„Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“

von Virginia Anemona

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 07. Juli 2023
Verlag: Selbstverlag
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 978-3757561475
Seitenanzahl: 516 Seiten
Preis: 18,99€ (Taschenbuch)

Homepage:
http://www.virginia-anemona.cookypool.net/index.html

Klappentext:
„Kurt ist voll Trauer um seine verstorbene Frau Anne. Er sieht keinen Sinn mehr im eigenen Dasein, aber versprach seiner Frau einst, nicht aufzugeben. Nun kümmert er sich um den Garten samt all den besonderen Blumen und wartet, ohne zu wissen, worauf.
Alexanders Eltern bestimmen das Leben ihres Sohnes durch strikte Regeln. Obwohl Alexander ein Heim, saubere Kleidung und stets genug zu essen hat, fühlt er, dass ihm bei all dem etwas Wichtiges fehlt. Während seiner täglichen Pflichten, spendet ihm nur seine eigene Vorstellungskraft Trost. Eines Tages beschließt Alexander, eine der Regeln zu brechen. Er schleicht sich in den Garten seines Nachbarn Kurt, auf der Suche nach einem Funken Freiheit. Eine Geschichte über die Schwere des Lebens und die Kraft wahrer Freundschaft.“

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars und Goodies muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet ihr meine ausführliche Rezensionen zu „Ajena und der Wasserperlenbaum“ und „Ajena im Raum der Spiegel“.

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Das Buch „Der Mann, dessen Badewanne im Garten steht“ von Virginia Anemona ist ein Roman mit übersinnlichen Elementen und erzählt eine mitreißende und emotionale Geschichte über Hoffnung, Liebe und wahre Freundschaft.

Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Anne ist Kurt in seiner unermesslichen Trauer gefangen. Er kümmert sich um den Garten, welchen er zusammen mit Anne angelegt hat. Während er die besonderen Blumen hegt und pflegt, wird er sich darüber klar, dass er mit dem Tod seiner Frau auch seinen Sinn im Leben verloren hat.
Der vierzehnjährige Alexander wohnt im Nachbarhaus, sein Leben wird von strikten Regeln und Ritualen bestimmt, welche ihm seine Eltern auferlegen. Vergnügungen, Zuwendungen oder auch Liebe kennt Alexander seit seiner Geburt nicht. Jeden Tag muss er die gleichen Aufgaben verrichten und es erwarten ihn beim kleinsten Ungehorsam drastische Strafen.
Als Alexander sich heimlich in den Garten seines Nachbarn Kurt schleicht, findet er dort nicht nur ein kleines Stück Freiheit, sondern auch die Zuwendung, nach der er sich so sehnt. Kurt hingegen findet wieder einen Funken Hoffnung – sein Leben bekommt mit Alexander wieder einen Sinn.

Mitte Februar 2022 schrieb mich die Autorin Virginia Anemona auf Instagram an und fragte, ob ich Interesse habe, ihre beiden Bücher „Ajena und der Wasserperlenbaum“ und „Ajena im Raum der Spiegel“ zu lesen und zu rezensieren. In diesen Büchern thematisiert sie ihre Lebensgeschichte, ihre Erfahrungen mit Mobbing/ Gewalt in der Schule und luzides Träumen.
Die beiden Bücher verlangten mir einiges ab, da es immer wieder Parallelen zu meiner persönlichen Lebensgeschichte gab. Jedoch machten mir die Geschichten auch Mut und zeigten mir, dass man mit den Themen Mobbing, Gewalt an der Schule und seelischen Krankheiten nicht alleine ist.

Auch nach dem ich die Bücher beendet habe, stand ich weiterhin mit der sympathischen Autorin auf Instagram in Kontakt. Als sie im Entstehungsprozess des Buches im November 2022 anfragte, ob ich auch dieses Buch lesen und rezensieren möchte, musste ich nicht lange überlegen und sagte direkt zu.
Mitte Juni 2023 erreichte mich das Buch in einem wunderschön gepackten Paket mit einigen liebevoll ausgesuchten und von der Autorin gestalteten Buch-Goodies. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür – ich habe mich so sehr gefreut.

Im Mittelpunkt des Covers befindet sich eine weiße Badewanne, welche auf einer Wiese steht. Vor, hinter, neben und unter der Badewanne befinden sich bunt blühende und leuchtende Blumen. Am linken Rand ist der Stamm eines Baums zu sehen, dessen Ast über der Badewanne ragt. Über der Badewanne erhebt sich die Dunkelheit, unterbrochen von einem blauen Stück des sternenklaren Himmels. Schon als ich dieses atmosphärische Cover im November zum ersten Mal sah, war ich völlig verzaubert. Zusammen mit dem außergewöhnlichen Buchtitel weckte dieses Cover direkt mein Interesse an dieser Geschichte.

Ein Blick in das Buch zeigt, dass diese wunderschöne Gestaltung im inneren des Buches fortgesetzt wird. Der Text wird immer wieder von schwarz-weißen Zeichnungen unterbrochen, welche den Text damit hervorheben und betonen.
Nach der Widmung des Buches folgt die ‚Content-Note‘ in der daraufhin gewiesen wird, dass dieses Buch „einige schwere Themen, die für Menschen mit Trauma-Hintergrund problematisch sein könnten“ behandelt. Die Auflistung bestimmter Grundthemen, welche Trigger sein könnten, findet sich auf der letzten Seite. Dem Impressum folgt ein sehr stimmungsvolles Zitat von Wilhelm Raabe, dann beginnt der erzählende Teil des Buches.
Zum Ende des Hauptteils schließen die Danksagung, die Biographie und Buchempfehlungen der Autorin, sowie die erweiterte ‚Content-Note‘ das Buch ab.
Die Gesamthandlung gliedert sich in keine Kapitel auf, die Handlung wird abwechselnd aus der direkten Sicht von Alexander und Kurt chronologisch erzählt – durch Überschriften weiß man, wer gerade erzählt.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Hauptfiguren Alexander und Kurt. Beide Hauptfiguren konnten mich hierbei mit ihren Lebensgeschichten, ihren authentischen Handlungen und aufwühlenden Erlebnissen sehr überzeugen, vor allem aber tief, sehr tief berühren.

„Mir kam der Gedanke, dass es genau das war, was mir zuhause fehlte: jemand, der sich mir auf eine sanfte Art zuwandte.“

[Seite 97]

Alexander ist zu Beginn des Buches 14 Jahre alt, er wird im Laufe der Geschichte 15. Er ist ein Junge, dem es auf den ersten Blick an nichts fehlt. Er hat genug zu essen, (zu) viele Klamotten und ein Zuhause. Doch ihm fehlt etwas. Erst als er Kurt kennenlernt, erkennt er, dass in seinem Elternhaus die Zuwendung, die Liebe, die Freude und das Verständnis keinen Platz hat.
Alexander wird von seiner distanzierten und pedantischen Mutter psychisch vernachlässigt, von seinem aggressiven und bestimmenden Vater seelisch und auch körperlich misshandelt. Trotz dieser schlimmen Verhältnisse behält sich der intelligente Alexander seinen Mut und seine Schlagfertigkeit bei und bleibt stets liebevoll – und vor allem liebenswert. Er fällt im Buch sehr tief und schlägt dabei immer wieder hart auf, doch er richtet sich direkt danach auf und er ist sogar bereit, sich selbst für seine Freunde aufzugeben.

„»Das Grauen dieser Welt kann unserer Freundschaft niemals etwas anhaben« …

[Seite 324]

Während ich Alexander ab der ersten Seite in mein Herz geschlossen habe, stießen mich seine Eltern und die vielen (erwachsenen) Bekannten und ihr Verhalten direkt ab. Diese unfassbare Kühle, Distanziertheit und Aggressivität mit der Alexander täglich konfrontiert ist, machten mich sprachlos, vor allem aber wütend. Sie alle sind gleichgültig, gemein und ihr Verhalten war für mich stellenweise einfach unerträglich.
Doch nicht nur Alexanders Eltern machen ihm das Leben schwer, sondern auch eine weitere Figur. Diese Passagen, in denen Alexander an seine Grenzen des Belastbaren gebracht wird und eine ungeheure Brutalität erlebt, sorgten dafür, dass ich das Buch immer wieder mit zitternden Händen und Tränen in den Augen zur Seite legen musste. Ich möchte auf diesen Handlungsstrang und die darin vorkommenden Figuren nicht näher eingehen, da ich sonst zu viel vorwegnehme.

„Wieder wurde mir bewusst, dass sie fort war und es mir nicht möglich war, an dieser Tatsache etwas zu ändern. Der Mensch, mit dem mich am allermeisten verband, war einfach weg.“

[Seite 82]

Neben Alexander spielt Kurt eine tragende Rolle in diesem Buch. Kurt ist der Mann, dessen Badewanne im Garten steht. Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau scheint er jeden Sinn im Leben verloren zu haben.

„»Womöglich. Vielleicht … sehr wahrscheinlich … auf jeden Fall war Anne mein Sinn. …«“

[Seite 202]

Kurt ist ein tief verletzter und seelisch labiler Mensch. Nachdem er Alexander kennengelernt hat, lernt der Leser/ die Leserin Kurts tiefsinnige, feinfühlige und herzensgute Seite kennen. Mit viel Gespür und Gefühl nährt er sich Alexander an, dabei umweht ihn stets eine gewisse Melancholie und Tiefsinnigkeit. Die Beiden führen anrührende, aufwühlende und philosophische Gespräche, welche beiden helfen, ihr Leben und ihre Vergangenheit anders zu betrachten und zu bewerten.

„»Ich glaube nicht, dass das seltsam ist. Vielleicht verliebt man sich mit der Zeit auch in einige der Dinge, die der andere liebt. Immerhin sind es Dinge, welche die Person erfreuen, die man gerne glücklich sieht und somit stellt man wohl auch selbst eine Verbindung zu diesen Sachen her, selbst wenn man sie zuvor nicht sonderlich mochte oder sie vielleicht nicht verstanden hat.«“

[Seite 136]

Sie merken schnell, dass sie durch wahre Freundschaft und gegenseitigen Respekt miteinander verbunden sind und sie mit dem jeweils anderen nicht mehr alleine im Leben sind.

„»Du musst nur nach oben schauen, wir haben dasselbe Sternenkleid, Du bist nie allein, vergiss das nicht.«“

[Seite 108]

Das Bindeglied zwischen den beiden Hauptfiguren ist der Garten von Kurt. Einst von Anne liebevoll angelegt und gepflegt, kümmert sich Kurt nun um die vielfältigen und besonderen Pflanzen. Während für Kurt der Garten viel Vergangenheit bedeutet, bietet dieser Alexander einen Fluchtpunkt und etwas völlig Neues: Ein Stückchen Freiheit.

„Dieser Garten war definitiv das Gegenteil von unserem und ich kam mir vor, als hätte ich den Weg ins Wunderland gefunden.“

[Seite 26]

In diesem Garten wachsen ganz besondere Blumen, welche in ihrer Art und ihrer Lebensform den beiden Protagonisten ähneln.

»Das sind Nachtblüher, also Blumen, die ihre Blüten erst nachts öffnen. Mit dem Leuchten hast du recht. Diese Blumenarten leuchten im Schein des Mondes.«
»Wow! Und was passiert am Tag mit ihnen?«

»Da haben sie ihre Blüten geschlossen und wirken fast welk.«
»Sie sind also nachtaktiv?«

»So ist es.«
»Dann sind sie wie wir«, schlussfolgerte ich.“

[Seite 74]

Virginia Anemona versteht es vortrefflich ihre vielen und vielfältigen Figuren mit vielen Facetten auszukleiden. Viele von ihnen konnten mich mit einem Sinneswandel überraschen, einige schloss ich schnell in mein Herz, während mich andere mit ihrem Verhalten einfach nur abstießen.
Es sind Figuren und vor allem Geschichten und Schicksale, welche ich noch lange in meinem Herzen tragen werde.
Die Autorin hat einen wunderbaren, bildhaften, authentischen und drastischen Sprachstil, welcher mich von der ersten Seite an mit in die Geschichte genommen hat. Auch wenn mich diese mitunter sehr aufwühlte und an meine Grenzen brachte, musste und wollte ich immer weiter lesen. Eine große Anzahl an schwierigen Themen, wie Trauer und Verlust, Suizidgedanken, körperliche und seelische Misshandlung, sowie psychische Vernachlässigung und sexualisierte Gewalt werden in dem Buch „Der Mann dessen Badewanne im Garten steht“ thematisiert. Diese Themen werden größtenteils aus der direkten Sicht der Protagonisten beschrieben, was zu einer hohen Authentizität führt. Virginia Anemona zeigt, dass diese Themen in unserer Gesellschaft stattfinden und zeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Gesellschaft wachsam bleiben, um diese Missstände zu erkennen. Neben all dem Schrecken und Grauen, zu welchem der Mensch fähig ist, zeigt diese Geschichte aber auch eindrucksvoll das Schönste der Menschheit: Die Liebe und Freundschaft zueinander.

Am Ende dieser Rezension möchte ich mich bei Virginia Anemona für dieses großartige, mitreißende, zerstörende und aufbauende Leseerlebnis bedanken – zusätzlich geht aber auch ein großes Dankeschön an die Autorin raus, weil sie mich immer wieder mit privaten Nachrichten aufgefangen hat und immer ansprechbar ist. Danke!

