von Martha Sophie Marcus
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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 11. Juli 2023
Verlag: Tinte & Feder
Ausgaben: Taschenbuch & eBook
ISBN: 978-2496712483
Seitenanzahl: 447
Preis: Taschenbuch 11,99€
Reihe: „Das Gold der Weiden“, Buch 01 von 02
Homepage:
https://martha-sophie-marcus.de/__der_sturz_des_loewen/
Klappentext:
„Der packende Auftakt des Historienabenteuers um den jungen Pferdezüchter Micha, der um Gerechtigkeit und seine große Liebe kämpft. Kämpfst du gegen herrschendes Unrecht oder beschützt du diejenigen, die du liebst?
Norddeutschland 1164. Der zwölfjährige Micha hat nur ein Ziel: Gerechtigkeit für den grausamen Mord an seiner Familie. Bei einem Maultierzüchter findet er Zuflucht, in seiner Ziehschwester Sibilla eine beste Freundin. Doch er lebt nun ausgerechnet im Herrschaftsgebiet des verantwortlichen Grafen.
Jahre später hat Micha sich durch sein Geschick im Umgang mit Pferden einen Platz in der Burgmannschaft erarbeitet. Endlich sieht er sich in der Lage, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Aber Michas Herzensdame Johanna und seine Freunde sind von der Grafenfamilie abhängig. Kann und will er sie für seine Vergeltung in Gefahr bringen? Sibilla kämpft unterdessen darum, ihren Vater auch als Frau bei seinen Geschäften unterstützen zu dürfen – und mit ihren heimlichen Gefühlen für Micha“
Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars, der Produktnennung und dem Link zur Homepage der Autorin muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
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Das Buch „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ von Martha Sophie Marcus ist der Auftakt einer historischen Romanreihe, welche im 12. Jahrhundert in Norddeutschland spielt und zeigt, wie ein junger Mann auf der Suche nach Gerechtigkeit ist und als Pferdezüchter seinen Platz im Leben sucht.
Norddeutschland im Jahr 1164: Hilflos muss der zwölfjährige Micha mit ansehen, wie sein Vater und sein Bruder grausam ermordet werden. Er und seiner Stiefmutter können flüchten, Micha findet bei einem Maultierzüchter und dessen Familie in Summerburg Zuflucht und ein neues Zuhause. Seine Ziehschwester Sibilla hegt schnell heimliche Gefühle für ihn.
Allerdings ist Vogt Borgward von Egersleben auf der Summerburg der Mann, welcher als Ministerialer unter Graf Meinhard den Mord an Michas Familie zu verantworten hat. Micha befindet sich nun im unmittelbaren Herrschaftsgebiet des Grafen und möchte um jedes Mittel Gerechtigkeit erlangen und die Täter zur Rechenschaft ziehen.
Jahre später hat Micha seinen Platz in der Burgmannschaft gefunden und ist wegen seines geschickten Umgangs mit Pferden beliebt. Doch nicht alle sind ihm wohlgesonnen – der Vogt hat nicht vergessen, wie gefährlich ihm Michas Wissen und Vergeltung werden könnten. Und auch Michas Herzensdame Johanna und seine Freunde sind von der Gunst der Grafenfamilie abhängig.
Als sich die politischen Ereignisse überschlagen, muss Micha sich entscheiden: Kann und will er das Erbe seines Vaters fortsetzen und der Familie seiner Ziehschwester beistehen oder soll er auf der Summerburg bleiben und dem Grafen dienen?
„Alles in allem war die Kälte schlimm, der Hunger schlimmer, aber das Alleinsein das Schlimmste. Er vermisste seinen Vater und seinen Bruder fürchterlich. Jeder hier hatte seinen Platz, jeder kannte jeden, jeder hatte eine Familie oder Freunde. Er fühlte sich wie ein einsames Steinchen im Hafersack. Früher oder später würde man ihn hinauswerfen.“
[Seite 40/ 41]
Bereits seit vielen Jahren gehört die Autorin Martha Sophie Marcus zu den Autorinnen, deren Bücher ich sehr gerne lese. Mit ihrem Debüt „Herrin wider Willen“ und den beiden Teilen der Reihe „Novemberrosen“ konnte sie mich bestens unterhalten.
Als die Autorin ihr neues Buch und Reihenauftakt „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ ankündigte, fiel mir als erstes das stimmungsvolle Cover auf und auch der Klappentext und die Handlungszeit weckten sehr schnell mein Interesse. Das Hochmittelalter (11. Jahrhundert bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts) interessiert mich schon seit einiger Zeit und ich lese immer wieder gerne Geschichten über diese raue Zeit, in der die Menschen mit vielen Problemen zu kämpfen hatten. Zum Beispiel waren Kälte, Krankheiten, politische Unruhen, hohe Kriminalität und geringer Verdienst weit verbreitete Probleme in einer Gesellschaft, welche durch die Ständegesellschaft und das Lehnswesen geprägt war.
