von einem eigenen Lebensmittelgeschäft träumt, Marie, die eine traumatische Flucht hinter sich hat, Helga, die aus dem strengen Elternhaus ausbricht und Annabel, die in einer eher langweiligen Ehe gefangen ist.
Immer wieder begegnen sich diese vier grundverschiedenen Frauen, die sich aber doch ähnlicher sind, als sie denken. Denn sie wollen alle eines: Freiheit.

Das Buch lag jetzt etwa ein Jahr auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher). Ich hatte es mir damals ziemlich spontan gekauft.
Letzten Monat schrieb mich die liebe Stephanie Schuster an und fragte ob, ich den dritten Teil der ‚Wunderfrauen‘ als Rezensionsexemplar haben möchte. Da musste ich nicht lange überlegen, da es mir mittlerweile in den Fingern juckte, diese Reihe endlich zu beginnen.

Im ersten Kapitel lernt der Leser/ die Leserin Luise Dahlmann kennen, allerdings steckt sie in einer traurigen Situation, die ihr aber gleichzeitig die Chance auf einen Neuanfang schenkt. Ihre Schwiegermutter Henriette ist verstorben. Noch während Luises Mann Hans überlegt, an wen er die frei gewordenen Räume vermieten kann, ist in Luise schon der Wunsch nach einem eigenen Lebensmittelgeschäft da. Hans unterstützt sie in ihrem Vorhaben. Mir hat Luises Charakter sehr gefallen, da sie sehr zielstrebig und selbstsicher gezeichnet ist, aber auch immer mal wieder mit Rückschlägen zu kämpfen hat. Sie lässt sich aber nicht unterkriegen, ist ehrlich und immer für andere da. Es war einfach schön zu sehen, wie sie sich ihren Lebenstraum erfüllt, mit einem solchen Organisationstalent, welches mich sehr beeindruckt hat.
Marie, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges, aus den Ostgebieten flüchten musste und nach einigen Zwischenstationen in Starnberg ankommt, hat mich mit ihrem starken Charakter ebenfalls sehr beeindruckt. Ihre Vertreibung hat sie stark traumatisiert, sie kann zu Tieren sehr viel schneller Vertrauen fassen als zu Menschen. Marie steht für ein Schicksal, welches Millionen Menschen durchmachen mussten: Vertreibung, Flucht und ein kompletter Neuanfang. Marie gibt sich selbst nie auf und ist für die Menschen, denen sie sich öffnet, immer da. Auch wenn sie ihren Platz im Leben erst noch finden muss, ist sie eine starke und beeindruckende Figur.
Es gibt aber auch einige männliche Charaktere in diesem Buch: Hans, der Mann von Luise: Er ist ein ehrlicher Mann, der seine Frau gerne unterstützt und ihr damit die Türen öffnet. Luises Brüder Martin und Manni, die den Hof der Familie bewirtschaften. Manni, der mit mit Trisomie21 auf die Welt kam, ist mein persönlicher Lieblingscharakter in diesem Buch. Auch wenn er wenig sagt, er bringt in diese Geschichte so viel Liebe und Licht. Martin, der ältere Bruder von Luise und Manni, hat mich mit seiner Lebensgeschichte und seiner Sicht auf die Dinge richtig überzeugt. Er ist ein vorsichtiger und ruhiger Mensch.
Aber auch Konstantin, Annabels Ehemann, ist ein gut gezeichneter Charakter. Auch wenn er Anfangs ein eher ‚lauter‘ Charakter ist, der völlig von sich und seinem Können überzeugt ist, wandelt er sich im Laufe der Geschichte.
Ihr seht, ich bin von allen Charakteren in diesem Buch absolut begeistert – sie haben mich alle überzeugt und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen weitergeht. Die Autorin hat mit ihren Figuren ein tolles und authentisches Bild der Gesellschaft der 1950er Jahre gezeichnet und jede Figur mit ganz eigenen Eigenheiten und Gefühlen ausgestattet.

In den ersten Kapiteln des Buches lernt man immer eine der vier Frauen kennen. Auch wenn es dadurch immer wieder zu zeitlichen Überlappungen kommt, konnte ich völlig in die Geschichte abtauchen. Stellenweise wurde es richtig spannend und die Seiten flogen nur so dahin. Die zeitlichen Überlappungen zeigen dann nochmal Ereignisse aus verschiedene Perspektiven, was mir sehr gut gefallen hat. Stephanie Schuster hat einen angenehmen Schreibstil, der detailliert beschreibt aber niemals langweilig ist. Ganz wunderbar.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, 50er Jahre und das Wirtschaftswunder der BRD sind die historischen Hintergründe des ersten Bandes der Reihe. Stephanie Schuster zeigt, wie das NS- Gedankengut zu dieser Zeit noch immer in vielen Köpfen festsaß und wie konservative Rollenbilder mit den neuen Ideen und dem Freiheitsdrang der Frauen zu dieser Zeit kollidierten.
Maries Geschichte, ihre Vertreibung aus den Ostgebieten, hat mich stellenweise fassungslos zurück gelassen. In ihrer Geschichte fand ich ein Stück meiner eigenen Familiengeschichte wieder – meine Oma wurde auch vertrieben und verlor auf der Flucht alles – auch ihre Mutter (meine Ur-Oma). Auch wenn Maries Flucht rückblickend erzählt wird, bekam ich während des Lesens eine Gänsehaut.

Fazit: Das Buch ist ein wunderbarer Auftakt einer Reihe welche mit tollen, ausdrucksstarken Figuren, einem lebendigen Sprachstil und einer packenden Handlung besticht. Ich bin nun definitiv ein Fan dieser Reihe und freue mich auf die beiden weiteren Teile der Reihe.
Lasst euch diese Reihe nicht entgehen.

„Das Leben wie sie es liebten“

von Anni Bürkl

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Erschienen am 07. Mai 2021 im Selbst-Verlag
ISBN Taschenbuch: 979-8707616020 (auch als ebook erhältlich)


https://texteundtee.at/autorinannibuerkl/elementor-723/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise als kostenloses Rezensionsexemplar (eBook) zur Verfügung gestellt bekommen – dieser Artikel ist deshalb als Werbung gekennzeichnet.
– Ich habe für dieser Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
1938 – Die junge Loretta und ihr Mann Marek therapieren Nervenkranke im Sanatorium ihres Vaters im sudetenländischen Reichenberg (Liberec, Tschechien). Dem Anschluss ans Deutsche Reich folgen der Krieg und später die Vertreibung. Doch während Loretta fliehen kann, verliert sie Marek aus den Augen.1946 – Im ausgebombten Wien lebt Loretta bei ihrer Tante Emmy. Auch die vor ihrem Mann geflohene Paula und deren Tochter Irene sowie die schweigsame Ingrid haben in der Wohnung Unterschlupf gefunden. Oft bekommen sie Besuch von der lebenslustigen Ursula. Gemeinsam teilen die fünf sehr unterschiedlichen Frauen ihren Alltag, in der Not auch ihr Essen, das Nötigste zum Leben und ihre Sorgen, denn wie Loretta sucht Ursula ihren Mann. Gemeinsam wenden sie sich an die russischen Besatzer und finden einen Unterstützer in Major Artjom. Doch da ist auch Ingrids neuer Liebhaber – ein amerikanischer Offizier –, den Loretta nun für den Russen bespitzeln soll. Während sie hofft, so ihren Marek wiederzufinden, kommen auch andere vermeintlich im Sudetenland verschollene Geheimnisse ans Licht.
„Das Leben wie sie es liebten“ ist der Auftakt zu drei Romanen über die bindende Kraft der Liebe im Leben dieser Frauen und ihrer Kinder – in einem Jahrhundert voll politischer Zerrissenheit.“

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Das Buch „Wie sie das Leben liebten“ von Anni Bürkl, zeigt die Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg im ans Deutsche Reich angegliederte Tschechien, der zweite Erzählstrang spielt in Wien kurz nach Ende des Krieges.

Die Handlung des Buches setzt im Jahr 1946 in Wien ein: Die junge Loretta lebt bei ihrer Tante Emmy, ihrer letzten lebenden Verwandten. Bei ihrer Vertreibung aus dem ehemaligen Deutsch-besetzten Tschechien ist sie von ihrem geliebten Mann Marek getrennt worden und sie ist durch ihre Flucht stark traumatisiert. In Reichsberg, Tschechien, haben Loretta, ihr Vater und Marek in einem Sanatorium Nervenkranke therapiert. Immer wieder geht Loretta gedanklich in das Jahr 1938 zurück.
In Wien müssen Loretta und ihre Tante irgendwie überleben. Zwar haben sie eine intakte Wohnung, Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind aber wenig bis gar nicht verfügbar.
Als das Wohnungsamt dann auch noch eine undurchsichtige Frau namens Ingrid bei ihnen einquartiert, wird die Situation für alle noch schwieriger.
Und Loretta gibt die Suche nach ihrem Mann nicht auf und findet Unterstützung in dem russischen Major Artjom. Doch mit der Suche kommen auch verschollene Geheimnisse ans Licht.

Auf das Buch wurde ich per Email von einer Agentur aufmerksam gemacht, die Selfpublisher unterstützt. Nach Lesen des Klappentexts war mein Interesse geweckt, da ich Geschichten rund um den Zweiten Weltkrieg äußerst spannend finde und auch über die Handlungsorte (Tschechien und Wien) sehr gerne lese.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für das Rezensionsexemplar, welches mich als eBook erreichte, bedanken.