Fazit: Nein, das Buch ist kein ‚Feel-Good-Roman‘ … und trotzdem, oder gerade deshalb, konnte mich diese mitreißende Geschichte abholen.
Stellenweise musste ich das Buch mit zitternden Händen und Tränen in den Augen zur Seite legen, um kurz darauf gespannt weiterzulesen.
Es ist eine Geschichte über Tod, Verlust und Trauer, über körperliche und seelische Misshandlung, psychische Vernachlässigung und Suizidgedanken. Vor allem ist es aber eine Geschichte der Hoffnung und der Freundschaft. Absolut lesenswert!

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Club Paradies – Im Glanz der Macht“

von Caren Benedikt

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 29. März 2023
Verlag: Blanvalet
Ausgabe: Klappbroschur
ISBN: 978-3764507725
Seitenanzahl: 512 Seiten
Preis: 16,00€

Klappentext:
Berlin, 1976: Der skrupellose Immobilienpatriarch Hanns Borchardt befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere – er ist der Mann, mit dem jeder Geschäfte machen will. Seiner Frau Maria und seinen beiden Kindern Holger und Hanna bietet er ein luxuriöses Leben. Doch die perfekte Fassade der Borchardts trügt: Hanna sehnt sich nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben, Holger begehrt gegen die Familie und die spießige Gesellschaft auf, und Maria denkt über Scheidung nach.Hanns hat aber noch weitaus größere Probleme, denn mit all dem Ruhm und Reichtum geht auch eine Gier einher, die ihn eine verhängnisvolle Entscheidung treffen lässt. Welchen Preis ist Hanns bereit zu zahlen, um sein Lebenswerk zu retten? Und was hat Lea Stern, die Besitzerin von Berlins spektakulärstem Nachtclub, mit alldem zu tun?

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Club-Paradies-Im-Glanz-der-Macht/Caren-Benedikt/Blanvalet/e587857.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise über den Verlag als vorzeitiges und kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Blanvalet Verlag

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Berlin im Jahr 1976: Nach außen hin verkörpert die Familie des Immobilienpatriarchen Hanns Borchardt die perfekte Idylle: Hanns ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen und kann damit seiner Frau Maria und den beiden erwachsenen Kindern Holger und Hanna ein Leben im Luxus bieten. Doch der Schein trügt: Maria denkt über eine Scheidung von ihrem narzisstischen Ehemann nach und die beiden Kinder suchen ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung.
Da Hanns ein Mann ist, mit dem jeder und jede gerne Geschäfte macht, steht auch seinem neusten Bauprojekt nichts und niemand im Weg – doch nur fast. Lea Stern, die Besitzerin eines angesehen Nachtclubs stellt sich dem von Reichtum, Ruhm und Gier getriebenen Hanns Borchart in den Weg.
Beide sind bereit, für ihr Lebenswerk alles zu geben und nichts aufzugeben.

In den Jahren 2020, 2021 und 2022 habe ich mit größten Vergnügen die Familiensaga „Das Grand Hotel“ von Caren Benedikt gelesen. Nach dem dritten und letzten Band konnte ich nur schwer von den vielen liebgewonnen Charakteren Abschied nehmen.
Anfang des Jahres 2023 kündigte die Autorin ihre neue Dilogie an und alleine schon dieses wunderbare Cover ließen diesen Auftakt direkt auf meine Liste wandern. Und auch der Klappentext versprach eine spannende Unterhaltung. Die 70er Jahre empfinde ich als eine sehr spannende Zeit, in der unheimlich viel in der zutiefst gespaltenen Gesellschaft im Umbruch war. Deshalb wollte ich dieses Buch lesen und ich fragte es bei erster Gelegenheit im „Bloggerportal Randomhouse“ an. Freundlicherweise bekam ich es genehmigt und das Buch erreichte mich als Rezensionsexemplar, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.

Das einzigartige Cover und die wunderschön gestaltete Klappbroschur machen direkt große Lust auf die Geschichte:
Das Cover ist in Schwarz- und Goldtönen gehalten und zeigt die Frontalansicht einer jungen Frau, welche mit einem leicht melancholischen Blick direkt in die Kamera schaut. Ein Arm ist angewinkelt, ihre nach unten zeigenden Finger ebenfalls. Über ihr Oberteil wurde ein goldener und glänzender Schimmer gelegt, auf welchem der Name der Autorin, der Buchtitel und der Untertitel stehen. Nach unten hin verläuft die goldene Farbe in den hell erleuchteten Straßenzug des Kurfürstendamms (‚Ku‘damm’) in Berlin, welcher durch den goldenen Schimmer wie im Nebel zu liegen scheint.
Auf der vorderen Klappe wird mit einigen Sätzen die Handlung des Buches umrissen, in der Klappe befindet sich eine Übersicht zu der „Grand Hotel-Saga“. Auf der hinteren Klappe befindet sich ein Foto und eine kurze Biographie der Autorin, im inneren wird der zweite Teil der Dilogie angekündigt.
Nach dem Prolog folgen insgesamt 33 Kapitel, ein Zusatz „Sechs Tage später“, das ausführliche Nachwort und die Danksagung der Autorin. Abgerundet wird das Buch mit einer Leseprobe für den zweiten Band von „Club Paradies“, welcher im Herbst 2023 erscheinen soll.

Hanns Borchardt ist einer der Protagonisten und steht in diesem Auftakt im Mittelpunkt der Geschichte. Schon in den ersten Kapiteln zeigt sich sein gieriger und narzisstischer Charakter, welcher sich nur über Geld und Macht definiert. Es fiel mir sehr schwer, in Hanns Borchardt irgendetwas Gutes zu sehen. Er manipuliert, missachtet und beherrscht seine Mitmenschen – allen voran seine Familie, für welche er zwar finanziell sorgt, aber ihnen nie als ein liebender Ehemann und Vater in Erscheinung getreten ist. Er möchte nur nach außen hin den Schein einer perfekten Familie wahren. Seine Ehefrau Maria bildet einen großen Kontrast zu ihm: Ihr sind die Kinder und ein gute Familienleben äußerst wichtig, sie ist sehr warmherzig, zurückhaltend und auch emotional. Für die Ehe mit Hanns hat sie vieles aufgegeben und sich damit abhängig von ihm gemacht. Doch auch sie hat ihre starken Momente, in denen sie aufbegehrt, doch gegen einen Hanns hat sie wenige Chancen.
Marias Halt im Leben sind ihre beiden Kinder Holger und Hanna. Auch wenn die Beiden bereits volljährig sind, hängt sie sehr an ihnen und versucht die Familie irgendwie zusammen zu halten. Doch nach einem Streit eskaliert die Situation und Holger verlässt die elterliche Villa. Hanna hingegen bleibt, doch ihr Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit bestimmt auch ihr Denken und Handeln. Auch wenn Holger und Hanna in ihrem bisherigen Leben nichts materielles gefehlt hat, müssen sie sich doch erst in den Welten zurecht finden, in welche sie hinein stolpern.
Die Autorin hat diese vier völlig unterschiedlichen Familienmitglieder sehr gut zusammengesetzt und zeigt mit ihnen, wie sich das Familienleben immer weiter anspannt und unaufhaltsam auseinander driftet. Jede Geschichte der einzelnen Familienmitglieder konnte mich bestens unterhalten und ich bin sehr gespannt, wie es mit einigen von ihnen im zweiten Band weitergehen wird.
Eine weitere Figur, welche im Zentrum der Geschichte steht ist Club-Besitzerin Lea Stern. Sie ist eine sehr selbstbewusste und völlig unabhängige Frau, welche es auch mit einem Hanns Borchardt aufnimmt. Lea Stern ist sehr facettenreich gezeichnet und konnte mich mit ihrer teils rebellischen Art sehr überzeugen. Sie lässt sich nichts gefallen und steht für ihre Ideale ein. Doch sie hat auch eine verletzliche Seite, welche sie aber gut zu verstecken weiß.
Caren Benedikt hat in ihrem Auftakt sehr authentische Charaktere geschaffen welche mich mit ihren unterschiedlichen und packenden Geschichten schnell mit in die Handlung ziehen konnten. Einige der Charaktere sind an realen Persönlichkeiten angelehnt – hierauf geht die Autorin in ihrem ausführlichen Nachwort ein.

Die Handlung beginnt mit einem Prolog, welcher am Heiligabend des Jahres 1976 spielt. Das erste Kapitel setzt dann etwa vier Wochen vor den Geschehnissen des Prologs ein und es wird schnell klar, dass alles auf die Ereignisse des Prologs hinausläuft. In den einzelnen Kapitel spielen abwechselnd die unterschiedlichen Hauptfiguren eine tragende Rolle – wobei jedes Kapitel mit einem Gedanken der jeweiligen Figur beginnt. Somit kann der Leser/ die Leserin auch einen Blick ins Innenleben der Figuren werfen. In und mit diesen vielen unterschiedlichen Geschichten entwickelt sich sehr schnell eine Spannung und Dramatik, welche mich das Buch teilweise nicht mehr aus den Händen legen ließen. Ich musste einfach immer weiter lesen und die über 500 Buchseiten waren innerhalb von zweieinhalb Tagen weg gelesen.
Wie auch schon in ihrer Reihe um das „Grand Hotel“ konnte mich Caren Benedikt mit ihrem temporeichen und bildhaften Sprachstil überzeugen. Allerdings wurde mein Lesevergnügen durch die vielen Sex- und Pornografie-Szenen mitunter etwas getrübt. Diese waren mir stellenweise zu sehr ausgeschmückt. Auch die vielen vulgären Ausdrücke eines bestimmten Personenkreises schreckten mich des Öfteren ab – auch wenn diese gleichzeitig für eine gewisse Authentizität sorgen.

Die geschichtlichen Themen und Hintergründe in „Club Paradies – Im Glanz der Macht sind sehr vielfältig und reichen über die gesellschaftliche Stellung der Frau in den 1970er Jahren, den Studentenstreik 1976/1977, den grausamen Machenschaften der Roten Armee Fraktion (RAF) bis zur skrupellosen Wirtschaftskriminalität im großen Stil.
Bis 1977 war die Ehefrau verpflichtet den Haushalt zu führen. Erst eine Reform des Eherechts ermöglicht Frauen seitdem unter anderem auch ohne Zustimmung des Ehemannes zu arbeiten. Vor dieser Reform waren viele Frauen von ihren Ehemännern finanziell abhängig.
Der Studentenstreik nahm seinen Anfang an der Freien Universität Berlin: Nachdem die Studenten des Fachbereichs Germanistik schon einige Wochen gegen die Suspendierung ihres Professors Gerhard Bauer und des Assistenzprofessors Friedrich Rothe aufgrund eines Wahlaufrufes für die KPD ergebnislos gestreikt hatten, organisierten sie am 24. November 1976 eine studentische Vollversammlung im Audimax der Freien Universität. Die Veranstaltung war mit 4.000 Besuchern so überfüllt, dass nahegelegene große Hörsäle per Lautsprecher angeschlossen wurden. Von Westberlin aus breitete sich der Studentenstreik in der gesamten BRD aus.
Als „Rote Armee Fraktion“ (RAF) benannte sich eine terroristische linksextremistische Vereinigung in Deutschland, die 1968 während der Studentenproteste gegründet wurde. 35 Menschen wurden bis in die 1990er Jahre durch die zahlreichen Anschläge dieser Gruppe ermordet. Begründet wurden die Anschläge damit, dass die kapitalistische Gesellschaftsordnung zerstört werden müsse.
Ein großes Thema ist die Wirtschaftskriminalität – hier verkörpert durch Hanns Borchardt. Dieser Charakter ist zwar fiktiv, aber durch ihn wird gezeigt, wie skrupellos solche Betrügereien von Statten gehen. Es ist Menschen wie ihm egal, wenn viele Menschen durch seine Machenschaften ihre Wohnung und Banken unglaublich hohe Summen verlieren – es geht alleine um den persönlichen Profit und das Ansehen.
Diese vielfältigen Themen und Hintergründe hat Caren Benedikt sehr genau und akribisch herausgearbeitet und stellt diese Sachverhalte absolut nachvollziehbar da. Zusätzlich verwebt sie historische Begebenheiten gekonnt mit den Lebensläufen ihrer zahlreichen Figuren und lässt auch die ein oder andere reale Persönlichkeit mit in ihre Geschichte einfließen.

Ich möchte mich nun ganz herzlich bei Caren Benedikt für dieses mitreißende und spannungsgeladene Leseerlebnis bedanken und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Band der Reihe.

