„Tod in Blau – Ein Fall für Leo Wechsler“

von Susanne Goga

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: dtv Taschenbuch
ISBN: 978-3423214872
Seitenanzahl: 304 Seiten

https://www.dtv.de/buch/tod-in-blau-21487

Klappentext:
1922. Arnold Wegner malt seine Zeit in starken Kontrasten – Armut und Luxus, Krieg und Vergnügungssucht, Krankheit und Irrsinn. Seine radikalen Bilder, in denen er sich provokant mit der Gesellschaft und der jüngsten Vergangenheit, dem Ersten Weltkrieg, auseinandersetzt, erregen Bewunderung und Abscheu, lassen aber niemanden kalt. Als der Maler tot in seinem Atelier gefunden wird, führt eine erste Spur Kommissar Leo Wechsler zur rechtsextremen Asgard-Gesellschaft, in der viele ehemalige Offiziere verkehren.
Gibt es möglicherweise auch eine Verbindung zu dem Toten im Landwehrkanal, bei dem ein Schriftwechsel mit der Asgard-Gesellschaft gefunden wurde? Die Ermittlungen kommen nicht recht voran, bis Leo Wechsler einen Hinweis von der avantgardistischen Tänzerin Thea Pabst erhält. Und es stellt sich heraus, dass es einen Zeugen gibt – der jedoch entzieht sich allen Befragungen durch die Polizei.“


Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise über den dtv-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar in Form eines eBooks zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Tod in Blau“ ist der zweite Fall für Kommissar Leo Wechsler, welcher im Berlin der 1920er Jahre ermittelt.

November 1922: Der Berliner Maler Arnold Wegner wird in seinem Atelier niedergeschlagen und verbrannt. In seinen Bildern setzte er sich provozierend mit der Gesellschaft und der jüngsten Geschichte auseinander. Zudem stellte er die Wesenszüge seiner Porträtierten meist unvorteilhaft und in großen Gegensätzen dar und sorgte so für den ein oder anderen gesellschaftlichen Skandal.
Leo Wechsler und sein Ermittlerteam stehen vor vielen Rätseln und die Ermittlungen geraten immer wieder ins Stocken. Hat Wegners Frau sich aus einer lieb- trostlosen Ehe befreit? Und was ist mit der aufstrebenden Tänzerin Thea Pabst, welche die Geliebte des Malers war und noch kurz vor seinem Tod gemalt wurde? Paul findet in dem 12jährigen Paul einen wichtigen Zeugen und wird zudem auf die rechtsextreme Asgard-Gesellschaft aufmerksam.
Eine Intrige gefährdet nicht nur Leos berufliche Karriere, sondern auch sein von Spannungen geprägtes Privatleben.

Als ich im Februar den achten Teil um den Kommissar Leo Wechsler „Schatten in der Friedrichstadt“ zugesendet bekommen und diesen mit großem Vergnügen gelesen habe, wollte ich unbedingt auch die vorherigen Teile lesen, um mehr über die Vorgeschichte der Protagonisten (allen voran natürlich Leo Wechsler) zu erfahren. Ich fragte beim dtv-Verlag an und bekam die sieben Teile als Rezensionsexemplare in Form von eBooks zugesendet. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den dtv-Verlag!
Hier findet ihr meine Rezension zum ersten Teil: „Leo Berlin – Ein Fall für Leo Wechsler“ und zum achten Teil: „Schatten in der Friedrichstadt – Ein Fall für Leo Wechsler“

Die Hauptfigur dieser Krimireihe ist der Kommissar Leo Wechsler: Ein sympathischer und vor allem empathischer Mann. Er stammt aus einfachen Verhältnissen und hatte schon immer eine Abneigung gegenüber Unrecht und Intoleranz.

„Im Grunde verkörperte von Mühl genau das, was er am meisten verachtete: Standesdünkel, reaktionäres Gehabe und Intoleranz […]“

Kapitel 12

Leo Wechsler ist eine unglaublich authentisch und facettenreich gezeichnete Figur. Er steht zu seinen Prinzipien und ist absoluter ‚Teamplayer‘. In seiner Arbeit routiniert und abgeklärt, privat ist er mitunter sehr verletzlich aber gleichzeitig auch so liebevoll im Umgang mit seinen Kindern. Mitunter wirkt er auf mich auch sehr geheimnisvoll, da vieles aus seiner Vergangenheit erst nach und nach erzählt wird. Ich bin ja so gespannt, wie sich seine Geschichte und auch seine Liebe zu Clara in den nächsten Teilen entwickeln.

„Auch Kinder hatten ein Recht auf eine Entschuldigung, das war immer sein Prinzip gewesen und er konnte Ungerechtigkeit in der Familie ebenso wenig ertragen wie bei der Arbeit.“

Kapitel 19

Clara ist die Frau, welche Leo Wechslers Herz erobert hat. Sie betreibt eine Leihbücherei und legt größten Wert auf ihre Unabhängigkeit. Ich mochte Claras ruhige, besonne aber auch geheimnisvolle Art sehr gerne und auch, dass sich die Liebe zwischen ihr und Leo leise und langsam entwickelt.
Neben Clara ist Leos ältere Schwester Ilse sein Fels in der Brandung. Auch wenn es immer mal wieder ordentlich kracht, können sich die Beiden aufeinander verlassen. Ilse ist, wie ihr Bruder, ein sehr interessanter und vielschichtiger Charakter, ihre Geschichte werde ich mit großem Interesse weiterverfolgen.
Georg und Marie, Leos Kinder, bringen auch in die Geschichte eine wunderbare Wärme. Die Beiden muss man einfach gerne haben.
Das Team der Mordkommission agiert gut zusammen und setzt alles daran, den Mordfall rasch und gründlich zu lösen. Sie arbeiten Hand in Hand, jeder kann sich auf den anderen verlassen. In Robert Walther hat Leo Wechsler einen Kollegen an der Seite, der ihm auch gleichzeitig ein guter Freund ist und ihn gerne mal bremst, wenn mit Leo die Emotionen etwas zu sehr durchgehen.
Auch bei diesen Ermittlungen läuft nicht alles glatt und Leo steht einer Intrige gegenüber, welche nicht nur seine Karriere gefährdet.
Neben diesem „harten Kern“ der Geschichte, gibt es auch in diesem Teil Figuren, die diesem Fall ihr Gesicht geben.
Allen voran der Maler Arnold Wegner, der durch seine Bilder die Gesellschaft anprangert und kurz darauf ermordet wird.
Mit dem jungen Paul hat die Autorin eine sehr liebenswürdige Figur geschaffen – ich werde ihn so schnell nicht mehr vergessen. Er ist etwas zurückgeblieben und wächst in ärmlichen Verhältnissen und einer lieblosen und von Gewalt geprägten Familie auf. Wie gerne hätte ich ihn in die Arme genommen und fest gedrückt.
Die Tänzerin Thea Pabst ist ein charmanter, etwas undurchsichtiger und anfangs etwas naiv wirkender Charakter. Im Laufe der Geschichte macht sie aber eine spannende Wandlung durch.
All ihre Figuren beschreibt Susanne Goga wunderbar und lebensecht und zeigt mit ihnen einen authentischen Querschnitt der Gesellschaft der 1920er Jahren, welche noch immer unter den Kriegserlebnissen leidet und sozial und politisch tief zerrissen ist.

Wie im ersten Teil der Reihe nahm mich Susanne Gogas rasanter, flüssiger und bildhafter Sprachstil von der ersten Seite an direkt mit in die Geschichte. Nur ungern legte ich das Buch aus den Händen – vor allem zum Schluss hin.
Die Handlung des Buches ist chronologisch aufgebaut und zeigt den spannenden Fortgang der Ermittlungen. Es spielt wenige Monate nach den Ereignissen des ersten Bandes und schließt sich damit nahtlos an diesen an.

Den geschichtlichen Hintergrund des Buches bildet das Berlin im Jahr 1922. Vier Jahre sind seit dem Ende des Ersten Weltkrieges vergangen, doch die gesellschaftlichen und sozialen Wunden, die der Krieg geschlagen hat, sind noch längst nicht verheilt. Die Gesellschaft ist politisch und sozial gespalten, die Weimarer Republik steht auf wackligen Füßen.
Während der eine Teil der Bevölkerung im Luxus lebt, herrschen auf der anderen Seite Not, Krankheit, Armut und Gewalt.
Mit viel Wissen und akribischer Recherche lässt Susanne Goga diese Zeiten wieder vor dem Auge der Leser/ der Leserinnen aufleben und bettet ihre größtenteils fiktiven Charaktere gekonnt in diese geschichtlichen Hintergründe ein.