In „Das Leben wie sie es liebten“ lernen wir zuerst Loretta und ihre Tante Emmy kennen. Loretta, die während der Flucht ein Trauma erlitten hat, welches sie immer wieder einholt und sie in die Knie zwingt. Auch wenn sie innerlich kaputt ist, muss sie trotzdem stark sein und gibt nie auf, ihren Mann Marek wieder zu finden – diese Stärke von ihr beeindruckte mich sehr. Sie muss irgendwie überleben, verliert aber nie den Blick für andere Menschen. Ein ganz besonderer Charakter, welcher sehr authentisch und eindringlich beschrieben ist.
Ihre Tante Emmy wirkt anfangs eher gefühlskalt, weigert sich, die junge Ingrid bei sich in der Wohnung aufzunehmen, obwohl der Platz da ist. Im Laufe der Geschichte zeigt sich aber, dass sie ihr Herz am richtigen Fleck hat und für Menschen da ist, die Hilfe brauchen. Der Charakter der Tante Emmy hat mich begeistert, da sie eine sehr große Wandlung durchmacht und eine tragende Rolle in der Handlung einnimmt.
Neben Loretta und Tante Emmy agieren die Briefträgerin Ursula und die Hausmeisterin Paula. Ursulas Mann gilt an der Front als vermisst, trotzdem geht sie mit einem großen Lebensmut voran. Paula macht eine schwierige Zeit durch, lässt sich aber nicht unterkriegen. Die Charaktere der beiden bodenständigen Frauen fand ich sehr interessant, da sie dafür stehen, wie die Frauen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihr Leben in die Hand genommen haben.
Ingrid, die neue Mitbewohnerin von Loretta und Tanta Emmy scheint von Anfang an etwas undurchsichtig und geheimnisvoll – dadurch treibt sie die Geschichte weiter voran.
In den Rückblenden auf das Jahr 1938, lernen wir noch die Eltern von Loretta kennen und auch Marek, der als Arzt an das Sanatorium kommt. Auch wenn man nur wenig von ihrer Geschichte erfährt, hat mich auch ihre interessante Geschichte sehr mitgenommen.
Alle Figuren in diesem Buch haben mir sehr gefallen und konnten mich überzeugen, da sie authentisch und lebensecht gezeichnet sind. Sie leben ihr Leben in schwierigen Zeiten und lassen sich von ihren Ansichten nicht abbringen.

Das Buch ist sehr interessant aufgebaut: Im ersten Kapitel sind wir in Wien, erfahren, dass Loretta unter einem Trauma leidet, welches mit ihren Erlebnissen in Reichenberg zusammenhängt. Weitere Kapitel spielen dann auch in Reichenberg (tschechisch Liberec) im Jahr 1938. Nach und nach erschließt sich die Geschichte rund um Loretta, ihre Flucht, ihre Geheimnisse und ihr Trauma, und wie diese auch ihr neues Leben in Wien beeinflussen.
Schon ab der ersten Seite war ich direkt in der Geschichte angekommen und konnte das Buch nur noch schwer aus den Händen legen. Der Sprachstil, teilweise kurze und prägnante Sätze, passt sehr gut zu der Geschichte. Einzelne Sätze bestehen aus nur drei Wörtern – damit wird klar, dass Loretta wieder tief in ihren schlimmen Erinnerungen gefangen ist. Anni Bürkl zeichnet mit ihrer intensiven und bildgewaltigen Sprache ein spannendes Bild vergangener Zeiten.
Das von den vier Siegermächten besetzte Wien im Jahr 1946 und das an das Deutsche Reich angegliederte Reichenberg (tschechisch Liberec) im Jahr 1938 und die Vertreibung der Deutschen im Jahr 1945 aus Tschechien bilden die historischen Hintergründe des Romans. In Reichenberg ist Lorettas Vater Direktor eines Sanatoriums, in dem unter anderem auch sogenannte ‚Kriegszitterer‘ behandelt werden – aber auch Menschen, die in der Ideologie der Nationalsozialisten als „unwertes Leben“ eingestuft werden.
Anni Bürkl bettet ihre Geschichte perfekt in diese akribisch recherchierten Hintergründe. Sie zeigt, wie die Menschen damals lebten und welche Traumata Flucht und Vertreibung zu Tage bringen. Aber auch die Not nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist ein großes Thema – es fehlte an Allem: Wohnungen, Lebensmitteln, Medikamenten.

Fazit: Ein spannendes und intensives Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe. Lorettas Geschichte werde ich so schnell nicht mehr vergessen und ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Teile der Reihe. Das Buch möchte ich allen empfehlen, die historische Romane lieben – vor allem für Fans von Brigitte Riebe (Teresa Simon) und Melanie Metzenthin könnte das Buch sehr interessant sein.

Ich muss allerdings noch etwas anmerken: Das Buch habe ich als eBook für meinen Tolino bekommen. Trotz verschiedenster Einstellungen auf dem Gerät, hatte ich Probleme mit der Darstellung des Textes. Wörter waren unlogisch getrennt und die Seitenzahlen standen mitten im laufenden Text. Da sollte eventuell noch einmal nachgebessert werden, da es mich stellenweise im Lesefluss etwas aufgehalten hat.

*Das Buch habe ich freundlicherweise als kostenloses Rezensionsexemplar bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst, muss aber als Werbunggekennzeichnet sein.

„Das Haus der Libellen“

von Emma Behrens

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Erschienen am 16. Juli 2021 im DuMont-Verlag
ISBN 978-3-8321-6543-7


https://www.dumont-buchverlag.de/buch/kb-behrens-haus-der-libellen-9783832165437/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom DuMont-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – dieser Artikel ist deshalb als Werbung gekennzeichnet.
– Ich habe für dieser Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
Nach Jahren kehrt die 28-jährige Sophie an den magischen Ort ihrer Kindheit zurück, die alte Villa der Nachbarsfamilie von Gutenbach. Hier verbrachte sie früher jede freie Minute mit den ätherisch-schönen Geschwistern Noah und Emilia. Mit siebzehn wurden Noah und sie ein Paar, und Sophie erlebte ihre glücklichste Zeit – bis Noah fünf Jahre später von einem Tag auf den anderen aus ihrem Leben verschwand. Nun führt ein Brief Sophie zurück in das geheimnisvolle Haus, in dem Emilia nach dem plötzlichen Tod der Eltern allein wohnt: Noah ist erneut verschwunden, und seine Schwester bittet Sophie um Unterstützung. Sophie zögert, zu sehr schmerzt Noahs Verrat; dann allerdings sagt sie zu, schließlich war Emilia einst wie eine Schwester für sie. Aber die rätselhafte Schöne verhält sich seltsam, gibt sich wortkarg und verbringt die meiste Zeit mit ihrer Libellenzucht im exotischen Dschungellabor, das sie im Keller der Villa eingerichtet hat. Sophie ahnt, dass Emilia ihr etwas verschweigt. Doch ob mit oder ohne deren Hilfe: Sophie muss Noah finden. Vielleicht kann sie so endlich mit der Vergangenheit abschließen. Mitreißend, sinnlich und schillernd erzählt Emma Behrens eine Geschichte voller Spannung und großer Gefühle.“

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Das Buch „Das Haus der Libellen“ erzählt die Geschichte der jungen Sophie, die nach Jahren in die Villa der Nachbarsfamilie zurückkehrt und sich dort den Geistern der Vergangenheit stellen muss.

Fünf Jahre sind vergangen, seit Noah von Gutenbach die junge Sophie von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Diesen Verlust trägt Sophie noch immer schwer mit sich herum und konnte ihn noch immer nicht überwinden. Sie fragt sich, warum es passierte und kann sich keiner neuen Liebe öffnen.
Als sie einen Brief von Noahs Schwester Emilia erhält und erfährt, dass Noah nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern verschwunden ist und Emilia ihre Hilfe benötigt, macht sich Sophie von Freiburg aus auf den Weg zurück an den Ort ihrer Kindheit. In der Villa der Familie von Gutenbach, kommen die Erinnerungen an ihre Kindheit, ihre Jugend und an ihre Liebe zu Noah zurück. Doch so schmerzhaft diese Erinnerungen auch sein mögen – Sophie muss sich ihnen stellen.
Emilia hat sich von der Außenwelt abgeschottet und verbringt viel Zeit in ihrem eigens eingerichteten ‚Libellenlabor‘ im Keller der Villa. Auch wenn Sophie ahnt, dass Emilia ihr etwas verschweigt, macht sie sich auf die Suche nach Noah und gerät, zusammen mit ihrem ehemaligen Schulkameraden Manuel, in den Strudel der Vergangenheit.

Anfang Juli 2021 bekam ich auf Instagram eine Anfrage des DuMont-Verlags, ob ich Interesse an einem Vorab-Exemplar des Debütromans „Das Haus der Libellen“ von Emma Behrens hätte. Als ich den Klappentext gelesen hatte, war mein Interesse an diesem Buch direkt geweckt: Vergangenheit, magisch-mystischer Ort und große Gefühle – alles Schlagworte, die mich dieses Buch lesen lassen wollten. Und auch das wunderschöne Cover verzauberte mich.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim DuMont-Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar und auch den wundervollen Brief als Goodie bedanken.