Fazit: „Club Paradies – Im Glanz der Macht“ ist ein sehr spannender, fesselnder und unterhaltsamer Auftakt einer neuen Buchreihe. Mit facettenreichen Figuren und einer auf ein finales Ende zulaufenden Handlung konnte mich das Buch völlig in seinen Bann ziehen und die über 500 Buchseiten waren im Nu gelesen. Unbedingte Leseempfehlung!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die indische Kugel“

von Matthias Hübener

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 15. September 2022
Verlag: Äquatorkind
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 978-3-948959-04-3
Seitenanzahl: 472 Seiten
Preis: 24€

Klappentext:
Das Böse ist nur ein Gedanke. Eine funkelnde Kugel rollt durch die Welt und schlägt die Menschen auf unerklärliche Weise in ihren Bann. Ihr Radius ist weit gespannt und reicht in die verschiedensten Ecken der Welt und der Zeit. Die Kugel verführt ihre Besitzer, entfacht Böses. Und sie rollt in jeden Winkel. Für die meisten ist sie unwiderstehlich, magisch und oft tödlich. Nur wenige erkennen ihre Gefahr und die Notwendigkeit, die Menschen vor ihr zu schützen. Zu ihnen gehört Graham Yeomans, ein ebenso begnadeter Schachspieler wie großer Indienreisender – und außerdem heimlicher Hüter der Kugel und liebevoller Beschützer von Paul und Lynn, den Kindern seiner verstorbenen Schwester. Bis zum Tag seines Unfalls.“

https://www.aequatorkind.de/die-indische-kugel/


Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Äquatorkind Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

– Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder vom Autor keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder.
– Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Coverrechte: Äquatorkind Verlag

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Das Buch „Die indische Kugel“ von Matthias Hübener ist ein Roman, der auf mehreren Zeitebenen spielt und zeigt, wie eine geheimnisvolle, unwiderstehliche, magische und auch tödliche Kugel das Leben vieler Menschen verändert.

New York im Jahr 2002: Eine Vielzahl von unterschiedlichen, doch stets ungewöhnlichen Todesfällen ereignet sich in der Stadt. Immer dabei ist eine geheimnisvolle Kugel. Diese tritt auch in das Leben der völlig verschiedenen Geschwister Paul und Lynn, deren Leben durch eine dramatische Wendung komplett verändert wird. Sie finden sich bei ihrem Onkel Graham in Großbritannien wieder, welcher ein begnadeter Schachspieler ist und einen Schachbuchladen besitzt.
Doch die Kraft der Kugel verfolgt Paul und Lynn weiterhin und Graham kann sie nach einen Unfall nicht mehr beschützen – oder etwa doch?

Dieses Buch war von vorne bis hinten eine Überraschung: Ich bekam es überraschenderweise als Rezensionsexemplar vom Äquatorkind Verlag zugesendet – ganz herzlichen Dank an dieser Stelle – und dazu wurde ich von dieser atemberaubenden Geschichte überwältigt . Ich hatte im Vorfeld nichts von diesem Buch gehört oder gelesen. Nach Lesens des Klappentexts war mein Interesse überraschend schnell geweckt, da es eine etwas andere Art meiner sonst üblichen Lektüre versprach.
Schon allein dieses wunderbare Cover und die hochwertige Gesamtausstattung des gebundenen Buches lassen jedes Buchliebhaberherz höher schlagen: Das Cover ist in ein blau und lila Tönen gehaltenes Mandala, welches sich in seinem Mittelpunkt verdunkelt und wirkt dadurch optisch vertieft und strahlt zudem Harmonie und Ruhe aus.
Der vordere Vorsatz ziert eine in Blautönen gehaltene Karte von England und Schottland und zeigt eine wichtige Handlungsorte der Geschichte. Der hintere Vorsatz zeigt eine (ebenfalls in Blautönen gehaltene) Weltkarte und auch hier werden die wichtigsten Orte gezeigt, welche im Buch eine Rolle spielen.
Es folgt das Inhaltsverzeichnis des Buches, woraus direkt ersichtlich wird, dass sich die gesamte Handlung in insgesamt fünf Teile aufteilt: „Erste Umdrehung“, „Zweite Umdrehung“, „Dritte Umdrehung“, „Vierte Umdrehung“ und „Fünfte und letzte Umdrehung“. Die einzelnen Teile werden mit verschiedenen schwarz-weiß Abbildungen eingeleitet und spalten sich jeweils in viele einzelne Kapitel auf.
Es folgen das ausführliche Glossar, der Bildnachweis und der Dank des Autors. Abschließend wird auf den Debütroman „Vom Libellenflug – Eine Geschichte über den Mut“ von Matthias Hübener hingewiesen, welcher am 10. Oktober 2020 erschienen ist.
Das gesamte Buch ist sehr hochwertig hergestellt: Das Papier hat eine angenehme Dicke und auch das blaue Lesebändchen verstärkt diesen hochwertigen und haptischen Gesamteindruck.

Auf die einzelnen Figuren möchte ich nicht eingehen, da ich sonst zu viel von der Handlung vorwegnehme, möchte jedoch sagen, dass der Autor sehr authentische und lebensechte Figuren geschaffen hat, welche mich mit ihren unterschiedlichsten Geschichten und Hintergründen und auch in ihrer Gesamtheit begeistern konnten. Es sind Figuren, welche mit ihren Geschichten, Hintergründen und ihren unterschiedlichen und lebensechten Charakterzügen in meinem Herzen und im Kopf bleiben werden.
Wie bereits geschrieben, teilt sich die Handlung des Buches in fünf Teile auf. Hierbei wird die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sie springt zwischen den Jahren 1973-1976, 2002 und 2015 hin und her. Wobei das Jahr 2015, also der Handlungsstrang, indem die Geschwister Paul und Lynn im Mittelpunkt stehen, den roten Faden der Geschichte bildet. Deren Geschichte baut auf den anderen Handlungssträngen auf, hier läuft schlussendlich alles zusammen. Trotz dieser vielen Handlungsstränge und Zeitsprünge konnte ich der Geschichte immer gut folgen. Ich war von Anfang an in der Geschichte angekommen und es entwickelte sich sehr schnell eine Sogwirkung: Ich las ein Kapitel nach dem anderen, wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen und war während des Lesen nicht ansprechbar. Die Handlung verfolgte mich sogar bis in meine Träume und ich dachte immer wieder an das Buch, wenn ich nicht lesen konnte. Es ist ein Buch, welches mich emotional sehr mitnehmen konnte und das wie ein Film in meinem Kopf ablief. Die über 470 Seiten flogen nur so dahin. Gegen Ende des Buches zieht die Spannung extrem an und man kann das Buch dann definitiv nicht mehr weglegen.
Aber nicht nur die sich stetig aufbauende Spannung zog mich in die Geschichte, sondern auch der intensive Schreibstil, welcher mich mit seiner unheimlichen Dichte und Brillanz überzeugen konnte und mich niemals langweilte. Jedes Wort steht an seinem richtigen Platz, und auch die unterschiedlichen Handlungsstränge, welche jeweils in anderen Zeiten/ Jahrhunderten angesiedelt sind, haben ihren ganz eigenen ‚Erzähl-Charakter‘.
Matthias Hübener flechtet sein immenses Wissen und seine Begeisterung über Indien mit in die Handlung ein und beschreibt Orte und Figuren so bildhaft und lebensecht, dass ich mitunter das Gefühl hatte, voll und ganz in dieser Geschichte zu sein. In einer Geschichte, in der sich Gier, Hass und Unzufriedenheit der Dankbarkeit und Liebe gegenüber stehen und ich kam nicht umhin, darüber nachzudenken, wie es mit meinen guten und bösen Seiten bestellt ist. Ich werde definitiv den ein oder anderen Denkanstoß in mein Leben mitnehmen und versuchen umsetzen.
Auch zum Thema Schach und die Geschichte dieses Spiels geht Matthias Hübener sehr gut ein, zeigt hier ein großes Wissen, welches er in die Geschichte einfließen lässt – er hat mir dieses komplexe Spiel und die Faszination Schach definitiv näher gebracht.

Ein Buch, welches mich bewegt hat, mit Sicherheit auch meine Gedanken (positiv) verändern wird und meinen Horizont erweitert hat. Es macht aber auch nachdenklich und wirkt sich mit Sicherheit auch nachhaltig auf mich aus. Dieses Gefühl hat ich zuletzt 1998/1999, als ich als 14jährige völlig in „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder abgetaucht bin und aus diesem Buch sehr viel für mein weiteres Leben mitgenommen habe.

„»Was das sogenannte Böse ist, dieser Frage versuchen sich Denker über die Jahrhunderte philosophisch, theologisch oder psychologisch zu nähern. Aber egal, wie man es tut, klar ist, dass das Böse erst mit uns Menschen in die Welt trat. Ohne Menschen gibt es nichts Böses. Allerdings auch nichts Gutes. Und da manche sagen, dass das Böse all das darstellt, was nicht das Gute ist, kann man umgekehrt schlussfolgern, dass wir Menschen das Böse sogar brauchen, um das Gute für uns zu erkennen.«“

[„Die indische Kugel“, Seite 264]

Danke lieber Matthias Hübener für dieses atemberaubende Lese-Erlebnis!

Fazit: Dieses Buch hat einfach alles, was ich mir von einem guten Buch wünsche: Spannung, Tiefgang, Weisheiten. Komplexität , Historie, lebensechte Figuren , Atmosphäre und alles garniert mit einem sehr eindrucksvollen und brillanten Sprachstil. Absolut lesenswert und ein ganz großer Lese-Tipp.

* Ich habe für diese Rezension vom Autor und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Bereitstellung eines kostenlosen Rezensionsexemplars durch den Verlag, der Titelbezeichnung/ Namensnennung und der Link zur Verlagshomepage muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Haus der Hebammen – Ellas Entscheidung“

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. September 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1039-9
Seitenanzahl: 448 Seiten

Klappentext:
Köln. Das Geburtshaus in der Cranachstraße 21 ist zur bevorzugten Anlaufstelle für werdende Mütter geworden. Obwohl mittlerweile neue Kolleginnen das Team ergänzen, müssen die Gründerinnen – die Hebammen Ella, Susanne und Carola –immer wieder schweren Herzens Patientinnen aus Kapazitätsgründen ablehnen. Trotz des beruflichen Erfolgs sehnt sich Ella nach Veränderung. Und als ihr Freund Frank ihr einen Heiratsantrag macht, zögert sie, ja zu sagen. Doch dann wird sie gebeten, ein Hilfsprojekt in einem Geburtshaus in Uganda zu betreuen. Plötzlich steht Ella vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens …
Ein berührender Roman über die kleinen und großen Dramen, über Schmerz, Freude und den Glauben, dass am Ende alles gut wird.“

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Das-Haus-der-Hebammen-Ellas-Entscheidung/Marie-Adams/Blanvalet/e586795.rhd

Hinweise:
– Bitte lest diese Rezension nicht, wenn ihr den ersten Teil („Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht) und den zweiten Teil („Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“) noch nicht gelesen habt, aber noch möchtet. Spoilergefahr!

– Das Buch habe ich freundlicherweise über das ‚Bloggerportal‘ vom Blanvalet-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Meine ausführliche Rezension zum ersten Teil findet ihr hier und zum zweiten Teil hier.

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Das Buch „Das Haus der Hebammen – Ellas Entscheidung“ von Marie Adams ist der dritte und letzte Teil der Reihe um drei fiktive Hebammen, welche Ende des 20. Jahrhunderts in Köln ein erfolgreiches Geburtshaus führen.

Zehn Jahre nach der gemeinsamen Gründung des Geburtshauses durch die Hebammen Susanne, Carola und Ella ist eine Geburt dort schon längst kein Geheimtipp mehr. Immer mehr Frauen möchten in geborgener Atmosphäre und mit einer Eins-zu-eins-Betreuung gebären. Der Andrang ist mittlerweile so groß, dass immer wieder Frauen aus Kapazitätsgründen abgesagt werden muss.
Während Susanne voll und ganz in ihrem Berufsleben aufgeht und sich in Carolas Leben das Chaos etwas lichtet, sehnt sich Ella, die jüngste der drei Hebammen, nach Veränderung. Da bekommt sie ein Angebot von ihrem Exfreund, im Zuge eines Hilfsprojekt ins ferne Uganda zu reisen. Ella hadert, sieht aber auch, dass in Deutschland im ausgehenden 20. Jahrhundert noch einiges in Sachen Frauenrechte im Argen liegt. Doch es scheint ein schier aussichtsloser Kampf für die Rechte der Frauen und Ella muss die schwierigste Entscheidung ihres Lebens fällen.

Mitte Juni 2022 erhielt ich von der Autorin Marie Adams in den sozialen Medien eine Nachricht, in welcher sie anfragte, ob ich ihre Buchreihe „Das Haus der Hebammen“ gerne lesen und rezensieren möchte.
Da ich die „Hebammen-Reihe“ von Linda Winterberg in den letzten Jahren sehr gerne gelesen hatte und ich zudem gerne wieder etwas über das Thema Geburt lesen wollte, sagte ich der Autorin sofort zu. Die Teile 1 und 2 erreichten mich wenig später und ich habe beide mit großer Begeisterung gelesen. Den vorliegenden dritten Teil habe ich dann über das ‚Bloggerportal‘ angefragt und zugesendet bekommen.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Vermittlung der Rezensionsexemplare und ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung der Bücher.

