„Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“

von Dorothe Zürcher

Erschienen am 15. Juni 2021 im IL-Verlag Basel
ISBN: 978-3-907237-34-2


https://www.il-verlag.com/autoren/zürcher-dorothe/im-schatten-der-krone-die-grafen-von-lenzburg/#cc-m-product-14083896727

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin Dorothe Zürcher als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen .
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.

Klappentext:
„Was geschah auf dem Gebiet der Lenzburg vor knapp 1000 Jahren? Wie lebten die Menschen damals, was für Nöte und Sorgen trieben sie um? Die Schriftstellerin und Historikerin, Dorothe Zürcher, entführt mit ihrem Roman „Im Schatten der Krone“ so authentisch ins Mittelalter, als hätte sie damals selbst gelebt und wäre sie mit einer Zeitmaschine eben erst im 21. Jh. angekommen – dank erstaunlichen Kenntnissen dieser Epoche und der Gabe, ihre Figuren mit stimmigen Charaktereigenschaften zum Leben zu erwecken, wirft sie Leserinnen und Leser mitten ins Geschehen einer rauen Zeit, lässt sie teilnehmen an den Sorgen und Nöten einer Adelsfamilie und macht die Lektüre zu einem einmaligen Kopfkino. Und darum geht es: Trotz einer arrangierten Ehe verleibt sich Ulrich von Lenzburg in seine Braut Richenza. Als Richenzas Onkel versucht, den König zu vergiften, ist Ulrich bestürzt. Die Lenzburger bleiben königstreu. Das Paar hält zusammen und führt seine Grafschaft zur Blüte. Doch dann ächtet der König den Papst, dieser verbannt den König. Die alten Fehden reißen wieder auf. Ulrich entscheidet sich für eine Seite – gegen den Willen seiner Frau. Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten des 11. Jahrhunderts beruht.“

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Das Buch „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“ ist ein Roman, der im 11. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich angesiedelt ist und unter anderem zeigt, wie es zum berühmten ‚Gang nach Canossa‘ kam.

Im Jahr 1050 auf der Habichsburg: Richenza von Habsburg ist gerade Witwe geworden, da arrangiert ihr Bruder eine Ehe mit Ulrich II. von Lenzkirch. Trotz dieser abgemachten Ehe verliebt Ulrich sich in Richenza, sie findet ihn ihm einen verlässlichen Partner an ihrer Seite.
Als aber Richenzas Familie König Heinrich IV (HRR) hintergeht und ihm abschwört, kommt es zu Konflikten zwischen Ulrich und Richenza: Ulrich hat dem König die Treue geschworen, Richenzas Familie und andere Fürstenhäuser möchten den König nach seinem Gang nach Canossa durch einen Gegenkönig ersetzen.
Die Bewohner der Grafschaft Lenzburg geraten damit in Schwierigkeiten und müssen sich in einer Zeit voller Intrigen und Missgunst für einen Weg entscheiden. Doch sie stehen zwischen den Fronten.

Dieses spannende und interessante Buch wäre an mir vorbeigegangen, wenn die Autorin mich nicht angeschrieben hätte, mir ihr Buch vorstellte und ein Rezensionsexemplar anbot. Der Klappentext weckte direkt mein Interesse, da mich die Zeit, der Handlungsort und die handelten Personen sehr faszinieren. Allein vom Cover her hätte ich nicht nach dem Buch gegriffen, da es mich nicht ganz anspricht.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Dorothe Zürcher für das Rezensionsexemplar mit der wunderschönen Signierung und für die wunderbaren und interessanten Lesestunden bedanken.

In „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“ sind viele Charaktere historisch belegte Figuren und auch ein Großteil der Handlung basieren auf wahren Begebenheiten.