Sophie wächst in einem kleinen Haus neben der herrschaftlichen Villa der von Gutenbachs auf. Ihre Mutter ist sehr in sich zurückgezogen, ihr Vater arbeitet viel. Als die Familie von Gutenbach in die Villa zieht, kommt Sophie in den Kontakt mit Noah und Emilia – die beiden üben auf Sophie eine starke Anziehungskraft aus. Auch wenn das Leben der beiden Geschwister nach außen hin perfekt scheint, sind sie durch die fehlende Aufmerksamkeit ihrer Eltern zutiefst verletzt. Sophie schließt sich diesem Geschwisterpaar an und wächst Seite an Seite mit ihnen auf. Aus der Freundschaft zu Noah entwickelt sich eine ungesunde Liebe, die für Sophie im absoluten Fiasko endet.
Fünf Jahre nach dem Ende der Beziehung mit Noah, erreicht Sophie dann der Brief von Emilia – und sie macht sich sofort auf den Weg, um Noah und Emilia zu helfen. Daran wird ersichtlich, dass Sophie noch absolut nicht mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat. Sie ist ein zutiefst verunsicherter Mensch, sie hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, ist aber stets loyal und hat das Herz am rechten Fleck.
Die Hauptfiguren des Buches bilden Sophie, Noah und Emilia, welche mich alle drei absolut überzeugt haben. Sie sind authentisch gezeichnet, haben ihre Stärken, aber vor allem auch Schwächen. Emma Behrens erzählt die Geschichte durch Sophies Augen, deshalb kam ich ihr während des Lesens sehr nahe und konnte ihre Ängste, ihre Verzweiflung, aber auch Freude spüren. Ich nahm ihre Geschichte durch diese Erzählperspektive sehr intensiv wahr.
Noah und Emilia sind, wie oben schon erwähnt, sehr verletzte Figuren. Ihre Eltern begeben sich immer wieder auf Geschäftsreisen, die Beiden bleiben zurück und werden von Kindermädchen groß gezogen. Sie haben nie ein glückliches Familienleben vorgelebt bekommen und da fällt es Beiden schwer, Beziehungen einzugehen und sich und andere zu achten. Auch diese beiden Figuren und ihre Geschichten kamen mir sehr nahe, auch wenn sie eigentlich als Charaktere sehr unnahbar sind. Emilia, die in ihrer Libellenzucht aufgeht und sich dort ein großes Wissen angeeignet hat und doch immer exzentrisch rüber kommt und Noah, der in die Fußstapfen seines Vaters treten soll und launisch und verschlossen wirkt. Sie sind nicht glücklich – und das spürt man auf jeder Seite.
Manuel, der Gärtner der Villa und ehemaliger Schulkamerad von Sophie, Noah und Emilia war für mich der Sympathieträger in dieser Geschichte. Auch wenn er selbst an seiner Vergangenheit schwer zu tragen hat, gibt er sich selbst nicht auf und wird eine große Stütze für Sophie.
Das Ehepaar von Gutenbach hat zwar immer nur kleinere Auftritte – sympathisch sind sie allerdings eher weniger. Trotz allem fand ich auch diese Figuren sehr interessant gezeichnet.
Alle Figuren in diesem Buch haben mich vollends überzeugen können. Es sind interessante, spannende und authentische Charaktere, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde.

Das Buch ist so aufgebaut, dass ein Kapitel immer in der Gegenwart spielt, das nächste dann in der Vergangenheit von Sophie. Dabei bildet das zweite Kapitel die am längsten zurückliegende Zeit – es wird gezeigt, wie sich die drei kennengelernt haben. Später erfährt der Leser/ die Leserin dann einiges über ihre Jugend und wie Noah und Sophie dann ein Paar wurden.
Der Erzählstrang der Vergangenheit läuft dann dem Erzählstrang der Gegenwart entgegen, Stück für Stück lösen sich so die Geheimnisse.
Dadurch, dass die Autorin die „Ich-Erzählweise“ gewählt hat und man dadurch die Geschichte durch Sophies Augen erzählt bekommt, kam ich sofort in der Geschichte an. Es entwickelte sich direkt eine Art Sogwirkung und ich wollte das Buch teilweise gar nicht mehr aus der Hand legen.
Emma Behrens hat auf keiner Seite Langeweile aufkommen lassen, auch wenn sie beispielsweise die Villa detailliert beschreibt. Durch viele Dialoge wirkt die Geschichte und ihre Charaktere sehr lebendig, auch wenn die Gesamtstimmung insgesamt eher melancholisch ist.
Ihr wunderbarer, einfühlsamer und gehobener Sprachstil machten das Buch für mich zu einem wahren Lesevergnügen.

Das große Thema in diesem Buch ist, wie Sophie sich ihrer Vergangenheit stellt und auch versucht, ihre emotionale Abhängigkeit von Noah abzustreifen – auch wenn es sie immer wieder Kraft, Wut und Tränen kostet. Und es wird klar, wie sehr die Kindheit das weitere Leben eines Menschen prägt.

Fazit: Ein sehr starker Debütroman, der für mich keine Wünsche offen lies. Interessante Charaktere, spannende Handlung und ein wunderbarer Sprachstil. Dieses Buch lege ich euch wirklich sehr ans Herz – unbedingt lesen!

*Das Buch habe ich freundlicherweise als kostenloses Rezensionsexemplar vom DuMont-Verlag bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst, muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

„Meine Freundin Lotte“

von Anne Stern

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Erschienen am 01. August 2021 als eBook, erscheint am 17. August als gebundene Ausgabe im Rowohlt-Verlag

ISBN: 978-3463000268


https://www.rowohlt.de/buch/anne-stern-meine-freundin-lotte-9783463000268

Hinweise:
– Das Buch ist am 01. August 2021 als eBook erschienen und wird am 17. August als gebundene Ausgabe erscheinen.
– Alle angegebenen Zitate beziehen sich auf die Seitenzahl der gedruckten Ausgabe.
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für dieser Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
Berlin, 1921: Lotte Laserstein will Malerin werden. Aber die Tore der Kunstakademie haben sich für Frauen gerade erst geöffnet. Und Lotte muss kämpfen – gegen die Ressentiments männlicher Lehrer und Kritiker und für ihre Leidenschaft, die Malerei. In der jungen Fotografin Traute findet sie eine Seelenverwandte, denn Traute ist mit ihrem Typus der Neuen Frau und ihrer Begeisterung für die Kunst das perfekte Modell für Lotte. Eine ganz besondere Beziehung entsteht. Bis die politische Situation in Deutschland für jüdische Künstlerinnen immer unerträglicher wird und Lotte schließlich fliehen muss.Kalmar, 1961: Es ist ein warmer Altweibersommer in Südschweden, den Lotte Laserstein und Traute Rose zusammen verbringen. Doch Vorwürfe und Missklang hängen zwischen ihnen, und schon bald brechen alte Wunden auf. Plötzlich können die beiden Frauen den drängenden Fragen nicht mehr entkommen. Sie müssen sich ihrer Vergangenheit stellen, in der es für sie einst um alles oder nichts ging – als Künstlerinnen und als Freundinnen.“

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Das Buch „Meine Freundin Lotte“ von Anne Stern erzählt die Geschichte der Berliner Künstlerin Lotte Laserstein, die sich in den 1920er Jahren als Malerin einen Namen machen möchte und in der jungen Fotografin Traute ihre Seelenverwandte und Muse findet.

Schweden im Jahr 1961: Traute besucht ihre Freundin Lotte, die seit einigen Zeit in der Nähe von Kalmar lebt. Weit abgeschieden und inmitten der Natur hat Lotte dort ihren Platz gefunden, nachdem sie Deutschland fluchtartig verlassen musste. Doch zwischen den einst besten Freundinnen und Seelenverwandten stehen viele unausgesprochene Dinge, denen sich die Beiden nun stellen müssen.
Im Jahr 1921 ist die junge Lotte Schülerin auf einer ‚Schule für Gebrauchskunst‘. Hier entwirft sie beispielsweise Muster für Tapeten. Glücklich und zufrieden macht sie diese Arbeit nicht und so bewirbt sie sich auf einer Kunstschule. Sie hat ein klares Ziel: Sie möchte sich ganz der Kunst verschreiben und Künstlerin werden. Als sie die Fotografin Traute kennenlernt, entsteht zwischen den beiden Frauen eine ganz eigene Beziehung: Traute wird Lottes Modell, aber nicht nur das: Die beiden werden zu Seelenschwestern. Doch die Lage wird in Deutschland für jüdische Künstler und Künstlerinnen immer unerträglicher – und somit muss sich auch Lotte entscheiden: Flucht oder Ausharren.

Das Buch „Meine Freundin Lotte“ von Anne Stern wurde von der Autorin in den sozialen Medien angekündigt und weckte direkt mein Interesse. Zum einen gehört Anne Stern zu meinen Lieblingsautorinnen – mit ihrer wunderbaren und bildhaften Sprache zieht sie mich mit ihren Geschichten immer wieder in den Bann. Zum anderen hatte ich bisher noch nichts von der Künstlerin Lotte Laserstein gehört und das Buch versprach, meinen Horizont zu erweitern.
Völlig unverhofft erreichte mich „Meine Freundin Lotte“ als Rezensionsexemplar, welches mich sehr überraschte aber auch unheimlich freute. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin Anne Stern und beim Rowohlt-Verlag für die Zusendung des Buches bedanken.

Ein Buch, in welchem die Hauptfiguren und auch viele Nebenfiguren historische Persönlichkeiten sind, machen für mich immer einen großen Lesegenuss aus. Es ist immer wieder schön, ihnen im Roman nahe zu kommen und den Menschen kennenzulernen, der sich in hinter dem Namen verbirgt.
Eine der Hauptfiguren ist Lotte Laserstein. Sie wurde im November 1898 im ehemaligen Preußen geboren, kam dann aber nach Berlin. Dort schloss sie im Jahr 1927 ihr Studium mit Auszeichnung bei Erich Wolfsfeld an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin ab – als eine der ersten Frauen.
Anne Stern zeichnet in ihrem Buch den Lebensweg dieser beeindruckenden Frau sehr authentisch und spannend nach. Der Leser/ die Leserin begleitet Lotte auf ihrem Weg zur Künstlerin und erfährt, wie sie ihre Seelenverwandte Traute gefunden hat. Dadurch, dass die Kapitel abwechselnd aus Lottes und Trautes Sicht geschrieben sind, kamen mir die beiden Frauen und ihre Freundschaft sehr nahe.
Lotte ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und alles für ihre Träume und Wünsche macht – auch wenn ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, das politische Klima ihr rau entgegen schlägt. Eine äußerst inspirierende Persönlichkeit und eine Figur, die mit ihrer Geschichte noch lange in meinem Kopf und Herzen nachhallen wird.
Ihre Freundin Traute mochte ich auch sehr. Auch sie ist eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt. Im Roman hat sie schon sehr früh ihre Eltern verloren und machte selbst eine schwere Erkrankung durch.
Die Freundschaft der Beiden lässt sich am besten mit diesem Zitat beschreiben:

Ich glaube, wir sind ein Zopf, geflochten aus drei Strähnen – Lotte, die Kunst und ich. Ineinander verschlungen, untrennbar verwirrt, mit den Jahren immer struppiger, immer unlösbarer.“
[S. 52, Z. 27 – 30]

Sie sind zwar fest miteinander verbunden, allerdings stehen auch, Jahre nach Lottes Flucht nach Schweden, viele unausgesprochene Dinge zwischen ihnen. Unzertrennlich, aber innerlich doch getrennt.