Fazit: Eine spannende Kriminalgeschichte, welche vor einem farbenprächtigen und geschichtlichen Hintergrund spielt und eine Buchreihe, welche mit ihren facettenreichen und vielschichtigen Charakteren süchtig macht. Top!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der dunkle Himmel“

von Astrid Fritz

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 22. März 2022
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
ISBN: 978-3499005923
Seitenanzahl: 576 Seiten

https://www.rowohlt.de/buch/astrid-fritz-der-dunkle- himmel-9783499005923

Klappentext:
1816: schwarze Wolken, Dauerregen, Kälteeinbrüche, grelle Sonnenuntergänge. Immer wieder schauen die Menschen aus dem schwäbischen Hohenstetten in den Himmel. Das Wetter spielt verrückt. Ernteausfälle bedrohen ihr Leben. Viele Verzweifelte suchen auf fernen Kontinenten ihr Glück. Strenggläubige sehen die Apokalypse nahen. Und wieder andere versuchen, durch Tatkraft und puren Überlebenswillen das Jahr ohne Sommer zu meistern. Wie der junge Schulmeister Friedhelm. Die starke Paulina. Und der kluge Pfarrer Unterseher.
Packend und atmosphärisch erzählt «Der dunkle Himmel» anhand des Leinenweberdorfes von einer historischen Klimakatastrophe globalen Ausmaßes nach einem Vulkanausbruch in Indonesien.“

Hinweise:
Das Buch habe ich freundlicherweise über den Rowohlt-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Der dunkle Himmel“ von Astrid Fritz“ ist ein historischer Roman mit dem Schauplatz der Schwäbischen Alb und erzählt von dem großen und verheerenden Hungerjahr 1816.

Ende des Jahres 1815 blicken die Menschen in Hohenstetten auf der ‚Rauen Alb‘ zuversichtlich in die Zukunft und freuen sich auf ein neues und hoffentlich ertragreiches Jahr.
Der junge Schulmeister Friedhelm und die junge Paulina finden zueinander und malen sich ihre Zukunft in wunderschönen Farben aus. Doch es kommt alles anders: Paulinas Vater ist strikt gegen eine Verbindung seiner Tochter mit Friedhelm, da er einen anderen Schwiegersohn ins Auge gefasst hat.
Zudem spielt das Wetter verrückt und bringt die Menschen mit Kälteeinbrüchen, Dauerregen und Unwettern um ihre Ernten. Viele sehen den Ausweg nur noch in der Auswanderung auf andere Kontinente, um dem Hunger- und Seuchentod zu entgehen.
Für Pauline und Friedhelm beginnt ein Kampf um ihr Leben… und für ihre Liebe.

Seit ihrem Debütroman „Die Hexe von Freiburg“ (erschienen 2003 im Rowohlt-Verlag) gehört Astrid Fritz zu meinen Lieblingsautorinnen, auf jede Neuerscheinung freue ich mich schon Monate vorher. Astrid Fritz erzählt mit einer sehr intensiven, bildhaften Sprache und schafft es immer wieder, mich mit ihren interessanten Themen Neues zu lehren und zu überraschen.
Für mich war es selbstverständlich, dass ich das neue Buch „Der dunkle Himmel“ direkt lesen und rezensieren wollte.
Vielen Dank an dieser Stelle an den Rowohlt-Verlag für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar in Form einer PDF-Datei und als Taschenbuch.

In „Der dunkle Himmel“ spielen eine Vielzahl an unterschiedlichsten Charakteren mit, welche Astrid Fritz mit vielen Eigenheiten ausgestattet hat und somit lebendig werden lässt.
Auch wenn alle Figuren des Romans fiktiv sind, geben sie ein lebensechtes und authentisches Bild der Gesellschaft und den Denkweisen im 19. Jahrhunderts wieder.
Friedhelm kehrt nach seinem Studium in sein Heimatdorf Hohenstetten zurück und wird dort Schulmeister der örtlichen Schule. Mit seiner freundlichen und hilfsbereiten Art macht er sich viele Freunde, aber nicht alle sind ihm und seinen neuen Ideen wohlgesinnt. Seine Familie ist zerrissen, da sein Vater und Bruder im Krieg gefallen sind und er kümmert sich rührend um seine gesundheitlich sehr angeschlagene Mutter. Ich mochte Friedhelms freundliche Art direkt von der ersten Seite an und konnte seiner Geschichte und seinen Beweggründen immer gut folgen.
Friedhelms Mutter ist für mich ein Charakter, welchen ich so schnell nicht mehr vergessen werde, da sie viel Herzensgüte und Liebenswürdigkeit in die Geschichte bringt.
Paulina ist die Tochter des Dorfschultes und führt ein sehr behütetes und sorgenfreies Leben. Doch ihre Liebe zu Friedhelm, das verheerende Wetter und die Ernteausfälle setzen dieser unbekümmerten Zeit ein jähes Ende und Paulinas Kampfgeist erwacht. Auch wenn Paulina nach außen stark wirkt, ist sie innerlich immer wieder von Zweifeln geplagt und weiß das ein oder andere mal nicht, was richtig und was falsch ist. Ihre authentische Veränderung und ihre spannende Geschichte habe ich gerne verfolgt.
Paulinas Vater führt ein undurchsichtiges Spiel und ist damit alles andere als sympathisch.
Mit Pfarrer Unterseher hat Astrid Fritz einen sehr klugen und herzlichen Charakter geschaffen, welcher aber leider doch hin und wieder an den moralischen Maßstäben der Gesellschaft zerbricht. Er ist nicht perfekt, sieht aber ein, wenn er Fehler gemacht hat und ist für Friedhelm eine väterliche Figur.
All diese fiktiven Figuren des Buches haben ihre Ecken und Kanten und mit ihren authentischen Lebensgeschichten erzählt Astrid Fritz gekonnt große Geschichten und Historie.

Die Handlung des Buches erstreckt sich auf etwa zwei Jahre.
Es beginnt mit einem Vulkanausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa im April 1815.

»Einen solch gewaltigen Ausbruch hat die Menschheit noch nicht erlebt. Ein britischer Gouverneur auf Java war Zeuge der Katastrophe. Zehntausende Menschen mussten sterben, weil es den riesigen Berg sozusagen zerrissen und in die Luft geschleudert hatte.«

[S. 296, Zeile 22 – 26]

Ende 1815/ Anfang 1816 zeigt sich dieser Vulkanausbruch in einer weltweiten historischen Klimakatastrophe: Das Jahr 1816 ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein und brachte mit immensen Ernteausfällen, Hungersnöten und Seuchen den Tod in viele Länder der Erde.
Die Haupthandlung des Buches ist, wie dieses ‚Jahr ohne Sommer‘ das Leben der Menschen auf den Kopf stellte und viele um ihr Leben kämpfen und fürchten mussten. Die geschichtlichen Hintergründe hat Astrid Fritz akribisch recherchiert und stellt diese grausamen Geschehnisse, wie zum Beispiel Hungersnöte und Seuchen, mit ihrer bildhaften Sprache mitunter sehr drastisch und ungeschönt da.
Spannend fand ich, wie die Auswanderung auf andere Kontinente zu dieser Zeit stattfand und wie geächtet diese Flucht damals war.
Die Liebesgeschichte von Paulina und Friedhelm nimmt einen großen Raum in der Geschichte ein. Dieser Handlungsstrang steht oft im Zentrum der Geschichte und zeigt, wie schwierig und gar unmöglich es damals war, ein selbst bestimmtes Leben zu führen – vor allem für Frauen.
Astrid Fritz hat mit diesem Buch wieder einmal gezeigt, warum sie zu meinen Lieblingsautorinnen gehört: Sie verbindet fiktive Figuren mit historischen Ereignissen und Schauplätzen auf eine sehr spannende Art und Weise. Ich konnte den Handlungen und Beweggründen der Figuren immer gut folgen und ich bin auch sehr gut in die bildhaft und eindrucksvoll erzählte Geschichte reingekommen.

Vielen Dank an Astrid Fritz für diese spannenden und lehrreichen Lesestunden.

Fazit: „Der dunkle Himmel“ von Astrid Fritz ist ein sehr gut recherchierter und wunderbar erzählter historischer Roman, welcher mich von der ersten bis zur letzten Seite mit einer eindrucksvollen Erzählweise und authentischen Charakteren überzeugen konnte.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Lied des Waldes“

von Klara Jahn

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. März 2022
Verlag: Heyne Hardcover
ISBN: 978-3-453-27368-9
Seitenanzahl: 384 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Das-Lied-des-Waldes/Klara-Jahn/Heyne/e591595.rhd

Klappentext:
„Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst ist sie entfremdet. Die Kindheitserinnerungen in dem alten Forsthaus und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe überwältigen Veronika – da entdeckt sie alteAufzeichnungen über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat. In Annas Geschichte findet sie Trost und Inspiration, und es entwickelt sich ein besonderes Band zwischen den beiden Frauen, denen derselbe Ort durch die Zeiten hindurch Kraft gibt.“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise über das ‚Bloggerportal‘ vom Heyne-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Lied des Waldes“ von Klara Jahn ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen vom Umgang und Lernen des Menschen mit dem Wald erzählt.

Als Veronika nach dem Tod ihrer Mutter ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald betritt, möchte sie es eigentlich nur so schnell wie möglich wieder verlassen und verkaufen. Ihre Vergangenheit liegt weiter hier und eine neue Zukunft muss geplant werden: Ihr Ehe liegt in Scherben und auch beruflich ist alles aus und vorbei.
Doch das Haus bringt in ihr viele Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend wieder hoch. Veronika findet in ehemaligen Zimmer ihre damaligen Aufzeichnungen zu Anna Stromer, welche sich im 14. Jahrhundert für den Schutz des Waldes eingesetzt hat.
Als sie dann auch noch ihrer Jugendliebe gegenüber steht, erinnert sich Veronika zurück an eine unbeschwerte Zeit und an ihre damaligen Träume und Wünsche ihres Lebens. Doch was ist davon geblieben?