In diesem dritten und damit letzten Teil der Buchreihe steht Ella im Mittelpunkt der Geschichte. Noch immer ist sie für ihr Gespür für die Anliegen der Gebärenden bekannt und vor allem sehr beliebt. Ihre ruhige, aber auch mitunter sehr bestimmte Art mochte ich ab dem ersten Teil und ich war schon sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrem Leben weitergeht. Noch immer scheint sie ihren Platz im Leben nicht gefunden zu haben. Als ihre Mitbewohnerin aus der WG auszieht, ihr Freund Frank (ein sehr undurchsichtiger Charakter) ihr einen Ring schenkt, welcher ‚alles bedeuten kann‘ und dann auch noch ihr Exfreund Christoph (ebenfalls eine sehr undurchschaubare Figur) sie bittet, ihn zu einem Hilfsprojekt in Uganda zu begleiten, fühlt sich Ella, wie zwischen den Stühlen sitzend. Sie weiß, dass sie ihr Leben verändern kann und vor allem will, nur ist ihr nicht klar wie. Als sie von einer jungen Schwangeren um Hilfe gebeten wird, erkennt Ella, dass im fast beginnenden 21. Jahrhundert auch in Deutschland in Sachen anonyme Geburten im Argen liegt. Sie wächst einerseits über sich hinaus und wird gleichzeitig doch immer unsicherer. Ellas mitreißende Geschichte hat mich sehr beeindruckt und sie wird mit Sicherheit noch einige Zeit nachklingen.
Stets an Ellas Seite sind ihre Kolleginnen und Freundinnen im Geburtshaus: Susanne, Carola, Annett und Hilde. Diese bemerken, dass Ellas Verhalten immer unsicherer wird und sie von ihren Wünschen nach Veränderungen bedrängt wird. Susanne konnte mich mit ihrer empathischen und ehrlichen Art und und ihrer authentischen Entwicklung wieder völlig überzeugen – ich schätze sie einfach sehr, da sie mit viel Hingabe ihre Berufung ausübt und sich auch durch Rückschläge nicht aus dem Konzept bringen lässt. Mit dem ruhigen, warmherzigen und sympathischen Buchhändler Antonius führt sie eine sehr harmonische Ehe, auch wenn der Wunsch nach eigenen Kindern den Beiden verwehrt wurde. Doch trotzdem sind sie für Susannes Tochter liebevolle Eltern und ihrer Enkelin liebevolle Großeltern – mit all ihren Macken und Kanten.
Nach einer turbulenten und kräftezehrenden Zeit ist auch Carola wieder voll in ihrem Beruf angekommen und führt diesen leidenschaftlich aus. Sie hat einen Weg gefunden, ihr Berufsleben und ihre Familie zu vereinen, aber auch gleichzeitig voneinander zu trennen. Sie ist wieder mit sich und ihrer Familie im Reinen, auch wenn es manchmal in Privatleben noch immer etwas chaotisch und stressig zugeht. Ihre quirlige, aber stets liebevolle Art, welche sie im zweiten Teil verloren hat, kommt hier wieder regelmäßig zum Vorschein – ich mag Carola, wie auch ihre gesamte authentische Familie sehr gerne, da sie zusammenhalten, wenn es drauf ankommt und doch auch jeder sein Ding machen kann.
Die drei Freundinnen sind charakterlich völlig verschieden und auch ihre familiären Hintergründe könnten nicht unterschiedlicher sein, aber genau das scheint sie zu einer großartigen und unzerbrechlichen Einheit zusammenzufügen. Sie werden von ihrer Leidenschaft für ihren Beruf geeint und sie alle stehen zu ihrer Überzeugung einer selbst bestimmten, respektvollen, geborgenen und liebevollen Geburt.
Um diese drei Hauptfiguren agieren noch eine Vielzahl an anderen Charakteren, welche alle vielfältig und facettenreich beschrieben sind. Sie alle, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, konnten mich mit ihren lebensechten Geschichten und Hintergründen mitnehmen. Hier sind auf jeden Fall noch die ehemalige Oberschwester Hilde, welche alles Organisatorische im Geburtshaus übernimmt, und die später dazu gestoßene Hebamme Annett zu nennen, welche das leidenschaftliche Team des Kölner Geburtshauses vervollständigen und mit ihren interessanten Geschichten nochmals Schwung in die Story gebracht haben.
Nun heißt es leider von all diesen Figuren Abschied zu nehmen. Sie alle haben einen Platz in meinem Leseherz gefunden und bleiben für immer unvergessen.

Zu Beginn der Geschichte gibt es einen kleinen Rückblick ins Jahr 1996 – dieser knüpft fast nahtlos an die Handlung des zweiten Teils an. Die eigentliche Handlung des Buches beginnt dann im Mai 1999. Mittlerweile sind also fast 10 Jahre seit der Gründung des Geburtshauses vergangen.
Marie Adams farbenfroher, leichter und detaillierter Sprachstil ließ auf keiner der 448 Seiten Langeweile aufkommen und ich war sofort wieder in der chronologisch erzählten Geschichte angekommen. Wie auch schon die ersten beiden Bände, legte ich auch diesen Teil nur noch ungern aus den Händen und ich konnte ein letztes Mal völlig in der Geschichte abtauchen. Marie Adams hat mit dem letzten Teil der Buchreihe um die ‚Hebammen von Köln‘ einen wunderschönen und stimmigen Abschluss gefunden.
Auch hier runden die liebevolle Aufmachung des Buches und ein sehr persönliches Nachwort der Autorin diesen wundervollen Teil und die unvergessliche Reihe perfekt ab.
Im Prinzip kann man die Teile auch unabhängig voneinander lesen, allerdings empfehle ich, dass man sie als Gesamtkunstwerk betrachtet und einfach nacheinander geniest.

Wie schon in den vorherigen Teilen der Reihe ist das große Thema des Buches die die selbst bestimmte und respektvolle Geburt. Auch wenn das Buch 1999 spielt, ist dies noch immer hochaktuell – eigentlich noch mehr den je. In vielen Krankenhäusern ist die Entbindungsstation durch die ‚Nicht-Planbarkeit‘ ein hoher Kostenfaktor, welchen man unter anderen mit vielen geplanten Kaiserschnitten und/ oder Geburtseinleitungen entgegenzuwirken versucht. Auf eine selbst bestimmte und bedürfnisorientierte Geburt kann aufgrund der angespannten Personalsituation und der Schichtdienste nicht eingegangen werden – oft betreut eine Hebamme im Krankenhaus mehrere Geburten parallel. All das habe ich 2012 und 2014 leider am eigenen Leid gespürt.
Geburtshäuser bieten Frauen eine Alternative. Hier finden Frauen eine vertrauensvolle, ermutigende und bestärkende Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbetreuung. Das im Buch beschriebene Geburtshaus ist – wie auch die Charaktere – fiktiv, es lehnt sich aber an das erste Geburtshaus in Köln in der Cranachstraße an. Was zu Beginn belächelt und als verrückte Idee galt, hat sich heute in der Gesellschaft etabliert und es gibt mittlerweile in vielen deutschen Städten Geburtshäuser – überall mit langen Wartelisten.
Ein weiteres großes Thema ist der Umgang mit – vor allem jungen – Frauen, welche ungeplant schwanger geworden sind und das Kind auf die Welt bringen. 1999 wurde mit dem Einrichten der Babyklappen ein wichtiger Schritt getan, um das Aussetzen und/ oder Töten der ungewollten Neugeborenen zu verhindern. Später wurde dann auch die Möglichkeit der anonymen Geburt geschaffen. Diese beiden Maßnahmen stehen nach wie vor in der Kritik, da dabei das Grundrecht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Herkunft verletzt wird.
Diese großen Themen hat Marie Adams sehr gut in ihrem Roman dargestellt und verbindet diese wunderbar mit ihren fiktiven Charakteren und deren Geschichten.
Das Buch zeigt, wie wichtig und unentbehrlich die Arbeit der Hebammen ist und auch, wie wesentlich es ist, dass Frauen unter der Geburt die Macht über ihren Körper behalten müssen – aber auch den schwierigen Spagat der Hebamme, wenn diese bei Komplikationen die Frauen in ein Krankenhaus schicken müssen.
Marie Adams zeigt aber auch sehr eindrucksvoll, in welcher Bedrängnis Frauen waren, als es noch keine Babyklappen und die Möglichkeit einer anonymen Geburt gab.

Liebe Marie Adams, ich möchte mich ganz herzlich für diese wichtige Buchreihe und für das mitreißende Lese-Erlebnis bedanken.

Fazit: „Das Haus der Hebammen – Ellas Entscheidung“ ist ein sehr gelungener Abschluss dieser bildgewaltigen Reihe. Auch hier flogen die Seiten nur so dahin und ich bin so unendlich froh, dass ich diese unvergessliche Reihe gelesen habe. Ich werde all die liebgewonnen Figuren sehr vermissen und für immer in meinem Leseherz tragen. Lasst euch dieses Lesevergnügen nicht entgehen.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Die Schwestern vom See“

von Lilli Beck

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 18. Juli 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1084-9
Seitenanzahl: 414 Seiten
Reihe: „Die Schwestern vom See“ 01/03

Klappentext:
Auerbach am Bodensee: Als Max König im Alter von 86 Jahren stirbt, hinterlässt er eine große Lücke. Er war die Seele der Pension, die mit viel Herz und Verstand von ihm geführt wurde. Zur Beisetzung sind seine Enkelinnen Iris, Rose und Viola und der Rest der Familie nach langer Zeit wieder vereint. Doch ausgerechnet am Tag der Beerdigung entdecken die Schwestern ein verheerendes Geheimnis des Großvaters. Bald mischen sich auch Sorgen um die Pension in die Trauer: Eine anonyme Anzeige bringt den Lebensmittelkontrolleur ins Haus. Führt jemand absichtlich eine Schmutzkampagne gegen den Betrieb?“

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Die-Schwestern-vom-See/Lilli-Beck/Blanvalet/e591972.rhd

-Das Buch habe ich freundlicherweise über vom Blanvalet-Verlag über das ‚bloggerportal.de‘ als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Die Schwestern vom See“ von Lilli Beck ist der Auftakt einer Buchreihe, welche in der Gegenwart am Bodensee spielt und das Leben dreier Schwestern zeigt, die auf die Spur eines großen Familiengeheimnisses kommen.

Die Schwestern Iris, Rose und Viola blicken auf eine unbeschwerte Kindheit in der ‚Pension König‘ am Bodensee zurück. Die Pension wurde 1956 von ihrem Großvater Max gegründet und als dieser stirbt, treffen sich die drei Schwestern wieder. Iris wohnt mittlerweile mit ihrem Mann Christian in Köln, Rose führt die Pension König und Viola hat sich in der hauseigenen Konditorei einen Namen gemacht.
Der Verlust des Großvaters, welche über Jahrzehnte die Pension mit Leidenschaft und Herz geführt hat, reißt eine große Lücke in die Familie, welche niemand so richtig füllen kann.
Doch dann stoßen die drei Schwestern auf ein sorgsam gehütetes und verheerendes Geheimnis von Großvater Max, welches das Familienidyll in ihren Grundfesten zu erschüttern droht.
Und auch eine andere Sache macht der Familie schwer zu schaffen: Eine anonyme Anzeige bringt den Lebensmittelkontrolleur ins Haus und es häufen sich negative Bewertungen im Internet. Die Pension König scheint das Opfer einer dreisten Schmutzkampagne geworden zu sein.

„Die Schwestern vom See“ habe ich während des Stöberns auf dem ‚Bloggerportal‘ entdeckt – das stimmige Cover, der Titel und der Klappentext sprachen mich direkt an. Als ich dann auch noch sah, dass die Handlung am Bodensee angesiedelt ist, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Der Bodensee liegt etwa zwei Autostunden von meiner Heimat entfernt und ist schon immer mein absoluter Sehnsuchtsort.
Von Lilli Beck habe ich bisher kein Buch gelesen, woran das liegt, kann ich gar nicht richtig sagen, doch das wollte ich unbedingt ändern, da ich nur Gutes über ihre Bücher gehört habe.
Ich fragte das Buch als Rezensionsexemplar an und bekam es freundlicherweise vom Verlag zugesendet – an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön dafür.