Es spielen noch einige Figuren mit, die für die Handlung sehr wichtig sind. Hier sind allen voran Meta Laserstein, die Mutter von Lotte, zu nennen. Ihre Geschichte hat mich sehr mitgenommen und ihr warmherziger Charakter berührte mich sehr. Aber auch Lottes Schwester Käthe ist eine nennenswerte Figur, die zwar nur am Rande eine Rolle spielt, aber dafür eine Verbindung in die Vergangenheit von Lotte und Traute herstellt.
Jede Figur in diesem Buch hat Anne Stern wunderbare und einzigartige Charakterzüge gegeben – damit wurden viele historische Persönlichkeiten für mich lebendig. Ihre Handlungen und Denkweisen beschreibt die Autorin authentisch und eindringlich. Alle Figuren und ihre Geschichten werde ich so schnell nicht mehr vergessen.

Das Buch ist so aufgebaut, dass im Wechsel Traute und Lotte aus ihrem Leben erzählen. Erst erzählen Beide viel über ihre Gegenwart – 1961 in Schweden. Dort ist Traute mit ihrem Mann bei Lotte zu Besuch. Nach und nach erfährt der Leser dann, was in der Vergangenheit passiert ist, wie die Beiden sich kennengelernt haben. Dabei wird auch immer deutlicher, dass Lotte und Traute sich nicht alles direkt sagen. Beide sprechen sich zwar oft in ihren Erzählungen an, aber sie schaffen es nicht, sich diese Sachen persönlich zu sagen, die Dinge auf den Tisch zu legen. Der Leser/ die Leserin tritt somit zwischen die Beiden, erfährt von der einen Seite etwas, dann von der anderen Seite. Es gibt immer zwei Wahrheiten, die Medaille hat auch immer zwei Seiten.
Vierzig Jahre überspannt die Handlung des Buches. Anfang der 20er Jahre stehen Lotte zwar theoretisch viele Türen offen, praktisch lehnen aber noch viele Männer Frauen in der Kunst und im Studium ab.
Wie in ihren vorherigen Büchern hat mich Anne Stern mit ihrer wunderbaren und bildhaften Sprache direkt in die Handlung mit rein genommen. Ihre ausdrucksstarken Charaktere und der akribisch recherchierte historische Hintergrund lassen keine Wünsche offen. In diesem Buch ist jedes Wort ein Genuss und ich habe das Buch bewusst sehr langsam gelesen, um es auf mich wirken zu lassen.

Der geschichtliche Hintergrund bildet das Berlin in den 1920er/ 1930er Jahren – also die Anfangsjahre der Weimarer Republik. Noch immer schmerzte die Niederlage im Ersten Weltkrieg und auch die Reparationszahlungen fraßen sehr am Ansehen der Republik. Die Wirtschaft lag am Boden, der Staat druckte immer mehr Geld, was dann aber nichts mehr wert war – die Hyperinflation war im vollen Gange.
Nachdem die Rentenmark als neue Währung geschaffen wurde, ging es den Menschen wieder schlagartig besser – die Menschen suchten Trost und Ablenkung: Das war der Startschuss für die „Goldenen Zwanziger“. In dieser Zeit erschuf Lotte Laserstein einen Großteil ihrer Bilder.
Im Jahr 1933 entstand das Dritte Reich und das politische Klima wurde für viele Künstler – vor allem für jüdisch stämmige – immer schwieriger. Auch Lotte Laserstein und ihre Familie gerieten in den Fokus der Nationalsozialisten.

Fazit: Ein Buch, welches ich sehr genossen habe. Mit authentischen Charakteren und ihrer bildhaften Sprache ist Anne Stern ein ganz wunderbares und eindringliches Buch gelungen, welches ich noch lange in meinem Herzen tragen werde. Absolut lesenswert!

*Das Buch habe ich freundlicherweise als kostenloses Rezensionsexemplar vom Rowohlt-Verlag bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst, muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der Nornen Knoten“

von Sylvia Koppermann

Erschienen am 10. Mai 2021 (überarbeitete Neuausgabe) , Self-Publishing

ISBN: 978-3754118504

https://www.sk-autorin.de/romane/sammelbaende/der-nornen-knoten/

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar (eBook) zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
„Schweden im 10. Jahrhundert. Die Leben der neugeborenen Ylvi und ihres vierzehnjährigen Halbbruders Bjarne, dem Jungen mit Down-Syndrom, der seine Kindheit als Sklave verbrachte, sind in Gefahr. Ihr Vater vertraut sie dem Honigmacher und dessen Frau an, wo sie, zusammen mit deren beiden Söhnen, aufwachsen. Doch die Ziehbrüder sehen vor allem Ylvis Aufnahme in die Familie unterschiedlich. Während der Jüngere, Tjark, Ylvi abgöttisch liebt und sich eine eigene Zukunft mit ihr erhofft, züngelt im Älteren, Leif, die wachsende Flamme der Eifersucht. Harte Schicksalsschläge und Intrigen, stellen Ylvi, Tjark und Bjarne vor scheinbar unüberwindliche Herausforderungen, die sie schließlich sogar voneinander trennen. Werden die Nornen ihre Lebensfäden erneut wieder miteinander verknoten?
Ein historischer Roman, der an faszinierende Orte, in einer Zeit religiöser und politischer Wandlungen führt. Die schicksalhaften und so unterschiedlichen Lebenswege der Protagonisten, zeigen deren Alltagsleben, aus einer anderen Perspektive, als sie heute oft ausschließlich mit den sogenannten Wikingern assoziiert wird. Lassen Sie sich mitnehmen, auf eine Reise in die Zeit und erleben packend, ebenso berührend, Stationen auf den Lebenswegen dreier Menschen. Lernen Sie real-historische Persönlichkeiten kennen und Charaktere, die man als Leser zu verabscheuen oder lieben, nicht umhin kommt.“

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Das Buch „Der Nornen Knoten“ spielt im Schweden des 10. Jahrhunderts und zeigt das Leben einer Sippe, welche immer wieder Höhen und Tiefen erlebt und gewährt damit einen spannenden Einblick in längst vergangene Zeiten.

Schweden im Herbst 960: Hofherr Fjodor liegt im Sterben, seine Zweitfrau Jarla in den Wehen. Doch er weiß, dass seine illegitimen Kinder nach seinem Tod in großer Gefahr sind. Also regelt er noch vor seinem Tod, dass sein Sohn Bjarne und seine neugeborene Tochter Ylvi zu seinem Freund Roald und dessen Frau Hjördis kommen. Bjarne, der aus einer Verbindung zwischen Fjodor und einer Sklavin entstammt, hat das Down-Syndrom. Das Leben hat es bisher nicht gut mit ihm gemeint – als Trottel verschrien muss er immer die schwersten körperlichen Arbeiten verrichten. Das ändert sich als er auf den Hof des Honigbauers Roald kommt. Hier ist er ein vollwertiges Mitglied der Sippe und lernt jeden Tag etwas Neues. Er schwört sich, immer auf seine Schwester Ylvi aufzupassen. Doch die Eifersucht von Leif, dem älteren Sohn von Roald und Hjördis, und die Vergangenheit drohen das zerbrechliche Glück der Halbgeschwister zu zerstören.

Auf das Buch bin ich im Juni 2021 in einer Facebook-Gruppe für historische Romane aufmerksam geworden. Hier wurde das Buch sehr gut besprochen und damit meine Neugier geweckt. Als die Autorin mir anbot, dass sie mir das Buch als Rezensionsexemplar zusenden könnte, musste ich nicht lange überlegen. Auch wenn ich bisher wenig bis gar nichts über diese Zeit und den historischen Kontext gelesen hatte, wollte ich das Buch unbedingt lesen und meinen Horizont erweitern.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei der Autorin Sylvia Koppermann für das eBook, die wunderbaren Lesestunden und den lieben und ehrlichen Kontakt bedanken.

