„Das Lied der Seiltänzerin – Königgreich- Preußen- Reihe Band 1“

von Anne Stern

Erschienen am 12. Juni 2019, Verlag Anne Stähr
ISBN: 978-3982091303
https://www.amazon.de/Lied-Seiltänzerin-Königreich-Preußen-Reihe-Band/dp/3982091306/ref=tmm_pap_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1561988778&sr=8-1

Das Buch „Die Lied der Seiltänzerin“ von Anne Stern zeigt die Suche des Findelkindes Leila nach ihren familären Wurzeln vor dem Hintergrund Berlins Ende des 18. Jahrhunderts.

Coverrechte: Verlag Anne Stähr

Das kleine Mädchen Leila rettet dem Sohn des Stadtphysikus Johann Christinan Brendel das Leben – als Dank, nimmt dieser das verletzte Kind bei sich auf. Woher Leila kommt und woher ihre Verletzungen stammen, kann niemand mehr sagen – auch Leila nicht.
Die Jahre vergehen und Leila beginnt als Magd im Hause Brendel. Sie muss viel arbeiten, ihr Lohn ist die Unterkunft und Verpflegung. Doch das einst vertrauliche Verhältnis zwischen Leila und dem Stadtphysikus wird immer mehr durch sein Verhalten erschüttert. Er möchte mehr von ihr, sieht nicht mehr das Kind in ihr. Auch die Frau von Johann Christian Brendel, Katharina, sieht in Leila eine Konkurrentin und macht ihr das Leben schwer.
Durch einen Auftrag kommt der Maler Nepomuk in das Haus Brendel – der Maler verfällt Leila sofort und sie wird seine Muse.
Bei dem Versuch Nepomuk als Maler am königlichen Hof zu etablieren trifft Leila auf den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der sich in seiner Rolle als zukünftiger König nicht wirklich zurechtfindet. Der Kronprinz und Leila entdecken ihre Liebe zueinander.
Doch Leila wird nach wie vor von der Frage getrieben, wo sie her kommt, wo ihre familiären Wurzeln liegen. Immer wieder wird sie von Träumen heimgesucht, die sie sich nicht erklären kann.

Auf das Buch „Das Lied-Seiltänzerin“ von Anne Stern bin ich über die Facebook- Seite der Autorin aufmerksam geworden. Das Cover, und auch die Zeit in der das Buch spielt, sprangen mich direkt an und ich wollte es auf jeden Fall lesen.
Ich habe von der Autorin bereits „Die Frauen vom Karlsplatz. Auguste“ gelesen und war von dem Buch und dem Stil der Autorin sehr angetan. Als mich die Autorin fragte, ob ich ihr neues Buch als Rezension- Exemplar bekommen möchte, musste ich nicht lange überlegen. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin Anne Stern für das Buch und die liebevolle Signierung.

Die Figuren in diesem Buch sind sehr fein gezeichnet. Vor allem die Hauptfigur Leila hat es mir sehr angetan: Sie umgeben so viele Geheimnisse, aber man merkt schnell, dass sie das Herz am rechten Fleck hat. Sie träumt sehr oft vor sich hin, hinterfragt aber auch mal einige Dinge kritisch und verstellt sich nicht. Einfach eine sehr sympathische, lebensechte Figur mit Ecken und Kanten.
Auch zu den anderen Figuren fand ich sehr schnell einen Draht – auch wenn es teilweise Figuren waren, die nur am Rande mitwirken (wie z.B. die Köchin Barbara, Frau Herz oder der Sohn im Hause Brendel).
Der Stadtphysikus ist ein eher schwieriger Charakter – anfangs fand ich ihn äußerst sympathisch, doch durch seine Handlungen im Verlauf der Geschichte machten ihn sehr unsympathisch.
Seine Frau Katharina toppt ihn allerdings noch in Sachen Unsympathie. Irgendwie kann man sie ja verstehen, aber halt auch wieder nicht. Sie führt ein eigentlich schönes Leben – ist damit aber überhaupt nicht zufrieden.
Der Maler Nepomuk ist ebenfalls äußerst lebensecht beschrieben. Er durchlebt Tiefen, dann Höhen und hofft auf ein so viel besseres Leben.
Als absolut erwähnenswert finde ich den Charakter des Kronprinzen Friedrich Wilhelm: Ein sehr starker Charakter, welcher äußerst fein dargestellt wurde. Ein unerwünschter, sensibler Sohn, der mit sich und seinem zukünftigen Leben hadert und seinen Platz neben dem Vater sucht, seinen Vater aber auch gleichzeitig verachtet. Er ist kein Dummkopf, sondern auf der Suche nach individueller Freiheit, die er am Hofe und zwischen den Buchdeckeln nicht findet.

Das große Thema in diesem Buch ist die Suche nach den Wurzeln, aber auch die Suche nach sich selbst.
Der Leser begleitet Leila, steht mit ihr zusammen vor diesem großen Rätsel ihrer Herkunft und versucht dieses Rätsel Stückchen für Stückchen zu lösen. Anfangs war ich etwas verwirrt – aber genau so verwirrt ist Leila auch.
Das andere große Thema in diesem Buch ist der Umgang mit dem „fahrenden Volk“ Ende des 18. Jahrhunderts in Preußen. Wie diesen Menschen damals das Leben schwer gemacht wurde, oder ihnen sogar das Leben genommen wurde, nur weil ihr Lebensstil anders war. Dieses Thema empfand ich als sehr bedrückend, aber die Autorin hat es trotz allem gut und vor allem authentisch dargestellt.

Anne Stern hat einen sehr lebendigen Schreibstil, teilweise war es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die letzten Seiten las ich noch bis spät in die Nacht. Die Autorin hat viel und gut recherchiert – das merkt man dem Buch an. Da steckt viel Herzblut drin, außerdem merkt man, wie wichtig ihr es war, diese Geschichte zu erzählen.
Die Träume von Leila zwischen den Kapiteln ließen Anfangs viele Fragezeichen in meinem Kopf zurück – nach einiger Zeit lösten sich diese aber.
Das Buch hat nicht mal 300 Seiten, hat aber eine so dichte Atmosphäre. Teilweise hatte ich das Gefühl, mit Leila durch die Stadt zu streifen und den Staub Berlins auf meiner Zunge zu spüren.
Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Historische Romane aus dieser Zeit sind momentan nicht sehr oft zu finden – ich bin sehr froh, dass ich diesen hier gefunden habe. Es lohnt sich so sehr!

Fazit: Ein Buch mit authentischen, liebenswerten Figuren (vor allem die Hauptfigur) und ganz viel Atmosphäre. Ein ganz wunderbares Buch – ich habe es sehr gerne gelesen und lege es euch sehr ans Herz!

Bemerkung: Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin bekommen – es hat aber meine Meinung nicht beeinflusst.

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