„Die Glücksmalerin“

von Cristina Caboni

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 20. Juni 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1153-2
Seitenanzahl: 382 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Gluecksmalerin/Cristina-Caboni/Blanvalet/e599098.rhd

Klappentext:
Als Stella aus heiterem Himmel ihren Job verliert, beschließt sie, an den Gardasee zu ihrer Großtante Letizia zu fahren, die nach dem Tod ihres Mannes Gesellschaft brauchen kann. Kurz nach ihrer Ankunft entdeckt sie einen Stapel Kinderzeichnungen, von dem eine seltsame Energie auszugehen scheint. Stella, die selbst über ein außergewöhnliches Gespür für Farben verfügt, möchte wissen, was es mit dem mysteriösen Fund auf sich hat. Ihre Nachforschungen führen sie in die Vergangenheit, zurück ins Jahr 1942, in den kleinen Ort Nonantola, wo jüdische Kinder aus ganz Europa in einer Villa Zuflucht fanden. Was Stella nicht ahnt: Ihre Spurensuche bringt nicht nur ihr selbst, sondern auch Letizia das Glück zurück …“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag über das ‚Bloggerportal‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Die Glücksmalerin“ von Cristina Caboni ist ein Roman, welcher in der Gegenwart und in der Vergangenheit spielt und damit verschiedene Leben und Zeiten miteinander verbindet.

Als die junge Stella ihre geschätzte Arbeit verliert, weiß sie zunächst überhaupt nicht, wie es weitergehen soll. Ihr Weg führt sie zu ihrer Großtante Letizia, welche nach dem Tod ihres Mannes Orlando zurückgezogen in einer großen Villa am Gardasee wohnt. Eigentlich plant Stella nur einen kurzen Aufenthalt, da sie ins Ausland möchte und dort einen Neuanfang wagen möchte.
Doch dann findet Stelle in einem alten Koffer einen Stapel bunter Kinderzeichnungen, welche sie seltsam tief berühren. Als sie ihrer Großtante diese Kinderzeichnungen zeigt, bricht diese emotional zusammen und Stella beginnt mit Nachforschungen, welche sie zurück in die Vergangenheit des kleinen Orts Nonantola führen. Dort fanden 1942 jüdische Kinder aus verschiedenen Ländern in einer Villa Zuflucht.
Bei ihrer Großtante scheinen durch Stellas Recherche alte Wunden aufzureißen, welche nie richtig verheilt sind. Stelle beginnt über sich hinauszuwachsen und versucht nicht nur Letizias Glück zurückzubringen, sondern auch ihres.

Im Jahre 2015 habe ich mir spontan den ersten Roman von Cristina Caboni gekauft: „Die Rosenfrauen“. Der Roman und die Autorin begeisterten mich mit der lebendigen Erzählweise sehr und seit dem freue ich mich auf jede Neuerscheinung dieser wunderbaren Autorin. Es war daher absolut selbstverständlich, dass ich auch ihren neuen Roman „Die Glücksmalerin“ unbedingt lesen musste. Das Buch habe ich freundlicherweise vom Blanvalet-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet bekommen – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön.

Im Zentrum der Geschichte stehen die beiden Frauen Stella und Letizia. Während Stella im Erzählstrang der Gegenwart eine große Rolle einnimmt, lernt der Leser/ die Leserin die Geschichte von Letizia im zweiten Erzählstrang der Vergangenheit kennen.
Stella ist eine sehr verletzte Frau, welche mit ihrem plötzlichen Jobverlust und auch mit der Trennung ihrer Eltern nicht klar kommt. Sie scheint wie ein Blatt, welches der Wind von einer Ecke in die andere Ecke getrieben wird. Sie hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden und möchte diesen mit einer Auswanderung und einem Neustart finden. Ich mochte Stellas etwas melancholischen, aber doch auch herzlichen Charakter ab der ersten Seite. Sie kann sich unheimlich gut in Menschen hineinversetzen, ist hilfsbereit, aber auch neugierig. Sie verliert sich und ihre Wünsche des Öfteren aus den Augen, doch die Liebe zur und für die Kunst bringt sie immer wieder zurück auf den Boden und öffnet ihr so manche verschlossene Tür.
Letizia lernen wir als 95jährige Frau kennen, welche sehr unter dem Tod ihres Mannes leidet, mit dem sie fast ihr gesamtes Leben verbracht hat. Anfangs wirkte ihr Charakter undurchsichtig und auch verbittert auf mich. Als Stella dann aber die Tür zur Vergangenheit öffnet, und sich damit auch Letizias Geschichte öffnet, wurde ihr Charakter klarer und verständlicher. Als Kind wurde sie sehr früh von den Eltern getrennt und auf ein kirchliches Internat geschickt. Aus einem unsicheren Kind wurde eine unerschrockene, selbstsichere und herzensgute Frau, welche bei Unrecht nicht wegsehen kann und will – auch wenn es sie in große Gefahr bringt. Mit ihrem Esprit schafft sie es, auch andere zu für eine gute Sache zu bewegen. Doch auch Stellas Leben nimmt eine dramatische Wendung und diese hinterlassen tiefe, niemals richtig verheilende Wunden. Letizias Charakter konnte mich sehr überzeugen und ich werde ihre mitreißende Geschichte nicht so schnell vergessen.
Alexander lernen wir im ersten Erzählstrang kennen. Er scheint ein großes Geheimnis mit sich herum zu tragen und wirkt innerlich gekränkt und zudem äußerst unsicher. Seinen unergründlichen und etwas düsteren Charakter, aber auch seine Entwicklung empfand ich als sehr bereichernd für die Geschichte.
Neben diesen drei Hauptfiguren spielen noch einige andere Figuren in diesem Buch eine Rolle. Sie alle hat Cristina Caboni, wie auch die Hauptfiguren, wunderbar und lebensecht beschrieben. Sie entwickeln sich authentisch weiter, begehen Fehler und werden mit ihren vielfältigen Geschichten, Lebenswegen und ihrem Mut positiv in meinem Gedächtnis bleiben.