Ich möchte zuerst auf die vielfältigen Charaktere des Buches eingehen. Als ich das eBook öffnete und mehrere Seiten von Namen fand, dachte ich zuerst „Hilfe, wie soll ich mir die denn alle merken?“.
Diese Angst verstreute sich dann aber ganz schnell, nach dem ich das Buch begonnen hatte. Sylvia Koppermann hat wunderbare und einzigartige Figuren geschaffen, einige, die ich einfach nur gerne hatte, andere, die ich überhaupt nicht gemocht habe. Auch wenn es ‚Gut und Böse‘ gibt, die Bösen einfach nur böse sind und die Guten gut, wuchsen mir die Figuren sehr schnell richtig ans Herz. Bei einigen Szenen kämpfte ich mit den Tränen oder bekam eine Gänsehaut – so nahe kamen mir die Figuren mit ihren Geschichten, Gedanken und Taten. Auch wenn nur wenige historische Persönlichkeiten in dem Buch eine Rolle spielen, hat Sylvia Kppermann Figuren geschaffen, von denen man sich bei vielen wünscht, dass sie gelebt und die Welt schöner gemacht haben.
Allen voran Bjarne: Mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen, bildet er den Mittelpunkt der Geschichte. Es war wunderschön, die Welt von damals auch durch seine Augen zu erleben. Seine Gefühle, seine Gedanken und seine Stärke werden mir für immer im Gedächtnis bleiben.
Aber auch Ylvi, Bjarnes Halbschwester, ist eine Figur, die ich nie vergessen werde. Auch wenn sie fällt, steht sie wieder auf und lässt sich nicht unterkriegen.
Die Honigbauern Roald und Hjördis mit ihren Söhnen Leif und Tjark, die völlig selbstlos die Halbgeschwister Ylvi und Bjarne aufnehmen, sind, wie fast alle Figuren in diesem Buch, fiktiv. Doch ihre Tätigkeit als Honigbauern beschreibt Sylvia Koppermann mit sehr viel Hintergrundwissen und auch die Zeichnung dieser Familie hat mir außerordentlich gut gefallen. Wie ich oben schon erwähnte: Man wünscht sich so sehr, dass es solche Menschen gab.
Und von diesen wunderbaren Figuren gibt es noch so einige: Alma, die Tochter eines befreundeten Schmieds, der Schmied Gunnmarr selbst und die komplette Sippe um ihn herum. Sie werden unvergessen bleiben.
König Erik Segersäll (Erik VIII. Der Siegesfrohe), ist eine historisch belegte Figur. Zusammen mit seinem Bruder Olof und dessen Sohn Styrbjörn der Starke zeigen die drei das Leben am schwedischen Hof im 10. Jahrhundert. Es gibt leider nicht viele Quellen, die einen Einblick in das Wesen von Erik gewähren – Sylvia Koppermann hat diese historische Figur wieder aufleben lassen und ihm eine schöne Lebensgeschichte geschrieben.
Auf mehr Figuren möchte ich nicht eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehmen würde.

Das Buch beginnt im Jahr 960 und endet im Jahr 1009. Fast 50 Jahre begleiten wir die Figuren in einer Zeit, als Schweden noch der nordischen Mythologie anhingen, das Christentum aber langsam den Weg in das Land fand. Ich muss gestehen, dass ich mich bisher nicht mit dieser Zeit beschäftigt habe, es war mir immer etwas zu dunkel und mystisch.
Sylvia Koppermann bietet mit ihrem Buch einen wunderbaren Einstieg in diese Zeit. Ihre akribische Recherche und auch die Begeisterung, die sie für diese Zeit hat, spürt man in jeder Zeile ihres Romans.
In den 50 Jahren, die wir die Menschen in diesem Buch begleiten, erleben wir Höhen und Tiefen – Schmerz und unfassbares Glück.
Der Sprachstil ist wunderbar leicht, detailliert aber niemals langweilig. Stellenweise wurde es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte, nasse Hände vor Aufregung bekam und nur noch weiterlesen wollte.

Fazit: Ein starker und beeindruckender Roman, der mir sehr viel Freude bereitet und meinen Horizont definitiv erweitert hat. Viele Charaktere werde ich nie wieder vergessen und eines ist klar: Dieses Buch wird auch als gedrucktes Buch den Weg in mein Bücherregal finden und noch einmal gelesen werden. Ein absolutes Highlight, welches ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Top, top, top!

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Sylvia Koppermann als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – meine Meinung wurde aber nicht beeinflusst!

„Die Alster-Schule – Zeit des Wandels“

von Julia Kröhn

Erschienen am 21. Juni 2021 im
Blanvalet-Verlag

ISBN: 978-3-7341-0964-5


https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Die-Alster-Schule-Zeit-des-Wandels/Julia-Kroehn/Blanvalet/e573964.rhd


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das Bloggerportal.de als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext [übernommen von der Buchrückseite]:
Hamburg 1930: Ein neuer Geist weht durch die Schulen der Weimarer Republik. Wo einst der Rohrstock regierte, erobern sich die Schüler den Stoff nun mit Kopf, Herz und Hand. Felicitas, die gerade eine neue Stelle als Lehrerin angetreten hat, ist beseelt von den Idealen der Reformpädagogik. Auch Turnlehrer Emil scheint ein Verbündeter zu sein, ist er doch heimlich in sie verliebt. Doch das bürgerliche Leben, das er anstrebt, scheint mit Felicitas‘ Freiheitswillen nicht vereinbar. Während die Kluft zwischen ihnen immer größer wird, ziehen auch am Horizont der Geschichte dunkle Wolken auf: Die Nazis ergreifen die Macht, und auf dem Schulhof weht die Hakenkreuzfahne. Felicitas und ihre Kollegen müssen eine Entscheidung treffen: Wollen sie zum Dienst am Führer erziehen? Oder ihren Idealen treu bleiben?“

Das Buch „Die Alster-Schule – Zeit des Wandels“ von Julia Kröhn ist der erste Teil einer Reihe, welche zeigt, wie die Machtergreifung der Nationalsozialisten das Schulsystem verändert und den Alltag der Menschen beeinflusst hat.

Hamburg im März 1930: Felicitas, eine junge Lehrerin könnte nicht glücklicher sein. Sie hat eine Anstellung an einer Hamburger Schule bekommen. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, da sie wenige Stunden nach Arbeitsbeginn auch schon wieder vor der Tür steht. Verzweifelt und völlig auf sich gestellt, versucht sie in Hamburg Fuß zu fassen. Über ihren ehemaligen Studienkollegen Emil, welcher Turnlehrer an der ‚Alster-Schule‘ ist, wird Felicitas an dieser Schule angestellt. Im Sinne der Reformpädagogik unterrichtet sie voller Hingabe ihre Schüler, findet damit Verbündete, aber auch Feinde im Lehrerkollegium.
Doch als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen und ihre Klauen auch in das Schulsystem eindringen, wird auch das Lehrerkollegium gespaltet. Zwischen Angst vor Bespitzelung aus den eigenen Reihen, die Entscheidung zwischen persönlichen Idealen und politischer Macht müssen Felicitas und ihre Kollegen ihren Weg finden. Und wegsehen kann Felicitas nicht.
Als dann auch noch Anneliese, Felicitas’ beste Freundin in Hamburg ankommt, macht es ihre privaten Probleme mit Emil und Kollege Levi nicht leichter – im Gegenteil.

Julia Kröhn ist eine meiner Lieblingsautorinnen. Seit ich vor etwa eineinhalb Jahren das Buch „Riviera – Der Traum vom Meer“ und „Riviera – Der Weg in die Freiheit“ gelesen habe, ist meine Begeisterung und Bewunderung für Julia Kröhn noch einmal gestiegen. Sie erzählt Geschichten und Geschichten mit einer solchen Leichtigkeit, aber auch mit einer Authentizität und starken Charakteren, die mich immer wieder begeistern. Als „Die Alster-Schule – Zeit des Wandels“ angekündigt wurde, war mein Interesse daher sofort geweckt. Über das ‚Bloggerportal von Randomhouse‘ bewarb ich mich um ein Exemplar und bekam es vom Blanvaet-Verlag zugeschickt – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für die Bereitstellung und Zusendung des Rezensionsexemplares.

Das stimmungsvolle Cover des Buches empfinde ich als sehr gelungen – ebenfalls der Titel. All das macht große Lust auf das Buch und die Geschichte.
Ein Wandel bedeutet immer etwas Neues – hier steht der Wandel für etwas Positives – die Reformpädagogik, aber auch für etwas Negatives: Der Wandel des Schulsystems unter den Nationalsozialisten.

In diesem Buch sind alle Charaktere, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, lebensecht und authentisch beschrieben. Sie haben ihre Ecken und Kanten und konnten mich des Öfteren mit ihren Handlungen und ihren Denkweisen überraschen.
Felicitas ist eine der Hauptfiguren in „Die Alster-Schule – Zeit des Wandels“. Sie ist beruflich sehr zielstrebig, dort weiß sie genau, was sie will und setzt sich auch durch. Privat liebt sie ihr ungebundenes Leben und genießt das Hamburger Nachtleben der 1930er Jahre. Als die Nationalsozialisten in den Schulalltag eingreifen und sich das politische Klima massiv verändert, möchte sie nicht wegschauen, stellt sich vor die Verfolgten. Das sie sich damit selbst in größte Gefahr begibt, sieht sie auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist es ihr aber egal. Sie lebt und kämpft für ihre Ideale. Julia Kröhn hat mit Felicitas eine äußerst interessante Figur geschaffen, an der sie zeigt, dass viele Menschen damals nicht wussten, wie sie den Nationalsozialisten gegenüber agieren sollen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Emil und Felicitas sind da ähnlich gestrickt, auch wenn sie völlig verschieden handeln. Die Beiden ziehen sich an, stoßen sich dann aber auch wieder ab. Er hat eine schwere Kindheit und Jugend hinter sich, brach aus seiner Familie aus und findet im Sport seine Kraft und seinen Rückzugsort. Auch wenn er Felicitas heimlich liebt, kann er sich diese Liebe nicht eingestehen, rettet sie aber das ein oder andere Mal heimlich. Er möchte nicht auffallen, ist froh, wenn sich alles ohne sein Zutun regelt. Er agiert eher im Hintergrund, während Felicitas vorne steht. Emil ist ein sehr spannender und vielseitiger Charakter, ich bin sehr gespannt, wie es mit ihm und seiner Geschichte im zweiten Teil weitergeht.
Anneliese ist Felicitas beste Freundin und das komplette Gegenteil von ihr: Sie wünscht sich ein sicheres Leben an der Seite eines Mannes, ein Heim und Kinder. Im Gegensatz zu Felicitas lässt sich Anneliese sehr leicht beeinflussen.
Levi, ebenfalls Lehrer an der Alster-Schule, ist eine meiner Lieblinge in diesem Buch. Auch wenn er immer wieder zu Fall gebracht wird, steht er immer wieder auf und lässt sich nicht unterkriegen.
Ich möchte nun nicht näher auf die vielen Charaktere eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme. Aber wie schon erwähnt: Diese Vielfältigkeit der Figuren, ihre anschaulichen Beschreibungen und ihre Authentizität haben mich sehr begeistert. Julia Kröhn zeigt die einzelnen Menschen in der Masse, wie unterschiedlich sie gehandelt und agiert haben: vom glühenden Nazi-Verehrer, vom Mitläufer, vom Widerstandskämpfer, den Menschen, die sich ihre Gedanken zu diesem System gemacht haben, zeigt sie aber auch die Verfolgten. Viele Charaktere und ihre Geschichten werde ich nie wieder vergessen.