Dieses Buch wollte und musste ich einfach lesen und ich freute mich sehr, als die Autorin in den Sozialen Medien Blogger und Bloggerinnen suchte, die ihr neues Buch rezensieren wollten – da meldete ich mich direkt. Das Buch erreichte mich liebevoll signiert und zusammen mit zwei Lesezeichen, einer Broschüre und einer Postkarte, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
Das Buch liegt mir als schön gestaltetes Taschenbuch vor, hat 447 Seiten und wie bereits angemerkt, konnte das stimmungsvolle und passende Cover direkt mein Interesse wecken: Im Vordergrund stehen zwei Figuren seitlich zum Betrachter: Links steht ein Mann, dessen Blick auf die Landschaft und die im Hintergrund befindliche Burg gerichtet ist. Rechts steht eine Frau – ihr Blick geht in Richtung des Mannes – hierdurch wird das Profil der Frau sichtbar. Vor den beiden erstreckt sich eine üppige Weidenlandschaft, auf der auch einzelne Pferde zu sehen sind. Hinter den Weiden erhebt sich eine stattliche Burg. Durch den stark bewölkten und dunklen Himmel bricht über der Burg die Sonne hindurch. Besonders gefallen mit die goldenen Ranken, welche das Cover einrahmen und damit sehr edel wirken lässt.
Den Beginn des Buches macht eine kurze und liebevolle Widmung, dieser schließt sich ein kurzes Vorwort über den historischen Kontext an, danach beginnt direkt das erste Kapitel, welches im Oktober 1164 ansetzt. Mit dem 33. Kapitel endet das Buch dann im Oktober 1179. Es folgen ein kurzes Nachwort, die Personenliste und ein Glossar. Über die Personenliste habe ich mich sehr gefreut, da ich diese immer mal wieder gebraucht habe, wenn mir doch mal eine Figur und deren Hintergrund entglitten ist.
Die Handlung wird chronologisch erzählt und umfasst insgesamt 15 Jahre. Ich fand einen schnellen Zugang in die Geschichte und konnte und auch den vielen und vielfältigen Figuren gut folgen.
„»Lass das. Hilf dir lieber selbst. Wenn du deine Schwierigkeiten nicht aus der Welt räumen kannst – und das kannst du nicht – ,dann hör auf, dir die ganze Zeit leidzutun. Du willst mir nicht von deinen Sorgen erzählen, meinetwegen! Dann behalt sie für dich. Aber reiß dich zusammen und mach die Augen auf. Du bist nicht der unglücklichste Mensch der Welt, auch wenn es dir so vorzukommen scheint.«“
[Seite 222]
Viele der Figuren und auch der Handlungsort in „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ sind fiktiv, die Autorin erwähnt im Nachwort, dass „ein Teil ihrer Geschichte und ein Teil des Schicksals des dort herrschenden Grafensgeschlechts an die reale Sommerschenburg angelehnt“ sind. Es gibt auch einige historische Figuren – welche aber nicht die Hauptrollen spielen.
Im Mittelpunkt steht der zu Beginn der Handlung zwölfjährige fiktive Micha. Er muss von einem Moment auf den anderen erwachsen werden und ist dabei völlig auf sich allein gestellt. Doch er gibt sich, seine Träume und sein Erbe nicht leichtfertig auf – allerdings treibt ihn auch immer das immense Verlangen die Mörder seiner Familie zur Rechenschaft zu ziehen unermüdlich an. Seine Entwicklung von einem Jungen hin zu einem erwachsenen Mann ist außerordentlich gut und authentisch gelungen. Auch wenn ich nicht all seine Entscheidungen und Ansichten teilen konnte und auch sein mitunter gedankenloses Verhalten gegenüber seiner Ziehschwester Sibilla mich etwas verwunderten, litt ich mit Micha ab der ersten Seite mit und schloss ihn und seine sympathische Art schnell in mein Herz.
Bis zum Ende des Buches wirkt er rastlos und auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Er ist einerseits sehr taff und stark, hat aber auch eine sensible und verletzliche Seite. Seine Liebe zu Pferden und Maultieren und sein stets respektvoller und sorgsamer Umgang mit diesen Tieren hat mir sehr gefallen und ich habe hier einiges neues erfahren und dazu gelernt.
„Micha zuckte mit den Schultern. »Es sind meist gar nicht so sehr die Hände, die viel bewirken. Ich verstehe vielleicht die Sprache der Pferde ein wenig besser als manch anderer, das ist alles.«“
[Seite 169]
An seiner Seite stehen einige weitere fiktive Figuren – allen voran Michas Ziehschwester Sibilla. Sie ist die Tochter des Maultierzüchters Adam und sie kämpft darum, dass sie ihren Vater bei seinen Geschäften unterstützen darf. Das ist kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der Frauen nichts zu sagen hatten und unterdrückt wurden. Auch Sibilla lernt der Leser/ die Leserin als junges Mädchen kennen und sie entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einer willensstarken und durchsetzungsfähigen Frau mit einer trotz allem feinfühligen Seite, welche sie aber unter einer harten Kruste zu verbergen versucht. Auch wenn sie zu den Menschen in ihrer Umgebung sehr direkt und ehrlich ist, schafft sie es nicht, sich Micha gegenüber zu öffnen und ihm ihre Gefühle für ihn zu gestehen. Auch ihre mehr oder weniger deutlichen Signale übersieht/ überhört er.
