„Das Lächeln der Imperia“

von Antje Windgassen

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 05. September 2022
Verlag: Südverlag
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 978-3-87800-152-2
Seitenanzahl: 296 Seiten

https://www.suedverlag.de/Buecher/Buch/?titzif=90074&id=5&s=2&sid=1&titel=Das%20Lächeln%20der%20Imperia&rubrik=Literatur

Klappentext:
Venedig, 1414: Die junge Dirne Gabriella lebt im Rotlichtviertel der Stadt. Obwohl sie schön ist, sogar lesen und schreiben kann, kämpft sie ums Überleben. Als sie vor das Inquisitionsgericht befohlen wird, flieht Gabriella. Mit Sofia und Guilia, ebenfalls Straßendirnen, schließt sie sich einem Händlertreck an, zieht über die Alpen. Ihr Ziel: Konstanz, wo sich Europas Mächtige zu einem Kirchenkonzil treffen und sich märchenhafte Verdienstmöglichkeiten bieten sollen. Bald steigt Gabriella, die sich nun „Imperia“ nennt, zur gefragten Kurtisane auf. Zu ihren Freiern zählen König Sigismund und Kardinal Oddo di Colonna, der zum rechtmäßigen Papst gewählt wird. Nach dem Konzil bricht Imperia in Richtung Rom auf und bemerkt, dass sie ein Kind erwartet. Wer ist der Vater: der König oder der Papst?“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise vom Südverlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Südverlag

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Das Buch „Das Lächeln der Imperia“ spielt in Venedig und in Konstanz zur Zeit des Konzils (1414 – 1418) und erzählt die neu interpretierte Geschichte einer jungen Frau, welche mit Mut und Entschlossenheit für ihre Ziele kämpft.

Venedig im Jahr 1414: Die junge Gabriella arbeitet als Dirne und kämpft sich mehr schlecht als recht durch ihr Leben. Als ihr durch eine kleine Verfehlung der Gang vor das Inquisitionsgericht droht, flüchtet Gabriella zusammen mit zwei weiteren Dirnen in Richtung der fernen Stadt Konstanz. Hier findet das Konzil statt, bei dem sich alle mächtigen Männer Europas treffen. Die drei Dirnen versprechen sich große Verdienstmöglichkeiten und schon bald steigt Gabriella (welche sich nun Imperia nennt) zu einer gefragten Kurtisane auf. König Sigismund wird auf sie aufmerksam, ebenfalls Kardinal Oddo do Colonna. Als zum Ende des Konzils Oddo zum rechtmäßigen Papst gewählt wird, bricht auch Imperia Richtung Rom auf. Doch sie ist schwanger. Trägt sie das Kind des Königs oder des Papstes unter ihrem Herzen?

Ende August 2022 bekam ich auf Instagram eine Nachricht des Südverlags, in welcher mir der Roman „Das Lächeln der Imperia“ vorgestellt wurde und angefragt wurde, ob ich dieses Buch gerne besprechen möchte. Als ich den Klappentext gelesen habe, war mein Interesse schnell geweckt, da ich das Spätmittelalter sehr interessant finde und auch speziell das Konzil von Konstanz als sehr spannend empfinde. Auch der Name ‚Imperia‘ sagte mir seit meinem Besuch in Konstanz im Jahr 2013 etwas: Hier steht nämlich am Hafen die „steinerne Imperia“ von Peter Lenk. Gerne wollte ich mehr über diese Zeit und diese Figur lernen und sagte dem Südverlag zu.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Südverlag für das Rezensionsexemplar und den sehr freundlichen Kontakt.

Das Buch ist ein sehr edel gestaltetes Hardcover mit einem Lesebändchen, Buchumschlag und sehr hochwertigen, starken Papier. Das Cover ziert ein Ausschnitt aus dem Gemälde „Die Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli, was auf mich sehr stimmungsvoll und passend wirkt.
Insgesamt besteht „Das Lächeln der Imperia“ aus vier Teilen:

– „Prolog: Die steinerne Imperia“
– „Die fabelhafte Imperia“
– „Epilog: Die göttliche Imperia“
und
– „Anhang“

Im Prolog erzählt die Autorin die Geschichte der Statur von Peter Lenk, welche in Konstanz direkt am Hafen seit dem Jahr 1993 alle Blicke auf sich zieht, aber auch etwas über die Imperia, welche in ihrem Roman eine Rolle spielen wird. Mit diesem Prolog stimmt Anje Windgassen wunderbar auf die weitere Geschichte ein.
Der Teil „Die fabelhafte Imperia“ bildet den Hauptteil des Buches und spaltet sich in insgesamt elf Kapitel auf. Diese elf Kapitel umfassen jeweils etwa 20 bis 30 Seiten.
Der „Epilog: Die göttliche Imperia“ zeigt einen Blick auf das Leben der historischen Imperia Cognati, welche von 1486 bis 1512 in Rom lebte. Ihr Leben diente dem Schriftsteller Honoré de Balzac (1799 – 1850) als Vorlage für seine Erzählung „La belle Impéria“. Allerdings beschreibt er eine (wohl fiktive) Kurtisane, welche während des Konzils von Konstanz die Geliebte vieler Kardinäle, Würdenträger, Fürsten und Markgrafen war und sich dann als heimliche Herrscherin des Konzils entpuppte. Zu der Zeit, in der die Erzählung von Honoré de Balzac spielt, war die historische Figur Imperia Cognati noch nicht geboren, nutzte ihm aber als Vorbild für seine fiktive Kurtisane. Der Roman von Antje Windgassen und auch die Statur von Peter Lenk am Konstanzer Hafen stützt sich demnach auf die fiktive Kurtisane aus Honoré de Balzac Erzählung. Da es aber zur Zeit des Konzils in Konstanz eine Vielzahl an Kurtisanen und Dirnen in der Stadt war, kann natürlich nicht ganz ausgeschlossen werden, dass eine von diesen Kurtisanen gleichzeitig die Geliebte vom König und Papst war und auch von anderen Würdenträgern umgarnt wurde.
Im Anhang des Buches befindet sich ein ausführliches, alphabetisch geordnetes Personenverzeichnis, ein umfangreiches Glossar, welches einen Überblick über verwendete Begrifflichkeiten liefert, die Literaturauswahl und die Quellennachweise/ Anmerkungen. Dieser Anhang rundet das Buch wunderbar ab.
Die Aufteilung in vier Teile und die hochwertige Ausstattung des Buches führen insgesamt zu einem wunderbaren Lese-Erlebnis.