Begeistert hat mich die mitreißende Erzählweise von Julia Kröhn. Mit ihrem bildhaften und poetischen Sprachstil hat sie mich ab der ersten Seite mit in die Geschichte hineingenommen. Sie beschreibt zum Beispiel das Hamburger Nachtleben so lebendig, dass ich das Gefühl hatte, an Felicitas’ Seite zu tanzen. Aber auch die Machtergreifung der Nationalsozialisten beschreibt sie sehr authentisch und erzählt dabei eindrucksvoll große Geschichte, dass der Leser/ die Leserin das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. Genau so müssen historische Romane geschrieben sein.

Ein großes Thema in diesem Buch ist die Reform der Schulen in der Weimarer Republik und die Veränderung des Schulwesens während des Nationalsozialismus. Wo vorher der Rohrstock zum Einsatz kam, gab es nun das Lernen in Gruppen, Ausflüge, das Unterrichten von Mädchen und Jungen und das Stärken der Persönlichkeiten der Kinder. Doch nicht alle Lehrer waren in dieser neuen Zeit angekommen.
Leider währte dieses Schulsystem nicht lange. Nachdem die Nationalsozialisten an der Macht waren, wurde alles dafür getan, diese Errungenschaften wieder abzuschaffen. Die Persönlichkeiten der Kinder sollte sich nicht ausprägen, sie sollten gleichgeschaltet denken und für den Führer und den Staat geformt werden. Vielen Kindern, die „nichtarischer Abstammung“ waren, wurden den Schulen verwiesen, Lehrer, die nicht im Gleichklang mitmarschierten und die entsprechenden Ideologien unterrichten, oder eben auch „nichtarisch’ waren, wurden entlassen und ihrem Schicksal überlassen.
Diese historischen Hintergründe hat Julia Kröhn akribisch recherchiert und bettet ihre Geschichte perfekt hinein.

Fazit: Mitreißend geschrieben, authentische und lebensechte Charaktere und ein ausgezeichnet recherchierter Hintergrund. Dieser Roman lässt keine Wünsche offen. Julia Kröhn ist eine der begabtesten Schriftstellerinnen, die ich kenne. Bildgewaltig und mit viel Hingabe für Geschichte und Geschichten erzählt sie über das Leben der Menschen in vergangenen Zeiten.
Ich freue mich schon so sehr auf den zweiten Teil, der am 16. August 2021 erscheinen wird.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das ‚Bloggerportal Randomhouse‘ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – meine Meinung wurde aber nicht beeinflusst!

„Die Sternenbucht“

von Lorna Cook

Erschienen am 14. Juni 2021 im Penguin-Verlag
ISBN: 978-3-328-10497-1


https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Sternenbucht/Lorna-Cook/Penguin/e549799.rhd


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag über das Bloggerportal.de als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
1943: Der Krieg steht vor den Toren Englands. Nur mit dem Allernötigsten im Gepäck verlässt die junge Lady Veronica das edle Anwesen an der malerischen Südküste, das für sie immer mit ihrer großen Liebe verbunden sein wird. Die britische Armee braucht das Gebäude als Stützpunkt. Doch Veronica weiß, dass sie auch nach Ende des Krieges niemals zurückkehren wird. Denn das Haus birgt nicht nur glückliche Erinnerungen …
2018: Im Sommerurlaub an der englischen Küste entdeckt Melissa die Fotografie einer geheimnisvollen Frau. Gemeinsam mit dem attraktiven Journalisten Guy versucht sie, mehr über sie herauszufinden. Immer tiefer taucht sie in ihre Vergangenheit ein – nicht ahnend, dass dort ein Geheimnis begraben liegt, das auch ihr eigenes Leben für immer verändern wird …“

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Das Buch „Die Sternenbucht“ von Lorna Cook spielt auf zwei Zeitebenen und zeigt, wie die Geschichte um ein geräumtes Dorf im Zweiten Weltkrieg, die Gegenwart zweier Menschen berührt.

Dezember 1943: Lady Veronica muss Abschied von ihrem edlen Anwesen in Tyneham nehmen. Das gesamte Dorf an der Südküste Englands wird für militärische Zwecke gebraucht und geräumt. Ihr bleibt nur wenig Zeit, die verbliebenen Sachen zu packen, aber auch, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. In Sicherheit vor ihrem brutalen Ehemann.
Im Juni 2018 verbringt die junge Melissa ihren Urlaub an der Südküste Englands. In den Ruinen eines im Zweiten Weltkriegs geräumten Dorfs, stößt sie auf eine Fotografie einer Frau. Diese Fotografie und das Gesicht der Frau lassen sie nicht mehr los und sie beginnt zu recherchieren. An ihrer Seite ist der Journalist Guy. Beide müssen feststellen, dass sie immer tiefer in die Vergangenheit eintauchen und diese auch ihr eigenes Leben verändern wird.

Auf dem ‚Bloggerportal Randomhouse‘ bin ich zufällig auf dieses Buch gestoßen. Das Cover und der Klappentext sprachen mich direkt an, ich bewarb mich um ein Exemplar und bekam es zugeschickt. Ich mag es, wenn Bücher Geschichten erzählen, in der Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen und große Geheimnisse gelüftet werden. Es zeigt immer wieder, wie sehr Geschichte unsere Gegenwart bestimmt und somit allgegenwärtig ist.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Penguin-Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar.

Die Anzahl der Figuren ist in beiden Erzählsträngen recht übersichtlich gehalten. Dies führte bei mir dazu, dass ich mich sehr schnell in der Geschichte zurechtfand und eintauchen konnte.
Im Erzählstrang der Vergangenheit begegnen wir Veronica. Sie ist eine junge Frau, welche von außen gesehen, alles hat um ein glückliches Leben zu führen. Sie muss zwar ihr Anwesen aufgeben, doch an der Seite ihres Ehemanns Sir Albert steht ihr eine sorgenlose Zukunft in London bevor. Doch der Schein trügt. Veronica ist in einer Ehe gefangen, die von körperlicher und verbaler Gewalt beherrscht wird. Noch immer trauert sie einer aufgegeben Liebe hinterher, welche plötzlich wieder in ihr Leben tritt.
Veronica konnte mich ab der ersten Seite mit ihrer authentischen und tragischen Lebensgeschichte überzeugen. Sie wirkt einerseits so zerbrechlich, dann aber auch wieder stark, sie möchte ihr Leben wieder in die Hand nehmen.
Im Gegensatz zu ihrem Mann Sir Albert. Ein grauenvoller Mensch, der überhaupt keine Sympathiepunkte erhält. Trotz allem ist auch er eine gut gezeichnete Figur, die tiefste menschliche Abgründe aufzeigt.
Um Lady Veronica und Sir Albert agiert noch das Dienstmädchen Anna – sie wurde, dank ihrer Loyalität, schnell zu einer meiner Lieblingsfiguren.
Freddie, Sir Alberts Bruder, und Anna sind etwas wie die Felsen in der Brandung für Veronica.
Im Erzählstrang der Gegenwart treffen wir auf Melissa. Sie ist 28 Jahre alt und hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Mit kleineren Jobs und einer finanziellen Abfindung hält sie sich über Wasser, ihre Beziehung zu ihrem Freund bröckelt. Ähnlich wie Veronica wirkt ihr Gemütszustand sehr fragil, auf der anderen Seite lässt sie sich nichts sagen und scheut auch Auseinandersetzungen nicht. Mit ihrer loyalen und ehrlichen Art mochte ich Melissa direkt.
Neben Melissa lernen wir noch den Journalisten und Historiker Guy kennen. Da er ein berühmter und gut aussehender Moderator ist, liegen ihm viele Frauen zu Füßen. Der Wirbel um seine Person ist ihm manchmal etwas zu viel, gehört aber zu seinem Leben dazu. Guy sammelt gleich bei der ersten Begegnung mit Melissa Sympathiepunkte. Er hilft wo er kann und scheint an Melissa großes Interesse zu haben. Aber ihn umgibt auch ein Geheimnis. Die Figur Guy hat mir wegen seiner Loyalität sehr gefallen, auch wenn die Autorin ein wenig zu oft erwähnt hat, wie gut er aussieht.

Mit einer sehr lebendigen Sprache und einer spannenden Handlung hat mich die Lorna Cook direkt in die Geschichte mitgenommen. Sie beschreibt die Handlungen, Gedanken und Gefühle der Menschen authentisch und glaubwürdig, die Landschaften so bildhaft, dass ich mir alles gut vorstellen konnte. Stellenweise wurde es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen konnte und wollte.
Mitunter war die Handlung etwas vorhersehbar, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan hat.