Vor etwa einem Jahr erschien der erste Roman von Julia Kröhn unter dem Pseudonym Klara Jahn „Die Farbe des Nordwinds“, welchen ich mit großer Begeisterung gelesen habe.
Julia Kröhn gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen, da sie mich mit ihren vielfältigen und akribisch recherchierten Geschichten und ihrer bildhaften Sprache immer wieder überzeugen und begeistern kann. Deshalb wollte ich auch unbedingt ihr neues Werk „Das Lied des Waldes“ lesen und fragte es im ‚Bloggerportal‘ an.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Heyne für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

Das Buch erzählt zwei Geschichten, von denen die eine im Jetzt spielt, die andere im 14. Jahrhundert.
Im Jetzt spielt Veronika die Hauptrolle: Ihre Tochter gerade in die weite Welt gezogen ist und beruflich und in ihrer Ehe ging es plötzlich steil bergab. Es ist nicht viel von der jungen Frau geblieben, welche damals den Ort und die Menschen ihrer Kindheit hinter sich gelassen hat und sich in Frankfurt ein neues Leben aufgebaut hat – fernab des Waldes.
Doch mit den Erinnerungen ist es so eine Sache, sie holen Veronika schneller ein, als ihr lieb ist. Dazu trägt auch ihre Jugendliebe bei, welchem sie nach Jahren plötzlich wieder gegenüber steht. Beide sind von ihren unterschiedlichen Leben gezeichnet.
Mir hat Veronikas authentische Entwicklung sehr gefallen. Anfangs ist sie wenig greifbar, doch je mehr ich über ihre Vergangenheit erfahren habe, desto erkennbarer wurden ihre Beweggründe und auch wie sie zu dem Menschen geworden ist, der sie nun ist.
Auch Martin, Veronikas Jugendliebe, empfand ich sehr lebensecht gezeichnet. Der plötzliche Verlust von Veronika hat ihn sehr gezeichnet und es fällt ihm schwer, wieder Vertrauen zu ihr aufzubauen. Martins Charakter hat mir mit seiner etwas melancholischen, aber ruhigen Art sehr gefallen.
Meine Lieblingsfigur in diesem Buch spielt aber im zweiten Erzählstrang, welcher im 14. Jahrhundert angesiedelt ist, die Hauptrolle: Anna Stromer. Sie lernt der Leser/ die Leserin als junges Mädchen mit große Visionen kennen, dazu besitzt sie Pioniergeist und passt damit nicht so richtig in die Konventionen ihrer Zeit. Anna muss immer wieder schwierige Situationen meistern, ihr Leben ist von Anfang von schweren Verlusten gezeichnet, doch sie gibt sich und ihre Träume nicht auf. Sie ist eine so starke, unvergessliche Figur,
Eine intensive Verbindung, welche auch von einer alten Eiche in der Nähe des Elternhauses von Veronika Eltern getragen wird, eint Veronika und Anna, auch wenn zwischen ihren Leben fast 600 Jahre liegen. Veronika wird als junges Mädchen auf Anna Stromers Lebensgeschichte aufmerksam und beginnt diese niederzuschreiben. Erst Jahrzehnte später, fallen ihr diese Aufzeichnungen wieder in die Hände.
Im Laufe der beiden Handlungen kommen noch einige Charaktere hinzu, welche mich alle mit ihrer authentischen Charakterzeichnung, ihren Geschichten und Biografien überzeugen konnten. Einige der Figuren im Erzählstrang, welcher im 14. Jahrhundert angesiedelt ist, sind historisch belegt, die Figuren der Gegenwart fiktiv. Somit verbindet Klara Jahn geschickt Vergangenheit mit der Gegenwart und Fiktion mit Historie.

Klara Jahn hat einen sehr bildhaften und lebendigen Sprachstil, welcher mich von der ersten Seite an für die Geschichte begeistern konnte. Sie beschreibt den Wald und dessen besondere Atmosphäre so eindrücklich, dass ich das Gefühl hatte, im Wald zu sein, ihn zu riechen und zu hören.

»Das Lied des Waldes sollte dir keine Angst machen«, sagte die Frau mit rauer Stimme. »Es klingt nicht immer schön, doch es ist immer echt. Der Wald lügt nicht, es heißt, man verliere den Verstand, wenn man zulange allein im Wald ist. Ich jedoch glaube, man findet den Verstand nur in der Stille.«

[S. 59, Zeile 9 – 14]

Die Handlung des Buches setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen, bei denen die Verbindung in den ersten Kapiteln erst mal nicht greifbar ist. Nach und nach setzt sich aber die Verbindung und die Geschichten der beiden Hauptfiguren zusammen und ergeben ein ganzes Bild.
Der Wald und seine Geschichte spielen in „Das Lied des Waldes“ eine große Rolle: Klara Jahn zeigt, wie sich das Verhältnis vom Menschen zum Wald im Laufe der Jahre verändert hat und wie aus dem wilden Wald ein Forst wurde. Der Mensch formte und formt den Wald immer mehr nach seinen Bedürfnissen, bewirtschaftet und prägt ihn mit Monokulturen. Mit ihrem Buch zeigt sie, dass die Menschheit hier wieder umdenken muss und es auch mittlerweile Tendenzen dazu gibt.
Auch die Errichtung der ersten Papiermühle durch Annas Vater im Jahr 1390 und den damit einhergehenden Siegeszug des Papiers, nimmt Klara Jahn gekonnt in ihre Handlung mit auf.
Diese Hintergründe zu ihrem Roman hat die Autorin wunderbar recherchiert und lässt den Leser/ die Leserin nach dieser Lektüre den Wald mit anderen Augen sehen.

Fazit: „Das Lied des Waldes“ ist ein Buch, welches mir sehr viel Freude bereitet hat. Klara Jahn beschreibt die Lebenswege ihrer Protagonisten lebhaft und zeichnet die wechselvolle Geschichte des Waldes sehr atmosphärisch nach. Unbedingt lesen, es lohnt sich.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Ajena und der Wasserperlenbaum“

von Virginia Anemona

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 18. Juli 2021
Verlag: Selfpublishing über Epubli
ISBN: 978-3-7541-4387-2
Seitenanzahl: 476

Klappentext:
Ajena ist ein zierliches, kreativ orientiertes Volksschulkind und gerade dabei die Welt zu entdecken. Doch schon bald stellt sich ihr ein Mitschüler in die Quere, der sie über Jahre klein hält, indem er die Angst in ihr nährt. Ajena wird zu einem massiv eingeschüchterten Kind, welches aber schon bald immer intensivere Träume hat. Darin erscheint ihr ein Traumlehrer, der ihr eine neue Realität offenbart. Er hilft Ajena dabei stark zu werden, sodass sie sich irgendwann ihrer Angst stellen kann. Doch in der eigenen Realität bleibt es turbulent für das Mädchen. Von einer neuen Lehrerin wird Ajena erniedrigt und durch eine komplexe Familiensituation gerät sie zwischen die Fronten. Erst in einem neuen Schulumfeld wird sie schließlich etwas gefasster. Doch nun wird ihr erstmals bewusst, wie schwer das Leid wiegt, das ihr widerfahren ist. Je mehr Ajena das versteht, desto depressiver wird sie. Mit Hilfe ihres Traumlehrers versucht sie einen Weg aus diesem emotionalen Verlies zu finden…“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar in Form eines Taschenbuchs zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

-Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Ajena und der Wasserperlenbaum“ von Virginia Anemona ist eine autobiografisch erzählte Lebensgeschichte und zeigt rückblickend den Leidensweg der Autorin, welche immer wieder Opfer von Mobbing und Gewalt durch andere Menschen wurde.

Ajena ist ein junges, zierliches und kreatives Mädchen, als sie auf der Volksschule auf einen Mitschüler trifft, welcher sofort damit beginnt sie systematisch zu erniedrigen und zu quälen. Jahrelang ist sie ihm fast jeden Tag ausgesetzt und wird dann auch noch zusätzlich von ihrer neuen Lehrerin schikaniert und gemobbt. Ihre stummen Schreie hört niemand, und so baut sich Ajena eine zweite, eigene Realität voller Fantasie auf. Mit Hilfe eines Traumlehrers lernt sie dort zu kämpfen und stark für ihr Leben zu werden.

Mitte Februar 2022 schrieb mich die Autorin auf Instagram an und fragte, ob ich Interesse habe, ihre beiden Bücher zu lesen, in denen sie sie ihre Lebensgeschichte und und ihre Erfahrungen mit Mobbing/ Gewalt in der Schule und luzides Träumen thematisiert.
Die Worte „ Mobbing/ Gewalt in der Schule“ weckten sofort mein Interesse, allerdings kamen auch ungute Gefühle in mir hoch, da ich selbst zwei Jahre meiner Schulzeit Mobbing und Gewalt ausgesetzt war. Doch ich sagte zu, die Bücher zu lesen, vor allem wollte ich um erfahren, wie es die Autorin erlebt hat und wie sie darüber hinweg kommen konnte.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Zusendung und Bereitstellung der Rezensionsexemplare.