Auch die restliche Familie um Sibilla konnten mich mit ihren vielfältigen Lebensgeschichten und interessanten Entwicklungen begeistern – vor allem Adam, das Oberhaupt der Familie. Er ist ein aufmerksamer Mann, welcher auf den jungen Micha bei sich und der Familie aufnimmt und ihm damit ein neues Zuhause schenkt. Neben dem Wirt Kilian ist er einer der Charaktere, welche sehr viel Wärme und Geborgenheit in die Geschichte bringen.
Auch Michas beide Freunde Julius und Endris sind fiktiv und immer an Michas Seite. Eigentlich eine unmögliche Freundschaft und Verbundenheit, da Julius der jüngste Sohn von Michas Erzfeind ist. Doch die drei bilden eine gute Gemeinschaft.
Johanna, die Schwester von Endris, ist ein sehr unsteter und sprunghafter Charakter. Mit ihr wurde ich nie so richtig warm, auch wenn ihre ganze Lebensgeschichte sehr tragisch ist.
Die Familie um den Grafen Meinhard, sowie Vogt Borgward von Egersleben und auch dessen Familie sind fiktiv, konnten mich mit ihrer Ambivalenz überzeugen. Borgward ist von Beginn der undurchsichtige Bösewicht, welcher es immer wieder aufs Neue schafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und andere für seine Taten büßen zu lassen. Die gegenseitige Bedrohung von Micha und dem Vogt ist äußerst fühlbar.
Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen ist der Vetter von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) – die beiden sind zwei der historischen Persönlichkeiten in diesem Roman. Auch wenn die beiden Figuren und deren Geschichte nicht im Mittelpunkt stehen, sind diese für den Fortgang der Handlung sehr wichtig.
Diese beiden und weitere historische Figuren hat Martha Sophie Marcus wunderbar in ihre Geschichte mit eingebunden, verwebt sie gekonnt mit den Lebensgeschichten ihrer fiktiven Figuren und sie alle konnten mich mit ihrer Lebensechtheit, ihrer Vielfältigkeit und ihren packenden Lebensgeschichten überzeugen. Auch die Tragik, die Spannungen, Zerwürfnisse und Differenzen zwischen einigen der Figuren waren stets fühlbar und zogen mich schnell in diese spannende Geschichte hinein. Es sind Figuren, welche ich mit Sicherheit noch lange in meinem Herzen tragen werde und ich bin sehr gespannt, wie es mit einigen von ihnen im nächsten Band weitergehen wird.
Martha Sophie Marcus zeichnet mit ihren vielen Figuren authentisches Bild der damaligen Gesellschaft, welche durch die Ständegesellschaft und das Lehnswesen geprägt war. Zum ersten Stand gehörte der Klerus, also alle Geistlichen, zum zweiten Stand zählten die Adligen, den dritten Stand bildeten die Bauern und einfachen Bürger. Der größte Teil der Menschen im Mittelalter gehörte zum dritten Stand – etwa 90 Prozent waren Bauern.
„»So ist das Leben, Junge. Ein Mann ist entweder ein Bauer oder Knecht, der sich damit begnügt, was er hat. Oder er ist ein Krieger, der für den Kampf lebt und sich nie zufriedengibt. Oder er widmet sein Leben Gott, so wie ich. (…)«“
[Seite 273]
Nicht nur die Ständegesellschaft und das Lehnswesen prägten das Leben der Menschen im Mittelalter. Auch viele Krankheiten, Hunger, Kälte und politische Unruhen und Kriege bestimmten das Leben der Menschen. So kam es durch den aggressiven Herrschaftsausbau des Herzogs Heinrich in Sachsen und nördlich der Elbe zum Widerstand der anderen sächsischen „Großen“.
Diese akribisch recherchierten geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe werden in „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ sehr anschaulich dargestellt und ich konnte mit diesem gelungenen Reihenauftakt meinen geschichtlichen Horizont erweitern.
Von der ersten Seite an besticht die Geschichte durch ein hohes erzählerisches Tempo. Martha Sophie Marcus bildhafter, fesselnder und leidenschaftlicher Sprachstil nahm mich direkt mit in die Geschichte. Sie zeichnet ein starkes und unverzerrtes Bild der damaligen Zeit und schafft in ihrem Buch eine sehr dichte Atmosphäre, in welcher ich völlig abtauchen konnte. Nur ungern legte ich das Buch aus den Händen und die 447 Seiten flogen nur so dahin.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit einigen der Figuren im nächsten Band und bedanke mich ganz herzlich bei Martha Sophie Marcus für dieses lehrreiche, packende und erkenntniserweiternde Leseerlebnis.
Fazit: „Das Gold der Weiden – Der Sturz des Löwen“ ist ein rundum gelungener Reihenauftakt. Mit einer wunderbaren Mischung aus fiktiven und historischen Figuren, einem spannenden geschichtlichen Hintergrund und mit hohem erzählerischen Tempo ist dieses Buch wie eine Reise in längst vergangene Zeiten. Sehr lesens- und empfehlenswert!
*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.