„»Wenn eine von uns in Not gerät oder warum auch immer Hilfe benötigt, werden die anderen beiden alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um zu helfen.«“


[Seite 8, Zeilen 31 – 33]

Die drei Schwestern Iris, Rose und Viola stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Schon immer sind die drei eine eingeschworene Gemeinschaft, welche sich am Tag von Iris’ Hochzeit versprechen immer füreinander da zu sein. Mir haben die drei völlig unterschiedlichen, aber doch ähnlichen Charaktere der drei Schwestern sehr gefallen. Sie sind lebensecht gezeichnet, handeln immer authentisch und dürfen auch mal Fehler machen.
Iris, die Älteste der drei Schwestern, ist einige Jahre vor Beginn der Handlung des Buches, zu ihrem Mann nach Köln gezogen. Doch das enge Band zu ihrer Familie und zu ihrer Heimat lässt sich auch mit diesem Umzug nicht auftrennen und es führt sie immer wieder zurück an den Bodensee. Dort wird sie von ihrer Familie immer mit offenen Armen empfangen und es ist für die warmherzige Iris ganz selbstverständlich, dass sie im Familienbetrieb jeder Zeit mit anpackt. Sie ist eine Frau, auf die sich ihre Familie verlassen kann – aber sie sich auch auf ihre Familie. Auf ihren sehr undurchsichtigen Mann Christian kann sich Iris hingegen nicht verlassen, doch Iris möchte ihre Ehe nicht vorschnell aufgeben – auch wenn diese immer weiter auseinander driftet.
Rose ist die mittlere der drei Schwestern und sie hat nach dem Tod des Großvaters und den gesundheitlichen Einschränkungen des Vaters die Leitung der Pension übernommen. Sie ist eine sehr zielstrebige und ehrliche Frau, welche für die Fortführung des Familienbetriebs alles gibt. Doch sie nimmt auch gerne die Hilfe ihrer Schwestern und ihrer Eltern und der Tante an und behält auch in stressigen Situationen stets einen kühlen Kopf.
Viola, die Jüngste im Bunde, hat die Liebe zur Konditorei von ihrem Großvater und Vater übernommen. Mit viel Leidenschaft und Kreativität stellt sie die wunderbarsten Torten-Kunstwerke her. Auch wenn sie sich mit ihren Schwestern geschworen hat, dass sie immer füreinander sein wollen, nimmt sie sich selbst des Öfteren zurück. Sie ist ein sehr ruhiger, in sich ruhender Charakter.
Herbert und Florence sind die Eltern der drei Schwestern und sie mussten sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Leitung der Pension zurückziehen. Herbert hatte einen leichten Herzinfarkt und kümmert sich seit dem um den Garten, wo er die nötige Ruhe findet. Doch er hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen seiner Töchter. Seine liebevolle Frau Florence ist stets an seiner Seite und die Beiden verbindet eine tiefe und von Respekt geprägte Liebe.
Die liebenswerte Tante Annemarie ist die Schwester von Herbert und stets an seiner Seite aber auch immer für die drei Schwestern da. Doch so richtig angekommen ist sie in ihrem Leben nie. Auch wenn sie die Arbeit im Familienbetrieb sehr schätzt, verfolgt sie ihren eigenen großen Traum.
Zu guter Letzt ist da noch Großvater Max, welchen der Leser/ die Leserin im Teil der Geschichte kennenlernt, der in der Vergangenheit spielt. Er ist äußerst entschlossen, seine Ziele im Leben zu erreichen aber auch ein Mensch, der sich von seinem Herzen leiten lässt.
Mir hat die immense Vielfalt an unterschiedlichsten Charakteren in dieser Geschichte sehr gefallen. Sie alle führen ihre verschiedenen Leben, bilden aber doch eine wunderbare Einheit. Sie sind nicht perfekt und begehen auch immer mal wieder den ein oder anderen Fehler. Lilli Beck hat Figuren geschaffen, welche mich, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, mit ihrer Authentizität sehr begeistert haben.
Es bleibt auf jeden Fall spannend, wie es mit ihnen und ihren Lebenswegen in den nächsten Teilen der Reihe weitergehen wird.

Die Haupthandlung des Buches spielt ab dem Frühjahr 2022 und erzählt chronologisch über das abwechslungsreiche Leben der Familie nach dem Tod des Großvaters Max.
Ein weiterer Erzählstrang entführt den Leser/ die Leserin in die Jahre 1954 bis 1956 und zeigt einen wichtigen und dramatischen Lebensabschnitt des Großvaters.
Beide Handlungsstränge werden von der Autorin gekonnt zusammen geführt und bilden zusammen die absolut stimmige Geschichte eines familiären Zusammenhaltes, welcher auch durch ein großes Geheimnis nicht gelockert wird. Eine mitreißende Geschichte, welche mich von der ersten Seite an mitgenommen hat.
Auch aufgrund des bildhaften und detaillierten Sprachstils von Lilli Beck, konnte ich völlig in die Handlung abtauchen und fühlte mich dort sehr wohl – auch wenn es einige Szenen gab, bei denen ich sehr mit den Tränen kämpfen musste.
Die liebevolle Aufmachung des Buches mit einem Rezept am Ende des Buches, einem Nachwort der Autorin oder einer Leseprobe für den zweiten Teil der Reihe runden dieses Buch perfekt ab und lassen mich dieses zufrieden ins Regal stellen und mich schon auf die Fortsetzung freuen.

Vielen Dank liebe Lilli Beck für dieses absolut vollkommene Lese-Erlebnis.

Fazit: Dieses Buch ist ein wunderbarer Auftakt einer vielversprechenden Reihe: Vor traumhafter Seekulisse erzählt Lilli Beck eine mitreißende und berührende Geschichte, die mich mit mit ihren bezaubernden Charakteren absolut begeistern konnte und keine Wünsche offen gelassen hat. Absolut lesenswert.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“

von Marie Adams

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 18. Juli 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1038-2
Seitenanzahl: 400 Seiten

Klappentext:
„Köln. Das Geburtshaus in der Cranachstraße 21 ist längst kein Geheimtipp mehr und inzwischen als »Haus der guten Hoffnung« bekannt. Die drei Gründerinnen, die Hebammen Carola, Susanne und Ella, sind beste Freundinnen und ein eingespieltes Team. Fürsorglich und kompetent kümmern sie sich um große und kleine Patienten und Patientinnen. Carolas Kinder sind mittlerweile aus dem Gröbsten raus, und ihr Mann Andreas feiert Erfolge als Drehbuchautor. Alles könnte perfekt sein, doch Carola fühlt sich mehr und mehr entfremdet von ihrem Partner, der sich beschwert, sie arbeite zu viel. Als sie ihre alte Jugendliebe Karsten wiedertrifft, fragt sie sich, wie ihr Leben wohl mit ihm verlaufen wäre …
Ein berührender Roman über die kleinen und großen Dramen, über Schmerz, Freude und den Glauben, dass am Ende alles gut wird.“


https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Das-Haus-der-Hebammen-Carolas-Chance/Marie-Adams/Blanvalet/e586792.rhd

– Falls ihr den ersten Teil der Reihe noch lesen möchtet, solltet ihr diese Rezension nicht lesen, da ihr euch sonst spoilern könntet.
Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin Marie Adams vom Blanvalet-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
Das Buch ist der zweite Teil einer Reihe, kann aber auch ohne Vorkenntnisse des erstens Teils gelesen werden.
Meine ausführliche Rezension zum ersten Teil findet ihr hier.

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Das Buch „Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“ von Marie Adams ist der zweite Teil einer fiktiven Reihe um drei Freundinnen, welche in den 90er Jahren in Köln ein Geburtshaus leiten.

Fünf Jahre nach der Gründung ist das Geburtshaus »Haus der guten Hoffnung« von Susanne, Carola und Ella längst kein Geheimtipp mehr und beliebter denn je. Hier bekommen gebärende Frauen eine Eins-zu-eins-Betreuung, sie schenken Wärme und Geborgenheit und auch nach der Geburt übernehmen sie die warmherzige Nachsorge.
Susanne scheint mit ihrem Antonius das große Glück gefunden zu haben, auch wenn Susanne sich nach wie vor nach einem gemeinsamen Kind sehnt. Ella hat den Sprung in die weite Welt gewagt und kehrt nach zwei Jahren in Uganda wieder zurück in das Geburtshaus. Doch in ihr Elternhaus möchte sie nur ungern zurückkehren. Währenddessen geht es bei Carolas Familie rund: Die Kinder sind mittlerweile aus dem Gröbsten raus und Carolas Mann Andreas ist ein gefeierter Autor. Als Andreas sich beschwert, dass seine Frau zu viel arbeitet und ihm nicht den Rücken frei hält, driftet ihre Ehe weit auseinander. Carola steht vor einer nicht zu lösenden Entscheidung: Ihre leidenschaftliche Arbeit oder ihre Familie? Beides gleichzeitig zu händeln scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Als sie dann auch noch überraschend ihrer Jugendliebe Carsten gegenüber steht, stellt sie ihr Familienleben gänzlich in Frage.

Mitte Juni 2022 erhielt ich von der Autorin Marie Adams in den sozialen Medien eine Nachricht, in welcher sie anfragte, ob ich ihre Buchreihe „Das Haus der Hebammen“ gerne lesen und rezensieren möchte.
Da ich die „Hebammen-Reihe“ von Linda Winterberg in den letzten Jahren sehr gerne gelesen hatte und ich zudem gerne wieder etwas über das Thema Geburt lesen wollte, sagte ich der Autorin sofort zu. Dieser zweite Teil erreichte mich zusammen mit dem ersten Teil der Reihe („Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht“), welchen ich mit großer Begeisterung gelesen habe.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Vermittlung der Rezensionsexemplare und ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung der Bücher.

In diesem Teil der Reihe steht die dreifache Mutter Carola im Zentrum der Geschichte. Mit ihrem Humor und ihrer Zielstrebigkeit ist sie immer für die Frauen im Geburtshaus da. Ihre Kurse sind äußerst beliebt und sie hat auch immer ein offenes Ohr für die Ängste und Nöte der werdenden Mütter. Doch in ihrem privaten Umfeld ist es noch immer ein Unding, dass sie weiterhin arbeiten geht – vor allem jetzt, als ihr Mann Andreas seinen großen Durchbruch als Autor hat. Vieles im Familien-Alltag bleibt an ihr hängen und trotzdem entgleiten ihre Kinder ihr immer mehr. Carolas teils drastische, jedoch völlig authentische Wandlung nahm mich sehr mit: Im ersten Teil des Buches ist Carolas Art sehr quirlig und auch ein wenig chaotisch. Nun wirkt sie des Öfteren überspannt und ist mit sich selbst, vor allem aber mit ihrer Familie nicht im Reinen. Es ist gut, dass sie ihre Freundinnen hat, auf die sie sich verlassen kann. Die Ehe zu Andreas ist zwar noch immer von gegenseitigen Respekt geprägt, allerdings führt der Erfolg von Andreas dazu, dass diese gegenseitige Achtung zu bröckeln beginnt. Es gab Szenen, in denen ich Andreas einfach als absolut liebevoll empfand, dann war er gegenüber Carola sehr überheblich und abwertend.
Susanne steht fest neben Carola und lebt jeden Tag ihres Traums eines eigenen Geburtshauses. Mit viel Leidenschaft und Hingabe übt sie ihre Berufung aus. Der ruhige, warmherzige und sympathische Antonius und sie führen eine sehr harmonische Ehe – es scheint alles perfekt. Doch der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind treibt Susanne um und sie ist bereit alles für die Erfüllung dieses Wunsches auf sich zu nehmen. Sie schafft es, Beruf und Privates zu trennen, auch wenn es sie des Öfteren zu innerlich zerreißen droht. Auch in diesem Teil konnte mich Susannes empathischer und ehrlicher Charakter und ihre authentische Entwicklung wieder völlig überzeugen .
Die dritte im Bunde ist Ella. Auch sie hat sich weiterentwickelt und hat zwar den Sprung in die weite Welt geschafft, aber trotzdem scheint sie ihren Platz im Leben noch nicht richtig gefunden zu haben. Trotzdem ist die junge Frau für ihr Gespür für die Anliegen der Gebärenden allseits beliebt und auch ich mochte ihre ruhige, aber trotzdem bestimmte Art, sehr gerne. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihr und ihrer Geschichte weitergeht, da sie im dritten Teil den Mittelpunkt der Geschichte spielen wird.
Die drei Freundinnen sind charakterlich völlig verschieden und auch ihre familiären Hintergründe könnten nicht unterschiedlicher sein, aber genau das scheint sie zu einer großartigen Einheit zusammenzufügen. Sie werden von ihrer Leidenschaft für ihren Beruf geeint und sie alle stehen zu ihrer Überzeugung einer selbst bestimmten, respektvollen, geborgenen und liebevollen Geburt. Ich habe die drei ganz fest in mein Leserinnen-Herz geschlossen.
Um diese drei Hauptfiguren agieren noch eine Vielzahl an anderen Charakteren, welche alle authentisch und facettenreich beschrieben sind. Sie alle, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, konnten mich mit ihren lebensechten Geschichten und Hintergründen mitnehmen und ich bin sehr gespannt, wie sich all diese unterschiedlichen Lebensgeschichten weiter entwickeln werden.

Die Handlung des Buches setzt etwa drei Jahre nach Ende des ersten Teils an und ich war sofort wieder in der chronologisch erzählten Geschichte angekommen.
Marie Adams farbenfroher, leichter und detaillierter Sprachstil ließ auf keiner der 400 Seiten Langeweile aufkommen. Ich legte dieses Buch, wie auch schon den Auftakt der Reihe, nur noch ungern aus den Händen.
Auch die liebevolle Aufmachung des Buches und ein sehr persönliches Nachwort der Autorin runden diesen wundervollen zweiten Teil perfekt ab und es bleibt die große Vorfreude auf den dritten Teil, welcher am 21. September 2022 erscheint.