Ajena ist sehr kreatives Mädchen und außerdem voller Fantasie. Sie tut niemandem weh, eigentlich müsste sie jeder gerne haben. Doch dann wird sie die Zielscheibe von Gewalt, Verachtung und Erniedrigung. Es tat mir beim Lesen in der Seele weh, wie ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antun kann.
Dieses machtlosen Gefühle keinen Ausweg mehr zu sehen, diesem Menschen ausgeliefert zu sein und diese Todesangst, schildert Virginia Anemona sehr drastisch, völlig ungeschönt und mit eindringlichen Worten.

„Maurice hatte eine unsichtbare Angstmauer erbaut, die inzwischen so hoch war, dass ich nicht mehr über sie sehen konnte. Ich war überzeugt, ich würde nicht überleben, sollte ich jemanden etwas erzählen.“

[S. 103, Z. 25 – 29]

In der realen Welt findet sich erst mal niemand, der ihre stummen Schreie erhört, sich ihrer annimmt und sie beschützt. Sie erfährt nicht, was Freundschaft ist. All das findet sie in ihrer selbst aufgebauten Traumwelt, in die sie sich immer wieder rettet. Dort bekommt sie die Hilfe, welche sie braucht und sie findet Wege, mit ihrer beklemmenden Situation umzugehen und fertig zu werden.
Diese Besuche in der Traumwelt schildert die Autorin voller Fantasie und Farben, sie nehmen einen großen Teil der Handlung des Buches ein und werden mit bunten Abbildungen der Autorin ergänzt.
Während des Lesens spielten sich in meinem Kopf zwei Filme ab: Der eine zeigte die nüchterne und grausame Realität, welche für mich meistens in schwarz-weiß Tönen gehalten war und mich emotional sehr mitnahm, der andere farbenfrohe Film spielte in der Traumwelt und zeigte so viele Farben der Hoffnung, Zuversicht und des Mutes.
Die Autorin hat eine wunderbare und authentische Sprache, die mich von der ersten Seite an mit in das Buch und die zwei Realitäten nahm, ich musste einfach immer weiter lesen – auch wenn es mich mitunter sehr aufwühlte. Unzählige Male wäre ich am liebsten durch die Seiten zu Ajena gereist und hätte sie in die Arme genommen und sie getröstet.
Das Buch ist ein eindringliches Plädoyer gegen Gewalt und Mobbing, zeigt aber auch, dass die Gesellschaft noch immer viel zu oft wegschaut und angeblich nichts bemerkt.
Wer Opfer von Mobbing und Gewalt wurde, wird das sein Leben lang nicht mehr los, für andere unbedeutende Situationen, können alles wieder hoch bringen.

Virginia Anemona zeigt mit ihrem Lebensbericht, dass das Opfer nicht schuldig ist – das sind allein die Täter/ die Täterinnen. Sie zeigt aber auch den Opfern, dass man mit Mobbing und Gewaltattacken nicht alleine ist und die Gesellschaft bei Anzeichen reagieren muss – am besten aber auch schon präventiv. Das Buch sollte meiner Meinung von möglichst vielen Pädagogen und auch Schüler*innen und Eltern gelesen werden, um damit alle für das Thema Mobbing zu sensibilisieren.

Fazit: Virginia Anemaona hat mich mit ihrer Lebensgeschichte sehr berührt, in der ich viele Parallelen zu meiner eigenen Geschichte gefunden habe. Es macht Mut und zeigt, dass man nicht alleine und als Opfer auf keinen Fall schuldig ist.
Ein Buch, welches ich nie vergessen werde.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Leo Berlin – Ein Fall für Leo Wechsler“

von Susanne Goga

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Ersterscheinungsjahr: 2005
Verlag: dtv Taschenbuch
ISBN: 9783423213905
Seitenanzahl: 288 Seiten

https://www.dtv.de/buch/leo-berlin-21390

Klappentext:
Ein atmosphärischer Krimi aus dem Berlin der zwanziger Jahre.
Berlin 1922. Deutschland ist politisch zerrissen, die Menschen finden nach dem verlorenen Krieg keine Ruhe. Kriminalkommissar Leo Wechsler bekommt es mit einem mysteriösen Mord zu tun: Ein Wunderheiler, der in besseren Kreisen verkehrte, wurde mit einer Jade-Figur erschlagen. Keine Zeugen, keine Spuren …“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über den dtv-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar in Form eines eBooks zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Die Taschenbuchausgabe habe ich selbst gekauft.

– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Leo Berlin “ von Susanne Goga ist der Auftakt einer Krimiserie um den Kommissar Leo Wechsler, welcher bei der Berliner Mordkommission in den 1920er Jahren in mysteriösen Mordfällen ermittelt.

1922 in Berlin: Vier Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges steht die Weimarer Republik auf wackligen Beinen: Die Menschen finden keine Ruhe – politisch und sozial ist Deutschland zerrissen und die Inflation steuert unaufhaltsam ihrem Höhepunkt entgegen.
Leo Wechsler wird zu einem Mordfall gerufen, bei dem ein angesehener Wunderheiler erschlagen wurde. Als wenig später eine verarmte Prostituierte ermordet aufgefunden wird, vermutet Leo Wechsler einen Zusammenhang. Doch ohne verwertbare Spuren und keinerlei Zeugen kämpft er auf verlorenen Posten.
Auch privat hat Leo Wechsler zu kämpfen: Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau, kümmert sich seine Schwester Ilse um seinen Haushalt und seine Kinder. Doch zwischen seiner Schwester und ihm kommt es vermehrt zu Misstönen und Unstimmigkeiten.

Als ich im Februar den achten Teil um den Kommissar Leo Wechsler „Schatten in der Friedrichstadt“ zugesendet bekommen und diesen mit großem Vergnügen gelesen habe, wollte ich unbedingt auch die vorherigen Teile lesen, um mehr über die Vorgeschichte der Protagonisten (allen voran natürlich Leo Wechsler) zu erfahren. Ich fragte beim dtv-Verlag an und bekam die sieben Teile als Rezensionsexemplare in Form von eBooks zugesendet. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den dtv-Verlag!

Die Hauptfigur der Krimireihe ist Leo Wechsler: 34 Jahre alt, zweifacher Vater und verwitwet. Noch immer schmerzt ihn der plötzliche Verlust seiner geliebten Frau Dorothea, welche im Jahr 1919 an der Spanischen Grippe verstarb. Seit diesem Schicksalsschlag kümmert sich Leos Schwester Inge um seinen achtjährigen Sohn Georg und seine vierjährige Tochter Marie und besorgt darüber hinaus seinen Haushalt. Als leidenschaftlicher Kommissar der Mordkommission ist er routiniert und sicher, doch immer wieder kommt er in Zwiespalt zwischen seinen Kindern und seinem Beruf.

Der Mann war hin- und hergerissen zwischen seinen Kindern und einer Arbeit, die ungewöhnlichen Einsatz und Dienststunden weit über das übliche Maß forderte.“

[S. 55, Zeilen 19 – 22]

Leo Wechsler ist eine unglaublich authentisch und facettenreich gezeichnete Figur. Einerseits ist in seiner Arbeit routiniert und abgeklärt, privat ist er mitunter sehr verletzlich aber gleichzeitig auch so liebevoll im Umgang mit seinen Kindern. Mitunter wirkt er auf mich auch sehr geheimnisvoll, da vieles aus seiner Vergangenheit erst nach und nach erzählt wird. Ich bin ja so gespannt, wie sich seine Geschichte in den nächsten Teilen entwickelt.
Seine Schwester Inge ist etwas schwer zu durchschauen und in den Gesprächen und im Umgang mit ihrem Bruder Leo entwickelt sich oft eine ganz eigene Dynamik, welche mir sehr gut gefallen hat. Auch ihre weitere Geschichte werde ich mit viel Interesse weiterverfolgen.
Leos Kinder Georg und Marie bringen in die Geschichte sehr viel Wärme. Sie sind zwar Leos ganzer Stolz, aber auch sein wunder Punkt. Man muss die Beiden einfach gerne haben.
Das Team der Mordkommission agiert gut zusammen und setzt alles daran, die Mordfälle zu lösen. Auch wenn nicht immer alles glatt läuft und es den oder anderen Ausreißer und Intriganten gibt, empfand ich die Ehrlichkeit zwischen den Kollegen sehr gelungen, sie arbeiten Hand in Hand. Dieser gemeinsame Wille, die Morde rasch und gründlich aufzuklären, hat mich sehr beeindruckt.
Neben diesem „harten Kern“ der Geschichte, gibt es auch Figuren, die diesem Fall ihr Gesicht geben. Diese Figuren, allen voran den innerlich völlig zerstörten Täter, beschreibt Susanne Goga wunderbar und lebensecht und zeigt mit ihnen einen authentischen Querschnitt der Gesellschaft der 1920er Jahren, welche noch immer unter den Kriegserlebnissen leidet und sozial und politisch tief zerrissen ist.