Der historische Hintergrund bildet die kurzfristige Evakuierung/ Räumung von Ortschaften im Zweiten Weltkrieg, um der Armee Platz zu machen. Diese brauchte das Gebiet als Übungsplatz zur Landung der Alliierten in der Normandie. Tyneham war einer dieser Orte, die geräumt wurden. 252 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und sich andere Bleiben suchen. Eigentlich sollte es nur für eine gewisse Zeit sein, die Bewohner kamen aber nie wieder zurück, da das Gebiet auch in Friedenszeiten für Armeezwecke beibehalten wurde. Tyneham ist nun ein Museumsdorf, viele Häuser nur noch Ruinen. Das Herrenhaus, welches in „Die Sternenbucht“ eine große Rolle spielt, existierte ebenfalls, wurde aber leider im Jahr 1967 wegen Baufälligkeit abgebrochen.
Lorna Cook hat mich sehr neugierig gemacht und ich habe nun den Wunsch, diesen Ort zu besuchen.

Fazit: Die Handlung ist etwas vorhersehbar, aber es ist trotzdem spannend, wie Lorna Cook die einzelnen Fäden dann zusammenführt. Mit authentischen und glaubhaften Charakteren konnte mich das Buch sehr begeistern. Der Erzählstrang in der Vergangenheit hat mir etwas besser gefallen, da es beim Erzählstrang in der Gegenwart immer mal wieder Klischees und Wiederholungen gab. Alles in Allem ein wunderbarer Roman zum Abtauchen. Lesenswert!

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Penguin-Verlag über das ‚Bloggerportal Randomhouse‘ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – meine Meinung wurde aber nicht beeinflusst!

„Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“

von Bettina Storks

Erschienen am 21. Juni 2021 im Aufbau-Verlag
ISBN: 978-3-7466-3797-6


https://www.aufbau-verlag.de/index.php/dora-maar-und-die-zwei-gesichter-der-liebe.html

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Bettina Storks und vom Aufbau-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.


Klappentext:
Dora und Pablo – eine leidenschaftliche Liebe, so besonders wie ihre Kunst. Paris, 1936: Die erfolgreiche Fotografin Dora ist das Herz des surrealistischen Kreises um André Breton und Man Ray. Dann begegnet die exzentrische junge Frau Pablo Picasso – und zwischen den beiden entfaltet sich eine so leidenschaftliche wie abgründige Liebe. Doras düstere Sinnlichkeit prägt fortan die Malerei Picassos, auch inspiriert sie ihn zu seinen ersten politischen Werken, allen voran „Guernica“. Doch er kann neben sich keinen anderen Künstler gelten lassen, und ihre kreative Entwicklung stockt. Immer größer werden die Konflikte. Bis Picasso der jüngeren Françoise Gilot begegnet – und Dora zur Kunst zurückfinden muss, um ihre Liebe zu vergessen … Eine herzzerreißende Liebe voll dunkler Abgründe zwischen zwei großen Künstlerpersönlichkeiten, von einer renommierten Autorin hervorragend recherchiert.“

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Das Buch „Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ von Bettina Storks, zeigt das Leben von Dora Maar – der Muse und Geliebten von Pablo Picasso.

Der Prolog setzt im Jahr 1925 in Buenos Aires an: Hier lebt die junge Henriette Theodora Markovitch mit ihren Eltern und guten Verhältnissen. Zu ihrer Mutter hat sie eine nicht so gute Verbindung, dafür aber mit ihrem Vater. Dieser unterstützt ihre Träume und Wünsche.
Der erste Teil des Buches beginnt im Paris im Jahr 1928. Dora möchte Künstlerin werden, ihre Bewerbung an der Académie des Beux-Arts wird aber schroff abgewiesen, da sie eine Frau ist.
Dora gibt nicht auf und findet andere Wege, sich als Künstlerin ausbilden zu lassen und sich einen Namen zu machen – mit Fotografien und Fotomontagen.
Als sie eines Tages auf den berühmten Pablo Picasso trifft, möchte sie nur noch eines: Diesen Menschen und Künstler kennen und lieben lernen. Und auch Picasso findet in ihr seine Muse und Geliebte. Doch das Glück der Beiden, ihre leidenschaftliche und abgründigen Liebe, werden von dem aufziehenden Zweiten Weltkrieg überschattet.

Seit ich im Frühjahr 2021 das Buch „Klaras Schweigen“ von Bettina Storks gelesen habe, ist sie eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen. Mit ihren wunderbaren Geschichten, die einen den Alltag vergessen lassen, kann sie mich immer wieder begeistern. Als die Autorin ihr neues Buch „Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ ankündigte, war klar, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich liebe die Bücher aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ des Aufbau-Verlags und eben auch die Bücher von Bettina Storks. Außerdem mag ich die Zeit, in der das Buch spielt und auch die Kunstszene dieser Zeit fasziniert mich sehr. Pablo Picasso ist fast jedem ein Begriff und auch den Namen Dora Maar hat man oft im Ohr. Umso gespannter war ich, diesen beiden Figuren näher zu kommen. An dieser Stelle bedanke ich mich bei der lieben Bettina Storks und dem Aufbau-Verlag für die Zusendung des Buches.

Eine der Hauptfiguren ist die Künstlerin Dora Maar. Aufgewachsen ohne finanzielle Sorgen wird sie allerdings als Kind des Öfteren ihren Wurzeln entzogen: Geboren wurde sie in Tours, verbrachte ihre Kindheit in Buenos Aires, von dort ging es nach Paris. Als Tochter eines österreich-ungarischen Botschafters, der selten Zeit für seine Familie hat, und einer Mutter, der sie nie etwas recht machen kann, muss Dora ihren Platz im Leben finden. Sie ist eine sensible und verletzliche Frau, die für ihre Kunst lebt, gleichzeitig aber auch stark und selbstbewusst ist. Als sie sich in den Kopf setzt, den berühmten Pablo Picasso zu treffen, setzt sie das auch durch.

Du bist nicht hysterisch, du fühlst nur viel intensiver als die meisten Menschen.“
[S. 191, Z. 6 und 7]

Für Picasso gibt sie ein Stück weit ihre eigene Kunst auf, bleibt aber trotzdem sich selbst und ihren Idealen treu.

Picasso selbst ist ein eher schwieriger Mensch.
Ein großer Künstler, der alles erreicht hat, was man in der Kunst erreichen kann, privat aber nie irgendwo angekommen ist und nie zufrieden ist, mit dem was er hat. Er ist sehr von sich überzeugt und bildet mit seiner selbstbewussten Art einen Gegenpol zu Dora, die sich erst noch als Künstlerin finden muss.
Trotz allen Unterschieden ziehen sich die Beiden an, oft hat man aber das Gefühl, dass Picasso Dora nicht auf Augenhöhe begegnet, sie zu ihm aufblickt. Trotzdem herrscht zwischen den Beiden eine große Anziehungskraft, eine ganz eigene Magie.

Picasso schien einer eigenen Klasse uns Kategorie anzugehören. Auf zahlreichen Ausstellungen hatte Theodora bereits seine Kunst bewundert. Ihr gefiel seine Farb- und Formgebung, und sie wusste nicht, warum, aber viele seiner Bilder erreichten ohne Umweg ihr Herz.“
[S. 29, Z. 20-24]

Ich möchte noch kurz auf die Eltern von Dora zurück kommen: Die Beiden leben ihrer Tochter keine glückliche Beziehung vor, da der Vater oft weg ist, schon fast vor seiner Frau flüchtet, da er von ihr immer wieder mit Vorwürfen überschüttet wird.
Dora steht seit jeher zwischen den Fronten, steht aber mehr zu ihrem lebensfrohen Vater, der sie auch finanziell immer wieder unterstützt. Ihrer Mutter kann sie nichts recht machen, muss sich immer wieder für ihren Lebensweg rechtfertigen. Der Vater nimmt sie so, wie sie ist, gibt ihr aber auch immer wieder Tipps und Lebensweisheiten mit auf den Weg, ihre Mutter nimmt ihr teilweise die Luft zum Atmen.
Des Weiteren spielen an der Seite von Dora und Picasso viele andere Menschen mit, einige berühmte Namen sind auch dabei. Allen, egal ob Haupt – oder Nebenfigur, haucht Bettina Storks Leben ein. Sie beschreibt die Menschen und die Zeit so authentisch, als wäre sie bei den Dinner des surrealistischen Kreises dabei gewesen und hätte den Gesprächen gelauscht. Sie gewährt uns einen intensiven Einblick in das Handeln, Fühlen und Denken der Menschen zu dieser Zeit. Mit diesem Buch kann man ein Blick in das private Leben des Pablo Picasso und der Dora Maar werfen und lernt nebenbei noch viele andere Größen der Kunstwelt kennen.

Die Sprache und der Stil von Bettina Storks konnte mich wieder ab der ersten Seite begeistern. Mit einer wunderbaren, eingängigen und detaillierten Sprache holte sie mich direkt ab und lies auf keiner Seite Langeweile aufkommen, teilweise wollte und konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen.
Mit viel Wissen rund um die Zeit, aber auch um die gesamten Kunstwerke, wie ihre Entstehung, hat Bettina Storks mich sehr begeistert. Man merkt, dass sie für die Kunst lebt und bringt dem Leser/ der Leserin diese Liebe mit großer erzählerischen Leidenschaft näher.

Die Haupthandlung ist die Verbindung und Liebe zwischen Picasso und Dora. Eine leidenschaftliche Liebe, aber auch leider sehr abgründig. Dora stellt ihre eigene künstlerische Entwicklung hinten an, lebt nur noch für Picasso und tut alles für seine Liebe – eine schlechte Basis. Ich denke schon, dass Picasso Dora sehr geliebt hat, aber nicht so sehr, wie sie ihn.
Ein weiterer, wichtiger Handlungsstrang ist der Umgang mit Kunst im erstarkenden Dritten Reich. Dies bildet auch den historischen Hintergrund des Buches.
Mit welch brutaler Macht, die Nationalsozialisten in das Leben der Menschen und Künstler eingedrungen sind und deren Leben verändert haben. Paris, die Hauptstadt der Kunstszene, wo sich eine Galerie an die nächste reihte, veränderte sich nach der Eroberung der Deutschen grundsätzlich.

