von Rachel Soost

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 04. November 2024
Verlag: Selbstverlag
Ausgaben: Taschenbuch, eBook & Hörbuch
ISBN: 978-3759258922
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preise: 14,99€ (Paperback), 04,99€ (eBook)
Reihe: „Die vergessene Geschichte einer jüdischen Familie“ 01/02
Kontakt:
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Klappentext:
„Berlin 1924 Die junge Luise kommt aus Heidelberg ins geschäftige Berlin. Sie will im Pestalozzi-Fröbel-Haus eine Ausbildung zur Kindergärtnerin beginnen. Durch Zufall macht sie die Bekanntschaft des warmherzigen Bernhard. Die beiden sind voneinander fasziniert und verlieben sich Hals über Kopf. Aber hat ihre Liebe überhaupt eine Chance? Denn Bernhard und seine Familie sind Juden. Außerdem hat ein anderer Mann ein Auge auf Luise geworfen. Dieser schreckt nicht vor Gewalt zurück, um die junge Frau an sich zu binden. Die Wirren der Weimarer Republik und das Erstarken der Nationalsozialisten werfen zusätzliche Schatten auf eine gemeinsame Zukunft. Können Bernhard und Luise den Kampf gegen diese Widerstände gewinnen? Ein berührender Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht.“
Hinweise:
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder – das eBook habe ich mir selbst gekauft.
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Tief berührt und mit Tränen in den Augen habe ich das Buch „Bernie und Luise – Die vergessene Geschichte einer jüdischen Familie“ beendet. Dieses Werk, das auf wahren Begebenheiten basiert und die Familiengeschichte der Autorin Rachel Soost nachzeichnet, ist weit mehr als nur ein Roman, es ist ein eindringliches Dokument menschlicher Stärke und Verzweiflung im Angesicht historischer Grausamkeiten. Die 368 Seiten habe ich innerhalb von nur drei Tagen verschlungen, doch die Intensität der Geschichte fühlte sich an, als hätte ich ein ganzes Leben durchlebt.
„(…) Unser Leben ist von Einschränkungen und Verfolgung gekennzeichnet. Was meinst du, warum wir unsere Heimat verlassen haben? Die vielen Ausschreitungen haben uns vertrieben; ein Pogrom jagte das Nächste. Und auch hier hört es nicht auf. Die Zeiten werden immer schlimmer. (…)“
[Kapitel 28]
Die Geschichte nimmt ihren Anfang im pulsierenden Berlin des Jahres 1924: Die junge Luise, die für eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in die Hauptstadt kommt, lernt durch Zufall den warmherzigen Bernhard (Bernie) kennen. Aus dieser Begegnung entwickelt sich eine zarte, romantische Liebesgeschichte. Die anfängliche „Wohlfühl-Lektüre“ und die ansteckende Lebensfreude der Protagonisten lassen schnell eine starke Verbindung zu den Figuren entstehen. Man fühlt sich sofort als Teil ihres Lebens und ihrer Hoffnungen.
Doch diese Idylle ist trügerisch. Sehr bald fallen die immer größer und gefährlicher werdenden Schatten der Nationalsozialisten über ihr Glück. Die Handlung spitzt sich dramatisch zu, als Ausgrenzung, Übergriffe und Verfolgung immer mehr Raum im Alltag von Bernie und Luise einnehmen. Die Charaktere entwickeln sich unter diesem enormen Druck authentisch weiter, zeigen Risse, aber auch unbändige Widerstandskraft. Die emotionale Wucht des Buches erreicht einen Punkt, an dem ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte, jedoch nur noch zwischen etlichen Taschentüchern sitzend weiterlesen konnte.
Ein zentraler Aspekt, der dieses Buch so herausragend macht, ist die Art und Weise, wie Rachel Soost die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe darstellt. Sie beschreibt diesen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte nicht nur faktisch, sondern bildhaft und lebendig.
Der Roman liefert einen erschütternden Einblick in das Leben einer jüdischen Familie in Deutschland zwischen den 1920er und 1940er Jahren. Er beleuchtet die subtilen Anfänge der Diskriminierung, die sich rasend schnell zu einem System des Terrors und der Vernichtung entwickelten. Leserinnen und Leser werden Zeugen der schrittweisen Entrechtung: vom „Judenstern“ über Berufsverbote bis hin zu den Deportationen. Soost gelingt es, die Atmosphäre der ständigen Angst, des Misstrauens und der Isolation greifbar zu machen. Die historischen Ereignisse sind nicht nur Kulisse, sondern treibende Kraft der Tragödie, die sich vor den Augen der Leser entfaltet.
Danke für diese emotionale Geschichte, die ich mit Sicherheit nie wieder vergessen werde.

Fazit: „Bernie und Luise“ ist kein Buch, das man einfach zuklappt und vergisst. Es ist ein wichtiges und unvergessliches Buch, das mit Sicherheit noch lange, lange nachklingen wird. Es ist ein Mahnmal gegen das Vergessen und ein Zeugnis für das, was Menschen ertragen mussten, und für die Kraft der Liebe, die selbst in dunkelsten Zeiten bestehen kann.
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