„Das Weingut – Tage des Schicksals“

von Marie Lacrosse

Erschienen am 30. September im Goldmann Verlag
ISBN: 978-3442205905
https://www.randomhouse.de/Paperback/Das-Weingut-Tage-des-Schicksals/Marie-Lacrosse/Goldmann/e556801.rhd

Der dritte und damit der letzte Teil der „Weingut – Saga“ von Marie Lacrosse beschreibt hauptsächlich den Kampf der Arbeiter im ausgehenden 19. Jahrhundert für bessere Arbeitsbedingungen und damit die Entstehung des Sozialistengesetzes.

Coverrechte: Goldmann Verlag

+++ Achtung! Bitte diese Rezension nur lesen, wenn ihr die ersten beiden Teile der Reihe schon gelesen habt! +++

Von der ersten Seite an war ich gleich wieder in der Geschichte angekommen.
Irene und Franz führen eine glückliche Ehe. Ihr gemeinsamer Sohn Fränzel gedeiht prächtig und auch seine beiden jüngeren Schwestern machen Irene glücklich. Da Franz oft auf Reisen und mit den Aufgaben des Weinguts beschäftigt ist, erkennt Irene immer mehr, dass sie das Leben als Mutter nicht genug auslastet. Sie möchte für die ärmere Bevölkerung, vor allem aber für die arbeitenden Frauen kämpfen. Sie gründet Frauengruppen, dabei kreuzt sich ihr Weg wieder mit ihrem ehemaligen Geliebten Josef, der als Arbeitsführer aktiv ist. Die Treffen mit Josef hält Irene vor Franz geheim, als Franz dahinterkommt steht ihre Ehe auf der Kippe. Aber auch mit den Frauengruppen begibt sich Irene auf dünnes Eis, da die sozialistischen Ideen immer mehr in den Fokus geraten und schlussendlich verboten werden. Doch Irene möchte nicht aufgeben und kämpfen – für ihre Ehe und die Rechte der arbeitenden Frauen.
Und Franz kämpft während dessen auch: Für das Weingut, welches von einem Schädling bedroht wird, aber auch für seine Ehe, die immer wieder als nicht standesgemäß angesehen wird.

Endlich: Der dritte Teil der packenden Weingut-Saga von Marie Lacrosse. Alle anderen Bücher mussten warten, da ich so gespannt darauf war, wie es mit Irene und Franz weitergeht. Selten hat mich eine Buchreihe so beschäftigt, so mitgerissen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Goldmann Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.

Wie in den ersten beiden Teilen sind alle Figuren wieder absolut lebensnah gezeichnet. Sie leiden, sie machen Fehler, sie handeln nach ihrem Herzen. Nach den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, wieder unter guten Freunden zu sein. Irene und Franz sind beide so stark, aber auch Pauline (Mutter von Franz) ist ein so feiner, sympatischer und kluger Charakter. Auch in diesem Teil kommen neue Figuren hinzu, einige verlassen uns.
Für mich persönlich ist die Vorstellung nur schwer zu ertragen, dass ich nichts mehr von diesen Charakteren lesen werde. Sie alle wurden zu Freunden, vor allem Irene.
Mit ihren Figuren schafft Marie Lacrosse ein stimmiges Abbild der Bevölkerung des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Zum Stil und der Sprache kann ich mich nur wiederholen: Das Buch ist, wie seine Vorgänger, packend und berührend. Wie schon erwähnt, hat mich selten eine Buchreihe so gepackt, wie diese Reihe. Ich habe mitgelitten, bekam beim Lesen vor Spannung feuchte Hände und wollte es teilweise nicht mehr aus den Händen legen. Auch dieser Teil ermöglicht wieder eine komplette Flucht vor dem Alltag… Buch auf, ein paar Zeilen gelesen und ich war wieder in einer anderen Welt.
Die Sprache ist teilweise sehr direkt, Marie Lacrosse zeigt eindringlich, warum der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen so wichtig war. Hier wird nichts beschönigt, aber trotzdem klingt auch hier wieder viel Hoffnung mit.

Die großen Themen in diesem Buch sind der Weinbau, der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen der armen Bevölkerung und das damit verbundene Sozialistengesetz. Der Weinbau spielt auch hier eine größere Rolle als im ersten Band, ich habe viel über einen Schädling gelernt, der den Weinbau im ausgehenden 19. Jahrhundert vor große Probleme stellte.
Marie Lacrosse beschreibt im zweiten Teil der Reihe die Arbeitsbedingungen in Fabriken, ihre Hauptfigur Irene musste diese am eigenen Leib erfahren. Diese Erfahrungen lassen Irene auch im dritten Teil nicht los, sie beginnt dagegen zu kämpfen. Es wird deutlich, wie und warum die Arbeiter aufbegehrten, vor allem aber auch, warum die Frauen sich erhoben. Diese mussten nach einem langen Tag in der Fabrik, bei der sie nur ein Bruchteils des Gehaltes der Männer bekamen und oft schutzlos den Fabrikherren ausgeliefert waren, noch bis spät in die Nacht Heimarbeit verrichten. Ganz oft war ihr Gehalt dann auch dafür da, die Familie durchzubringen, da viele Männer ihr Geld in der nächsten Kneipe in Alkohol umsetzten.
Diese Erhebung der armen Bevölkerung drohte die komplette Gesellschaft zu verändern. So kam es nach Attentaten auf den Kaiser zu den „Sozialistengesetzen“. Diese sollten alle Bestrebungen der Sozialdemokratie (z.B. kürzere Arbeitszeiten) im Keim ersticken.
All das beschreibt Marie Lacrosse so lebendig und lebensnah, als Leser hat man das Gefühl, dass man direkt neben dran steht und alles hautnah miterlebt. Teilweise musste ich sehr schlucken.

Fazit: Berührend. Ein fulminanter Abschluss einer absolut empfehlenswerten Reihe. Unbedingt lesen, ich bin tief beeindruckt und es wird noch lange nachklingen.

Hinweis: Das Buch habe ich freundlicherweise vom Verlag Goldmann bekommen – es hat meine Meinung aber nicht beeinflusst.

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