Richenza von Habsburg lebte von 1020 bis 1080. In diesem Buch wird sie als eine starke und selbstbewusste Frau mit vielen Facetten beschrieben. Anfangs wirkt sie eher kühl und distanziert, taut dann aber im Laufe der Geschichte immer mehr auf. Stück für Stück wird dem Leser/ der Leserin ihre Vergangenheit und ihre Lebensgeschichte erzählt. Richenza entwickelt sich von einer jungen Frau zur Mutter und einer angesehenen Gräfin. Schicksalsschläge hinterlassen in ihrem Leben Spuren, unterkriegen lässt sie sich aber davon nicht.
Ihr Mann Ulrich ist ein sehr spannender und ebenfalls facettenreicher Charakter. Als Jüngling holt man ihn aus dem klösterlichen Leben und verheiratet ihn mit Richenza. Er hat keinerlei Mitspracherecht, was die Planung seines Lebens angeht, fügt sich aber in das Leben eines Grafen. Und er verliebt sich dann nach einiger Zeit in Richenza und sieht in ihr eine Partnerin auf Augenhöhe. Er handelt immer der Zeit entsprechend – was natürlich nicht immer leicht zu verkraften ist und von unserer Zeit rückblickend grausam und hart wirkt.
Um diese beiden Hauptfiguren agieren viele andere Charaktere, die alle glaubwürdig gezeichnet sind . Teilweise hatte ich etwas Probleme, diese vielen Figuren dann richtig zuzuordnen. Einige Lebensgeschichten und politische Hintergründe kamen etwas zu kurz, zum Beispiel der weitere Lebensweg von einem Sohn Richenzas und Ulrichs.
Viele Figuren, deren Namen man aus dem Geschichtsunterricht kennt, wie König Heinrich IV (HRR), erweckt Dorothe Zürcher gekonnt zum Leben und vermittelt hier Geschichte so lebendig, dass man das Gefühl hat dabei gewesen zu sein. Sie beschreibt farbenfroh und unverfälscht, wie die Menschen vor 1000 Jahren lebten, was sie fühlten und dachten – angefangen vom Knecht bis hin zum König und Kaiser.

Das Buch hat eine sehr dichte und realistische Atmosphäre. Die Autorin beschreibt die Zeit vor 1000 Jahren und das Leben auf der Burg ohne Kitsch und Schnörkel. Das Buch konnte mich schon ab den ersten Seiten mit der lebendigen Sprache, den interessanten Charakteren und den geschichtlichen Hintergründen begeistern und ich konnte mich ganz in der Handlung verlieren. Dorothe Zürcher hat Hintergründe akribisch recherchiert und entführt den Leser mit viel Wissen und genauen Ortskenntnissen an die Orte des Geschehens. Mit Beschreibungen der Speisen und deren Zubereitung und Gerüchen, die Arbeiten auf dem Burghof und der Burg zeigt sie detailliert das Leben zu dieser Zeit, ohne das es jemals langatmig wird.
Insgesamt ist das Buch in vier Teile unterteilt, teilweise gibt es ordentliche Zeitsprünge, die der tollen Atmosphäre aber nicht schaden.

Der geschichtliche Hintergrund bildet das Heilige Römische Reich (HRR) im 11. Jahrhundert und damit Heinrich IV. Gang nach Canossa, die Einsetzung eines Gegenkönig und der Investiturstreit.
Heinrich IV. war ein König, der damals die Adelshäuser untereinander, aber auch Familien spaltete. Einige schworen ihm die Treue, andere wandten sich von ihm ab. Nach dem Investiturstreit, welcher der Höhepunkt des Konflikts zwischen geistlicher und weltlicher Macht um die Amtseinsetzung von Geistlichen durch die weltliche Macht war, erfolgte Heinrichs Exkommunikation durch den Papst und der Wahl eines Gegenkönigs. All das führte zum berühmten „Gang nach Canossa“ und damit zur Spaltung der adligen Gesellschaft.
Ulrich, Richenza und ihre Familien sind inmitten dieses Geschehen und bekommen diese Spaltung auch in der eigenen Familie mit. Somit wird große Geschichte nachvollziehbar und greifbar. Eine spannende Lektion in Sachen Geschichte.

Interessant fand ich, wie die Gesellschaft im Mittelalter mit homosexuellen Menschen umgegangen ist. Diesen Aspekt findet man in historischen Romanen selten und ich habe eine Menge Neues über die Denk- und Handlungsweise zu dieser Zeit gelernt, die grausam und hart waren. Hier zeigt sich noch einmal die Stärke des Romans „Im Schatten der Krone – Die Grafen von Lenzburg“: Das Buch gibt ein umfassendes Bild der gesamten Gesellschaft ab und vernachlässigt auch solche Aspekte nicht.

Fazit: Das Buch hat mich sehr beeindruckt und ich bin sehr froh, dass ich lesen durfte. Mit ihrer bildhaften, lebendigen Sprache und einem perfekt recherchierten geschichtlichen Hintergrund, hat mich Dorothe Zürcher direkt in das 11. Jahrhundert entführt. Absolut lesenswert und ein großer Tipp für alle, die historische Romane lieben.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten – meine Meinung wurde aber nicht beeinflusst.

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