Der wunderbare leichte, aber doch auch emotionsgeladene Sprachstil, dem auch immer etwas melancholisches anhaftet, konnte mich sehr schnell für diese Geschichte begeistern und mitnehmen. Cristina Caboni beschreibt in ihrem Buch „Die Glücksmalerin“ Landschaften, Menschen und Städte mit viel Ortskenntnis und voller Sinnlichkeit. Zudem beschreibt und zeigt sie, wie sehr Kunst, Fantasie und vor allem Farben den Menschen emotional bewegen, verändern und durchs Leben tragen können.
Bemerkenswert finde ich, dass jedes Kapitel mit einer kleinen Abhandlung über eine Farbe beginnt. Dadurch habe ich einiges zur Farbenlehre und auch den Farbbedeutungen gelernt.

„»Ich liebe Farben«, sagte sie leise, »wir werden von ihnen bestimmt, sie sind überall. In der Kleidung, in der Nahrung, in allen Dingen. Die Farben umgeben uns, wir sind in sie eingetaucht. Die beliebtesten Nahrungsmittel sind rot, am wenigsten appetitlich wirkt Grün.«“

[S. 108, Z. 18 – 23]

Ein weiteres großen Thema neben den Farben ist die Geschichte des Ortes Nonantola. In diese kleine Stadt in der Provinz Modena kamen im Jahr 1942 insgesamt 72 jüdische Kinder aus ganz Europa und ihre Betreuer und fanden dort in der ‚Villa Emma‘ einen sicheren Zufluchtsort.
Doch nach dem Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 marschierten am 01. August deutsche Truppen nach Oberitalien ein. Damit waren die Kinder in der Villa in großer Gefahr. Innerhalb weniger Stunden wurden die Kinder zum Großteil im Priesterseminar der Abtei und bei einheimischen Familien versteckt. Die zunächst eher gleichgültigen oder gar ablehnenden Einheimischen hatten ihre Haltung geändert. Etwa 35 Familien, darunter Bauern, Korbflechter und Ladeninhaber, waren an der Rettung der Kinder beteiligt. Jeder brauchbare Schutzraum wurde genutzt: Heuböden, Kuhställe, Getreidespeicher, ein Lagerraum für Tabak und ein Weinkeller. Mit dieser Aktion brachten die Menschen sich und ihre Familie in große Gefahr.
Zwischen dem 6. und 13.Oktober 1943 wurden die Kinder in drei Gruppen nach Alter aufgeteilt, um sich auf abenteuerlichen Wegen in die Schweiz zu flüchten. Erst nach Kriegsende erreichten sie am 29. Mai 1945 Palästina.
Dieses mitreißende, aber auch bedrückende Thema hat Cristina Caboni wunderbar recherchiert und sie bettet ihre Geschichte und ihre fiktiven Charaktere gekonnt in dieses hinein und mischt Historie und Fiktion in einem ausgewogenen Verhältnis. Ich hatte während des Lesens eine Gänsehaut und es floss auch die ein oder andere Träne.

„Was geschehen war, zeigte die Grausamkeit, zu der Menschen fähig waren, in all ihren Facetten. Und doch hatte sich ein ganzes Dorf aufgeopfert, das eigene Leben und das ihrer Familien in Gefahr gebracht, um ein Zeichen für selbstlose Liebe und Gerechtigkeit zu setzen.“

[S. 309, Z. 29 – 30 uns S. 310, Z. 1 – 3]

Ein sehr ausführliches Nachwort der Autorin und auch die hochwertige Klappbroschur runden ein perfektes und mitreißendes Lese-Erlebnis ab.


Fazit: Ich liebe alle Bücher von Cristina Caboni. Sie erzählt all ihre Geschichten voller Leidenschaft und Sinnlichkeit. Doch mit diesem außerordentlichen Buch hat sie sich selbst übertroffen und eine Geschichte geschaffen, die mich sehr berührt und mitgerissen hat. Diese wunderbare Geschichte und die unvergesslichen, facettenreichen Figuren werde ich sehr lange in meinem Herzen tragen. Ein absoluter Lese-Tipp.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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