Susanne Gogas rasanter, flüssiger und bildhafter Sprachstil nahmen mich von der ersten Seite an direkt mit in die Geschichte. Nur ungern legte ich das Buch aus den Händen – vor allem zum Schluss hin.
Die Handlung des Buches ist chronologisch aufgebaut und zeigt die Entwicklung ab dem ersten Mordfall. Zwischendrin wird immer wieder aus der Sicht des Mörders erzählt, was zusätzlich eine immense Spannung in die Geschichte bringt.

Den geschichtlichen Hintergrund des Buches bildet das Berlin im Jahr 1922. Vier Jahre sind seit dem Ende des Ersten Weltkrieges vergangen, doch die gesellschaftlichen und sozialen Wunden, die der Krieg geschlagen hat, sind noch längst nicht verheilt.
Die Gesellschaft ist gespalten – politisch und sozial. Immer wieder kommt es zu Attentaten auf Politiker, welche die Gesellschaft zersetzen und die Menschen gegeneinander aufbringt.
Während der eine Teil der Bevölkerung im Luxus lebt, herrschen auf der anderen Seite Not, Krankheit und Armut.
Mit viel Wissen und akribischer Recherche lässt Susanne Goga diese Zeiten wieder vor dem Auge der Leser/ der Leserinnen aufleben und bettet ihre größtenteils fiktiven Charaktere gekonnt in diese Hintergründe ein.

Vielen Dank an Susanne Goga für diese spannenden Lesestunden.

Fazit: Ein bildgewaltiger und gut recherchierter Krimi, welcher mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen hat. Die authentischen und lebensechten Charaktere und ihre Geschichten machen Lust auf die weiteren Teile dieser Reihe. Denn eines ist klar: Diese Reihe und ihre Figuren machen süchtig!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„In den Klauen der Macht“

von Ana Pawlik

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Erschienen am 21. April 2021 im Bucher Verlag
ISBN: 978-3990185711


https://www.anapawlik.at/roman

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
„Herzogtum Österreich 1269: Jahrelang hatten die Losensteiner das Amt des Burggrafen von Styra inne – bis es ausgerechnet dem Emporkömmling Irenfried in die Hände gespielt wurde. Kann Dietmar von Losenstein es schaffen, das Amt wieder für seine Familie zurückzugewinnen?
Und dann gibt es noch Claus, einen rebellischen Knecht, der ein ganzes Dorf gegen seinen tyrannischen Meier aufhussen möchte. Doch warum muss er immerzu an Ännlin denken, eine Frau, die so viel Freiheit ausstrahlt und zugleich vollkommen weltfremd wirkt? Ihr ganzes Leben hat Ännlin mit ihrer Mutter als Ausgestoßene in der Wildnis verbracht. Doch jetzt macht sich die Sechzehnjährige auf die Suche nach ihrem Vater.
Der 1. Band einer Romanreihe, die vom Untergang des böhmischen Königs Přemysl Ottokar und dem Beginn der Habsburger Ära in Österreich erzählt.“

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Das Buch „In den Klauen der Macht“ von Ana Pawlik ist der Auftakt einer Reihe, welche im Österreich des 13. Jahrhunderts spielt und eine teils fiktive Geschichte um die historische Burg Losenstein erzählt.

Die junge Ännlin ist mit ihrer Mutter im Wald aufgewachsen – dort hat es die Mutter nach einem furchtbaren Schicksalsschlag hin verschlagen. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter macht sich Ännlin auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater. Diese Suche führt sie zu dem Geschlecht der Losensteiner, welches seit Generationen das Amt des Burggrafen innehatte. Doch nun wurde dem grausamen Emporkömmling Irenfried dieses Amt in die Hände gespielt. Dietmar von Losenstein setzt alles daran, das Amt für sich und seine Familie zurückzugewinnen und bringt damit nicht nur sein Leben in große Gefahr.
Währenddessen kämpft der Knecht Claus gegen den tyrannischen Meier und versucht ein ganzes Dorf für seine Ideen zu begeistern und umzustimmen.
Doch in einer Zeit, in der sie alle in den Klauen der Macht gefangen sind, setzen sie mit ihren Handlungen und neuen Denkweisen ihr Leben aufs Spiel.

Mitte Februar 2022 erhielt ich von der Autorin Ana Pawlik eine Email, in der sie anfragte, ob ich ihren Roman „In den Klauen der Macht“ gerne lesen und rezensieren möchte. Da ich momentan wieder sehr gerne in das Mittelalter reise und mich zudem auch der spannende Klappentext und das wunderschöne Cover sehr ansprachen, sagte ich zu.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Bereitstellung und Zusendung des Buches.

An erster Stelle möchte ich auf meine Lieblingsfigur eingehen: Ännlin. Sie ist eine junge Frau, die praktisch als Wilde im Wald aufgewachsen ist. Doch sie ist trotz allem ein so liebenswertes Mädchen, welches Unrecht schnell erkennt und handelt. Auch wenn sie nach dem Tod ihrer Mutter plötzlich in die Zivilisation zurückkehren muss und dort für sich kämpfen muss, verliert sie nie ihren Lebensmut. Mir hat ihre authentische Entwicklung sehr gefallen und ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte in den nächsten Teilen weitergeht.
Aber auch Knecht Claus empfand ich als sehr sympathisch. Über sein Leben verfügen immer wieder andere Menschen, doch er bleibt zuversichtlich und versucht in vielem das Gute zu sehen. Doch nie verschließt er seine Augen vor Unrecht und Tyrannei. Seine anfangs etwas mürrische Art, die dann aber doch zuversichtlicher und kämpferischer wurde, hat mir sehr gut gefallen. Dietmar von Losenstein zeigt die Geschichte aus Sicht des niederen Adels. Er kämpft dafür, dass seine Familie wieder das Amt des Burggrafen zurückerhält. Ich mochte seine offene Art sehr, auch wenn er zu Beginn des Buches eher weniger greifbar wirkt.
Um diese Figuren agieren noch einige andere Figuren: Von der Verstoßenen, zum Knecht/ Magd, dem Bauer/ Bäuerin, dem Ritter und dem niederen Adel. Ana Pawlik zeigt eindrücklich, wie die Gesellschaft zu dieser Zeit aufgebaut war und wie sehr die Menschen damals den Launen der Herrschenden ausgesetzt waren.
Die Autorin hat ihre vielen, größtenteils fiktiven, Figuren sehr authentisch beschrieben und nicht überzeichnet. Es gibt ganz klar die guten und die weniger freundlichen Charaktere, doch sie alle haben ihre Beweggründe und konnten mich mit ihrer Tiefe sehr überzeugen.
Was mir aber das ein oder andere Mal gefehlt hat, ist eine Übersicht über die handelnden Personen, da ich doch ab und zu den Überblick verlor und mir ein Name abhanden kam.

Die Handlung des Buches ist größtenteils fiktiv, wird aber vor einem akribisch und gut recherchierten geschichtlichen Hintergrund erzählt. Ich konnte gleich von der ersten Seite an in die spannende und berührende Handlung abtauchen und wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen.
Und für mich ist nach diesem spannenden Auftakt ganz klar, dass ich den nachfolgenden Teile auch unbedingt lesen möchte.
Ana Pawliks Sprachstil ist spannend, lebendig und sehr bildgewaltig und zog mich direkt mit in die Geschichte. Langeweile kam auf keine der 500 Seiten auf.

“ >>Wer hindert uns Raminger daran, es zur Wirklichkeit zu machen? Beginnt nicht alles Neue mit einem Bild im Kopf? Wenn man ein Bild hat, kann man darauf hinarbeiten, bis das Bild nicht nur im Kopf ist, sondern hier um uns herum zur Wirklichkeit geworden ist.<< „

Seite 390, Zeilen 25 – 28

Den geschichtliche Hintergrund bildet das Königreich von Böhmen unter König Přemysl Ottokar II. (1232 – 1278). Dieser war der letzte König aus dem Geschlecht der Přemysliden, welches über 200 Jahre (bis 1306, Tod von Wenzel III.) über Böhmen herrschte. Nach dem Tod von König Přemysl Ottokar II. übernahm Rudolf von Habsburg die Macht. Diesen Untergang des böhmischen Kaisers und dem Beginn der Habsburger Ära in Österreich erzählt Ana Pawlik in ihrer Romanreihe.
Im 13. Jahrhundert war das Lehnswesen die in Europa herausgebildete Herrschafts- und Besitzordnung. Sie beruhte auf dem umfassenden erblichen Nutzungsrecht, das ein Lehnsherr seinen Vasallen oder Lehnsmännern an einer ihm gehörenden Sache, dem Lehen, überließ, sowie auf einem wechselseitigen Treuegelöbnis. Ana Pawlik hat diese Herrschafts- und Besitzordnung in ihrem Roman hervorragend herausgearbeitet und bringt dem Leser/ der Leserin so Geschichte auf unterhaltsame und spannende Art näher.
Vor diesen geschichtlichen Hintergründen erzählt Ana Pawlik ihre fiktive Handlung. Ihre Beschreibungen der historischen Örtlichkeiten (zum Beispiel die Burg Losenstein) sind sehr stimmig und detailliert und gaben mit das Gefühl, dass sich diese farbenprächtige Geschichte an diesen Schauplätzen wirklich genau so ereignet haben könnte.
Ganz herzlichen Dank an Ana Pawlik für diese wunderbaren und lehrreichen Lesestunden.