„Imperia“ – Statur von Peter Lenk im Konstanzer Hafen im Jahr 2013 (c)by chrissy

Die Figuren in „Das Lächeln der Imperia“ sind sehr farbenfroh beschrieben.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht die junge und schöne Gabriella (später Imperia), welche mit großer Schaffenskraft und Überzeugung für ihre Träume kämpft. Doch auch für die Menschen in ihrer Umgebung hat sie stets ein offenes Ohr und besitzt eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. Ich mochte ihre kämpferische, aber auch liebevolle Art und Weise sehr gerne.

“ »Du weißt es vielleicht selbst noch nicht, wirst es aber zweifellos in Konstanz feststellen: Wenn man dich ins rechte Licht stellt, kann aus dir eine Frau werden, die aufgrund ihrer Schönheit und ihrer Anmut große Macht über die Männer erlangen wird. Wenn du dich auch noch als klug genug erweist, die richtigen Freier zu wählen – ich spreche von großen und mächtigen Männern -, kann dein Triumph als Hure grenzenlos werden.« “

[Kapitel „Der Aufbruch“, S. 50]

An Imperias Seite sind die beiden Dirnen Sofia und Giulia. In diesen beiden Frauen hat sie wahre Freundinnen gefunden, auf die sie sich immer verlassen kann – die Beiden aber auch auf Imperia. Es ist eine sehr innige Verbindung zwischen diesen Frauen, welcher ich beim Lesen gut nachfühlen konnte.
Auch die anderen Figuren, welche im direkten Umfeld der drei Freundinnen spielen, sind sehr freundliche und friedliche Menschen. Bei einigen fehlte mir ein wenig die Tiefe – teilweise wirkten sie etwas blass und eindimensional. Trotzdem waren sie mir größtenteils sehr sympathisch und ich konnte gut mit den drei Frauen und ihren Verbündeten mit fiebern.
Antje Windgassen ist es zudem wunderbar gelungen die Lebensgeschichten ihrer fiktiven Charakteren mit den vielen historisch belegten Figuren zu verknüpfen. Diese stellt Antje Windgassen mit ihren vielfältigen und Beschreibungen sehr authentisch dar.

Die Handlung des Buches umfasst sechs Jahre (1414 bis 1418), wird chronologisch und mit hohem Tempo erzählt. Leider muss ich sagen, dass mir die Handlung streckenweise etwas zu glatt verläuft. Die Figuren müssen keine wirklichen Rückschläge erleiden, vieles läuft einfach zu geschmiert. Dieser Aspekt und auch die teilweise etwas eindimensionalen Figuren, schmälerten mein Lesevergnügen ein wenig.
Dem ungeachtet nahm ich das Buch trotzdem immer wieder gerne in die Hand, da es mit unter auch sehr spannend wurde, und die fast 300 Seiten flogen nur so dahin. Dazu führt auch der flüssige und unterhaltsame Sprachstil der Autorin.

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Konzil in Konstanz von 1414 bis 1418. Vier Jahre lang war die kleine Stadt am Bodensee der Mittelpunkt kirchenpolitischer Interessen. Die geschätzten 50.00 bis 70.000 Konzil-Besucher brachten Konstanz und seine damals 6000 Bewohner und Bewohnerinnen an den Rand der Belastungsgrenze, brachten aber gleichzeitig auch einen beträchtlichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung für die Stadt.
Das Konzil sollte das seit 1378 andauernde Große Abendländische Schisma beenden und damit die Einheit der Kirche wiederherstellen. Es gab zu dieser Zeit drei Päpste: Einer in Rom, einer in Avignon und einer in Pisa.
Diese geschichtlichen Hintergründe hat Antje Windgassen sehr gut recherchiert, lässt diese wunderbar in die Handlung einfließen und verwebt sie gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer (teils fiktiven) Charaktere.

Danke für dieses tolle Lese-Erlebnis!

Fazit: Ich mochte die farbenfrohen Figuren und konnte mich gut in die Geschichte und den spannenden geschichtlichen Hintergrund einfühlen. Allerdings verlief mir die Handlung mit unter etwas zu glatt, es gab fast keinerlei Rückschläge für die Figuren.
Trotzdem: Dieser Roman ist eine spannende und interessante Zeitreise, hat mir sehr viel Wissen über das Konzil in Konstanz und dessen Hintergründe vermittelt und ist ganz wunderbar zu lesen.
Alles in allem kann ich euch das Buch guten Gewissens empfehlen.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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