Wie schmerzhaft es war, dass die Kunst auf einmal wie vom Erdboden verschwunden war. Die vielen Kunstgalerien, über deren Eingängen einst berühmte Namen wie Rosenberg, Kahnweiler, Wildenstein, Pierre oder Zak einladend in goldenen Lettern gethront hatten, waren von der Bildfläche verschwunden. Das Herz von Paris hatte aufgehört zu schlagen.“
[S. 243, Z. 3 – 8]

Fazit: Ein sehr starkes und authentisches Buch, welches mir Dora Maar, Picasso und deren Kunstwerke um einiges näher gebracht hat. Doras Geschichte werde ich nie vergessen und immer in meinem Herzen tragen. Dieses Buch solltet ihr euch nicht entgehen lassen – ich war so traurig, als die letzte Seite gelesen war. Top!

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Aufbau-Verlag und der Autorin als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

„Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“

von Dorothe Zürcher

Erschienen am 15. Juni 2021 im IL-Verlag Basel
ISBN: 978-3-907237-34-2


https://www.il-verlag.com/autoren/zürcher-dorothe/im-schatten-der-krone-die-grafen-von-lenzburg/#cc-m-product-14083896727

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Dorothe Zürcher als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
„Was geschah auf dem Gebiet der Lenzburg vor knapp 1000 Jahren? Wie lebten die Menschen damals, was für Nöte und Sorgen trieben sie um? Die Schriftstellerin und Historikerin, Dorothe Zürcher, entführt mit ihrem Roman „Im Schatten der Krone“ so authentisch ins Mittelalter, als hätte sie damals selbst gelebt und wäre sie mit einer Zeitmaschine eben erst im 21. Jh. angekommen – dank erstaunlichen Kenntnissen dieser Epoche und der Gabe, ihre Figuren mit stimmigen Charaktereigenschaften zum Leben zu erwecken, wirft sie Leserinnen und Leser mitten ins Geschehen einer rauen Zeit, lässt sie teilnehmen an den Sorgen und Nöten einer Adelsfamilie und macht die Lektüre zu einem einmaligen Kopfkino. Und darum geht es: Trotz einer arrangierten Ehe verleibt sich Ulrich von Lenzburg in seine Braut Richenza. Als Richenzas Onkel versucht, den König zu vergiften, ist Ulrich bestürzt. Die Lenzburger bleiben königstreu. Das Paar hält zusammen und führt seine Grafschaft zur Blüte. Doch dann ächtet der König den Papst, dieser verbannt den König. Die alten Fehden reißen wieder auf. Ulrich entscheidet sich für eine Seite – gegen den Willen seiner Frau. Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten des 11. Jahrhunderts beruht.“

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Das Buch „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“ ist ein Roman, der im 11. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich angesiedelt ist und unter anderem zeigt, wie es zum berühmten ‚Gang nach Canossa‘ kam.

Im Jahr 1050 auf der Habichsburg: Richenza von Habsburg ist gerade Witwe geworden, da arrangiert ihr Bruder eine Ehe mit Ulrich II. von Lenzkirch. Trotz dieser abgemachten Ehe verliebt Ulrich sich in Richenza, sie findet ihn ihm einen verlässlichen Partner an ihrer Seite.
Als aber Richenzas Familie König Heinrich IV (HRR) hintergeht und ihm abschwört, kommt es zu Konflikten zwischen Ulrich und Richenza: Ulrich hat dem König die Treue geschworen, Richenzas Familie und andere Fürstenhäuser möchten den König nach seinem Gang nach Canossa durch einen Gegenkönig ersetzen.
Die Bewohner der Grafschaft Lenzburg geraten damit in Schwierigkeiten und müssen sich in einer Zeit voller Intrigen und Missgunst für einen Weg entscheiden. Doch sie stehen zwischen den Fronten.

Dieses spannende und interessante Buch wäre an mir vorbeigegangen, wenn die Autorin mich nicht angeschrieben hätte, mir ihr Buch vorstellte und ein Rezensionsexemplar anbot. Der Klappentext weckte direkt mein Interesse, da mich die Zeit, der Handlungsort und die handelten Personen sehr faszinieren. Allein vom Cover her hätte ich nicht nach dem Buch gegriffen, da es mich nicht ganz anspricht.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für das Rezensionsexemplar mit der wunderschönen Signierung und für die wunderbaren und interessanten Lesestunden bedanken.

In „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“ sind viele Charaktere historisch belegte Figuren und auch ein Großteil der Handlung basieren auf wahren Begebenheiten.

Richenza von Habsburg lebte von 1020 bis 1080. In diesem Buch wird sie als eine starke und selbstbewusste Frau mit vielen Facetten beschrieben. Anfangs wirkt sie eher kühl und distanziert, taut dann aber im Laufe der Geschichte immer mehr auf. Stück für Stück wird dem Leser/ der Leserin ihre Vergangenheit und ihre Lebensgeschichte erzählt. Richenza entwickelt sich von einer jungen Frau zur Mutter und einer angesehenen Gräfin. Schicksalsschläge hinterlassen in ihrem Leben Spuren, unterkriegen lässt sie sich aber davon nicht.
Ihr Mann Ulrich ist ein sehr spannender und ebenfalls facettenreicher Charakter. Als Jüngling holt man ihn aus dem klösterlichen Leben und verheiratet ihn mit Richenza. Er hat keinerlei Mitspracherecht, was die Planung seines Lebens angeht, fügt sich aber in das Leben eines Grafen. Und er verliebt sich dann nach einiger Zeit in Richenza und sieht in ihr eine Partnerin auf Augenhöhe. Er handelt immer der Zeit entsprechend – was natürlich nicht immer leicht zu verkraften ist und von unserer Zeit rückblickend grausam und hart wirkt.
Um diese beiden Hauptfiguren agieren viele andere Charaktere, die alle glaubwürdig gezeichnet sind . Teilweise hatte ich etwas Probleme, diese vielen Figuren dann richtig zuzuordnen. Einige Lebensgeschichten und politische Hintergründe kamen etwas zu kurz, zum Beispiel der weitere Lebensweg von einem Sohn Richenzas und Ulrichs.
Viele Figuren, deren Namen man aus dem Geschichtsunterricht kennt, wie König Heinrich IV (HRR), erweckt Dorothe Zürcher gekonnt zum Leben und vermittelt hier Geschichte so lebendig, dass man das Gefühl hat dabei gewesen zu sein. Sie beschreibt farbenfroh und unverfälscht, wie die Menschen vor 1000 Jahren lebten, was sie fühlten und dachten – angefangen vom Knecht bis hin zum König und Kaiser.

Das Buch hat eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Die Autorin beschreibt die Zeit vor 1000 Jahren und das Leben auf der Burg ohne Kitsch und Schnörkel. Das Buch konnte mich schon ab den ersten Seiten mit der lebendigen Sprache, den interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen begeistern und ich konnte mich ganz in der Handlung verlieren. Dorothe Zürcher hat Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen und genauen Ortskenntnissen an die Orte des Geschehens. Mit Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung und Gerüchen, die Arbeiten auf dem Burghof und der Burg zeigt sie detailliert das Leben zu dieser Zeit, ohne das es jemals langatmig wird.
Insgesamt ist das Buch in vier Teile unterteilt, teilweise gibt es ordentliche Zeitsprünge, die der tollen Atmosphäre aber nicht schaden.

Der geschichtliche Hintergrund bildet das Heilige Römische Reich (HRR) im 11. Jahrhundert und damit Heinrich IV. Gang nach Canossa, die Einsetzung eines Gegenkönig und der Investiturstreit.
Heinrich IV. war ein König, der damals die Adelshäuser untereinander, aber auch Familien spaltete. Einige schworen ihm die Treue, andere wandten sich von ihm ab. Nach dem Investiturstreit, welcher der Höhepunkt des Konflikts zwischen geistlicher und weltlicher Macht um die Amtseinsetzung von Geistlichen durch die weltliche Macht war, erfolgte Heinrichs Exkommunikation durch den Papst und der Wahl eines Gegenkönigs. All das führte zum berühmten „Gang nach Canossa“ und damit zur Spaltung der adligen Gesellschaft.
Ulrich, Richenza und ihre Familien sind inmitten dieses Geschehen und bekommen diese Spaltung auch in der eigenen Familie mit. Somit wird große Geschichte nachvollziehbar und greifbar. Eine spannende Lektion in Sachen Geschichte.

Interessant fand ich, wie die Gesellschaft im Mittelalter mit homosexuellen Menschen umgegangen ist. Diesen Aspekt findet man in historischen Romanen selten und ich habe eine Menge Neues über die Denk- und Handlungsweise zu dieser Zeit gelernt, die grausam und hart waren. Hier zeigt sich noch einmal die Stärke des Romans „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“: Das Buch gibt ein umfassendes Bild der gesamten Gesellschaft ab und vernachlässigt auch solche Aspekte nicht.

Fazit: Das Buch hat mich sehr beeindruckt und ich bin sehr froh, dass ich lesen durfte. Mit ihrer bildhaften, lebendigen Sprache und einem perfekt recherchierten geschichtlichen Hintergrund, hat mich Dorothe Zürcher direkt in das 11. Jahrhundert entführt. Absolut lesenswert und ein großer Tipp für alle, die historische Romane lieben.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – meine Meinung wurde aber nicht beeinflusst.