Fazit: Genau solche historischen Romane sind der Grund, warum ich dieses Genre so sehr liebe. Es ist eine Reise in längst vergangene Zeiten, in denen ich mich verlieren kann.
Wunderbar recherchiert, authentische Figuren und eine packende Handlung – was will das historisch interessierte Leserherz mehr. Das Buch ist ein fulminanter Auftakt zu einer Reihe und ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Teile der Reihe. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Schatten in der Friedrichstadt – Ein Fall für Leo Wechsler“

von Susanne Goga

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Erschienen am 16. Februar 2022 bei dtv
ISBN: 978-3-423-21962-4


https://www.dtv.de/buch/schatten-in-der-friedrichstadt-21962

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom dtv-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension vom Verlag und/ oder der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
November 1928: Der Journalist Moritz Graf stürzt vom Dach des Ullsteinhauses an der Kochstraße. War es wirklich ein Unfall? Oder wurde er hinuntergestoßen? Graf hatte offenbar an einer explosiven Geschichte gearbeitet. Doch worum es dabei ging, weiß niemand. Kommissar Leo Wechsler trifft bei seinen Ermittlungen auf den ebenso charmanten wie skrupellosen Clemens Marold, die Graue Eminenz des einflussreichen Hugenberg-Konzerns. Der Mann scheint überall zu sein und ganz Berlin zu kennen. Und bald stellt Leo fest, dass er sich einen einflussreichen Feind gemacht hat.“

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Das Buch „Schatten in der Friedrichstadt – Ein Fall für Leo Wechsler“ von Susanne Goga ist der achte Fall für Kommissar Leo Wechsler, welcher im Berlin der 1920er in einem rätselhaften Mordfall an einem Journalisten ermittelt.

Es ist Mitte November 1928 als der angesehene Journalist Moritz Graf vom Dach des Ullsteinhauses in den Tod stürzt. Für Kommissar Leo Wechsel und seine Kollegen steht schnell fest, dass es Mord war. Das Opfer war für seine Reportagen bekannt, die oft Missstände aufdeckten, ihn mitunter aber Misstrauen und Feinde einbrachten. Dazu lebte er sehr zurückgezogen und hatte mit seinen Arbeitskollegen eher wenig zu tun.
Kommissar Leo Wechsler steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe und mit seinen Ermittlungen scheint er sich einen einflussreichen Feind zu machen.

Die Reihe um den Kommissar Leo Wechsler ist mir immer mal wieder begegnet und sie wurde auch immer gut besprochen. Leider fehlte mir dann aber doch irgendwie die Zeit und Muse, mich damit zu beschäftigen. Am 11. Februar lag dieser achte Teil dann überraschend als Rezensionsexemplar im Briefkasten – ganz herzlichen Dank an den Verlag für die Bereitstellung und Zusendung . Zuerst war ich skeptisch, ob ich wirklich eine Reihe mit dem achten Teil beginnen möchte – doch die Autorin Susanne Goga beruhigte mich und meinte, dass sie nicht aufeinander aufbauen und deshalb diesen Teil auch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Also wagte ich es – und wurde nicht enttäuscht.

Kommen wir aber erst mal zu den Figuren.
An erster Stelle möchte ich hier Kommissar Leo Wechsler nennen. Was für ein feinfühliger, aber trotzdem unerschrockener Polizist. Er scheut keine Konflikte, auch wenn es dann persönlich wird. Was er aber nicht ab kann ist, wenn seine Familie mit hineingezogen wird. Ich mochte ihn von Anfang an und seine offensichtlich sehr bewegte Vergangenheit, machte mich sehr neugierig auf die vorherigen Bände, die ich nun unbedingt auch lesen möchte. Auch die Geschichte seiner Frau und seiner Kinder (alle wunderbar authentisch beschrieben) machen mehr über sie zu lesen.
Um Leo Wechsler agieren seine Kollegen, die ich auch sehr gerne mochte, da sie zwar sehr unterschiedlich sind, aber einen tollen Zusammenhalt zeigen und offen und ehrlich zueinander sind. Auch hier wurde ich sehr neugierig, in den anderen Bänden noch mehr über diese Figuren und ihre Vergangenheit zu erfahren. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, den Figuren nicht richtig folgen zu können oder mir Informationen fehlen – oft wird ihr Verhalten oder auch ihre Geschichte kurz rückblickend erklärt. Trotzdem möchte ich mit den anderen Teilen noch mehr erfahren und noch mehr in die Tiefe gehen.
Neben diesem ‚festen Kern‘ tauchen in diesem Buch einige andere Figuren auf, welche diesem Fall ihr Gesicht geben. Diese sind größtenteils Journalisten/ Journalistinnen, welche für ihre Arbeit leben und von Susanne Goga äußerst lebensecht und authentisch beschrieben wurden. Sie zeigt anhand dieser Geschichte, wie die Presselandschaft damals in der Weimarer Republik organisiert war und auch, welche Macht die (gedruckten) Medien damals hatten. Auch der Arbeitsalltag der Journalisten in den großen Verlagshäusern (hier das Ullsteinhaus) wird eindrucksvoll dargestellt – das war kein Job für schwache Nerven.
Aber auch andere Figuren spielen in diesem Roman eine Rolle und Susanne Goga versteht es ganz wunderbar, Figuren und ihrer Geschichte eine Wendung zu geben, welche ich nicht vorausgeahnt habe und mich immer wieder überrascht hat.

Susanne Goga hat einen wunderbar flüssigen, packenden und rasanten Sprachstil, der mich gleich mit in die Geschichte und die Handlung nahm. Ich musste einfach immer weiter lesen und konnte völlig in diesem äußerst spanneden Kriminalfall abtauchen.
Die Handlung ist chronologisch aufgebaut und zeigt den Todesfall, die Ermittlungen und die Lösung des Falls. Während der Ermittlungen erfährt der Leser/ die Leserin dann rückblickend mehr über das Opfer.
Trotz der fehlenden sieben Teile konnte ich der Handlung immer gut folgen und hatte nicht das Gefühl, dass mir elementare Teile fehlen.

Den geschichtlichen Hintergrund bildet das Jahr 1928 in Berlin.
In Berlin gab es zu dieser große Armut und eine hohe Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung, viele Menschen hatten kein Dach mehr über dem Kopf und mussten täglich in Fürsorgestellen ihr Glück versuchen, eine Nacht im Trockenen zu verbringen und ein Essen zu bekommen.
Auf der anderen Seite gab es die wohlhabenden Menschen, die im Luxus lebten und kein Auge für den ‚kleinen Mann‘ hatten.
Zeitungen waren das wichtigste Medium zu dieser Zeit und es gab einige große Medienhäuser, die in größter Konkurrenz zueinander standen.
Die NSDAP und Adolf Hitler waren noch sehr im Hintergrund, waren aber trotzdem schon sehr präsent und sorgten für ordentlich Gesprächsstoff und Diskussionen.
Susanne Goga hat ihre Charaktere in diese perfekt recherchierten Hintergründe wunderbar eingebettet und lässt fiktive und historische Personen miteinander agieren. Sie zeichnet ein unverzerrtes und ehrliches Bild dieser Zeit, die auf mich immer etwas düster wirkt. Ich habe eine Menge dazu gelernt.

Danke liebe Susanne Goga für diese genialen Lesestunden und auch ein Dankeschön an den dtv-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

Fazit: Das Buch „Schatten in der Friedrichstadt – Ein Fall für Leo Wechsler“ von Susanne Goga ist sehr packend, spannend und auch lehrreich.
Auch wenn ich die anderen Teile noch (!) nicht gelesen habe, konnte ich der Handlung sehr gut folgen. Ich werde auf jeden Fall noch die anderen Teile lesen. Leo Wechsler ist einfach unverwechselbar. Top!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Totengfriss“

von B. Engelreiter

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Erschienen am 06. Dezember 2020 bei BoD – Books on Demand
ISBN: 978-3-7526-6923-7



Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von dem Autorenpaar als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und dem Autor keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
Was für ein beschissener Morgen! Völlig verkatert muss Kriminalhauptkommissar Wendelin Wisser am Fasnetsdienstag seine ihm ungefragt neu zugewiesene Kollegin in Empfang nehmen. Doch bleibt dafür kaum Zeit, denn das Ermittlerduo wird direkt zu einem Leichenfund in die Narrenhochburg Elzach gerufen. Mitten im traditionsgeprägten Fasnetsgeschehen beginnt für das ungleiche Paar eine emotionale Verbrecherjagd, bei der eine Maske nach der anderen fällt.“

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Das Buch „Totengfriss“ ist ein Krimi, der in der Kleinstadt Elzach zur Zeit der Fasnet angesiedelt ist und die Aufklärung eines rätselhaften Mordes beschreibt.