Wie schon im Reihen-Auftakt ist das große Thema des Buches Die die selbst bestimmte und respektvolle Geburt. Auch wenn das Buch 1994 spielt sind diese Themen noch immer hochaktuell. In vielen Krankenhäusern ist die Entbindungsstation durch die ‚Nicht-Planbarkeit‘ ein hoher Kostenfaktor, welchen man unter anderen mit vielen geplanten Kaiserschnitten und/ oder Geburtseinleitungen entgegenzuwirken versucht. Auf eine selbst bestimmte und bedürfnisorientierte Geburt kann aufgrund der angespannten Personalsituation und der Schichtdienste nicht eingegangen werden – oft betreut eine Hebamme im Krankenhaus mehrere Geburten parallel.
Geburtshäuser bieten Frauen eine Alternative. Hier finden Frauen eine vertrauensvolle, ermutigende und bestärkende Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbetreuung. Das im Buch beschriebene Geburtshaus ist, wie auch die Charaktere fiktiv, lehnt sich aber an das erste Geburtshaus in Köln in der Cranachstraße an. Was zu Beginn belächelt und als verrückte Idee galt, hat sich heute in der Gesellschaft etabliert und es gibt mittlerweile in vielen deutschen Städten Geburtshäuser – mit langen Wartelisten.
Ein weiteres großes Thema ist die Vereinbarkeit der berufstätigen Frau mit einer Familie. Nach wie vor sind es zum größten Teil noch immer die Frauen, welche ihre Berufstätigkeit zugunsten der Familie aufgeben. Sollte eine Frau sich doch gegen die Aufgabe des Berufs stellen, ist ein großer Teil der Bevölkerung schnell dabei, diese Frauen abwertend als ‚Rabenmütter‘ zu bezeichnen.
Diese großen Themen hat Marie Adams sehr gut in ihrem Roman dargestellt und verbindet diese wunderbar mit ihren fiktiven Charakteren und deren, teils dramatischen Geschichten.
Das Buch zeigt, wie wichtig und unentbehrlich die Arbeit der Hebammen ist und auch, wie wesentlich es ist, dass Frauen unter der Geburt die Macht über ihren Körper behalten müssen. Aber auch, dass es noch ein langer Weg der Gesellschaft zur Gleichberechtigung von Mann und Frau ist.

Vielen Dank liebe Marie Adams für dieses kurzweilige und mitreißende Lesevergnügen.

Fazit: Die 400 Seiten des Buches flogen nur so dahin und ich konnte völlig in dieser dramatischen Geschichte abtauchen. Eine unvergessliche Geschichte, welche mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat und aufzeigt, wie wichtig und unentbehrlich die Arbeit der Hebammen ist. Top!

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht“

von Marie Adams

[Werbung*]

Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 16. Mai 2022
Verlag: Blanvalet
ISBN: 978-3-7341-1037-5
Seitenanzahl: 416 Seiten

Klappentext:
Köln. Susanne, Carola und Ella arbeiten als Hebammen im selben Krankenhaus und sind gute Freundinnen. Als sie in der Cranachstraße 21 ein leer stehendes Haus entdecken, entscheiden sie sich, ein Geburtshaus zu gründen. Sie träumen davon, den werdenden Müttern und deren Babys die bestmögliche Geburt zu schenken – voll Geborgenheit und Wärme – und sie auch danach weiter zu begleiten. Als Susanne eine Frau betreut, die vorgibt, ihr erstes Kind zu erwarten, erkennt die erfahrene Hebamme anhand einiger Narben sofort die Lüge. Warum verheimlicht ihre Patientin die frühere Geburt? Sofort reißen bei Susanne alte Wunden auf. Denn sie hat in jungen Jahren eine Tochter geboren, die sie weggeben musste …“

https://www.penguinrandomhouse.de/Taschenbuch/Das-Haus-der-Hebammen-Susannes-Sehnsucht/Marie-Adams/Blanvalet/e586779.rhd

– Das Buch habe ich freundlicherweise über die Autorin Marie Adams vom Blanvalet-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.
– Hier findet meine ausführliche Rezension zum zweiten Teil der Reihe: „Das Haus der Hebammen – Carolas Chance“

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Das Buch „Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht“ von Marie Adams erzählt die fiktive Geschichte der Gründung eines Geburtshauses durch drei Hebammen in Köln im Jahr 1989.

Köln im Jahr 1989: Die drei Freundinnen Susanne, Carola und Ella arbeiten im St.-Laurentius-Krankenhaus als Hebammen. Mit viel Leidenschaft üben die drei ihren Beruf aus, kommen aber immer wieder an ihre Grenzen, wenn sie den Frauen nicht die bestmögliche Geburt ermöglichen können.
Als Susanne ein leerstehendes Haus unweit des Krankenhauses entdeckt, reift in ihr der Plan eines Geburtshauses. Ihre beiden Freundinnen sind schnell überzeugt und so gründen die drei einen Ort, in dem sie gebärenden Frauen in einer Eins-zu-eins-Betreuung Wärme und Geborgenheit schenken und auch nach der Geburt übernehmen sie die warmherzige Nachsorge.
Während Carola einen chaotischen, aber liebevollen Familien-Alltag führt und Ella sich zu einem Mann hingezogen fühlt, reißen bei Susanne plötzlich alte und nie verheilte Wunden auf: Als junges Mädchen hat sie selbst ein Kind geboren, welche sie auf Druck ihrer Eltern zur Adoption freigeben musste. Allen Widerständen zum Trotz begibt sie sich auf die Suche nach ihrem Kind.
Doch plötzlich sieht sich das Geburtshaus einer Schmutzkampagne ausgesetzt. Die drei Freundinnen geben alles, damit ihr wahr gewordener Traum weiterhin Bestand hat.

Mitte Juni 2022 erhielt ich von der Autorin Marie Adams in den sozialen Medien eine Nachricht, in welcher sie anfragte, ob ich ihr Buch „Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht“ gerne lesen und rezensieren möchte.
Da ich die „Hebammen-Reihe“ von Linda Winterberg in den letzten Jahren sehr gerne gelesen hatte und ich zudem gerne wieder etwas über das Thema Geburt lesen wollte, sagte ich der Autorin sofort zu. Das Buch erreichte mich dann, zusammen mit dem gerade erschienen zweiten Teil der Reihe, etwa vier Wochen nach der Anfrage der Autorin.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an die Autorin für die Vermittlung der Rezensionsexemplare und ein herzliches Dankeschön an den Blanvalet-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung der Bücher.

Zu Beginn des Buches war ich etwas überfordert mit den vielen Charakteren, ihren Familien und ihren persönlichen Hintergründen. Das änderte sich aber nach den ersten Seiten schnell und ich schloss sie alle, vor allem aber die drei Hauptfiguren Susanne, Carola und Ella, in mein Herz.
Die drei Freundinnen sind vom Charakter und auch von ihrem familiären Hintergrund her völlig verschieden, werden aber von ihrer großen Leidenschaft für ihren Beruf und auch von ihrer Ansicht über eine selbst bestimmte Geburt geeint.
Susanne, die im Mittelpunkt dieses Reihen- Auftakts steht, ist die Initiatorin des Geburtshauses und steckt die anderen Beiden mit ihrer Begeisterung an. Sie hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte anderer, doch sie selbst leidet entsetzlich unter ihrem streng gehüteten Geheimnis, welches sie ihren Freundinnen einfach nicht offenbaren kann: Die Geburt einer Tochter, als sie noch selbst ein halbes Kind war. Immer wieder kehren ihre Gedanken zu ihrem Kind zurück, welches sie auf Druck ihrer Eltern zur Adoption freigeben musste. Entgegen aller Vernunft beginnt sie mit der Suche nach ihrer Tochter. Mir hat Susannes empathischer Charakter sehr gefallen. Sie ist innerlich zerrissen und steht immer wieder vor schwierigen Entscheidungen. Doch sie gibt sich selbst nicht auf – und auch die Liebe zu ihrem Kind nicht. Einer neuen Liebe zu einem Mann steht sie nach einigen Hin und Her auch offen gegenüber.
Carola ist Mutter dreier Kinder und ihr Beruf ernährt die Familie. Ihr Mann schreibt an einem Roman und so ist Carola, welche das Haus zum Arbeiten verlässt. Die Familie hat sich damit arrangiert, doch Carola leidet sehr darunter, dass viele aus ihrem sozialen Umfeld dies nicht anerkennen und verstehen: Eine Mutter hat zuhause bei ihren Kindern zu sein und der Vater soll arbeiten gehen. Carola lässt sich aber nicht unterkriegen, auch wenn sie des Öfteren verzweifelt, wenn sie in wichtigen Situationen nicht bei ihren Kindern sein kann oder nach einem langen Arbeitstag noch der Haushalt auf sie wartet. Ich mochte Carolas leicht chaotische, doch stets absolut liebevolle und quirlige Art sehr gerne. Auch ihre turbulente Familienmitglieder bringen sehr viel Leben in die Geschichte. Es bleibt spannend, wie es mit ihr und ihrer Familie im zweiten Teil der Geschichte weitergeht.
Ella, die dritte Hauptfigur, ist mit ihren 22 Jahren die Jüngste der drei Freundinnen. Sie wohnt noch zuhause bei ihren liebevollen, etwas konservativ eingestellten Eltern und hat den großen Sprung in die weite Welt noch nicht gewagt. Ella ist ein sehr emotionaler, aber auch verständnisvoller Charakter und ich bin sehr gespannt, wie sie sich in den nächsten Teilen der Geschichte entwickeln wird.
Um diese drei Hauptfiguren agieren noch eine Vielzahl an anderen Charakteren, welche alle authentisch und facettenreich beschrieben sind. Sie alle, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, konnten mich mit ihren lebensechten Geschichten und Hintergründen mitnehmen und ich schloss sie alle fest in mein Leserinnen-Herz.
Hier ist vor allem der Buchhändler Antonius zu nennen. Anfangs ist er einfach nur der recht freundliche Nachbar des Geburtshauses, seine Vergangenheit liegt völlig im Schatten. Doch im Laufe der Handlung zeigt sich immer mehr die dramatische Geschichte von diesem warmherzigen und sympathischen Charakter.

Die Handlung des Buches ist chronologisch aufgebaut. Vieles aus der Vergangenheit einer Figur wird rückblickend erzählt.
Marie Adams hat einen sehr farbenfrohen, leichten und detaillierten Sprachstil, welcher auf keiner der 416 Seiten Langeweile aufkommen ließ und mich schnell mit in die Geschichte nahm.
In der sehr ruhig erzählten Geschichte gibt es aber auch immer wieder Passagen, die mich emotional sehr mitnahmen und ich legte das Buch nur noch ungern aus den Händen.
Die liebevolle Aufmachung des Buches und ein sehr persönliches Nachwort der Autorin runden diesen wundervollen Reihen-Auftakt perfekt ab.

Die großen Themen des Buches sind die selbst bestimmte Geburt und die Gewalt unter der Geburt. Auch wenn das Buch in den Jahren 1989/ 1990 spielt sind diese Themen noch immer hochaktuell. In vielen Krankenhäusern ist die Entbindungsstation durch die ‚Nicht-Planbarkeit‘ ein hoher Kostenfaktor, welchen man unter anderen mit vielen geplanten Kaiserschnitten entgegenzuwirken versucht. Auf eine selbstbestimmte und bedürfnisorientierte Geburt kann aufgrund der angespannten Personalsituation und der Schichtdienste nicht eingegangen werden – oft betreut eine Hebamme im Krankenhaus mehrere Geburten parallel. Ich persönlich musste am eigenen Leib spüren, wie es ist, wenn man in den Wehen liegt und in der Zeit mehrere Schichtwechsel mitbekommt und dementsprechend immer wieder von anderen Hebammen und Ärzten/ Ärztinnen betreut wird.
Geburtshäuser bieten Frauen eine Alternative. Hier finden Frauen eine vertrauensvolle, ermutigende und bestärkende Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbetreuung. Das im Buch beschriebene Geburtshaus ist, wie auch die Charaktere fiktiv, lehnt sich aber an das erste Geburtshaus in Köln in der Cranachstraße an. Was zu Beginn belächelt und als verrückte Idee galt, hat sich heute in der Gesellschaft etabliert und es gibt mittlerweile in vielen deutschen Städten Geburtshäuser – mit langen Wartelisten.
Diese großen Themen hat Marie Adams sehr gut in ihrem Roman dargestellt und verbindet diese wunderbar mit ihren fiktiven Charakteren und deren Geschichte.
Das Buch zeigt, wie wichtig und unentbehrlich die Arbeit der Hebammen ist und auch, wie wesentlich es ist, dass Frauen unter der Geburt die Macht über ihren Körper behalten müssen.

Vielen Dank liebe Marie Adams für diese mitreißende und so wichtige Lektüre.

Fazit: Eine Geschichte mit wundervollen Charakteren, welche mir schnell zu Freundinnen und Freunden wurden und mich bestens unterhalten hat. Das Buch schafft zudem Aufmerksamkeit für die wertvolle und unentbehrliche Arbeit der Hebammen. Eine absolute Leseempfehlung für diesen tollen Reihen-Auftakt.

*Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Der Garten der Harfe“

von Elena Eden

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Bibliographische Angaben:
Erscheinungsdatum: 14. März 2022
Verlag: Selfpublishing
ISBN: 9798430043360 (Taschenbuch bei amazon.de)
9783754336823 (Gebundene Ausgabe Buchhandel)
Seitenanzahl: 384 Seiten

https://elena-eden-autorin.de/der-garten-derharfe/

Klappentext:
„Nach einem fürchterlichen Streit mit ihrem Bruder verlässt Maria im Jahr 1990 Hals über Kopf die Familienvilla am Wannsee in Berlin und setzt sich nach Irland ab. Sie trotzt widrigen Schicksalsschlägen und schafft sich auf der grünen Insel eine neue Existenz als Bildhauerin. Rund drei Jahrzehnte später nimmt ihre Nichte Larissa die Spur der Abgetauchten auf. Was als harmlose Urlaubsreise geplant war, entwickelt sich zu einer mitreißenden Suche durch die exotischen Gärten von Irland. Der jungen Ärztin bietet ein kunstvernarrter Architekt bei den Nachforschungen Hilfe an. Im berühmten Mauergarten von Kylemore Abbey, mitten in der rauen Landschaft von Connemara, hofft Larissa auf den entscheidenden Hinweis.Am Ende kommt ein Familiengeheimnis ans Licht, das tief in die deutsch-irische Geschichte zurückreicht. Hat Larissa die Kraft, durch die Wahrheit ihr altes Leben loszulassen, um wie einst ihre Tante Maria das eigene Lebensglück zu suchen?“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise von der Autorin als Rezensionsexemplar in Form eines Taschenbuchs zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!

-Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Der Garten der Harfe“ ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen von Verlusten, großen Geheimnissen und Neuanfängen erzählt und größtenteils in Irland und Berlin spielt.

Im Jahr 1990 verlässt Maria nach einem Streit mit ihrem Bruder von einem Tag auf den anderen die Familienvilla in Berlin und flüchtet nach Irland. Dort schafft sie es, sich mit viel Beharrlichkeit ein neues Leben aufzubauen.
Fast 30 Jahre später bricht Marias Nichte Larissa zu einer Urlaubsreise nach Irland auf und nimmt dort die Spur ihrer vermissten Tante auf. Diese Spur führt sie durch geheimnisvolle und verwunschene Gärten der ‚Grünen Insel‘ und sie lernt den kunstliebenden Architekten Alexander kennen und lieben.
Doch die Suche nach ihrer Tante und der Wahrheit reißt in ihrer Familie alte Wunden auf und Larissa steht vor einer großen Entscheidung, die ihr komplettes Leben verändern könnte.

Im August 2020 habe ich mit großer Begeisterung den Debütroman „Der Garten unter dem Eiffelturm“ von Elena Eden gelesen.
Ende März 2022 fragte mich die Autorin, ob ich auch gerne ihren zweiten Roman lesen und rezensieren möchte. Nach dem Blick auf den Klappentext war mein Interesse sofort geweckt, da ich Irland sehr liebe und auch Bücher über Gärten gerne lese. Auch das wunderschöne und stimmige Cover machten mir direkt Lust auf die Geschichte.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autorin Elena Eden für die Zusendung des Buches als Rezensionsexemplar und die wunderschöne Signierung.

„»Nur wenn du dir deiner Vergangenheit bewusst bist, und dazu musst du sie kennen, nur dann kann es eine unbeschwerte Zukunft für dich selbst geben …«“

[S. 261, Z. 14 – 16]

Maria und Larissa sind die beiden Hauptfiguren des Romans. Sie sind Tante und Nichte und sie Beide werden von ihrer Vergangenheit und der Suche einer Zukunft angetrieben.
Maria, welche schon immer ihren eigenen Kopf hatte und sich von ihren Eltern nicht gerne etwas vorschreiben lässt. Sie ist so ganz anders als ihr strebsamer Bruder und liebt ihre erkämpfte Freiheit. Doch zu ihrer Mutter verbindet sie ein vertrauensvolles Band. Als sie 1990 nicht nur Berlin, sondern auch Deutschland verlässt, baut sie sich mit viel Entschlossenheit und Mut wieder ein neues Leben auf. Auch wenn sie immer wieder hinfällt, steht sie wieder auf und lässt sich nicht unterkriegen. Marias offene und ehrliche Art war mir direkt sympathisch, zudem macht sie eine glaubhafte und authentische Entwicklung durch.
Larissa, Marias Nichte, macht sich 2019 zu einer Urlaubsfahrt nach Irland auf. Sie ist Ärztin und die nächste Stufe der Karriereleiter ist in greifbarer Nähe. Doch so richtig scheint sie in ihrem Leben noch nicht angekommen, sie ist noch immer auf der Suche nach sich selbst und der großen Liebe. Zudem treiben sie eine unbändige Neugier und ein großer Ehrgeiz an, nicht nur Neues zu entdecken, sondern auch die Vergangenheit ihrer Familie aufzudecken, auch wenn sie damit ihren Vater gegen sich aufbringt. Ich mochte Larissas direkte Art sehr gerne und auch, dass sie immer wieder über sich hinaus wuchs und sie sich ihren Ängsten gestellt hat.
Alexander ist ein Mann, welcher Kunst sehr schätzt und seine Heimat Irland liebt. Anfangs wirkt er sehr undurchsichtig, im Laufe der Geschichte entwickelt er sich für Larissa zu einem Fels in der Brandung und bringt die Geschichte weiter voran. Ein wundervoller Charakter, den man einfach gerne haben muss.
Auch die Charaktere, die nicht im Zentrum der Geschichte stehen, haben mich mit ihrer glaubwürdigen Zeichnung überzeugt. Alle Figuren agieren lebendig und authentisch und bringen einen unverwechselbaren Charme in die Geschichte. Der ein oder andere Charakter brachte mich zum Schmunzeln, andere hingegen ließen mich erstaunt und teils betroffen zurück. Eine perfekte Mischung an Figuren, die im Herzen bleiben werden.

Die Handlung des Buches teilt sich in zwei Erzählstränge. Es beginnt mit der Handlung im Jahr 2019, als Larissa nach Irland reist. Hier wird die Geschichte in der Ich-Form aus Larissas Sicht beschrieben, was dazu führte, dass ich ihr und ihren Gedanken sehr nahe kam und ihr oft nachfühlen konnte.
Der zweite Handlung beginnt 30 Jahre zuvor. Hier spielt Marie die Hauptrolle, allerdings wird die Geschichte nicht aus ihrer direkten Sicht beschrieben. Trotzdem konnte ich mich in ihre Geschichte einfühlen.
Dadurch, dass die zweite Handlung auf die erste Handlung zuläuft, wurde Spannung aufgebaut und ich wollte das Buch nur noch ungern aus den Händen legen.
Der flüssige und detaillierte Sprachstil von Elena Eden ließ auf keiner Seite Langeweile aufkommen und ich konnte vollständig in diese wunderschöne Geschichte abtauchen.
Eine Geschichte, die davon erzählt, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, aber auch seinen Weg im Leben zu finden und die Zukunft vor Augen zu haben.

Wie in ihrem Debütroman „Der Garten unter dem Eiffelturm“ hat sich Elena Eden wieder Gärten und deren Geschichten angenommen – diesmal verschiedenen Gärten in Irland. Diese beschreibt sie mit so viel Wissen und Gefühl, dass es sich anfühlte, als wäre ich gerade in diesen Gärten auf Entdeckungsreise. Somit ist auch dieser Roman ein kleiner Reiseführer, der zu den schönsten Gärten Irlands führt und deren spannende Geschichten erzählt.
Aber auch zu der Geschichte Irlands hat Elena Eden akribisch recherchiert und zeigt damit die sagenhafte Kultur der ‚Grünen Insel‘.
Das Buch hat eine eigene Musik-Playlist und damit einen Soundtrack, da in der Geschichte verschiedenste Musikstücke (vor allem Harfen-Stücke), eine große Rolle spielen. Damit wurde die Stimmung des Buches sehr intensiv und ich konnte mich völlig in die Geschichte fallen lassen.
Mit einer ausführlichen Zusammenstellung der Gärten, die in der Geschichte vorkommen, endet das Buch „Der Garten der Harfe“ und damit ein wunderbares und lehrreiches Lesevergnügen. Danke liebe Elena Eden.

Fazit: Während des Lesens spielte sich ein farbenfroher und intensiver Film in meinen Kopf ab. Tolle Charaktere und die wunderbaren Beschreibungen der Gärten, Landschaften und Menschen bescherten mir wunderbare Lesestunden und viel neues Wissen. Absolut lesenswert.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Das Lied des Waldes“

von Klara Jahn

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Bibliografische Angaben:
Erscheinungsdatum: 21. März 2022
Verlag: Heyne Hardcover
ISBN: 978-3-453-27368-9
Seitenanzahl: 384 Seiten

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Das-Lied-des-Waldes/Klara-Jahn/Heyne/e591595.rhd

Klappentext:
„Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst ist sie entfremdet. Die Kindheitserinnerungen in dem alten Forsthaus und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe überwältigen Veronika – da entdeckt sie alteAufzeichnungen über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat. In Annas Geschichte findet sie Trost und Inspiration, und es entwickelt sich ein besonderes Band zwischen den beiden Frauen, denen derselbe Ort durch die Zeiten hindurch Kraft gibt.“

Hinweise:
-Das Buch habe ich freundlicherweise über das ‚Bloggerportal‘ vom Heyne-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, ganz herzlichen Dank!
-Ich habe für diese Rezension vom Verlag oder von der Autorin keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

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Das Buch „Das Lied des Waldes“ von Klara Jahn ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen vom Umgang und Lernen des Menschen mit dem Wald erzählt.

Als Veronika nach dem Tod ihrer Mutter ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald betritt, möchte sie es eigentlich nur so schnell wie möglich wieder verlassen und verkaufen. Ihre Vergangenheit liegt weiter hier und eine neue Zukunft muss geplant werden: Ihr Ehe liegt in Scherben und auch beruflich ist alles aus und vorbei.
Doch das Haus bringt in ihr viele Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend wieder hoch. Veronika findet in ehemaligen Zimmer ihre damaligen Aufzeichnungen zu Anna Stromer, welche sich im 14. Jahrhundert für den Schutz des Waldes eingesetzt hat.
Als sie dann auch noch ihrer Jugendliebe gegenüber steht, erinnert sich Veronika zurück an eine unbeschwerte Zeit und an ihre damaligen Träume und Wünsche ihres Lebens. Doch was ist davon geblieben?

Vor etwa einem Jahr erschien der erste Roman von Julia Kröhn unter dem Pseudonym Klara Jahn „Die Farbe des Nordwinds“, welchen ich mit großer Begeisterung gelesen habe.
Julia Kröhn gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen, da sie mich mit ihren vielfältigen und akribisch recherchierten Geschichten und ihrer bildhaften Sprache immer wieder überzeugen und begeistern kann. Deshalb wollte ich auch unbedingt ihr neues Werk „Das Lied des Waldes“ lesen und fragte es im ‚Bloggerportal‘ an.
An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an den Heyne für die Zusendung und Bereitstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

Das Buch erzählt zwei Geschichten, von denen die eine im Jetzt spielt, die andere im 14. Jahrhundert.
Im Jetzt spielt Veronika die Hauptrolle: Ihre Tochter gerade in die weite Welt gezogen ist und beruflich und in ihrer Ehe ging es plötzlich steil bergab. Es ist nicht viel von der jungen Frau geblieben, welche damals den Ort und die Menschen ihrer Kindheit hinter sich gelassen hat und sich in Frankfurt ein neues Leben aufgebaut hat – fernab des Waldes.
Doch mit den Erinnerungen ist es so eine Sache, sie holen Veronika schneller ein, als ihr lieb ist. Dazu trägt auch ihre Jugendliebe bei, welchem sie nach Jahren plötzlich wieder gegenüber steht. Beide sind von ihren unterschiedlichen Leben gezeichnet.
Mir hat Veronikas authentische Entwicklung sehr gefallen. Anfangs ist sie wenig greifbar, doch je mehr ich über ihre Vergangenheit erfahren habe, desto erkennbarer wurden ihre Beweggründe und auch wie sie zu dem Menschen geworden ist, der sie nun ist.
Auch Martin, Veronikas Jugendliebe, empfand ich sehr lebensecht gezeichnet. Der plötzliche Verlust von Veronika hat ihn sehr gezeichnet und es fällt ihm schwer, wieder Vertrauen zu ihr aufzubauen. Martins Charakter hat mir mit seiner etwas melancholischen, aber ruhigen Art sehr gefallen.
Meine Lieblingsfigur in diesem Buch spielt aber im zweiten Erzählstrang, welcher im 14. Jahrhundert angesiedelt ist, die Hauptrolle: Anna Stromer. Sie lernt der Leser/ die Leserin als junges Mädchen mit große Visionen kennen, dazu besitzt sie Pioniergeist und passt damit nicht so richtig in die Konventionen ihrer Zeit. Anna muss immer wieder schwierige Situationen meistern, ihr Leben ist von Anfang von schweren Verlusten gezeichnet, doch sie gibt sich und ihre Träume nicht auf. Sie ist eine so starke, unvergessliche Figur,
Eine intensive Verbindung, welche auch von einer alten Eiche in der Nähe des Elternhauses von Veronika Eltern getragen wird, eint Veronika und Anna, auch wenn zwischen ihren Leben fast 600 Jahre liegen. Veronika wird als junges Mädchen auf Anna Stromers Lebensgeschichte aufmerksam und beginnt diese niederzuschreiben. Erst Jahrzehnte später, fallen ihr diese Aufzeichnungen wieder in die Hände.
Im Laufe der beiden Handlungen kommen noch einige Charaktere hinzu, welche mich alle mit ihrer authentischen Charakterzeichnung, ihren Geschichten und Biografien überzeugen konnten. Einige der Figuren im Erzählstrang, welcher im 14. Jahrhundert angesiedelt ist, sind historisch belegt, die Figuren der Gegenwart fiktiv. Somit verbindet Klara Jahn geschickt Vergangenheit mit der Gegenwart und Fiktion mit Historie.