Für Kriminalhauptkommissar Wendelin Wisser könnte der Fasnetsdienstag nicht blöder starten. Völlig verkatert steht er seiner neuen Kollegin gegenüber, welche zu allem Überfluss auch erst mal auf den Hof seiner Familie zieht, da ihre Wohnung noch nicht fertig ist.
Doch für ein Kennenlernen bleibt den Beiden wenig Zeit, da es im beschaulichen Elzach, mitten im Fasnetsgeschehen einen rätselhaften Mord gab. Wendelin Wisser muss sich also mit seiner neuen Kollegin arrangieren, die so ganz anders ist und für ordentlich Trubel in seiner Familie sorgt und gleichzeitig muss er noch einen Mord aufklären, der längst vergessene Türen in die Vergangenheit öffnet.

Da ich nur selten Krimis lese und noch dazu eher weniger mit der Fasnet zu tun habe, hatte ich das Buch nicht auf dem Schirm. Das Autorenpaar schrieb mich Mitte Februar 2022 auf Instagram an und fragte, ob ich Interesse an einem Rezensionsexemplar hätte. Da ihr Krimi ganz in der Nähe meiner Heimatstadt spielt, war mein Interesse geweckt und ich sagte zu.
An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Autorenpaar ganz herzlich für das Buch und die Beigaben bedanken.

Das Buch ist größtenteils aus der Sicht von Kriminalhauptkommissar Wendelin Wisser geschrieben. Ich mochte ihn und seine etwas ruppige, aber ehrliche und etwas unbeholfene Art direkt. Er wohnt auf einem Bauernhof, den seine Familie schon seit Generationen führt – er wird diese Familientradition aber nicht weiterführen, da er seine Berufung im Polizeidienst gefunden hat. Einerseits ist er gerne unabhängig, aber doch scheint er privat noch nicht so ganz in seinem Leben angekommen zu sein.
Seine Familie, allen voran seine Großeltern sind etwas in der Zeit stehen geblieben und kommen mit vielem Neuen einfach nicht mehr klar. Da die Gespräche der Großeltern nur in Mundart geschrieben sind, lockerten sie die Geschichte immer wieder auf und brachten einen wunderbaren Flair in die Geschichte. Seine Eltern bleiben etwas im Hintergrund.
Ann-Sophie ist die neue Arbeitskollegin von Wendelin und kommt aus Vaihingen. Sie arbeitet so ganz anders als Wendelin, macht aber einen guten Job. Ich mochte Ann-Sophies distanzierte Art. Sie ist eine Frau, die weiß was sie will… und was nicht. Ihre Vergangenheit bleibt etwas im Nebel und die Hoffnung, etwas mehr über sie zu erfahren macht Lust auf den zweiten Teil, welcher am 25. August 2022 im Emons-Verlag erscheint.
Neben diesen Hauptfiguren agieren noch einige andere Figuren, welche humoristisch und teilweise auch herrlich klischeehaft beschrieben werden. Eine bunte Mischung an Menschen, in denen sich sicher der ein oder andere wiederfindet. Ich empfand es auch hier wieder ganz wunderbar, dass viele der Figuren Alemannisch ‚schwätze‘ – das machte für mich auch den Reiz der Geschichte aus und machte diese noch unterhaltsamer und die Figuren noch authentischer.

Das Buch nahm mich von der ersten bis zur letzten Seite mit in die Handlung hinein. Auch wenn ich, wie schon geschrieben, sehr wenig mit der Fasnet zu tun habe, konnte mich die Geschichte sehr überzeugen. Das Buch ist sehr gut recherchiert und brachte mit die Tradition der Fasnet doch um einiges näher und ich habe einiges darüber gelernt. Auch die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen haben mich sehr begeistert.
Mit ihrer sehr bildlichen und lockeren Sprache und auch dem vielen ‚Gschwätz‘ hat mich das Autorenpaar gut unterhalten und ich konnte dadurch ganz in der Geschichte abtauchen.
Auch wenn es teilweise doch sehr ernst und auch traurig wurde, trägt eine ordentliche Portion Humor durch diesen sehr lesenswerten Krimi.

Fazit: Ein Buch, welches hält, was es verspricht: Ein solider und gut geschriebener Fasnetskrimi, der mich sehr gut unterhalten hat und mir auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil gemacht hat. Top!

*Ich habe für diese Rezension vom Autorenpaar keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Als hätte der Himmel mich vergessen“

von Amelie Sander

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Erschienen am 13. Januar 2017 im Lübbe-Verlag
ISBN: 978-3404609253


https://www.luebbe.de/luebbe-sachbuch/buecher/erfahrungsbuecher/als-haette-der-himmel-mich-vergessen/id_5737063

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin vom Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Da ich das eBook gelesen habe, sind die Zitate ohne Seitenangabe, aber mit Angabe des Kapitels.

Klappentext:
„Von ihrer frühesten Kindheit an ist Amelie dem Hass der Frau ausgeliefert, die sie „Mama“ nennen muss. Nach außen hin sind die Sanders die perfekte Familie. Doch Amelie bekommt kaum zu essen und zu trinken, wird eingesperrt, gequält und erniedrigt. Es gibt nur wenig, das ihr nicht bei Strafe verboten ist. Erst spät findet Amelie heraus, was mit ihrer leiblichen Mutter geschehen ist. Als sie schon fast alle Hoffnung verloren hat, gelingt ihr mit 21 Jahren endlich die Flucht …“

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Das Buch „ Als hätte der Himmel mich vergessen“ von Amelie Sander ist ein Bericht über Kindheit und Jugend der Autorin, welche von Gewalt, Misshandlungen und Isolation durch ihre Stiefmutter geprägt waren.

Als Amelie in frühster Kindheit ihre Schwester und ihre leibliche Mutter verliert, tritt eine andere Frau in ihr Leben. Diese Frau soll sie ab sofort „Mama“ nennen. Ihre Kindheit endet, bevor sie richtig begonnen hat. Ihre Stiefmutter spielt nach außen hin das reine Theater, sie stellt Amelie als geistig behindert da und findet damit die Rechtfertigung, Amelie einzusperren. Doch nicht nur das: Amelie wird misshandelt, hungert und erfährt psychische und physische Gewalt. Ihr Selbstbewusstsein wird ihr genommen, ihre Kindheit, ihre Jugend… alles.
Es dauert lange, bis Amelie auf Menschen trifft, die ihr helfen aus dieser Hölle zu entkommen.

Im Januar 2022 schrieb mich die Autorin an und fragte, ob ich ihre Biografie „Als hätte der Himmel mich vergessen“ lesen möchte. Sie schickte mir auch das Cover und den Klappentext zu.
Eigentlich entspricht das Buch so gar nicht meinem typischen Lese-Schema, aber irgendwie ließ mich die Geschichte nicht mehr los und ich sagte zu.
Dass es kein leichtes Lesevergnügen werden sollte, war mir klar, dass mich das Buch aber emotional so aufwühlt und mitnimmt, hätte ich nicht gedacht.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Bastei Lübbe-Verlag und an die Autorin für die Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar (eBook).

Amelie ist eine so starke Person – auch wenn immer wieder versucht wurde, jedes Fünkchen Selbstbewusstsein kaputt zu machen. Als Kind konnte sie sich nicht wehren, war den Misshandlungen und der Quälerei hilflos ausgesetzt und von ihrer Stiefmutter und ihrem Vater abhängig. Die Lehrkräfte, die Polizei, ihr Vater … die komplette Gesellschaft war für ihr Schicksal blind, niemand schaute genau hin und hinterfragte ihr Verhalten. Sie galt in den Augen der Pädagogen als zurückgeblieben, da sie sich nicht am Unterricht beteiligte (die Beteiligung am Unterricht wurde ihr von ihrer Stiefmutter untersagt).
Doch je älter sie wurde, verstand sie, dass das was da mit ihr passierte einfach nicht in Ordnung ist und versuchte auch, sich Hilfe zu holen, doch ihre stummen Schreie wurden nicht wirklich gehört. Durch das heimliche Radiohören öffnete sich für sie ein Türchen in die Außenwelt.

„Er sagt, dass das, was meine Eltern tun, FREIHEITSBERAUBUNG sei. Dieses Wort habe ich noch nie gehört, aber ich weiß sofort, dass er recht hat. So fühlt es sich an. Ich fühle mich beraubt, meines Lebens und meiner Freiheit.“

Kapitel 13 „Willst du zurück?“

Erst mit 21 Jahren traf Amelie auf Menschen, die ihr zuhörten, richtig hinschauten und sie endlich aus dieser Hölle rausholten. Doch sie selbst befreite sich auch und nahm ab da ihr Leben in die Hand. Ich finde es unglaublich bewundernswert, wie Amelie Sander es geschafft hat, diesem grausamen Leben zu entkommen, sich ein neues, eigenes Leben aufbaute und es sogar die Stärke hatte dieses Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Eine so tapfere und starke Frau, zu der man nur aufschauen kann.

Amelies Stiefmutter war eine Psychopathin und auf Amelies leiblicher Mutter von Eifersucht zerfressen – und ließ all dies an Amelie aus. Dies geschah aber nur hinter verschlossenen Türen.


„So kam es, dass wir nach außen hin als die perfekte, gutbürgerliche Familie auftraten und keiner etwas davon ahnte, dass meine Stiefmutter innerhalb ihrer eigenen vier Wände ein Doppelleben führte und ihre Tochter Amelie, die nicht ihre Tochter war, quälte und schikanierte. Es scheint so, als hätte sie ein Bild von mir, dass sie unbedingt verwirklicht sehen wollte: Das Bild eines geistig und körperlich behinderten Mädchens, ein elendes Wesen, das man nur verachten kann.“

Kapitel 3 „Die falsche „Mama“

Nach außen hin war sie die treusorgende Hausfrau und Mutter, die sich aufopferungsvoll um die „behinderte“ Stieftochter kümmerte, doch ihr wahres Gesicht zeigte sie nur Amelie.
Ich hatte während des Lesens einen unglaublichen Hass auf Amelies Stiefmutter. Wie kann ein Mensch einem Kind, einem Menschen, so viele Grausamkeiten antun? Sie ist eine so kranke Person, die ihrer Tochter Amelie alles, wirklich alles nimmt und Amelies Leben komplett überwacht und kontrolliert.

„ >>Ich bin es<<, schreit sie mich an, >>die die alleinige Kontrolle über dein Leben hat. Hörst du? Ganz egal, was du tust. Du hast keine Chance.<< „

Kapitel 12 „Träume versus Wirklichkeit“

Aber auch Amelies „Vater“ (wenn man ihn als Vater bezeichnen kann) war nicht viel besser: Er schaute einfach weg, überließ seine Tochter völlig seiner neuen Frau. Auch er misshandelte Amelie, psychisch mit Nichtbeachtung, aber auch physisch mit Schlägen. Als ihre Flucht gelang, fragte er nicht einmal nach dem Grund… er verschloss Amelie sogar für immer die Tür.

Amelie Sander hat ihr Leben mit drastischen Eindrücken und Worten aufgeschrieben. Auf fast jeder Seite des Buches kämpfte ich mit den Tränen und hatte das Bedürfnis, Amelie in den Arm zu nehmen. Ihr Schicksal machte mich fassungslos, wütend und traurig und hat mich tief erschüttert. Teilweise musste ich das Buch aus den Händen legen, konnte nicht mehr weiterlesen und musste das Gelesene sacken lassen.
Das Buch beginnt mit Amelies Befreiung und ihrem Start in ihr neues Leben. Doch immer wieder geht sie mit ihren Erinnerungen in ihre schlimme Kindheit und Jugend zurück. Diese Erinnerungen werden sie ihr Leben lang nicht mehr loslassen, doch sie schaut nach vorne und möchte mit diesem Buch eines erreichen: Die Gesellschaft wachrütteln. Auffordern, genauer hinzuschauen und zu handeln. Missbrauch an Kindern findet selten auf offener Straße statt. Es findet im Verborgenen statt und deshalb sollte man immer zweimal hinschauen und lieber einmal mehr das Jugendamt oder die Polizei benachrichtigen. Und eines wird ganz deutlich: Unser Rechtssystem braucht dringend eine Erneuerung. Als Amelie nach vielen Therapien in der Verfassung war, ihre Stiefmutter anzuzeigen, waren diese Straftaten verjährt. Ein Schlag für jedes Opfer von Misshandlungen.

Fazit: Das Buch ist keine leichte Kost und es kostete mich einiges an Überwindung, weiter zu lesen. Amelie hat sich nicht unterkriegen lassen und zeigt mit diesem Buch eindrucksvoll, dass sie an ihrem Schicksal nicht zerbrochen ist, sondern darüber gesiegt hat.
Und eines ist dem Leser/ der Leserin nach dieser Lektüre klar: Wegschauen ist nicht mehr!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die letzte Pille bringt den Tod“

von Romina Angeli

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Erschienen am 20. April 2021 im HarperCollins-Verlag
ISBN: 9783749901401


https://www.harpercollins.de/products/die-letzte-pille-bringt-den-tod-9783749901401

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin vom Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
Der Fischlinger Ludwig ist tot! So viel Aufregung im sonst allzu beschaulichen Burglbach im Allgäu, das ist für Walli Schimmel eine willkommene Abwechslung. Also stürzt sich die exzentrische Rentnerin in die Ermittlungen – sehr zum Missfallen von Wolfi, ihrem leicht phlegmatischen Polizistensohn. Der glaubt nämlich zunächst an einen ganz natürlichen Tod: zu viel Schweinshaxe, zu wenig Bewegung. Doch Walli bleibt hartnäckig und stößt bald schon auf eine Spur. Wer hat den Apotheker auf dem Gewissen? War es die schöne Witwe? Oder hat der Fischlinger sich auf dubiose Geschäfte eingelassen? Mit Hilfe ihrer Freundin Friedl, ein paar selbstgebrannten Stamperln Obstler und ein bisschen krimineller Energie wird sie den Mördern schon auf die Spur kommen …“

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Das Buch „Die letzte Pille bringt den Tod“ von Romina Angeli ist ein Krimi, in dem die eigensinnige und exzentrische Rentnerin Walli Schimmel mit unkonventionellen Methoden auf Verbrecherjagd geht.

Walli Schimmel könnte ein ruhiges Leben in dem beschaulichen Dorf Burglbach haben – aber das ist so gar nicht nach ihrem Geschmack. Da kommt ihr der Tod von Apotheker Ludwig Fischlinger gerade recht und sie erkennt schnell: Ein natürlicher Tod war das nicht. So stürzt sie sich in eigene Ermittlungen und gerät dabei immer wieder mit ihrem Sohn aneinander, welcher Polizist ist. Zusammen mit ihrer Freundin Friedl stößt sie auf eine heiße Spur und bringt sich dabei selbst in Gefahr.

Im Januar 2022 hat mich die Autorin Romina Angeli angeschrieben und angefragt, ob ich ihr Buch „Die letzte Pille bringt den Tod“ gerne als Rezensionsexemplar zugesendet haben und rezensieren möchte. Ich las mir den Klappentext durch und ich bekam richtig Lust auf diese etwas skurril-klingende Geschichte. Eigentlich gehören Krimis nicht zu meinem bevorzugten Genre – dieser versprach aber mörderische Unterhaltung mit einem Augenzwinkern, etwas zum Abschalten. Also sagte ich zu und bekam das Buch über den Verlag zugesendet. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin und an den HarperCollins-Verlag für die Bereitstellung und Zusendung des Buches.

Dieser ausgefallene Krimi lebt von völlig überzeichneten Charakteren, allen voran aber von Walli Schimmel. Das Buch ist aus Wallis Sicht geschrieben und damit kommt der Leser/ die Leserin ihr und ihrer ausgefallenen Art sehr nahe.
Sie ist eine exzentrische und äußerst eigensinnige Person, welche einfach macht, was ihr in den Kopf kommt, ganz egal, ob sie sich damit in Gefahr begibt. Anfangs dachte ich „Was für eine überdrehte Person“, aber sie hat doch ihre Gründe, wie sie zu dem Menschen geworden ist, welcher sie ist. Sie gibt alles für ihr äußeres Erscheinungsbild – möchte mit allen Mitteln auch damit auffallen. Diskretion und Konventionen kennt sie nicht, sie sagt den Menschen in ihrer Umgebung klipp und klar, was Sache ist und was sie denkt.
Die anderen Figuren handeln alle unmittelbar in Wallis Nähe und sind, wie Walli selbst, maßlos überzeichnet. Doch genau das machte für mich den Reiz dieser Geschichte aus – es ist eben nicht alles so ernsthaft. Auch der Ausflug in den Schwarzwald und die Beschreibung der Menschen dort: Herrlich positiv überzeichnet.
Wallis beste Freundin Friedl spricht im gesamten Buch mit breitester Allgäuer Mundart. Teilweise musste ich schon einige Sätze zweimal lesen – aber es brachte einfach noch mal einen wunderbaren Flair in die Geschichte.
Wallis Beziehung zu ihrem Sohn Wolfi ist einerseits so respektlos, aber auf eine ganz eigene Art und Weise doch liebevoll. Die Beiden wissen schon, was sie aneinander haben – auch wenn es ihnen nicht immer bewusst ist.

Auf die Handlung des Buches möchte ich nicht so tief eingehen, da ich sonst zu viel vorwegnehme. Es macht einfach Spaß, Walli bei ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden, welche auch ein wenig von krimineller Energie leben, zu begleiten.
Ich grinste während der Lektüre des Öfteren in mich hinein, es kamen aber auch ernstere Themen auf den Tisch, welche mich sehr bewegten.
Ab einem gewissen Punkt, konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen – es wurde richtig spannend.

Romina Angeli hat einen wunderbar flüssigen und anschaulichen Schreibstil, welcher mich direkt mit in die Geschichte und ins Allgäu genommen hat. Ohne viel Vorgeplänkel landet man in der Geschichte und erfährt dann erst im Nachhinein so einiges über die teils bewegte Vergangenheit der Protagonistinnen und Protagonisten.
Dadurch, dass viele Figuren mit ihren jeweiligen Dialekten oder Akzenten sprechen, und diese auch ausgeschrieben werden, wurden die Figuren für mich noch lebendiger und die Handlung noch bildlicher.

Fazit: Danke an Romina Angeli für die tollen Lesestunden und für das Buch, welches mich wunderbar unterhalten hat. Der Ausflug in das „Krimi-Genre“ hat sich gelohnt und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil der Reihe, welcher am 28. Juni 2022 erscheint. Walli – du bist der Hit!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.