Klara Jahn hat einen sehr bildhaften und lebendigen Sprachstil, welcher mich von der ersten Seite an für die Geschichte begeistern konnte. Sie beschreibt den Wald und dessen besondere Atmosphäre so eindrücklich, dass ich das Gefühl hatte, im Wald zu sein, ihn zu riechen und zu hören.

»Das Lied des Waldes sollte dir keine Angst machen«, sagte die Frau mit rauer Stimme. »Es klingt nicht immer schön, doch es ist immer echt. Der Wald lügt nicht, es heißt, man verliere den Verstand, wenn man zulange allein im Wald ist. Ich jedoch glaube, man findet den Verstand nur in der Stille.«

[S. 59, Zeile 9 – 14]

Die Handlung des Buches setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen, bei denen die Verbindung in den ersten Kapiteln erst mal nicht greifbar ist. Nach und nach setzt sich aber die Verbindung und die Geschichten der beiden Hauptfiguren zusammen und ergeben ein ganzes Bild.
Der Wald und seine Geschichte spielen in „Das Lied des Waldes“ eine große Rolle: Klara Jahn zeigt, wie sich das Verhältnis vom Menschen zum Wald im Laufe der Jahre verändert hat und wie aus dem wilden Wald ein Forst wurde. Der Mensch formte und formt den Wald immer mehr nach seinen Bedürfnissen, bewirtschaftet und prägt ihn mit Monokulturen. Mit ihrem Buch zeigt sie, dass die Menschheit hier wieder umdenken muss und es auch mittlerweile Tendenzen dazu gibt.
Auch die Errichtung der ersten Papiermühle durch Annas Vater im Jahr 1390 und den damit einhergehenden Siegeszug des Papiers, nimmt Klara Jahn gekonnt in ihre Handlung mit auf.
Diese Hintergründe zu ihrem Roman hat die Autorin wunderbar recherchiert und lässt den Leser/ die Leserin nach dieser Lektüre den Wald mit anderen Augen sehen.

Fazit: „Das Lied des Waldes“ ist ein Buch, welches mir sehr viel Freude bereitet hat. Klara Jahn beschreibt die Lebenswege ihrer Protagonisten lebhaft und zeichnet die wechselvolle Geschichte des Waldes sehr atmosphärisch nach. Unbedingt lesen, es lohnt sich.

*Ich habe für diese Rezension von der Autorin oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

„Unter dem Schnee“

von Katrin Burseg

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Erschienen am 04. Oktober 2021 im Diana-Verlag

ISBN: 978-3-453-29222-2

https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Unter-dem-Schnee/Katrin-Burseg/Diana-Verlag/e554009.rhd

Hinweise:
– Das Buch habe ich freundlicherweise vom Diana-Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
– Ich habe für diese Rezension von der Autorin und/ oder vom Verlag keinerlei finanzielle Gegenleistung bekommen, sie spiegelt mein persönliches Leseempfinden wieder. Aufgrund der Gegenleistung des Verlages in Form eines kostenlosen Rezensionsexemplars muss diese Rezension als Werbung gekennzeichnet sein.

Klappentext:
„Schloss Schwanenholz, Ende Dezember 1978: Fünfzig Jahre führte Luise von Schwan die Baumschule auf dem Gut an der Ostsee mit strenger Hand. Nun wird die Gräfin beerdigt. Doch als die Trauerfeier beginnt, fegt ein heftiger Schneesturm über das Land. Bevor das Familienanwesen von der Außenwelt abgeschnitten wird, trifft ein ungebetener Gast aus Frankreich ein. Wer ist die geheimnisvolle Frau, die behauptet, Luises Tochter zu sein? Und hat Luise tatsächlich während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter auf dem Gut ausgebeutet? Fünf Tage, in denen die Familie mit verborgenen Wahrheiten konfrontiert wird. Fünf Tage, die das Schweigen beenden, das sich jahrzehntelang über alles senkte wie Schnee.“

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Das Buch „Unter dem Schnee“ von Katrin Burseg spielt zwischen den Jahren 1978/1979 zur Zeit der Schneekatastrophe in Norddeutschland und zeigt, wie jahrzehntelang gehütete Geheimnisse eine Familie emotional trennen können.

Es ist der 28. Dezember 1978: Luise von Schwan, welche über mehrere Jahrzehnte eine Baumschule auf dem Familiengut an der Ostsee führte, ist verstorben.
Schon während der Beerdigung braut sich ein Unwetter unvorstellbaren Ausmaßes zusammen: Ein Schneesturm tobt mehrere Tage über das Land. Luises Familie erreicht noch knapp das Familienanwesen, kurze Zeit später sind sie durch Schneemassen von der Außenwelt abgeschnitten – zusammen mit der Köchin Isa und einer unbekannten jungen Frau namens Aimée aus Frankreich. Als diese behauptet, dass sie die gemeinsame Tochter von Luise und einem Zwangsarbeiter ist, holen die Familie jahrzehntelang gehütete Geheimnisse ein und stellen die Welt aller auf den Kopf. Emotional voneinander getrennt, nährt sich die Familie langsam wieder an und bricht das Schweigen.

Mitte September bekam ich vom Diana-Verlag eine Email, in der mir das Buch „Unter dem Schnee“ von Katrin Burseg vorgestellt wurde. Nach lesen des Klappentexts und auch durch das wunderbare, stimmige Cover, war meine Neugier direkt geweckt. Katrin Burseg hat mich schon mit den Büchern „Die Rebellin des Papstes“ (2010) und „Der Sternengarten“ (2013) mit ihrer sehr bildhaften Sprache und interessanten Geschichten begeistert.
Ich fragte direkt ein Rezensionsexemplar an und bekam es dann Ende September zugeschickt. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim Diana-Verlag für die Zusendung und Bereitstellung bedanken.

Die Anzahl der Figuren in diesem Buch sind sehr überschaubar, ganz im Gegensatz zu der Tiefe der Psyche der einzelnen Figuren. Immer wieder wurde ich überrascht, wie und weshalb die Personen agieren.
Als eine der ersten Personen lernen wir die Köchin Isa kennen. Mit Luise verband sie mehr als ein reines Dienstverhältnis – die Beiden konnten sich immer blind vertrauen. Nun droht Isa an dem Verlust von Luise zu zerbrechen. Es ist nicht der erste Verlust, den sie zu bewältigen hat. Isa ist mir mit ihrer offenen, aber auch so verletzlichen Art sehr schnell ans Herz gewachsen.
Klementine, Luises jüngere Schwester, ist ein Charakter, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde. Was hat diese Frau alles erlebt und durchgemacht. Doch all das Erlebte macht sie größtenteils mit sich selbst aus. Erst nach und nach erfährt ihre Familie, und damit auch der Leser, was in ihrem Leben alles passierte.
Carl und Johann, Klementines Söhne und die Erben der Baumschule, könnten unterschiedlicher nicht sein: Carl ist ein Hitzkopf, er liebt die Klarheit der Zahlen und nimmt auf die Gefühle seiner Mitmenschen keinerlei Rücksicht. Johann dagegen flüchtet sich gerne in die Welt der Bücher, er liebt die Bäume der Baumschule und setzt sich intensiv für den Naturschutz ein. Während ich Johann von Anfang mit seiner etwas schusseligen Art sehr mochte, stieß mich Carls egozentrisches Verhalten sehr ab.
Carolin, Johanns fünfzehnjährige Tochter, probt den Aufstand. Mitten in der Pubertät und ohne Mutter, muss sie ihr Leben leben. Eine große Stütze ist ihr dabei die Köchin Isa, die immer ein offenes Ohr für sie hat und ihre Liebe zu dem fast gleichaltrigen Niki (ein liebenswerter Chaot).
Sybille, eine Journalistin, die von Luise beauftragt wurde, die Chronik des Familienbetriebes zu schreiben, ist tief in die Geheimnisse der Familie von Schwan eingedrungen. Als sie mit den anderen Personen von der Außenwelt abgeschnitten wird, spielt sie mit ihrer Neugier, aber auch mit ihrer Ausgeglichenheit eine große Rolle.
Aimée, die junge Französin hat mich mit ihrer Geschichte sehr bewegt. Ein zutiefst verletzter aber auch kämpferischer Charakter. Ihr und ihrem Vater wurde im Leben nichts geschenkt, sie mussten immer wieder für sich und ihre Ziele kämpfen. Dabei hat Aimée ihr Herz am rechten Fleck behalten und ist selbstlos für andere da.
Auch wenn die eigentliche Hauptfigur des Buches nicht mehr direkt zu Wort kommt, ist sie doch die vielen Erzählungen und Erinnerungen der anderen Charaktere immer präsent: Luise von Schwan. Ihr Leben war nicht leicht, sie musste viele Rückschläge hinnehmen und sich in einer von Männern beherrschten Welt durchsetzen.
Wie bereits erwähnt, hat mich die Tiefe der Charaktere äußerst beeindruckt. Sie entwickeln sich authentisch, machen Fehler und gestehen sich diese auch ein. Mit Charakteren, die Ecken und Kanten haben, hat Katrin Burseg lebensechte und authentische Figuren geschaffen, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Ihre Geschichten und Erlebnisse haben sie zu den Menschen werden lassen, die sie sind.

Katrin Burseg hat eine ganz wunderbare und bildhafte Sprache. Schon ab der ersten Seite konnte sie mich für die Geschichte begeistern, die sich auf 400 Seiten erstreckt und auf 51 Kapitel aufteilt. Die Kapitel setzten abwechselnd den Schwerpunkt auf einen der Charaktere. Hier erfährt man viel aus der jetzigen Situation der Figur, aber auch über ihre Geschichte. Viele Erlebnisse ließen mich mit einer Gänsehaut zurück und es kam auf keiner Seite Langeweile auf.

Den Hintergrund des Romans „Unter dem Schnee“ bildet die Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978. Fünf Tage dauerte der Schneesturm an, machte Autobahnen unpassierbar, sorgte für meterhohe Schneeverwehungen und schnitt ganze Ortschaften von der Außenwelt ab. Die Temperaturen waren im zweistelligen Minusbereich und allein in der BRD starben 17 Menschen an den Folgen der Katastrophe. Viele, vor allem landwirtschaftliche Betriebe erlitten hohe Verluste, aber auch Privatpersonen waren Geschädigte des Unwetters. Eine Koordinierung der Hilfe war anfangs nicht möglich – zum einen waren die Telefonleitungen unterbrochen, zum anderen gab es keine gemeinsamen Funkfrequenzen zwischen Gemeinden, Hilfsorganisationen, Bundeswehr und Stromversorgern. Erst Tage später konnte den eingeschlossenen Menschen und Tieren geholfen werden.
Katrin Burseg hat eigene Erinnerungen an diese Schneekatastrophe, welche sie zu diesem Roman inspiriert haben: Mit ihrer Familie war sie zu dieser Zeit mehrere Tage eingeschneit.
Mit viel Leidenschaft erzählt sie diese Geschichte und fängt auch das Bedrohliche des Sturms und der Schneemassen ein. Bei einigen Szenen und Beschreibungen wurde es mir richtig kalt und ich konnte den tobenden Wind vor den Fenstern hören und spüren.
Geschichtlich arbeitet der Roman die Zwangsarbeit im Dritten Reich auf. In wie vielen deutschen Unternehmen damals Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen beschäftigt waren, lässt sich nicht mehr sagen, aber die Aufarbeitung hat, wenn auch spät, begonnen. In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin näher auf dieses Thema ein. Spannend finde ich auch die Geschichte, wie es den Kindern von Zwangsarbeitern/ Zwangsarbeiterinnen mit Deutschen erging. Diese hatten ein schweres Los und wurden gesellschaftlich geächtet – die Beziehungen waren auch strengstens verboten.
Ein weiteres geschichtliches Thema ist die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten (hier Pommern). Unter schrecklichsten Entbehrungen und Verlusten gelang nur wenigen Menschen die Flucht. In ihrer neuen Heimat angekommen, machten es ihnen die Gesellschaft auch nicht leicht, sich zu integrieren.
Aber auch den Wahnsinn des zweiten Weltkrieges, die anfängliche Euphorie und das böse Erwachen lässt Katrin Burseg gekonnt in ihre Handlung einfließen.
Die große Bandbreite der geschichtlichen Themen und wie die Autorin Geschichte mit Fiktion verbindet, haben mich sehr begeistert. Katrin Burseg hat ganz intensiv und akribisch recherchiert und ein authentisches Bild der verschiedenen Zeiten und der jeweiligen Gesellschaft gezeichnet.
Ein Stammbaum von der Familie von Schwan am Ende des Buches rundet dieses, für mich ganz wunderbare Buch perfekt ab. Ich habe keinerlei Kritikpunkte und werde immer wieder gerne zu den Büchern von Katrin Burseg greifen.

Fazit: Dieses Buch ist ein Highlight. Mit viel geschichtlichen Wissen und ganz wunderbar tief gezeichneten Charakteren hat Katrin Burseg ein Buch geschaffen, welches mich die Zeit vergessen lies. Ich bin völlig in diese spannende, aber doch eher ungewöhnlichen Geschichte abgetaucht. Unbedingt lesen!

*Kennzeichnung, da Produktnennung eines kostenlosen Rezensionsexemplars. Meine Meinung wurde nicht beeinflusst – dieser Artikel muss aber als Werbung gekennzeichnet sein.